Musiktheater und Gartenbau

Der Musikwissenschaftler Klaus Pietschmann und der Kunsthistoriker Matthias Müller von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) realisieren ein interdisziplinäres Projekt zum Wechselverhältnis von Gartenkunst und höfischer Musiktheaterpraxis am frühneuzeitlichen Fürstenhof.

Eröffnungsserenade der Planetenfeste 1719 im Garten des Holländischen Palais in Dresden,SMPV

Das mit rund 550′.000 Euro dotierte Forschungsprojekt wird einen besonderen Schwerpunkt auf den Dresdner Hof im 17. und 18. Jahrhundert legen. Neben zwei Doktorandenstellen wird es auch eine Postdocstelle geben, die mit der Basler Musiktheaterwissenschaftlerin Helena Langewitz besetzt werden soll. Das Projekt «Garten und Musiktheater am Dresdner Hof des 17. und 18. Jahrhunderts: Mediale und funktionale Wechselbeziehungen im Dienste herrschaftlicher Metaphorik und fürstlicher Repräsentation» startet im Januar 2022.

Aufwändig gestaltete Gartenanlagen sowie opulent ausgestattete Opern fungierten im 17. und 18. Jahrhundert als zentrale Bestandteile fürstlicher Repräsentation. Sie waren zudem aufs Engste miteinander verknüpft: Gartendekorationen bildeten einerseits einen festen Bestandteil des Ausstattungswesens von Opera seria wie Opera buffa, andererseits dienten die Gartenanlagen selbst als Aufführungsstätten für musiktheatrale Darbietungen.

Originalartikel:
https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/14393_DEU_HTML.php

Johannes Otter unterrichtet in Nürnberg

Johannes Otter, Dozent an der Berner Hochschule der Künste, ist als Professor für Horn an die Hochschule für Musik Nürnberg berufen worden.

Bild: zVg

Johannes Otter hat sein Horn-Studium an der Musikakademie Basel, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt und an der Berliner Hochschule für Musik «Hanns Eisler» absolviert. Nach einem Masterstudium Neue Musik in Stuttgart schloss er in Basel sein Masterstudium in Musikpädagogik ab.

Er unterrichtet unter anderem bei den Musikkurswochen in Arosa und bei der Jungen Deutschen Philharmonie. Von 2009 bis 2011 war er Assistent von Norbert Sterz an der Hochschule für Musik in Detmold. Seit 2012 ist er Professor an der Hochschule der Künste in Bern.

Tod der Sopranistin Edita Gruberová

Die Sopranistin Edita Gruberová ist in ihrer Wahlheimat Zürich im Alter von 74 Jahren verstorben. Zum Opernhaus der Stadt hatte sie ein kompliziertes Verhältnis.

Edita Gruberová 2013. Foto: Franz Johann Morgenbesser (s. unten)

Edita Gruberova galt als möglicherweise bedeutendste Koloratursängerin des 20. Jahrhunderts. Ihre internationale Karriere begann sie 1974 als Königin der Nacht in der Zauberflöte bei den Festspielen in Glyndebourne und unter Herbert von Karajan in Salzburg.

Dem Zürcher Opernpublikum ist neben ihrer phänomenalen Stimme auch ihr legendärer Streit mit dem damaligen Intendanten Alexander Pereira in Erinnerung, der dazu führte, dass sie an der Limmat acht Jahre lang nicht mehr auftrat. Der Auslöser: Ihre Tochter verletzte sich als Tänzerin während einer Vorstellung im Opernhaus Zürich. Letzteres wies allerdings Ansprüche wegen einer Haftpflicht ab. 

Bundesrat tagt in Musikhochschule

Der Bundesrat tagt einmal jährlich ausserhalb des Bundeshauses. Die 15. Sitzung «extra muros» fand am 13. Oktober 2021 am Departement Musik der Hochschule Luzern (HSLU-M) in Luzern-Kriens statt.

Bundespräsident Parmelin auf dem Weg zur HSLU. (Bild: HSLU / Priska Ketterer)

HSLU-M-Direktor Valentin Gloor begrüsste die Bundesratsmitglieder. Er führte das Gremium zu drei kurzen Konzerten von Studierenden und Dozierenden. Trotz der besonderen Sicherheitsvorkehrungen und des Medienrummels wurde der Hochschulbetrieb nicht tangiert. Dieser reibungslose Ablauf sei laut Valentin Gloor nur dank des grossen Einsatzes der beteiligten Mitarbeitenden und Studierenden möglich gewesen.Der Bundesrat lud nach dem Besuch des Departements Musik zu einem öffentlichen Apéro im Verkehrshaus Luzern.

Die Idee zur «extra muros»-Sitzung in Luzern stammt laut der offiziellen Mitteilung der HSLU von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Sie hat 1983 einen Abschluss als Konzertpianistin an einer der Vorgängerinstitutionen des Departements Musik gemacht hat, dem damaligen Konservatorium.

«Carmina Burana» zum Geburtstag

Im September feierte der Boys Choir Lucerne sein zehnjähriges Bestehen mit einem Jubiläumskonzert unter der Leitung von Alessandro Cadario.

In taberna. Foto: Manuela Jans,SMPV

Als einer der ersten Chöre wagte der Boys Choir Lucerne (Knaben- und Herrenformation) nach dem langen Singverbot anfangs September 2021 ein Grossprojekt zum 10-Jahre-Jubiläum. Carl Orffs Carmina Burana wurde für einmal ganz anders auf die Bühne gebracht. Das Konzept stammte vom Dirigenten Alessandro Cadario (I), den die Sänger bei einem Workshop der European Choral Association (ECA) in Bonn kennengelernt hatten. Es folgten weitere Begegnungen mit einem «Peer to Peer Training» in Luzern.

Cadario bezog sich auf die von Orff im Untertitel erwähnten «imaginis magicis». So wurde das Werk nicht nur gesungen, sondern der mit Sängerinnen erweiterte Chor stellte unter Anleitung der Choreografin Yvonne Sieber auch die jeweiligen Bilder dar – eine grosse Herausforderung!

Andreas Wiedmer – Einstudierung Chöre
Gabriela Bürgler – Sopran
Samuel Zünd – Bariton
Jonathan Kionke – Countertenor
 

Presseecho auf:
www.boys-choir-lucerne.ch

 

Sannicandro Laureate des Joachim-Wettbwerbs

Chiara Sannicandro, Studentin an der Basler Hochschule für Musik, ist beim Joseph-Joachim-Wettbewerb in Hannover als eine der vier «Laureates» ausgezeichnet worden. Zudem hat sie den Publikumspreis zugesprochen erhalten.

Chiara Sannicandro (Bild: Stiftung Niedersachsen / Helge Krückeberg)

Maria Ioudenitch hat den mit 30’000 Euro dotierten Hauptpreis des Wettbewerbs gewonnen. Alle vier Finalisten, Maria Ioudenitch, Chiara Sannicandro, Javier Comesaña und Minami Yoshida, wurden als Laureates des Wettbewerbs zudem mit einem Preisgeld von 10’000 Euro ausgezeichnet. Den Publikumspreis in Höhe von 2000 Euro erhielt Chiara Sannicandro.

Chiara Sannicandro wurde in Salzburg geboren und begann im Alter von vier Jahren mit dem Geigenunterricht. Im Alter von neun Jahren wurde sie in das Pre-College an der Universität Mozarteum Salzburg aufgenommen, wo sie bei Klara Flieder studierte. Von 2016 bis 2020 studierte sie bei Mauricio Fuks an der Jacobs School of Music in Bloomington, USA, wo sie ihren Bachelor mit hoher Auszeichnung abschloss.

Seit 1991 richtet die Stiftung Niedersachsen den Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerb Hannover aus. Antje Weithaas und Oliver Wille, die seit 2019 die künstlerische Leitung von Gründer Krzysztof Wegrzyn übernommen haben, suchen neugierige Persönlichkeiten. Beteiligt am Wettbewerb war auch die Camerata Bern.

 

Skrjabin auf die Finger geschaut

Anfang September trafen sich Studierende und Interpretationsforscher zu einem Meisterkurs im Künstlerhaus Boswil. Dass es heute möglich ist, das Spiel von Künstlerinnen und Künstlern vergangener Zeiten minutiös zu analysieren, kann der Klavierpädagogik neue Horizonte eröffnen.

Im Seewener Museum für Musikautomaten steht eine geschichtsträchtige mechanische Orgel. Sie hätte in die Britannic, das Schwesterschiff der 1912 gesunkenen Titanic, eingebaut werden sollen. Dazu kam es nicht; die Britannic sank im ersten Weltkrieg ebenfalls. Die Britannic-Orgel ist in den letzten Jahren zum Ausgangspunkt spezieller Forschungen geworden. Sie haben dazu geführt, dass Musikstudierende heute längst verstorbenen Komponisten oder Konzertpianisten – etwa Rachmaninow oder Eugène d’Albert – auf die Finger blicken können, wenn auf hochmodernen Flügeln ihr Spiel reproduziert wird. Für die Klavierpädagogik eröffnen sich damit ganz neue, hochinteressante Perspektiven. Ein Meisterkurs im Künstlerhaus Boswil hat dies auf eindrückliche Weise gezeigt.

Papierrollen als Klangquellen

Die Britannic-Orgel war ein Produkt der Freiburger Manufaktur Welte, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem mit mechanischen Klavieren Furore machte. Auf diesen haben Persönlichkeiten wie Carl Reinecke, Ferruccio Busoni, Teresa Carreño, Artur Schnabel oder Edwin Fischer und Komponisten wie Debussy, Saint-Saëns, Skrjabin, Reger, Grieg, Granados, Mahler oder Gershwin ihr Spiel verewigt. Aufgezeichnet wurde es auf Papierrollen, auf der Basis eines komplizierten Druckluft-Mechanismus. Auch die Dynamik ist dabei registriert worden, mit einem heute kaum mehr rekonstruierbaren Verfahren.

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Spieltisch der Britannic-Orgel

Teams der Berner Hochschule der Künste (HKB) haben in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalphonothek Lugano zunächst die grossen Bestände an Musikrollen zur Britannic-Orgel digital erfasst und zugänglich gemacht. Die dabei gesammelten Erfahrungen erlaubten, auch die Musikrollen des mechanischen Klaviers Welte-Mignon digital zu erfassen. Die Daten wurden so aufbereitet, dass man sie auf ein Yamaha-Disklavier, eine Art moderne, aber weitaus präzisere Version des Welte-Mignons, übertragen konnte.

Das Studium der Einspielungen Busonis, Debussys oder Griegs hat nicht nur Erkenntnisse zur historischen Interpretationspraxis ergänzt, die bereits dank frühen akustischen Aufnahmen gewonnen worden sind. Die Papierrollen liefern zu Dynamik, Anschlags- oder Pedaltechniken – wenn auch nicht hundertprozentig zuverlässig – präzisere Zeugnisse als die verrauschten Grammofon-Aufnahmen. Unschätzbar ist dabei vor allem der pädagogische Wert: Studierende können auf der Tastatur des Disklaviers das historische Spiel mitverfolgen, ihm mit den eigenen Fingern nachspüren oder die eigene Reproduktion des Vorbildes so lange nachspielen und -korrigieren, bis sie es exakt kopieren können.

Dabei geht es natürlich nicht darum, Interpretationen der goldenen Epoche des Klaviervirtuosentums eins zu eins wiederzugeben. Das Verfahren hilft aber, die damaligen Intentionen taktil und visuell besser zu verstehen. Die Pianisten und Interpretationsforscher Manuel Bärtsch und Sebastian Bausch, die das Welte-Mignon-Projekt «Magic Piano» an der HKB entwickelt haben, arbeiteten am Boswiler Meisterkurs mit den Studierenden an Werken von Chopin, Liszt, Schubert, Schumann, Brahms und Skrjabin sowie an den für die damalige Zeit typischen Ausdruckmitteln. Die Welte-Mignon-Überlieferungen zeigten etwa, wie frei und spontan selbst die Komponisten mit ihren Werken umgegangen waren. Sie spielten sorglos Rubati, synchronisierten linke und rechte Hand keineswegs immer oder arpeggierten ganze Akkord-Partien und liessen gar scheinbar willkürlich ganze Takte aus.

Ungeklärtes und Potenziale

Dabei sind Fragen offengeblieben: Viele Virtuosinnen und Virtuosen spielten für Welte auf der Durchreise, ohne grossen Aufwand zu betreiben, Werke ein – manche wohl, ohne zu realisieren, dass diese Zeugnisse Jahrzehnte überdauern dürften. Es mag also sein, dass der eine oder die andere die Einspielung eher auf die leichte Schulter nahm. Unklar ist auch, wie zuverlässig die Technik zur Erfassung der Dynamik tatsächlich war. Ganz auszuschliessen ist nicht einmal, dass da in einer Nachbearbeitung etwas nachgeholfen wurde. Die recht geheimnisvolle Methode zur Erfassung der Dynamik könnte möglicherweise auch einfach darin bestanden haben, dass Welte-Mitarbeiter während der Aufnahmen Notizen machten, worauf die dynamischen Unterschiede dann in einem weiteren Schritt hinzugefügt wurden.

Die Auseinandersetzung mit den Welte-Rollen öffnet überraschende Perspektiven: Man könnte das Verfahren auf Meisterkurse mit heutigen Virtuosen anwenden, indem diese auf dem Disklavier ihre Interpretationen einspielten, die dann analysiert würden wie die historischen Welte-Aufnahmen. Tatsächlich kann der Boswiler Meisterkurs in einem grossen Kontext gesehen werden: als Zeichen von Umwälzungen in der Musikpädagogik, angestossen von den Sozialen Medien. Mittlerweile herrscht ein unüberblickbares Angebot an Onlinekursen und Coachings, die ihre eigenen Stärken haben. Vor allem können sie zum Spiel eines Lehrers oder einer Lehrerin in Echtzeit begleitende Daten aufspielen (Anschlagsstärke, Pedalnutzung, Zeitpunkt des Loslassens einer Taste und so weiter). Das Institut Interpretation der HKB hat es in der Hand, den Schritt von der historischen Datenerhebung und -aufbereitung zur pädagogischen Nutzung der Erkenntnisse zu gehen.

Website «Magic Piano»

Torsten Möller
Befreiender Blick zurück
Was lässt sich aus Aufnahmenin Welte-Mignon-Technik erschliessen?
Artikel in Schweizer Musikzeitung 6/2021(PDF)

Welche Unterstützung brauchen Sie (noch)?

Im Hinblick auf die kommenden Beratungen in Parlament und Bundesrat führt die Taskforce Culture eine Umfrage zur aktuellen Situation und zum Unterstützungsbedarf im Kultursektor durch. Die Befragung läuft bis am 25. Oktober.

Foto: Emily Morter / unsplash.com

Der Schweizer Musikrat und die Taskforce Culture teilen heute mit, dass das Planen und Durchführen von Kulturprojekten nach wie vor eine grosse Herausforderung und oft mit finanziellen Einbussen verbunden sei. Im Hinblick auf die parlamentarischen Diskussionen über die Verlängerung der bestehenden Massnahmen sind konkrete Informationen zur aktuellen Situation im Kultursektor gefragt, besonders zahlenbasiertes Material. Deshalb beauftragte die Kerngruppe der Taskforce Culture das Beratungs- und Forschungsbüro Ecoplan (www.ecoplan.ch) mit einer Umfrage zu den Bedürfnissen bei den Kulturschaffenden, den Kulturunternehmen und den Vereinen im Laienbereich.

Die Befragung ist bis am 25. Oktober in drei Sprachen online:

Kulturschaffende – actrices et acteurs culturels – operatori culturali
Deutsch: www.kulturschaffende-de.ecoplansurvey.ch
Français: www.kulturschaffende-fr.ecoplansurvey.ch
Italiano: www.kulturschaffende-it.ecoplansurvey.ch

Kulturunternehmen – entreprises culturelles – imprese culturali
Deutsch: www.kulturunternehmen-de.ecoplansurvey.ch
Français: www.kulturunternehmen-fr.ecoplansurvey.ch
Italiano: www.kulturunternehmen-it.ecoplansurvey.ch

Kulturvereine im Laienbereich – associations culturelles amateurs – associazioni culturali amatoriali
Deutsch: www.kulturvereine-de.ecoplansurvey.ch
Français: www.kulturvereine-fr.ecoplansurvey.ch
Italiano: www.kulturvereine-it.ecoplansurvey.ch
 

Tod des Musikwissenschaftlers Manfred Hermann Schmid

Laut einer Mitteilung des Bärenreiter-Verlags ist in Augsburg der Musikwissenschaftler Manfred Hermann Schmid gestorben. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag auf der Musik Wolfgang Amadeus Mozarts.

Foto: SMZ/ks,SMPV

Der 1947 in Ottobeuren geborene Musikforscher war seit 1986 nach mehreren Zwischenstationen Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Tübingen. Er stellte unter anderem die Kritischen Berichte zu Mozarts Streichquintetten und den Quintetten mit Bläsern fertig, die sein Vater innerhalb der Neuen Mozart-Ausgabe herausgegeben hatte. Notwendige Revisionen an diesen Editionen nahm er für praktische Einzelausgaben vor.

Beethovens Streichquartetten war Manfred Hermann Schmids letztes Buch gewidmet. Es  erschien wenige Tage nach seinem Tod bei Bärenreiter/Metzler.

Ausgezeichnete ZHdK-Studierende

Benedikt Böhlen (Violoncello bei Roel Dieltiens), Marena Whitcher (Gesang Jazz bei Rahel Hadorn) und Milena Umiglia (Violoncello bei Thomas Grossenbacher) erhalten den Werner und Berti Alter-Preis 2021.

Benedikt Böhlen, Marena Whitcher, Milena Umiglia (Bild: ZHdK)

Benedikt Böhlen studierte Violoncello an der Musikakademie Basel, mit Master Performance Abschluss. 2021 erwarb er an der Zürcher Hochschule der Künste den Master Pädagogik. Er spielt regelmässig im Ensemble Phönix Basel und ist Mitglied im Schweizer Kammerorchester Arte Frizzante. Zudem ist er Cellolehrer an der Musikschule in Dornach.

Die 1990 geborene Marena Whitcher ist halb Schweizerin und halb Amerikanerin. Sie etabliert sie sich derzeit im In- und Ausland als Gesamtkünstlerin auf verschiedenen Bühnen – von Avantgarde Pop über Jazz bis zur zeitgenössisch klassischen Musik und Kleinkunst. Für Radio SRF2 vertonte und instrumentalisierte sie mehrere Hörspiele.

Milena Umiglia wurde 1998 in eine Musikerfamilie hineingeboren und erhielt ihren
ersten Cello-Unterricht mit vier Jahren bei ihrer Mutter. In 2008 wurde sie eine
Privatschülerin von Rafael Rosenfeld an der Musikakademie Basel. Seit September 2019
studiert sie bei Thomas Grossenbacher an der Zürcher Hochschule der Künste.

Die 1980 in Zürich gegründete Werner und Berti Alter-Stiftung prämiert die besten Diplomprojekte im Master Music Pedagogy der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).

PGM: Zurück zur Gänsehaut!

Am jüngsten PGM-Treffen wurde festgestellt: Nach 18 Monaten Pandemie fehlt das Publikum vielerorts. Die finanzielle Unterstützung muss fortgeführt werden, und die Taskforce Culture ist nach wie vor als geeinte Stimme des Kultursektors unabdingbar.

Bern am 30.9.21: Baustellen wegen der Pandemie gibt es nicht nur im Kulturbereich. Fotos: SMZ/ks

Der Präsident der Parlamentarischen Gruppe Musik (PGM), Stefan Müller-Altermatt, hat beides erlebt: tiefe emotionale Betroffenheit kürzlich an einem Livekonzert einerseits und Berichte über den Rückzug von aktiv Musizierenden ins Privatleben andererseits. Die Trägheit müsse überwunden werden, die Sehnsucht nach «Gänsehaut» bei Liveveranstaltungen angestachelt. Rosmarie Quadranti, Präsidentin des Schweizer Musikrats, blies ins gleiche Horn bei ihrer Rückschau auf die vergangenen anderthalb Jahre. Es müsse eine Aufbruchstimmung geschaffen werden, bei Publikum, Musikerinnen und Musikern. Sie wies auf den Produktionsstau hin und die «nachhaltigen» Lücken beim musikalischen Nachwuchs. Ebenso erwähnte sie die Gefahr, dass die finanzielle Unterstützung der Kulturschaffenden beendet resp. in die Gewährung von rückzahlbaren Darlehen umgewandelt werden könnte.

Taskforce Culture

Die Arbeit der Taskforce Culture könne gar nicht genügend gewürdigt werden. Diese Feststellung wurde ganz am Schluss von Nationalrätin Sandra Locher Benguerel unterstrichen. Sie betonte, diese geeinte Stimme helfe enorm, die Anliegen der Kulturschaffenden im politischen Prozess zu bearbeiten. Man solle, riet sie, mit den bestehenden Gefässen weiterarbeiten und mit möglichst vielen Argumenten belegen, weshalb die Kulturschaffenden weiterhin unterstützt werden müssen. Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates wird an der Sitzung vom 4. November über die Verlängerung einzelner Bestimmungen im Covid-19-Gesetz beraten, diejenige des Ständerates am 16. November.

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Rosmarie Quadranti, Präsidentin des Schweizer Musikrats, ermuntert zur politischen Partizipation. Am 28. November 2021 wird über das Referendum gegen die Änderung vom 19. März 2021 des Covid-19-Gesetzes abgestimmt.

Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier wollten am 30. September bei ihrem Treffen im Hotel Bern mit Delegationen der Musikverbände über die aktuelle Situation informiert werden. Ebenso interessierte sie, wie sie die Perspektiven im Hinblick auf die anstehenden Anpassungen des Covid-19-Gesetzes einschätzen. Die Referierenden kamen dieser Bitte nach.  Neben Rosmarie Quadranti sprachen Luana Menoud Baldi, Präsidentin des Schweizer Blasmusikverbandes, Christoph Bill, Präsident der Swiss Music Promoters Association, Alexander Bücheli, Geschäftsführer der Schweizer Bar- und Club-Kommission, und Marlon McNeil, Geschäftsführer von Indie Suisse sowie als Vertreter von Sonart – Musikschaffende Schweiz, über die spezifischen Probleme ihrer Organisationen. Dabei kam Dankbarkeit für die bisherigen Hilfeleistungen zum Ausdruck. Die Rednerinnen und Redner benannten auch eine gewisse Frustration bezüglich der Dialogbereitschaft der Ämter. Weiter erwähnten sie die durch den ständigen Vorschriftenwechsel entstandene Planungsunsicherheit und die unterschiedlichen Restriktionen in den Kantonen.

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Luana Menoud Baldi, Präsidentin des Schweizer Blasmusikverbandes, zeigt auf, welcher Vorschriftendschungel durchdrungen werden muss(te).

Neues vom Goldstandard

Cécile Marti und Verena K. Weinmann präsentierten jüngst in ganz unterschiedlichem Rahmen neue Werke für Streichquartett. Dabei erwiesen sie sich auch als ganz unterschiedliche Komponistenpersönlichkeiten.

Streichquartette sind noch immer der Goldstandard ambitionierten Komponierens. Da ist es erfreulich, dass innerhalb zweier Wochen gleich zwei neue Gattungsbeiträge von Schweizer Komponistinnen uraufgeführt wurden. Es wird also noch immer nach den höchsten Lorbeeren gegriffen. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass es sich bei beiden Werken nicht um Quartette im engeren Sinne handelt, sondern einfach um Stücke für Streichquartett. Präsentiert wurden sie an Quartettabenden höchster Ansprüche.

Weinmanns «agobio» und die Wut

Besonders die 1994 geborene Verena K. Weinmann fand sich in Respekt einflössender Umgebung wieder. Klangundszene lud im Zürcher Kunsthaus unter dem Motto «Freiheit über alles» am 25. und 26. September zu vier Konzerten ein, die jeweils ein spätes Beethoven-Streichquartett mit einem aus dem 20. Jahrhundert kombinierten – und am Samstagabend noch mit einer Uraufführung. So kam es, dass Weinmanns agobio als Auftakt zu Schostakowitschs 8. und Beethovens cis-Moll-Quartett op. 131 fungierte. Wohlgemerkt, nachdem am Nachmittag bereits Beethovens op. 95 und Schönbergs fis-Moll-Quartett op. 10 erklungen waren. Allesamt legendäre Werke, die mythenberankt durch die Musikgeschichtsschreibung geistern. Und als wäre das nicht genug, ist agobio für Stimme und Streichquartett gesetzt und stellt sich damit direkt in die Nachfolge von Schönbergs op. 10. Eines Werks, in dem dieser nicht nur erstmals heftig an den Grenzen der Tonalität gerüttelt, sondern mit der Hinzufügung einer Singstimme auch gleich noch die Gattungsnorm gesprengt hatte. Wenige Stunden zuvor war es von der Sopranistin Anna Gschwend gemeinsam mit dem Arditti Quartett atemberaubend aufgeführt worden. Eine, nebenbei bemerkt, umso erstaunlichere Leistung, als die Ardittis kurzfristig eingesprungen waren und lediglich eine Probe mit Anna Gschwend zur Verfügung hatten.

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Das Nerida-Quartett mit Anna Gschwend bei der Uraufführung von «agobio». Foto: Klangundszene

 

Dieser schwierigen Ausgangslage begegnete die in Barcelona wohnende und studierende Komponistin erstaunlich furchtlos und stellte den in extreme Ausdrucksregionen vorstossenden Werken ihrer Vorgänger eine engagierte und kämpferische Musik entgegen. «Agobio» bedeutet Überlastung, Überforderung, und Weinmann, die sich auf ihrer Website auch als Aktivistin bezeichnet, reagiert auf die im Gedicht von Ana Martinez Quijano beschriebenen Gefühle angriffig. Im Programmheft schreibt sie von Wut.

Die Streicher spielen meist «Übergänge»: solche zwischen verschiedenen Spieltechniken auf einer Tonhöhe oder solche zwischen den Tonhöhen, also Glissandi. Das Ergebnis ist eine stete Unruhe und Klänge, deren hervorstechendste Eigenschaft eine Signalwirkung ist. Zu dieser Musik in Alarmbereitschaft wird der Text vorwiegend deklamiert, auch wenn die Übergänge zwischen den vielen verschiedenen Ausdrucksspektren der Stimme wiederum fliessend sind. Zusätzliche gesprochene Einwürfe der Instrumentalisten erwecken den Eindruck, einer Selbstbeschwörung beizuwohnen, die sich in ihrem Verlauf immer mehr steigert, ohne je aufgelöst zu werden. Ein eindringliches Stück, das vom noch jungen Nerida-Quartett und wiederum Anna Gschwend beeindruckend umgesetzt wurde.

Martis «Ellipse» und die Form

Von gänzlich anderem Temperament zeigte sich Cécile Marti in Ellipse für Streichquartett, und das gilt auch für die Veranstaltung, in der ihr neues Stück präsentiert wurde. Ellipse ist als Auftragskomposition des Othmar-Schoeck-Festivals (OSF) in Brunnen entstanden und wurde dort am 11. September im Rahmen eines Konzertes mit Werken von Arthur Honegger, Richard Flury und selbstverständlich Othmar Schoeck uraufgeführt.

Während sich also Verena K. Weinmann inmitten von ehemaligen Neutönern zu behaupten hatte, erklang Martis Stück zwischen drei Schweizer Komponisten, welche nie als Speerspitze der Avantgarde fungierten. Selbstverständlich gilt Honegger heute als Klassiker der Moderne, aber seine Modernität war eher die des frechen Pluralisten. Und während Richard Flury zumindest in manchen Werken an den Grenzen der Tonalität kratzte, blieb Schoeck zeitlebens ein Spätromantiker durch und durch.

Interessanterweise entpuppte sich mit Flurys 1. Streichquartett das Werk des jüngsten dieser drei innerhalb von 15 Jahren geborenen Komponisten als spätromantische Massenware, während die Quartette der andern beiden, jeweils ihr zweites, begeisterten. Das Belenus-Quartett bewies dabei einmal mehr, zu welch tollem Ensemble es sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Besonders bei Schoeck führte es einem mit seiner mitreissenden Darbietung vor Augen, weshalb viele Komponisten aus dieser Generation, die früher als rückständig verschrien wurden, heute ein Revival erleben.

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Cécile Marti hat die Ellipse-Skulptur in weissen Marmor gehauen. Foto: OSF

 

Für die feinen Klänge von Martis Ellipse jedenfalls war die Anordnung ein Glücksfall. Denn wo Weinmann auf die unmittelbare Wirkung von Klang setzt, vertraut die auch als Bildhauerin tätige Marti auf die Wirkung sorgfältig gestalteter Formprozesse und machte dies mit der Wahl des Titels unmissverständlich klar. Eine Bildprojektion, in der aus einem unbehauenen Stein eine Skulptur wurde, unterstrich dieses Interesse an Form im allgemeinsten Sinn. Es ist denn auch kein Werk, das einen unmittelbar packt. Vielmehr lädt es ein, seinem Verlauf zu folgen. Zu entdecken, wie das einfache Motiv durch die Instrumente und die Zeit wandert. Wie es und die ganze Musik immer wiederkehrt, dabei verlangsamt und wieder beschleunigt, gestaucht und gedehnt wird.

Eine Reise, die man danach gerne nochmals unternehmen würde. Besonders, weil die zuvor stete Präsenz des einfachen Motivs erst mit seinem prominenten Auftritt am Schluss von Ellipse so richtig bewusst wird. Beim zweiten Mal wäre man bestimmt achtsamer …

https://www.klangundszene.ch

Ein Projekt für 2022 ist in Vorbereitung
https://schoeckfestival.ch

Das nächste Festival findet vom 9. bis 11. September 2022 in Brunnen statt.
«Drama und Oper»

Zwischen Marschrhythmus und Swing

An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) geht ein Forschungsprojekt der Rolle der Unterhaltungsmusik während der NS-Zeit ab Ende der Weimarer Republik bis zum Jahr 1945 nach.

Foto: Alessandro Cerino/unsplash.com (s.unten),SMPV

Radio und Tonfilm haben der Musik während der Weimarer Republik zu einer enormen Verbreitung verholfen und die Begeisterung für die neuen Medien und für neue Klänge war auch nach der Machtergreifung ungebrochen. Die Nationalsozialisten verfolgten zwar keine klar konzipierte Musikpolitik, Unterhaltungsmusik spielte während ihrer Herrschaft als Kommunikationsmittel jedoch eine wichtige Rolle.

Im Fokus des Forschungsprojekts steht auf der einen Seite die Frage nach der politischen Einflussnahme und Repression durch die NS-Verantwortlichen. Auf der anderen Seite auch das Handeln des Einzelnen vor diesem politischen Hintergrund. Das Forschungsteam wird dazu die Lebenswege von Musikerinnen und Musikern im NS-Staat nachzeichnen, zum Beispiel auch von Franz Grothe, Komponist und Dirigent des Deutschen Tanz- und Unterhaltungsorchesters.

Mehr Infos:
https://unterhaltungsmusik.uni-mainz.de/das-forschungsprojekt/
 

Die Vokalszene lebt

Mit zahlreichen Workshops und Konzerten eröffnete die Fachmesse chor.com die Saison 2021/22. Die realen Begegnungen waren eine Freude, auch wenn durch die lange Pause unweigerlich Lücken entstanden sind.

Die Audi-Jugendchorakademie brachte 16 Uraufführungen zu Gehör. Foto: Büro Monaco,Foto: Rüdiger Schestag,Foto: Rüdiger Schestag

Ein ermutigendes Signal in die Chorszene sandte der Deutsche Chorverband mit der erfolgreich durchgeführten chor.com. Die verunsicherte Branche konnte sich an der grossen Fachkonferenz in Hannover – wenn auch unter Schutzvorgaben wie 3G – endlich wieder realiter treffen, austauschen und gegenseitig bestärken. In mehr als 270 Workshops und Reading Sessions ging es um Themen wie intergenerative Chorarbeit, Singen mit Kindern, Probenmethodik oder Chorwerke in Kleinbesetzung. Nichtmusizierende Ensembleverantwortliche besprachen weitere Bereiche aus dem heterogenen Feld des Amateursingens: der Generationenwechsel in Strukturen, chorspezifische Zielgruppenarbeit oder Diversität.

Wohin nach dem Stillstand?

Stephan Doormann, künstlerischer Leiter der chor.com, sprach von einem positiven Signal der Vokalszene, die nach der langen Zeit des Stillhaltens verantwortungsbewusst das gemeinsame Singen wieder übe, zeige und dessen gesellschaftliche Relevanz betone. Kontrovers diskutierten die fast eintausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie der Neustart zu gestalten sei: zurück zu einem Vor-Corona-Zustand oder mit Nachdruck hin zu einer Chorarbeit, in der sich der gesellschaftliche Wandel nachhaltig wiederfindet? Noch nicht sicher ist man, ob das geneigte Publikum die zahlreich geplanten Veranstaltungen denn auch aufsuchen wird; auch besteht die Sorge, dass sich insbesondere ältere Chorsänger und Chorsängerinnen nicht wieder einfinden werden, um ihre jeweilige Chorheimat am Leben zu erhalten. Die vergangenen «verlorenen» 18 Monate werden sich, so die geäusserte Befürchtung, vor allem im Kinderchorbereich als gravierendes Problem der Nachwuchsrekrutierung bemerkbar machen.

Vom Norden lernen

Im Fokus standen in diesem Jahr alle Aspekte nordischer Chormusik: In Masterclasses (u. a. mit Grete Pedersen aus Norwegen) und Reading Sessions konnte neue Chorliteratur und -arbeit aus Skandinavien vertieft kennengelernt werden. An einem Panel berichtete u. a. Florian Benfer (Gustav-Sjökvist-Kammerchor Stockholm), welche Vorteile es mit sich bringt, wenn Komponisten Chorerfahrung besitzen. In Dänemark und Schweden wird (noch) selbstverständlich an kleinen und grossen Anlässen gemeinsam gesungen, es existiert ein reichhaltiges Repertoire, welches in der Primarschule angelegt wird und die Generationen verbindet.

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Norwegen-Workshop mit Grete Pedersen

Konzertfreuden und Messevielfalt

Ein trotz pandemiebedingter Einlasskonzepte umfangreiches Programm mit 33 Konzerten wurde von professionellen Ensembles wie dem Norwegian Soloists’ Choir, dem Collegium Vocale Gent, aber auch High Talents wie dem Landesjugendchor NRW und dem Rundfunk-Jugendchor Wernigerode bestritten. In den Stadtkirchen Hannovers sowie dem NDR-Rundfunksaal und in der Hochschule konnten glückliche Konzertbesucher auch ganz neue Chormusik geniessen: 16 Uraufführungen junger Komponistinnen und Komponisten hatte die Audi-Jugendchorakademie im Gepäck, facettenreich und auf hohem Niveau musiziert. Der Leipziger Synagogalchor wiederum stellte Meisterwerke der Synagoge und neu arrangierte jiddische Lieder in einem berührenden und zugleich unterhaltsamen Programm zusammen.

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52 Aussteller waren an der Messe präsent.

Die dem Kongress angeschlossene Messe mit 52 Ausstellenden wurde rege in Anspruch genommen, um sich mit Literatur auszustatten, über Dos and Don’ts von Online-Proben zu diskutieren und die Angebote von Verbänden kennenzulernen. So wird der Bundesmusikverband Chor & Orchester auch 2022 wieder Mittel für Chöre im Programm «Neustart Amateurmusik» bereitstellen.

Die viertägige Veranstaltung gab ein wichtiges Aufbruchssignal in einer durchaus ambivalenten Situation und lässt hoffen, dass die europäische Chorszene zu neuer alter Stärke zurückfindet.
 

Mit einem digitalen Ticket sind ausgewählte Veranstaltungen online abzurufen:
https://www.chor.com/digitalticket/

DLF-Kultur sendet Programmpunkte seit dem 5. Oktober 2021:
https://www.deutschlandfunkkultur.de

Die nächste Ausgabe der chor.com findet vom 21. bis 24. September 2023 in Hannover statt.
 

Unbekannte Fassungen von Strauss‘ «Salome»

Das Projekt «Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss» der Bayerischen Akademie der Wissenschaften legt zwei unbekannte Fassungen der «Salome» und eine Neuausgabe von «Elektra» vor.

Gertrude Hoffmann als Salome. Foto: F. C. Bangs 1908 (Nachweis s. unten)

«Salomé» in französischer Sprache war Richard Strauss ein besonderes Anliegen: Er wollte mehr als eine blosse (Rück-)Übersetzung vorlegen. Daher griff er auf den französischen Originaltext des Theaterstücks von Oscar Wilde zurück und schrieb die Gesangsstimmen vollständig neu, um sie perfekt an die Prosodie der Sprache anzupassen – ein singulärer Fall in der Operngeschichte. Diese ganz anders klingende Fassung liegt nun erstmals als Partitur gedruckt vor.

Auch die «Dresdner Retouchen-Fassung» von 1929/30 ist Teil des neuen «Salome»-Bandes: eine Einrichtung für lyrischen Sopran in der Titelrolle, die 1930 in Dresden mit Maria Rajdl unter der Leitung des Komponisten Premiere feierte. Strauss lichtete hierfür gezielt die Orchesterbegleitung der Titelrolle, um diese mit einer lyrischen statt (wie üblich) dramatischen Stimme besetzen zu können.

Mehr Infos:
https://badw.de/die-akademie/presse/pressemitteilungen/pm-einzelartikel/detail/neuerscheinung-richard-strausselektra-und-zwei-unbekannte-fassungen-der-salome.html

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