Abschied von Verena Lutz

Neben ihrer Tätigkeit als Hauptorganistin in der Kirche Bruder Klaus hat sie international konzertiert.

Wie die Angehörigen mitteilen, ist Verena Lutz, geboren am 6. Februar 1941 in Zürich, am 9. April 2022 in Horstmar, Deutschland, gestorben. Sie war 48 Jahre lang Hauptorganistin in der Kirche Bruder Klaus in Zürich.

Ihre Konzertreisen führten sie von Amerika bis nach Fernost.
2014 hat sie die Stiftung Arte Musica gegründet, die unter anderem Orgelkompositionen von Schweizer Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts fördern will.
Zwischen 1959 und 2012 realisierte sie zahlreiche Einspielungen, die demnächst als CD-Sammlung mit einem Booklet zu ihrer Biografie erscheinen sollen.

Der Grand Prix Musik 2022 geht an Yello

Das Bundesamt für Kultur vergibt den Schweizer Grand Prix Musik 2022 an Dieter Meier und Boris Blank von Yello. Neu geschaffene Spezialpreise erhalten die Vereinigung zur Förderung der improvisierten Musik AMR, die Volksmusiksammlung Hanny Christen sowie Daniel «Duex» Fontana.

Auch die Pianistin Simone Keller wird 2022 mit einem Musikpreis ausgezeichnet. Foto: Michelle Ettlin

Acht Jahre nach seiner ersten Ausgabe ändert der Schweizer Musikpreis sein Format: Unter anderem werden neben den Schweizer Musikpreisen für einzelne Musikschaffende und Musikformationen neu drei Spezialpreise an bedeutende Institutionen und Akteure der Schweizer Musikszene vergeben. So sollen mit den neuen Spezialpreisen Musik beispielsweise auch Persönlichkeiten, Veranstaltungsorte, Labels und Vermittlungsprojekte ausgezeichnet werden, die sich aktiv für die Stellung der Musik in unserem Land, das Musikschaffen und das kulturelle Erbe einsetzen.

Die Gruppe Yello wurde in den späten 1970er-Jahren in Zürich als Trio gegründet. Seit dem vierten von insgesamt 14 Studioalben besteht Yello aus dem Duo Boris Blank und Dieter Meier. Dabei kümmert sich Boris Blank vor allem um das Musikalische, Dieter Meier steuert die Texte, seine tiefe Frontmann-Stimme und die visuellen Konzepte bei. Insbesondere die Verwendung von Samples und synthetischen Klängen haben Geschichte geschrieben: Mit Singles wie The Race oder Oh Yeah gelangte Schweizer Musik in internationalen Charts in zuvor unerreichte Höhen.

Auch in diesem Jahr zeugen nach der Überzeugung des Bundesamtes die Trägerinnen und Träger der Schweizer Musikpreise von der Lebendigkeit und Vielfalt des Schweizer Musikschaffens: Das Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp (Genf) verbindet auf eigenwillige Weise unterschiedliche Poetiken und Ästhetiken; Daniel Ott (Grub AR) konzipiert unter Einbezug von Räumen und Landschaften neue Formen des Klanggenusses und erkundet das Musiktheater immer wieder von Neuem.

Ripperton (Lausanne), einer der kreativsten Schweizer Produzenten der Genres Techno und House, vertritt dieses Jahr neben den Trägern des Grand Prix Musik die elektronische Musik; herausragende technische und interpretatorische Vielseitigkeit ist eines der Merkmale der Mezzosopranistin Marina Viotti (Lausanne), die zusammen mit der Pianistin Simone Keller (Weinfelden TG), einer unermüdlichen Initiatorin musikalischer Projekte und Erforscherin neuer Klänge, das klassisch-zeitgenössische Genre vertritt.

Der Schlagzeuger, Komponist und Elektronikkünstler Arthur Hnatek (Genf) wirft einen aussergewöhnlichen Blick auf die Musik von heute; ebenfalls mit der Welt des Schlagzeugs verbunden – mit einer präzisen, reinen und gestisch minimalen stilistischen Handschrift – ist Fritz Hauser (Basel), ein Komponist und Performer mit einer einzigartigen Bühnenpräsenz.

Die Schweizer Musikpreise bestehen seit 2014. Jedes Jahr beauftragt das Bundesamt für Kultur rund zehn Musikexperten aus allen Landesteilen, die in den verschiedenen musikalischen Disziplinen tätig sind, rund 60 Kandidaten für die Schweizer Musikpreise zu nominieren. Zu Beginn des Jahres wählt die siebenköpfige Eidgenössische Jury für Musik aus den Einsendungen 11 Gewinner aus. Der Schweizer Grand Prix Musik ist mit 100’000 Franken dotiert, die Schweizer Musikpreise, die von 15 auf 11 reduziert werden, mit je  40’000 Franken und die Spezialpreise mit je 25’000 Franken. Der Gesamtbetrag, der auf die einzelnen Preise verteilt wird, bleibt durch die neue Struktur unverändert.

 

Einstiegsgage von 2500 Euro

Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmenden-Vertretern und dem Deutschen Bühnenverein sind vorerst gescheitert. Letzterer empfiehlt seinen Mitgliedern, künstlerisch Beschäftigten ab der kommenden Spielzeit eine Gage von mindestens 2500 Euro im Monat zu zahlen.

Foto (Symbolbild): Christian Dubovan/unsplash.com

Die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) fordert in einer Petition eine Mindestgage zwischen 2750 Euro und 3100 Euro je nach Grösse der Häuser und Qualifikation. Die Betroffenen hätten meist einen Hochschulabschluss, sie arbeiteten an Sonn- und Feiertagen, unter der Woche oftmals im zweigeteilten Dienst und häufig länger als andere Berufsgruppen. Aktuell liege die Mindestgage von 2000 Euro im Vergleich zum öffentlichen Dienst unter dem Bereich der un- und angelernten Küchenhilfen und Boten.

Die Tarifverhandlungen zwischen der GDBA und der Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles e.V. (VdO) sowie dem Deutschen Bühnenverein sollen im Juni fortgesetzt werden.

Nachdem die Verhandlungen schon einmal vertagt wurden, sei ein weiterer Aufschub aufgrund der fortgeschrittenen Haushaltsplanung in den Mitgliedshäusern nicht möglich, schreibt der Bühnenverein. Daher gebe er seinen Mitgliedern die normative Empfehlung, den künstlerisch Beschäftigten ab der kommenden Spielzeit eine Gage von mindestens 2500 Euro im Monat zu zahlen. 

Tod des Countertenors Max Riebl

Laut einer Meldung des australischen Fachmagazins Limelight ist der Countertenor Max Riebl, ein Absolvent der Schola Cantorum Basel, im Alter von 30 Jahren den Folgen einer Krebserkrankung erlegen.

Der gebürtige Australier Riebl besuchte die Mittelschule am Wiener Musikgymnasium. Während dieser Zeit sang er im Hofburgkapellenchor und im Clemencic Consort. In Basel studierte er Barockgesang und arbeitete dabei mit Gerd Türk, Jörg-Andreas Bötticher und Andrea Marcon zusammen. Er studierte überdies Gesang bei Silvia Purcar (Wien) und Dermot Tutty (Melbourne).

Riebl trat in Basel mit dem La Cetra Baroque Orchestra auf, wurde aber auch von der Pinchgut Opera, dem Australian Brandenburg Orchestra, der Wiener Kammeroper, dem London Händel Orchestra, der Song Company und dem Orchestra Victoria kontraktiert. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen Auftritte im Wiener Konzerthaus, im Musikverein und in der Royal Albert Hall.

Tod des Countertenors Max Riebl

Laut einer Meldung des australischen Fachmagazins Limelight ist der Countertenor Max Riebl, ein Absolvent der Schola Cantorum Basel, im Alter von 30 Jahren den Folgen einer Krebserkrankung erlegen.

Foto (Symbolbild): Mitchell Hollander / unsplash.com

Der gebürtige Australier Riebl besuchte die Mittelschule am Wiener Musikgymnasium. Während dieser Zeit sang er im Hofburgkapellenchor und im Clemencic Consort. In Basel studierte er Barockgesang und arbeitete dabei mit Gerd Türk, Jörg-Andreas Bötticher und Andrea Marcon zusammen. Er studierte überdies Gesang bei Silvia Purcar (Wien) und Dermot Tutty (Melbourne).

Riebl trat in Basel mit dem La Cetra Baroque Orchestra auf, wurde aber auch von der Pinchgut Opera, dem Australian Brandenburg Orchestra, der Wiener Kammeroper, dem London Händel Orchestra, der Song Company und dem Orchestra Victoria kontraktiert. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen Auftritte im Wiener Konzerthaus, im Musikverein und in der Royal Albert Hall.

Erfolge für Studierende der ZHdK

Diesen Frühling wurden Jakub Przybycien und Yiheng Li international ausgezeichnet.

Jakub Przybycien. Foto: Ela Przybyła-Szpakowska

Die Zürcher Hochschule der Künste meldet, dass Jakub Przybycien vom Forum Dirigieren des Deutschen Musikrats als Stipendiat aufgenommen wurde. Er studiert Orchesterleitung bei Johannes Schlaefli.

Ausserdem hat Yiheng Li an der Franz Liszt Center International Piano Competition einen 2. Preis in der Kategorie E (18 bis 36 Jahre) gewonnen. Sie studiert im Master Performance Konzert bei Eckart Heiligers.
 

Qualitätslabel nur für Berner Pre-College

Das PreCollege der HKB (Hochschule der Künste Bern) Musik hat dieses Jahr als einziges Programm in der Schweiz das Qualitätslabel «Pre-College Music CH» erhalten.

Foto (Symbolbild): Puhimec/depositphotos.com

Das Label Pre-College Music CH des Verbands Musikschulen Schweiz (VMS) und der Konferenz Musikhochschulen Schweiz (KMHS) ist ein Qualitätslabel für national anerkannte Anbieter von Pre-College Lehrgängen.

Die Kriterien für das Zertifikat waren: Vision, Leitbild und Ausbildungsprogramm; Hochschulpotential der Studierenden; Definiertes Begabtenförderungsprofil und Lernumfeld; Kooperationen und Organisation; Finanztransparenz; Qualitätssicherung; Kennzahlen für die Institution und Quantitative Kriterien.

Das PreCollege der Hochschule der Künste Bern bietet eine «massgeschneiderte Vorbereitung auf das Musikstudium und einen vertieften Einblick in die Welt einer innovativen Kunsthochschule». Es wird in den Bereichen Klassik, Sound Arts sowie Musik und Bewegung (Rhythmik) angeboten.

Gottfried folgt in Zürich auf Neukom

Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) hat Rama Gottfried als Professor für Contemporary Computer Music Practice gewinnen können. Er wird ab August 2022 in der Nachfolge von Martin Neukom unterrichten.

Rama Gottfried (Bild: zVg)

Der 1977 in New York geborene Gottfried wurde laut der Mitteilung der ZHdK 2009 Meisterschüler an der Universität der Künste Berlin, wo er Komposition bei Walter Zimmermann studierte. 2015 promovierte er an der University of California, Berkeley, wo er Komposition bei Franck Bedrossian und interaktive Computermusik bei David Wessel, Edmund Campion und Adrian Freed am Center for New Music and Audio Technologies (CNMAT) studierte.

Gottfrieds Werke wurden unter anderem beim Mostly Mozart Festival im Lincoln Center, bei MaerzMusik, SPOR, den Bludenzer Tagen zeitgemässer Musik, MATA, der Klangwerkstatt, aufgeführt. Seit 2018 arbeitet er an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg als Postdoktorand und Dozent im Fachbereich Multimediale Komposition und seit 2021 am Hybrid Musik Lab der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.
 

Musik in schwierigsten Zeiten

«Voice of Ukraine» nannte das ukrainische Staatsorchester seine Tournee durch Polen und Deutschland. Über den Besuch des Konzerts vom 29. April in Freiburg.

Kräftiger, lang anhaltender Applaus brandet auf, bevor eine Note gespielt ist. Ein schüchternes Lächeln huscht über die Gesichter der jungen Musikerinnen und Musiker, die die Bühne im Freiburger Konzerthaus betreten. Blau-gelbe Fähnchen stecken in den Schnecken der Kontrabässe. Auch im Parkett ist die ukrainische Fahne zu sehen. Vor wenigen Wochen lebten die Orchestermitglieder noch unter Bombenbeschuss in Kiew. Die meisten von ihnen flohen nach Polen – einige sind in der ukrainischen Hauptstadt geblieben. Eigentlich darf kein Mann zwischen 18 und 60 Jahren das von Russland angegriffene Land verlassen. Für die Mitglieder des Kyiv Symphony Orchestra wurde von der Regierung eine Ausnahme gemacht, weil sie als Kulturbotschafter eine wichtige Aufgabe erfüllen. Die ukrainische Schreibweise der Hauptstadt im Orchesternamen ist für sie bedeutsam. Auch damit wird die eigene Kultur betont, die Russlands Präsident Wladimir Putin dem Land abspricht. Auf dem Programm stehen bis auf eine Ausnahme Werke ukrainischer Komponisten. Musik zur Stärkung der kulturellen Identität. Und als Trost in schwierigsten Zeiten.

Das Kyiv Symphony Orchestra gibt es bereits seit 40 Jahren. Das Staatsorchester spielt bei nationalen Feiertagen, aber hat auch schon grosse Opernproduktionen realisiert und setzt sich für Musikvermittlung ein. Nach der Flucht konnte das Orchester zwei Wochen in Warschau für die kurzfristig geplante Deutschlandtournee proben, die in sieben Tagen in sieben grosse Städte führte. Der von den Albert-Konzerten veranstaltete Abend zu Gunsten des Orchesters ist der einzige in Baden-Württemberg. «Ich dachte, die erste Probe läuft chaotisch, weil die Musikerinnen und Musiker lange Zeit nicht üben konnten. Aber ich spürte von Beginn an eine besondere Intensität in ihrem Spiel», sagt Dirigent Luigi Gaggero im persönlichen Gespräch nach dem Konzert. «Täglich erreichen uns furchtbare Nachrichten aus der Ukraine. Freunde und Verwandte sterben. Wir sprechen darüber im Orchester. Die Musik hilft sehr, um diese Emotionen auszudrücken und sich gegenseitig Halt zu geben.» Diese existenzielle Bedeutung von Musik sei im Klassikbetrieb ein wenig verloren gegangen. Als Dirigent möchte er Raum zum Zuhören schaffen: «Die Emotionalität kommt vom Orchester!» Der Italiener verwendet bewusst keinen Dirigierstab, sondern leitet sein Orchester mit den Händen. Er möchte nichts einfordern, sondern zum Musizieren einladen.

Berezovsky, Silvestrov, Ljatoschynskyi

Der Konzertabend startet mit der Sinfonie Nr. 1 in C-Dur vom in der Nähe von Sumy in der Nordukraine geborenen Maksym Berezovsky (1745–1777). Zärtliche, helle, charmante Musik im Mozart-Stil ist das – die beiden Komponisten waren in Bologna sogar beim gleichen Lehrer. Gaggero dirigiert mit einem Lächeln. Der aus Odessa stammende Aleksey Semenenko, seit 2021 Violinprofessor in Essen, spielt beseelt Ernest Chaussons Poème und veredelt die ein wenig kitschgefährdete Melodie von Myroslaw Skoryk. Semenenko war selbst in der Ukraine, als der Krieg losging – und hatte grosse Schwierigkeiten, nach Deutschland ausreisen zu dürfen. Nun sorgt er sich in Deutschland um seine Eltern und seinen Bruder, die weiterhin in Odessa leben. In seiner berührenden Zugabe lässt er Johann Sebastian Bachs Adagio aus der ersten Solosonate in g-Moll in die Serenade des noch lebenden ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov münden. Und zeigt im erzählerischen Ton und den Akkordbrechungen die enge Verbindung zwischen den Komponisten.

In Borys Ljatoschynskyis 1950 komponierter 3. Sinfonie geht es um die Brutalität der Masse und den Wert des Individuums. «Der Friede wird den Krieg besiegen», hatte der Komponist ursprünglich über den letzten Satz geschrieben, musste aber den Titel nach Stalins Kritik wieder streichen. Die gespielte Urfassung endet zwar auch bombastisch, aber mit dem musikalischen Material des Friedens. Kein Sieg der Gewalt also, die immer wieder in den Blechbläsern und dem martialischen Schlagzeug Dominanz gewinnt. Auch lyrische Soli in Englischhorn und Flöte finden Raum. Grosser Applaus für das Kyiv Symphony Orchestra – bei der als Zugabe gespielten ukrainischen Nationalhymne, die im Publikum von einigen ukrainischen Flüchtlingen mitgesungen wird, fliessen Tränen.

Eine Ausnahmegenehmigung hatten die männlichen Musiker nur bis zum Tourende in der Elbphilharmonie Hamburg am 1. Mai. Nun wurde sie verlängert. Das Orchester wird einige Tage in Füssen bleiben und an einem neuen Programm arbeiten, berichtet der Dirigent mit Freude. Die Mission des Kyiv Symphony Orchestra geht weiter.

https://kyivsymphony.com


(SMZ) Luigi Gaggero leitet das Kyiv Symphony Orchestra seit 2018. Im Juni wird er mit dem Ensemble Proton Bern Werke von Samuel Andreyev erarbeiten für das Porträt-Konzert vom 14. Juni.
https://ensembleproton.ch


Löhne Freischaffender in Österreich

Laut einer Umfrage der österreichischen IG Freie Musikschaffende ist die Lage Freischaffender in der Musikwirtschaft prekär. Die Hälfte von ihnen verdient im Jahr wengier als 18’000 Euro.

Foto: Markus Spiske/unsplash.com (s. unten)

Zwei Drittel der Befragten bewerten die Möglichkeit, aus ihrem Einkommen aus freischaffender Tätigkeit regelmässig anfallenden Lebenskosten (Wohnen, Sozial- und Krankenversicherung, Kinderbetreuung etc.) abzudecken, negativ. 60 Prozent der Befragten bewerten zudem die Möglichkeit, aus ihrem Einkommen aus freischaffender Tätigkeit Beiträge zur ihrer medizinischen Präventionsvorsorge zu leisten, negativ. Drei Viertel der Befragten bewerten im Weiteren ihre Möglichkeit, aus ihrem Einkommen aus freischaffender Tätigkeit Rücklagen für Phasen der Arbeitslosigkeit zu bilden, negativ.

Die Anstellungsbedingungen für Freischaffende sind teils inakzeptabel. So werden Proben im schlechtesten Fall für die Hälfte der Befragten mit weniger als 50 Prozent des empfohlenen Probenhonorars abgegolten. Im besten Fall (Probe) arbeiten nur die Hälfte der Befraten zu Bedingungen, die die Mindest-Honorarempfehlung übertreffen, knapp 50 Prozent arbeiten zu schlechteren Bedingungen.

Mehr Infos:
https://igfmoe.at/shadow-umfrage-der-igfm-dramatische-ergebnisse/

Beeindruckende Talente am SJMW

Vom 28. bis 30. April wetteiferten 330 junge Musikerinnen und Musiker im Finale Classica des 47. Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW).

Kurz vor Beginn des Preisträgerkonzerts am 1. Mai im grossen Florhof-Saal. Foto:SMZ

Im März nahmen weit über 1000 junge Musikerinnen und Musiker an den Entrada-Wettbewerben in verschiedenen Schweizer Regionen teil. Die «Entradas» bilden die erste Runde im Classica-Wettbewerb. Wer sich hier einen ersten Preis erspielt, ist für das Finale gesetzt. So traten dieses Jahr 330 Finalistinnen und Finalisten am Finale an, das in der Musikschule Konservatorium Zürich durchgeführt wurde. Am Sonntag, 1. Mai, wurden schliesslich 216 Preise verteilt und das Preisträgerkonzert zeugte vom hohen Niveau und der Vielseitigkeit des musikalischen Nachwuchses in der Schweiz.

Seit einigen Jahren erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger keine Geldpreise mehr, sondern erfahren vielfältige Förderung in sogenannten «Follow ups» (Meisterkurse, Konzerte, Stipendien). Die professionelle Durchführung des SJMW wird von Mäzenen, Sponsoren und der öffentlichen Hand finanziell getragen.

Neben Classica organisiert der SJMW weitere Wettbewerbe: Composition, Jazz&Pop sowie Freespace.
 

Auf den Spuren eines Scharfrichters

Die Frage nach Schuld und Sühne ist so alt wie die Menschheit. Was darf ein Mensch tun und was nicht? Und wie soll er bestraft werden, wenn er tut, was er nicht tun darf? Solchen Fragen spürt der szenische Gang «Baltz Mengis» durch die Luzerner Altstadt nach.

Reto Baumgartner in der Rolle Baltz Mengis; Anna Murphy und Thomas K. J. Meyer. Foto: Dominic Kesseli

Wenn wir uns heute in unseren bequemen Fernsehsesseln selbstgerecht über Völker empören, die Übeltäter mit der Todesstrafe aus der Welt schaffen, so vergessen wir allzu leichtfertig, dass wir das bis vor Kurzem genau gleich gemacht haben. An Grausamkeit waren wir fast nicht zu überbieten. Es ist kulturgeschichtlich betrachtet erst ein paar Augenblicke her, dass der Scharfrichter Baltz Mengis im Auftrag der Luzerner Obrigkeit auf alle erdenklichen Arten Schuldeingeständnisse zu Tage folterte und mit dem Tod bestrafte. Die Möglichkeiten zur seriösen Aufklärung von Vergehen waren noch sehr bescheiden. Und wegen Schuld oder Unschuld von ein paar gspässigen Weibern oder kurligen Gesellen wollten die hohen Herren auch keinen grossen Aufwand betreiben. Aber für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung (oder von Macht und Pfründen?) brauchten sie publikumswirksame Hinrichtungen. Auch dafür war Baltz Mengis zuständig und bezahlte selbst einen hohen Preis. Der Scharfrichter war zu einem Leben ausserhalb der Gesellschaft verdammt.

Die Schauplätze sind unverändert

Die Gebäude, in denen diese Schrecken stattfanden, stehen noch genauso in der Altstadt, wie vor dreihundert Jahren. Über die Plätze, auf denen die Beschuldigten öffentlich gepeinigt und gedemütigt wurden, spazieren wir heute vergnügt mit einem Glacé in der Hand. Und die Macht und die Vermögen, die damals auf brutale Weise verteidigt wurden, sind ebenfalls mehr oder weniger nahtlos in die Gegenwart übergegangen. Sie sind Teil unseres heutigen Wohlstandes. Eine Art respektvolles Andenken an die unzähligen Gefolterten und Hingerichteten in Luzern bietet der «theatrale KlangGang durch die Eingeweide des 17. Jahrhunderts».

Er beginnt im Historischen Museum, wo eine Gerichtsverhandlung eröffnet wird, die über Schuld oder Unschuld von Baltz Mengis, dem letzten Scharfrichter der Stadt, befinden soll. Als er zu seinem Wirken befragt wird, fährt es einem durch Mark und Bein, auch ganz ohne Folter. Aber die Fragen führen auf emotionales Glatteis: Ist er ein verachtenswerter Schlächter oder ein bedauernswertes Opfer der skrupellosen Obrigkeit?

Eine melancholische Melodie begleitet uns über die Spreuerbrücke, über die der Angeklagte jeden Tag die Stadt betreten und wieder verlassen hat. In den Giebelfeldern hängen die gleichen Bilder wie damals und zeigen, was gut und recht und wer wieviel wert ist. In Gedanken darüber verschwinden wir in den Gassen und folgen dem Scharfrichter an seine Arbeitsstätten. Immer weiter locken uns die geheimnisvollen Klänge um Hausecken, über dunkle Treppen und in Hinterhöfe. Immer tiefer hinein in die Eingeweide der Altstadt, der Geschichte und unseres eigenen Gewissens. Das eindrückliche Schauspiel und die tief berührende Musik lassen die damalige Welt auferstehen. Und immer stärker breitet sich ein beklemmendes Gefühl aus, weil uns bewusst wird, was sich auf diesen Pflastersteinen abgespielt hat.

Multimediales Gedenken

Zum Schluss begeben wir uns in die Peterskapelle, im Gedenken an die vielen Frauen und Männer, die diesen Weg unter unvorstellbaren Schrecken vor uns gegangen sind. Musik, Schauspiel und Videoprojektion verschmelzen dort zu einem eindrücklichen Gesamtkunstwerk. Anna Murphy fesselt uns mit ihrer Drehleier und ihrer magischen Stimme und Thomas K. J. Meyer greift mit einem Saxofon, das grösser ist als er selbst, direkt in unsere Eingeweide. John Wolf Brennan hat dieses Oratorium komponiert und verwebt alles mit verschiedenen Tasteninstrumenten zu einer eindringlichen Klangwelt.

Franziska Senn, Reto Baumgartner und Finn Krummenacher verkörpern ihre Figuren sehr greifbar und eindringlich und meistern fliegende Rollenwechsel verblüffend. Mit minimalen Mitteln wandeln sie sich von der Anklägerin zur Angeklagten oder vom Henker zum Wundarzt. Die grandiose Videoproduktion von Susanne Hofer kann ihre Kraft leider nicht vollständig entfalten, da sie durch die Architektur der Peterskapelle etwas beeinträchtigt wird. Trotzdem trägt sie viel zum eindrücklichen Erlebnis bei. Für Idee, Konzept und Text zeichnen Ueli Blum und Dunja Bulinsky, für die Regie Buschi Luginbühl und für die Choreografie Mariana Coviello. Ein grosses Team aus kreativen Helfern hat sie bei der Umsetzung unterstützt.

Abschied von Verena Lutz

Neben ihrer Tätigkeit als Hauptorganistin in der Kirche Bruder Klaus hat sie international konzertiert.

Verena Lutz. Foto: zVg

Wie die Angehörigen mitteilen, ist Verena Lutz, geboren am 6. Februar 1941 in Zürich, am 9. April 2022 in Horstmar, Deutschland, gestorben. Sie war 48 Jahre lang Hauptorganistin in der Kirche Bruder Klaus in Zürich.

Ihre Konzertreisen führten sie von Amerika bis nach Fernost.
2014 hat sie die Stiftung Arte Musica gegründet, die unter anderem Orgelkompositionen von Schweizer Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts fördern will.
Zwischen 1959 und 2012 realisierte sie zahlreiche Einspielungen, die demnächst als CD-Sammlung mit einem Booklet zu ihrer Biografie erscheinen sollen.

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