Fueters Haus- und Lebensregeln

In seiner «Musikalischen Hausapotheke» nimmt Daniel Fueter Bezug auf Robert Schumanns «Haus- und Lebensregeln» und formuliert solche für die heutige Zeit.

Die auf der Titelseite bezeugte «Hommage an Robert Schumann» gilt nicht der Sorge um dessen Musik, die vergessen gehen könnte, sondern um das Nachfolgepublikum in den Konzertsälen und den Kammermusikzimmern heute. In vierzehn Texten – aufgeteilt in zwölf Kapitel für die Monate sowie Auftakt und Coda – bündelt der Komponist, Musikdozent und Klavierbegleiter Daniel Fueter seine Argumente, um mit neu gedachter Musikausbildung bei jungen Leuten, die in die digitale Welt hereingeboren wurden, das Interesse für Musik zu wecken; nicht nur für die sogenannt «klassische», sondern für alles Klingende, was nach einer vertiefteren Beschäftigung verlangt. Es sind meist Ansprachen, die er an ein unterschiedliches, aber immer musiknahes Publikum zwischen 2008 und 2019 gerichtet hat.

In immer neuen Anläufen setzt er sich, von Schumanns Musikalischen Haus- und Lebensregeln ausgehend, mit der aktuellen Musikerziehung auseinander, mit dem Einzel- oder Gruppenunterricht, mit dem Improvisieren, mit der Hochschulreform, mit dem Zusammenleben im Allgemeinen und der Formung der Individualität im Speziellen. Mit der eigenen Erfahrung als Dozent für Liedbegleitung eng verbundene Aufrufe würzt er oft mit überraschenden Quervergleichen zum wirtschaftlichen Denken und ermuntert die Lehrpersonen dazu, weiterhin die Freude an und mit der Musik als Beruf und Berufung zu betrachten: «Es ist ein Privileg, die Begeisterung für Musik unter vier – oder eben – sechs Augen zu teilen, Erfahrungen anzubieten und gerade im Alter den Kontakt auch mit Jüngeren aufrechtzuerhalten.» Er erinnert aber mit Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts auch daran, dass die kulturelle Elite nicht vor Barbarei gefeit sei, und warnt davor, dass Erziehung ohne Kunst und Kultur nur zu ausgebildeten, nicht aber zu gebildeten Menschen führe. Es gelingt ihm immer wieder, mit Schumanns Hausapotheke kurzzuschliessen, indem er deren «Lebensregeln» auch als gültige Verhaltensregeln für das Zusammenleben in der heutigen, wohl viel komplexeren Welt propagiert.

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Daniel Fueter: Musikalische Hausapotheke. Variationen zu Musik und Bildung – Eine Hommage an Robert Schumann, 258 S., Fr. 34.00, rüffer & rub, Zürich 2021, ISBN 978-3-906304-82-3

Geigen- und Bogenbauertreffen in Zürich

Zum dritten Mal nach 2017 stellt Julia van der Waerden mit dem Werkplatz Geige hochstehenden internationalen Geigen- und Bogenbau vor.

Foto: Sergej Labutin/adobestock.com

Zusammen mit Simone Escher und Kaspar Pankow organisiert Julia van der Waerden in ihrem Atelier im Zürcher Hunziker Areal vom 12. bis 14. Mai die dritte internationale Geigen- und Bogenbau-Ausstellung. Anwesend sein werden Andrea Bischoff (D), Franziska Gerstner (D), Kai-Thomas Roth (GB), Kaspar Pankow (CH), Lauri Tanner (GB), Gruszow & Baumblatt (D) sowie Ulf Johannson (S).

Die Ausstellung ist jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet und wird von einem Rahmenprogramm ergänzt (Konzerte, Vorträge und Klangproben).

www.werkplatzgeige.ch

Musizieren stärkt Gedächtnisleistungen

Forschungen eines deutsch-britisch-australischen Teams zeigen: Musikalische Bildung wirkt sich positiv auf die Leistungen sowohl des musikalischen als auch des visuellen Arbeitsgedächtnisses aus.

Illustration: Wirestock/depositphotos.com,SMPV

Immer wieder wird diskutiert, inwieweit musikalische Bildung auch für andere kognitive Fähigkeiten oder schulische Leistungen von Vorteil sein kann. Ein Team der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, der Goldsmiths University of London, der Macquarie University in Sydney, des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main und der University of Cambridge haben sich dieser Frage nun mithilfe einer neuen wissenschaftlichen Methode genähert. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin «Music Perception» erschienen.

Eine wesentliche Komponente für alle kognitiven Fähigkeiten ist das Arbeitsgedächtnis, also die Fähigkeit, Dinge im Gedächtnis zu behalten und sie ohne externe Hilfsmittel wie Stift oder Papier kognitiv zu verarbeiten. Noch ist jedoch unklar, ob das Arbeitsgedächtnis universell oder bereichsspezifisch funktioniert, sprich: ob das Gehirn für Musik, Bilder, Sprache oder Mathematik dieselben Bereiche und Kapazitäten nutzt – oder verschiedene.

In ihrer Studie untersuchte das Team insgesamt 148 Personen. Anhand sechs verschiedener Tests glichen sie das musikalische und das visuelle Arbeitsgedächtnis der Testpersonen mit deren Grad an musikalischer Bildung ab.

Die Ergebnisse zeigen: Wenn musikalische Bildung das visuelle Arbeitsgedächtnis beeinflusst, dann über den Umweg des musikalischen Arbeitsgedächtnisses. Das heisst, musikalische Bildung verbessert in erster Linie das musikalische Arbeitsgedächtnis, was dann wiederum einen positiven Effekt auf das visuelle Arbeitsgedächtnis haben könnte. Darüber hinaus ergaben die Tests, dass – andersherum – ein allgemein gutes Arbeitsgedächtnis grundsätzlich eine musikalische Bildung erleichtert.

Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es eine gemeinsame bereichsübergreifende Komponente gibt, die sowohl das visuelle als auch das musikalische Arbeitsgedächtnis beeinflusst. Ein direkter Zusammenhang zwischen musikalischer Bildung und allgemeinen kognitiven Fähigkeiten scheint dagegen eher unwahrscheinlich. Langzeitstudien, bei denen die Entwicklung musikalischer und kognitiver Fähigkeiten bei Personen mit und ohne musikalische Bildung verglichen werden, könnten diese Ergebnisse weiter konkretisieren.

Originalpublikation:
Silas, S., Müllensiefen, D., Gelding, R., Frieler, K. & Harrison, P.M.C. (2022). The Associations Between Music Training, Musical Working Memory, and Visuospatial Working Memory: An Opportunity for Causal Modeling. Music Perception, 39(4): 401–420.
https://doi.org/10.1525/mp.2022.39.4.401

Jacot nach San Francisco berufen

Laut einer Meldung des Onlinemagazins Slipped Disc wechselt der Schweizer Soloflötist des Leipziger Gewandhausorchesters zur San Francisco Symphony, wo er den Posten des Principal Flutist übernimmt.

Sébastian Jacot. Foto: zVg

Der Genfer Sébastian Jacot hat an der Hochschule für Musik in Genf studiert. 2002 und 2004 gewann den 1. Preis des Schweizer Jugendmusikwettbewerbs. 2005 wurde er Solist des Jahres der Jmanuel und Evamaria Schenk-Stiftung. 2015 gewann er überdies den Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München.

Vor seinem Engagement in Leipzig war er in gleicher Funktion bereits für das Ensemble Contrechamps in Genf, das Saito Kinen Festival Orchetsra in Japan und das Hong Kong Philharmonic Orchestra tätig.

Die San Francisco Symphony gilt als eines der wichtigsten Orchester der USA. Es wird seit 2020 von Esa-Pekka Salonen geleitet.

Originalartikel:
https://slippedisc.com/2022/04/san-francisco-swoops-for-leipzigs-principal-flute/

 

Musik von Komponistinnen

FemaleClassics startet im Juni in Zürich eine klassische Konzertreihe, die ausschliesslich Werke von Komponistinnen programmiert.

Von Ethel Smyth erklingen am 16. Juni ein Streichtrio und ein -quartett. Foto: WikiCommons

Meredith Kuliew, Bratschistin und Initiantin des Projekts, hat festgestellt, dass im Konzertbetrieb viel experimentiert und neue Formate entwickelt werden. Dabei gehe aber das Schaffen von Komponistinnen nach wie vor unter. Deshalb soll FemaleClassics ausschliesslich frauenkomponierter Musik eine Bühne geben.

Ein erster Zyklus mit drei Konzerten findet vom 16. bis 19. Juni in Zürich statt. Davor sind Hobby-Musikerinnen und -Musiker (Geige, Bratsche, Cello) am 11. Juni zu einem Workshop eingeladen, um kammermusikalische Werke von Komponistinnen aktiv spielend zu erkunden. 

Schwyz ehrt Heidy Weber-Wiget

Der Schwyzer Regierungsrat verleiht der Schwyzer Kulturförderin Heidy Weber-Wiget den Kulturpreis 2022 des Kantons. Der mit 20’000 Franken dotierte Preis ist die höchste kulturelle Auszeichnung, die der Kanton vergibt.

Heidy Weber-Wiget. Foto: zVg

Heidy Weber-Wiget verhalf unter anderem dem Brauchtum Chlefele zu neuem Leben, als dieses vor Jahrzehnten fast eingeschlafen wäre. Ebenso initiierte sie die während zwei Jahrzehnten erklungenen Neujahrskonzerte in der Seewner Kirche. Für die Kinder brachte sie unter anderem das Kino-Vermittlungsprogramm «Zauberlaterne» nach Schwyz.

Das Interesse und die Offenheit für Kunst und Kultur seien bei der Kulturvermittlerin und -organisatorin schon in frühester Kindheit geweckt worden, schreibt der Kanton in seiner Medienmitteiilung. Im elterlichen Betrieb, dem damaligen Hotel Wolfsprung in Brunnen, gingen die einheimischen Kulturschaffenden gerne ein und aus. So war unter anderem auch der Schwyzer Schriftsteller Meinrad Inglin regelmässig zu Besuch im gastlichen Haus an der Axenstrasse.

Originalartikel:
https://www.sz.ch/behoerden/information-medien/medienmitteilungen/medienmitteilungen.html/72-416-412-1379-1377-4603/news/16539

Klassiknetzwerk in Hannover

Das internationale Forum für alle Bereiche der Kunstmusik findet dieses Jahr erstmals in Hannover statt.

Kongresszentrum in Hannover. Foto: Classical:NEXT,SMPV

Vom 17. bis am 20. Mai trifft sich die Klassikbranche an der Classical:next neu in Hannover. Diese Veranstaltung versteht sich als internationales Forum für alle Professionellen im Bereich der klassischen Musik. Die Fondation Suisa hat zusammen mit weiteren Partnern wiederum einen Gemeinschaftsstand für Teilnehmende aus der Schweiz organisiert. Anmeldungen sind noch bis am 13. Mai möglich über

Kantonale Stufentests in Luzern

Im Februar 2020 findet an der Musikschule Luzern zum ersten Mal der kantonale Stufentest Luzern statt. Bei dieser freiwilligen Standortbestimmung werden rund 130 Schülerinnen und Schüler vor einer Fachperson spielen oder singen sowie eine Theorieprüfung absolvieren.

In anderen Kantonen hätten sich vergleichbare Tests bereits erfolgreich etabliert, schreibt die Stadt Luzern. Die Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern, der Verband für die Luzerner Musikschulen sowie ausgewählte Instrumental- und Vokallehrpersonen und Musikschulleitungen haben gemeinsam eine Luzerner Variante dieser Stufentests entwickelt.

Die Tests haben sechs Stufen mit ansteigenden Anforderungen. Schon nach wenigen Unterrichtsjahren kann die erste Stufe bestanden werden, während sich die sechste Stufe an den Aufnahmekriterien für ein Berufsstudium an Musikhochschulen orientiert. Je nach Leistung kann alle zwei bis drei Jahre die nächsthöhere Stufe absolviert werden. Die Stufentests tragen dazu bei, die eigene Leistung transparent zu machen, Ziele zu setzen und den persönlichen Lernplan zu gestalten.

Auf allen Stufen wird ein Pflichtstück aus einer verbindlichen Liste gewählt, ein weiteres Stück wird selber gewählt. Dazu kommen Fragen zu Musiktheorie und Rhythmik sowie ein schriftlicher Test. Als Experten sind Instrumental- und Vokallehrpersonen der Musikschulen im Kanton Luzern im Einsatz.

Mit den Stufentests wird ein weiterer Schritt zur regionalen Zusammenarbeit im Bereich der musikalischen Bildung im Kanton Luzern gemacht. Im Zentrum steht aber die optimale Förderung der musikalischen Entwicklung der Schülerinnen und Schüler, die durch die Stufentests zusätzliche Unterstützung erhält.

Öffentliches Zertifikatskonzert
Am Samstag, 8. Februar 2020, findet das Zertifikatskonzert statt. An dieser öffentlichen Veranstaltung treten ausgewählte Teilnehmende mit ausgezeichneten Leistungen auf, und alle erfolgreichen Prüflinge nehmen ihr Zertifikat in Empfang.

Zertifikatskonzert des Kantonalen Stufentest Luzern

Samstag, 8. Februar 2020, 16 Uhr
Südpol, Arsenalstrasse 28, 6010 Kriens, Grosse Halle
Freier Eintritt
Weitere Informationen: www.musikschuleluzern.ch

Rico Gubler wechselt nach Bern

Laut einer Mitteilung der Musikhochschule Lübeck wird Rico Gubler seine Amtsgeschäfte an der Musikhochschule Ende Juli abgeben, um ab Februar 2023 die Leitung des Fachbereichs Musik an der Hochschule der Künste Bern (Nachfolge Graziella Contratto) zu übernehmen.

Rico Gubler. Foto: Lutz Roessler

Der Saxofonist, Komponist und gelernte Jurist hat die Musikhochschule Lübeck seit März 2014 geleitet. Wie die dortige Pressestelle gestern mitteilte, habe Gubler in seiner Amtszeit die Musikhochschule Lübeck durch viele Massnahmen weiterentwickelt, Einsitz in nationale und internationale Gremien genommen (z.B. seit 2020 im Council der Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique et Musikhochschulen) und eine internationale Saxofonklasse unterrichtet.

Bis zu seinem Amtsantritt in Bern im Februar 2023 wird der Fachbereich Musik an der Hochschule der Künste Bern von Peter Kraut interimistisch geleitet, nachdem Graziella Contratto Ende Januar 2022 die Leitung abgegeben hat.

Geigen- und Bogenbauertreffen in Zürich

Zum dritten Mal nach 2017 stellt Julia van der Waerden mit dem Werkplatz Geige hochstehenden internationalen Geigen- und Bogenbau vor.

Foto: Sergej Labutin/adobestock.com

Zusammen mit Simone Escher und Kaspar Pankow organisiert Julia van der Waerden in ihrem Atelier im Zürcher Hunziker Areal vom 12. bis 14. Mai die dritte internationale Geigen- und Bogenbau-Ausstellung. Anwesend sein werden Andrea Bischoff (D), Franziska Gerstner (D), Kai-Thomas Roth (GB), Kaspar Pankow (CH), Lauri Tanner (GB), Gruszow & Baumblatt (D) sowie Ulf Johannson (S).

Die Ausstellung ist jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet und wird von einem Rahmenprogramm ergänzt (Konzerte, Vorträge und Klangproben).

Lucerne Festival verleiht Fritz-Gerber-Award 2022

Der Fritz-Gerber-Award geht in diesem Jahr an den Schlagzeuger Elliott James Harrison, die Cellistin Charlotte Elise Lorenz und die Pianistin Yilan Zhao. Der Förderpreis wird seit 2015 jährlich an junge, hochbegabte Musikerinnen und Musiker vergeben.

Charlotte Lorenz, Yilan Zhao, Elliott Harrison. Fotos: Elza Zherebchuk, Priska Ketterer, zVg

Die Pianistin Yilan Zhao, 1995 in der Provinz Hunan im Süden Chinas geboren, absolvierte das Bache­lorstudium an der Juilliard School in New York unter anderen bei Hung-Kuan Chen, Robert D. Levin und Matti Raekallio. Seit 2018 studiert sie bei Konstantin Scherbakov an der Zürcher Hochschule der Küns­te.

Die Cellistin Charlotte Elise Lorenz, 1994 geboren, studierte im Bachelorstudiengang bei Francis Gouton in Trossingen und setzte ihre Ausbildung an der Hochschule Luzern – Musik bei Christian Poltéra fort, 2019 absolvierte sie den Master of Arts in Music mit dem Schwerpunkt Performance Klassik, 2022 zusätzlich den Master in Interpretation in Contemporary Music.

Der 1993 in Toronto geborene Schlagzeuger Elliott James Harrison schloss nach seinem Bachelor an der McGill University in Montreal 2017 einen Master in Percussion Perfor­mance und 2019 einen Master in Pädagogik an der Hochschule für Musik in Basel ab. Zusätzlich besuchte er einen Master in Contemporary Music am Royal Conservatory of Ghent.

Die Fritz-Gerber-Stiftung für begabte junge Menschen ist seit 1999 tätig. Sie fördert begabte junge Menschen in den Bereichen Handwerk, Kultur und Sport. Die Unterstützung erfolgt durch die Leistung finanzieller Beiträge zur Aus-, Fort- und Weiterbildung. In den letzten 23 Jahren hat die Stiftung über 2500 junge Menschen mit über 30 Millionen Franken unterstützt.

Der Förderpreis wird seit 2015 jährlich an junge, hochbegabte Musikerinnen und Musiker vergeben. Er umfasst ein Stipen­dium zur Teilnahme an der Lucerne Festival Academy im Wert von 10’000 Franken und zusätzlich ein Preisgeld von 10’000 Franken. Bewerbungen erfolgen über eine offene Ausschreibung, darüber hinaus werden Empfehlungen entgegenge­nommen. In der Jury waren dieses Jahr Michael Haefliger, Intendant von Lucerne Festival, Komponist und Dirigent Heinz Holliger sowie Felix Heri, Leiter von Lucerne Festival Contemporary.

Bund verlängert Covid-Massnahmen

Der Bundesrat hat beschlossen, die Ausrichtung von Ausfallentschädigungen an Kulturunternehmen und Kulturschaffende um zwei Monate bis Ende Juni 2022 zu verlängern.

Foto: Mohamed Ziyaadh/unsplash.com (s. unten)

Dieselbe Regelung soll laut der Medienmitteilung des Bundes für die Entschädigungen an Kulturvereine im Laienbereich gelten. Damit trägt der Bundesrat den Nachwirkungen der Pandemie auf den Kultursektor Rechnung. Nach der Aufhebung aller sanitarischen Massnahmen Ende März 2022 sind die Herausforderungen im Kultursektor nicht unmittelbar beendet.

Insbesondere ist weiterhin mit einer zögerlichen Rückkehr des Publikums zu rechnen. Hinzu kommen die Unsicherheiten etwa in Bezug auf internationale Tourneen und länderübergreifende Auftritte von Kulturschaffenden. Diese Bedingungen erschweren weiterhin die Planung kultureller Veranstaltungen.

Daher hat der Bundesrat entschieden, die Covid-19-Kulturverordnung anzupassen und die Unterstützungsmassnahmen für den Kultursektor um zwei Monate zu verlängern. Dies betrifft die Ausfallentschädigungen für Kulturunternehmen und Kulturschaffende sowie die Finanzhilfen für Kulturvereine im Laienbereich.

Mehr Infos:
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-88026.html

Inspiriert von Süden und Norden

Mit einem Festival feierte der Zupfmusik-Verband Schweiz am 2. und 3. April in Zürich das volle Jahrhundert seines Bestehens. Das Verbandsorchester zupf.helvetica brachte eine Auftragskomposition von Ramon Bischoff zur Uraufführung.

Integration funktioniert für frisch aus dem Ausland Zugezogene am einfachsten, wenn sie sich in einem Verein engagieren. Man lernt Leute kennen, unternimmt gemeinsam etwas und kann sich als zupackende, sprich gesellschaftlich nützliche Person auszeichnen. Die Schweiz ist ein Land der Vereine. Doch dem war offenbar nicht immer so, wie ein im Zürcher Pfarreizentrum Johanneum ausgestellter, 100-jähriger Artikel der Zeitschrift Moderne Volks-Musik zeigt. Darin werden die Schweizer als Volk von Eigenbrötlern beschrieben, die für das Vereinswesen völlig ungeeignet seien.

Der Artikel widerspiegelt den Groll, den der Autor offenbar nach 10-jähriger Odyssee hegte. So lange hatte es nach den ersten Initiativen nämlich gebraucht, bis der Schweizerische Mandolinisten- und Gitarristenbund am 13. November 1921 aus der Taufe gehoben werden konnte. Wesentlichen Anteil am schliesslich doch noch glücklichen Zustandekommen hatten denn auch Zuwanderer, wie die SP-Stadträtin in spe Simone Brander in ihrer sonntäglichen Festrede zum 100-Jahr-Jubiläum der inzwischen in Zupfmusik-Verband Schweiz umbenannten Vereinigung unterstrich. Das war kein Zufall. Wie in der von Vreni Wenger-Christen verantworteten Festschrift schön dargelegt wird, entstanden Zupfensembles und -orchester in der Schweiz durch Anregung von aussen. Von Süden her brachten Einwanderer aus Italien das gesellige Musizieren auf Zupfinstrumenten über den Gotthard, vom Norden strahlte die Wandervogel-Bewegung zu uns aus. Gemeinsam war beiden Einflüssen, dass sie breite Bevölkerungsschichten ansprachen, die von den Konservatorien und dem bürgerlichen Musikleben ausgeschlossen waren.

Diese Ursprünge sind bis heute spürbar. So wurde etwa das Mandolinen-Orchester Amando Zürich, eines jener Ensembles, die den Festakt am Sonntagmorgen musikalisch umrahmten, im Jahr 1910 als Trämler-Orchester gegründet. Es waren und sind Laien, die mit Hingabe und unter professioneller Leitung Erstaunliches leisten. Was sich im Vergleich zu damals geändert habe, sei die Breite der Bewegung, erwähnte Verbandspräsidentin Sandra Tinner in ihrer unterhaltsamen Festansprache. Waren es bei der Gründung 22 Vereine, die sich zusammenschlossen, besteht der Verband heute aus sieben Orchestern und 30 Einzelmitgliedern. Das Festival war denn auch vor allem ein Familientreffen. Man kennt sich, tauschte Erinnerungen und Anekdoten aus.

«Schwärme» – ein Abenteuer

Man solle jetzt aber nicht glauben, der Verband schaue vor allem rückwärts. Am Samstag wurde ein nicht unbeträchtlicher Teil des musikalischen Festivalprogramms von der Jugend bestritten. Zupforchester und -ensembles der Musikschulen Zürich, Baar, Stans, Horgen, Basel und Uster-Greifensee zeigten, dass begeisterter Nachwuchs nachrückt. Und mit dem 2017 gegründeten, von Sonja Wiedemer und Christian Wernicke geleiteten Verbandsorchester zupf.helvetica steht ein Ensemble bereit, das diesen Nachwuchs aufnehmen und ihm eine Perspektive bieten kann.

zupf.helvetica will die Schweizer Zupfmusik national und international vertreten und setzt dabei auf die Strategie, das Repertoire durch Kompositionsaufträge zu erweitern. Ging der Auftrag 2019 für das erste solche Projekt mit Anina Keller noch an eine Spezialistin des Genres, so kommt Ramon Bischoff für das diesjährige aus einer gänzlich anderen musikalischen Ecke. Der als Toningenieur arbeitende Musiker experimentiert häufig mit alternativen Stimmungssystemen und schreibt auch viel elektroakustische Musik. Die Klangwelt des Zupforchesters war für ihn Neuland. Das Ergebnis der Zusammenarbeit, das am Sonntag uraufgeführte Stück Schwärme, war somit wohl für beide Seiten ein Abenteuer.

Bischoff arbeitet in seiner Komposition mit Klangeffekten, die für viele ungewohnt sein mögen, trotzdem hat er genau hingehört und den Klangkörper effektiv und adäquat genutzt. Der Titel spielt auf das Schwarmverhalten von Vögeln oder Fischen an, die sich scheinbar chaotisch durcheinanderbewegen und doch plötzlich sehr koordiniert agieren und gezielt die Richtung wechseln. Dabei wird das Tremolo, das Mandolinen-Klischee schlechthin, passend für das chaotische Durcheinander eingesetzt, während klare Rhythmen den Satz zwischendurch ordnen. Leicht abweichende Stimmungen treffen auf temperierte Stimmung und erzeugen Schwebungen, die sich wiederum mit Klopf- und Kratzgeräuschen mischen. Das Ergebnis ist eine interessante Klanglandschaft, die dem Instrumentarium Ungewohntes entlockt. Einzig der noch hinzugezogene Kontrabass deutet an, dass einem reinen Zupforchester doch einige klangliche Grenzen gesetzt sind.

Thurgau fördert Fabian Ziegler

Thurgau vergibt einmal jährlich persönliche Förderbeiträge an Kulturschaffende aus dem Kanton, die mit einem überzeugenden Vorhaben in ihrer Karriere einen Schritt weitergehen möchten. Dieses Jahr gehört der Musiker Fabian Ziegler zu den Geförderten.

Fabian Ziegler. Foto: fabianziegler.ch

Der Perkussionist Ziegler schloss im September 2019 seine Studien an der Zürcher Hochschule der Künste mit einem Master of Arts in Musik (Performance Solist) ab. 2017 gewann er zum zweiten Mal seit 2015 den Migros Kulturprozent-Studienpreis für seine aussergewöhnliche Soloaufführung während des Instrumentalmusikwettbewerbs. 2018 und 2020 gewann er den Kiefer-Hablitzel / Göhner Musikpreis und war in beiden Jahren Semifinalist beim International TROMP Percussion Competition.

Die Thurguer Fachjury hat aus 50 Bewerbungen die folgenden sechs Thurgauer Künstlerinnen und Künstler ausgewählt: Hannes Brunner, bildender Künstler, Zürich; Lea Frei, Autorin und Illustratorin, St. Gallen; Michael Frei, Filmemacher, Zürich; Sonja Lippuner, bildende Künstlerin, Basel; Thi My Lien Nguyen, bildende Künstlerin, Winterthur; Fabian Ziegler, Musiker, Matzingen.

Jacot nach San Francisco berufen

Laut einer Meldung des Onlinemagazins Slipped Disc wechselt der Schweizer Soloflötist des Leipziger Gewandhausorchesters zur San Francisco Symphony, wo er den Posten des Principal Flutist übernimmt.

Der Genfer Sébastian Jacot hat an der Hochschule für Musik in Genf studiert. 2002 und 2004 gewann den 1. Preis des Schweizer Jugendmusikwettbewerbs. 2005 wurde er Solist des Jahres der Jmanuel und Evamaria Schenk-Stiftung. 2015 gewann er überdies den Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München.

Vor seinem Engagement in Leipzig war er in gleicher Funktion bereits für das Ensemble Contrechamps in Genf, das Saito Kinen Festival Orchetsra in Japan und das Hong Kong Philharmonic Orchestra tätig.

Die San Francisco Symphony gilt als eines der wichtigsten Orchester der USA. Es wird seit 2020 von Esa-Pekka Salonen geleitet.

Originalartikel:
https://slippedisc.com/2022/04/san-francisco-swoops-for-leipzigs-principal-flute/

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