Musik sichert Millionen Arbeitsplätze

Der Musiksektor sichert in den 27 EU-Mitgliedstaaten und im Vereinigten Königreich (EU28) laut einer Studie der IFPI zwei Millionen Arbeitsplätze und trägt jährlich 81,9 Milliarden Euro zur Wirtschaft bei.

Foto: James Owen/unsplash.com (s. unten)

Waren und Dienstleistungen im Wert von 9,7 Milliarden Euro werden in Länder ausserhalb der EU28 exportiert. Dies geht aus der Studie «The Economic Impact of Music in Europe» hervor, die Oxford Economics im Auftrag der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) durchgeführt hat. IFPI ist der internationale Dachverband des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI).

Die Studie, die auf Daten aus dem Jahr 2018 basiert, unterstreicht, dass Musik ein relevanter Wirtschaftsfaktor in der Europäischen Union und Grossbritannien ist, der sehr viele Arbeitsplätze bietet, das Bruttoinlandsprodukt und Steuerzahlungen steigert und Exporte antreibt.

Das Herzstück sind die 7400 europäischen Labels. Sie beschäftigen nicht nur fast 45’000 Menschen in der EU, sondern investieren auch erheblich in andere Teile des Musiksektors und leisten einen wichtigen Beitrag zu den europäischen Exporten.

Mehr Infos:
https://www.ifpi.org/music-supports-two-million-jobs-contributes-e81-9-billion-annually-to-economy-of-eu-and-uk-study-finds/

Kulturlobby trifft Bundesrat Berset

Bundesrat Alain Berset hat eine Delegation verschiedener Kultursparten zu einem Gespräch empfangen. Im Zentrum des Treffens standen die Konsequenzen der Covid-19-Pandemie.

Bundesrat Alain Berset. Foto: Schweizerische Bundeskanzlei

Das Treffen bot die Gelegenheit zu einem Austausch über die  Herausforderungen und Perspektiven für die Kulturpolitik angesichts der Pandemie. Es hat bestätigt, dass eine Entspannung der Lage für den Kultursektor gerade vor dem Hintergrund der zweiten Pandemiewelle nicht absehbar ist.

Am 25. September hat das Parlament einer Weiterführung der Massnahmen im Rahmen des Covid-19-Gesetzes zugestimmt und für das Jahr 2021 Mittel in der Höhe von 130 Millionen Franken gesprochen. Ob diese Mittel zur Bewältigung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Kultursektors ausreichen werden, wird sich weisen müssen, wie Bundesrat Berset erklärte.

Die Massnahmen stehen seitens Bund bereit und in ersten Kantonen sind die Portale für die Gesuche von Kulturunternehmen um Ausfallentschädigungen und Transformationsprojekte offen. Kulturschaffende und Kulturvereine im Laienbereich können bereits jetzt wieder Gesuche um Soforthilfen bei den zuständigen Stellen einreichen.

Originalartikel:
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81163.html

Verlängerung der Nothilfe

Die Nothilfe über Suisseculture Sociale wird auch unter dem Covid-19-Gesetz weitergeführt. In der aktuellen Situation ohne Einkommensmöglichkeiten und dem Wegfall der Ausfallentschädigung für Kulturschaffende wird die Lage für viele immer kritischer und die Nothilfe daher umso dringlicher.

Foto: Konstantin Planinski/unsplash.com (s. unten)

Gestützt auf die Covid-19-Kulturverordnung, welche am 26.September 2020 in Kraft trat und bis zum 31. Dezember 2021 gilt, vergibt Suisseculture Sociale (SCS) im Auftrag des Bundes Unterstützungsbeiträge für Kulturschaffende in Not. Da die Bearbeitung eines Gesuchs mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann, empfiehlt Suisseculture Sociale allen anspruchsberechtigten Kulturschaffenden, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, jetzt ein Gesuch einzureichen und nicht zu warten, bis alle Reserven aufgebraucht sind.

Die Nothilfe richtet sich unabhängig von ausgefallenen Engagements und Gagen an die Kulturschaffenden, die sich aufgrund der aktuellen Situation in einer finanziellen Notlage befinden. Die neue Covid-19-Kulturverordnung hat nun einige wichtige Lücken geschlossen. Nebst den Selbständigerwerbenden sind nun neu auch «freischaffende» Kulturschaffende gesetzlich verankert. Anspruchsberechtigt sind gemäss der Verordnung alle hauptberuflich Kulturschaffenden mit Wohnsitz in der Schweiz aus den Bereichen darstellende Künste, Design, Film, visuelle Kunst, Literatur, Musik und Museen.

Eine finanzielle Notlage entsteht grundsätzlich dann, wenn die Einnahmen die Ausgaben nicht mehr decken. Die Nothilfe berechnet somit das finanzielle Defizit, nicht die ausgefallenen Engagements, welche meist wesentlich höher sind. Sie basiert auf den SKOS Richtlinien und ist somit mit der Sozialhilfe vergleichbar, ist aber im Unterschied zu dieser nicht rückerstattungspflichtig. Sie ist subsidiär zu anderen staatlichen Massnahmen, insbesondere dem Corona-Erwerbsersatz und etwaigen Leistungen der Arbeitslosenversicherung ALV.

Die Nothilfe wird in der Regel für eine Periode von zwei Monaten ausbezahlt und entsprechend der finanziellen Notlage fortlaufend angepasst bis spätestens 31.Dezember 2021. Aufgrund der sich schnell verschlechternden Bedingungen zum aktuellen Zeitpunkt gilt für die Zeit bis Ende Jahr eine einmalige Berechnung der Nothilfe auf drei Monate, von Oktober bis Dezember 2020.

Das Gesuchformular sowie alle Informationen zur Gesucheingabe, ein FAQ und eine Wegleitung sind auf der folgenden Website zu finden http://nothilfe.suisseculture.ch. Die Einreichung der Gesuche wie auch jegliche Kommunikation müssen elektronisch abgewickelt werden.

Der Verein Suisseculture Sociale wurde im August 1999 als Trägerin des Sozialfonds gegründet zwecks der Unterstützung von professionellen Kulturschaffenden in sozialen und wirtschaftlichen Notlagen. Seit dem 1. April 2020 vergibt SCS im Auftrag des Bundes die Nothilfe gestützt auf die Covid-19-Kulturverordnung.

Mehr Infos: www.suisseculturesociale.ch

Klaviersonate Nr. 18 «Die Jagd»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonate für Klavier Nr. 18 Es-Dur «Die Jagd».

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Nachdem im «Heiligenstädter Testament» die Sorge um den fortschreitenden Verlust des Gehörs, die gesellschaftliche Isolation und bereits überwundene Suizidgedanken einen Höhepunkt und ihre Katharsis gefunden hatten (es handelt sich um einen am 6. Oktober 1802 verfassten, jedoch nie abgesandten Brief an seine beiden Brüder), setzte Beethoven auch schöpferisch neu an. So soll er (nach der Erinnerung von Carl Czerny) dem befreundeten Wenzel Krumpholtz gestanden haben: «Ich bin mit meinen bisherigen Arbeiten nicht zufrieden. Von nun an will ich einen neuen Weg betreten.» Bereits Czerny bezog diese Aussage auf die Klaviersonaten op. 31, mit denen Beethoven tatsächlich die Gattung neu und anders denkt. Dies betrifft nicht nur die Sturm-Sonate (op. 31/2), sondern auch die Sonate G-Dur (op. 31/1), die beide gemeinsam im April 1803 bei Hans Georg Nägeli in Zürich als Heft 5 des Répertoire des Clavicinistes im Druck erschienen. Erst im November 1804 folgte als Heft 11 die Sonate Es-Dur op. 31/3 zusammen mit einem Nachdruck der Pathétique op. 13, da Beethoven die von Nägeli erwartete vierte Sonate nicht mehr lieferte. – Das Répertoire des Clavicinistes bildete übrigens den modernen Gegenpart zur Serie der Musikalischen Kunstwerke in der strengen Schreibart, die Nägeli mit dem Wohltemperierten Klavier eröffnet hatte.

Neben Clementi, Cramer, Dussek und Steibelt befand sich Beethoven dort mit seinen Sonaten in bester Gesellschaft. Der musikalische Anspruch der Serie war hoch angesetzt, wie aus einer verschiedentlich publizierten Annonce hervorgeht: «Es ist mir zunächst um Klavier-Solos in grossem Styl, von grossem Umfang, in mannichfaltigen Abweichungen von der gewöhnlichen Sonaten-Form zu thun. Ausführlichkeit, Reichhaltigkeit, Vollstimmigkeit soll diese Produkte auszeichnen.» Gestochen wurde die Ausgabe in Paris, sodass der Postweg nach Wien für einen ordentlichen Korrekturumlauf zu weit und zu langwierig war. Beethovens Sonaten erschienen daher mit zahlreichen Fehlern, Opus 31/1 gar mit einem unautorisierten viertaktigen Einschub. Beethoven soll ungehalten reagiert haben und veranlasste nur wenig später eine Neuausgabe bei Simrock in Bonn mit dem bezeichnenden Zusatz «Edition tres Correcte».

Ungewöhnlich sind alle drei Werke. In Opus 31/3 greift Beethoven nach einer ganzen Reihe von formalen Experimenten nochmals die viersätzige Anlage auf – um sie dann bis zur Hammerklaviersonate op. 106 ruhen zu lassen. Zugleich setzt er sich über die gängige Reihenfolge der beiden Mittelsätze hinweg. Die musikalischen Parameter von langsamem Satz und Tanzsatz sind darüber hinaus gepaart, verschränkt, vertauscht und doch gegeneinandergesetzt: An zweiter Stelle steht ein wunderbar sonores, vielfach in Baritonlage gehaltenes Scherzo im eigenwilligen 2/4-Takt (Allegretto vivace), gefolgt von einem ruhig hinfliessenden Menuetto älterer Prägung im 3/4-Takt (Moderato e grazioso). Auch der Beginn des Kopfsatzes ist mehrdeutig: Was zunächst wie eine im Tempo reduzierte Einleitung anmutet, stellt sich als Hauptthema des Satzes heraus. Das brillante, den Ambitus des Klaviers virtuos durchmessende Finale geht nach Carl Czerny auf eine Improvisation zurück, als Beethoven «einen Reiter an seinem Fenster vorbeigaloppieren sah». Angesichts des rasenden Tempos (Presto con fuoco) und der überraschenden harmonischen Ausweichungen drängt sich freilich der Eindruck auf, dass es sich eher um einen wilden Parforceritt gehandelt haben muss.


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Franziska Welti reist nach Genua

Die Stadt Winterthur hat im Rahmen der Kulturförderung ein Stipendium für einen Atelieraufenthalt in Genua vergeben. Das Stipendium wurde der Musikerin Franziska Welti zugesprochen. Der dreimonatige Aufenthalt ist für den Jahreswechsel 2021/22 vorgesehen.

Franziska Welti (Bild: zVg)

Die 1965 geborene Franziska Welti ist Sängerin, Chorleiterin und Künstlerin. Sie lebt in Winterthur und Berlin. Welti bewegt sich musikalisch sowohl in der Musik des 12. bis 21. Jahrhunderts als auch in der frei improvisierten Musik. Sie arbeitet regelmässig mit Ensembles für Alte und Neue Musik zusammen, wie beispielsweise dem «Sonar Quartett Berlin» und unterrichtet Sologesang und Stimmimprovisation am Konservatorium Winterthur. 2009 erhielt sie den Kulturpreis der Stadt Winterthur, 2018 den Anerkennungspreis Musik des Kantons Zürich.

Für Winterthurer Kulturschaffende wird das Atelier in Genua periodisch für einen dreimonatigen Aufenthalt öffentlich ausgeschrieben. Insgesamt bewarben sich sechs Personen für das Stipendium. Teilnahmeberechtigt waren Kulturschaffende aller Sparten, die seit mindestens drei Jahren ununterbrochen in der Stadt Winterthur wohnen oder durch ihre künstlerische Arbeit mit dem Kulturleben in der Stadt Winterthur in besonderer Beziehung stehen.

Bereichernder Austausch über Generationen

Seit dreissig Jahren gibt es Orpheum, die Stiftung zur Förderung junger Solisten. Das Jubiläum wurde mit Kammermusik in der Druckerei Baden gefeiert.

Die Zeit ist nicht gerade günstig für rauschende Festveranstaltungen. Das musste auch die Orpheum-Stiftung erfahren, die ihr 30-jähriges Bestehen in der Tonhalle Maag feiern wollte. Doch das Konzerthaus blieb wegen Corona-Bestimmungen geschlossen. Trotzdem konnte der Anlass am 7. November zweimal durchgeführt werden, vor jeweils 50 Zuhörenden, nicht in Zürich, sondern in der Druckerei Baden. Der Veranstalter Piano District Baden hatte das Konzert ermöglicht und wiederholte es einen Tag später ebenfalls zweimal.

Auf dem Podium befand sich auch nicht, wie meistens bei Orpheum, ein Orchester, sondern der Pianist Oliver Schnyder, einst ebenfalls Orpheum-Solist, zusammen mit dem jungen Geiger David Nebel und dem Cellisten Dorukhan Doruk. Sie spielten die Frühlingssonate op. 24 und die Cellosonate op. 102/2 von Beethoven, sowie dessen Gassenhauertrio – der Erfolg war den motivierten Musikern gewiss.

Sich gegenseitig inspirieren

«Es ist ein nicht unbedeutender Kraftaufwand, den momentan die meisten konzertierenden Musikerinnen und Musiker zu leisten gewillt sind», kommentierte Oliver Schnyder. «Die Zeiten verlangen es, vor allem auch das damit verbundene Bekenntnis zur Wichtigkeit der kulturellen Vielfalt in einer Gesellschaft, die gerade realisiert, welchen Verwerfungen sie durch die Pandemie ausgesetzt ist.» Es war ein Kammermusikkonzert mit Signalwirkung.

Gerade dieser intime Rahmen bildete einen der bedeutenden Momente in der Geschichte der Stiftung, die einst mit der Idee gegründet wurde, «jungen Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit zu eröffnen, begleitet von prominenten Dirigenten und Orchestern vor ein grosses Publikum zu treten», wie es Stiftungspräsident Hans Heinrich Coninx definierte. Dieser Maxime ist man zwar treu geblieben, aber seither «eröffneten wir unseren Solisten, aber auch unserem Publikum, neue musikalische Formate».

Ein solches Konzert mit zwei jungen und einem etablierten Musiker erweitert die Perspektiven, und zwar für beide Seiten, wie Schnyder ausführte: «Es geht im musikalischen Austausch zwischen arrivierten und aspirierenden Künstlerinnen und Künstlern nicht darum, dem anderen etwas beizubringen, sondern sich inspirieren zu lassen, die eigene Sicht zu hinterfragen. Die Jungen leben in einer anderen Welt als ich damals. Sie sehen sie mit anderen Augen, auch die Musik. Daraus lerne ich mindestens so viel wie sie von mir.»

Die Magie des Auftritts mit Orchester kann ein Kammermusikkonzert allerdings nicht aufwiegen. So schwärmt etwa Geigerin Simone Zgraggen, die in früheren Jahren von der Stiftung gefördert wurde, seit 2012 eine Professur in Freiburg i. Br. innehat und Konzertmeisterin der Basel Sinfonietta ist: «Neben dem Konzert von Dvořák, das ich in der Tonhalle Zürich spielen durfte, konnte ich danach auch zusammen mit den Orpheum-Solisten Christian Poltéra, David Riniker und Florian Krumpöck in Salzburg, Moskau und wiederum in der Tonhalle auftreten, u.a. mit Beethovens Tripelkonzert.»

Wichtiges Sprungbrett

An die 200 junge Musikerinnen und Musiker kamen bisher in den Genuss von grossen Konzerten, darunter sind Namen wie Sol Gabetta, Truls Mørk, Alice Sara Ott, Renaud und Gautier Capuçon, Martin Grubinger, Vilde Frang oder, aus jüngerer Zeit, Marc Bouchkov und Christoph Croisé. Erfreulicherweise figurieren zahlreiche Schweizer unter den Teilnehmenden, von denen nicht alle den Sprung in die Elite geschafft haben – auch das gehört dazu.

Für etliche war es aber ein bedeutendes Sprungbrett, wie Cellist Maximilian Hornung meint: «Orpheum war im wahrsten Sinne des Wortes eine beflügelnde Erfahrung, unglaublich motivierend und lehrreich.» Eine interessante Ergänzung bietet Coninx: «Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass viele unserer Solistinnen und Solisten noch nicht auf der Welt waren, als Orpheum gegründet wurde, dann sind wir auf dem Weg, ein generationenübergreifendes Projekt zu werden.»

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Howard Griffiths. Foto: Michael Steiner/Orpheum

Orpheum hat sich angepasst, neue Formate kreiert, um dem Nachwuchs eine Besonderheit bieten zu können. Den Wandel umschreibt der künstlerische Leiter Howard Griffiths: «Am Anfang waren CDs wichtig, und ein Label hat einen Künstler jahrelang betreut, was nun nicht mehr der Fall ist. Dadurch sind sie heute oft allein mit ihrer Zukunft, sie müssen Social Media nutzen. Dafür haben wir eine grössere Auswahl von Musikerinnen und Musikern, wobei die Spitze noch immer spitz geblieben ist. Aber wir versuchen immer, Interpreten mit grosser musikalischer Persönlichkeit auszuwählen.»

Trotzdem wird das Medium CD auch mit Unterstützung der Stiftung weiterhin genutzt, etwa mit der Einspielung des Cellokonzerts von Paul Wranitzky (1756–1808) mit Chiara Enderle. Vier Aufnahmen gibt es schon, für nächstes Jahr sind gemäss Griffiths zwei weitere mit Solokonzerten von Bernhard Romberg (1767–1841) und von Georg Goltermann (1824–1898) geplant. Man wähle bewusst unbekanntere Werke, um die aufstrebenden Musiker nicht dem Vergleich mit den Stars auszusetzen.
Radio SRF 2 hat das Jubiläumskonzert in Baden aufgezeichnet, und auf der Orpheum-Website ist die Streamingversion aufgeschaltet.

Chur ehrt Andrea Thöny

Die Stadt Chur verleiht in diesem Jahr je einen Anerkennungspreis an den Kunsthistoriker Leza Dosch, den Kontrabassisten Andrea Thöny, die Journalistin Margrit Sprecher und die Galeria Cuadro22.

Symbolbild: eggeeggjiew/adobe.stock.com

Der Kontrabassist Andrea Thöny wuchs in Chur und in Haldenstein auf. Zur Musik kam er über den Gesang zu Hause, in der Primarschule und im Lehrerseminar durch den Kontakt mit sehr engagierten Musiklehrern. In Chur machte sich der Musiker als Gründungsmitglied der Kammerphilharmonie einen Namen, den Anerkennungspreis verleiht ihm der Stadtrat nun insbesondere auch für sein grosses Engagement in der Musikvermittlung.

Mit den Anerkennungspreisen wird ein mindestens 10jähriges kulturelles Schaffen gewürdigt, das für die Stadt und deren engere Region von Bedeutung ist. Sowohl die Anerkennungs-, als auch die Förderpreise sind mit je 4000 Franken dotiert. Alle drei Jahre kann die Stadt Chur neben Anerkennungs- und Förderpreisen auch einen mit 8000 Franken dotierten Kulturpreis verleihen, mit dem bedeutendes und jahrelanges kulturelles Schaffen geehrt wird. Dieser Preis geht 2020 an den Architekten Peter Zumthor aus Haldenstein.

Kunsthochschulen richten Blick auf Zürich

Vom 17. bis 20. November 2020 schauen Kunsthochschulen aus der ganzen Welt nach Zürich ins Toni-Areal – zumindest virtuell. Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ist Gastgeberin der Biennial Conference 2020 von ELIA (European League of Institutes of the Arts).

Steering Group der Biennial Conference 2020 (Foto: ZHdK)

Aufgrund der Corona-Situation wird die 16. Biennial Conference nicht wie geplant physisch im Toni-Areal durchgeführt, sondern digital. An der Konferenz gehen Studierende, Dozierende und Angehörige der ELIA-Mitgliederinstitutionen folgenden Fragen nach: Wie können die Künste mit anderen Disziplinen zusammenarbeiten und so zur Lösung ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Herausforderungen beitragen? Welche Rollen nehmen Kunsthochschulen in dieser Debatte ein? Und sind transdisziplinäre Kunsthochschulen das Modell des 21. Jahrhunderts?

ELIA zählt mehr als 260 Mitgliederinstitutionen aus rund 50 Ländern und vertritt mehr als 300’000 Studierende.

Honorary Mention für Annie Rüfenacht

HKB-Alumna Annie Rüfenacht und Sandra Schmid (Video) werden für ihre Videoinstallation «Kataklasit» am Giga-Hertz Award 2020 for Electronic Music des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) mit einer «Honorary Mention» ausgezeichnet.

Symbolbild: Kataklastische Gesteinszone. Foto: Andrew Buchanan / unsplash.com

Das Werk erforscht laut der Mitteilung der Berner Hochschule der Künste (HKB) «visuelle und akustische Aspekte von Steinen». Rüfenachts und Schmids «akribischer, an Wissenschaftlichkeit grenzender, Ansatz» zeige durch ein mikroskopisches Verfahren Rekristallisationsprozesse in hoch abstrakter Auflösung. Das Ergebnis sei eine visuelle Oberfläche, die Veränderungen in der Struktur der Steine nachzeichnet, sowie eine akustische Oberfläche, die das Unterschwellige der Oszillation veranschaulicht.

Die Jury zeigte sich von Kataklasit wegen seiner feinen, harmonischen und stimmungsvollen Gesamterscheinung beeindruckt.

Die 1988 geborene Annie Aries (Annie Rüfenacht) ist Komponistin und Musikerin und lebt in Bern. Sie hat in Bern Musik und Medienkunst studiert und schliesst zur Zeit ihr Studium der Musikwissenschaft an der Universität Bern ab. 2017 studierte sie an der Humboldt-Universität im Programm Populäre Musikgeschichte & Theorie.

 

Bossart erhält Luzerner Kulturförderpreis

Die Kulturförderungskommission des Kantons Luzern vergibt den Kulturförderpreis in der Höhe von 15’000 Franken an Norbert Bossart für seine langjährige Arbeit als engagierter Kulturvernetzer.

Norbert Bossart (Bild: zVg)

Die Kulturförderungskommission des Kantons Luzern würdigt mit der Auszeichnung Bossarts «langjähriges Engagement für die Förderung der kulturellen Vielfalt auf der Luzerner Landschaft». Bossart ist Gründungsmitglied des Kulturvereins Träff Schötz, der seit mehr als 35 Jahren kulturelle Akzente setzt, die weit über die engere Region Beachtung finden.

Als Medienverantwortlicher des Verbunds Kulturlandschaft Luzern und in seiner Tätigkeit als Journalist beim Willisauer Boten gebe Norbert Bossart der Kultur eine Stimme und verweise mit Aktionen wie «Kultur – unser tägliches Brot» oder «Feuer und Flamme für die Kultur auf der Landschaft» auf die lebendige Kulturlandschaft ausserhalb von urbanen Zentren, schreibt der Kanton.

Der Preis wird jährlich von der Kulturförderungskommission an Personen oder Gruppen vergeben, die in besonderer Weise zum kulturellen Leben im Kanton Luzern beitragen.

«Geistertrio»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Klaviertrio Nr. 5 D-Dur «Geistertrio».

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Als Beethoven im Juli 1808 dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel seine beiden Klaviertrios op. 70 anbot, bekräftigte er dies mit dem Nachsatz «da daran Mangel ist». Schöpferisch befand er sich auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn: Die Werke stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Sinfonien Nr. 5 und 6, dem Klavierkonzert Nr. 5 sowie zur gattungssprengenden Chorfantasie. Gewidmet ist das Opus 70 der Gräfin Anna Maria Erdödy (1778–1837), in deren Haus Beethoven nicht nur kurzzeitig Quartier bezogen hatte, sondern das als adeliger Salon auch Raum für die Aufführung der Werke bot. So berichtet Johann Friedrich Reichardt in seinen Vertrauten Briefen am 31. Dezember 1808: «Einen zwiefachen musikalischen Abend habe ich wieder gehabt. Erst ein Quartett bei der Gräfin Erdödy. Beethoven spielte ganz meisterhaft, ganz begeistert, neue Trio’s, die er kürzlich gemacht, worin ein so himmlischer kantabeler Satz vorkam op. 70/2, 3. Satz, wie ich von ihm noch nie gehört, und der das Lieblichste, Graziöseste ist, das ich je gehört; er hebt und schmilzt mir die Seele, so oft ich dran denke.»

Weitaus radikaler gestaltete Beethoven indes das Klaviertrio D-Dur op. 70/1. Die knapp gefassten Ecksätze sind von so grosser motivischer und rhythmischer Energie, dass mitunter die Grenze des klanglich Machbaren erreicht ist (sofern das Ensemble diese beabsichtigte Schonungslosigkeit auch wirklich riskiert). Hierzu kontrastiert der fast statisch anmutende langsame Satz (Largo assai et espressivo), der seine innere Spannung vor allem aus der Harmonik bezieht. Seine wahrhaft singuläre Klanglichkeit, die der Komposition später auch den Beinamen «Geistertrio» einbrachte, kommt allerdings mit einem zeitgenössischen oder auch nachgebauten Tasteninstrument weit stärker zum Tragen als mit einem modernen Konzertflügel. Dafür sorgen nicht allein die geringere Saitenspannung (der gusseiserne Rahmen war noch nicht erfunden), sondern auch die subtilere Tastenmechanik und die unterschiedlichen Dämpfer. Genau so hob es der Komponist und Schriftsteller E. T. A. Hoffmann in einer sehr ausführlichen Besprechung des Satzes hervor – und hielt damit das Besondere auch für die Nachwelt in poetischen Worten fest: «… der Rec.ensent erwähnt nur noch eine Eigenheit, die diesen Satz vor so vielen Flügel-Compositionen auszeichnet und hervorhebt. Zu dem Hauptthema, wenn es Violine und Violoncell vortragen, hat der Flügel meistentheils einen Satz in 64theil Sextolen, die pp. und leggiermente vorgetragen werden sollen. Es ist dies fast die einzige Art, wie auch der Ton eines guten Flügels auf eine überraschende, wirkungsvolle Weise geltend gemacht werden kann. Werden nämlich diese Sextolen, mit aufgehobenen Dämpfern und dem Pianozug, mit geschickter, leichter Hand gespielt, so entsteht ein Säuseln, das an Aeolsharfe und Harmonika erinnert, und, mit den Bogentönen der übrigen Instrumente vereinigt, von ganz wunderbarer Wirkung ist. – Rec. that zu dem Pianozug und den Dämpfern auch noch den sogenannten Harmonicazug, der bekanntlich das Manual verschieb, so, dass die Hämmer nur eine Saite anschlagen, und aus dem schönen Streicherschen Flügel schwebten Töne hervor, die wie duftige Traumgestalten das Gemüth umfingen und in den magischen Kreis seltsamer Ahnungen lockten.» (Allgemeine musikalische Zeitung 1813)


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Basel fördert Kulturvermittelnde

Die Jury Kulturvermittlung der Stadt Basel hat acht Projekte von freien Kulturschaffenden zur Förderung empfohlen. Insgesamt wurde eine Fördersumme von 142‘144 Franken gesprochen, unter andrem für ein generationenübergreifendes Musik- und Tanzvermittlungsprojekt.

Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de (s. unten)

Bei der Abteilung Kultur sind 20 Gesuche zur fachlichen Beurteilung durch das Gremium an Expertinnen und Experten eingegangen. Acht Beiträge wurden gesprochen. Unter den Projekten findet sich die NOB-Kompositionswerkstatt 2021 des Neuen Orchesters Basel.
Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersstufen vertonen Texte des Schreibwettbewerbs Basler Eule, und Jugendliche erarbeiten mit Musikerinnen und Musikern des Orchesters Kompositionen.

Gefördert wird auch das generationenübergreifende Musik- und Tanzvermittlungsprojekt der Pumpernickel Company. In sechs Workshops tanzen und musizieren Primarschulkinder zusammen mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegezentrums Adullam. Das Projekt Stimmenmeer des Vereins Theater Süd (in Kooperation mit ASK-Chor Basel und Pflegeheim Momo) wiederum geht «mit Interessierten jeden Alters der Vielstimmigkeit und Vielfalt unserer Gesellschaft nach».

Die Ausschreibung zur Förderung von Kulturvermittlungsprojekten durch die Abteilung Kultur erfolgt in der Regel zweimal jährlich. Massgebliche Kriterien zur Beurteilung sind unter anderem ein adäquater Vermittlungsansatz, die inhaltliche und gesellschaftliche Relevanz sowie die Realisierbarkeit des Projekts und seiner Wirkungsziele.

Originalartikel:
https://www.bs.ch/nm/2020-unterstuetzung-fuer-acht-kulturvermittlungsprojekte-pd.html

«… ich singe, also bin ich»

Die IG CHorama wünscht eine Lockerung des Chorsingverbots, eine Online-Petition zahlreicher Chorverbände unterstreicht dieses Anliegen.

Symbolbild: Miguel Bautista / unsplash.com

Seit dem 29. Oktober ist das Singen in nichtprofessionellen Chören verboten, professionelle Chöre dürfen zwar proben, jedoch nicht auftreten. Die IG CHorama schreibt in ihrer Mitteilung vom 4. November, das Verbot von Choraktivitäten betreffe mehr als 4000 Verbandschöre und Ensembles mit über 120 000 Sängerinnen und Sängern sowie über 600 Chorleitende. Planungssicherheit fehle. Die Chorwelt helfe mit, die Pandemie in den Griff zu bekommen und die Infektionszahlen zu senken, indem für das Singen in Gruppen strenge Schutzkonzepte angewendet werden. Die IG CHorama wünscht die Verordnung so anzupassen, dass Singen in Gruppen unter bestimmten Voraussetzungen möglich wird und dass professionelle Chöre unter Auflagen auch konzertieren dürfen. Sie ist bereit, an einer Strategie mitzuarbeiten, damit die gesamte Chorszene «zu ihrer Strahlkraft zurückfinden kann».

Petition

«… ich singe, also bin ich/Chorsingen in Zeiten von Corona» ist eine Online-Petition zahlreicher Chorverbände, initiiert vom Schweizerischen Katholischen Kirchenmusikverband. Sie richtet sich an Parlament, Bundesrat und Bundesamt für Gesundheit. Die Verbände sind überzeugt, «dass das Singen im Chor das soziale Leben und die Gesundheit positiv beeinflusst, gerade in Krisenzeiten». Deshalb soll das Singen im Chor oder kleinen Ensembles auch für Laien wieder möglich sein, sofern strenge Schutzkonzepte eingehalten werden.

In der Pressekonferenz vom 4. November hat Bundesrat Alain Berset Gespräche mit kulturellen Vereinigungen in Aussicht gestellt.
 

Beteiligte Verbände

Die IG CHorama besteht aus:
A cœur joie ACJ
Association de Soutien aux Chœurs d‘Enfants et de Jeunes ASCEJ Association Vaudoise des directeurs de chœurs AVDC Europäisches Jugendchor Festival Basel EJCF
Reformierter Kirchenmusikverband Schweiz RKV Schweizerische Chorvereinigung SCV Schweizerischer Berufsdirigentenverband SBDV Schweizerische Föderation Europa Cantat SFEC
Schweizerischer Katholischer Kirchenmusikverband SKMV Schweizerische Kinder- und Jugendchorförderung SKJF Schweizerischer Kirchengesangsbund SKGB
Verband Chorleitung Nordwestschweiz VChN

Mit der Unterstützung vom Verband Musikschulen Schweiz VMS

Pro Helvetia mit Aussenstelle in Südamerika

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia eröffnet ab 2021 eine Aussenstelle in Südamerika mit lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Chile, Argentinien, Brasilien und Kolumbien.

Unterstützt von «Coincidencia»: «Orlando» an einem Festival in Südamerika. Foto: Horace Lundd

Im Rahmen des Pro-Helvetia-Programmes «Coincidencia – Kulturaustausch Schweiz – Südamerika» haben in Südamerika rund 250 Projekte wie Ausstellungen, Tourneen, Lesereisen, Residenzaufenthalte oder Recherchereisen stattgefunden. Sie haen zu Kooperationen zwischen Kunstschaffenden und Kulturinstitutionen in der Schweiz und zehn südamerikanischen Ländern geführt.

Die Schweizer Kulturstiftung hat nun entschieden, im Anschluss an das auf vier Jahre begrenzte Programm ab 2021 eine ständige Aussenstelle zu etablieren. Diese soll die Partnerschaften in den von Pro Helvetia geförderten Kunstsparten weiterführen. Neben den darstellenden, visuellen und interdisziplinären Künsten sind dies die Bereiche Musik, Literatur, Design und Interaktive Medien. Zudem wird die Aussenstelle auch Kollaborationen im Rahmen des neuen Schwerpunkts «Kultur, Wissenschaft und Technologie» aufbauen sowie Residenzen und Recherchereisen organisieren.

Zur Eröffnung der Aussenstelle in Südamerika organisieren Veranstaltungspartner in Argentinien, Brasilien und Chile kostenlose Webinare zu aktuellen kulturpolitischen und gesellschaftlichen Fragen.

Mehr  Infos: https://coincidencia.net/en/initiative/opening-activities/

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