Neu positionierte süddeutsche Musikhochschulen

Künftig sollen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg musikalische Kompetenzen in fünf Landeszentren selektiv gelehrt werden. Die Kernbereiche Orchester, Klavier und Gesang werden aber weiterhin überall gepflegt.

Die Musikhochschule in Trossingen. Foto: Gabriel Rinaldi, wikimedia commons

In Freiburg entsteht ein Lehr – und Forschungszentrum Musik mit starkem Bezug zur musikalischen Praxis und den Fächern Musikwissenschaft, Musiktheorie, Musikpädagogik und Musikphysiologie. In Karlsruhe steht Musikjournalismus und Musikinformatik im Fokus. Das multimedial ausbildende Institut für Musikjournalismus und das Institut für Musikinformatik schliessen sich in diesem Landeszentrum zusammen.

In Mannheim entsteht ein grosses Dirigierzentrum, das Chorleitung, Orchester/Sinfonik, Oper, Avantgarde, Leitung von (Amateur-)Blasorchestern und Leitung von Jazzensembles abdeckt. Stuttgart beherbergt den «Campus Gegenwart» mit einer spartenübergreifenden Verbindung der unterschiedlichen Kunstsparten in Kunst, Forschung und Ausbildung. Zusammengeschlossen werden Neue Musik (mit Elektronische Musik/Computermusik, Stimmkunst, Neues Musiktheater), Komposition, Jazz/Pop, Darstellende Kunst, Sprechkunst, Musikwissenschaft/Musiktheorie. Einbezogen werden auch die Akademie der Bildenden Künste und die Hochschule für Medien, Kulturschaffende und die Freie Szene.

In Trossingen stehen die Bereiche Musik – Design – Performance im Zentrum. Da wird der Generation der Digital Natives Rechnung getragen, die oft anders musikalisch sozialisiert sind als die klassische Klientel einer Musikhochschule. Einen wesentlichen Baustein dieses Landeszentrums bildet die Zusammenarbeit mit der HAW Furtwangen.

Die Einrichtung der Landeszentren ist auf Dauer angelegt. Zur ihrer Finanzierung wurde ein Stellenpool gebildet, für den das Land für fünf Jahre fünf W3-Professuren sowie weitere fünf Mittelbaustellen (E 13) zur Verfügung stellt. Die Musikhochschulen beteiligen sich mit jeweils zwei W3-Stellen an diesem Pool.
 

Karriereschub für Spitzennachwuchs

Orpheum Soloists on Stage nimmt in der Förderlandschaft eine Sonderstellung ein. In der Tonhalle Zürich fanden zwischen Ende August und Mitte September vier Konzerte mit jungen Solistinnen und Solisten statt, die bereits über eine gewisse Bekanntheit verfügen.

Philippe Jordan, Nikolay Znaider und Kyoungmin Park. Foto: Thomas Entzenroth

 Die Stiftung Orpheum, die im September ihr 25-jähriges Bestehen feiern konnte preist sich als «erfolgreiches Fördermodell» an: «Das bedeutet für junge Musiker nicht nur künstlerische Begegnungen auf höchstem Niveau, sondern oftmals auch einen Karriereschub», heisst es dazu weiter im Geleitwort der Kulturzeitschrift Du, die eine Sondernummer herausgegeben hat. Mit vier grossen Sinfoniekonzerten wurde das Jubiläum in der Tonhalle Zürich auf hohem künstlerischem Niveau begangen, eine ziemlich ungewöhnliche Manifestation von Sponsoring in Millionenhöhe.

Am 21. Februar 1990 wurde in Zürich durch Hans Heinrich Coninx – seines Zeichens viele Jahre lang Verlagspräsident der Tamedia AG – die Orpheum-Stiftung zur Förderung junger Solisten gegründet. Seit geraumer Zeit finden die Orpheum-Musikfesttage alle zwei Jahre statt, insgesamt gab es zwölf Anlässe dieser Art. Für die Aufnahme ins Orpheum-Förderprogramm schlagen die Mitglieder des 17-köpfigen Kuratoriums junge Talente vor, die mit einem renommierten Orchester und Dirigenten in der Tonhalle Zürich auftreten können.

Unbekannte sind daher in den Orpheum-Konzerten keine zu finden. Als Beispiel mag in diesem Jahr der 22-jährige Cellist Kian Soltani dienen, der bereits mit zwölf Jahren von Ivan Monighetti an die Musikakademie Basel aufgenommen wurde und der seither auch bei Sol Gabetta und David Geringas studiert hat. Neben seinem Orpheum-Konzert vom 6. September mit dem Tonhalle-Orchester unter Neville Marriner spielte er an der Schubertiade in Hohenems und beim Kissinger Sommer, trat mit Anne-Sophie Mutters Virtuosi auf oder interpretierte bei Daniel Barenboims West-Eastern-Orchestra das Tripelkonzert von Beethoven. Warum dann auch noch Orpheum, wenn Solisten im Konzertwesen schon derart etabliert sind? Howard Griffiths, seit 15 Jahren Künstlerischer Leiter bei Orpheum Young Soloists on Stage – wie der Anlass heute heisst –, meint zur aktuellen Situation: «Der Wettbewerb ist extrem und nur Künstler mit ganz besonderem Charakter und höchstem instrumentalem Können haben eine dauerhafte Karriere.»

Es geht bei Orpheum also nicht um herkömmliche Talentförderung, sondern um weiterführende Karriereunterstützung. Die Liste der Solistinnen und Solisten der letzten 25 Jahre umfasst denn auch so illustre Namen wie Renaud Capuçon, Alice Sarah Ott, Martin Grubinger oder Baiba Skride. Sie alle traten allerdings nur einmal bei Orpheum auf, was unweigerlich die Frage nach der Nachhaltigkeit provoziert. Dazu Griffiths: «Wir nutzen unser Netzwerk, um die von uns protegierten Musikerinnen und Musiker bei anderen Orchestern und Promotoren unterzubringen, dazu gehören etwa auch weitere Konzerte in Deutschland, Russland, der Schweiz und Österreich. Ich selber lade immer wieder Solisten ein, um beim Brandenburgischen Staatsorchester, wo ich Chefdirigent bin, zu spielen.»

Zum Jubiläum liess man sich etwas Besonderes einfallen und präsentierte etwas übertrieben formuliert «zwei Generationen von Orpheum-Solisten»: Der 40-jährige Geiger Nikolaj Znaider, 1996 bei Orpheum aufgetreten und heute ein arrivierter Musiker, spielte zusammen mit der 25-jährigen Bratschistin Kyoungmin Park die Sinfonia Concertante Es-Dur KV 364 von Mozart. Ein gelungener Auftritt am 4. September in der Tonhalle Zürich, bei dem die souveräne Spielweise des Etablierten mit dem sonoren Klang der Aufstrebenden gut harmonierte. In der Mittellage und bei Lagenwechseln bekundete die Bratschistin noch marginale Mühen, die aber von den klangschön begleitenden Wiener Symphonikern überdeckt wurden. Philippe Jordan stand am Pult und demonstrierte seine Klasse als Chefdirigent der Wiener zum Abschluss mit einer fulminanten Interpretation der 7. Sinfonie von Beethoven. Der Name «Jordan» hat bei Orpheum eine klingende Tradition, war doch Philippes Vater, Armin Jordan, unter den Dirigenten der ersten Stunde.

Seither hat sich im Musikbetrieb vieles verändert, was Howard Griffiths pointiert umschreibt: «Es gibt viel mehr im technischen wie im musikalischen Bereich hoch qualifizierte Musikerinnen und Musiker, insbesondere aus Asien, aber auch aus Russland, Europa und den USA. Die Anzahl Wettbewerbe und Festivals haben sich auch erhöht. Aber gerade junge Solisten sind heute konfrontiert mit gewaltigen Herausforderungen aufgrund der finanziellen Einschränkungen, mit denen viele Orchester und kulturelle Institutionen kämpfen. So besteht die Gefahr, dass viele talentierte Künstler zu wenige Möglichkeiten erhalten, nachhaltig Karriere zu machen.» Orpheum will einen Betrag leisten, wozu neu eine Kooperation mit dem CD-Label Sony gehört, das Einspielungen der Orpheum-Solisten herausgeben wird.

Endo Anaconda erhält den Berner Musikpreis 2015

Der mit 20’000 Franken dotierte Musikpreis 2015 des Kantons Bern geht an Endo Anaconda, bekannt mit der Gruppe Stiller Has. Die Musikerin, Komponistin und Performerin Lilian Beidler, der Akkordeonspieler Mario Batkovic und der Techno-Pionier Marco Repetto erhalten je einen Anerkennungspreis in der Höhe von 10’000 Franken.

Foto: Michael Schär

Endo Anaconda alias Andreas Flückiger gründete 1989 gemeinsam mit Balts Nill alias Ueli Balsiger 1989 Stiller Has. Der Musiker mit österreichischen Wurzeln ist eng mit dem Kanton Bern verbunden und ein Aushängeschild der Berner Rockmusik. 2013 erschien das neunte Studioalbum von Stiller Has: «Böses Alter».

Die Komponistin und Performerin Lilian Beidler machte zunächst mit grossangelegten akustischen Environments auf sich aufmerksam, in die sie als Performerin mittlerweile auch ihren Körper und ihre Stimme einbringt.

Mario Batkovic vermischt in seinem Akkordeon-Spiel traditionelles Balkan-Liedgut mit zeitgenössischer Jazz- und Rockmusik und lässt Einflüsse von Tom Waits über Astor Piazzolla bis hin zu Johann Sebastian Bach anklingen.

Marco Repetto traf um 1980 als Schlagzeuger der Postpunk-Band «Grauzone» den damaligen Zeitgeist und feilte an Proto-Techno-Tracks wie «Film 2». Ende der 1980er Jahre wurde er einer der wichtigsten Protagonisten der gerade entstehenden Schweizer Technoszene.

Mit dem Nachwuchsförderpreis «Coup de cœur 2015» in der Höhe von 3’000 Franken wird der Pianist Gilles Grimaître ausgezeichnet.
 

Deutsche Musikfachhändler planen Genossenschaft

20 deutsche Musikfachhändler haben sich in Fulda getroffen, um über die Gründung einer Genossenschaft im Musikfachhandel zu diskutieren. Die Weichen zu einem solchen Schritt sind bereits im April des Jahres auf dem Branchentreff des deutschen Musikfachhandels in Frankfurt gestellt worden.

Foto: Richie Johns, flickr commons

Die Teilnehmer des Treffens haben laut dem GDM «mit überwältigender Mehrheit» dafür votiert, eine Genossenschaft zu gründen. Klargestellt wurde in Fulda, dass es nicht nur darum gehe, bei der Bestellung von Waren Einkaufsvorteile zu erzielen. Vielmehr solle ein Schwerpunkt der Genossenschaft darauf liegen, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Lieferanten Marketingaktionen durchzuführen und insgesamt dafür zu sorgen, dass das aktive Musizieren weiter gefördert werde. Letztlich soll so «mehr Markt für die gesamte Branche geschaffen werden».

Ein Schwerpunkt der Genossenschaft soll darin liegen, die Aktivitäten im Internet auszubauen. Pläne für eine einheitliche Datenbank, die allen Genossenschaftsmitgliedern zur Verfügung gestellt werden kann, wurden vorgestellt. Auch Fragen eines Kernsortiments sowie formale Themen, wie Einlagenhöhe und Haftung der Mitglieder, wurden behandelt. Als nächster Schritt soll nun ein Kompetenzteam einen Geschäftsplan inklusive Finanzplanung erarbeiten.

 

Überbordend, visionär und mit Videobotschaft

Eindrücke von der 1. Biennale für Neue Musik und Architektur.

Eröffnungskonzert auf dem Münsterplatz. Foto: Martin Schmid

Mit über 1200 Mitwirkenden hat die 1. Biennale für Neue Musik und Architektur in Basel vor allem viele Jugendliche eingebunden. Über das verlängerte Wochenende vom 10. bis 13. September konnten 6500 Konzertbesucherinnen und -besucher sowie rund 14 000 Zuhörerinnen und Zuhörer bei den kostenlosen Performances gezählt werden. Die 12 Projekte mit rund 140 Aufführungen fanden an 21 verschiedenen Orten statt, 26 Werke wurden uraufgeführt. Es war für den Festivalintendanten Bernhard Günther und die Produktionsleiterin Anja Wernicke eine gigantische logistische Herausforderung, all die Beteiligten zu koordinieren und die diversen Räume für die künstlerische Idee urbar zu machen. Das Festivalprogramm überbordete richtiggehend, viele spannende Veranstaltungen liefen parallel.

Den Auftakt machten die jungen Tambouren aus der ganzen Schweiz, das Wetter spielte mit: Der stille Münsterplatz mit seinen noblen Häusern verwandelte sich in einen Raum für ein lautstarkes Trommel- und Pfeiff-Konzert, dazu gabs Live-Elektronik. Der Basler Tambour-Star Ivan Kym und der Osttiroler Komponist und Performer Wolfgang Mitterer hatten ihre neuen Stücke und Aktionen mit den Teilnehmern der gesamtschweizerisch ausgeschriebenen Tambourenwoche auf dem Brünig einstudiert, die Performance in Basel war gut vorbereitet, die Präzision der Trommler erstaunlich. Das Publikum war gekommen – natürliche auch viele Eltern und Geschwister der Beteiligten.
Danach ging man hinein ins altehrwürdige Münster, das für einmal Neuer Musik Raum bot. Der britische Komponist James Clark (*1957) hatte eigens für Raumklang Basel ein Stück konzipiert, das die 300 Sängerinnen und Sänger von fünf Gymnasien in sechs Chöre aufteilte: vor, hinter sowie links und rechts des Publikums. Das Ensemble aus acht Posaunen, die Trombone Unit Hannover, verteilte sich auf den Emporen. Überraschend war, dass die Chöre unter der Leitung von Oliver Rudin nicht nur sangen, sie schrien und riefen in einfach konzipierter Abfolge auch. Mit Wasser gefüllte Weingläser wurden sanft gestrichen, es wurde in Weinflaschen geblasen und geklatscht. Diese rund halbstündige Raum-Performance war originell, das hohe Münster erfüllt von vitaler Energie, von wuchtigen und poetischen Klängen, von Agitationen und Gegen-Reaktionen.

Ein visionäres Projekt war Chronos im frisch renovierten Volkshaus. Dafür wurde mitten im Zuschauerraum eine Drehbühne installiert; die Komponisten Beat Furrer, Thomas Kessler, Beat Gysin und Georg Friedrich Haas setzten sich mit dieser besonderen Aufführungssituation auseinander. Einmal sass das Publikum auf der Drehbühne und die Musikerinnen und Musiker spielten in der Mitte und ausserhalb des Zuschauer-Kreises. Für ein anderes Stück dislozierte das Publikum auf die Empore, und die Musik spielte sich auf und neben der Drehbühne ab. Die Licht-Regie von Michael Simon sorgte für kühles Weiss.
Strukturell am intensivsten auf die Drehbewegung eingelassen hatte sich Beat Gysin (*1968) im Auftragswerk Chronos (radial) für Ensemble und Stimmen. Er machte die Möglichkeit, «eine Mitte zu umfahren» und «sich um sich selbst zu drehen», hör- und spürbar. Mit zunehmender klanglicher Komplexität und sich verdichtender Dramaturgie zog er das Publikum auf der Drehbühne in seinen Bann, ja es entfaltete sich eine Art Reigen. Das Ensemble Recherche und die beiden Sängerinnen Svea Schildknecht und Johanna Greulich gerieten dabei fast in Trance.

Im Rahmen der Uraufführung dieses speziellen Drehklang-Projekts fand die Verleihung des Schweizer Grand Prix Musik statt. Bundesrat Alain Berset überreichte den mit 100 000 Franken dotierten Preis in einem festlichen Akt Heinz Holliger, der von seiner Japan-Tournee live zugeschaltet wurde.

Bachs h-Moll-Messe ist Weltkulturerbe

Das Autograph der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, BWV 232 ist zusammen mit Dokumenten zu Leben und Werk Luthers aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz von der Unesco ins Register des Weltkulturerbes aufgenommen worden.

Seite 1 des Autographs, Kyrie, Ausschnitt. Abbildung: Staatsbibliothek zu Berlin – PK

Das Messe-Autograph ist Bestandteil der grossen Bach-Sammlung der Bibliothek mit etwa 80 Prozent aller überlieferten Kompositionen des Meisters. In der Musiksammlung befindet sich auch das bereits im Jahr 2001 in das Weltkulturerbe-Register aufgenommene Autograph der Sinfonie Nr. 9 von Ludwig van Beethoven.

Die h-Moll-Messe, Bachs letztes Chorwerk, stellte er kurz vor seinem Lebensende in den Jahren 1748-49 und damit in Vollendung seiner Meisterschaft fertig. Bach verwendete in seiner Messe historische und moderne Satzarten, Formen und Kompositionstechniken. So bildet die Auseinandersetzung Bachs mit tradierten Mustern einerseits und die Verwendung von modernen Satztechniken anderseits in einem einzigen Werk, der h-Moll-Messe, ein Alleinstellungsmerkmal.

Diese einzige vollständige Partitur aus Bachs Lebzeiten ist mit Tinte auf Papier verfasst, Bach verwendete 99 Blätter und vier Titelblätter. Eine Datierung durch den Meister selbst liegt nicht vor, sie lässt sich aber durch Schriftvergleiche ermitteln.

Unter den insgesamt zwölf neu ins Unesco-Register aufgenommenen Dokumenten finden sich überdies auch solche, die das Wirken Martin Luthers als Wegbereiter der Reformation im frühen 16. Jahrhundert bezeugen: einer der seltenen Plakatdrucke der 95 Ablassthesen sowie das Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe. Sie sind ebenfalls im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin.

Lucerne Festival Ark Nova in Fukushima

Vom 24. Oktober bis 3. November 2015 kommt die mobile Konzerthalle Lucerne Festival Ark Nova zum dritten Mal zum Einsatz, diesmal in Fukushima. Erneut findet ein Musikfestival mit traditioneller japanischer Musik und europäischen Klassik- und Jazz-Musikern statt.

Lucerne Festival, Ark Nova 2014 © Yu Terayama | Till Fellner

Konzerte bestreiten unter anderen der Solo-Flötist des Lucerne Festival Orchestra Jacques Zoon, der japanische Pianist Kazune Shimizu, ein Bläser-Ensemble aus Solisten des Lucerne Festival Orchestra rund um den Solo-Trompeter Reinhold Friedrich, die Preisträgerin des Chopin-Wettbewerbs 2010, die Pianistin Yulianna Avdeeva, I Musici des Conservatorio Santa Cecilia in Rom und der schwedische Saxophonist Magnus Lindgren.

Die Lucerne Festival Ark Nova ist die erste mobile und aufblasbare Konzerthalle. Sie ist von Michael Haefliger, Intendant von Lucerne Festival, dem japanischen Stararchitekten Arata Isozaki, dem britischen Künstler Anish Kapoor und dem japanischen Konzertagenten Masahide Kajimoto initiiert und 2013 erstmals aufgebaut worden.

Die Grundidee der Ark Nova ist es, den Menschen während des Wiederaufbaus in der von der Katastrophe vom 11. März 2011 betroffenen japanischen Region Tōhoku Mut und Zuversicht zu bringen. Ein Ensemble von Solisten des Lucerne Festival Orchestra trat bereits 2013 in Matsushima und 2014 in Sendai in der mobilen Konzerthalle auf.

Andres Bosshard in Dänemark ausgezeichnet

Dem Schweizer Klangkünstler Andres Bosshard ist der mit 30’000 Franken dotierte Aarhus-2017-Preis verliehen worden. Er gewinnt die Auszeichnung mit «The Sonic Arc». Das Klangprojekt wird 2017 präsentiert, wenn die dänische Stadt Aarhus Kulturhauptstadt Europas ist.

Andres Bosshard mit dem Aarhus-Preis (Foto: Niels Aage Skovbo)

Andres Bosshard plant und kreiert das Werk mit den Einwohnern von Aarhus und der Region Midtjylland. Laut Jury ist es diese bürgernahe Zusammenarbeit, für die Andres Bosshards Werke bekannt sind, die für die Wahl letztlich entschiedend war.

«Mit dem Siegerprojekt ‚The Sonic Arc‘ erhält die europäische Kulturhauptstadt Aarhus 2017 ein einmaliges und poetisches Kunstwerk, das viele Menschen auf eine völlig einzigartige Weise involviert und bewegt», heisst es in der Begründung der Jury. Bosshard setzte sich gegen 31 Wettbewerbsteilnehmer aus der ganzen Welt durch.

Andres Bosshard wurde 1955 geboren und wohnt und arbeitet in Zürich. Er machte seinen Abschluss als Maler, begann jedoch schon früh mit Musik und Theater zu experimentieren. Er entwickelte kreisende Klangobjekte, interaktive Computermusik, Programme und Klanginstallationen, wie beispielsweise den «Sound Tower» am Bielersee auf der Expo.02

Philharmonie für Übersetzungen ausgezeichnet

Der Hieronymus-Preis des deutschen Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) geht dieses Jahr an ein Konzerthaus: Die Kölner Philharmonie erhält den BDÜ-Hieronymus-Preis 2015 für beispielhaftes Handeln im Bereich der mehrsprachigen Kommunikation.

Hieronymus im Gehäus. Kupferstich von Albrecht Dürer, 1514, Ausschnitt. wikimedia commons

Die Übersetzungen der Kölner Philharmonie leisteten einen wichtigen Beitrag zum Kulturtransfer und zur Integration, heisst es in der Begründung. In das Urteil der Jury flossen insbesondere Aspekte ein, die die Anerkennung von Sprachdienstleistungen für den Erfolg des Unternehmens betreffen.

So bietet das Konzerthaus eine zweisprachig gestaltete deutsch-englische Internetpräsenz. Zu fast all seinen Konzerten gibt es Programmhefte, in denen die Gesangstexte nicht nur in Originalsprache, sondern auch parallel in deutscher Übersetzung wiedergegeben sind. Die Werkbeschreibungen internationaler Komponisten zu ihren neuen Stücken kommen häufig ungekürzt in deutscher Übersetzung ins Programmheft.

Schon lange werden die Übersetzer in den Programmheften der Kölner Philharmonie genannt – in der Branche keine Selbstverständlichkeit. Die übersetzte Programmvorschau und viele weitere Informationen erscheinen auch online. Hierbei werden die entstehenden Online-Urheberrechte der Übersetzer beachtet und vergütet.

Gelungene mehrsprachige Kommunikation ist ein Erfolgsfaktor für Unternehmen. Doch es ist nicht selbstverständlich, dass Unternehmen dies erkennen. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer hat deshalb den Hieronymus-Preis im Jahr 2012 aus der Taufe gehoben und vergibt den Preis jährlich. Der Name des Preises geht zurück auf den Heiligen Hieronymus, der als Schutzpatron der Übersetzer gilt.

100 Millionen Euro für eine neue Musikhochschule

Die Landesregierung des deutschen Bundeslandes Hessen wirft für einen Neubau der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auf dem Kulturcampus in Bockenheim 100 Millionen Euro auf.

FrankCampus Bockenheim Juridicum mit Bibliotheksanbau. Foto: 25asd, wikimedia commons

Laut einer Mitteilung des hessischen Wissenschaftsministers Boris Rhein ist der Entschied das Ergebnis einer Hochschulleitertagung, bei der gemeinsam mit den 13 hessischen Hochschulen die Zukunft des Hochschulbaus in Hessen beraten und die Verteilung der Mittel aus dem sogenannten «Heureka II»-Programm an die Hochschulen für den Zeitraum von 2021 bis 2026 festgelegt wurde.

In den weiteren Planungsprozessen wird gemeinsam mit der Stadt Frankfurt der Standort im Bereich des heutigen Juridicums geprüft. Es handelt sich dabei um Grundstücke, die derzeit noch von der Goethe-Universität genutzt werden, aber im Zuge der Standortneuordnung aufgegeben werden.

Auf dem geplanten Kulturcampus sollen verschiedene Kulturinstitute zusammengefasst werden, darunter das Ensemble Modern und die Forsythe Company, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie das Institut für Sozialforschung und die Senckenberg Naturforschende Gesellschaft. Der Kulturcampus Frankfurt soll laut einer früheren Meldung von Deutschlands «Neuer Musikzeitung» Wohnen, Arbeiten und Kultur verzahnen und «die Stadtviertel Bockenheim und Westend transparent verbinden».

«Maske in Blau» 2016 bei der Operette Sirnach

Die Operette Sirnach produziert seit 1955 alle drei Jahre eine Operette und bringt 2016 «Maske in Blau» von Fred Raymond auf die Bühne. Für diese Produktion gewährt der Regierungsrat des Kantons Thurgau einen Lotteriefondsbeitrag in der Höhe von 50’000 Franken.

Foto: Maren Bessler/pixelio.de

Die Operette Sirnach hat sich aus dem seit 1860 aktiven Männerchor Sirnach und der später gegründeten Theatergesellschaft Sirnach entwickelt. Seit 1955 hat die Theatergesellschaft eine Tradition der Operetten-Inszenierungen geschaffen, die auch ausserhalb des Kantons Thurgau einen beachtlichen Ruf geniesst.

Im Dreijahresturnus wird unter professioneller Leitung und mit über 200 Beteiligten aus der Region eine Grossproduktion erarbeitet, die von über 11’000 Zuschauerinnen und Zuschauern aus der Region und den umliegenden Kantonen besucht wird.

Die Leitung der Produktion 2016 übernimmt ein künstlerisch ausgewiesenes Team: Für die Regie konnte erneut Leopold Huber, der Leiter des See-Burgtheaters, gewonnen werden. Martin Baur, der langjährige musikalische Leiter der Operette Sirnach, übernimmt auch bei der neuen Produktion die musikalische Einstudierung. Die Choreographie liegt seit 2007 bei Kinsun Chan, für Bühnenbild und Kostüme zeichnet bereits zum dritten Mal Klaus Hellenstein verantwortlich.

Engagiert werden zudem sieben professionelle Solistinnen und Solisten, ein Laienchor mit Sängerinnen und Sängern aus der Region Wil und ein 28-köpfiges Orchester aus Profis und Amateuren. Vom 9. Januar bis 16. März 2016 sind insgesamt 24 Aufführungen im Dreitannensaal in Sirnach angesetzt.
 

Walliser Förderbeiträge für Musikschaffende

Zum siebten Mal hat die Kommission Musik Pro Wallis mehrere Unterstützungen an Musiker, Formationen, Ensembles oder Institutionen vergeben. Die Zusammenarbeit zwischen Amateur- und Berufsmusikern pausiert hingegen.

Vincent Zanetti. Foto: Suzy Mazzanisi

Drei mit 30ꞌ000 Franken dotierte mehrjährige Unterstützungsbeiträge für Gruppen beziehungsweise mit 15ꞌ000 Franken für Einzelmusiker wurden vergeben. Kala Jula, ein Kollektiv unter der Leitung von Vincent Zanetti, Beat Jaggy für sein Projekt Carillon Plus sowie Aurélie Emery erhalten von Musik Pro eine dreijährige Unterstützung.

Für ihr Kompositionsprojekt erhalten Célina Ramsauer und Olivier Magarotto einen Schaffensbeitrag in der Höhe von je 10ꞌ000 Franken. Die Unterstützungsbeiträge für Zusammenarbeit zwischen Amateur- und Berufsmusikern sowie für den Aufbau von Ateliers wurden dieses Jahr nicht vergeben.

Jean-Marc Lovay, Schriftsteller (Kulturpreis des Kantons Wallis 2015), Cosima Grand, Tänzerin, Malika Pellicioli, Videokünstlerin, Pascal Viglino, Musiker und Komponist, (Förderpreise) sowie die Stiftung Bretz-Héritier (Spezialpreis) werden am 13. November 2015, 19 Uhr, in den Arsenaux, Sitten (Rue de Lausanne 45) ihre Preise entgegennehmen. Während der Feier werden die Arbeiten der Preisträger im Überblick präsentiert.

Kampf um Basels Kulturförder-Modell

Ein «regional breit abgestütztes ‚Komitee für eine nachhaltige Kulturpartnerschaft BL/BS’» hat zuhanden der beiden Regierungen eine Petition lanciert – nachdem Pläne des Kantons Basel-Land öffentlich geworden sind, seine Kulturpauschale um die Hälfte zu kürzen.

Für die Basler Madrigalisten steht die Zukunft auf dem Spiel. Foto: zvg

Das Komitee «ist überzeugt, dass nicht nur die Kulturschaffenden und -institutionen die Bedeutung des Kulturangebots in der Region Basel hoch schätzen, sondern vor allem auch das vielfältig interessierte Publikum».

In einer jetzt lancierten schriftlichen Petition (Onlinepetitionen werden im Kanton Basel-Land nicht angenommen) können «unterschiedliche Kreise aus der Bürger- und Zivilgesellschaft ab sofort unterschreiben, dass die vom Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft geplanten Sparmassnahmen im Bereich Kultur die Qualität und Kontinuität des bisherigen Angebots mehr als nur ernsthaft gefährden», schreiben die Petitionäre. Es drohe der kulturpolitische Kollaps.

Petitionsbögen können unter folgender Adresse bestellt werden: Komitee für eine nachhaltige Kulturpartnerschaft BL/BS, c/o Eva Heller, Klingentalgraben 2, 4057 Basel oder kulturpartnerschaft@gmx.ch.

Der Basler Kultur droht ein Kollaps

Schock in Basel: Der Kanton Basel-Landschaft plant, seine Kulturvertragspauschale zu halbieren. Das bedeutet unter anderem für den Gare du Nord und die Basler Madrigalisten das drohende Aus. In der Existenz bedroht sind auch die Basel Sinfonietta und das Junge Theater Basel.

Gare du Nord, Konzertsaal Decke. Foto: © Ute Schendel

Laut einer Medienmitteilung des Kantons Basel-Landschaft führen Sparvorgaben im Rahmen der Finanzstrategie des Regierungsrates im Bereich der Kultur- und Kunstförderung zu einer Sistierung von Förderangeboten sowie einer Verminderung von Leistungseinkäufen und Koproduktionen für die Jahre 2016 bis 2019. Bei der Umsetzung der Sparmassnahmen lege die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion «Priorität auf eine intakte Projektförderung in der Region sowie eine solide Subventionierung von Baselbieter Kunst- und Kulturbetrieben».

Unter anderem werden ab 2016 Förderangebote, die Künstler sowie Ensembles und Bands Aktivitäten ausserhalb der Region ermöglichen, sistiert. Das Festival Neue Musik in Rümlingen erhält nach Ablauf der Subventionsperiode die Möglichkeit, «analog aller Festivals in der Region, Beitragsgesuche an den Swisslos-Fonds Basel-Landschaft zu stellen. Auch von einer Erhöhung der Subvention an das Neue Theater in Dornach muss vorerst abgesehen werden».

Happige Auswirkungen hat der Entscheid vor allem auch für die städtischen Institutionen. Wie die «bz Basel» schreibt, muss der Gare du Nord, der ausschliesslich von Baselland unterstützt wird (2015 mit einer Subvention von 465’000 Franken), schliessen, wenn der Kanton sein Sparprogramm durchzieht. Ebenfalls ein Aus droht den Basler Madrigalisten und der Basel Sinfonietta.

get_footer();