Afroamerikanischer Cellist in den USA ermordet

Mouhamed Cisse, ein afroamerikanischer Cellist, ist laut einer Meldung von France Musique in Philadelphia auf dem Rückweg von einer Black-Lives-Matter-Demo erschossen worden.

Mouhamed Cisse (Bild: FB Friends of Mouhamed Cisse 2020)

Cisse ist laut der France-Musique-Meldung auf einer Strasse in Philadelphia in der Nähe seines Hauses erschossen worden. Er sei von einem 17-jährigen Jungen mit einer Handverletzung begleitet worden. Ob sein Tod mit der Demonstration zusammenhängt, ist offenbar noch nicht geklärt. In der Zeit von Cisses Ermordung habe es in Philadelphia  16 Opfer von Waffengewalt gegeben.

Cisse war Schüler eines Instrumentalprogramms der Philadelphia District School und Teil eines Musik- und Sozialprogramms namens Musicopia String Orchestra. Sein Tod hat in der Stadt grosse Bestürzung ausgelöst. Eine Spendenaktion wurde organisiert, um seiner Familie zu helfen.

 

 

Nicholas Carter wird Berner Operndirektor

Der australische Dirigent Nicholas Carter wird laut Konzert Theater Bern ab Herbst 2021 Operndirektor und Chefdirigent der Oper in Bern.

Nicholas Carter. Foto: © Annette Kroll

Nicholas Carter gründete 2010 in Sydneyn ein Projektorchester, das sich auf Musik, Instrumente und historische Aufführungspraxis des frühen 19. Jahrhunderts spezialisierte. Er war Chefdirigent des südaustralischen Adelaide Symphony Orchestra und von 2014 bis 2016 Kapellmeister und musikalischer Assistent von Donald Runnicles an der Deutschen Oper Berlin.

Auf Einladung von Donald Runnicles wirkte er von 2010 bis 2013 als fester Gastdirigent beim Grand Teton Music Festival in Wyoming. Ab 2018 leitet er das Staatstheater Klagenfurt und das Kärntner Sinfonieorchester.

 

Variationen über «Ich bin der Schneider Kakadu»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Variationen über «Ich bin der Schneider Kakadu» von Wenzel Müller für Klavier, Violine und Violoncello.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Sie sind noch immer ein Geheimtipp unter den Werken Beethovens und alles andere als gefällig: die Variationen über das Lied «Ich bin der Schneider Kakadu». Bis heute ist unklar, wann das Werk komponiert wurde – mit Sicherheit aber wohl geraume Zeit, womöglich Jahre, bevor Beethoven es erstmals am 19. Juli 1816 in einem Brief an den Verleger Gottfried Härtel erwähnt. Trotz der zeitlichen Distanz sah der Musikkritiker Paul Bekker in ihm gar ein «verkleinertes Gegenstück» zu den 1823 abgeschlossenen und ins Kolossale getriebenen Diabelli-Variationen op. 120.

Bekkers Kommentar bezieht sich dabei sowohl auf die Variationsfolge selbst als auch auf die umfangreiche langsame Einleitung und den von Beethoven auch so bezeichneten «Anhang» an die letzte, zehnte Variation. Während dort mit einem Fugato das Thema allmählich aufgelöst wird und es nur noch einmal als Reminiszenz erscheint, entspringt die Einleitung der geradezu paradoxen Idee, ein eigentlich schon vorhandenes, noch dazu sehr populäres Thema aus einzelnen Motiven zu entwickeln: Beethoven erschafft das den folgenden Variationen zugrunde liegende und Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien gängige Lied Ich bin der Scheider Wetz und Wetz quasi neu. (Der Text wurde schon von den Zeitgenossen zu «Schneider Kakadu» verändert.) Die Melodie findet sich ursprünglich in dem 1794 uraufgeführten Singspiel Die Schwestern von Prag von Wenzel Müller (1767–1835). Aus der Feder dieses einstmals sehr beliebten Wiener Komponisten stammt auch das Singspiel Kaspar, der Fagottist, oder: Die Zauberzither (1791), dessen Libretto wie das von Mozarts Zauberflöte auf Wielands exotische Märchensammlung Dschinnistan zurückgeht.

Dass es sich bei den sogenannten Kakadu-Variationen nicht primär um Musik zur gefälligen Unterhaltung handelt, wurde bereits von Beethovens Zeitgenossen beobachtet. So ist im Allgemeinen musikalischen Anzeiger von 1830 zu lesen: «Das alte Lied des Schneider Crispinus, alias: Wetz, Wetz, Wetz, ist auf eine Art und Weise, mit solchem Geiste und kühner Phantasie variirt, wie ein Meister nur immer variiren kann. Leicht ist die Geschichte freylich nicht; soll’s aber auch nicht seyn, denn zum eitlen Getändel ist’s wahrlich keineswegs bestimmt.»
 


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Eine Milliarde Euro für Neustart Kultur

Für eine Stützung der Kultur wird in Deutschland aus dem Kulturetat für dieses und das nächste Jahr insgesamt rund eine Milliarde Euro mehr für den Kulturbereich zur Verfügung gestellt.

Foto: Sven Przepiorka / Unsplash (Link s. unten)

Das Programm gliedert sich im Wesentlichen in vier Teile: pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen, Erhaltung und Stärkung der Kulturinfrastruktur und Nothilfen, Förderung alternativer, auch digitaler Angebote sowie pandemiebedingte Mehrbedarfe regelmässig durch den Bund geförderter Kultureinrichtungen und -projekte.

Zusammen mit den anderen Hilfspaketen der Bundesregierung ergibt sich eine Unterstützung für Kreative und den Kulturbereich in Höhe mehrerer Milliarden Euro. So wurde zur Absicherung individueller Lebensumstände der Zugang zur Grundsicherung erweitert. Das 50-Milliarden-Programm des Wirtschaftsministers für Soloselbständige habe tausenden Betroffenen geholfen, die Mieten für ihr Kino, ihren Musikclub, ihre Buchhandlung, ihr Atelier oder ihre Galerie zahlen zu können. Auch eine Gutscheinlösung für Kulturveranstalter bilde eine Brücke.

Zusammen mit den zahlreichen weiteren bereits aus dem Kultur-Haushalt in die Wege geleiteten Massnahmen wird damit mehr als eine Milliarde Euro für die Milderung der Pandemiefolgen für die Kultur eingesetzt. So wurden unter anderem inzwischen 20 Millionen Euro für ein Umbauprogramm, 15 Millionen Euro für ein Zukunftsprogramm Kino, 15 Millionen Euro für Investitionen in nationale Kultureinrichtungen in Deutschland und 5,4 Millionen Euro für die deutsche Orchesterlandschaft zur Verfügung gestellt.

Mehr Infos:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/aktuelles/eine-milliarde-euro-fuer-neustart-kultur-gruetters-hilfspakete-der-regierung-stellen-die-weichen-auf-zukunft–1757804

 

Handschin-Preis 2020

Dieses Jahr verleiht die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft (SMG) bereits zum sechsten Mal den Handschin-Preis für Musikforschung. Die Auszeichnung geht an Laura Decurtins und Rafael Rennicke.

Laura Decurtins und Rafael Rennicke (Bilder: zvg),SMPV

Die SMG verleiht den Handschin-Preis 2020 an die Musikwissenschaftlerin Dr. Laura Decurtins (geb.1985), die mit einer Dissertation unter dem Titel «Chantai rumantsch! Zur musikalischen Selbst(er)findung Romanischbündens» an der Universität Zürich promoviert wurde sowie an den Musikwissenschaftler Dr. des. Rafael Rennicke (geb. 1979 in Rottweil), der seine Dissertation unter dem Titel «Erinnerungspoetik. Berlioz und die Ranz des vaches-Rezeption im 19. Jahrhundert» an der Universität Tübingen einreichte.

Während Laura Decurtins die «musikalische DNA» Romanischbündens erforschte und auf eine beeindruckende Weise eine musikalische Sicht auf Romanischbünden bietet, gelingt es Rafael Rennicke, die bisherige Debatte um Spiegelungen des «Kuhreihens» in komponierter Musik auf eine neue, im besten Sinne interdisziplinäre und interkulturelle Ebene zu heben.

Der Findungskommission, bestehend aus den Vorstandsmitgliedern der SMG, fiel es dieses Jahr besonders schwer, aus 14 sehr guten Dissertationen auszuwählen und sie hat sich dazu entschieden, gleich 2 exzellente Arbeiten mit je einer Preissumme von 3000 Franken auszuzeichnen. Der Preisträger arbeitet aktuell nebst seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Musikredakteur beim Kulturradio SWR 2 in Baden-Baden, während die Preisträgerin am Institut für Kulturforschung Graubünden (ikg) sowie selbständig wissenschaftlich tätig ist.

Damit vergibt die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft zum sechsten Mal den nach dem in Moskau geborenen Schweizer Musikwissenschaftler und Organisten Jacques Handschin (1886–1955) benannten Preis, der alle zwei Jahre an junge WissenschaftlerInnen verliehen wird. Die Preisverleihung findet am 17. September 2020 im Rahmen des 1. Studientages der SMG im Hauptgebäude der Universität Bern statt.

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