Basel steht zur Musikakademie

Auf Anfang Januar 2021 wird der Vertrag zwischen der Musik-Akademie Basel und dem Kanton Basel-Stadt um weitere vier Jahre erneuert. Der Staatsbeitrages wird um 2,3 Millionen Franken erhöht.

Tag der offenen Tür 2019 an der Musik-Akademie Basel. Foto: Eleni Kougionis

Mit dem Staatsbeitrag von 54,5 Millionen Franken für die Jahre 2021 bis 2024 soll sichergestellt werden, dass die Akademie ihr Angebot in den nächsten vier Jahren fortführen und ausbauen kann. Insbesondere gelte es, schreibt der Kanton Basel-Stadt, auf die steigenden Kinder- und Schülerzahlen im Kanton und den damit verbundenen Anstieg in der Nachfrage nach musikalischer Grundbildung zu reagieren.

Die Musik-Akademie Basel betreibt als privatrechtliche Stiftung die Musikschule der Musik-Akademie Basel. Die ebenfalls auf dem Campus der Musik-Akademie angesiedelte Hochschule für Musik mit den Instituten Klassik, Jazz und Schola Cantorum Basiliensis ist vollumfänglich Teil der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und über den Globalbeitrag an die FHNW finanziert.

Ein Vierteljahrtausend europäische Musikgeschichte

Schott Music feiert 2020 seinen 250sten Geburtstag. Die Geschichte des Unternehmens spiegelt auch die Entwicklung der Musik, der Kultur und der Gesellschaft in diesem Zeitraum

Serenadenhof des Stammhauses in Mainz. Bilder: schott music,SMPV

1770 gründete der junge Kupferstecher und Klarinettist Bernhard Schott einen Verlag in Mainz, wo sich noch heute die Firmenzentrale in einem denkmalgeschützten klassizistischen Gebäude aus dem Jahr 1792 befindet. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer ersten Blütezeit bei B. Schott’s Söhnen, als mit der 9. Sinfonie und der Missa solemnis bedeutende Spätwerke Beethovens verlegt werden konnten. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war die Zusammenarbeit mit Richard Wagner prägend – und kostspielig aufgrund der enormen finanziellen Investitionen in dessen Bühnenwerke Die Meistersinger, Der Ring des Nibelungen und Parsifal.

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«Je dicker die Werker, desto dünner wird der Strecker.»
Frühe Karikatur von Willy Strecker zu den immensen Vorschuss- und Honorarforderungen Richard Wagners gegenüber Ludwig Strecker senior

1874 starb Franz Schott, der Enkel des Firmengründers. Er vermachte einen Anteil des Verlags an Ludwig Strecker, der als Volontär in der Firma einstieg und später die Leitung übernahm. Mit Peter Hanser-Strecker als geschäftsführendem Gesellschafter ist Schott Music heute noch ein Familienunternehmen. Es gehört zu den führenden Musik– und Medienverlagen für klassische und zeitgenössische Musik und versammelt mehr als zwanzig Musikverlage unter seinem Dach. Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Lektorat, Redaktion, Herstellung und Distribution werden international beschäftigt.

Das Programm umfasst Spiel- und Unterrichtsliteratur, Urtextausgaben, Lehrmethoden, sechs Fachzeitschriften, Chormusik und Jazz, Studienpartituren, Gesamtausgaben, Musikbücher und CDs, ergänzt durch digitale Produkte wie Musik-Apps, E-Books und E-Scores. Ausserdem verleiht Schott weltweit Aufführungsmaterial zu fast 10 000 Konzert- und Bühnenwerken.

Die Verlagsgeschichte in Stationen
Um einen Zeitstrahl angeordnete Kurztexte, Bilder und Musikbeispiele laden zu einer Zeitreise ein, die anhand der Verlagsgeschichte auch die musikalische, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung über ein Vierteljahrtausend mitverfolgen lässt.
www.250-joy-of-music.com

Raritäten im Abonnement

Der neu gegründete Musikverlag Aurio beliefert Musikerinnen und Musiker mit Werken abseits der gängigen Pfade. Die Noten sind als PDF oder gedruckt erhältlich, einzeln oder in regelmässigen Abständen.

Foto: zVg,SMPV

Die Suche nach originellem Repertoire ist aufwendig. Mit seinem Aurio-Musikverlag nimmt der Komponist und Pianist Sebastian Gabriel Musikerinnen und Musikern diese Recherche ab und stellt ihnen Stücke in spielfertigen Ausgaben zur Verfügung. Der Verlag bietet Werke unbekannter Komponisten und selten aufgeführte Stücke bekannter Komponisten im Abonnement oder auch einzeln an. Vier Mal im Jahr erscheinen sorgfältig editierte Notenausgaben, edel gedruckt oder digital als PDF und angereichert mit Erklärungen und Audioaufnahmen zur Orientierung. In jeder Ausgabe finden sich fünf bis sechs Werke mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, darunter auch Kammermusik mit eingerichteten Stimmen.

Die ersten Editionen vom April 2020 bieten musikalische Entdeckungen für Querflöte, Klavier und Klarinette; Ausgaben für Violine, Violoncello und klassische Gitarre folgen. Das Angebot richtet sich an Laienmusiker, Musiklehrerinnen, Musikstudenten und Profimusikerinnen.

Namhafte Künstlerinnen und Künstler kuratieren jeweils für eine Ausgabe ein Werk. So empfiehlt Yaara Tal mit Fantesia ein Klavierstück von Ferdinand Kauer, einem wenig bekannten Komponisten der Wiener Klassik, Michael Korstick entdeckt ein Werk von Peter I. Tschaikowski neu und die Flötistin Kathrin Christians hat Stücke von Louise Farrenc, Carl Wilhelm August Blum und Claude Debussy für die von ihr verantwortete Edition herausgesucht. Die Bandbreite des Repertoires reicht vom Barock bis zu zeitgenössischen Werken, einige Kuratoren legen auch eigene Bearbeitungen vor.

Die Ausgaben sind zum Üben, zum Unterrichten und zum Konzertieren konzipiert. Gedruckt wird auf einem von japanischer Papierkleidung inspirierten Naturpapier. Die spezielle Bindung der Editionen sorgt dafür, dass die Noten auf dem Pult aufgeschlagen liegen bleiben. Die digitale Ausgabe kommt als PDF und ist auf allen Endgeräten aufrufbar. Die Editionen erscheinen zweisprachig, auf deutsch und englisch, und können weltweit abonniert werden.

www.aurio-verlag.de
 

Kantonaler Kulturpreis für Niggi Messerli

Niggi Messerli, Gründer der Palazzo AG und Leiter der Kunsthalle Palazzo, wird mit dem mit 25’000 Franken dotierten Kulturpreis 2020 des Kantons Basel-Landschaft ausgezeichnet.

Niggi Messerli anlässlich der Preisverleihung auf Schloss Ebenrain. Foto: zVg

Niggi Messerli sei seit dem Beginn das Gesicht des Kulturhauses Palazzo in Liestal, schreibt der Kanton. Er erhält den Preis für sein Lebenswerk. Vor 40 Jahren erarbeitete er mit drei Freunden ein Konzept für einen autonomen, selbstverwalteten Kulturbetrieb und gründete im alten Postgebäude in Liestal die Kulturhaus Palazzo AG.

Als er und seine Weggefährten 1979 «das Palazzo» für den Mehrspartenbetrieb eröffneten, gab es noch keine Konjunktur der Off-Spaces. Es gab aber den Drang nach selbstverwaltetem Raum jenseits institutioneller Beglaubigung. Damit war die Alternativkultur im Baselbiet angekommen. Das Haus lädt seitdem an der Schnittstelle zwischen Oberbaselbiet und städtischer Agglomeration zu einem kulturellen Abstecher ein.

Gleichzeitig mit dem 40-Jahr-Jubiläum findet ein Stabwechsel statt und der Gründer Niggi Messerli übergibt sein Haus in neue Hände, die es weiterentwickeln sollen. Das Palazzo vereint heute eine Kunsthalle, das Kino Sputnik und ein Kleintheater; eingemietet sind zudem ein Buchladen, ein indisches Restaurant, Beratungsstellen, Ateliers und eine kleine Moschee.
 

Sonatine für Mandoline und Klavier

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonatine für Mandoline und Klavier c-Moll.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

«Deh vieni alla finestra» (Feinsliebchen, komm ans Fenster). Bei diesen Worten aus Mozarts Don Giovanni kommt auf der Opernbühne noch heute die Mandoline ins Spiel und verrät etwas über ihre Herkunft aus der italienischen Volksmusik. Doch nicht erst diese wundervolle Canzonetta hat zu ihrer Verbreitung beigetragen. Vielmehr war die in Quinten gestimmte neapolitanische Mandoline um die Wende zum 19. Jahrhundert in Paris ebenso beliebt wie in Wien oder Prag. Johann Nepomuk Hummel etwa schrieb einige ausgewachsene Kompositionen, 1798 findet sich das Instrument bei Leopold Kozeluch in einer kurios besetzten Sinfonia concertante für Klavier, Mandoline, Trompete, Kontrabass und Orchester. Auch Beethovens Œuvre weisst vier kurze Sätze auf, darunter zwei von ihm so bezeichnete «Sonatinen», hinter denen sich allerdings jeweils nur ein einziger Satz verbirgt.

Diese klanglich wohl am ausgewogensten auf einem Hammerklavier zu begleitenden Petitessen entstanden während Beethovens Aufenthalt in Prag zwischen Februar und April 1796 als Auftrag oder Gefälligkeit für die Gräfin Josephine von Clary-Aldringen. Alle vier Einzelstücke (ein mögliches fünftes ist verschollen) gerieten jedoch ebenso rasch in Vergessenheit wie die Mandoline selbst – wenigstens in der Musik für den Konzertsaal oder Salon. Erst in den 1920er-Jahren gelangte das Instrument hier zu neuer Blüte. Übrigens auch bei Arnold Schönberg, sowohl in der dodekafonen Serenade op. 24 (1920/24) wie auch in der Bearbeitung von Luigi Denzas Funiculi, funicula (1921). Beethovens Stücke erschienen erst zwischen 1880 und 1940 erstmals im Druck.

Dass Beethoven bei dem als «Sonatine» bezeichneten Adagio c-Moll WoO 43a offenbar auf limitierte technische Fertigkeiten Rücksicht zu nehmen hatte, beweist ein Blick in das Autograf. Es wird heute in der British Library verwahrt und ist in das sogenannte Kafka-Skizzenbuch eingeheftet: Wie die durchgestrichenen 16tel-Läufe in der Mandolinen-Stimme zeigen, sollte ursprünglich der A-Teil des Stückes nicht wörtlich wiederholt, sondern anspruchsvoller variiert werden.

Manuskript Seite 87 recto / Seite 87 verso
 


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Tod des Drehleier-Pioniers René Zosso

Der Genfer Drehleierspieler René Zosso, der die Möglichkeiten des Instruments sowohl mit Pierre Schaeffer als auch mit Jordi Savall oder René Clemencic erforscht hat, ist im Alter von 85 Jahren verstorben.

Foto: Manuel Braun (Ausschnitt, Link s. unten)

Der 1935 in Genf geborene René Zosso gilt als Pionier der Wiederentdeckung der Drehleier.  Erste Konzerte gab er mit dem Instrument bereits 1962. Dabei interessierte ihn weniger das ursprüngliche Repertoire der Drehleier als vielmehr deren allgemeine klangliche Möglichkeiten. In den 1960er- und 1970er-Jahren arbeitete er deshalb sowohl mit dem Musique-concrète-Begründer Pierre Schaeffer als auch mit Mittelalter-Ensembles zusammen. 

Kollaborationen ergaben sich dabei mit dem Österreicher René Clemencic, einem weiteren Spezialisten für mittelalterliche Musik. Dessen Erforschungen der Alten Musik bereicherte er dank seiner Kenntnis der Prosodie des Französischen, Lateins und alter mediterraner Dialekte. Um die Jahrtausendwende partizipierte er auch an zahlreichen Projekten von Jordi Savall.

 

Basel-Landschaft zeichnet La Nefera aus

Die Rapperin La Nefera, mit bürgerlichem Namen Jennifer Perez, wird mit dem mit 15’000 Franken dotierten Förderpreis Musik 2020 des Kantons Basel-Landschaft ausgezeichnet.

La Nefera (Bild: Facebook)

A Nefera sei «eine Kämpferin in einem musikalischen Feld, das von Frauen noch immer kaum bespielt wird» und mache dabei nicht nur einfach sehr guten Hip-Hop, der mitreisse, mittanzen lasse und nachhalle, schreibt der Kanton. Mit ihren starken spanischen Texten, ihrer eindringlichen Stimme und ihren unmissverständlichen Forderungen stehe sie auch für all die Frauen, die sich nicht trauten, das Wort zu ergreifen.

La Nefera (www.lanefera.ch) wurde in der Dominikanischen Republik geboren und kam mit zehn Jahren in den Kanton Basel-Landschaft. Sie studierte Soziale Arbeit und mischt seit 2008 als Rapperin und Bandleaderin im Schweizer Hip-Hop mit. 2016 veröffentlichte sie ihr erstes Soloalbum, 2018 gewann sie den Publikumspreis des Basler Pop-Preises.

Tempospritze für Europas Urheberrecht

Bis Juni 2021 muss die EU-Richtlinie über das Urheberrecht und die verwandten Schutzrechte im digitalen Binnenmarkt in deutsches Recht umgesetzt werden. Der Deutsche Musikrat (DMR) drängt auf schnelles Handeln.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Der aktuell vorliegende Diskussionsentwurf des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz ergänzt den Entwurf des Ersten Gesetzes zur Anpassung des Urheberrechts an die Erfordernisse des digitalen Binnenmarkts vom 15. Januar 2020 in Hinblick auf die Umsetzung der Richtlinie und umfasst unter anderem Regelungen zur Verantwortlichkeit von Upload-Plattformen sowie zu kollektiven Lizenzen.

Laut Susann Eichstädt, stellvertretende Generalsekretärin des Deutschen Musikrates, ist der Entwurf ein Schritt in Richtung eines dringend notwendigen, fairen Interessenausgleiches zwischen allen beteiligten Akteuren. Er markiere den richtigen Weg, allerdings sei schnelles Handeln erforderlich, wenn der Termin zur Umsetzung der EU-Richtlinie angesichts der Herausforderungen durch die Coronakrise und der kommenden Bundestagswahl eingehalten werden solle.

Der Deutsche Musikrat sowie zahlreiche seiner Mitglieder haben sich mit Stellungnahmen am Konsultationsprozess des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz abgeschlossen ist. Die Stellungnahme des Deutschen Musikrates findet sich hier.
 

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