Bilanz des Forum Wallis 2016

An den Anlässen des zehnten Forum Wallis erklangen Werke von mehr als 50 Komponisten aus über 20 Ländern. Die Veranstalter zählten rund 5700 Eintritte. So viele wie noch nie zuvor.

Bild: Forum Wallis

Das Festival habe, schreiben die Verantwortlichen, auch medial internationale Resonanz erzielt – insbesondere dank einem internationalen Wettbewerb für akusmatische Musik. Das Team rund um den Festivalleiter Javier Hagen will nun das reichhaltige Dokumentationsmaterial der 10jährigen Festivalgeschichte (Video-, Tonaufnahmen, Fotografien, Essays) professionell aufzuarbeiten und in einem Archiv zusammenzufassen. Das Rohmaterial sei in hoher Qualität verfügbar und verspreche «ein faszinierendes Panoptikum der ‚création musicale‘ im Wallis an der Schwelle zum 21. Jahrhundert».

Das 2006 gegründete Forum Wallis ist ein Festival für Neue Musik mit Sitz im Wallis/Schweiz. Seit 2011 steht es unter der Leitung der Ortssektion der Internationalen. Gesellschaft für Neue Musik. Es setzt sich mit Vorrang für das Schaffen und die internationale Vernetzung zeitgenössischer Schweizer und Walliser Musiker und Komponisten ein.

Mehr Infos: www.forumwallis.ch

 

Seelenverwandtschaft

Luisa Splett spielt virtuose Klavierstücke von Emil Frey und bewegt sich auch sonst auf seinen Spuren.

Luisa Splett. Foto: zVg

 

Die junge Winterthurer Pianistin hat sich im Rahmen ihrer Masterarbeit intensiv mit dem Schweizer Pianisten und Komponisten Emil Frey (1889–1946) beschäftigt. Nun legt sie ihre erste, ausschliesslich Freys Klavierstücken gewidmete CD-Einspielung beim britischen Label Toccata Classics vor.

In unseren Breitengraden tritt die Pianistin Splett eher selten in Erscheinung, sie konzertiert vor allem in Russland, Chile, Deutschland und den USA. Beim Musikkollegium Winterthur debütierte sie im März 2014 mit Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 449, in Zürich gab sie mehrere originell programmierte Rezitals. Splett hat an der Zürcher Hochschule der Künste bei Karl-Andreas Kolly ihr Grundstudium absolviert, der sie auch auf Emil Frey aufmerksam machte.

Danach zog es die intelligente und begabte Musikerin in die weite Welt: zuerst nach Chile, dann nach St. Petersburg, wo sie 2009 bei Oleg Malov ihr Solistendiplom mit Bestnoten abschloss. Kommt dazu, dass sie mehrere Sprachen fliessend spricht, ihre Masterarbeit schrieb sie auf Russisch. Heute lebt und wirkt Luisa Splett in Berlin. Der kosmopolitische Geist ist es auch, der Splett am einst in Moskau und St. Petersburg wirkenden Emil Frey so fasziniert. Sie fühlt sich ihm seelenverwandt und kennt mittlerweile seinen umfangreichen Nachlass aus Klavierstücken gut. Nur wenige davon wurden zu Freys Lebzeiten gedruckt.

Die gründliche Werkkenntnis prägt die neue CD-Einspielung. Die Auswahl der Stücke zeigt die verschiedenen Kompositionsphasen treffend: die «impressionistische» aus der Zeit von Freys Studium in Paris, danach die russischen Einflüsse etwa eines Skrjabin, später dann – Frey kehrte wegen des 1. Weltkriegs in die Schweiz zurück – die Anlehnungen an Max Reger und Paul Hindemith. Dazu kommt ein interessanter, leider nur auf Englisch beigefügter Booklet-Text, in dem Splett knapp und eloquent kaum Bekanntes über Frey offenbart.

Es ist die hoch entwickelte Pianistik, welche alle Stücke des grossen Pianisten Frey auszeichnet; sie sind virtuos und technisch knifflig zu spielen. Luisa Splett scheint diese technischen Hürden nicht nur problemlos zu meistern, man verspürt auch ihre Lust an der bravourösen Spielerei. Zudem versteht sie Freys Humor – etwa in der Humoreske aus op. 20 oder seine spielerischen Pointen in der Berceuse aus op.12 – und kann ihn pianistisch vermitteln.

Durch die inspirierte Spielweise bekommen die zum Teil formal etwas problematischen Stücke eine frische und originelle Note. Auch anschlagstechnisch vermag Splett die folkloristischen Einflüsse – sei das in den Variationen über ein rumänisches Volkslied op. 25 oder in der Kleinen slawischen Suite op. 38 – farbenreich auszuloten. So ist diese CD nicht nur für Raritätensammler interessant, sie ist dramaturgisch so gut durchdacht, dass man sie gerne und mit Gewinn durchhört.

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Erlebtes und Erträumtes

Der farbige und ausdrucksstarke Klavierzyklus von Josef Suk hätte es verdient, öfter gespielt zu werden.

Das Böhmische Quartett 1895 (Karel Hoffmann, Hanuš Wihan, Oskar Nedbal, Josef Suk). Foto: s.unten

Životem a snem (zu Deutsch etwa: Erlebtes und Erträumtes) nennt sich Josef Suks wohl bedeutendster Klavierzyklus. Die zehn Stücke entstanden im Frühjahr 1909 in erstaunlich kurzer Zeit. Suk war damals als zweiter Geiger des Böhmischen Quartetts mit Auftritten in ganz Europa unterwegs und kam so nur während der Tourneepausen zum Komponieren.

Wenige Jahre zuvor hatte Suk den überraschenden Tod seines Schwiegervaters Antonín Dvořák und kurz darauf vor allem jenen seiner jungen Frau Otilie zu verkraften. Diese seelischen Erschütterungen mag man aus einigen eher düsteren und kontemplativen Passagen dieses Opus 30 heraushören, dies besonders eindrucksvoll und ergreifend in Nummer 10 mit der Überschrift: Den vergessenen Grabhügeln auf unserem Dorffriedhofe. Im Allgemeinen herrschen aber eine bunte Welt der Klänge und Charaktere von oft tänzerischem, manchmal gar spukhaftem Reiz vor. Und war in früheren Werken der Einfluss Dvořáks unüberhörbar, so scheint Suk hier seine ganz eigene harmonische Sprache gefunden zu haben.

Die einzelnen Sätze sind nicht nur mit Tempoangaben, sondern auch mit zusätzlichen Spielanweisungen versehen, die den spezifischen Charakter präzisieren. Gerade etwa bei Nummer 2 (Unruhig, schüchtern, nicht allzu ausdrucksvoll) oder Nummer 4 (In sich versunken, später mit allmählich gesteigerter Energie) sind diese Hinweise für den Interpreten doch sehr aufschlussreich.

Ganz offensichtlich hatte Suk auch eine pianistische Begabung: Seine Klaviermusik – selten virtuos – liegt sehr angenehm in den Händen und bringt das Instrument wunderbar zum Klingen.

Jarmila Gabrielová hat Životem a snem bei Bärenreiter neu herausgegeben und mit einem Vorwort versehen, das viel Interessantes zur Entstehungsgeschichte und Querbezüge zu anderen Werken dieses unterschätzten Komponisten vermittelt.

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Josef Suk, Erlebtes und Erträumtes op. 30 für Klavier, Urtext hg. von Jarmila Gabrielová
BA 9561, € 17.95, Bärenreiter, Prag 2015

 

 

 

Bild oben:
Quelle: Otakar Šourek: Dvořákovy komorní skladby, photographic supplement, after p. 144; Urheber unbekannt; wikimedia commons
 

Requiem für Unbekannt

Für wen Heinrich Ignaz Biber seine «kleinere» Requiemvertonung schrieb, ist nicht ersichtlich. Ihre hohe Qualität schon.

Salzburg um 1712. Karte von J.B. Homann, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen/wikimedia

Dass sich Guido Adler im Jahr 1923 für die Edition der kleineren der beiden Requiemvertonungen von Heinrich Ignaz Biber, das Requiem in f, entschieden hat – beide lagen ihm im Salzburger Domarchiv vor –, mag in der überragenden musikalischen Qualität begründet sein.

Entstanden ist das Werk für fünf Vokalstimmen (zwei Soprane, Alt, Tenor, Bass), zwei Violinen, drei Violen, drei Posaunen ad libitum und Basso continuo nach 1692. Der fünfstimmige Chorsatz wird durch einen von den Violen dominierten Streichersatz sowie drei Colla-parte-Posaunen verstärkt, was dem Werk eine dunkle Klangfarbe verleiht. In den Ripieno-Abschnitten wird die erste Violine nicht colla parte geführt. Biber lässt sie als eigenständige Stimme über dem Vokalsatz erstrahlen. In formaler Hinsicht folgt Biber den üblichen Gattungstraditionen der süddeutsch-österreichischen Kirchenmusik. Die Komposition könnte möglicherweise für die Begräbnisfeierlichkeiten einer hochgestellten Persönlichkeit aus Salzburg vorgesehen gewesen sein, Genaueres konnte aber nicht eruiert werden.

Der Introitus ist vierteilig angelegt, das Offertorium hat fünf Abschnitte. Düster beginnt das Sanctus mit verminderten Intervallen. Beim Pleni sunt wendet sich die Klangfarbe nach As-Dur und steigert sich in ein strahlendes C-Dur. Agnus Dei, Communio und Lux aeterna sind zusammengefasst und nach der Struktur des Textes in mehrere Abschnitte gegliedert.
Mit der vorliegenden Ausgabe von Armin Kircher wird erstmals der authentische Notentext Bibers editiert. Guido Adler stützte seine Edition zwar ebenfalls auf das vorliegende Quellenmaterial, griff aber, wie sich bei der quellenkritischen Recherche zeigte, seinerseits mehrfach in den originalen Notentext ein.

Eine Abschrift von Bibers Requiem in f hat sich möglicherweise im Stift Michaelbeuren befunden. Das Musikinventar P(ater) Edmund Sengmüllers (1661–1714), eines ausgewiesenen Musikkenners, verweist auf eine umfangreiche Sammlung mit damals modernster Musik aus Salzburg, unter den Werken Bibers auch ein «Requiem à 11».

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Heinrich Ignaz Franz Biber, Requiem in f für Soli (SSATB), Chor (SSATB), 2 Violinen, 3 Violen, Basso continuo,
3 Posaunen ad lib., hg. von Armin Kircher, Partitur,
CV 27.318, € 52.50, Carus, Stuttgart 2015

Bandabend im Treibhaus Luzern

Fächer wie E-Gitarre, Schlagzeug und Pop-Gesang sind an der Musikschule Luzern sehr gefragt. Dem trägt eine Band-Nacht Rechnung, die sich zu einem Treffpunkt des Rock- und Pop-Nachwuchses entwickelt hat.

Ausschnitt aus den Flyer 2016

Das Ziel der Schülerinnen und Schüler sei es meistens, in einer Band zu spielen, Konzerte zu geben und sogar eigene Songs zu schreiben, schreibt die Stadt Luzern. Um ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihr Talent unter professionellen Bedingungen auch vor Publikum zu präsentieren, wurde vor rund zwölf Jahren von Schlagzeug- und E-Gitarrenlehrpersonen der erste Dr. Git ins Leben gerufen.

Der Name bezeichnet nicht etwa einen Doktor der Gitarre. er setzt sich vielmehr aus den Abkürzungen für Drums und Gitarre zusammen. Dieses Jahr werden zehn Bands mit über 50 Mitwirkenden in wechselnder Besetzung auftreten. Im Anschluss an die Dr. Git-Bands treten zwei weitere Formationen auf, die regelmässig zusammen proben und spielen.

Von den Kindern und Jugendlichen wird eine professionelle Haltung verlangt, denn die Zusammensetzung der Bands wechselt nach jedem Stück. Bei über 50 Mitwirkenden ist das eine logistisch wie organisatorisch anspruchsvolle Aufgabe. Zur Vorbereitung des Konzertes erarbeiten die Musikschüler mit ihren Lehrpersonen die Stücke, welche in zwei Proben gemeinsam eingeübt werden.

Infos:
Samstag, 4. Juni 2016, 19 Uhr (18.30 Uhr Türöffnung), Treibhaus, Spelteriniweg 4, 6005 Luzern

 

Tariferhöhung in deutschen Theatern

Der Deutsche Bühnenverein und die Arbeitnehmer haben eine Gagensteigerung für die an den Stadttheatern, Staatstheatern und Landesbühnen beschäftigten künstlerischen Mitarbeiter vereinbart.

Foro: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt/pixelio.de

Die Gagen werden zum 1. März 2016 für die Theater und Orchester in der Trägerschaft eines Landes um 2,3 Prozent, mindestens aber um 75 Euro erhöht, für die Theater und Orchester in kommunaler Trägerschaft um 2,4 Prozent.

Der Abschluss entspricht den Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes. Dieser Lohnabschluss gilt für etwa 24’000 künstlerische Mitarbeiter der Theater und Orchester, vor allem Schauspieler, Sänger, Tänzer, Musiker, aber auch Dramaturgen, Inspizienten sowie Bühnentechniker mit überwiegend künstlerischen Aufgaben.

An den Verhandlungen beteiligt waren die Künstlergewerkschaften GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger), die VdO (Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer) sowie die DOV (Deutsche Orchestervereinigung)

St. Galler Kulturfördergesetz wird revidiert

Die Regierung des Kantons St. Gallen schickt zwei Entwürfe zur Anpassung der Kulturgesetzgebung in die Vernehmlassung: Eine Totalrevision soll das geltende Kulturförderungsgesetz an die heutigen Anforderungen und Gegebenheiten anpassen.

Barocksaal der Stiftsbibliothek St. Gallen. Foto: wikimedia commons

Das St. Galler Kulturförderungsgesetz aus dem Jahr 1995 entspreche den Anforderungen und Gegebenheiten der heutigen Kulturförderung nicht mehr, schreibt der Kanton, eine Totalrevision sei deshalb überfällig. Gleichzeitig fehle eine gesetzliche Grundlage zur Bewahrung und Über­lieferung des kulturellen Erbes in seiner Gesamtheit, insbesondere von beweglichen Kulturgütern wie beispielsweise der Handschriften und Archivalien der Stiftsbibliothek oder des Stiftsarchivs, die zum UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk St.Gallen gehören.

Zugleich erfordert die Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden in der Denkmalpflege, die der Kantonsrat mit dem Entlastungsprogramm 2013 verlangte, Änderungen auf Gesetzes­stufe. Auch bringen das neue Kulturförderungs- und das neue Kulturerbegesetz mit klaren Definitionen und Zielsetzungen Rechtssicherheit für alle Beteiligten.

Die Arbeiten für die neuen Kulturgesetze wurden insbesondere durch Aufträge des Kantonsrates zur Aufgabenteilung und Schwerpunktbildung in der Kulturförderung ausgelöst. Die Stossrichtungen für die neuen Gesetze wurden in den Jahren 2014 und 2015 in den kantonalen Kulturkonferenzen diskutiert. Der Entwurf des neuen Kulturförderungsgesetzes «nimmt Rücksicht auf die Heterogenität des Kantons, legt den Fokus auf starke Kulturregionen und folgt dem Grundsatz der Subsidiarität».

Die Vernehmlassungsunterlagen sind elektronisch auf der Webseite des Kantons abrufbar:
http://www.sg.ch/home/staat___recht/staat/Kantonale_Vernehmlassungen.html

 

Prekäre Arbeitsbedingungen von Kunstschaffenden

Viele Künstlerinnen und Künstler arbeiten unter prekären Bedingungen, zeigt eine (nicht repräsentative) Studie der Hans-Böckler-Stiftung zur Situation – primär in Deutschland. Eine deutliche Mehrheit der Betroffenen rechnet mit Altersarmut.

Foto: m. gade/pixelio.de

2011 gab es in Deutschland über 18’000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Musiker und knapp 22’000 darstellende Künstler. Bei der Künstlersozialkasse, die Selbständigen ab einem Jahreseinkommen von 3900 Euro offensteht, waren 2014 etwa 51’000 Musikanten und über 24’000 Schauspieler und Tänzer gemeldet.

Das Nettoeinkommen liegt bei 40 Prozent unter 10’000 Euro pro Jahr. Die prekäre Einkommenssituation hängt auch damit zusammen, dass 70 Prozent der Musiker, Tänzer und Schauspieler unbezahlte Leistungen erbringen müssen. Gut 80 Prozent der Befragten empfinden ihre Beschäftigungssituation als unsicher. Defizite beim Arbeitsumfeld wie ungeheizte Räume, ungeeignete Tanzböden oder schlechte Unterkünfte stellen für die Hälfte der Künstler ein Problem dar. Fast ebenso viele geben an, dass Schutzvorschriften wie beispielsweise das Arbeitszeitgesetz teilweise nicht eingehalten werden. Ein Drittel hat Erfahrungen mit Vertragsbrüchen, Machtmissbrauch und Willkür. Fehlende Mitbestimmung bei der Arbeit kennen 25 Prozent, Mobbing 17 Prozent, sexuelle Belästigung 5 Prozent.

An der Onlineumfrage haben sich 2635 Erwerbstätige beteiligt. Zusätzlich wurden ausführliche Interviews mit 22 Künstlern, Veranstaltern, Vermittlern, Politikern sowie Vertretern von Bildungsinstitutionen und Verbänden geführt. Die Befragung ist nicht repräsentativ, erlaube aber «qualifizierte Einblicke in die Arbeitsbedingungen von Künstlern».

Link zur Studie: http://www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_319.pdf

Erste Jahresbilanz der ZHdK im Toni-Areal

Die ZHdK ist im neuen Campus Toni-Areal angekommen. Für das erste Betriebsjahr 2015 weist sie einen Gesamtumsatz von 170 Millionen Franken aus; sie zählt zur Zeit 2888 Studierende (1997 in Bachelor- und Master-Studiengängen, 891 in Weiterbildungen).

Foto: Micha L. Rieser/wikimedia commons

Die direkten Kosten für die Forschung beliefen sich 2015 laut der Mittteilung der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste) auf 10,6 Millionen Franken; davon sind 3,12 Millionen Franken eingeworbene Mittel. Wichtige Geldgeber sind der Schweizerische Nationalfonds SNF, die EU und diverse Stiftungen. Das Institute for Art Education der ZHdK beteiligt sich seit März dieses Jahres überdies am Horizon-2020-Projekt «Traces» (Transmitting Contentious Cultural Heritages with the Arts), einem von der EU mit 2,3 Millionen Euro und vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation mit 423‘000 Franken geförderten Projekt.

Der neu vorgestellte Kreativwirtschaftsbericht Schweiz 2016 geht davon aus, dass in der Schweiz über 450‘000 Personen in der sogenannten Creative Economy arbeiten, wovon die eine Hälfte in den Creative Industries erwerbstätig ist, während die andere Hälfte einem kreativen Beruf ausserhalb der Creative Industries nachgeht. Der abschliessend hergeleitete Begriff der Creative Economies steht für ein neues Verständnis der bisherigen Kreativwirtschaft, welches stärker die Praxen und Prozesse der Akteure ins Zentrum stellt.

Bezugsquelle für den Kreativwirtschaftsbericht:
www.creativeeconomies.com/reports/order
 

Kulturpreise des Kantons Basel-Landschaft 2016

Der Baselbieter Regierungsrat ehrt die Tänzerin Tabea Martin und die Jazzsängerin Lisette Spinnler mit den je mit 20’000 Franken dotierten Spartenpreisen Tanz respektive Musik des Kantons. Der Förderpreis Musik (15’000 Franken) geht an die Chorleiterin Abélia Nordmann.

Mit dem Spartenpreis Tanz würdigt der Regierungsrat die 1978 geborene Tänzerin und Choreographin Tabea Martin aus Oberwil. Tabea Martin hat eine beachtliche internationale Karriere vorzuweisen. Sie arbeitet für die freie Szene sowie an Stadttheatern. Ihre Projekte sind laut der Medienmitteilung des Kantons höchst professionell aufgestellt und überzeugen durch Humor, Intelligenz sowie grosses choreografisches Können.

Mit dem Spartenpreis Musik wird die 40-jährige Liestaler Musikerin Lisette Spinnler ausgezeichnet, eine erfolgreiche, international anerkannte Jazzsängerin mit Baselbieter Wurzeln, die kontinuierlich ihre Karriere verfolgt. Der Kulturkritiker Peter Rüedi bezeichnet sie als «eigentliches Sängerinnenwunder der Schweizer Jazzszene». Ihr Markenzeichen sind der Scat und ihre Fantasiesprachen.

Der Förderpreis Musik geht an die 1988 geborene Chorleiterin Abélia Nordmann. Die Musikpädagogin wuchs in Deutschland und Frankreich auf und schloss im Jahr 2013 ihren Specialised Master ab. Heute leitet sie Chöre, Ensembles und Projekte in der Region Basel und in den Nachbarländern der Schweiz. Sie ist Dirigentin des contrapunkt chor Muttenz, des professionellen Ensembles für Alte und Neue Musik novantik project basel, des Chores bâlcanto, des Projektchors ensemble liberté, des Kinder- und Jugendchores Lörrach und des grenzübergreifenden Ensemble Choeur3.

Winterthurer Übungsräume werden nicht teurer

Die Stadt Winterthur legt für die Musikübungsräume neue Mietverträge vor und verzichtet insgesamt auf eine Preiserhöhung.

Foto: Sascha Erni/flickr commons

Die Winterthurer Fachstelle Quartierentwicklung verwaltet und vermietet in der Stadt Winterthur 41 Musikübungsräume. Im Dezember 2014 kürzte der Grosse Gemeinderat den Globalkredit der Fachstelle für das Jahr 2015 um zwanzig Prozent. Als Beitrag zur Umsetzung dieses Beschlusses entschied die Fachstelle Quartierentwicklung, die Mietzinse der Musikübungsräume zu erhöhen.

Die entsprechende Ankündigung löste bei den Musikerinnen und Musikern einen Protest aus. Die Stadt musste anerkennen, dass sie teilweise unkorrekt vorgegangen war und beschloss im letzten November, auf die geplante Mietzinserhöhung zu verzichten. Gleichzeitig kündigte sie an, die Verträge und Preise bereinigen zu wollen.

Gestern Mittwochabend hat die Stadt laut ihrer eigenen Mitteilung den Mieterinnen und Mietern der Musikübungsräume an einer Informationsveranstaltung dargelegt, wie diese Bereinigung erfolgen soll. Die heute in zwei Varianten vorliegenden Verträge werden in einer vereinheitlichten Form den Mietenden zur freiwilligen Unterzeichnung vorgelegt.

Die Preise werden aufgrund eines Kriterienkatalogs den Qualitäten der Räume angepasst und damit gerechter ausgestaltet. Insgesamt erfolgt keine nennenswerte Preiserhöhung. Die neuen Verträge sollen ab September 2016 gelten.
 

Begeistert vom Sing-Virus

Mit rund 40 fulminanten Darbietungen hat das Europäische Jugendchor Festival in der Region Basel gezeigt, dass Jugendliche auch heute mit Begeisterung singen. Ein Erlebnisbericht.

Foto: werner@laschinger.ch

Bereits zum zehnten Mal fand das Europäische Jugendchor Festival (EJCF) in Basel statt, das 1992 aus einem Ideenwettbewerb der Christoph Merian Stiftung hervorgegangen war. Mitbegründer Beat Raaflaub hält Rückschau: «Bei allen Veränderungen seit der ersten Ausgabe ist der Kerngedanke bewahrt worden: das friedliche Miteinander sehr guter Jugendchöre aus Europa und aus Übersee ohne Wettbewerbscharakter. Wir haben das EJCF als ein Festival der Begegnungen konzipiert.» Also kein Elitedenken, sondern ein Erlebnis voller Lebensfreude und Lust am Singen.

Genau dieser Leitidee entsprach die Einstimmung am Eröffnungsnachmittag: Die Chöre der Gymnasien Bäumlihof, Leonhard, Münsterplatz, Liestal, Münchenstein, Muttenz und Oberwil sangen wechselweise an verschiedenen Orten in Basel a cappella oder mit dezenter Instrumentalbegleitung. Erstaunlich, wie die Gymischülerinnen und -schüler sich im Gewusel der Stadt konzentrieren konnten. Den elf Sängerinnen und Sängern des Leonhard-Schulhauses gelangen unter ihrer mitswingenden Leiterin die Lieder formidabel. Die einen summten den Puls, zwei besonders begabte Sängerinnen gaben Soli zum Besten. Das kam an, Kinder sassen vor den Jugendlichen auf dem Boden und hörten gebannt zu, ältere Passanten blieben stehen und wippten versonnen im Rhythmus mit. Auch die gross besetzten Chöre der Gymnasien Liestal und Muttenz wussten zu gefallen. Mit dem unverwüstlichen Zogä am Bogä trafen sie die Herzen des Publikums, Mitsummen war Pflicht.

Eigene und fremde Volkslieder
Von Musikmüdigkeit, von «kein Bock auf Singen» war nichts zu spüren; das Niveau der beteiligten 18 Chöre aus ganz Europa war sehr hoch, wie das Eröffnungskonzert zeigte. Hier begegneten sich die Teilnehmerchöre nach ihrer Vorbereitung in der Heimat auf musikalischer Ebene, wie es dem Anliegen des Festivals entspricht. Jeder Chor hatte am Vormittag von einem Partnerchor ein Volkslied aus dessen Kultur gelernt, zusammen wurden die Lieder am Abend im Casinosaal dem Publikum präsentiert.

Die Darbietungen waren bunt, die Stimmung im vollen Saal fröhlich und aufgeräumt, und es gab so manches zu entdecken. Die Idee der Begegnung der fremden Kultur im Singen trug Früchte und führte zu stetem Schmunzeln. Da war etwa das Programm des phänomenalen Jugendchors Tutarchela aus Georgien. In ihren bunten Trachten sangen sie Volkslieder aus ihrer Heimat, zuerst langsam, polyfon in perfektem Zusammenklingen, dann folgte ein rascher Teil, untermalt mit Tänzen. Der als Partner zugeteilte Männerchor Zero8ʼs Youth Choir aus Schweden, spezialisiert auf Barbershop-Gesang, wurde dann in die georgische Volksmusik eingeführt, wobei zum Gaudium des Publikums einer der jungen Männer mit einem georgischen Mädchen tanzte.

Auch Schweizer Formationen waren dabei, so die zwei Knabenkantoreien Basel und Solothurn. Zu Begeisterungsstürmen hingerissen wurde man durch den Cor Infantil Amics de la Unió aus Spanien: Da wurden in virtuoser Perfektion Gesang, Geräusche und Bewegungen mit Armen und Beinen dargeboten, rhythmisch heikel durch Synkopen und wechselnde Register. Ein begeisternder Abend!

Zehn Jahre Stimmforschung in Freiburg

Die Musikhochschule Freiburg i. Br. feiert ihr 70-jähriges Bestehen. Das Institut für Musikermedizin (FIM), eine gemeinsame Einrichtung der Medizinischen Fakultät der Universität und der Musikhochschule Freiburg, begeht auch ein Jubiläum: Seit zehn Jahren betreibt es Stimmforschung.

Enrico Caruso mit einer Büste seiner selbst. Foto: Library of Congress ID cph.3b09191

In Studien, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden, hat das FIM mittlerweile nahezu 50 Sänger analysiert, darunter viele, die regelmässig an Opernhäusern wie der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera New York, den Bayreuther Festspielen oder der Staatsoper Unter den Linden Berlin auftreten.

Die Studien sind vor allem mit dynamischer Kernspintomographie (MRI) durchgeführt worden. Für die Durchführung und Optimierung der Bildgebung besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Medizinische Physik der Klinik für Radiologie am Universitätsklinikum Freiburg und der Klinik für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Freiburg.

Geleitet wird das FIM von Claudia Spahn und Bernhard Richter. Matthias Echternach, Oberarzt am Institut für Musikermedizin, hat es sich gemeinsam mit Richter mit zum Ziel gesetzt, wissenschaftlich die Frage zu klären, wie die Stimme bei Hochleistungssängern entsteht.
 

Musizieren, eine Herzenssache

Was ist beim Musizieren im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beachten?

Sebastian Barth, Sebastian Kerber — Die Sensibilität für Musikererkrankungen besteht erfreulicherweise seit vielen Jahren. Dabei werden insbesondere Erkrankungen, die den Musiker in der Ausübung seines Instrumentes einschränken, frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt. Zu diesen Erkrankungen gehören z.B. orthopädische Probleme, neurologische Störungen, die Musikerdystonie und das Lampenfieber. Kardiovaskuläre Aspekte blieben hingegen relativ lange unbeachtet.

Historisch betrachtet mussten berühmte Musiker unterschiedlicher Stil-Epochen verschiedenste Erkrankungen erleiden. Dabei spielten nicht selten kardiovaskuläre Erkrankungen eine Rolle. Arnold Schönberg erlebte selber eine Reanimation, die zum damaligen Zeitpunkt noch durch eine heroische Injektion direkt ins Herz erfolgreich war. Thorakale Schmerzen sind ein häufiges Leitsymptom für Herzkreislauferkrankungen. Seit einiger Zeit ist mit der Tako Tsubo-Kardiomyopathie eine wichtige Differentialdiagnose dazugekommen. Dabei kommt es stressinduziert zu einer Herzleistungsschwäche, die im Extremfall zu einer intensivmedizinischen Behandlung führen kann. Insbesondere bei exponierten Musikern kann dieses Krankheitsbild durch exzessiven emotionalen und physischen Stress ausgelöst werden. Besonders häufig betroffen sind post-menopausale Frauen (80 Prozent der Patienten), wobei die Prognose insgesamt mit einer Krankenhausmortalität von 1 bis 3 Prozent gut ist.

Die «Volkskrankheit» Bluthochdruck spielt bei aktiv Musizierenden eine grosse Rolle. Zahlreiche Musikergruppen sind erheblichen Blutdruckanstiegen ausgesetzt, da Proben- und Auftrittssituationen erhebliche Stress-Situationen darstellen. Besonders exzessive Blutdruck- und Herzfrequenzanstiege sind bei Bläsern dokumentiert worden.

Aufgrund der fortschreitenden Überalterung der westlichen Welt gewinnt die Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz zunehmend an Bedeutung. Neben ihrer prognostischen Bedeutung führt sie ähnlich wie eine Depression oder Dialysepflichtigkeit zu einer erheblichen Einbuße an Lebensqualität. Unbehandelt hat die Herzinsuffizienz eine schlechte Prognose. Zur Festlegung des therapeutischen Vorgehens ist die Klärung der Grunderkrankung unentbehrlich. Zu den häufigsten gehören dabei die koronare Herzerkrankung, Herzklappenfehler, Bluthochdruck, Rhythmusstörungen und die Myokarditis.

Ein wichtiges Begleitsymptom der Herzinsuffizienz stellt die Depression dar, wobei weiterhin unklar ist, ob sie Folge oder Ursache der Herzinsuffizienz ist. Bei depressiver Grundstimmung wird daher eine weiterführende Diagnostik bezüglich einer zugrunde liegenden Herzschwäche empfohlen.

Aufgrund der weiterentwickelten Diagnostik- und Therapieverfahren in der invasiven Elektrophysiologie hat dieser Bereich der Kardiologie enorm an Bedeutung bei Musikern gewonnen. Die Einteilung der Herzrhythmusstörungen erfolgt dabei nach dem Ursprungsort (Vorhof oder Kammer) und der Frequenz (Tachykardie oder Bradykardie). Hervorzuheben ist dabei in erster Linie das Vorhofflimmern, welches die häufigste Rhythmusstörung darstellt. «Herzrasen», «Herzstolpern», Ohnmachtsanfälle, Schwindel oder Wärmegefühl sind dabei häufig geschilderte Symptome. Neben der Anamneseerhebung ist die EKG-Dokumentation von zentraler Bedeutung, um die Herzrhythmusstörung zu identifizieren. Die invasive elektrophysiologische Untersuchung bietet zusätzlich den Vorteil, diagnostizierte Herzrhythmusstörungen in gleicher Sitzung zu abladieren und damit den Patienten zu heilen. Die Abgrenzung somatischer Befunde von psychischen Problemen ist oft besonders schwierig. Nicht selten muss eine ambulante Diagnostik «am Arbeitsplatz» mit dem Instrument vor Ort erfolgen, um Herz-Kreislaufveränderungen oder Herzrhythmusstörungen situativ zu erfassen.

Diagnostik und Therapie werden dann gelingen, wenn neben einer breiten internistischen und kardiologischen Ausbildung ein hohes Mass an Sensibilität für die berufsspezifische Situation von Musikern und eine tiefgehende Kenntnis der Effekte des Instrumentes bestehen.

Dr. med. Sebastian Barth, Oberarzt Kardiologie, Herz- und Gefäss-Klinik Bad Neustadt

Prof. Dr. med. Sebastian Kerber, Chefarzt Kardiologie I Herz- und Gefäss-Klinik Bad Neustadt

46 erste Preise mit Auszeichnung

Vom 5. bis 7. Mai haben 386 junge Interpretinnen und Interpreten der klassischen Musik das Finale des 41. Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) auf der Musikinsel Rheinau erfolgreich bestritten.

Foto: SJMW

Die Nachwuchstalente aus allen Regionen der Schweiz waren im März bei den Entradas für das Finale qualifiziert worden. Wie die Stiftung Schweizerischer Jugendmusikwettbewerb (SJMW) gestern mitteilte, wurden insgesamt 370 Preise vergeben (Solo: 241 Preise, Kammermusik: 129 Preise), davon 46 erste Preise mit Auszeichnung und 118 erste Preise. Weitere 154 junge Nachwuchstalente haben einen zweiten und 25 einen dritten Preis erhalten.

Besonders freuen konnten sich über 60 Musikerinnen und Musiker, die einen Sonderpreis entgegennehmen durften. Die Resultate sind auf der Website des Wettbewerbs aufgeschaltet.

Mit der Preisverleihung und dem Preisträgerkonzert im Stadthaussaal Winterthur am Sonntag, 8. Mai, ging die Veranstaltung feierlich zu Ende. Das
Konzert wurde vom Schweizer Radio SRF 2 Kultur aufgenommen und wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.

www.sjmw.ch

 

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