Die Unterschiede vom Autograf bis heute

Bei seiner zweibändigen Ausgabe der beethovenschen Violinsonaten hat Clive Brown die Unterschiede im Notentext vom Autograf bis heute aufgeführt.

Beethoven-Denkmal von Hugo Uher (1929), Karlsbad. Foto: SchiDD/wikimedia commons (s. unten)

Der lange Jahre in Oxford und Wien lehrende Geiger Clive Brown hat eine reichhaltige wissenschaftlich-kritische Ausgabe der zehn Sonaten für Klavier und Violine in zwei Bänden herausgegeben. Die einführenden Texte englisch/deutsch liefern grundlegende Informationen zur sich wandelnden Aufführungspraxis seit Beethoven bis heute. Auch bringt er spannende Tatsachen über die Entstehung der Sonaten, deren Charakterisierung und praktische Anregungen zu den einzelnen Sätzen. Im Anhang sind die metronomischen Angaben aus vielen Ausgaben von Haslinger (1828) bis Kreisler (1935) aufgelistet; Beethoven selbst gab für die Violinsonaten keine an. Ein «Performing Practice Commentary» ist online unentgeltlich über die Website des Verlags erhältlich. Der Kritische Bericht, je etwa 20 Seiten hinten in den Klavierparts und nur auf Englisch, erläutert die Unterschiede vom Autograf über die vielen folgenden Ausgaben bis zu Henle (1974) – vergleichend und wertend, einige davon erstmals!

In den Stimmen geben Fussnoten Hinweise auf Alternativen. Nebst der Urtextviolinstimme steht eine mit Bogenstrichen und Fingersätzen des Herausgebers zur Verfügung, die sich mit historischen Gegebenheiten auseinandersetzen, aber oft unpraktisch sind. Der grosszügige Notensatz benötigt einen Viertel mehr Seiten als die Henle-Ausgabe, was oft zu unnötiger Ausdehnung führt, z. B. in der Violinstimme des Presto op. 47 auf acht Seiten, Scherzo op. 96 auf 2½ Seiten! Trotzdem sind die neuen Erkenntnisse ein Quantensprung seit Rostals Buch von 1985.

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Ludwig van Beethoven: Sonaten für Klavier und Violine, hg. von Clive Brown; Band I, BA 9014, € 39.95; Band II, BA 9015, € 44.95; Band I + II im Paket, BA 9036, € 74.00, Bärenreiter, Kassel 

 

Foto oben: SchiDD / wikimedia commons CC BY-SA 4.0 International

Mozart vor Augen

Beethoven behielt das Autograf dieser frühen Quartette ein Leben lang bei sich.

Beethoven-Denkmal von Hans Mauer, Baden bei Wien. Foto: Geolina163/wikimedia commons (s. unten)

Mit 15 Jahren schuf Ludwig van Beethoven die drei Klavierquartette WoO 36. Sein Lehrer, der Bonner Hoforganist, Opernkapellmeister und Komponist Christian Gottlob Neefe, äusserte sich zwei Jahre zuvor über ihn: «Er würde gewiss ein zweiter Wolfgang Amadeus Mozart werden, wenn er so fortschritte, wie er angefangen.» Der junge Beethoven spielte und studierte Mozarts Werke; diese drei frühen Kompositionen orientieren sich denn auch in Form und Anlage an dessen Violinsonaten KV 296, KV 379 und KV 380. Die Gattung Klavierquartett war damals noch nicht populär, Mozarts Meisterwerke KV 478 und KV 493 entstanden erst in jenen Jahren. Die Besetzung Klavier, Violine, Viola und Violoncello ergab sich für Beethoven offenbar durch seine Beziehung zur Familie des Hofkammerrats Gottfried Mastiaux, dessen Kinder ebendiese Instrumente spielten.

Zeitlebens bewahrte Ludwig van Beethoven sein Autograf dieser Quartette auf. Er verwendete einzelne Themen später in den Klaviersonaten und im Klaviertrio c-Moll op.1 Nr. 3. Dieses erhaltene Autograf ist auch die massgebliche Quelle für die neue Urtextausgabe bei Bärenreiter. Der Herausgeber Leonardo Miucci, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule der Künste Bern, ergänzt seine Einführung mit aufschlussreichen Hinweisen zur Aufführungspraxis von Beethovens Klaviermusik aus jener Zeit.

Sind diese frühen Klavierquartette bereits «durchaus Beethoven»? Gewiss: Der spätere «Revolutionär» bleibt meist verborgen, und der Streichersatz gleicht noch nicht demjenigen der Streichquartette (er ist dafür leichter zu spielen!). Aber es handelt sich um wunderschöne Kammermusik, die den Vergleich mit anderen Werken ihrer Zeit nicht zu scheuen braucht und mitunter ganz schön dramatisch wird!

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Ludwig van Beethoven: Drei Quartette für Klavier, Violine, Viola und Violoncello WoO 36, hg. von Leonardo Miucci, Stimmen: Klavier (Partitur) und Streicher, BA 9037, € 48.95, Bärenreiter, Kassel

 

 

Foto oben: Geolina163 / wikimedia commons CC BY-SA 4.0 International

Andreas Reize als Thomaskantor designiert

Die Auswahlkommission im Verfahren zur Nachfolge im Leiziger Thomaskantorat schlägt Andreas Reize aus Solothurn zur Berufung zum Thomaskantor vor.

Andreas Reize. Foto: zVg

Andreas Reize sei ein hervorragend begabter Musiker. Er stelle ein schlüssiges Konzept für die zukünftige Entwicklung des Thomanerchores, verfüge über breite interpretatorische, musikwissenschaftliche und theologische Kenntnisse und habe grosse Achtung vor dem hohen Amt, begründet die Kommission den Entscheid.

Andreas Reize wurde 1975 in Solothurn geboren. Er studierte Kirchenmusik an den Musikhochschulen in Bern und Winterthur-Zürich. Er absolvierte ein Studium der historischen Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis sowie ein Aufbaustudium Orchesterleitung an der Musikhochschule Luzern. Ausserdem legte er ein Konzertdiplom im Fach Orgel, ein Lehrdiplom Klavier sowie ein Postgraduate-Studium im Fach Chor-Dirigieren ab.

Zurzeit leitet Andreas Reize das Cantus Firmus Vokalensemble sowie das Cantus Firmus Consort-Orchester auf historischen Instrumenten. Er ist Musikdirektor der Oper Waldegg, seit 2007 Leiter des Knabenchores Singknaben der St. Ursenkathedrale Solothurn, seit 2011 Leiter des Gabrielichors Bern und Chordirektor des Zürcher Bach-Chores sowie seit 2019 Erster Gastdirigent am Theater Biel-Solothurn für den Bereich Alte Musik.

Andreas Reize soll die Nachfolge von Thomaskantor Gotthold Schwarz antreten, dessen Vertrag mit der Stadt Leipzig vereinbarungsgemäß am 30. Juni 2021 endet. Der Amtsantritt ist für September 2021 geplant. Der endgültige Entscheid des Stadtrates wird am 16. Dezember erwartet.

Schreiben über Musik an einer MusikhochschuleVom Hören und Lesen von Musik

Wir bringt man heute Musikthemen journalistisch an Leserinnen und Leser? Wie kann man Höreindrücke in einem Text formulieren? Anja Wernicke und Manuel Bärtsch berichten von den Musikhochschulen Basel und Bern.

Manuel Bärtsch — Wie schon Carl Philipp Emanuel Bach anno 1759 schrieb: «So viele Vorzüge die Musikhochschule besitzet, so vielen Schwürigkeiten ist diesselbe zu gleicher Zeit unterworffen» (Carl Philipp Emanuel Bach: Versuch über die wahre Art, an einer Musikhochschule zu unterrichten. Zweyte Auflage, Erster Theil, Berlin 1759. Vorrede, I. Oder glauben Sie das etwa nicht?)

Die Vorzüge wären leicht daraus zu erweisen, dass komplexe Umgebungen fesselnde Texte hervorbringen, und auch die Schwürigkeiten ergeben sich aus den Spannungsfeldern, die an einer Musikhochschule herrschen. Diese möchte ich hier umreissen, aus meiner Perspektive als Musiker, Mentor und Forschungsdozierender an der HKB Bern.

Wie überall sind die problematischen Seiten einfach zu benennen. Das Schreiben über das eigene musikalisch-performative Tun ist, zumindest anfangs, nicht unbedingt die erste Priorität für Musikstudierende; entsprechend intensiv fallen bisweilen die Bemühungen aus, ihnen argumentative Grundregeln und inhaltliche Verbindlichkeiten näherzubringen. Auch die Zügelung allzu kreativer Fremdtextübernahmen, wie sich eine in der Eröffnung dieses Texts findet, ist nicht zu unterschätzen; jedenfalls erfordern unterschiedliche kulturelle, sprachliche und soziale Hintergründe ständige intellektuelle Transferleistungen aller Beteiligten. Andererseits erweitert diese Ausgangslage auch den Horizont: Eine Diskussion über gendergerechte Sprache, wie ich sie kürzlich mit russischen und chinesischen Studierenden erlebt habe, scheint mir wegen der radikal unterschiedlichen linguistischen Voraussetzungen ihrer Muttersprachen viel interessanter als die Kommentierung deutscher Regelwerke. Und auch die eigene Sprache profitiert manchmal von dieser Internationalität: Unvergessen bleibt zum Beispiel, wie eine japanische Studentin einen wissenschaftlichen Text als «langwortreich» bezeichnete. Recht hatte sie, diese Wortschöpfung habe ich übernommen und versuche seither, Ansammlungen von Langwörtern zu vermeiden.

Kreative und spontane Schreibwelt

Ein weiteres Spannungsfeld eröffnet sich zwischen den vielen unterschiedlichen Textsorten, die eine Musikhochschule produziert. Eine wichtige Gattung bildet dabei alles, was nicht in erster Linie dem reinen Erkenntnisgewinn, sondern der Aufführung von Musik dient. Hier scheint es mir wichtig, die Studierenden dazu zu bringen, das Verfassen dieser Ermöglichungsliteratur zur Reflexion des eigenen Tuns zu benutzen; oft entdecken sie beim Schreiben über ihre eigenen Programme, welche ästhetischen Standpunkte sie eigentlich vertreten, und was ihnen diese schon lange bekannten Stücke im Grunde bedeuten.

Dieser vorwiegend kreativen und spontanen Schreibwelt stehen die wissenschaftlichen Formate gegenüber. Hierher gehört das musiktheoretische Schreiben, im deutschen Sprachraum eine Kernaufgabe der Musikhochschulen und eine besonders herausfordernde Textsorte: Es ist im eigentlichen Sinne eine Kunst, harmonische, kontrapunktische oder formale Analysen zu verfassen, die jenseits hermetischer Komplikationen oder unzulässiger Vereinfachung Leserinnen und Leser fesseln. Grosses Gewicht haben an der HKB auch die Publikationen in den Themenfeldern Interpretationsforschung, Komposition und Organologie; dabei arbeiten Alumn*ae, Doktorierende und Dozierende eng zusammen. Auch auf dieser Ebene gibt es ein Spannungsfeld, denn die meisten Schreibenden stehen auch auf der Bühne; ihre Fragestellungen, Methoden und Lösungen werden dabei oft intensiv von ihrem direkten Zugriff auf den performative Aspekt des Objekts geprägt; es bleibt eine ausser-ordentlich spannende methodische und stilistische Herausforderung, aus dieser doppelten Expertise intellektuelle Funken zu schlagen.

Insgesamt ist also für eine bunte und anregende Schreiblandschaft gesorgt; die Herausforderung besteht darin, dass alle von dieser Situation profitieren, die Studierenden von den Forschenden, die Dozierenden von den Studierenden, kreuz und quer. Einen besonderen Platz nimmt in Bern der Specialized Master Music Performance mit Forschungsvertiefung ein. Hier verfolgen Interpretinnen und Interpreten, die ein hohes künstlerisches Niveau mitbringen, ihre eigenen Forschungsprojekte; Kernfach- und Forschungsdozierende helfen, ihre aufführungspraktischen, organologischen oder quellenkritischen Vorhaben in Klang und Wort umzusetzen; oft lernen sie dabei ebenso viel wie die Studierenden.

Die Musikhochschulen sind also gute Habitate für interessante Schreiberinnen und Schreiber. Es lohnt sich, die dort auftretenden spezifischen Spannungen auszuhalten, denn das Schreiben über Musik wird sie um wichtige Dimensionen bereichert. Das kommt uns beim Lesen, beim Konzertbesuch, in der Forschung zugute, und für die Studierenden tun sich neue Berufsfelder auf, als Verfasser*in von Konzertprogrammen, als Mitarbeitende beim Radio, als künstlerische Leitung von Ensembles, oder aber als zugleich forschende und spielende Künstlerinnen, – «insomma: als complette Musici*ae; man lässet sich durch die Schwürigkeit nicht abschrecken, das Schreiben über Musik zu pflegen, da es durch seine vorzüglichen Reitze die darauf verwandte Mühe und Zeit völlig ersetzet» (C.F.Bach ibidem, zumindest fast). Die Begeisterung ist, nach getaner Arbeit, für gewöhnlich gross bei allen Beteiligten.

Manuel Bärtsch

… ist Pianist, Professor und Forschungsdozent an der Hochschule der Künste Bern.

Anja Wernicke — Das Musikerlebnis lässt sich nicht gänzlich in Worte fassen und trotzdem prägt Sprache, wie wir Musik wahrnehmen. Ein Vortrag von Johannes Kreidler gibt Denkanstösse. Und ein neues Weiterbildungsangebot der Hochschule für Musik FHNW behandelt das Verbalisieren von Musik als Teil der kuratorischen Praxis.

Beginnen wir mit einem kleinen Experiment: Schalten Sie Musik ein und achten Sie auf den ersten Begriff, das erste Wort, das Ihnen einfällt. Aha. Vielleicht haben Sie innerlich an den Namen des Instruments gedacht, das sie hören oder den Gattungsbegriff oder den Aufbau. Was wir über Musik wissen, können wir beim Hören nie ganz ausschalten. Wenn wir Musik hören, verknüpfen wir das Gehörte immer gleich mit Begriffen. So lautet die These des Komponisten Johannes Kreidler. Bei einem Vortrag an der Hochschule für Musik FHNW in Basel am 10. März dieses Jahres hat der neu ernannte Professor für Komposition unter dem Titel «Begriffliches Hören» für einen radikalen Umgang mit der sprachlichen Interpretation von Musik geworben. «Beim Musikhören könnte man von Klanglektüre sprechen», so Kreidler. Zur Begründung zog er zahlreiche philosophische Aussagen heran, wie beispielsweise Martin Heidegger: «Wir sprechen stets; auch dann, wenn wir kein Wort verlauten lassen, sondern nur zuhören …»

Gegen eine solche Auffassung steht besonders das Paradigma der absoluten Musik, wie es unter anderen der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus vertrat. Im Zeitalter der Postmoderne hält Kreidler eine solche Sichtweise hingegen für nicht mehr gültig. Er argumentiert, dass wir immer auch die Bedeutung eines Musikstücks «mithören» oder vielmehr lesen, dass im Grunde alles auf Zitaten und Referenzen beruht. Beethovens 9. Sinfonie ist eben immer auch die Neunte mit all ihrer Geschichte und der ihr zugeschriebenen Aura. In John Cages 4’33 wird nicht einfach nur Stille wahrgenommen, sondern Stille wird vorgeführt. Die Reflexion darüber, was Stille überhaupt ist, wird angeregt.

Musik kreativ deuten

Doch das gesamte Musikerlebnis lässt sich dabei sicher nicht in Worte fassen. Der Komponist Peter Ablinger nimmt die Sinnlichkeit jenseits der Semantik in den Blick. In einem Vortrag im Rahmen der Frühjahrstagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung in Darmstadt im Jahr 2018, die sich in der Mai Ausgabe der Zeitschrift Positionen im Jahr 2019 nachlesen lässt, stellt er fest: «(s)innliche Gegebenheit und Wissen schließen sich also aus». Für ihn krankt besonders die zunehmende konzeptbasierte Bildende Kunst daran, dass Begründungen und Bedeutungszuschreibungen stets im Zentrum der Werke stehen und das sinnliche Erleben zum Teil gar nicht mehr vorkommt. «Im Prinzip wird alles, was passiert, ,gesagt’ nicht mehr ,gezeigt’», argumentiert Ablinger, es entstünde eine «Kunst des guten Grundes». Genau wie Johannes Kreidler möchte aber auch Peter Ablinger diese Problematik produktiv nutzen. Für Ablinger ist der gegenseitige Ausschluss von Kunst und Wissen eine interessante Bruchstelle. Für ihn wird Kunst erst jenseits von Bedeutungen richtig spannend. Könnte man also sagen, dass Kunst erst jenseits von Sprache beginnt? Das ist sicher zu kurz gedacht. Denn auch Peter Ablinger selbst hat besonders viele Textpartituren kreiert und ist sicher nicht gegen die Nutzung von Sprache im Zusammenhang mit Kunst. Vielmehr geht es beiden – Kreidler und Ablinger – um einen kreativen Umgang mit Sprache im Zusammenhang mit Musik.

So appelliert Johannes Kreidler an diejenigen, die über Musik schreiben, es auf möglichst kreative und vielleicht sogar künstlerische Weise zu tun. Die Musikkritik solle weniger urteilen, als vielmehr das Gehörte kreativ interpretieren. Aber das Hörerlebnis wird nicht nur davon geprägt, was hinterher über Musik lesen. Auch was wir vorher über Programmtexte, Einführungsvorträge, Werbung usw. aufnehmen, gehört dazu. Johannes Kreidler hat hierfür den Begriff «präpariertes Hören» geprägt und den Mechanismus der Vorprägung in Werken wie «Fremdarbeit» künstlerisch beleuchtet.

Das Unfassbare erfassen

Die zu erzählende Geschichte und das Framing von Musikveranstaltung sind ein Teil der kuratorischen Arbeit, welche im Rahmen eines neuen Ausbildungsangebots an der Hochschule für Musik FHNW mit einem dezidierten Fokus auf zeitgenössische Musik behandelt wird. Der CAS-Lehrgang mit dem Titel Curating Contemporary Music startet im Januar 2021 und baut nicht zuletzt durch seine inhaltliche und personelle Anbindung an die Forschungsabteilung der Hochschule auf dem früheren Lehrgang Musikjournalismus auf, der in den Jahren 2011 bis 2016 mehrmalig durchgeführt wurde. Neben den Inhalten und der angewandten Praxisarbeit in Kooperation mit dem Festival ZeitRäume Basel – Biennale für neue Musik und Architektur, wird den Teilnehmern des neuen Lehrgangs insbesondere auch ein professionelles Netzwerk geboten. Unter den Dozierenden sind neben Johannes Kreidler renommierte Kurator*innen der zeitgenössischen Musik wie Björn Gottstein, Christine Fischer und Daniel Ott. Das kreative Schreiben über die musikalischen Inhalte, sei es nun mit dem Ziel, sie begrifflich fassbar zu machen, oder gerade mit ihrer Unfassbarkeit, ihrer Flüchtigkeit sprachlich umzugehen, wird dabei in jedem Fall eine zentrale Rolle spielen.

Anja Wernicke

… ist wissenschaftliche Assistentin an der Hochschule für Musik FHNW / Abteilung Forschung und Entwicklung.

Links zum Thema

> www.hkb.bfh.ch/de/studium/master/specialized-music-performance-klassik/

> www.sonicspacebasel.ch

Hier finden sich weitere Informationen zum Weiterbildungsangebot der Hochschule für Musik FHNW sowie der Online-Vortrag von Johannes Kreidler.

> www.hslu.ch/reviewimpact

An der Musikhochschule Luzern wurde zwischen 2016 und 2019 das Forschungsprojekt Between Producers and Consumers: Music Critics’ Role in the Classical Music Market realisiert. Es ist Teil einer grösseren Forschungsreihe über die Rolle von Musikkritik im Klassikmarkt.

Musik als Beruf – auch in Zukunft systemrelevant!

SONART erhebt die Stimme

SONART will an diesen Entwicklungen teilhaben – und sie mitprägen. Der Vorstand und die Geschäftsstelle von SONART haben sich deshalb in den letzten Monaten intensiv mit den folgenden vier zentralen Fragen beschäftigt:
• Wie können wir kurzfristig und ganz aktuell die soziale und wirtschaftliche Lage unserer Mitglieder und ihre berufliche Sicherheit sichern und verbessern?
• In welchen Partnerschaften auf nationaler und regionaler Ebene können wir die Interessen von Kultur und Musik gegenüber der Politik, der Administration und der Wirtschaft wahrnehmen?
• Wie schaffen wir es, den Beruf der professionellen Musikschaffenden in der Gesellschaft noch stärker zu verankern und Musik als systemrelevante Komponente des Lebens zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen?
• Welche innovativen Konzepte (inhaltlich, aber auch strukturell und technisch) sollen wir für das künftige Musikleben «post Corona» unterstützen und in den Fokus rücken?
Unsere Gedankengänge gehen natürlich von der aktuellen prekären Situation aus: Unsere Mitarbeitenden und der Vorstand haben sich deshalb schwergewichtig mit der Ausgestaltung der neu verordneten Ausfallentschädigungen, Nothilfeprogramme sowie den Erwerbsersatz-Regelungen und Kurzarbeitskonzepten beschäftigt. Zusammen mit den Partnerorganisationen hat SONART der Politik klarzumachen versucht, was die spezifischen Besonderheiten des Musikberufs sind – und dass man nicht plötzlich mit einem Bruchteil seines bisher schon bescheidenen Einkommens überleben kann. Unsere Erkenntnis: Ohne Zusammengehen mit allen anderen Kulturinstitutionen hat man keine Chance. Deshalb war SONART eine engagierte Stimme im Rahmen der nationalen Taskforce Culture und so im direkten Gespräch mit Behörden, Parlamentarier*innen und Bundesrat. Unser Ehrgeiz war und ist es, unsere Mitglieder dabei rasch und zuverlässig über den jeweiligen Stand der Dinge zu informieren.

Vorausschauend denken

Das Tagesgeschäft ist existenziell, aber dabei wollen wir nicht bleiben. Es geht jetzt auch darum, sich in allen relevanten Fragen mit zukunftsträchtigen Konzepten zu beschäftigen und diese mitzugestalten. Was entwickelt sich in den nächsten 5 bis 10 Jahren? In verschiedenen Schwerpunktprojekten wollen wir das in den nächsten Monaten konkret angehen. Im Zentrum stehen dabei folgende Punkte:
• Was ist das Berufsbild und was sind die beruflichen Perspektiven von Musikerinnen und Musikern? Was sind die erforderlichen «Skills» neben dem Musizieren? Das Berufsbild wandelt sich dabei stark und heute arbeiten die allermeisten professionellen Musikschaffenden in einem breiten Spektrum an freien und angestellten Tätigkeiten. Sie sind auf der Bühne, unterrichten, sind multimedial vernetzt, veranstalten Konzerte, vermitteln Musik, organisieren, wirtschaften und managen digital.
• Wie sieht die künftige soziale und wirtschaftliche Absicherung im Musikberuf aus? Wie können die Anteile an freier künstlerischer Tätigkeit in Zukunft abgegolten werden? Muss ein «Bürgerlohn» für Kulturschaffende kommen, indem die Gesellschaft den Mehrwert, den Musik und Kunst erzeugen, direkt abgilt? Wie sieht ein sicheres Vorsorgemodell aus?
• Wie müssen die künftigen kulturpolitischen Rahmenbedingungen aussehen? Reichen die heutigen Anstrengungen von Bund und Kantonen in einem föderalistischen Kulturförderungskonzept aus, oder braucht es nicht eher neue Grundlagen und harmonisierte Konzepte in einem guten Mix von öffentlichen und privaten Aktivitäten? Wie können – nebst Qualität! – Innovation und Internationalität stärker gefördert werden?

Alle diese Fragen und Herausforderungen sind kein Selbstzweck. Für SONART stehen in erster Linie die Mitglieder im Zentrum. Deren Befindlichkeiten, Forderungen, Denkweisen und Kreativität wollen wir in die Ausgestaltung unserer Zukunft mit einbeziehen. So wollen wir eine vernehmbare und klare Stimme sein im Konzert der Kultur!

Vom Einbruch des Unkontrollierbaren

Bettina Skrzypczak über ihre Komposition «Oracula Sibyllina», über künstlerisches Engagement und die Frage, wie das Leben nach Corona weitergehen könnte.

Bettina Skrzypczak. Foto: Priska Ketterer
Vom Einbruch des Unkontrollierbaren

Bettina Skrzypczak über ihre Komposition «Oracula Sibyllina», über künstlerisches Engagement und die Frage, wie das Leben nach Corona weitergehen könnte.

Bettina Skrzypczak lebt in Riehen und unterrichtet Komposition, Theorie und Musikgeschichte an der Hochschule Luzern/Musik. Im Februar wurde sie mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis 2020 ausgezeichnet, und im Mai erhielt sie den Kompositionswerkbeitrag des Kantons Aargau für das Jahr 2020. Als das Musikkollegium Winterthur, geleitet von Pierre-Alain Monot vor über fünf Jahren ihre Oracula Sibyllina für Mezzosopran (Mareike Schellenberger) und Orchester uraufführte, war dies das Resultat einer jahrelangen Beschäftigung mit antiken Orakeln und Prophetinnen. Heute ist das Werk aktuell wie nie zuvor.

Bettina, deine Komposition beginnt mit den Worten: «Ich bin Sibylle.» Deshalb zuerst die Frage: Wer ist diese Sibylle?
Das ist eine Kunstfigur.

Interessant! Und wie ist sie zusammengesetzt?
Dazu muss ich etwas ausholen. Die Sibyllen waren weise Frauen, die prophezeiten – weibliche Propheten. In der Antike werden sie von Heraklit erstmals erwähnt. Der römische Autor Varro nennt zehn Sibyllen mit je eigenen Prophezeiungen. Ihre Weissagungen beziehen sich nicht auf historisch lokalisierbare Menschen oder Fakten, sondern auf die menschliche Existenz ganz allgemein, meist in Form von Warnungen. Die Texte sind zeitlos aktuell, und das hat mich beeindruckt. Zwei dieser Sibyllen haben mich besonders interessiert, die Sibylle aus Erythrai und die berühmte Sibylle von Cumae aus der Nähe von Neapel. Auf ihren Aussagen beruht mein Text.

Das klingt nach einem langen Entstehungsprozess.
Ich habe mich monatelang mit der Thematik beschäftigt und mir viele Gedanken gemacht. Die Textkompilation war die erste Stufe der Komposition, und die Musik wuchs gemeinsam mit dem Text, wenn auch zuerst nur in meinem Kopf. So entstand das Porträt einer Sibylle als Ergebnis meiner Fantasie. Sie verkörpert all das, was ich beim Studium der Texte entdeckt und empfunden habe.

Wie charakterisierst du diese Sibylle?
Die Charakterisierung folgt einer genauen Dramaturgie. Es gibt drei Phasen, und jede endet mit dem warnenden Appell: «Höret!» Im ersten Teil stellt sie sich vor: «Ich bin Sibylle, des Phoibos weissagende Dienerin. Ich bin Tochter der Nymphe Naias.» Das ist der springende Punkt: Sie ist Tochter eines irdischen Naturwesens und zugleich Dienerin von Phoibos Apollon, dem «Leuchtenden», der mit dem Sonnengott Helios gleichgesetzt wird. Das heisst, es gibt bei ihr das Moment des Irdischen, Vergänglichen, und das Moment des Göttlichen, des Lichts. Diese innere Spannung oder sogar Zerrissenheit hat mich fasziniert.

Wie ist der musikalische Charakter dieses ersten Teils?
Der Grundzug ist lyrisch. Hier steht die melodische Linie im Vordergrund, Kantabilität als Symbol des Menschlichen. Es hat etwas Ergreifendes, wenn sie von ihrem Schicksal erzählt.

Und die zweite Phase?
Hier erscheint die Sibylle als enttäuschte Rebellin und wird sehr emotional. Sie sagt: «Ihr hört nicht auf meine Worte und nennt mich eine rasende Lügen-Sibylle – ich warne euch!»

Und dann explodiert das Ganze.
Der dritte Teil des Textes führt uns in eine ganz andere Dimension. Das ist die Phase der Ekstase und der Höhepunkt des Werks. Die Sibylle gerät in einen Zustand, in dem sie sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Sie verliert ihre persönlichen Charakterzüge, wird zum Sprachrohr übernatürlicher Kräfte und sieht schreckliche Dinge. Hier ist in der Musik alles zerrissen, zerhackt; das mit ihren menschlichen Empfindungen verbundene Kantable ist weg, das Geräuschhafte überwiegt. Danach verstummt sie; sie ist entsetzt über das, was sie sieht, und die Musik stockt. Es herrscht eine Leere. Aber am Schluss kommt eine Wendung: Die Sibylle singt noch einmal: «Höret!» Die kantable Linie symbolisiert eine Rückkehr zum Menschlichen – ein Signal, das Rettung andeutet.
 

Das Wort «hören» kommt auffallend häufig vor.
Ich verstehe Oracula Sibyllina als eine Komposition über das Hören: Hören als Zuhören und als Symbol für das konzentrierte Erleben der inneren und äusseren Wirklichkeit, als umfassende Aufmerksamkeit für die Welt, die uns geschenkt ist und die wir nicht zerstören dürfen.

Mit diesem Stück hast du auch das Porträt einer unglaublich komplexen Frauengestalt gezeichnet.
Sie ist ein Medium, das zwei Seiten hat: eine menschliche und eine, die wir nicht verstehen.

Eine Art weiblicher Archetypus mit allen Widersprüchen.
Vielleicht.

Aus dieser inneren Gespaltenheit resultiert auch der dramatische Charakter der Figur. «Oracula Sibyllina» ist als Monodram konzipiert. Hast du auch schon an eine szenische Aufführung gedacht?
Ja, natürlich. Gerade die Stimme mit ihren Abstufungen vom Sprechen über Sprechgesang bis zum hochexpressiven Gesang ruft nach einer szenischen Darstellung. Die Aufteilung des Orchesters in drei räumlich getrennte Gruppen unterstützt die Dramatik. Es wird zum Resonanzraum der Stimme.

Im dritten Teil eröffnen sich Dimensionen, die heute in der Musik selten anzutreffen sind. Die Sibylle beschreibt eine Apokalypse in Form eines kosmischen Kampfes der Sterne: «Gott liess sie kämpfen, und Luzifer lenkte die Schlacht.» Dieses Bild wird auch musikalisch unerhört packend dargestellt.
Es gibt existenzielle Gedanken der Menschen, die man nicht beschreiben kann. Deshalb lasse ich die Sibylle sprechen, beobachte sie von aussen und erfahre durch sie, dass da etwas Unfassbares geschieht. Sie kann das nur stammelnd beschreiben. Ich sehe, was mit ihr passiert, aber selbst wage ich nicht, in diese Bereiche einzudringen.

Trotzdem: Du bist die Komponistin und formulierst es.
Ich gebe nur eine Art Umriss des gewaltigen Geschehens.

Du hast darauf hingewiesen, dass die Sibylle auch eine lichte Seite hat. Aber abgesehen vom ersten Teil ist das doch eigentlich ein sehr schwarzes Stück. Alles läuft auf diesen dritten Teil zu, den Kampf der Welten.
Ich sehe das nicht als eine hoffnungslose Situation. Der Schluss ist offen und lässt auch der Hoffnung Raum. Aber ich wollte schon bis an die Grenze gehen, um den Ernst der Warnung zu unterstreichen.

Dein Werkkommentar von 2015 endet mit einem Vierzeiler: «Wer bist du, Sibylle, du Heimatlose? / Ich will dir beistehen / Auf deinem Weg der unendlichen Suche / Bei deiner Flucht vor der Dunkelheit.» Du identifizierst dich offensichtlich stark mit dieser Figur.
Das Dilemma, in dem sie steckt, hat mich mitgenommen: Sie ist eine sehr feinfühlige Person, die die Welt differenziert wahrnimmt, und zugleich trägt sie die schicksalshafte Last, Dinge sehen zu müssen, die die anderen nicht sehen, und wird dabei nicht ernst genommen. Sie will etwas sagen, aber niemand hört zu, und so wollte ich mit ihr mitfühlen. Als ich den Apokalypse-Teil komponierte, war ich völlig erschlagen, auch körperlich. Das hat mich sehr viel Energie gekostet. In dieser Musik gibt es nichts umsonst.

Der Aspekt der Kommunikation ist dir offenbar sehr wichtig.
Wenn ich mich mit so einem Text beschäftige, dann möchte ich damit natürlich auch etwas sagen. Ich habe ein Bedürfnis zu sprechen, meine Position klarzumachen als ein heute lebender Mensch. Das gilt sicher für alle, die künstlerisch tätig sind.

«Oracula Sibyllina» entstand 2014–15 und wurde am 21. Mai 2015 in Winterthur uraufgeführt. Im Vergleich zu heute schien damals die Welt fast noch in Ordnung. Seither haben sich viele Probleme zugespitzt. Wie kommt es, dass du in einer noch relativ ruhigen Zeit ein Stück mit einer so katastrophischen Tendenz geschrieben hast?
Die Gestalt der Sibylle hatte mich damals schon jahrelang beschäftigt. 2003 spielte das Quartet noir beim Lucerne Festival meine komponierte Improvisation mit dem Titel Weissagung, in der auch schon einige Sätze des jetzigen Textes vorkamen; die Kontrabassistin Joëlle Léandre hat damals die Wildheit der Sibylle grossartig zur Darstellung gebracht. Das arbeitete in meinem Hinterkopf weiter. Und dann beobachte ich auch seit vielen Jahren die beunruhigenden Veränderungen in der Gesellschaft und im Zusammenleben, und die haben in den letzten Jahren zugenommen. Das waren so kleine Mosaiksteinchen, die sich langsam zu dem Bild zusammensetzten, das dann mit in die Komposition einfloss.
 

Fünf Jahre später, mitten in der Coronakrise

Bei der Uraufführung wurde «Oracula Sibyllina» noch vorwiegend als rein ästhetisches Ereignis wahrgenommen. Und jetzt, fünf Jahre später, stecken wir mitten im Desaster der Coronakrise und haben das Gefühl: Die Schreckensvision dieser Sibylle geht uns etwas an.
Ich muss sagen, manchmal staune ich selbst, dass sich meine Ahnungen oder Vorstellungen nach längerer Zeit verwirklichen. Das bestätigt mich in der Ansicht, dass wir Menschen zwar gewisse Entwicklungen intuitiv oder vielleicht sogar rational erkennen, aber nicht wahrhaben wollen, dass sie real existieren. Wir haben immer geglaubt, wir könnten alles erklären und damit die Welt beherrschen, und haben übersehen, dass es Bereiche im Menschen gibt, die völlig irrational sind. Diese Bereiche treten gerade bei der Sibylle hervor, wenn sie weissagt. Und das ist auch der Punkt, wo die Kunst ansetzen kann, um Licht ins Dunkel zu bringen. Die Stimme der Sibylle, die zur inneren Stimme unseres Gewissens geworden ist, kann uns dabei leiten.

Die unerwartete Aktualität dieses Werks erinnert mich von ferne an die Geschichte von Gustav Mahler, der in einem glücklichen Lebensabschnitt die «Kindertotenlieder» schrieb, und drei Jahre später ist seine Tochter gestorben. Verfügen Künstler über einen siebten Sinn?
Wenn das so ist, dann hängt es vielleicht mit der Arbeitsweise des Künstlers zusammen. Er konzentriert sich monate- und jahrelang auf sein Werk, und das schärft die Wahrnehmung auf extreme Weise. Wenn ich komponiere, empfinde ich alles viel intensiver, auch die alltäglichen Dinge. Ich höre intensiver, ich verstehe die Menschen intensiver. Es findet eine Öffnung des Herzens und des Denkens statt. Und dadurch sieht man vielleicht auch weiter in die Zukunft als andere Menschen. Ich glaube, jeder Künstler, jede Künstlerin besitzt die Fähigkeit, die Welt so intensiv wahrzunehmen und Anteil an den Veränderungen zu nehmen. Vieles, was ich als Zeitgenossin so erlebe, beschäftigt mich unglaublich stark, und die Musik ist das Medium, in dem ich meine Empfindungen mitteile.

Damit kommen wir zur heute viel diskutierten Frage: Sollen sich künstlerisch Tätige in gesellschaftlichen Fragen engagieren?
In jedem Fall, absolut. Mit dem, was man etwas verengt «politische Musik» nennt, habe ich zwar meine Schwierigkeiten, aber ein Realitätsbezug kann auf vielerlei Arten entstehen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sagen: Ja so ist es, und man kann nichts machen. In mir brennt etwas, ich möchte etwas bewirken mit meiner Musik und etwas verändern. Ich finde, nur durch starke Stimmen kann etwas in Bewegung gebracht werden. Deshalb beeindruckt mich auch diese Sibylle. Sie geht bis an ihre Grenzen und riskiert viel dabei. Damit ermöglicht sie, dass nach den Prophezeiungen, die sich schon oft so schrecklich erfüllt haben, am Schluss wieder das Licht kommen kann.

Sollte eine Komponistin oder ein Komponist direkt auf die Coronaproblematik reagieren?
Einer meiner Studierenden hat mich auch schon gefragt, ob ich nicht das Bedürfnis habe, ein solches Werk zu schreiben. Das scheint mir aber jetzt noch zu früh, und ich glaube nicht an so einen Reflex auf Knopfdruck. Wir sind noch mittendrin und machen Erfahrungen, die erst verarbeitet werden müssen. Wir brauchen Zeit zur Reflexion. Doch es ist absolut nötig, sich über kurz oder lang mit diesem beispiellosen Geschehen künstlerisch auseinanderzusetzen.

Was sind, von den materiellen Folgen einmal abgesehen, die Auswirkungen der Coronakrise auf den einzelnen Künstler?
Kunst besteht aus dem Austausch, sie ist ein Kommunikationsakt. Wie für alle anderen ist es für mich wichtig, dass ich mit dem Zuhörer und der Interpretin kommunizieren kann, und das geht im Moment nicht. Corona wird natürlich irgendwann vorbei sein. Aber ich betone nochmals das Moment der Reflexion, denn nur so können wir auch die Konsequenzen daraus ziehen und entsprechend reagieren. Das Schlimmste wäre, zu denken: Jetzt ist alles vorbei, und wir können weitermachen wie zuvor.

Was würdest du dir für das Nachher wünschen?
Dass wir unsere Egoismen überwinden und mehr aufeinander hören. Dass wir mehr Sensibilität entwickeln den anderen Menschen gegenüber, auch gegenüber den Nächsten, und uns freuen über das, was uns geschenkt ist, über die ganze Gegenwart, in der wir leben. Dass wir wieder schätzen lernen, was wir haben, und nicht nur an das denken, was wir noch nicht haben oder noch erreichen wollen.
 

Kategorien

Beethoven

Der Geburtstag Ludwig van Beethovens jährt sich Mitte Dezember zum 250. Mal. Mit dieser Ausgabe runden wir unser Jahresprojekt «52 x Beethoven» ab.

Titelbild: neidhart-grafik.ch
Beethoven

Der Geburtstag Ludwig van Beethovens jährt sich Mitte Dezember zum 250. Mal.
Mit dieser Ausgabe runden wir unser Jahresprojekt «52 x Beethoven» ab.

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Focus

52 x Beethoven
Wir feiern die Taufe Beethovens am 17. Dezember 1770 mit einigen der
freitags online erscheinenden Werkannäherungen von Michael Kube:

Schottische Lieder
5. Sinfonie
«Appassionata»
Duett «mit zwei obligaten Augengläsern»
Drei Equale
«Eroica»
Grosse Fuge für Klavier zu vier Händen
«Wut über den verlorenen Groschen»
Streichquartett Nr. 14
Trauerkantate

Mais ce qui demeure, c’est ce que fondent les poètes
La musique de Beethoven n’a de compte à rendre à personne. Affranchie de toute contrainte, elle devient autonome et vise l’universalité.

Was bleibet aber, stiften die Dichter
Beethovens Musik ist niemandem Rechenschaft schuldig; und jeder Verpflichtung ledig wird sie autonom, strebt nach Allgemeingültigkeit.

… und ausserdem

Campus

Une légitime prise sur le monde (partie 1) — La démocratie culturelle

Arbeiten «ohne Netz» — Zweitmaster mit Forschungsvertiefung

 

FINALE


Rätsel
—Walter Labhart sucht


Reihe 9

Seit Januar 2017 setzt sich Michael Kube für uns immer am 9. des Monats in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb.

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52 x Beethoven


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Intendantenwechsel beim Argovia philharmonic

Xoán Castiñeira legt sein Amt als Intendant des Aargauer Orchesters Argovia philharmonic vorzeitig nieder. Auf ihn folgt Simon Müller, der gegenwärtig die Zuger Sinfonietta leitet.

Simon Müller (Bild: zVg)

Xoán Castiñeira verlässt das Orchester nach kurzer Zeit. weil er «die finanziellen Voraussetzungen zur Erreichung der hoch gesteckten Ziele und damit die erwünschte Gestaltungsfreiheit» laut der Medienmitteilung als nicht gegeben betrachtet. Tatsächlich, schreibt das Orchester, sei der Jahresabschluss der Saison 2019/2020 enttäuschend ausgefallen. Argovia philharmonic werde deshalb seine Aktivitäten vorübergehend etwas reduzieren.

Der Vorstand des Argovia philharmonic hat Simon Müller zum Nachfolger ernannt. Der Zürcher Musikwissenschaftler ist für die Zuger Sinfonietta tätig. Er amtete bei dem Ensemble zunächst als Geschäftsführer, seit 2018 als Intendant mit umfassender künstlerischer und administrativer Verantwortung in sämtlichen Bereichen des Orchester- und Konzertmanagements. Müller wird seine neue Aufgabe im Aargau spätestens im Frühjahr 2021 antreten.

Arrangeur seiner selbst

Über die Aufnahmen sämtlicher Klaviertrios hinaus bietet das Swiss Piano Trio Arrangements der 2. Sinfonie op. 36 und des Streichquintetts op. 4, die Beethoven vermutlich auch selbst verfasst hat.

Joël Marosi, Martin Lucas Staub, Angela Golubeva. Foto: Neda Navaee

Alle Klaviertrios Beethovens einzuspielen, ist nicht ein derartiges Mammut-Projekt wie die Gesamtschau auf seine Streichquartette oder Sonaten. Diese Besetzung ist aber gerade bei Beethoven für einige Überraschungen gut. Kommt dazu, dass der Klavierpart erstaunlich dominant und vom Generalbass emanzipiert geschrieben ist, hat sich Beethoven damit in adliger Gesellschaft doch gerne selber als Pianist präsentiert.

Sechs Jahre hat sich das in Winterthur beheimatete Schweizer Klaviertrio für seine integrale Einspielung Zeit gelassen. Alle fünf geplanten CDs waren rechtzeitig zum Jubiläumsjahr beim deutschen Label Audite erschienen, da überraschte das Ensemble mit dem Pianisten Martin Lucas Staub, der Geigerin Angela Golubeva und dem Cellisten Joël Marosi mit einer zusätzlichen CD.

Sie ist zwei unbekannten Klaviertrios gewidmet, die Beethoven mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst arrangiert hat. Das Klaviertrio Es-Dur op. 63 beruht auf seinem Streichquintett op. 4. Und von seiner erfolgreich uraufgeführten Sinfonie Nr. 2 D-Dur hat Beethoven für den Hausgebrauch ebenfalls eine Fassung für Klaviertrio eingerichtet. Diese beiden Raritäten sind nun erstmals als Teil einer kompletten CD-Reihe dokumentiert.

Wie gut die drei Musikerinnen und Musiker Beethoven mittlerweile kennen, offenbart die Einspielung der Trio-Fassung der 2. Sinfonie besonders deutlich. Die Reduktion des grossen Orchesters auf drei Instrumente macht die strukturelle Originalität des Werks wie unter der Lupe ohrenfällig. Mit wunderbarer Ruhe spielt das Trio die karge Adagio-Statik im Unisono, um dann mit brillanter rhythmischer Homogenität und dramatischer Verve Beethovens Kontrastfreude auszuspielen.

Mit gutem dramaturgischem Gespür hat das Schweizer Klaviertrio die einzelnen CDs konzipiert, die Stücke sind nicht chronologisch aufgenommen, sondern geschickt inhaltlich aufeinander abgestimmt. Es offenbart sich in dieser gehobenen Unterhaltungsmusik eine Fülle an Ideen und überraschenden Wendungen, die das Ensemble detailreich auszukosten weiss. Es spielt die frühen Trios mit viel Esprit mozartisch schlank und transparent, es kann aber auch dramatisch zupacken und romantisch schwelgen. Die Spielfreude der drei Interpreten steckt an.
 

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Arrangement der 2. Sinfonie op. 36 für Klaviertrio, 1. Satz, Beginn Allegro
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Arrangement der 2. Sinfonie op. 36 für Klaviertrio, 4. Satz, Beginn
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Klaviertrio op. 63 nach dem Quintett op. 4, 2. Satz, Beginn
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Ein fröhliches Geburtstagsgeschenk

Aleksey Igudesman hat fünf allbekannte Stücke von Beethoven zu humorvollen Violinduetten umgestaltet.

Beethoven-Figuren in Bonn 2011. Foto: © Axel Kirch / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), s. unten

Die Mondscheinsonate mit feinen Pizzicati, der harmonisch aufgepeppte Türkische Marsch (Turkish alla Ludwig), eine intime Elise (For a Lease), der auf zwei Geigen reduzierte erste Satz der Frühlingssonate mit virtuos umgesetzter Klavierpartitur (die mittelschweren Stellen gerecht auf die beiden Stimmen verteilt) und der im Fünfvierteltakt zu einem mit Latin, Jazz und Swing ausgeweiteten Anfang der 5. Sinfonie («Banananaa») – Aleksey Igudesman hat fünf «Beethoven-Hits» zu einem witzigen Duospass umgearbeitet. «Bei diesem köstlichen Menu … kommen unsere musikalischen Geschmacksnerven garantiert auf ihre Kosten», schreibt Patricia Kopachinskaja im Vorwort.

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Aleksey Igudesman: Beethoven & more, 5 Violinduette, UE 33 658, € 17.95, Universal Edition, Wien

 

 

 

Ein Klassiker über den Klassiker

«Beethoven – Seine Musik. Sein Leben» von Lewis Lockwood bietet immer noch breite Information in allgemein verständlicher Sprache.

Beethoven-Denkmal von Robert Weigl (1902-10), Heiligenstädter Park, Wien. Foto: HeinzLW / wikimedia commons

Die Biografie Beethoven. The Music and the Life von Lewis Lockwood, Professor für Musikwissenschaft an der Harvard University, brachte es nach ihrem Erscheinen 2003 bis in die Finalrunde des Pulitzer-Preises. Die deutsche Übersetzung erschien 2009 bei Bärenreiter/Metzler und wird seit 2012 als Sonderausgabe (Taschenbuch im Grossoktavformat 24 x 16 cm) zu einem Schnäppchenpreis angeboten. Obwohl es also längst nicht mehr neu ist, soll hier nochmals auf dieses bedeutende Standardwerk hingewiesen werden.

Lewis Lockwood gelingt es, Musikalisches und Biografisches sinnvoll zu gliedern. Innerhalb der grossen Unterteilung in die drei Perioden von Beethovens Vita werden die biografischen Fakten und die Musik in separaten Unterkapiteln beschrieben, wobei die Bezüge zwischen Werk und Leben erhalten bleiben. Beschreibungen des musikalischen, geistesgeschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Umfelds fliessen dabei mit ein, ohne dass dem Leser der Kopf zu rauchen beginnt. Zahlreiche weiterführende Details finden sich im umfangreichen Anmerkungsteil. Chronik, Werk- und Personenregister erleichtern die Navigation im Buch, und die Bibliografie ist zugleich ein Überblick über die immense Beethoven-Literatur.

Der Verfasser ist sich der «prometheischen» Bedeutung Ludwig van Beethovens bewusst, verfällt aber nie ins Schwärmen. Seine sich auf die wesentlichen Details beschränkenden Werkbeschreibungen sind sachlich und, abgesehen vom musiktheoretischen Basisvokabular, in einer allgemein verständlichen Sprache abgefasst. Diese 456 Seiten starke Biografie vermittelt ein umfassendes Bild von Beethovens Leben und seiner Musik. Die Übersetzung des Hamburger Musikwissenschaftlers Sven Hiemke liest sich wie ein deutscher Originaltext – das Buch ist ein fachlicher und sprachlicher Wurf!

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Lewis Lockwood: Beethoven – Seine Musik. Sein Leben, Sonderausgabe, 456 S., € 19.95, Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7618-2288-3

Korngolds Schaffen in einer Werkausgabe

Die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur übernimmt als Langzeitvorhaben die Realisierung einer Werkausgabe des Œuvres von Erich Wolfgang Korngold. Die Projektleitung leigt unter anderem bei Arne Stollberg, der bis 2015 in Bern und Basel lehrte.

Erich Wolfgang Korngold (1897-1957). Foto: George Grantham Bain/Library of concress (s. unten),SMPV

Die Korngold-Werkausgabe ist neben der Ausgabe Sämtlicher Werke von Arnold Schönberg und der Bernd-Alois-Zimmermann-Gesamtausgabe das dritte musikwissenschaftliche Editionsvorhaben zu einem Komponisten des 20. Jahrhunderts, das von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur koordiniert wird.

Das gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführte Projekt hat eine Laufzeit von 25 Jahren und wird mit 388 000 Euro pro Jahr gefördert. Die drei Arbeitsstellen befinden sich an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie der Goethe-Universität Frankfurt. Die Projektleitung liegt bei Arne Stollberg (Humboldt-Universität zu Berlin) und Friederike Wissmann (Hochschule für Musik und Theater Rostock).

Elegischer Gesang

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf den «Elegischen Gesang» für Chor und Streichorchester.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Wie man sich täuschen kann. Denn Franz Schubert hat keineswegs kurz vor seinem Tod rasch noch ein paar Kontrapunktstunden genommen oder Alban Berg in seinem letzten Werk, dem Violinkonzert, vorausschauend den Bach-Choral Es ist genug zitiert. Das ist die verkehrte Logik der Nachwelt, die angesichts der Abfolge der Ereignisse Bedeutung sucht, biografische Schlüssigkeit konstruiert und einen grösseren Weltenplan annimmt – wobei einem, ganz nüchtern betrachtet, doch im eigenen Leben selten etwas wirklich folgerichtig erscheint. Auch Beethovens Elegischer Gesang op. 118, im August 1827 posthum im Druck erschienen, blieb von solchen Irrwegen der Rezeption nicht verschont. Adolf Bernhard Marx notierte im selben Jahr in einer knappen Rezension: «Aus Beethovens letzten Tongedichten spricht bisweilen eine so zarte, innige, verklärende Rührung, dass man versucht ist, ein Vorgefühl baldiger Abberufung daraus zu vernehmen; es sind Träume und Ahnungen, die über die Saiten, wie bald über die Erde hinschweben, mit leisem Hauchihren Klang weckend und mit ihm dahin schwindend» (Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung).

Heute wissen wir, dass der weithin unbekannte, auch nur sehr selten aufgeführte Elegische Gesang bereits 13 Jahre zuvor, vermutlich in Zusammenhang mit dem dritten Todestag von Eleonore von Pasqualati am 5. August 1814, entstanden ist. Es handelt sich um die im Alter von 24 Jahren wohl im Wochenbett verstorbene zweite Ehefrau von Beethovens Freund, Anwalt und langjährigem Vermieter Johann Baptist Freiherr von Pasqualati. Für grossen Chor und Orchester (wie es in der Regel eingespielt wird) war das Werk wohl nie gedacht, eher für eine Aufführung im Rahmen einer privaten Andacht oder Gedenkstunde. Jedenfalls deutet die Besetzungsangabe darauf hin, da den vier Singstimmen nur ein Streichquartett (ausdrücklich ohne Bass) an die Seite gestellt wird: «mit Begleitung von 2 Violinen, Viola und Violoncello». So ausgeführt, erschien der Gesang bereits den pragmatisch orientierten Zeitgenossen als ein «Meisterwerk, dessen man sich, ohne grosse Mittel, bey guter Einübung zur höchst würdigen Feyer von Leichenbegräbnissen geliebter Entschlafenen mit nicht zu bezweifelndem wirksamen Erfolge vorzüglich wird bedienen können» (Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, 1827).


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Zeal & Ardor ausgezeichnet

Der neu mit 20 000 Franken dotierte Basler Pop-Preis 2020 ging an Zeal & Ardor; Anthony «Tony» Thomas erhielt den Anerkennungspreis und Steffi Klär den 1. Spotlight-Preis.

Zeal & Ardor erhielten zum zweiten Mal den Basler Pop-Preis des RFV. Foto: Samuel Bramley,Foto: Mathias Mangold,Foto: Samuel Bramley

Wie der RFV Basel – Popförderung und Musiknetzwerk der Region Basel mitteilt, wurde die Vergabe der Preise am 19. November erstmals in der elfjährigen Geschichte live gestreamt. Der Basler Pop-Preis ging zum zweiten Mal nach 2017 an Zeal & Ardor. Die Band habe seither ihre «grosse internationale Strahlkraft noch verstärkt», begründete die Jury (James Gruntz, Marion Meier, Tim Renner, Bettina Schelker, Alfonso Siegrist) ihren Entscheid. Aus 250 Vorschlägen waren vier Bands nominiert: Anna Rossinelli, Klaus Johann Grobe, Mehmet Aslan und Zeal & Ardor.

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Steffi Klär

 

Der Anerkennungspreis 2020 ist mit 6000 Franken dotiert. Er ging an Anthony «Tony» Thomas «für sein langjähriges, kontinuierliches Musikschaffen».

Steffi Klär schliesslich wurde mit dem neu geschaffenen Spotlight-Preis ausgezeichnet. Sie erhielt die 2000 Franken als Anerkennung für «ihre langjährige und professionelle Arbeit für die regionale Popszene, die sie oftmals im Hintergrund geleistet hat und noch leistet».

Der Live-Stream der Preisverleihung ist weiterhin abrufbar: www.rfv.ch/live

 

 

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Anthony «Tony» Thomas

District Five Quartet wird Companion ZHdK

Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zeichnet fünf Alumni für ihre Verdienste aus. Das Jazzensemble District Five Quartet, bestehend aus Tapiwa Svosve, Vojko Huter, Xaver Rüegg und Paul Amereller, erhält den Companion ZHdK. Der Honorary Companion ZHdK geht an den Multimediakünstler Olaf Breuning.

District Five Quartet. Foto: Simon Zangger

Erstmalig geht dieses Jahr der Ehrentitel Companion an ein Ensemble. Mit viel Experimentierfreude und Ideenreichtum sei es dem District Five Quartet «auf eindrückliche Weise gelungen, über die traditionelle Jazzmusik hinaus neue Wege zu gehen», schreibt die ZHdK. Die ZHdK-Alumni Tapiwa Svosve, Vojko Huter, Xaver Rüegg und Paul Amereller repräsentierten «mit ihrer vielschichtigen und direkten Klangkunst den zeitgenössischen und draufgängerischen Jazz».

Der Honorary Companion geht dieses Jahr an Olaf Breuning. Die Gemälde, Videos, Installationen, Skulpturen, Fotografien und Performances des in New York lebenden Künstlers sind international in zahlreichen Ausstellungen gezeigt worden und in den Sammlungen renommierter Museen vertreten.

Die ZHdK verleiht einmal pro Jahr am Hochschultag die Ehrentitel für herausragende Leistungen in jungen Jahren. Sie sind mit keiner finanziellen Zuwendung verbunden. Angehörige der ZHdK können Preisträger und Preisträgerinnen vorschlagen. Die Hochschulleitung, beraten von einem Ausschusskomitee, entscheidet über die Vergabe.

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