Dirigentenforum fördert ZHdK-Absolventen

Jonas Bürgin, Aurel Dawidiuk, Francesco Cagnasso, Schüler von Johannes Schläfli in Orchesterleitung, sind nun auch Stipendiaten des Deutschen Dirigentenforums.

Jonas Bürgin. Foto: Philip Seewer

Das auf den dirigentischen Spitzennachwuchs ausgerichtete Dirigentenforum begleitet die jungen Talente über mehrere Jahre auf ihrem Weg ins Berufsleben. Aktuell sind auch Holly Hyun Choe und Ana María Patiño-Osorio Stipendiatinnen im Dirigentenforum, Studentin beziehungsweise Alumna von Johannes Schlaefli.

Jonas Bürgin schloss 2021 seinen Bachelor in Orchesterleitung bei Johannes Schlaefli an ab. Ausserdem ist er einer von acht Kandidaten für den Herbert von Karajan Young Conductors Award 2021. An der Gstaad Menuhin Festival Conducting Academy wurde er mit dem Neeme Järvi Förderpreis 2019 ausgezeichnet und 2017 gewann er den ersten Preis an der London Classical Soloists Competition I. Jonas Bürgin ist künstlerischer und administrativer Leiter der Jungen Zürcher Harmoniker, welche er 2015 gründete.

Aurel Dawidiuk studiert seit 2020 Orchesterleitung bei  Johannes Schlaefli und Klavier bei  Till Fellner an der Zürcher Hochschule der Künste. Zusätzlich erhält er Orgelunterricht bei Martin Sander in Basel. Er ist 1. Preisträger zahlreicher Wettbewerbe für Klavier und Orgel. 2019 gewann er den IV. International Young Organist Competition Moscow und den TONALi-Klavierwettbewerb in Hamburg, wo er neben dem Hauptpreis auch den Christoph Eschenbach-Preis erhielt.

Francesco Cagnasso stammt aus der italienischen Schweiz. Er studiert zur Zeit in der  Klasse von Ulrich Windfuhr an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. 2017 hat er seinen Master in Musiktheorie an der Zürcher Hochschule der Künste bei Burkhard Kinzler, Felix Baumann, Johannes Schild, Mathias Steinauer sowie das Certificate in Advanced Studies in Orchesterleitung bei Iwan Wassilevsky abgeschlossen.

SJMW-Finale in Kriens

Vom 6. bis 9. Mai fand im Südpol Kriens das Finale des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) statt – ohne Publikum. Das Schlusskonzert wurde von SRF 2 aufgenommen.

Foto: SMZ

Im Unterschied zum letzten Jahr konnte der Wettbewerb 2021 wieder durchgeführt werden. Für das Finale in Kriens hatten sich an den Regionalwettbewerben im März 366 junge Musikerinnen und Musiker qualifiziert. Sie spielten ohne Publikum vor einer Fachjury. Diese Einschränkung habe, wie der SJMW in seiner Medienmitteilung schreibt, die jungen Talente um eine entscheidende Erfahrung gebracht hat. Die Restriktionen des Lockdowns hingegen könnten bei den Teilnehmenden zu einer Konzentration auf das Instrument und damit zum hohen musikalischen Niveau dieses Jahres beigetragen haben, vermutet der SJMW.

Das Schlusskonzert wurde von SRF2 aufgenommen und wird zu einem späteren Zeitpunkt gesendet. Die Jurorinnen und Juroren vergaben 311 Preise. Die Resultate sind auf der SJMW-Website dokumentiert.
 

Summertime mit Malwina Sosnowski

Die Geigerin Malwina Sosnowski organisiert ab dem 19. Juni bis 11. Juli zehn Gartenkonzerte – bei jeder Witterung.

Die Initiantin Malwinia Sosnowski im Skulpturenpark Beggingen. Foto: zVg,SMPV

Gärten und Parks in Basel, Beggingen, Biel, Riehen, Waldenburg und Willisau werden bei jeder Witterung zur Bühne. Zusammen mit Malwina Sosnowski treten in je verschiedener Besetzung auf: Stefanie Mirwald, Akkordeon, Camilla Steuernagel, Wort und Stimme, Antonis Michalopoulos, Schauspiel, Benyamin Nuss, Klavier, Pascal Widmer, Schlagzeug und Linda Gerber, Bewegung und Stimme.

Die Initiantin der Gartenkonzerte schreibt zur Programmgestaltung: «Wir spielen sinnreiche Musik: Von stürmischen Klängen Vivaldis über Bachs glühende Ohrwürmer bis hin zu wilden Tangos im Sonnenschein.»

Debatte zur Schwyzer Kulturförderung

Eine Interpellation verlangt vom Schwyzer Regierungsrat, zu prüfen, ob projektbezogene kantonale Kulturförderung durch die finanzielle Förderung der Infrastruktur von Kultureinrichtungen ergänzt werden kann.

Rathaus in Schwyz. Foto: Tobyc75 (s. unten)

Der Regierungsrat sieht in seiner Antwort keinen Handlungsbedarf, von der bisherigen strategischen Ausrichtung (subjekt- statt objektbezogene Kulturförderung) abzuweichen. Angesichts des auch heute noch ausgeprägt dezentralen Kulturlebens mit zahlreichen Aktivitäten in den Gemeinden und Bezirken werde das Fehlen eines eigentlichen kantonalen Kulturzentrums nach wie vor kaum als Mangel empfunden. Gefragt seien vielmehr Veranstaltungs- und Kulturräume vor Ort, die den Bedürfnissen der Vereine und Kulturschaffenden entsprechen.

In einigen Gemeinden, die ein aktives Kulturleben als Standortvorteil erkennen, seien in den letzten Jahren solche Räume geschaffen worden oder stünden immer wieder in Form von Zwischennutzungen den Kulturschaffenden zur Verfügung. Die zusätzliche Möglichkeit, im Rahmen der Kulturförderung auch Infrastrukturkosten zu übernehmen, berge zudem die Gefahr einer Verzettelung der finanziellen Mittel.

Die ganze Interpellationsantwort:
https://www.sz.ch/public/upload/assets/53315/P_Kulturförderung.pdf

Nationalfonds bewilligt HKB-Projekte

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat Beiträge in Höhe von rund 4 Millionen Franken für sechs neue Projekte der Hochschule der Künste Bern (HKB) bewilligt.

Beginn des Fluxus-Manifests von George Maciunas, 1963. Quelle: Wikimedia commons (s. unten)

Unterstützt werden:

«Luigi Cherubini und die Kompositionslehre am Pariser Conservatoire als umfassende Ausbildungspraxis (ca. 1810-1840)». Untersucht wird der damalige Musiktheorie- und Kompositionsunterricht und was davon für uns heute von Interesse sein könnte (Claudio Bacciagaluppi)
«Im Brennpunkt der Entwicklungen: Der Schweizerische Tonkünstlerverein 1975-2017». Wie hat sich der Diskurs um neue Musik entwickelt und welche Rolle spielten dabei die Frauen, die Improvisation oder das Fernsehen? (Thomas Gartmann)
«Schreiben mit Stimmen – zur Wechselwirkung symbolischer und technischer Kompositionspraktiken der Stimme in der zeitgenössischen Musik». Hier geht es um medienästhetische Überlegungen, künstlerische Experimente sowie das Fallbeispiel Hans Wüthrich. (Michael Harenberg)
«Activating Fluxus»: Wie lässt sich eine vergängliche Kunstform wie Fluxus wiederbeleben – künstlerisch, kunsthistorisch und konservatorisch? (Hanna B. Hölling)
«Ästhetiken des Im/Mobilen: Wie Tanz- und Theaterperformances reisen». Wie reist Theater und Tanz von und mit Menschen mit Behinderungen und wird verbreitet? Welche Potentiale der Zirkulation und Mobilität eröffnen sich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im Tanz und Theater? (Yvonne Schmidt)
«Collaborative aesthetics in global sound art»: Wie arbeiten Schweizer und südafrikanische Künstler*innen live und in Internet-Radios zusammen, welche postkolonialen Herausforderungen stellen sich dabei und was bedeutet dies für die Kulturdiplomatie? (Andi Schoon)

Zeitgemässe Melancholie

Die 53. Wittener Tage für neue Kammermusik brachten einige Beiträge aus der Schweiz.

Das hat schon was: Eine knarzend-metallene E-Gitarre passt gut zu Witten an der Ruhr – somit auch zum Ruhrgebiet, wo viel geschuftet wurde, wo die Maschinen einst heiss liefen, die Stahlproduktion gross geschrieben war. Der österreichische Komponist Klaus Lang schrieb die Klänge zu diesem audiovisuellen Stück namens nirgends.; Sabine Maier, eine Lichtkünstlerin, erdachte eine dezente Installation mithilfe alter Diaprojektoren, deren Lüftungen charmant in die Musik surren. Hier die verzerrten Gitarrenklänge, dort eine veraltete Projektionstechnik: Es klingt erstmal nach Nostalgie, nach einem Rückblick in schön analoge Zeiten. Aber es kommt anders: Dieses klanglich faszinierende nirgends. entfaltet zunehmend eine weniger harte, eher ganz weiche, ja geradezu besinnlich-zeitlose Atmosphäre.

Sabine Maier und Klaus Lang präsentieren ihr audiovisuelles Gemeinschaftswerk nicht auf der Bühne. Sie entwarfen eine «Corona-gerechte Filmversion» in einem Modell und spielten die schon aufgenommene Musik ein. Pandemiekonform, also ohne Publikum, ging es natürlich auch bei den Wittener Tagen zu. Zwölf Stunden Uraufführungsprogramm wurden in Paris, in Köln, Stuttgart oder eben Witten vorproduziert; an drei mehrstündigen Online-Abenden von Freitag bis Sonntag zeigen der Festivalleiter Harry Vogt und sein Team alles gebündelt. Anfang März hoffte Vogt noch auf den 53. Jahrgang mit Publikum, aber nach der ernüchternden Lockdown-Nachricht musste er vieles neu denken. Schwer machbar erwies sich dabei eine Radio-Präsentation von Installationen im Wittener Schwesternpark, der Anfang des 20. Jahrhunderts als naturnaher Erholungsort diente für Diakonissinnen des benachbarten Evangelischen Krankenhauses.

Natur ade

Der Schweizer Komponist und Klangkünstler Mauro Hertig lässt sich vom Park inspirieren. Vielleicht dachte er, dass es in der Musikgeschichte schon genug Tod und Verderben gebe, bei Don Carlo Gesualdo angefangen über Johann Sebastian Bach bis hin zum Requiem György Ligetis. Hertig fängt also in Mum Hum nicht am Lebensende, sondern quasi bei null an, genauer: mit der Vorstellung, welchen Klangwelten ein Fötus im Mutterbauch ausgesetzt sein könnte. Allerhand verbale und instrumentale Laute sind in der Online-Radiofassung zu hören. Offenbar leider nicht in der Form, wie es vor Ort im Schwesternpark gedacht war: mit Schnurtelefonen. Diese hätten den Charakter des Höhen-beschnittenen Blubberns oder Glucksens deutlicher hervortreten lassen. So bleibt es bei «HiFi statt LoFi» – gibt aber trotzdem Einblick in die inspirierte Werkstatt des 1989 geborenen Hertig, der an der Zürcher Hochschule der Künste studierte.

Auch Daniel Ott hatte sich bei Schwesternpark Fragmente (2021) ein schönes Environment vorgestellt. Hier eine mobile Steeldrum, dort eine wandernde Trompete, dazu in den Bäumen versteckte Lautsprecher mit Chorgesängen – die durchdachte Auseinandersetzung mit der Landschaftsarchitektur des englischen Gartens klingt vielversprechend. Aber auch hier beschneidet die reine Audiofassung Wesentliches: Das freie Sinnieren im Wittener Schwesternpark, die Entfaltung der Klänge im Raum, auch das Erleben von Otts klanglichen Perspektivenwechseln durch die Bewegung der Interpreten kommt fast schmerzhaft zu kurz. Naturnahe, zumal noch ortsbezogene Installationen entziehen sich einfach einer Radiopräsentation, sie mag noch so gut gemeint und gemacht sein. Sie schmeckt einfach schal.

Besser gelingt die Online-Darstellung der Wittener Konzerte. Im Rahmen des schon traditionellen Porträt-Schwerpunkts zeigt der französische Komponist und Interpret Brice Pauset sein beeindruckendes Können. Auf einem hundert Jahre alten Hammerklavier spielt er mit ungeheurer Klangsensibilität Ausschnitte aus seiner neuen Werkreihe Minutes für Klavier. Historische Rückblicke kommen oft vor in diesem 53. Jahrgang der Wittener Tage für neue Kammermusik, auch beim 1978 in Rapperswil geborenen Michael Pelzel, der als Organist in Stäfa am Zürichsee aktiv ist. Pelzel erinnert sich an seine Jugendzeit, als er viel Pink Floyd hörte, vor allem das Album Dark side of the moon. Flächig-monochrom, dabei sehr dicht und konzentriert klingt es in seinem Ensemblestück Dark side of Telesto. Der Einsatz vieler Gongs verleiht dem Werk etwas Schwebendes, auch eine unüberhörbar melancholische Note. An eine musikalische Antwort auf aktuelle Corona-Lagen hat Pelzel vielleicht nicht gedacht. Zeitgemäss wirkt das dunkle Werk aber schon.

Chöre verlieren Mitglieder

Rückläufige Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme: Bereits nach einem Jahr in der Pandemie zeigt sich, dass die Chorlandschaft im deutschsprachigen Raum erheblichen Schaden durch die Rahmenbedingungen von Corona genommen hat.

Foto: S. Hofschlaeger/pixelio.de (s. unten)

Die Studie «Chormusik in Coronazeiten» (ChoCo) dokumentiert erstmals die kritische Lage in diesem Bereich bezogen auf alle wesentlichen Aspekte von Chorarbeit. Die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger bei den befragten Chören ist laut Studienleiterin Kathrin Schlemmer während der Pandemie deutlich rückläufig. Nur weniger als ein Drittel konnte die ursprüngliche Mitgliederzahl beibehalten. Besonders ausgeprägt ist der Verlust bei den über 580 befragten Nachwuchschören. Von diesen existiert de facto fast jeder achte Kinder- und Jugendchor nicht mehr.

Fast 60 Prozent aller befragten Ensembles erwarten, dass sie auch in der Zeit nach der Pandemie nicht mehr in früherer Besetzungsstärke weiterarbeiten werden. 15 Prozent fürchten sogar einen deutlichen Rückgang des Interesses von Sängerinnen und Sängern durch die lange Zwangspause.

Binnen kurzer Zeit haben sich über 4300 Chöre in Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Online-Befragung der KU beteiligt. Erste Ergebnisse der Online-Befragung von Chören hat das Projektteam nun in der aktuellen Ausgabe der „neuen musikzeitung“ (nmz) veröffentlicht.

Link zur Studie in PDF-Format:
https://service.conbrio.de/service/wp-content/uploads/2021/04/ChoCo-Studie_NMZ_final.pdf
 

Schoenrock folgt in Bern auf Brockhaus

Der MAS Popular Music der Berner Hochschule der Künste (HKB) steht unter neuer Leitung: Andreas Schoenrock folgt auf Immanuel Brockhaus.

Andreas Schoenrock (Bild: zVg)

Andreas Schoenrock ist Toningenieur, Musikwissenschaftler und Musikberater für Marken. Vor diesem Hintergrund wird er laut der Mitteilung der HKB neue Schwerpunkte im Studiengang setzen: Der Fokus liegt zukünftig unter anderem auf einem weiten Begriff von populärer Musik, auf Popular Music Studies, auf Music Business/Musik und Marke. Andreas Schoenrock wird aus seinem breiten Netzwerk vermehrt internationale Gäste zu diesen Themen in den Studiengang als Dozierende einladen.

Der MAS Popular Music der HKB bietet berufsbegleitende Professionalisierung in populärer Musik und Popkultur an. Das Studium verknüpft musikalische Praxis mit musiktheoretischem Know-how und vermittelt Audio-, Produktions- und Music Business-Kenntnisse.

get_footer();