Blanchard übernimmt Orchesterleitung in Cannes

Laut einer Meldung des Onlinefachmagazins Resmusica wird Jean-Marie Blanchard, der frühere Generaldirektor des Grand Théâtre de Genève, Generaldirektor des Orchestre de Cannes-Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Jean-Marie Blanchard. Foto: © DR

Blanchard amtete als Directeur général und als Chefredaktor der Revue Musical, bevor er von 1987 bis 1992 künstlerischer Berater des Pariser Théâtre du Châtelet und von 1992 bis 1994 Geschäftsführer der Pariser Opéra de Paris-Bastille war. Von 1996 bis 2001 hatte er denselben Posten bei der Opéra de Nancy et de Lorraine und beim Orchestre Symphonique et Lyrique de Nancy inne. Von 2001 bis 2009 war Blanchard Generaldirektor des Grand Théâtre de Genève und später Leiter des Genfer Wagner-Festivals.

Das 1901 gegründete Orchestre régional de Cannes-Provence-Alpes-Côte d’Azur besteht aus 37 Musikern. Künstlerischer Leiter ist Benjamin Levy. Es wird finanziert vom Kulturministerium, der Stadt Cannes, dem Département des Alpes-Maritimes und der  Région Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Gomes gewinnt EU Conducting Competition

Der portugiesische Dirigent José Eduardo Gomes , der unter anderem in Genf studiert und von 2008 bis 2001 das Orchestre de Chambre de Carouge geleitet hat, ist Gewinner der European Union Conducting Competition.

José Edurado Gomes (Bild: zVg)

Gomes studierte in Portugal Klarinette, bevor er in Genf ein Studium in Chor- und Orchesterdirigieren aufnahm. Er ist Gründungsmitglied des Vintage Quartetts das regelmässig in Portugal, Italien, Belgien und der Schweiz auftritt. Von 2008 bis 2011 war er Principal Conductor des Orchestre de Chambre de Carouge. In Portugal engagiert er sich auch für Jugendorchester, unter anderem beim Orquestra Geração.

Die zweite Durchführung der European Union Conducting Competition fand in Zusammenarbeit mit der National Academy of Music in Sofia und dem Pazardjik Symphony Orchestra in Sofia und in Pazardjik statt. Ausgelobt wurden Geldpreise und Konzerte in Italien, Ungarn, Russland, der Türkei und Polen.

CS Young Artist Award für Valentine Michaud

Die Saxofonistin Valentine Michaud wird mit dem mit 75’000 Franken und einem hochkarätigen Konzertauftritt mit den Wiener Philharmonikern dotierten Credit Suisse Young Artist Award 2020 ausgezeichnet.

Valentine Michaud (Bild: Gabrielle Besenval)

Die Französin Valentine Michaud studierte zunächst in der Tradition der französischen Schule. Mit 16 Jahren siedelte sie in die Schweiz um und studierte bei Pierre-Stéphane Meugé an der Haute Ecole de Musique de Lausanne, wo sie sich für das zeitgenössische Repertoire und alte Musik (Barock, Renaissance) interessierte.

2013 absolvierte sie einen Bachelor im Fach Saxofon und schloss daneben mit einem Bachelordiplom in Musikwissenschaft der Université de la Sorbonne in Paris ab. Nach einem ersten Master in Instrumentalpädagogik führte  sie ihre Ausbildung von 2015 bis 2018 mit einem zweiten Master – dieses Mal mit der Vertiefung Solistin – in der Klasse von Lars Mlekusch an der Hochschule der Künste in Zürich fort. 2017 bis 2018 amtete sie auch als Assistentin von Lars Mlekusch.

Der Credit Suisse Young Artist Award fördert herausragende Solistinnen und Solisten, deren Potential eine grosse internationale Karriere verspricht. Neben dem Preisgeld von 75’000 Franken erhalten die Gewinner die Möglichkeit eines Konzertauftritts mit den Wiener Philharmonikern im Rahmen des Luzerner Sommer-Festivals. Der Preis wird gemeinsam von Lucerne Festival, den Wiener Philharmonikern, der Gesellschaft der Musikfreunde Wien und der Credit Suisse Foundation vergeben.
 

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf sein viertes Klavierkonzert.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

«… unterthänigst gewidmet.» Die Zueignung des Klavierkonzerts G-Dur op. 58 markiert den Beginn einer engen musikalischen wie menschlichen Freundschaft mit dem jungen Erzherzog Rudolph von Österreich (1788–1831). So unterrichtete Beethoven den begabten Erzherzog bis 1824 in Klavierspiel und Komposition, dieser wiederum verpflichtete sich am 1. März 1809 gemeinsam mit den Fürsten Lobkowitz und Kinsky vertraglich zur Zahlung einer lebenslangen Leibrente. Nicht zufällig steht daher der Erzherzog sowohl nach Zahl als auch nach Gewicht an erster Stelle der Widmungsträger beethovenscher Kompositionen: Neben dem 1805/06 entstandenen vierten Klavierkonzert ist ihm auch das fünfte Klavierkonzert Es-Dur op. 73 dediziert, ebenso die Les-Adieux-Sonate op. 81a, der Klavierauszug der Oper Fidelio, die Violinsonate G-Dur op. 96, das Klaviertrio in B-Dur op. 97 («Erzherzogtrio»), die Klaviersonaten op. 106 und op. 111, die Missa Solemnis op. 123 und schliesslich die Grosse Fuge op. 133 für Streichquartett.

Das Werk selbst steckt voller Besonderheiten. Nicht nur, dass im Kopfsatz das Klavier mit dem Hauptthema noch vor dem Orchester einsetzt. Das vielfach rezitativisch angelegte, aus starr anmutenden Kontrasten bestehende Andante verglich Robert Schumann gar mit Orpheus, der, um zu Eurydike zu gelangen, die Furien mit seiner Leier besänftigte. Bei der ersten öffentlichen Aufführung am 22. Dezember 1808 übernahm Beethoven selbst den Solopart und «sang wahrhaft auf seinem Instrument mit tiefem melancholischem Gefühl, das auch mich dabei durchströmte» – so die Erinnerung von Johann Friedrich Reichardt. Obwohl die um 1808/09 für Erzherzog Rudolph ausgearbeiteten Eingänge und Kadenzen seit 1865 bekannt sind, forderte die besondere Rolle des Klaviers in diesem Werk dennoch zahlreiche konzertierende Komponisten zu eigenen Kadenzen heraus, unter ihnen (alphabetisch) Eugen d’Albert, Johannes Brahms, Hans von Bülow, Ferruccio Busoni, Nikolai Medtner, Ignaz Moscheles, Anton Rubinstein, Clara Schumann und Camille Saint-Saëns.
 


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95 Prozent der Deutschen kennen Beethoven

Eine aktuelle YouGov-Umfrage zu Beginn des Jubiläumsjahres zeigt, dass 95 Prozent der Deutschen der Namen Ludwig van Beethovens bekannt ist. Allerdings sind 68 Prozent der Meinung, dass klassische Musik in der Gesellschaft an Bedeutung verloren hat.

Beethovenbrücke in Leipzig. Foto: SMZ

Fast alle (98 Prozent) jener, die Beethoven kennen, ordnen ihn auch richtig als Komponisten ein. Dass sein 250. Geburtstag Anlass des Jubiläumsjahres ist, wussten 41 Prozent der Beethoven-Kenner. 23 Prozent gaben irrtümlich seinen 250. Todestag als Anlass an. Unter welcher Krankheit Ludwig van Beethoven bereits als junger Mann litt, war vielen bekannt – so ordneten 64 Prozent der Beethoven-Kenner ihn korrekt als taub ein.

6 Prozent der Befragten nahm irrtümlich an, dass Beethoven unter Blindheit litt. Einem Grossteil der Beethoven-Kenner, die ihn zudem richtig als Komponisten einordnen konnten, sind Werke des bekannten Musikers bekannt – dies gaben drei Viertel (74 Prozent) der Befragten an.

YouGov ist eine internationale Data and Analytics Group. Mit 35 Standorten in 22 Ländern und Panelmitgliedern in 42 Ländern verfügt YouGov über eines der zehn grössten Marktforschungsnetzwerke weltweit.

Originalartikel:
https://yougov.de/news/2020/01/09/ludwig-van-beethoven-und-die-bedeutung-von-klassis/

Zürcher Festspiele werden eingestellt

Nach einer Standortbestimmung hat der Stiftungsrat im Einvernehmen mit Geschäftsführer Alexander Keil entschieden, die Zürcher Festspiele nach 2020 nicht fortzusetzen und die Zürcher Festspielstiftung aufzulösen.

Das Festspielzentrum: Zürich – Münsterhof. Foto: .Robert. Photography /flickr.com (Links s. unten)

Das «Volksfest der Künste» konnte bei seiner Durchführung 2018 künstlerische Erfolge feiern. Eine Weiterführung der Festspiele mit einem starken, eigenständigen Profil und mit der aktuellen Qualität wäre aber laut der offiziellen Medienmitteilung über 2020 hinaus nur mit substanziellen zusätzlichen finanziellen Mitteln möglich. Eine solche langfristig tragfähige Finanzierung zu sichern, sei in den vergangenen Jahren trotz grosser Anstrengungen nicht gelungen.

Mit dem Ziel, die finanziellen Mittel zu konzentrieren, wechselten die Festspiele zunächst auf den Zweijahresrhythmus mit einer ersten Durchführung 2018. Sie reagierten dabei auch auf «grundlegende gesellschaftliche Veränderungen wie die Diversifizierung der Gesellschaft, das verstärkte Bedürfnis nach partizipativen Angeboten sowie die Notwendigkeit, die eigene Zukunft stärker aktiv und kreativ mitzugestalten».

Diese Neuausrichtung sei von der breiten Bevölkerung sehr gut aufgenommen worden, bilanziert Geschäftsführer Alexander Keil. Zugleich sei aber die Bereitschaft von Sponsoren zu Investitionen in Kulturinstitutionen stark zurückgegangen.

Audio-Streaming umsatzstärkstes Format

Audio-Streaming hat sich als umsatzstärkstes Format im deutschen Musikmarkt fest etabliert – und konnte 2019 erneut mit beeindruckenden Zahlen aufwarten.

Foto: Zarak Khan / unsplash.com

Wie eine Sonderauswertung von GfK Entertainment in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) zeigt, hat die Zahl der getätigten Musik-Streams im vergangenen Jahr mit 107 Milliarden Abrufen erstmals die 100-Milliarden-Marke geknackt. Zum Vergleich: Im Vorjahr generierten die Deutschen noch 79,5 Milliarden, 2017 rund 56,4 Milliarden Streams.

In der Kategorie Meistgestreamter Song eines Tages liegt jetzt All I Want For Christmas Is You von Mariah Carey vorne. Der Ohrwurm kam am 24. Dezember auf 3,2 Millionen Abrufe. Last Christmas von Wham! knackte am zurückliegenden Heiligabend ebenfalls beinahe die 3-Millionen-Marke und steht im Ranking der meistgestreamten Lieder binnen 24 Stunden nun auf Rang vier. Zwischen den beiden Weihnachtsklassikern rangieren zwei Raptracks: Ronin von Bushido & Animus sowie Tilidin von Capital Bra & Samra.

Grundlage der Auswertung sind werbebasierte und kostenpflichtige Musik-Streams ab einer Länge von 31 Sekunden.

Tod des Barockgeigers Jaap Schröder

Jaap Schröder, einer der profiliertesten Künstler auf der Barockgeige, der auch an der Schola Cantorum Basel unterrichtete, ist im Alter von 94 Jahren in Amsterdam verstorben.

Jaap Schröder mit Studierenden der SCB im Grossen Saal der Musik-Akademie Basel, 1982. © SCB

Laut der Meldung der Schola Cantorum Basel (SCB) gehörte Schröder Ende der 1960er Jahre zur jungen Generation, die in den Niederlanden und Belgien einen neuen und folgenreichen Aufbruch in die Alte Musik wagte. Kontakte zu Frans Brüggen, Gustav Leonhardt und anderen Protagonisten seiner Generation vertieften seine eigenen künstlerischen Ansätze.

1975 bis 1990 war er an der Schola Cantorum Basiliensis Dozent für «Violine in alter Mensur». Zu den Studierenden seiner Klasse gehörten unter anderen Dana Maiben, Trix Landolf und Emilio Moreno. Letzterer legte das erste Diplom für Violine in alter Mensur überhaupt an der SCB ab. Jaap Schröder legte den Grundstein für die neuere Ausbildung der «Violine in Alter Mensur» an der SCB und blieb dem Institut immer freundschaftlich verbunden.

Schröder unterrichtete auch am Konservatorium Amsterdam und als Gast an amerikanischen Universitäten, wobei er an der Yale University (New Haven, CT) Fakultätsmitglied der School of Music war.

Wagners Ring historisch informiert

Concerto Köln will Wagners Ring des Nibelungen historisch informiert aufführen. Verantwortlich zeichnen neben dem Ensemble der Dirigent Kent Nagano und ein Team von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen.

Hörgewohnheiten in Frage stellen (Festspielhaus Bayreuth). Foto: Jürgen Pausch / pixelio.de

Ein Schwerpunkt des Projekts liegt neben der theoretischen Reflexion des Vorhabens auf der Rekonstruktion der Instrumental-, Gesangs-, Sprach- und Bühnenpraxis der Wagner-Zeit.

Laut Kent Nagano ist der Ring zwar eine der am meisten erforschten Kompositionen, eine systematische Annäherung an die Tetralogie aus historisch informiertem Blickwinkel sei jedoch noch nicht erfolgt. Umso wichtiger sei es, dass man eine solche Aufgabe angehe und nun auch im romantischen Repertoire Hörgewohnheiten in Frage stelle, die bisher unumstösslich schienen. Erste Resultate sollen im kommenden Februar im Konzertsaal präsentiert werden.

Mehr Infos:
https://wagner-lesarten.de
 

Link zum Bild bei Pixelio

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Glück zum neuen Jahr!

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute gleich auf zwei kurze Kanons, geschrieben zum 1. Januar 1815 resp. 1820.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Kennen Sie das auch? Von Anfang Dezember bis etwa Mitte Januar wird nahezu jede E-Mail mit den besten Wünschen für die bevorstehenden Feiertage oder das neue Jahr «bekränzt». Oder es flattern mit der guten alten Post Grusskarten von Firmen und Vereinen ins Haus, von denen man in den vergangenen elf Monaten schlichtweg nichts gehört hat. Doch wir sind nicht allein! Schon die Menschen des ausgehenden 18. Jahrhunderts empfanden solche Glückwünsche als «eine wahre Last und in Deutschland besonders höchst pedantisch betrieben. Die gedruckten Neujahrswünsche, welche vor dreißig Jahren sehr stark Mode waren, scheinen nach und nach wieder abzunehmen und zu einem Gegenstand der vertraulichen Sitte oder sinnreichen Eleganz geworden zu seyn» (so jedenfalls Brockhaus’ Conversations-Lexicon von 1817).

Zwei Beispiele einer solchen «sinnreichen Eleganz» finden sich im Œuvre von Ludwig van Beethoven, geschrieben auf die einst gängigen Worte «Glück zum neuen Jahr!». Im ersten Fall handelt es sich um einen imitatorisch gearbeiteten vierstimmigen Satz, einen sogenannten freien Kanon, der am 1. Januar 1815 für den vielfach als Ratgeber und auch sonst bis zuletzt freundschaftlich unterstützenden Baron Johann Baptist von Pasqualati niedergeschrieben wurde (WoO 165). Im anderen Fall ist es ein wirklich dreistimmiger Kanon vom 31. Dezember 1819 für Anna Maria Gräfin Erdödy (WoO 176). Beethoven hatte ihr bereits die Klaviertrios op. 70 (1809) wie auch die Sonaten für Violoncello und Klavier op. 102 (1819) gewidmet. Derartige Kanons, ob nun geheimnisvoll «verschlossen» als Rätselkanon notiert (nämlich einstimmig ohne die zu erratenden Einsatzmarken der Stimmen) oder «offen» (dann mit den Einsätzen, mitunter gar als Partitur ausgeschrieben), gehörten wie auch andere knapp gefasste Sentenzen zu Beethovens Lebzeiten zum «guten Ton» einer musikinteressierten Gesellschaft. Ob sie auch gesungen wurden oder eher als Augenmusik dienten, sei dahingestellt. Bei ihnen verbinden sich jedenfalls gefällige Attitüde und kontrapunktisches Vermögen auf unterhaltsame Weise.


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