Roth wird Kulturchefin des Kantons Basel-Landschaft

Die Kulturmanagerin Esther Roth wird neue Leiterin der Abteilung kulturelles.bl des Kantons Basel-Landschaft. Sie folgt auf Niggi Ullrich, der vom Amt auf den 31. Dezember 2014 zurückgetreten ist.

Foto: Sabine Burger

Die 1980 geborene Esther Roth ist zurzeit freischaffende Kulturmanagerin. Ihre Ausbildung schloss sie laut der Medienmitteilung des Kantons an der Universität Basel mit dem Master of Advanced Studies in Arts Management ab. Seit 2012 hat sie das Präsidium der Vereinigung der KünstlerInnen-Theater-VeranstalterInnen Schweiz inne, und sie ist Stiftungsratspräsidentin der Schweizerischen Interpretenstiftung SIS.

Aktuell ist sie Verantwortliche für nationale und politische Projekte bei «Helvetiarockt», und sie ist Vorstandsmitglied des RFV Basel – Popförderung und Musiknetzwerk der Region Basel. In der Vergangenheit hat sie in unterschiedlichen Kulturinstitutionen in der Schweiz und Deutschland in der Produktion im Theater- und Musikbereich (Jazz, Rock und Pop) gearbeitet.

Roth hat sich gegen 86 Bewerbungen aus der ganzen Schweiz durchgesetzt. Die Findungskommission unter Mitwirkung der Vorsteherin der BKSD, Frau Regierungsrätin Monica Gschwind und einer Vertretung des Kulturrats, entschied sich einstimmig für sie.

Esther Roth wird die Leitung der Hauptabteilung kulturelles.bl per 1. Februar 2016 übernehmen. Im Vordergrund stehen dabei die Einarbeitung in die laufenden Geschäfte der Hauptabteilung und die Kontaktnahme mit den Kulturschaffenden der Region. Im Fokus stehen aber auch die Verhandlungen mit dem Kanton Basel-Stadt bezüglich der vertraglichen Zusammenarbeit im Kulturbereich sowie die Vorbereitungen für ein neues Kulturleitbild.

Damit endet eine einjährige Vakanz in der Leitung von kulturelles.bl, wobei laut lokalen Pressemeldungen zunächst unklar blieb, ob der Posten überhaupt neu besetzt wird. Roths Vorgänger Niggi Ullrich präsidiert seit 1. Juli dieses Jahres den Berufsverband der Freien Theaterschaffenden Act.

Tod des Musikwissenschaftlers Max Lütolf

Der emeritierte Zürcher Professor für Musikwissenschaft Max Lütolf ist laut einer Meldung der Universität Zürich im Alter von 81 Jahren verstorben. Einen exzellenten Ruf erwarb er sich nicht zuletzt mit der Katalogisierung und Edition mittelalterlicher Quellen.

Foto: zvg,SMPV

Max Lütolf habilitierte sich 1976 an der Universität Zürich. 1977 wurde er zum Extra- ordinarius ernannt, 1988 zum Ordinarius befördert. In den Ruhestand trat er im Jahr 2000.

Das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich umreisst seine Forschungs-schwerpunkte folgendermassen: «Seine breit ausgreifenden wissenschaftlichen Interessen galten der liturgischen Musik im weitesten Sinne, mit einem besonderen Schwerpunkt im Mittelalter. Immer wieder hat er sich dabei mit grossräumigen Editionsvorhaben befasst. So erstellte er das Register zur monumentalen Sammlung der Analecta hymnica, er edierte etliche mittelalterliche Handschriften, unter denen die bis heute Referenzcharakter besitzende Ausgabe des Graduale von S. Cecilia in Trastevere herausragt. Immer wieder hat er sich editorisch auch mit der Musik des römischen Barock befasst, so in seiner Ausgabe der opera I und III von Arcangelo Corelli. Das bedeutendste Vorhaben war und ist aber zweifellos seine monumentale, achtbändige Edition der Geistlichen Gesänge des deutschen Mittelalters, die kurz vor dem Abschluss steht und deren Vollendung er nun nicht mehr erleben kann. Er war für lange Jahre verantwortlicher Herausgeber der Werke Othmars Schoecks, zudem Koordinator des schweizerischen Orgelinventars.»

 

Ade, du Oleander und Feigenbaum

Zum 20. Todestag des ungarisch-schweizerischen Komponisten János Tamás hat das Künstlerhaus Boswil am 21. November ein Symposium durchgeführt.

János Tamás. Foto: zVg Künstlerhaus Boswil,Foto: Künstlerhaus Boswil

Spannend an dieser Veranstaltung war vor allem die Mischung aus theoretischen und praktischen Vorträgen, Musikologinnen und Musikologen wechselten sich ab mit Musikerinnen und Musikern, die mit dem Werk von János Tamás (1936–1995) gut vertraut sind. So wurden der Komponist und der Mensch, der 1956 wegen des Ungarn-Aufstands in die Schweiz emigrierte und in eine Pflegefamilie kam, facettenreich beleuchtet.

János Tamás floh als 20-jähriger Jugendlicher alleine vor dem diktatorischen Terror in seiner Heimat. Obwohl er hier später eine Familie gründete und sein Auskommen als Klavierlehrer an der Alten Kantonsschule Aarau hatte, zudem am Theater Biel-Solothurn, bei der Aargauer Oper und beim Orchestervereins Aarau dirigierte, fand er als Komponist in der Schweizer Musikszene nur wenig Anerkennung.

Dass die Paul-Sacher-Stiftung, die auch das Symposium mitgestaltet hat, vor vier Jahren Tamás’ Nachlass übernahm, ist eine späte, aber umso wertvollere Geste. Heidy Zimmermann, welche in der Stiftung das «ungarische Konvolut» betreut, gab einen Einblick in die Sammlungstätigkeit der Sacher-Stiftung. Tamás wird hier als Ergänzung zu den prominenten Ungarn gesehen, dazu gehören u. a. Béla Bartók, Sándor Veress, György Ligeti und György Kurtág.

Die Tamás-Biografin Verena Naegele hat in ihrem Referat die Schwierigkeiten des «ewigen Emigranten» differenziert aufgezeigt. Der junge, vielversprechende Komponist und Pianist, der bei Ferenc Farkas in Budapest ein Musikstudium begonnen hatte, fand in der Schweiz Kontakt zu einem Landsmann: Er studierte bei Sándor Veress in Bern. Doch der Spagat zwischen den ungarischen musikalischen Wurzeln und dem demokratisch freien, aber künstlerisch wenig anregenden Leben in Aarau blieb für ihn schmerzhaft, ja er führte zu einer inneren Abkapselung des Komponisten.

Auf spielerische Weise modern
Für das Tamás-Symposium extra aus Budapest angereist war die Musikologin Anna Dalos von der Liszt-Musikakademie Budapest. Sie referierte über die ungarische Musikszene nach 1956, die in unseren Breitengraden wenig bekannt ist. Die zwölftönige und die serielle Schreibweise wurden dort kaum rezipiert, da sie vom kommunistischen Regime nicht zugelassen war. Die tonale Gebundenheit blieb stark, es herrschte auch eine eher naive Vorstellung von Kompositionstechniken des 20. Jahrhunderts. Erst György Kurtág hat nach 1968 die Reihentechnik praktiziert, und István Lang (1933) war, so Anna Dalos, der bedeutendste Pionier mit Glissandi, Geräuschen, aleatorischen Freiräumen und bei der Loslösung vom metrischen Empfinden.

Ob die am Symposium aufgeführten Stücke oder die auf CD präsentierten Orchesterwerke: Tamás’ Musik beeindruckte und ging unter die Haut. Sie ist sparsam gesetzt, poetisch stimmungsvoll, dramaturgisch interessant und auf spielerische Weise sehr modern. Der Pianist Tomas Dratva kennt das Klavierwerk wohl am besten, er hat auch das Klavierkonzert posthum uraufgeführt und mehrere Stücke von Tamás auf CD eingespielt. Zusammen mit der Flötistin Eva Oertle und dem Bratschisten Alexander Besa spielte er zwei typische Stücke: Musik in der Dämmerung (1979) und die Sonate für Viola und Klavier (1957/1974), die Tamás während seines Studiums bei Veress überarbeitet hatte. In einem Lecture-Recital gab Dratva auch Einblick in das Trio Feuerbilder (1986), welches er anschliessend mit dem Klarinettisten Fabio Di Cásola und dem Bratschisten Alexander Besa spielte (Oehms classic OC 443).

Wie es in der Kompositionsklasse von Sándor Veress zu und her ging, darüber berichtete der Musikpublizist Thomas Meyer. Bedeutende Schweizer Komponisten wie Heinz Holliger, Roland Moser und Jürg Wyttenbach haben bei Veress studiert, János Tamás war der einzige Ungar. Viel gesprochen habe Veress als Lehrer nicht und Komposition nur im Einzelunterricht gelehrt. So kannten sich seine Schüler kaum, und jeder konnte seine eigene originelle Musiksprache entwickeln.

Aargauer Kollegen
Der Aargau war nicht einfach frustrierend für Tamás. Er ermöglichte ihm eine Existenz als Musiker und Pädagoge, wie Verena Naegele in ihrem Referat erläuterte. Hier fand er interessante Lehrerkollegen wie Jean-Jacques Dünki, Thomas Baldinger oder Tomas Dratva, die seine Stücke aufführten und noch immer spielen. Dem Pianisten und «Anschlagskünstler» Dünki hat Tamás seine erste Klaviersonate gewidmet. Dünki spielte das recht virtuose Werk am Symposium und gab dazu interessante Erläuterungen, etwa dass die ausführlichen und differenzierten Spielanweisungen des Komponisten Interpreten auch einengen können. Dünki begleitete zudem die Lieder Das Gesicht eines Vogels (1984) auf Gedichte der Aargauer Lyrikerin Erika Burkart, die Kurt Widmer einst uraufgeführt hat und nun auch am Symposium einfühlsam vortrug.

Michael Schneider, der das Künstlerhaus Boswil leitet, war ein Schüler von Tamás. Er wies in seinem Referat zur Ballade für Orchester (1989) auf interessante Assoziationsfelder des Komponisten hin, dessen sinfonisches «Klang-Spiel» Bezug nimmt auf die 5. Sinfonie von Schostakowitsch und auf das Divertimento für Streicher von Bartók. Der mit Tamás verwandtschaftlich verbundene Musikprofessor Peter Laki, der in Cleveland lebt, hat schon öfter zu Tamás’ Musik publiziert. Nun sprach er über die religiösen Hintergründe und Zusammenhänge in den Oratorien des jüdischen Komponisten.

Das Libretto zum Oratorium Noahs Tochter (1985) schrieb die Aargauer Schriftstellerin Claudia Storz. Sie erzählte, wie hoch inspiriert die Zusammenarbeit mit Tamás war. Der Satz aus ihrem Libretto «Ade, du Oleander und Feigenbaum. Wir nehmen Abschied nun. Das Leben war so gut» zitierten die beiden Künstler jeweils zum Abschied voneinander. Er steht sinnbildlich für den endgültigen Abschied vom Leben, den Tamás am 14. November 1995 eigenhändig vollzog.

Weiterführende Informationen

 
www.janostamas.ch

 

Buch: Verena Naegele, Martin Matter u. a.: Feuerbilder – Schattenklänge. János Tamás – Komponist, Pianist, Pädagoge, Musikverlag Müller & Schade, Bern 1997

 

Die Beiträge des Symposiums sollen nicht nur, wie ursprünglich geplant, als E-Booklet online erscheinen, sondern auch gedruckt werden.
Bestellung E-Booklet:
www.symposiumjanostamas.ch/programm.html

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Thomas Meyer referierte über die Kompositionsklasse von Sándor Veress

Wechsel in der Zürcher Kulturabteilung

Niklaus Riegg übernimmt ab 1. Mai 2016 die Leitung des Ressorts Jazz/Rock/Pop in der Kulturabteilung der Stadt Zürich. Er tritt die Nachfolge von Susanne Spreiter an.

Foto: Nicolas Delaroche

Niklaus Riegg hat Jahrgang 1980 und studierte Publizistik, Musikethnologie und Philosophie an der Universität Zürich. Seit 2013 ist er als künstlerischer Leiter bei Blue Balls Music in Zürich tätig. Dort zeichnet er unter anderem verantwortlich für das Programm des Blue Balls Festivals in Luzern. Zuvor arbeitete er von 2006 bis 2012 als Musikjournalist für die Zeitung «20 Minuten», zuletzt als Leiter des Ressorts Unterhaltung.

Riegg verfüge dank seiner Tätigkeit als Jurymitglied verschiedener nationaler Musikwettbewerbe über ein weitverzweigtes Netzwerk im Musikbereich, schreibt die Stadt in ihrer Mitteilung zum Wechsel. Er kenne die internationale Musikszene ebenso gut wie die Bedingungen und Herausforderungen der Zürcher Musikschaffenden.

Riegg tritt per 1. Mai 2016 in der Zürcher Kulturabteilung eine 80-Prozent-Stelle an. Die bisherige Leiterin des Ressorts Jazz/Rock/Pop, Susanne Spreiter, verlässt die Kulturabteilung nach sieben Jahren auf eigenen Wunsch.

Sarah Ross übernimmt Professur in Hannover

Die bisher an der Universität Bern als Wissenschaftliche Mitarbeitende, Bereich kulturelle Anthropologie der Musik tätige Musikwissenschaftlerin Sarah Ross hat an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover eine Professur für Jüdische Musikstudien unter besonderer Berücksichtigung synagogaler Musik angetreten.

Foto: zvg,SMPV

Sarah Ross leitet in Hannover das ab 1992 von Andor Izsák aufgebaute und seit Eröffnung der Villa Seligmann Anfang des Jahres 2012 dort beheimatete Europäische Zentrum für Jüdische Musik (EZJM). Sein Ziel ist die Sammlung, Erforschung und Vermittlung jüdischer Musik unter besonderer Berücksichtigung synagogaler Liturgie.

Der Aufgabenbereich von Sarah Ross umfasst die Fortführung und Erschliessung der Sammlung des EZJM, die regionale wie internationale Vernetzung mit anderen Disziplinen der Jüdischen Studien sowie Forschung und Lehre mit dem Ziel einer Wiederetablierung, Sicherstellung und Fortentwicklung der «Jüdischen Musik» als eigenständigen wissenschaftlichen Forschungsbereich mit spezifischen Lehrangeboten im deutschen Hochschulsystem.

Sarah Maria Ross studierte Musikethnologie, Judaistik und Klassische Archäologie in Köln sowie Historische Musikwissenschaft, Europäische Ethnologie und Klassische Archäologie in Kiel, promovierte als DFG-Stipendiatin an der Hochschule für Musik und Theater Rostock und arbeitete zuletzt als Assistentin für Kulturelle Anthropologie der Musik am Institut für Musikwissenschaft und als Studienfachleiterin für World Arts am Centre for Cultural Studies an der Universität Bern. Dort arbeitete sie an ihrer Habilitationsschrift «Musical Timescapes: Überlegungen zu einer Musikethnologie der Nachhaltigkeit».
 

Kulturbotschaft erfordert Gesetzes-Anpassungen

Das eidgenössische Parlament hat im Rahmen der Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2016 bis 2020 verschiedene Änderungen des Kulturförderungsgesetzes (KFG) und des Filmgesetzes (FiG) verabschiedet.

Bundeshaus. Foto: Roland Zumbühl, picswiss

Das KFG wird laut der Medienmitteilung der Räte geändert, um die von der Kulturbotschaft vorgesehenen neuen Massnahmen umzusetzen. Diese betreffen die kulturelle Teilhabe, die musikalische Bildung mit dem Programm «jugend+musik» als zentrales Element sowie die Lese- und Literaturförderung.

Die Revision des FiG weitet die sogenannte Einverleiherklausel aus, die bisher nur für das Vorführen in einem registrierten Kino, für das Verkaufen von Tonbildträgern wie DVDs oder Videos sowie für das Vertreiben über Abruf- oder Abonnementsdienste vorgesehen war. Die Änderung der FiV regelt die Pflicht, wonach statistische Angaben zur Filmverwertung ausserhalb der Kinos gemeldet werden müssen.

Die Gesetze und die Verordnung werden Mitte Dezember auf der Internetseite des Bundesamtes für Kultur publiziert.

Förderpreise der Musikschule Konservatorium Zürich

Der 17-jährige Cellist Samuel Niederhauser ist mit dem fünften Förderpreis Klassik der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) ausgezeichnet worden, die ebenfalls 17-jährige Geigerin Julia Schuller mit dem erstmals vergebenen «Vuillaume-Preis MKZ».

Julia Schuller, Stadtrat Gerold Lauber, Samuel Niederhauser. Foto: zvg

Im Finalwettbewerb vermochte sich Samuel Niederhauser gegenüber vier Mitstreiterinnen durchzusetzen. Mit seiner Interpretation zweier Sätze aus der Sonate für Violoncello und Klavier in d-Moll Op. 40 von Dmitri Schostakowitsch überzeugte er die Wettbewerbsjury im Kleinen Saal der Zürcher Tonhalle.  Das Preisgeld von 3000 Franken, zur Verfügung gestellt von der Förderstiftung MKZ, wird er in Meisterkurse investieren.

Der ebenfalls 17-jährigen Geigerin Julia Schuller ist der erstmals vergebene «Vuillaume-Preis MKZ» zugesprochen worden. Sie erhält von MKZ eine Violine aus der Meisterwerkstatt von Jean-Baptiste Vuillaume zur Verfügung gestellt. Das kostbare Instrument hat MKZ durch eine Erbschaft erhalten.

Ausgezeichnete Nachwuchsgitarristen

Vom 29. Oktober bis 1. November fand in Versoix das 7. Internationale Festival für Gitarre statt.

Nelson Javet, Sylvain Moeri, Marwan Hemma (von links). Foto: zVg,Foto: zVg

Neben einer Ausstellung und Konzerten wurde am Festival auch ein Wettbewerb durchgeführt. In der ersten Kategorie (bis 18 Jahre) wurden folgende Nachwuchstalente ausgezeichnet:
1. Preis: Sylvain Moeri, Conservatoire Populaire, Genève
2. Preis: Nelson Javet, Conservatoire de Musique, Lausanne
3. Preis: Marwan Hemma, Conservatoire de Musique, Lausanne

In der zweiten Kategorie (ab 18 Jahren) wurden folgende jungen Gitarristen prämiert:
1. Preis: Marco Musso, Universität für Musik, Graz
2. Preis: Angel Tomas-Ripoll, HEMU Genève
3. Preis: Guillaume Geny, HEMU Lausanne, site Sion

Weitere Informationen auf
www.versoix.ch/bolero/home.php?page=1476&obj=9765

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Marco Musso, Guillaume Geny, Angel Tomas-Ripoll (von links)

Zeugnis mittelalterlicher Musikgeschichte

Das Historische Museum Thurgau übernimmt als Leihgabe in die Ausstellung «Zankapfel Thurgau» das weltberühmte Graduale aus dem Kloster St. Katharinental eine der kostbarsten und prachtvollsten Handschriften der Schweiz.

Ausschnitt aus dem Graduale aus dem Kloster St. Katharinental (Bild: zvg)

Das Graduale aus dem ehemaligen Kloster St. Katharinental, ein dreizehn Kilogramm schweres Choralbuch aus dem Jahr 1312, gehört zu den kostbarsten und prachtvollsten Handschriften unseres Landes. Es enthält zahlreiche künstlerisch hochwertige Miniaturen auf Goldgrund, filigrane Initialen, Musiknoten und lateinische Liedtexte. Das Schweizerische Nationalmuseum ersteigerte es vor knapp 60 Jahren mit finanzieller Beteiligung des Kantons Thurgau für 400’000 Franken aus dem Kunstmarkt zurück.

Ab 29. November ist es nun für zwei Monate im neu gestalteten Schloss Frauenfeld zu sehen, und zwar im Rahmen der Schlossausstellung «Zankapfel Thurgau», in welcher die turbulente, aber auch kunsthandwerklich produktive Zeitspanne des 14. und 15. Jahrhunderts thematisiert wird.

Am ersten Adventssonntag lässt das Spezialistenensemble La Morra zwei Gesänge aus dem Graduale erklingen. Vertiefend erklärt dazu Kunsthistorikerin Elke Jezler die Besonderheiten der exklusiven Thurgauer Mittelalterhandschrift. Familien und kleine Gäste werden zudem von den Schlossfiguren, der Kammerjungfer Barbara und der Köchin Elsi auf eine Reise ins mittelalterliche Alltags- und Klosterleben mitgenommen. Der Eintritt zum Adventssonntag (11 bis 17 Uhr) ist frei.
 

Zürcher Kunstaktionen zur Klimakonferenz

Die Zürcher Hochschule der Künste ZHdK ist mit zwei künstlerischen Beiträgen am offiziellen Programm der Klimakonferenz COP21 vertreten. Sie heissen «(in)visible transitions» und «Trees».

Botanischer Garten der Universität Zürich, Tropenhäuser. Foto: Flurin Fischer © ZHdK

Das Projekt «(in)visible transitions» ist ein Beitrag zu einer Serie von weltweit stattfindenden Veranstaltungen zum Auftakt der Klimakonferenz COP21 in Paris. «Les 24h du Climat» ist ein globales Performance-Netzwerk und soll die Öffentlichkeit für die Klimaschutzziele von COP21 sensibilisieren und engagieren: Am Montag, 30. November, bespielt die Künstlerin Christina Della Giustina zusammen mit Musikern die drei Tropenhäuser und Teile des Aussenbereichs des Botanischen Gartens der Universität Zürich mit einer Komposition, die auf Klimadaten aus dem Wasserkreislauf von Bäumen basiert.

Vom französischen Präsidenten François Hollande persönlich eingeladen wurde anlässlich seines Besuches an der ZHdK im April 2015 auch das ZHdK-Forschungsprojekt «Trees: Ökophysiologische Prozesse hörbar machen». Es zeigt anhand der Geräusche, die bei Trockenheit in Bäumen entstehen, wie natürliche Phänomene durch künstlerisch-wissenschaftliche Prozesse erfahrbar und bewusst gemacht werden können.

Die Installation ist während der Dauer des Weltklimagipfels in der Halle 3 im Parc des Expositions Le Bourget in Paris zu sehen. Sie ist das Ergebnis eines vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Forschungsprojekts des Institute for Computer Music and Sound Technology der ZHdK und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Das Projekt lief seit 2012 und ist soeben abgeschlossen worden. Die künstlerische Leitung des Projekts liegt bei Marcus Maeder (ZHdK), wissenschaftlicher Partner ist Roman Zweifel (WSL).

Neue Ziele für Österreichs Kulturförderung

In Österreich ist im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz die private Kulturförderung wenig ausgeprägt. Der Bund will dies mit Gesetzesrevisionen ändern. Der österreichische Kulturrat ist skeptisch.

Foto: Paul-Georg Meister/pixelio.de

Laut Mitteilungen des österreichischen Bundesverwaltung liegt die Zahl der Quasi-Internationalen Organisationen in Österreich derzeit im niedrigen einstelligen Bereich.
Versuche, solche in Österreich anzusiedeln, stünden unter starkem Konkurrenzdruck, nicht zuletzt aus der Schweiz. Das Land will deshalb mit der Einführung von steuerlichen Privilegien die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs als Standort von Quasi-internationalen Organisationen erhöhen.

Seit dem Jahr 2012 sinke zudem die Zahl österreichischer Privatstiftungen. Dem soll mit Begünstigungen bei der Stiftungseingangssteuer und der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Zuwendungen begegnet werden.

Der Österreichische Kulturrat nimmt die Entwürfe mit Skepsis zur Kenntnis. Er befürchtet Tendenzen zur Privatisierung der Kulturförderung mit Entwicklungen hin zur einer Spendenkultur, die Kulturangebote bevorzuge, die «mit viel Werbung eine grosse Publikumsanzahl» anspreche. Die Finanzierung von weniger populären Kultureinrichtungen werde hingegen erschwert.

Stellungnahme des Österreichischen Kulturrates:
kulturrat.at/agenda/brennpunkte/20151112

Schubert-Archiv im Internet

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften macht mehr als 1000 handschriftliche und gedruckte Quellen zu Franz Schuberts Werk im Internet verfügbar. Es ist die weltweit grösste digitale Schubert-Sammlung.

«Die Nebensonnen», D.911,23, Autograf. Quelle: Schubertcommons, wikimedia

Die digitalisierten Handschriften stammen aus der Wienbibliothek im Rathaus, der Österreichischen Nationalbibliothek, der Norwegischen Nationalbibliothek sowie der Staatsbibliothek zu Berlin. Erst- und Frühdrucke konnten kürzlich aus dem Bestand der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek hinzugefügt werden. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) macht damit zentrale Werke des berühmten österreichischen Komponisten für Forschung und Musikinteressierte auf der ganzen Welt über ein gemeinsames Portal im Web zugänglich.

Die Datenbank ist im Rahmen eines vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds geförderten Projekts entstanden und wird seit 2010 von der vormaligen Kommission für Musikforschung, jetzt Abteilung Musikwissenschaft des Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften betreut.

Derzeit können Notenautografe der Musiksammlung sowie Briefe und Lebensdokumente der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Notenautografe sowie Erst- und Frühdrucke der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und Notenautografe der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz sowie der Norwegischen Nationalbibliothek eingesehen werden. Ein Ausbau der Datenbank in Kooperation mit weiteren Sammlungen ist geplant.

Mehr Infos: www.schubert-online.at
 

Edition vorderorientalischer Musikhandschriften

Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts «Corpus Musicae Ottomanicae» (CMO) wollen das Orient-Institut Istanbul der Max Weber Stiftung und das Institut für Musikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Musikhandschriften aus Zeiten des Osmanischen Reiches kritisch edieren.

Armenische Musikhandschrift in Hamparsum-Notation (spätes 19. Jh.). Foto: WWU – Ralf Martin Jäger,SMPV

Seit dem 19. Jahrhundert wurde laut der Mitteilung der Max Weber Stiftung im Osmanischen Reich das Repertoire der höfischen und urbanen Kunstmusik in einer zunehmenden Anzahl von Manuskripten aufgezeichnet – in einer vor 1812 entwickelten eigenen Notation. Daneben fand ab der Mitte der 1830er Jahre auch die westliche Notation zunehmend Verwendung. Die kritische Edition und Bearbeitung des Manuskriptbestands in beiden Notationsformen soll die Überlieferung einer Kunstmusikkultur ermöglichen, die bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein in den Metropolen der heutigen Türkei ebenso gepflegt wurde wie in den urbanen Zentren Syriens und Ägyptens.

Das Ziel des Langfristvorhabens ist es, in einer ersten Projektphase kritische Editionen der zentralen Handschriften in Hamparsum-Notation aus dem 19. Jahrhundert anzufertigen. Die zweite Phase widmet sich vornehmlich der kritischen Edition ausgewählter, in westlicher Notation geschriebener Manuskripte aus diesem Zeitraum. Die Edition der Liedtexte erfolgt parallel im interdisziplinären Verbund.

Als Open-Access-Publikation wird die Edition des CMO von der Redaktion perspectivia.net (Max Weber Stiftung), veröffentlicht; darüber hinaus sollen die Editionen der Einzelhandschriften als Book-on-Demand-Ausgaben erhältlich sein. Das von Ralf Martin Jäger, Experte für Ethnomusikologie vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Münster, geleitete Projekt wird in Münster, Istanbul und Bonn durchgeführt und von einem internationalen Wissenschaftlichen Beirat begleitet.
 

Geheimtipp in Bern

Seit 2013 werden im Yehudi-Menuhin-Forum unter der künstlerischen Leitung der Berner Pianistin Hiroko Sakagami Kammermusikkonzerte mit herausragenden Interpretinnen und Interpreten veranstaltet.

Konzert vom 12. Januar 2014. Foto: Bertrand Limoges,SMPV

Ohne Pauken und Trompeten, quasi klammheimlich, hat sich 2013 am Helvetiaplatz in Bern, nahe dem historischen Museum, eine Konzertreihe von kleinstem Ausmass und grösster Bedeutung etabliert: das Forum Kammermusik – fünf Konzerte unter der künstlerischen Leitung der Pianistin Hiroko Sakagami, mit Beteiligung hervorragender Musikerinnen und Musiker aus dem In- und Ausland, wie Carmina-Quartett, Erich Höbarth, Patrick und Thomas Demenga und vielen andern.

Das Konzept ist so einfach wie überzeugend: Gespielt wird im akustisch gut klingenden Raum des Yehudi-Menuhin-Forums Kammermusik mit Klavier in verschiedenen Besetzungen von Streichern und Bläsern aus Klassik, Romantik und neuerer Zeit. Die Konzerte – immer am Sonntag – beginnen um 17 Uhr und dauern etwa 90 Minuten. Anschliessend bietet ein Après-Concert im Untergeschoss Gelegenheit, mit den Musikerinnen und Musikern bei Speis und Trank in direkten Kontakt zu kommen.
Getragen wird die Konzertreihe unter dem Ehrenpatronat von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga von einer kleinen Gruppe Musikbegeisterter und prominenter Persönlichkeiten wie Thomas Füri, Alexander Wick, Michael Kaufmann und Werner Schmitt.

Am nächsten Konzert (Sonntag, 29. November 2015) spielen Erich Höbarth (Violine), Patrick Demenga (Violoncello) und Hiroko Sakagami (Klavier) Werke von W.A. Mozart (Trio E-Dur KV 542), Alfred Schnittke (Klaviertrio 1985/1992) und Franz Schubert (Trio Es-Dur, D. 929)

Näheres unter www.forumkammermusik.ch
 

Klanghaus Toggenburg nimmt weitere Hürde

Die vorberatende Kommission des St.Galler Kantonsrates beantragt, einen Kredit von 19 Millionen Franken für das Klanghaus Toggenburg gutzuheissen. Abgelehnt hat sie hingegen den für die Kunst am Bau vorgesehenen Beitrag von 300‘000 Franken.

Simulation des Innenraums des Klanghauses: nightnurse images, Zürich

Mit dem Klanghaus soll im oberen Toggenburg am Schwendisee ein Zentrum für Naturtonmusik entstehen, das die Klangwelt Toggenburg um ein Angebot erweitert. Als Klangwerkstatt soll es sowohl professionellen Musikerinnen und Musikern als auch Laien  für Proben, Kurse und Experimente zur Verfügung stehen.

Im November letzten Jahres startete die öffentliche Planauflage mit dem Gestaltungsplan, dem Teilzonenplan, dem Teilstrassenplan und der Anpassung der Schutzverordnung. Das Bauvorhaben wird in jedem Fall erst in Angriff genommen, wenn die Mitfinanzierung im Umfang von 5 Millionen Franken durch private Geldgeber verbindlich gesichert ist. Gegen den Teilzonen- und den Teilstrassenplan gingen insgesamt drei Einsprachen ein, die nach Verhandlungen zurückgezogen wurden.

In der Novembersession berät das Parlament das Geschäft in erster Lesung. Stimmt der Kantonsrat der Vorlage zu, entscheidet das Volk im Herbst 2016 über den Bau des Klanghauses.

 

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