Fortschritte beim EU-Urheberrecht

Die EU-Staaten haben sich mehrheitlich auf einen Richtlinienentwurf verständigt, mit dem sie in die weiteren Verhandlungen zur EU-Richtlinie für das Urheberrecht gehen wollen. Grundlage für die Einigung war ein Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich.

Foto: corund – stock.adobe.com

Die letzte Verhandlungsrunde war abgesagt worden, nachdem elf von 28 EU-Ländern sich gegen den von Rumänien vorgelegten Kompromissvorschlag ausgesprochen hatten. Neben Artikel 11, der die Einführung eines EU-weiten Leistungsschutzrechtes für Presseverleger vorsieht, gilt besonders Artikel 13 als umstritten. Er soll Plattformen dazu verpflichten zu prüfen, ob das Hochladen der jeweiligen Inhalte gegen Urheberrechte verstösst.

Der nun erzielte Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich nimmt Plattformen, die jünger als drei Jahre sind, einen Jahresumsatz von weniger als zehn Millionen Euro und unter fünf Millionen Nutzer im Monat haben, von den Regelungen des Artikel 13 aus. Neben dem Deutschen Musikrat und dem Landesmusikrat NRW befürworten zahlreiche weitere Kulturverbände die Verabschiedung der EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt.

Sollten die weiteren Verhandlungen mit dem Europaparlament und der EU-Kommission erfolgreich verlaufen, könnte die Richtlinie noch vor der Europawahl im Mai verabschiedet werden. Der Deutsche Musikrat begrüsst die Einigung der EU-Mitgliedsstaaten.

 

Luzern steht zum Südpol

Die Stadt Luzern beschliesst den Gebrauchsleihe- und Subventionsvertrag mit dem Verein Südpol. Der Grosse Stadtrat entscheidet im März 2019 über den Vertrag. Die Stadt verfügt wegen eines Referendums zur Zeit über kein Budget.

Foto: zVg

Die Stadt Luzern verfügt wegen eines Budget-Referendums zur Zeit über kein rechtskräftiges Budget. Vom budgetlosen Zustand besonders betroffen sind Institutionen wie zum Beispiel der Verein Südpol, die zur Erfüllung ihres Auftrags auf die finanzielle Unterstützung der Stadt Luzern angewiesen sind. Sollten die Stimmberechtigten am 31. März das Budget 2019 gutheissen, erfolgt die Auszahlung dieser finanziellen Unterstützung ab April 2019. Lehnen die Stimmberechtigten das Budget ab, muss eine neue Vorlage erarbeitet, im Parlament behandelt und möglicherweise zur Volksabstimmung gebracht werden.

Der Gebrauchsleihe- und Subventionsvertrag mit dem Verein Südpol basiert inhaltlich auf der bisherigen Vereinbarung. Die Zweckbindung der Mittel zugunsten der lokalen und regionalen freien Szene sei deutlicher formuliert und die Leistungsziele präzisiert worden, schreibt die Stadt. Gleichzeitig gewährt der Grosse Stadtrat dem Verein Südpol eine Übergangsfinanzierung bis zum Beschluss des Grossen Stadtrates beziehungsweise bis zum Vorliegen eines rechtskräftigen Budgets.

 

 

IGNM-VS erneuert Vorstand

Die Walliser Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik IGNM-VS hat ihren Vorstand erneuert. Ab 2019 walten dort neu Marie N. Guex, Ulrike Mayer-Spohn, Hans-Peter Pfammatter, Manuel Mengis und Javier Hagen (Präsident).

Fotozusammenstellung: IGNM (Bildlegende siehe unten)

Die IGNM-VS organisiert alljährlich auf Schloss Leuk das Festival für Neue Musik Forum Wallis, welches regelmässig, unter anderem mit Karlheinz Stockhausens Helikopter-Streichquartett mit dem Arditti Quartett oder Cod.Acts Pendulum Choir für internationale Schlagzeilen gesorgt hat.

Ebenso hat sich das Forum Wallis neu ein internationales Kuratorium zugelegt: In der Jury des 5. Wettbewerbs Ars Electronica Forum Wallis wirken neben Javier Hagen (IGNM-VS) Kotoka Suzuki (Tokyo/Chicago), Jaime Oliver (Lima/New York) und Reuben de Lautour (Istanbul/Auckland), die akusmatischen Konzerte werden von Simone Conforti vom IRCAM Paris kuratiert, und die künstlerische Leitung der 1. Forum Wallis Academy for Composition Students obliegt dem Schweiz-argentinischen Dirigenten und Leiter des Elektronischen Studios Basel Erik Oña.

Bildlegende

v.l.n.r.u.v.o.n.u.

Manuel Mengis, Simone Conforti, Ulrike Mayer-Spohn, Hans-Peter Pfammatter, Reuben de Lautour, Marie N. Guex, Jaime Oliver, Javier Hagen, Kotoka Suzuki, Erik Oña

Zweite Stradivari für die Festival Strings

Die Festival Strings Lucerne verfügen ab sofort über eine zweite Stradivari-Violine. Dank der Zusammenarbeit mit einer Luzerner Stiftung steht dem Orchester die rund 340 Jahre alte «Sellière»-Stradivari zur Verfügung.

Daniel Dodds mit Sellière (Bild: zvg)

Das historisch interessante Instrument wurde einst vom Orchester-Mitbegründer Wolfgang Schneiderhan gespielt. Nun wird es an zwei Konzerten am 5. März im Wiener Konzerthaus und am 7. März im KKL Luzern erstmals wieder erklingen. Daniel Dodds, künstlerischer Leiter der Festival Strings Lucerne, wird die beiden Konzerte erstmals auf der vor 1680 gebauten Geige bestreiten.

Das Instrument wurde den Festival Strings Lucerne vor einiger Zeit exklusiv angeboten. Es war mehr als 100 Jahre Teil der Instrumentensammlung der inzwischen nach Argentinien ausgewanderten Vorarlberger Industriellenfamilie Hämmerle und wurde in den letzten Jahrzehnten in einem Banksafe aufbewahrt.

Die Festival Strings Lucerne fanden mit der Luzerner Stiftung Monika Widmer eine Partnerin, die den Kauf des Instrumentes ermöglichte. Sie hat die Stradivari käuflich erworben und stellt sie den Festival Strings Lucerne zur Verfügung.

Rhythmus ist im Auge des Betrachters

Darüber, ob wir von einem Rhythmus körperlich angeregt werden, entscheidet auch die optische Erfahrung. Nachgewiesen hat dies ein britisches Forscherteam.

Foto: Günter Havlena/pixelio.de,SMPV

Das Team rund um den Musikpsychologen Daniel Lloyd Eaves von der britischen Teesside University hat getestet, wie Probanden körperlich zum Mitwippen oder Grooven angeregt werden, wenn sie einem Schlagzeuger zusehen. Dazu haben sie den Versuchsperonen optische und akustische Erfahrungen entweder synchronisiert oder verschoben zugespielt.

Dabei zeigte sich, dass die optische Erfahrung darüber mitentschiedet, ob wir von einem Rhythmus körperlich angeregt werden. Laut dem Team stützen seine Befunde die Bedeutung multimodaler Sinneserfahrungen für das ganzheitliche Erleben von Musik.

Originalartikel:
Daniel Lloyd Eaves, Noola Griffiths, Emily Burridge, Thomas McBain, Natalie Butcher, Seeing a drummer’s performance modulates the subjective experience of groove while listening to popular music drum patterns, Musicae Scientiae, First Published February 1, 2019,
https://doi.org/10.1177/1029864919825776

Verlinkter Bildnachweis: Günter Havlena / pixelio.de

Barockes Schwelgen auf Malta

Das Valletta International Baroque Festival brachte vom 11. bis 27. Januar viele Ensembles zu Gehör, darunter Les Passions de l’Âme aus Bern.

Zuschauerraum des Teatru Manoel. Foto: Jungledaughter/wikimedia commons

Malta und Barock – auf den ersten Blick kein offensichtliches Paar, auf den zweiten hingegen sehr. La Valletta, die 1566 gegründete Hauptstadt, ist purer Barock, erbaut aus einem wunderbar warmen gelbtönigen Stein und unverändert seit dem 17. Jahrhundert. So ist es nur angemessen, dass hier und in einigen baulich ebenso betörenden Städtchen der Umgebung die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts zelebriert wird, und dies heuer schon zum siebenten Mal. Initiiert und seither geleitet wird das Valletta International Baroque Festival vom Intendanten des Teatru Manoel, Kenneth Zammit Tabona. Das Festival geniesst die uneingeschränkte Unterstützung der Regierung, vertreten durch den Hon. Owen Bonnici, Minister für Justiz, Kultur und Gemeindeverwaltung, der an vielen Konzerten anzutreffen war.

Zwischen dem 23. und 27. Januar, den Tagen des Festivals, die hier besprochen werden können, fanden sieben Konzerte statt, von denen das erste und das letzte einmalige Höhepunkte darstellten.

Da war einmal in der St.-Katharina-von-Alexandria-Kirche in Żejtun, wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt, die Präsentation des Dixit Dominus a 4 concertato von Niccolò Jommelli (1714–1774) und der Messe in D-Dur von Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736) durch den Chor und das Orchester des historischen Collegio Ghisleri in Pavia, Italien, unter der Leitung von Giulio Prandi (der notabene den ganzen Abend inspirierend und auswendig dirigierte). Beide Klangkörper musizierten dynamisch und agogisch unglaublich differenziert und engagiert. Solopartien wurden so selbstverständlich und überzeugend durch Mitglieder des Chores ausgeführt, dass es nicht einmal für nötig befunden wurde, ihre Namen im Programmheft zu nennen …
 

Bach und viele andere

Das Archäologische Museum Valletta in einem der stilvollsten Paläste der Stadt (aus dem Jahr 1571) beherbergte in seinem Gran Salon – wo man die Restauration der Wandmalereien verfolgen konnte – die Mittagskonzerte. Das Signum Saxophone Quartet, 2006 gegründet, interpretierte dort unter dem Titel Bach and Beyond Musik von J. S. Bach, J. Chr. Bach, Steve Reich (1936), David Maslanka (1943–2017) und Marcelo Zarvos (1969). Die vier (gerade noch) jungen Saxofonisten Blaž Kemperle, Hayrapet Arakelyan, Alan Lužar und Guerino Bellarosa entfachten in den modernen Stücken ein wahres Feuerwerk an Virtuosität, spielten sich gegenseitig die musikalischen Bälle zu und nahmen sich der barocken Partituren mit grosser Sorgfalt und Fantasie an. Für einen eingefleischten Barockfan ist allerdings der Saxofon-Bach schwer verdaulich, und die Argumentation, so gute Musik sei in allen möglichen Ausführungen immer noch gute Musik, vermag nicht wirklich zu überzeugen.

Am selben Ort gab es zwei weitere Konzerte, beide mit dem Pianisten Paul Gulda, der auf einem wunderbaren Cembalo von Bruce Kennedy spielte. Im ersten erklang Teil eins des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach. Gulda spielte gekonnt und engagiert, mit sehr eigenwilligen Rubati und vielen Registerwechseln. Zwischen den einzelnen Präludien und Fugen las er philosophische Sprüche (etwa vom Dalai Lama) vor, was nicht überall gut aufgenommen wurde, zum einen, weil das etwas sehr belehrend wirkte, und zum anderen, weil nur Zuhörerinnen in unmittelbarer Nähe sie verstehen konnten. Im zweiten Konzert musizierte Gulda mit dem Oud-Spieler und Sänger Marwan Abado. Kompositionen von Abado selbst und weitere nahöstliche Komponisten standen auf dem Programm, dazu begeisterten die beiden mit mitreissenden Improvisationen. Wiederum war es leider nur einem kleinen Teil des Publikums möglich, die zahlreichen Kommentare mitzubekommen.

Im Teatru Manoel wurde Händels Oratorium Il trionfo del tempo e del disinganno aufgeführt. Diese Spielstätte entstand 1731 durch den Umbau von zwei noblen Stadthäusern; Auftrag- und damit Namensgeber war der Grossmeister Anton Manoel de Vilhena. Das Kleinod ist heute Nationaltheater von Malta und zählt zu den ältesten Bühnen in Europa. Ein Solistenquartett und das Orchester Armonia Atena aus Athen musizierten unter der Leitung von George Petrou. Man hätte sich bei der schönen Aufführung doch noch etwas mehr dynamische Freiheiten und bei den Solisten auch eine Spur Theatralik gewünscht.

In der Kirche der Assumption in Qrendi ertönte die Missa in illo tempore von Claudio Monteverdi (1567–1643), ergänzt durch kurze Werke anderer Meister aus der Zeit, hervorzuheben vielleicht die Erstaufführung in der Neuzeit der Motette In convertendo von Michelangelo Falusi (1645–1733). Die acht Sänger des Ensembles Cantar lontano unter der Leitung von Marco Mencoboni sangen sehr klangschön, wenn auch etwas statisch, was Tempo und Lautstärke betraf. Das angekündigte Vokalensemble Monteverdi Project aus Valletta kam leider kaum zum Zug.
 

Prestissimo zum Schluss

Wiederum im Teatru Manoel fand das Festival seinen fulminanten Abschluss durch die Aufführung der 6 Brandenburgischen Konzerte von J. S. Bach. Das Berner Barockorchester Les Passions de l’Âme (Leitung und Violine Meret Lüthi) versprühte Spielfreude und bestach durch eine stupende Virtuosität, in den langsamen Sätzen durch betörende Musikalität. Man darf sich vielleicht fragen, weshalb die Ecksätze, meist von Bach mit Allegro bezeichnet, im unglaublichen Prestissimo gespielt werden mussten. Es schien, als fänden die Musikerinnen hauptsächlich darin ihren Spass.

Ein Aufführungsort, der bisher nicht erwähnt werden konnte, dies aber unbedingt verdient: die wunderbare, goldene Co-Kathedrale St. John in Valletta, welche nebst einem Originalbild von Caravaggio und vielen weiteren Kunstschätzen über eine ausgezeichnete Akustik verfügt. Man darf sich auf das nächste Festival freuen!
 

Die Autorin war Gast des Valetta Baroque Festivals.

 

vallettabaroquefestival.com.mt

Komponistinnen nach Frankfurt!

Das Archiv Frau und Musik vergibt mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main das Stipendium «Composer in Residence». Bewerbungen sind bis am 15. März möglich.

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Foto: Dontworry/WikimediaCommons

Das Archiv Frau und Musik teilt mit, dass es in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK), Institut für zeitgenössische Musik (IzM), sein Internationales Arbeitsstipendium «Composer in Residence» bereits zum vierten Mal vergibt. Es dauert von Mitte Juli bis Mitte Oktober 2019. Bis zum 15. März 2019 können sich Komponistinnen aller Altersstufen und Nationalitäten für das dreimonatige Arbeitsstipendium bewerben.

Das Archiv und die HfMDK bieten der Komponistin die einmalige Chance, Ressourcen wie das Studio für elektronische Musik und Akustik und das internationale Frauen-Musik-Netzwerk zu nutzen. Die Stipendiatin komponiert während ihres Aufenthalts in Frankfurt ein neues Werk und studiert es mit Studierenden der HfMDK ein. Zudem erarbeitet eine Schulklasse des Schulprojekts Response der HfMDK unter ihrer Anleitung eine musikalische «Antwort» auf eines ihrer Werke.

Ende Mai gibt die Jury den Namen der Komponistin bekannt. Die neu entstehenden Werke werden am 17. Oktober 2019 beim Abschlusskonzert uraufgeführt.
Das Archiv Frau und Musik entstand aus dem 1979 gegründeten Verein Internationaler Arbeitskreis Frau und Musik e. V. Es archiviert die Musik von derzeit rund 1800 Komponistinnen aus der Zeit des 9. Jahrhunderts bis heute.

www.archiv-frau-musik.de
 

Junghae Lee vertritt die Schweiz in Tallinn

Die in Basel wirkende schweizerisch-koreanische Komponistin Junghae Lee wurde mit dem Werk «Sorimuni 2» für Kammerorchester von der Jury der ISCM World Music Days 2019 als Schweizer Vertretung des Festivals gewählt.

Junghae Lee. Foto: zVg von ISCM Switzerland

«Sorimuni 2» wird am 5. Mai vom Tallinn Chamber Orchestra gespielt. Ferner wurde «Shadow Art II» für Vokalisten, Flöte und Elektronik des ebenfalls in Basel lebenden australischen Komponisten Paul Clift als Beitrag der australischen Sektion ausgewählt.

Junghae Lee, 1964 in Tokio geboren, wuchs in Korea auf. Sie studierte Komposition an der Seoul National University bei Byung-Dong Paik und ab 1991 am Elektronischen Studio der Musikhochschule Basel mit Schwerpunkt Elektronische Musik. Meisterkurse besuchte sie bei Isang Yun und Toru Takemitsu. Nach einer Phase intensiver Auseinandersetzung mit elektronischer Musik wandte sie ihre Aufmerksamkeit vermehrt dem instrumentalen Komponieren zu. Ihr Schaffen – ob mit oder ohne Elektronik – ist von speziellen Mixturen und einer eigenen, hohen Expressivität bestimmt.

Die ISCM World Music Days ist das jährlich stattfindende Festival der 1922 gegründeten Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (International Society for Contemporary Music) und findet heuer vom 2. bis 10. Mai in Tallinn in Estland statt. Gastgeber sind die Estonian Music Days, welche mit den ISCM World Music Days ihr 40jähriges Bestehen feiern. Die zur Auswahl stehenden Werke werden von den 65 Ländersektionen eingereicht und der Festivaljury unterbreitet.

Die Eingaben der Schweizer Gesellschaft für Neue Musik (ISCM Switzerland) koordinierten Nicolas Farine und Egidius Streiff. In diesem Jahr wurden Werke von Katharina Rosenberger, Junghae Lee, René Wohlhauser, Nadir Vassena, Stephanie Hänsler, Benoit Moreau, Nicolas Bolens und Keiko Kikoutchi eingereicht.
 

Sommets Musicaux zeichnen Bratschisten aus

Im Rahmen der 19. Sommets Musicaux de Gstaad ist der 24-jährige englische Bratschist Timothy Ridout mit dem Prix Thierry Scherz ausgezeichnet worden. Der Prix André Hoffmann ging an den 23-jährigen französischen Bratschisten Jean Sautereau.

Timothy Ridout. Foto: Sommets Musicaux De Gstaad

Der Prix Thierry Scherz belohnt die beste Interpretation der Reihe «Junge Talente» des Festivals und ermöglicht dem Preisträger eine CD-Aufnahme. Unterstützt von Renaud Capuçon, dem künstlerischen Leiter des Festivals, hat die Jury – Gérard Caussé, Mentor der jungen Talente, Yann Maresz, Composer in residence und Patrick Peikert, Direktor des Labels Claves Records – dieses Jahr den Prix Thierry Scherz einstimmig an Timothy Ridout vergeben.

Der  junge Bratschist wird im Laufe der zweiten Hälfte dieses Jahres eine CD mit dem Berner Symphonieorchester und dem Label Claves Records aufnehmen, das auch die Promotion übernimmt. Die Jury hat überdies Jean Sautereau mit dem Prix André Hoffmann ausgezeichnet. Der mit 5000 Franken dotierte Preis belohnt die beste Interpretation des Werks «Soliloque» von Yann Maresz, dem Composer in residence des Festivals.

 

Fachard folgt bei der SGNM auf Farine

Im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Neue Musik (SGNM/ISCM Switzerland) beerbt der Lausanner Komponist Antoine Fachard den scheidenden Vizepräsidenten und alt-SGNM-Präsidenten (2010-14) Nicolas Farine.

Antoine Fachard (Bild: zvg)

Zudem folgt der Genfer Denis Schuler auf den abtretenden Revisor Laurent Mettraux. Fachard ist in New York als Sohn eines Schweizers und einer Griechin geboren und in Lausanne aufgewachsen. Er studierte Komposition bei Daniel Glaus, William Blank und Xavier Dayer, ferner bei Lachenmann, Ferneyhough und Boulez. 2015 war er Composer in Residence beim Programm Composer`s Next Generation des Genfer Ensemble Vortex. Fachard lebt in Lausanne. Neben ihm walten Max E. Keller, Egidius Streiff und Javier Hagen (Präsident) im aktuellen SGNM-Vorstand.

Die SGNM ist die Schweizer Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM/ISCM) und wurde 1922 vom Winterthurer Mäzen Werner Reinhart – seines Zeichens der erste Generalsekretär der ISCM – als eine der ersten Ländersektionen der ISCM gegründet. Sie ist die Schweizer Schnittstelle zur ISCM und damit zu den alljährlich in einem anderen Land stattfindenden Weltmusiktagen (ISCM World Music Days), welche bisher sechsmal auch in der Schweiz stattgefunden haben: 1926, 1929, 1957, 1970, 1991 und zuletzt 2004.

 

Wildes und geordnetes Lernen

Das 2. Symposium für Pop-Rock-Jazz-Pädagogik (PRJ) befasste sich mit verschiedenen Lernformen und entkräftete gängige Vorurteile.

Victor Wanderley hat das Symposium organisiert. Foto: Niklaus Rüegg,Foto: Niklaus Rüegg,Foto: Niklaus Rüegg,Foto: Niklaus Rüegg

Klein, aber fein, ohne viel Drumherum, aber mit Substanz kam das PRJ-Symposium vom 19. Januar 2019 daher. Es wurde wiederum von der Musikschule Konservatorium Bern in Zusammenarbeit mit dem Verband Bernischer Musikschulen (VBMS) organisiert. Die Weiterbildungsveranstaltung für den Pop-, Rock-, Jazzbereich
wurde gegenüber der ersten Auflage etwas in Richtung allgemeine Pädagogik geöffnet. Organisator Victor Wanderley betonte, sein Symposium richte sich nicht nur an PRJ-Pädagogen, sondern an Vertreter aller Musiksparten. Diese Öffnung bekam der Veranstaltung sehr gut, doch hatte man den Eindruck, dass sich die Vertreter der Klassik (noch) nicht angesprochen fühlten.

Der Anlass fand in einem «Come-Together-Format» statt, will heissen, die Teilnehmenden erhielten viel Raum, um sich untereinander auszutauschen und ihre Ergebnisse und Erfahrungen ins Plenum einzubringen. Drei eingeladene Fachleute gaben gewichtige Inputs, leiteten Workshops und regten die Diskussionen an.
 

Die Mischung macht’s

Natalia Ardila-Mantilla, Leiterin der Studiengänge Instrumental- und Gesangspädagogik am Institut für musikpädagogische Forschung an der Hochschule für Musik und Theater Köln, forscht über Musikvermittlung in formalen bzw. informellen Lernkontexten und über die Entwicklung von Konzepten zum Musizieren-Lernen in heterogenen Gruppen. Sie lieferte einen spannenden Einstieg mit sechs Fragen zur persönlichen Ausbildungsvergangenheit und was man in den verschiedenen Lernkontexten glaubt gelernt zu haben. Die Antworten musste sich jeder und jede im Plenum selber geben. Verblüffend, welche erhellenden Erkenntnisse dabei herauskamen. Wer nun glaubte, daraus Vorzüge der einen oder der anderen Lernform ableiten zu können, sah sich ebenso getäuscht wie jene, die meinten, informelles Lernen sei eher dem PRJ-Bereich und formales Lernen den Klassikern zuzuordnen. Die Referentin belegte anhand von Unterrichtsprofilen, die sie in ihrer Forschungsarbeit erstellt hatte, dass die beiden Lernformen auf beiden Seiten etwa gleichmässig vorkommen. Sie ging von vier Lernwelten aus: Unterricht, Ensembles, Auftritte und privater Bereich, die alle mehr oder weniger formal oder informell ausgestaltet werden können. Die befruchtende Mischung sei entscheidend und dass die Lehrperson versuche, auf die informellen Lernwelten ihrer Schüler Einfluss zu nehmen.

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Natalia Ardila-Mantilla

Freestyle-Pädagogik

Nik Bärtsch, international erfolgreicher Jazzpianist aus Zürich mit klassischem Musikstudium, schilderte seinen Werdegang als Musikschüler in den Siebziger- und Achtzigerjahren und sprach über die Bildung und Pflege von kreativen Gemeinschaften, über seinen Club Exil, die Montagsreihe mit seiner «Ritual Groove Music» mit Workshops und Konzerten. «Kreativität braucht Strukturen», ist Bärtsch überzeugt. Eine lokale Verwurzelung, ein Basislager, seien für ihn wichtig, um international arbeiten zu können. Deshalb gehe er jeden Tag in sein «Exil» und definiere dadurch Heimat und Exil als deckungsgleich. Bärtsch ist Verfechter der «Freestyle-Pädagogik», die auf Eigeninitiative, auf «Machen, Riskieren, Lernen» setzt. Dieses «wilde Lernen» habe er sich bereits während seiner hürdenreichen Laufbahn als Musikschüler angeeignet. Die Zürcher Musikschule habe zunächst ihre liebe Mühe mit seinen Interessen gehabt: Er wollte Schlagzeug und Boogie-Woogie spielen und verabscheute Noten. Diese Dinge waren in der damaligen Unterrichtskultur nicht vorgesehen. Somit blieb ihm nichts anderes übrig, als autodidaktisch und in Bands zu lernen. Schliesslich traf der talentierte Junge doch noch auf verständnisvolle Musiklehrer, die ihm «irgendwie folgten» und halfen, seinen Weg zu finden.

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Nik Bärtsch

«Rhythm is it»

Der Pianist, Schlagzeuger, Mathematiker und Dozent am Jazzcampus Basel, Malcolm Braff, überraschte mit einer wissenschaftlichen Annäherung an ein als nicht akademisch geltendes Phänomen: den Groove. Er geht damit sozusagen den umgekehrten Weg und versucht Freestyle zu erklären und zu formalisieren. Braff unterscheidet zwischen dem theoretischen und dem musikalisch-praktischen Rhythmus: «In folk musics rhythm is never equal», betonte er und fügte bei, «in classical music it isn’t either.» Der Groove im Swing entstehe durch eine leichte Verschiebung und Variierung der Notenlängen. Das kann bei einer Gruppe von einem Viertel und zwei Achteln zum Beispiel eine Annäherung an eine Triole bedeuten. Durch diese Regel können auch manche klassische Stücke zum Swingen gebracht werden. Beliebtes Beispiel: Bach. Auch der Wiener Walzer wäre kein solcher, würden alle drei Noten exakt gleich lang gespielt. Braff veranschaulichte diese rhythmischen Verschiebungen grafisch, ausgehend von einer gleichmässigen Triole als gleichschenkligem Dreieck, und unterteilte die rhythmischen Effekte in «negative groove balance» (oder «laidback»), «positive groove balance» (vorwärts treibend) und «taking off the ground/taking down to the ground» (Phrasierung durch wechselnde Akzente). Beeindruckend waren die praktischen Demonstrationen trommelnd und am Klavier mit simultan gespielten wechselnden Rhythmen links und rechts.

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Malcolm Braff

Das nächste PRJ-Symposium findet am 11. Januar 2020 statt.

Europas grösste Fachmesse der Musikwirtschaft

Vom 2. bis 5. April 2019 wird das Frankfurter Messegelände zum Showroom der Instrumentenbranche – und zum Treffpunkt für Hersteller, Händler, Professionals und Musiker aus allen Teilen der Welt.

© Musikmesse Frankfurt,© Musikmesse Frankfurt,© Musikmesse Frankfurt,© Musikmesse Frankfurt,© Musikmesse Frankfurt,SMPV

Die Musikmesse findet in diesem Jahr erstmals an vier Werktagen (Dienstag bis Freitag) statt. Sie setzt damit mehr denn je auf den fachlichen Austausch internationaler Professionals und schärft ihren Markenkern als grösste europäische Fachmesse der Musikwirtschaft. In diesem Zuge öffnet die Musikmesse erstmals seit 2015 wieder komplett zeitgleich mit der Prolight + Sound, der «Global Entertainment Technology Show».

Auch nach der Messe bleibt es musikalisch in Frankfurt. Zum vierten Mal präsentiert das «Musikmesse Festival» Highlight-Konzerte in 30 Locations und auf dem Messegelände. Mit dabei: Die Talente des Internationalen Deutschen Pianistenpreises sowie ein grosses Abschlusskonzert mit Soul-Legende Gregory Porter und der Neuen Philharmonie Frankfurt.
 

Neue Hallenaufteilung entlastet den Schrittzähler

Besucher der Musikmesse 2019 dürfen sich über verkürzte Wege freuen. Die Halle 3 bündelt auf zwei Ebenen ein breites Spektrum von Pianos und Keyboards über Drums + Percussion, Gitarre und Bass, Holz- und Blechblasinstrumenten, Streichinstrumenten, Harmonikainstrumenten sowie Noten. Erstmals ist der gesamte Audio-Bereich auf einer Hallenebene konzentriert: So finden Besucher in Halle 8.0 sowohl Synthesizer und Recording-Equipment als auch Produkte rund um Live-Beschallung.

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Neu 2019 ist die gemeinsame «Networking Area» für Musikmesse und Prolight + Sound in Halle 4.1, die sich gezielt an Händler sowie Entscheider der Branche richtet. Mit aufwendig gestaltetem Lounge-Konzept bietet sie den idealen Rahmen für Geschäftsgespräche in entspannter Atmosphäre.

Voller Einsatz für die musikalische Bildung

Das neue «Music Education Center» im Congress Center Messe Frankfurt schafft eine zentrale Plattform für die Themen Nachwuchsförderung und Weiterbildung. Zu den Highlights in diesem Bereich zählen der Fachtag KlassenMusizieren (Freitag, 5. April), der Anregungen für modernen, praxisorientierten Unterricht gibt. Am selben Tag prämiert der Europäische Schulmusikpreis fortschrittliche Projekte im Bereich des methodisch-kreativen Arbeitens mit Musikinstrumenten. Darüber hinaus finden Workshops und Seminare rund um Musiktherapie sowie erstmals die Preisverleihung zum «Wettbewerb Neue Therapie-Instrumente» statt.

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Für junge musikalische Entdecker bietet das Nachwuchsprojekt «Discover Music» eine Entdeckungsreise in die Welt der Töne und Klänge. Unter pädagogischer Anleitung von erfahrenen Musikern der Frankfurt Music Academy können bereits Schulkinder Instrumente nach Lust und Laune ausprobieren.

Ebenso geht der «European Songwriting Award» in eine neue Runde. Bei der Award Show mit Live-Finale (5. April) können Songwriter und Produzenten ihre Kompositionen vor einer hochkarätig besetzten Jury mit internationalen A&Rs vorstellen. Für den Gewinner geht es direkt ins Studio: Es winkt ausserdem Radio- und Online-Promo für die besten Songs.
 

Musik auf dem Gelände und in der City

Neben Workshops, Masterclasses und Tutorials (mit Schwerpunkt auf Tasteninstrumente am Dienstag, 2. April) bietet die Musikmesse den gesamten Tag Live-Musik nationaler und internationaler Künstler.

Abends wird das Messegelände zum Epizentrum des «Musikmesse Festival» – so bieten beispielsweise die Festhalle Frankfurt, das Congress Center Messe Frankfurt, die Festival Arena auf dem Freigelände sowie die neuen «Circle Stages» direkt in den Messehallen besondere musikalische Erlebnisse auch nach Messeschluss. Auch in Frankfurts Clubs und Event-Locations präsentiert das Musikmesse Festival Konzerte und Partys. Besucher der Musikmesse erhalten ein Gratis-Festivalbändchen, mit dem sie die Events des Musikmesse Festival vergünstigt oder sogar kostenfrei besuchen können.
 

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Zur feierlichen Eröffnung bietet das Grand Finale des «Internationalen Deutschen Pianistenpreises» einen Leckerbissen für Freunde hochkarätiger Piano-Musik (1. April, Alte Oper Frankfurt). Begleitet durch die Philharmonie Baden-Baden unter der Leitung von Dirigent Douglas Bostock zeigen junge Spitzenpianisten ihr Können. Auf dem Programm stehen das Klavierkonzert Nr. 2 op. 18 in c-Moll von Rachmaninoff sowie Klavierkonzert Nr. 1 op. 15 in d-Moll von Brahms.

Musikmesse Plaza rockt den Samstag

Am Samstag nach der Musikmesse (6. April) präsentiert die «Musikmesse Plaza» ein völlig neues Veranstaltungskonzept, das ganz auf Musikbegeisterte aller Altersstufen abzielt. Gemeinsam mit Partnern aus der Kreativbranche realisiert die Messe Frankfurt einen Pop-up-Market mit vielfältigen Themenwelten und Direktverkauf: von Vintage-Instrumenten über Tonträger bis hin zu Lifestyle-Produkten. Zum Höhepunkt einer Woche voller Musik und Entertainment erwartet Musikfans das Abschlusskonzert des US-Amerikanischen Soul-Künstlers Gregory Porter, der erstmals gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Frankfurt performt.

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Alle weiteren Informationen zur Musikmesse unter

Richard Irniger mit Zürcher Stadttaler geehrt

Die Stadtpräsidentin hat dem Zürcher Mäzen Richard Irniger den Stadttaler überreicht. Sie hat ihm damit für seine grossen Verdienste um das Musikleben der Stadt Zürich gedankt.

Foto: Kathrin Frischemeyer/pixelio.de

Seit bald einem Vierteljahrhundert stelle Richard Irniger seine Villa Musikerinnen und Musikern verschiedener Stilrichtungen von Klassik über Jazz bis zur Volksmusik zur Verfügung, heisst es in der mitteilung der Stadt. Schon über tausend Konzerte haben in den Räumlichkeiten an der Schneckenmannstrasse stattgefunden, wo auch regelmässig geübt und geprobt werden kann.

Im Anschluss an die Konzerte offeriert der Mäzen, der am 27. Januar seinen achtzigsten Geburtstag feierte, jeweils einen Apéro riche und bringt so das Publikum in entspannter Atmosphäre mit Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch. Richard Irniger hat laut der Ehrung «am Zürichberg ein kulturelles Kleinod geschaffen, mit dem er das Zürcher Musikleben unermüdlich bereichert».
 

Verlinkter Bildnachweis: Kathrin Frischemeyer / pixelio.de

Begabtenförderung der besonderen Art

Die Anmeldefrist der diesjährigen YOUTH CLASSICS Swiss International Music Academy SIMA auf der Musikinsel Rheinau läuft bis am 11. Mai.

Cellist Izak Hudnik am Schlusskonzert der SIMA 2018. Foto: YOUTH CLASSICS,SMPV

Talentierten Musikerinnen und Musiker aus dem In- und Ausland bietet die 10. YOUTH CLASSICS Swiss International Music Academy SIMA vom 11. bis 21. Juli 2019 auf der Musikinsel Rheinau eine intensive, hochwertige Bildungsmöglichkeit. Die Academy richtet sich an junge musikalische Talente im Alter von 10 bis 25 Jahren, die in naher oder ferner Zukunft ein Musikstudium anstreben oder bereits absolvieren. Sie wurde im Jahre 2009 vom Geiger und Dirigenten Philip A. Draganov gegründet. Er gehört zu den gefragtesten Violinpädagogen für junge Begabungen in der Schweiz und unterrichtet an Musikschule Konservatorium Zürich, dem Konservatorium Winterthur sowie am PreCollege Musik der Zürcher Hochschule der Künste.

Unterricht bei gefragten Solisten und Professoren

Die Teilnehmenden profitieren während zehn Tagen im Rahmen von Solounterricht, Kammermusikunterricht und Workshops von den Erfahrungen international bekannter Dozentinnen und Dozenten renommierter Musikhochschulen des In- und Auslands. Im intensiven Einzelunterricht erhalten die Teilnehmenden eine ausgezeichnete musikalische Förderung und erstklassige Ausbildung auf ihrem Instrument. Zudem werden sie auf Wettbewerbe, Probespiele und Prüfungen vorbereitet.

Ort der Begegnungen

Die Teilnehmenden und die Dozierenden leben während der Academy auf der Musikinsel Rheinau an einem Ort. Dadurch werden Begegnungen mit den bedeutenden Musikpädagogen und der Austausch mit Gleichgesinnten unterschiedlichen Alters zusätzlich gefördert.

Konzerte während der Academy und Schlusskonzerte am 20. Juli bzw. am 14. September 2019 in Zürich sind besondere Höhepunkte.

Anmeldung bis am 11. Mai 2019 auf www.youth-classics.ch
 

Nachgefragt bei Thomas Grossenbacher

Thomas Grossenbacher, Dozent an der Hochschule der Künste Zürich, Solocellist im Tonhalle Orchester Zürich und seit Jahren Dozent an der SIMA.

Herr Grossenbacher, was motiviert Sie als vielbeschäftigter Musiker, sich an der SIMA als Dozent zu engagieren?
Ich geniesse vor allem die Gemeinschaft von Studenten und Dozenten, aber nicht zuletzt ist auch das unvergleichliche Ambiente auf der Musikinsel Rheinau eine grosse Motivationsquelle.

Was macht diese Academy besonders wertvoll?
Einen grossen Wert sehe ich in der Vielseitigkeit des Angebotes (vom Geigenbau-Workshop über Barocktanz bis zum Probespieltraining u.v.m.), aber ebenso in der hervorragenden Organisation, in der Durchmischung der Studentenschaft von klein bis gross sowie in den vielen Auftrittsmöglichkeiten für die Teilnehmenden vor Publikum.

Welchen Rat geben Sie jungen Talenten mit auf den Weg?
Entspannt Euch!
 

Vollständige Bildlegende

Izak Hudnik, Solist am Schlusskonzert mit dem PreCollege Orchestra Zürich und Teilnehmer SIMA 2018, Dirigent Philip A. Draganov
 

Gut geschriebene Texte vermitteln Musik

Eine Studie des Frankfurter Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik relativiert den Einfluss des Komponistenprestiges bei der Bewertung klassischer Musik und zeigt: Das Gefallen an Musik wird durch lebendige Texte gefördert.

Foto: Rudis-Fotoseite.de/pixelio.de,SMPV

Das Hören von klassischer Musik wird häufig begleitet von Informationen über die Stücke: Im Konzert und in der Oper werden Programmhefte verteilt, zu jeder guten Klassik-CD gehört ein Booklet und im Radio werden klassische Stücke anmoderiert. Eine Studie am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik untersuchte nun den Einfluss verschiedener Informationen auf die Bewertung der gehörten Musik.

Zwei Fragen beschäftigten dabei die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Hat die Bekanntheit der Komponisten einen Einfluss auf das Gefallen der Stücke? Wie beeinflussen stilistisch unterschiedliche Einführungstexte die Einschätzung der Musik? Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten im Rahmen der Studie eine Sinfonia von Josef Mysliveček (1737–1781). Während die eine Hälfte der Teilnehmer die richtigen Informationen über den Urheber des Stückes erhielten, wurde der anderen Hälfte gegenüber behauptet, es handle sich um ein Stück von Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791). Vor dem Hören lasen die Teilnehmer beider Gruppen zudem eine kurze Einführung: Eine Gruppe erhielt einen Text, der auf lebhafte, teils blumige Weise die expressive Bedeutsamkeit der Sinfonia beschrieb, während der Text der zweiten Gruppe die formalen Eigenheiten der Sinfonia darlegte. Nach dem Hören bewerteten alle Teilnehmer die Sinfonia unter anderem danach, wie gut ihnen die Musik gefiel.

Die kürzlich in der Fachzeitschrift Psychology of Music veröffentlichten Ergebnisse bestätigen die naheliegende Vermutung, dass Vorabinformationen einen nachhaltigen Einfluss auf das Hörerleben von Musik haben. So konnte das Forscher-Team einen Alterseffekt bezüglich Prestige beobachten: Im Gegensatz zu älteren Teilnehmern gefiel jüngeren das Stück besser, wenn es Mozart zugeschrieben wurde. Dieses Ergebnis bestätigt Beobachtungen aus früheren Studien. Im Gegensatz zu früheren Studien nahmen an dieser Studie aber auch ältere Hörerinnen und Hörer teil, bei denen die Zuschreibung zu Mozart keine Auswirkung darauf hatte, wie gut ihnen das Stück gefiel. Die scheinbare Immunität der älteren Teilnehmer – mehrheitlich erfahrene Musikliebhaber – weist darauf hin, dass musikalisch-stilistische Erfahrungen vor externen Einflussnahmen auf die Bewertung von Musik schützen können.

Dagegen hatte der Stil, in dem der Text geschrieben war, über alle Altersstufen hinweg einen starken Effekt: Den Teilnehmern der Gruppe, die den ausdrucksstarken Text gelesen hatten, gefiel die gleiche Musik besser, als denen, deren Text nüchterne, musikanalytische Informationen präsentierte

Originalpublikation: Fischinger, T., Kaufmann, M., & Schlotz, W. (2018). If it’s Mozart, it must be good? The influence of textual information and age on musical appreciation. Psychology of Music. Advance online publication. DOI:10.1177/0305735618812216
 

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