Die katholische und die reformierte Kirche des Kantons Zürich schreiben zusammen mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) den Wettbewerb «Klang & Gloria» für Kirchenmusik aus. Beiträge können bis am 31. März 2016 eingereicht werden.
PM/SMZ
- 05. Nov. 2015
Neue Ideen für Gottesdienst und Kirche seien gesucht, schreiben die Organisatoren. Die Wettbewerbsaufgaben verlangen denn auch zwei Präsentationen, die als Video auf die Website www.klangundgloria.ch hochzuladen sind, und zwar die Bearbeitung eines Kirchenliedes und die Gestaltung eines Textes. Der Stil kann frei gewählt werden. Angesprochen sind engagierte Laien und angehende Berufsmusiker sowie Performer anderer Künste ab 18 Jahren.
Mit dem Wettwerb wollen die Organisatoren «auf die vielfältigen künstlerischen und beruflichen Möglichkeiten in der Kirchenmusik aufmerksam machen. Die ZHdK und andere Schweizer Hochschulen bieten verschiedene attraktive Studienangebote im Bereich der Kirchenmusik an. Interessante berufliche Perspektiven ermöglichen die Pfarreien und Kirchgemeinden der beiden Landeskirchen im Bereich Chorleitung und Orgel, da viele Stellen wegen Pensionierungen neu besetzt werden.»
Beat Schäfer präsidiert die Jury, der Burkhard Kinzler, Eugenio Giovine, Lislot Frei, Meinrad Furrer und Fabian Müller angehören.
Die Website www.klangundgloria.ch informiert über Wettbewerbsaufgaben und Teilnahmenbedingungen. Ebendort laden die Teilnehmenden ihre Wettbewerbsbeiträge bis spätestens am 31. März 2016 hoch. Das Preisträgerkonzert schliesslich findet am 28. Mai 2016 im Vortragssaal der ZHdK statt.
Das Auktionshaus Beares vermeldet einen Rekordpreis für einen Geigenbogen: Das Teil aus der Manufaktur François Xavier Tourtes hat für 288’960 Dollar den Besitzer gewechselt.
Musikzeitung-Redaktion
- 05. Nov. 2015
Der Bogen soll früher dem Geiger Bronislaw Huberman, dem Gründer der Israel Philharmonic, gehört haben. Er ist mit dessen Initialen versehen. Verkauft wurde er von einem nicht namentlich genannten Geiger.
Der 1835 in Pars verstorbene Franzose Tourte gilt als «Stradivari des Bogens». Er hat für diesen eine ähnlich herausragende Position wie der legendäre Geigenbauer für die Geigen selber. Er prägte mit technischen Innovationen, die Historiker heute noch vor Rätsel stellen, die Beschaffenheit des Viiolinbogens. Tourte muss für seine Zeit über sehr ungewöhnliche mathematische Kenntnisse und Messkapazitäten verfügt haben.
Keine Mittelkürzungen beim Aargauer Kuratorium
Ein Antrag, die Fördermittel des Aargauer Kuratoriums für das aktuelle Kulturschaffen im Kernbereich der öffentlichen Ausgaben um zehn Prozent zu kürzen, ist in der Kantonalen Kommission für Bildung, Kultur und Sport knapp abgelehnt worden.
Musikzeitung-Redaktion
- 04. Nov. 2015
Die grossrätliche Kommission für Bildung, Kultur und Sport (BKS) hat den Aufgaben- und Finanzplan 2016–2019 und die Entlastungsmassnahmen im Bereich BKS ausführlich diskutiert. Die Kommission lehnt neben den Mittelkürzungen fürs Kuratorium die Reduktion der ungebundenen Lektionen an der Primarschule ab und will stattdessen das mit drei Lektionen dotierte Frühenglisch in der 3. Klasse der Primarschule streichen.
Das Aargauer Kuratorium ist das von Parlament und Regierungsrat eingesetzte Fachgremium, das über Fördermassnahmen und Auszeichnungen im Bereich des aktuellen künstlerischen Schaffens im Kanton Aargau entscheidet. Es «fördert die Vielfalt, die Qualität und Lebendigkeit des künstlerischen Schaffens, unterstützt die Entstehung herausragender Werke und die Auseinandersetzung mit ihnen, schafft Freiräume für kreative Prozesse und den Austausch zwischen Künstlerinnen/Künstlern und dem Publikum sowie zwischen den Kunstschaffenden».
Die Ergebnisse der Kommissions-Beratungen und die Anträge werden nun an die Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF) weitergeleitet. Als federführende Kommission wird die KAPF den Aufgaben- und Finanzplan inklusiv sämtlicher Entlastungsmassnahmen aus finanzpolitischer Sicht prüfen. Die KAPF ist berechtigt abändernde Anträge zu den Kommissionsanträgen oder weitere Anträge zuhanden des Grossen Rats zu verabschieden.
Stabile Mietzinse für Winterthurer Übungsräume
Die Stadt Winterthur verzichtet auf die geplante Erhöhung der Mietpreise für Musikübungsräume zur Umsetzung eines Sparbeschlusses des Grossen Gemeinderates.
Musikzeitung-Redaktion
- 03. Nov. 2015
Der Grosse Gemeinderat der Stadt Winterthur hat den Globalkredit 2015 der Fachstelle Quartierentwicklung um zwanzig Prozent oder rund 408’000 Franken gekürzt. Als Beitrag zur Umsetzung dieses Beschlusses hat die Fachstelle Quartierentwicklung entschieden, die Mietzinse der 41 Musikübungsräume, die sie verwaltet, per Mitte 2015 zu erhöhen. Die Ankündigung dieser Erhöhung hat bei den Musikerinnen und Musikern laut einer Medienmitteilung der Stadt Proteste ausgelöst.
Im April 2015 haben sich der Stadtpräsident mit betroffenen Musikerinnen und Musikern zu einer Aussprache getroffen. Nach einer Überprüfung der Situation hat das Departement Kulturelles und Dienste nun entschieden, auf die geplante Mietzinserhöhung zu verzichten. Die Stadt anerkennt damit, dass sie teilweise unkorrekt vorgegangen ist.
Trotz des Verzichts auf die angekündigte Mietzinserhöhung sehe das Departement Kulturelles und Dienste bei den Musikübungsräumen Handlungsbedarf, so die Mitteilung weiter. Zum einen gebe es verschieden ausgestaltete Mietverträge. Hier werde eine Vereinheitlichung angestrebt. Zum andern seien die Mietpreise heute unterschiedlich.
Letzteres soll bereinigt werden – mit dem Ziel, «die Preise der Qualität der Räumlichkeiten anzupassen». Die damit einhergehenden Korrekturen der Mietpreise sollen massvoll sein, und unter dem Strich soll keine wesentliche Mehrbelastung für die Musikerinnen und Musiker entstehen. Die Bereinigung will das Departement Kulturelles und Dienste im nächsten Frühjahr gemeinsam mit den Mieterinnen und Mietern der Musikübungsräume angehen.
Die Fachstelle Quartierentwicklung setzt den Sparauftrag des Grossen Gemeinderates im laufenden Jahr mit zahlreichen grossen und kleinen Massnahmen um. So musste unter anderem einer Mitarbeiterin gekündigt werden, und verschiedene Unterstützungsleistungen für Quartieraktivitäten wurden gekürzt oder gestrichen. Die nun wegfallende Massnahme bei den Musikübungsräumen soll mit diversen Einsparungen im Tagesgeschäft kompensiert werden.
Michel Roth erhält Krienser Kulturpreis 2015
Der in Kriens aufgewachsene und an der FHNW tätige Komponist und Musiktheoretiker Michel Roth wird mit dem Krienser Kulturpreis 2015 ausgezeichnet.
Musikzeitung-Redaktion
- 02. Nov. 2015
Der 1976 geborene Michel Roth ist in Luzern aufgewachsen. Er studierte in Basel Komposition bei Roland Moser und Detlev Müller-Siemens und schloss seine Studien in Komposition und Musiktheorie mit Auszeichnungen ab. 2002 wurde in Luzern zum Professor für Musiktheorie und Komposition ernannt. In Zusammenarbeit mit der Lucerne Festival Academy baute er einen Studiengang Contemporary Art Performance auf.
2011 folgte er einer Berufung zum Professor für Komposition und Musiktheorie der Hochschule für Musik Basel. Er unterrichtet das künstlerische Hauptfach Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Entwicklung.
Die Gemeinde Kriens verleiht jährlich einen mindestens mit 5000 Franken dotierten Kulturpreis oder einen Förderpreis. Damit werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich «in besonderer Weise um Kunst und Kultur in Kriens verdient gemacht haben».
Vorläufiges Aus für Afro-Pfingsten
Nach der Ankündigung des Vereins Afro-Pfingsten, einen Nachlass durchzuführen, sind die Stadt Winterthur und der Sanierungsbeauftragte übereingekommen, den Verein Afro-Pfingsten finanziell nicht zu sanieren. Das Festival wird 2016 nicht durchgeführt. Seine weitere Zukunft ist derzeit offen.
Musikzeitung-Redaktion
- 31. Okt. 2015
Der Verein Afro-Pfingsten ist überschuldet. Das Unternehmen Fairmeetings AG, welches das Festival im Auftrag des Vereins Afro-Pfingsten durchgeführt hat, ist laut einer Medienmitteilung der Stadt Winterthur nicht mehr in der Lage, die Verlustvorträge des Events zu tragen und muss ebenfalls einen Nachlass durchführen. Die Stadt Winterthur will für die aufgelaufenen Schulden von rund 700’000 Franken keinen Sanierungsbeitrag leisten.
In einem Gespräch zwischen dem Stadtpräsidenten, der Leiterin des Bereichs Kultur der Stadt Winterthur und dem Sanierungsbeauftragten des Vereins Afro-Pfingsten wurde festgehalten, dass der Verein Afro-Pfingsten nicht saniert wird. Er muss wahrscheinlich die Insolvenzerklärung abgeben, da Gläubiger bereits rechtliche Schritte eingeleitet haben. Zuerst soll die aktuelle finanzielle, strukturelle und rechtliche Situation bereinigt werden, bevor man sich mit der Zukunft des Festivals Afro-Pfingsten befasst.
Im Jahr 2016 wird auf die Durchführung des Festivals verzichtet. Es sei unter den gegebenen Umständen nicht möglich, in den verbleibenden sechs Monaten eine tragfähige und nachhaltige Organisationsstruktur aufzubauen, welche Gewähr für eine solide Finanzierung bieten kann, schreibt die Stadt weiter. Beide Seiten signalisieren jedoch ihr Interesse an einer Fortsetzung des Festivals.
Hedy Graber ist Europäische Kulturmanagerin 2015
Internationale Anerkennung für das Migros-Kulturprozent: Hedy Graber erhält vom Kulturmarken-Award die Auszeichnung als Europäische Kulturmanagerin 2015.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Okt. 2015
Hedy Graber, der Leiterin der Direktion Kultur und Soziales beim Migros-Genossenschafts-Bund, ist in Berlin die Auszeichnung als Europäische Kulturmanagerin des Jahres überreicht worden. Weitere Nominierte waren Chris Dercon, Direktor der Tate Gallery of Modern Art London, sowie Annemie Vanackere, Leiterin des Theaters Hebbel am Ufer in Berlin.
Der Kulturmarken-Award 2015 zeichnet engagierte Kulturvermittler, kreative Investitionsformen und erfolgreiche Kulturanbieterinnen aus. Eine Expertenjury aus Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien wählt die Preisträger in sieben Kategorien. Die Jury begründete ihre Wahl unter anderem mit der grossen Bedeutung für die nationalen Aktivitäten des Migros-Kulturprozent, die Graber in ihrem Wirkungsumfeld über längere Zeit entwickelt hat.
Macht der Bilder – Macht der Töne
Um Liebe, Intrigen und Tod in einer Welt der Medienmanipulation geht es in Daniel Mouthons Oper «Liquid Crystal Display». Sie wurde vom 17. bis 23. Oktober im Kirchgemeindehaus Hottingen aufgeführt.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Okt. 2015
Wo es in Zürich um ein nicht opernhaftes, nicht narratives Musiktheater geht, ist in den letzten Jahrzehnten Daniel Mouthon durch seine kontinuierliche und sich erneuernde Theaterarbeit aufgefallen. Regelmässig hat der 1952 geborene Sänger, der in den Achtzigerjahren durch seine akrobatischen Stimmkünste bekannt wurde, aussergewöhnliche Projekte vorgelegt, in denen es um gesellschaftskritische und politische Ansätze ging: Stücke nach James Joyce oder Marcel Duchamp (oder im kommenden Jahr zum Jubiläum mit Dada). Eigen ist ihnen die diskursive Auseinandersetzung mit Texten und Theorien, mit der Kunst ganz allgemein – und damit ist er ein Vorläufer jener Diskurskompositionen, die ein Patrick Frank heute vorlegt. Solche Kompositionen begnügen sich nicht mehr mit dem Töne-Schreiben, sondern wollen eine Diskussion über Kunst und ihre Rolle in der Welt auslösen.
Foto: zVg
Daniel Mouthon
Das Utopische im Musiktheater ist deshalb für Daniel Mouthon von zentraler Bedeutung: nicht als etwas Abgehobenes, sondern als etwas Zugängliches. Da mutet einen Mouthons jüngstes Werk in dieser Sparte doch ungewöhnlich an, denn Liquid Crystal Display ist eine echte, geradezu traditionelle Oper, erzählend, mit Sängern und Kammerorchester, fast vollständig gesungen und durchkomponiert – und ohne Brüche. Es gibt keine theoretischen Einschübe, keine reflektierende Metaebene, keine Intermezzi. Alles ist ins Libretto integriert, das der Zürcher Schriftsteller und Journalist Daniel Suter verfasst hat. Und Mouthon, der sonst oft mitsingt und an der Regie zumindest beteiligt ist, hat sich ganz in die Rolle des Komponisten und Produzenten zurückgenommen.
Opernemotionen treiben an
Die Oper handelt von einem Staatspräsidenten und einer sektenartigen Volksbewegung mit einer charismatischen Führerin, von institutionalisierten Medien und offenen Social Media, von Intrigen und gefälschten Medienbildern. Wer die Macht über die Bilder hat, bestimmt. Persönlichkeiten, wie wir sie aus den Nachrichten kennen, spiegeln sich in den Figuren. Tatsächlich: Es ist ein Plot, der der Oper gut ansteht – und der dennoch aus unserer Zeit heraus spricht, denn Mouthon bringt Musiktheater und moderne Lebenswelt zusammen und stellt in der Oper die Fragen unserer Zeit, diskursiv, aber auch auf sinnliche Weise. Liquid Crystal Display ist eine Parabel auf eine Demokratie, die sich im Zeitalter der totalen Medialisierung verändert.
Foto: Martin Stollenwerk
Robert Koller (Bassbariton) sang eine Doppelrolle als Präsident P und Transmitter T
Das Paradoxe an dem Stück ist, dass es zwar von der Allmacht der Medien erzählt, dass aber die Sinnfälligkeit des Werks weitaus stärker von den guten alten Opernqualitäten Liebe, Emotion, Eifersucht, Macht und Intrige lebt als von der alles beherrschenden Medientechnik. Mag sein, dass der Spielort, ein Kirchgemeindesaal, denn doch zu nüchtern ist und dass die technischen und finanziellen Möglichkeiten zu gering waren, um die überhandnehmende Technologie in ihrer Überlebensgrösse darzustellen. In der emotionalen Tiefe liegt die Stärke des Werks, sowohl musikalisch als auch in der Inszenierung von Stefan Nolte, die fast ganz ohne Bühnenbild auskommt. Mouthon beruft sich dabei auf jenes «Kraftwerk der Leidenschaften», wie Alexander Kluge einmal die Oper nannte: Der künstlerische Gesang vermag die Emotionen zu überhöhen; er äussert, was tief drinnen im Menschen steckt und dort vielleicht verborgen bliebe. Musik ist ein Auslöser, und Mouthon will diese so elitäre Kunstform näher an unsere Lebensrealität heranführen.
Foto: Martin Stollenwerk
v.l.n.r.: Chasper-Curò Mani (Bariton) als Boss des Medienkonzerns B, Daniel Bentz (Tenor) als Agitator A und Catriona Bühler (Sopran) als Goldene Meisterin M
Gefühle lassen stolpern
Dieses Kraft- oder Triebwerk ist allenthalben in der Musik spürbar. Das Mini-Orchester – das Ensemble für neue Musik Zürich unter Leitung von Sebastian Gottschick – trägt den Gesang weniger, als dass es ihn antreibt. Vor allem in den ersten beiden Akten ist diese Musik ruhelos, sie enthält immer wieder vertraute Elemente, die aber so rasch an uns vorbeischiessen, dass man sie kaum halten kann, nervös, obsessiv geradezu. Das macht den Einstieg auch etwas schwierig, denn in dem überakustischen Saal dringt und drängt die Musik und auch der Gesang sehr unmittelbar auf den Hörer ein. Die Textverständlichkeit schwindet, es ist ein Zuviel an Eindrücken – wohl gewollt so.
Foto: Martin Stollenwerk
Franziska Andrea Heinzen (Sopran) als Creative Designerin C
Ein engagiertes Vokalensemble ist da unterwegs mit Robert Koller als Staatspräsident P, Catriona Bühler als Sektenführerin M, Daniel Bentz als ihrem Chefideologen A, Chasper-Curò Mani als Medienboss B sowie Franziska Andrea Heinzen als Creative Designerin C. Und diese letzte Figur ist es schliesslich, durch die sich das Stück eigentlich erst richtig entfaltet. Anfangs erlebt man sie in einer untergeordneten administrativen Rolle beim Medienkonzern. Durch ihre einstige Liebe zu A jedoch kommen Gefühle ins Spiel, die das Intrigenspiel von B durchkreuzen. Ihre Auseinandersetzung mit M im vierten und letzten Akt ist der Höhepunkt des knapp zweistündigen Werks. Wenn C dort M bedrängt, gerät ihr Gesang ins Stocken und bricht dann umso heftiger hervor: Die Töne werden zu tötenden Pfeilen. Das ist grandios. Hier zeigt sich, wie sehr Mouthon aus der Stimme, aus ihrer Körperlichkeit heraus komponiert. Tatsächlich: das «Kraftwerk der Leidenschaften» ist, unerwartet gerade an diesem Ort, von enormer Wirkung.
Foto: Martin Stollenwerk
Die grossflächigen Videoprojektionen von Georg Lendorff spielten eine zentrale Rolle.
Josef Gnos mit Obwaldner Kulturpreis ausgezeichnet
Der Regierungsrat des Kantons Obwalden hat dem Musikförderer und Dirigenten Josef Gnos aus Sarnen den Obwaldner Kulturpreis zugesprochen. Er erhält den mit 5000 Franken dotierten Preis für sein Schaffen im Kanton Obwalden und weit darüber hinaus.
Musikzeitung-Redaktion
- 28. Okt. 2015
Der 1945 in Hergiswil geborene Josef Gnos machte eine Lehre als Tiefbauzeichner und erwarb anschliessend das Diplom für Klarinette und Blasmusikdirektion. Seine Ausbildung in Klarinette erhielt er bei Giuseppe Mercenati und in Blasmusikdirektion bei Albert Benz am Konservatorium Luzern. Von 1973 bis 2010 leitete er die Musikschule Sarnen. Zudem war er lange Jahre Studienleiter Blasmusik an der Musikhochschule Luzern. Noch heute ist er als Gastdirigent, Experte, Juror, Autor und Referent tätig.
Josef Gnos leitete viele bedeutende Orchester, darunter das Symphonische Blasorchester des Schweizer Armeespiels, das Nationale Jugendblasorchester und die Orchestergesellschaft Luzern. Er pflegte aber auch viele andere Musikgattungen wie die Volksmusik, die klassische Musik – etwa als Vorstandsmitglied und künstlerischer Berater des Kammermusikfestivals erstKlassik am Sarnersee – oder den Jazz.
Seit 2008 leitet Josef Gnos das Seniorenorchester Luzern (romantische Besetzung mit rund 65 Musikerinnen und Musikern), mit dem er pro Jahr gegen zehn Konzerte gibt, junge Solistinnen und Solisten begleitet und das sich grosser Beliebtheit erfreut.
Die Vergabe des Obwaldner Kulturpreises ist an keinen zeitlichen Turnus gebunden. Er wird in der Regel etwa alle drei Jahre vergeben. Er ging bisher an Caspar Diethelm (1969), Bruder Xaver Ruckstuhl (1971), Dr. August Wirz (1973), Meinrad Burch-Korrodi (1977), Zita Wirz (1983), Julian Dillier (1990), Bepp Haas (1990), Franz Bucher (1996), Eugen Bollin (1999), Adrian Hossli (2003), Karl Imfeld (2006), Ruedi Rymann (2007), Alois Spichtig (2010) und Romano Cuonz (2013).
Gewolltes, Kurioses, Zerstreutes
Die Donaueschinger Musiktage standen vom 16. bis 18. Oktober im Zeichen des Abschieds und (baldigen) Neuanfangs.
Torsten Möller
- 27. Okt. 2015
Acht Posaunen in einer Kirche – das klingt gut. Raumfüllend, unterstützt durch längere Nachhallzeiten, entfaltet sich der Klang dieser Präambel, die der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas schrieb für die Trombone Unit Hannover. Haas ist ein Detailfanatiker. Ausgeklügelte mikrotonale Klangwelten kontrolliert er wie kaum ein anderer. Was viele als blosses Ornament betrachten, das wird im Sinne der haasschen Musique spectrale zur kompositorischen Hauptsache: die feinen Zwischentöne zwischen innerhalb eines Halbtonschritts also, jene Viertel-, Sechstel- und Achteltöne, für die sich eine stufenlos intonierende Posaune besser eignet als eine Kirchenorgel.
Dieses Eröffnungskonzert nahm die Donaueschinger Musiktage symbolisch vorweg. Als Stätte von Beerdigung und Hochzeit steht der Aufführungsort Kirche für Abschied und Neuanfang. Hier der traurige Abschied vom 2014 verstorbenen bisherigen Festivalleiter Armin Köhler. Dort der hoffnungsvolle Beginn der Amtszeit von Björn Gottstein als neuer Kurator der Donaueschinger Musiktage. Gottsteins Handschrift zeigt sich noch nicht in musikalischer Hinsicht. Bis 2017 stehen die Programme weitestgehend fest – auch weil grosse Ensemble- und Orchesterpartituren ihre Zeit brauchen. Danach will Gottstein eine stärkere internationale Ausrichtung der Musiktage, die bisher zu mitteleuropäisch geprägt seien. Zudem sollen Komponistinnen stärker in den Vordergrund rücken – angesichts dessen, dass in diesem Jahr nur Olga Neuwirth vertreten war, ein verständliches und lobenswertes Anliegen.
Zu wenig Überzeugendes
Olga Neuwirths Raumkomposition Le Encantadas o le avventure nel mare delle meraviglie für sechs im Raum verteilte Ensemblegruppen, Samples und Live-Elektronik löste nicht alles ein, von dem die Komponistin im Programmbuch berichtet hatte. Im 70-minütigen Werk sollte es um elektronische Imitationen bestimmter Raumwirkungen gehen; etwa derjenigen der venezianischen Kirche San Lorenzo. Trotz enormem technologischem Aufwand ist das kaum nachvollziehbar. Schon gar nicht für den, der direkt neben einem der vielen Lautsprecher sitzt und nicht in der Mitte des Saales. Dass ein interessantes Konzept klanglich nicht eingelöst wird, ist nichts Neues. In anderer Hinsicht überzeugte Neuwirths Komposition: in der feinen Klangarbeit, im Sinn für Entwicklung und auch durch erhabene Raumwirkungen, die an den von Neuwirth erwähnten Prometeo Luigi Nonos erinnern.
Hohe Kunst war dieses Jahr Mangelware. Wenn von 18 Uraufführungen nur maximal drei gute Werke herausspringen – darunter Mark Bardens fantastisches aMass für verstärktes Ensemble, Mark Andrés Klarinettenkonzert über und eben Neuwirths Komposition –, dann ist das zu wenig. Besonders gross war die Enttäuschung bei den Orchesterkonzerten. Warum sich der italienische Komponist Francesco Filidei derart kindisch auf Johann Sebastian Bach bezog, bleibt sein Geheimnis. Filidei schreibt, er wollte das Perfekteste, was er auf Erden kenne, bei den Hörnern packen und angreifen. Killing Bach nennt er sein kurioses Orchesterwerk, das irgendwo im Niemandsland zwischen Collage, Zitatkomposition und Dekonstruktion versandete – aber letztlich wenigstens einem im Gedächtnis bleibt: dem Masochisten.
Komplex mit offenen Fragen
Die Donaueschinger Musiktage haben einen Laborcharakter. Das Scheitern eines Experiments ist hier schon mal möglich, zwar nicht gewünscht, aber doch erlaubt. Grössere Probleme gibt es, wenn schon der Versuchsaufbau vage ist, wenn sich Komponisten verrennen in Fragwürdiges, wenn sie den Mangel einer guten Idee kompensieren durch die Häufung blosser Einfälle, die eben – siehe Neuwirth – gern im Gewand des überbordend Theoretischen erscheinen. Wuchernden Charakter hat auch Patrick Franks umfassendes Machwerk Freiheit – die eutopische Gesellschaft. Der 1975 in Rio de Janeiro geborene, aber schon lange in der Schweiz lebende Komponist integriert kulturtheoretische Lesungen, dazu gibt es eine Wohlfühloase mit Wellnessangeboten in Form von Massagen, dazu wiederum diverse Bildschirme, die Zitate bedeutender Schriftsteller zeigen, aber auch über per App gesteuerte Publikumsreaktionen und Toilettenbesuche informieren. Franks opulenter Werkkomplex mit Beigaben auch anderer Künstler und Komponisten ist teils witzig, teils ein wenig ver- und zerstreut. Letztlich stellt er aber doch wichtige Fragen. In Zeiten, in denen unabhängiges Denken bedroht ist, liefert Frank viele Thesen dafür, dass Freiheit heute höchst ambivalent erscheint, dass Politik im Sinne von Links und Rechts längst nicht mehr zu fassen ist. Klare Antworten gibt es nicht. Aber zumindest hat Frank im Gegensatz zu vielen anderen seiner diesjährigen Donaueschinger Kollegen eines: ein wichtiges Anliegen.
Sinfonie der Zehntausend
Während anderswo in Deutschland Orchester zusammengelegt oder gleich ganz gestrichen werden, soll in der Frankfurter Fussballarena 2016 das grösste Orchester der Welt aufspielen. Partner des Guiness-Book-Rekordversuchs sind der Deutsche Musikrat und die Musikmesse Frankfurt.
Musikzeitung-Redaktion
- 26. Okt. 2015
Am 9. Juli 2016 werden 10’000 Musiker aus ganz Deutschland in dem Fussballstadion aufspielen. Mit dem grössten Orchester der Welt soll für das Guiness Book of Records der aktuelle Weltrekord gebrochen werden. Mitmachen werden auch die Neue Philharmonie Frankfurt und «namhafte Stars».
Die Leitung des grössten Orchesters der Welt übernimmt Wolf Kerschek. Der Gewinner des Echo Klassik und des Hamburger Jazzpreises wird die Proben sowie das Konzert musikalisch leiten. Er unterstützt er auch die technische Umsetzung des Projekts. Initiant des Projektes ist der Trompeter Jens Illemann, ein Absolvent der Musikhochschule Hamburg.
Vier Stücke stehen für den Rekordversuch auf dem Programm: Auszüge aus Dvořáks 9. und Beethovens 9. Sinfonie, «Starlight Express» aus dem gleichnamigen Musical sowie «Music was my first love» von John Miles. Auf der Webseite des Projektes kann man sich zur Teilnahme anmelden.
Die Regierungen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft haben eine Vereinbarung abgeschlossen. Ersterer kommt in den Jahren 2016 bis 2019 letzterem finanziell entgegen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Kanton Basel-Landschaft unter anderem, den gemeinsamen Kulturvertrag ungekündigt bis 2019 weiterzuführen.
Musikzeitung-Redaktion
- 23. Okt. 2015
Mit seiner Finanzstrategie vom Juli 2015 hat der Regierungsrat Basel-Landschaft Kürzungen in der Höhe von jährlich insgesamt 30 Milionen Franken in den Bereichen Hochschulen und Kultur vorgeschlagen. Im Raum stehen parlamentarische Vorstösse, die die Kündigung des Universitätsvertrags und des Kulturvertrags seitens des Kantons Basel-Landschaft zum Gegenstand haben.
Die Regierungen von Basel-Landschaft und Basel-Stadt bekennen sich nun zur gemeinsamen Partnerschaft in den Bereichen Universität und Kultur. In den gemeinsamen Verhandlungen haben die beiden Regierungen vereinbart, dass der Kanton Basel-Stadt ab 2016 jährlich einen Entlastungsbeitrag von 20 Millionen Franken an den Kanton Basel-Landschaft leistet, befristet auf vier Jahre bis 2019. Der Kanton Basel-Landschaft führt unter anderem den Universitätsvertrag, die Immobilienvereinbarung Universität Basel und den Kulturvertrag ungekündigt bis 2019 weiter.
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt hat den entsprechenden Ratschlag zur Ausgabenbewilligung zuhanden des Grossen Rates verabschiedet und beantragt die dringliche Behandlung des Geschäfts an der Grossratssitzung vom 11. November 2015. Sollte der Grosse Rat diesen nicht beschliessen, könnten die Verträge per 31. Dezember 2015 gekündigt werden.
Basel-Landschaft hatte zuvor gedroht, die Kulturbeiträge an die Stadt zu halbieren (die Musikzeitung berichtete).
Aus dem Aarauer Oxer wird die Alte Reithalle
Nachdem Aarau mit der Alten Reithalle den Zuschlag für ein Aargauisches Theater- und Tanzhaus erhalten hatte, bekundete Argovia Philharmonic Ende 2014 Interesse, das Lokal auch als Konzertsaal zu nutzen. Die Evaluation soll nun wieder angestossen werden.
Musikzeitung-Redaktion
- 23. Okt. 2015
Im Frühling hat der Aarauer Stadtrat beim Zürcher Theaterexperten Marco Läuchli laut einer Medienmitteilung der Stadt ein Betriebskonzept sowie eine Machbarkeitsstudie für ein Theater-, Tanz- und Musikhaus in der Alten Reithalle in Auftrag gegeben. Dies um abzuwägen, ob eine Kombination von Theater, Tanz und Musik sowohl betrieblich wie auch baulich sinnvoll und umsetzbar sei. Beide Gutachten sind positiv ausgefallen.
Nun hat der Stadtrat beschlossen, auf deren Basis ein Vorprojekt entwickeln zu lassen, das sämtliche Rahmenbedingungen klären soll – dies im Rahmen des 2012 gewährten Projektierungskredits für das Theater- und Tanzhaus Oxer. Konkret sind die Investitions- und die Betriebskosten zu verifizieren, die Organisationsform und die Finanzierung zu definieren und die notwendigen Vertragswerke vorzubereiten.
Um das Projekt zügig voranzutreiben, wurde Hanspeter Thür zum Projektkoordinator gewählt. Er wird sein Mandat bis maximal Ende 2016 wahrnehmen. Hanspeter Thür ist seit 2008 Mitglied der Steuerungsgruppe Oxer. Da das ursprüngliche Projekt Oxer mit der Nutzung als Konzertsaal erweitert wurde, hat der Stadtrat gleichzeitig einen Namenswechsel beschlossen. Aaraus künftiges Tanz-, Theater- und Musikhaus soll «Alte Reithalle» heissen.
zertrümmern
Dass Rocker ihre Gitarren zerschmettern, ist bekannt. Aber was steckt dahinter, wenn Geigen oder Flügel zerstört werden? Für die Vernichtung von Partituren können Feuer oder Fluten verantwortlich sein – oder der Komponist selbst. So schmerzlich die Verluste auch sind, manchmal machen sie Platz für Neues.
SMZ
- 22. Okt. 2015
Dass Rocker ihre Gitarren zerschmettern, ist bekannt. Aber was steckt dahinter, wenn Geigen oder Flügel zerstört werden? Für die Vernichtung von Partituren können Feuer oder Fluten verantwortlich sein – oder der Komponist selbst. So schmerzlich die Verluste auch sind, manchmal machen sie Platz für Neues.
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Focus
Nehmt Spitzhacken und Hämmer! Künstlerischer Umgang mit Gewalt und seine Wirkung
Was geht kaputt, wenn Musikinstrumente zerstört werden?
Le tragique destin des partitions détruites
Aufgeriebene Tradition Interview mit dem afghanischen Musiker Khaled Arman
Vous devez détruire pour pouvoir créer Une brève histoire du mouvement punk en Suisse
… und ausserdem
RESONANCE
Ballet sans danseurs ou opéra sans chanteurs — Entretien avec Richard Dubugnon
Fernes ganz nah — Das Forum Alte Musik Zürich und sein Herbstfestival «Epochen»
Comparer, évaluer, prouver — les classes de cordes aux USA
«Wir spielen auf Klebstoff» — die HKB erforscht historische Herstellungsverfahren von Darmsaiten
Rezensionen Unterrichts- und Studienliteratur — Neuerscheinungen
klaxon Kinderseite — page des enfants
FINALE
Rätsel — Dirk Wieschollek sucht
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Musik macht Heimat
Das Deutsche Musikinformationszentrum stellt auf seiner Website Musikprojekte und -initiativen vor, die Solidarität mit Flüchtlingen zum Ausdruck bringen.
Musikzeitung-Redaktion
- 22. Okt. 2015
Mehr Flüchtlinge als je zuvor suchen derzeit in Europa Schutz vor Krieg und Verfolgung, viele von ihnen in Deutschland. Das Bemühen vieler Helfer, Flüchtlinge dabei zu unterstützen, sich in Deutschland einzuleben, und ihnen die Integration zu erleichtern, ist einzigartig. Und auch im Musikbereich sind breit gefächert viele Hilfsprojekte und Initiativen entstanden: Sie reichen von Instrumentenspenden und kostenlosem Musikunterricht über gemeinsame Musizierprojekte, Begegnungsveranstaltungen und die Erarbeitung gemeinsamer Konzertprogramme bis zu Benefizkonzerten und musiktherapeutischen Angeboten.
In einem neuen Fokus stellt das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ), eine Einrichtung des Deutschen Musikrats, ausgewählte Projekte zum Thema Musik und Flüchtlinge auf seiner Internetplattform vor. Die Darstellung der Aktivitäten beruht auf einer Umfrage des Deutschen Musikrats unter dem Titel Willkommen in Deutschland – Musik macht Heimat, die die verschiedenen Formen des Engagements sichtbar machen und eine Grundlage bilden soll, um die Schaffung notwendiger politischer Rahmenbedingungen effektiv einfordern zu können. In einem ersten Schritt soll dazu eine Resolution des Deutschen Musikrats bei seiner Mitgliederversammlung am 23./24. Oktober 2015 verabschiedet werden.
Der Präsident des Deutschen Musikrats, Professor Martin Maria Krüger, würdigt den Einsatz der Akteure des Musiklebens und stellt fest: «Die Musik nimmt eine zentrale Rolle in der nonverbalen Kommunikation ein und kann Freude am Austausch und Dialog zwischen den unterschiedlichen Kulturen vermitteln. Die Botschaft Musik macht Heimat richtet sich an alle Menschen in unserem Land.»