Spirea-Quartett ist Orpheus-Sieger

Die Orpheus Competition hat auch dieses Jahr die besten Kammermusikensembles gekürt, die von den verschiedenen schweizerischen Musikhochschulen kommen. Gewonnen hat – wie schon im Vorjahr – ein Streichquartett: das Spirea-Quartett aus Basel.

Spirea–Quartett. Foto: zVg

Der zweite Preis geht an das Trio Chagall, der dritte an das Trio Zeitgeist, alle von der FHNW. Ausgezeichnet wurden zudem das Helix-Trio von der FHNW und das Quatuor Amapola von der HEM sowie das Opus Five Quintet von der FHNW. 18 Ensembles hatten sich präsentiert.

Die Ausgzeichneten werden im kommenden Jahr am Swiss Chamber Music Festival Adelboden auftreten, das schwerpunktmässig den Orpheus-Siegern gewidmet ist (8. bis 17. September 2023). Weitere Auftrittsmöglichkeiten eröffnen sich einzelnen Ensembles am Festival Musikdorf Ernen, an den Zunftkonzerten Zürich und am Piano-Trio-Fest Bern.

Die drei Erstplatzierten gewinnen über die Auftrittsmöglichkeit hinaus Preise von 5000, 3000 und 2000 Franken sowie die Möglichkeit, einen von der Kulturstiftung Pro Helvetia finanzierten Kompositionsauftrag an eine schweizerische Nachwuchskomponistin vergeben zu können, deren Werk dann im Rahmen des Adelbodner Festivals zur Uraufführung gelangen wird.

 

Fideln und Meistergeigen

Eine neue Dauerausstellung an der Geigenbauschule in Brienz dokumentiert die Geschichte dieses Instruments in der Schweiz.

Fideln und Meistergeigen
Foto: Birgit Steinfels

Eine neue Dauerausstellung an der Geigenbauschule in Brienz dokumentiert die Geschichte dieses Instruments in der Schweiz.

Beim Ausbau der Schweizer Geigenbauschule in Brienz liessen sich zwei Schauräume einplanen. Der eine Raum zeigt die kürzlich eröffnete Dauerausstellung über Geigenbau und Geigenspiel in der Schweiz, der andere den Werdegang einer Geige, hauseigene Streichinstrumente als Leistungsausweis und dokumentiert die wechselhafte Geschichte der 1944 gegründeten Geigenbauschule.

Zugegeben: Das neue Geigenmuseum ist mit rund zwanzig Exponaten klein. Der Wanderer, der vom Bahnhof Brienz dem See entlang Richtung Kirche unterwegs ist und sich ein Bild der Schweizer Geige machen möchte, kann in zehn Minuten einen Überblick gewinnen. Wer sich aber Zeit nimmt für Texttafeln und all die Informationen, die über Monitore in Bild, gesprochenem Wort und Musikbeispielen zur Verfügung stehen, wird mit der originell präsentierten, vielseitigen Geschichte der Schweizer Geige belohnt.

Die Geige in Kunst- und Volksmusik

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Tenorgeige von Hans Krouchdaler, Oberbalm bei Bern, 1699

Das Thema «Von Fideln und Meistergeigen» lässt sich in der Schweiz bereits mit Exponaten aus dem späten 17. Jahrhundert veranschaulichen. In Oberbalm bei Bern fertigte der Tischler Hans Krouchdaler zwischen 1685 und 1699 Streichinstrumente an, die im Stil der alemannischen Schule aus dem Schwarzwald mit geometrischen und Pflanzenornamente verziert sind. Er gilt als einer der ältesten Geigenbauer nördlich der Alpen. Die Tenorgeige von 1699, ein prächtiges Zeugnis alter Handwerkskunst, dürfte in einem städtischen Collegium musicum gespielt worden sein. Diesem durch Hans-Rudolf Hösli, dem einstigen Leiter der Geigenbauschule, sorgfältig restaurierten Kunstinstrument wird eine vom Spieler selber oder von einem lokalen Schreiner gebastelte verrusste Bauernfidel aus Bellwald (Goms) entgegengestellt. Sie stammt ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert und erinnert an «hergelaufene» Musikanten, die oft verbotenerweise zum Tanz aufspielten.

In- und ausländische Geigenbauer

Das Spannungsfeld zwischen Volks- und Kunstmusik kann auch am Geigenbau des 19. Jahrhunderts beobachtet werden. Aloys Suter (1809–1892) aus Muotathal stellte Geigen für Volksmusiker her, war an der Entwicklung der Glarner Zither beteiligt und wanderte 1879 in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Amerika aus. In Newark bei New York gründete er ein Geschäft für Musikinstrumente, das bis ins frühe 20. Jahrhundert florierte.

Diesem wagemutigen Autodidakten aus dem Kanton Schwyz stehen ausländische Geigenbauer gegenüber, die sich in Schweizer Städten niedergelassen haben. Der experimentierfreudige Ostfranzose François Marie Pupunat (1802–1868) eröffnete in Lausanne ein Atelier, Giuseppe Fiorini (1861–1934) aus Bologna machte in Zürich sein Glück und August Meinel (1868–1961) kam aus Markneukirchen nach Basel. Dem Italiener ist es 1915 gelungen, Zeichnungen, Innenformen und alle Werkzeuge aus dem Nachlass des 1648 verstorbenen Antonio Stradivari zu erwerben und auf diese Weise den Cremoneser Geigenbau in der Schweiz einzuführen. Der Geigenbauer aus dem Vogtland aber brachte die Erfahrungen der Streichinstrumentenmacher aus dem Musikwinkel in die Schweiz und unterstützte zudem die baselländischen Amateur- und Blasorchester als Hornist und Dirigent. Unter den Schweizern, die den Geigenbau im Ausland erlernten, findet sich der Berner Gustav Methfessel (1839–1910), Sohn des Cellisten und Komponisten Adolph Methfessel, der seine Lehre in Regensburg machte. Er etablierte sich 1864 als erster Berner Geigenbauer in seiner Vaterstadt.

Schweizer Kompositionen für Streichinstrumente

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Blick in die Ausstellung mit der Bauernfidel aus Bellwald, 17. Jahrhundert.

Die reichhaltige Ton-Bar vermittelt eine verblüffende Auswahl an Schweizer Kompositionen für Streichinstrumente vom 18. bis ins 20. Jahrhundert und verrät die Musikkenntnisse des gegenwärtigen Leiters der Geigenbauschule, Olivier Krieger, langjähriger Orchestermusiker und Geigenbauer. In 20 Hörbeispielen ist Schweizer Geigenmusik jeder Art abrufbar: volkstümliche Solotänzchen aus Graubünden, alte und neue Appenzeller Streichmusik, ein Sonatensatz des Genfers Gaspard Fritz, Streichquartette von Joachim Raff, Hermann Suter, Fritz Brun, Fritz Voegelin und Roland Moser, Solostücke von Walter Courvoisier, Sätze aus Geigenkonzerten von Othmar Schoeck, Willy Burkhard, Caspar Diethelm und Robert Oboussier, Streichensembles von Frank Martin und Heinz Holliger sowie Cellomusik von Arthur Honegger und Hans Huber.

Die Geigenschule im Safiental

Neben international gefeierten Geigensolisten, die seit über hundert Jahren das Schweizer Konzertpublikum in städtischen Zentren und an alpinen Musikfestivals verzaubern, wird auch die stille Geigenpflege im bündnerischen Safiental (Surselva) präsentiert. Bereits im 19. Jahrhundert wurden die Knaben der Einzelhofsiedlungen durch weitsichtige Lehrer im Geigenbau und Geigenspiel unterrichtet. Eine der erhaltenen Tanzhandschriften ist in Brienz ausgestellt.

Die neue Ausstellung in der Schweizer Geigenbauschule vermittelt viele Impulse. Vielleicht hilft sie auch, den kulturellem Schatz aus dem Safiental zu heben.

Schweizer Geigenbauschule Brienz
Ausstellung «Von Fideln und Meistergeigen»
Öffnungszeiten: MI und FR 14–16 Uhr; Sa 11–15 Uhr
Freier Eintritt


www.geigenbauschule.ch

Grosszügigkeit im Dialog

Das Handbuch über philantropische Beziehungen von Elisa Bortoluzzi Dubach und Chiara Tinonin ist nun auf Deutsch erhältlich.

Dieses Buch, das bislang nur auf Italienisch erhältlich war, illustriert die wichtigsten Instrumente der Suche nach Mäzenen und Philanthropen und bietet nützliche Hinweise, um Aufgaben der Philanthropie zielgerichtet zu lösen. Es zeigt Schritt für Schritt auf, wie die richtigen Mäzene für ein Projekte ausfindig gemacht und die optimalen Rahmenbedingungen geschaffen werden können, um eine Zusammenarbeit mit diesen zu beginnen und positiv zu gestalten.

Großzügigkeit im Dialog wurde für all jene geschrieben, denen Mäzenatentum zugutekommen kann, für Philanthropie-Spezialisten, Kommunikationsfachleute, Marketingexperten, Mitarbeitende von Non-Profit-Organisationen, Kunst- und Kulturschaffende, aber auch Studierende und Menschen, die sich von Natur aus grosszügig für das Gemeinwohl engagieren.

Elisa Bortoluzzi Dubach, Chiara Tinonin: Grosszügigkeit im Dialog, Der Leitfaden für die Zusammenarbeit mit Mäzenen und Philanthropen, 200 Seiten, Fr. 29.00, Haupt, Bern 2022, ISBN 978-3-258-08284-4

Luzerner Anerkennung für Marco Liembd

Die Kulturförderungskommission des Kantons Luzern verleiht Marco Liembd den Kulturförderpreis in der Höhe von 15’000 Franken für sein langjähriges Engagement in der Luzerner Musikszene.

Marco Liembd. Foto: zVg

Seine ersten Spuren in der Luzerner Kulturlandschaft hinterliess Marco Liembd laut Mitteilung des Kantons als Sänger der Band «The Unborn Chikken Voices». 2001 wechselte er an das Radiomikrophon, arbeite als Musikchef von Radio 3FACH und später bei «Sounds» auf Radio SRF 3.

Ab 2010 war Liembd Musikchef bei Radio Pilatus und für die Beschallung der Zuhörerinnen und Zuhörer mit nationalem und internationalem Sound verantwortlich. Nach einer zweijährigen Anstellung im Luzerner Mehrspartenhaus Südpol, ist Liembd seit 2016 als Geschäftsführer beim Konzerthaus Schüür tätig.

Die Kulturförderungskommission zeichnet mit dem Kulturförderpreis jährlich Personen aus, die mit ihrem Werk, ihrer Tätigkeit oder auf andere Weise eine besondere Leistung für das kulturelle Leben des Kantons Luzern erbringen.

Jazzaar Festival Big Band Grammy-nominiert

Die Jazzaar Festival Big Band hat 2019 mit dem Bassisten Ron Carter am Festival Jazzaar in Aarau das Album «Remembering Bob Freedman» aufgenommen. Nun ist sie damit in der Kategorie Best Large Jazz Ensemble Album für einen Grammy nominiert.

Jazzaar Festival Big Band Grammy-nominiert
Foto (Symbolbild): Jens Thekkeveettil/unsplash.com

Die vier weiteren Nominierten sind die SWR Big Band (mit John Beasley und Magnus Lindgren), die WDR Big Band (mit Steve Gadd, Eddie Gomez und Ronnie Cuber) sowie das Generation Gap Jazz Orchestra (mit Steven Feifke, Bijon Watson) und Remy Le Boeuf’s Assembly Of Shadows. Ensembles aus der Schweiz und Deutschland sind damit unter den Nominierungen in der Mehrzahl.

Das Jazzaar Festival wurde von Fritz Renold und Helen Savari in den 1990er-Jahren gegründet. Es bietet musikalisch begabten Jugendlichen aus dem Aargau die Möglichkeit, zusammen mit internationalen Jazz-Koryphäen, insbesondere aus den USA, zu spielen.

Link zum Bild

Mehr Kantons-Gelder fürs Lucerne Festival

Die Stiftung Lucerne Festival soll vom Zweckverband Grosse Kulturbetriebe Kanton Luzern einen höheren jährlichen Betriebsbeitrag erhalten. Das Festival will sich «künstlerisch neu ausrichten». Der Kanton will zudem die regionale Kulturförderung generell weiterentwickeln.

Eröffnung Lucerne Festival 2022. Foto: © Priska Ketterer/Lucerne Festival

Der kantonale Betriebsbeitrag ans Lucerne Festival beträgt heute 1,168 Millionen Franken und soll bis 2026 auf 2,298 Millionen Franken erhöht werden. Für die Erhöhung der Subvention durch den Kanton Luzern wird dessen Beitrag an den Zweckverband Grosse Kulturbetriebe ab 2023 schrittweise um 660’000 Franken aufgestockt.

Mit der geplanten künstlerischen Neuausrichtung öffnet sich die Stiftung Lucerne Festival laut der Mitteilung des Kantons gegenüber «Innovationen im internationalen Kulturbereich». Die neuen Formate richteten sich nicht nur im Sommer, sondern auch verteilt über das ganze Jahr an das Publikum.

Die kantonsrätliche Kommission Erziehung, Bildung und Kultur (EBKK) hat zudem die vom Regierungsrat vorgelegte Botschaft zur Neuorganisation der regionalen Kulturförderung behandelt. Die EBKK vermisst, dass die kantonale Strukturförderung von regional bedeutenden Kulturinstitutionen geregelt wird. Sie beantragt mit grosser Mehrheit die Rückweisung der Botschaft und verlangt vom Regierungsrat, die Projekt- und Strukturförderung als Gesamtpaket für die politische Beratung auszuarbeiten.

Mit der beantragten Rückweisung fordert eine Mehrheit der Kommission den Regierungsrat auf, eine kantonale Regelung und Mitfinanzierung der regionalen Strukturförderung gemäss dem Prüfauftrag der Arbeits- und Steuerungsgruppe auszuarbeiten.
 

Diskriminierung in der Musikbranche

Eine Umfrage der britischen Independent Society of Musicians (ISM) zeigt, dass rund zwei Drittel der Beschäftigten in der Musikwirtschaft Diskriminierung erfahren. Am meisten leiden darunter die Frauen.

Foto: Mika Baumeister/unsplash.com (s. unten)

Ziel des Berichtes «Dignity at work 2: Discrimination in the music sector» war es, den kulturellen Wandel in der Musikbranche seit 2018 zu dokumentieren. Tatsächlich erklärten zwei Drittel der Befragten, dass sie am Arbeitsplatz Diskriminierung erlebt haben, davon 70 Prozent in der vergangenen fünf Jahren. Dies entspricht einem Anstieg um knapp die Hälfte. Vier Fünftel der Diskriminierungen betrafen Frauen.

Die Ergebnisse legt laut dem Studienteam nahe, dass Diskriminierung häufig als Mittel zur Wahrung von Macht und Kontrolle über andere eingesetzt wird, vor allem über jüngere Frauen, die ihren Karriereweg suchen. Drei Viertel der Diskriminierenden waren Personen mit höherem Dienstalter oder Meinungsführer, knapp die Hälfte Kolleginnen oder Kollegen und ein Viertel Drittpersonen (Publikum, Kunden und so weiter).

Vorfälle werden nicht gemeldet, weil die Betroffenen der Meinung sind, solches Verhalten sei fester Teil der Branchenkultur, weil es keine Stelle gibt, die solche Meldungen entgegennehmen würde oder weil der Verlust des Arbeitsplatzes befürchtet wird.

Link zur Studie:
https://www.ism.org/images/files/ISM-Dignity-2-report.pdf

 

In Genf werden Träume klingende Realität

Zwei der drei Final-Kompositionen für Vokalensemble am 76. Concours de Genève waren von Träumen inspiriert. Der Südkoreaner Shin Kim erhielt den 1. Preis.

Alle zwei Jahre findet im Rahmen des Concours de Genève, der trotz grosser Konkurrenz nach wie vor grosses internationales Ansehen geniesst, ein Kompositionswettbewerb statt, der die Tradition des 1959 von der Fondation Reine Marie José begründeten Prix International de Composition Musicale weiterführt und von dieser auch finanziell unterstützt wird.

97 Kandidatinnen und Kandidaten zwischen 18 und 39 Jahren aus 37 Ländern haben ihre Werke für die diesjährige Ausgabe eingereicht. Verlangt war ein 15- bis 20-minütiges Werk für ein sechsköpfiges Vokalensemble bestehend aus Bass, Bariton, Tenor, Mezzosopran, Sopran und hohem Sopran, wobei der Mezzosopran durch einen Countertenor hätte ersetzt werden dürfen. Der Einsatz von Elektronik war unter gewissen Bedingungen ebenfalls erlaubt.

Wie immer wurde eine hochkarätige Jury engagiert, die dieses Mal aus dem Jurypräsidenten Beat Furrer sowie Hans Abrahamsen, Unsuk Chin, Stefano Gervasoni und Isabel Mundry bestand. Obwohl die fachliche Kompetenz der Jury über jeden Zweifel erhaben ist, kann man sich fragen, ob tatsächlich alle Strömungen der zeitgenössischen Musik in ihr angemessen vertreten waren. Vom 20. bis am 22. Juni trafen sich die Jurymitglieder in der Fondation Bodmer in Cologny, um aus der riesigen Zahl der eingereichten Werke die drei Finalisten auszuwählen. Ob es möglich sein kann, ohne die Werke gehört zu haben, tatsächlich die eindeutig besten drei auszuwählen, bleibe dahingestellt.

Trotzdem konnte man sich uneingeschränkt auf ein spannendes Finale freuen, da für das Konzert mit den drei Werken vom 26. Oktober mit den Neuen Vocalsolisten aus Stuttgart ein weltweit bekanntes Spitzenensemble für Neue Musik als Interpreten gewonnen werden konnte. Die Finalisten waren der 1995 geborene Ungare Ármin Cservenák mit Madrigali, der gleichaltrige Japaner Yuki Nakahashi mit Settings und der 1994 geborene Shin Kim aus Südkorea mit The Song of Oneiroi, in dem auch Mikrofone zum Einsatz kamen (Elektronik: David Poissonnier).

Vom Spiegel des Selbst bis zur Tour de Force

Madrigali von Ármin Cservenák ist eine viersätzige Komposition auf Texte von Petrarca, Michelangelo und Giacinto Scelsi, die sich zwar auf Renaissance-Madrigale bezieht, ohne aber die Kompositionen der Vergangenheit zu zitieren. Die Musik des ersten und dritten Teils ist expressiv, häufig durch Zäsuren unterbrochen, dynamisch sehr unterschiedlich und nützt den ganzen Tonumfang des Ensembles aus, während die anderen Teile eher flächig mit geschickt eingesetzter Mikrotonalität und geräuschhaften Passagen komponiert sind. Der Komponist schreibt, Madrigali sei ein Werk über Träume und Visionen, Träumen ein Zustand oder Ort, wo sich uns das Unbewusste öffne und uns erlaube, uns besser kennenzulernen, wie ein ehrlicher Spiegel.

Für sein differenziertes Werk, das in gewissen Passagen an Vorbilder wie Salvatore Sciarrino erinnert, erhielt Ármin Cservenák, der in Graz bei Beat Furrer studiert, den 3. Preis sowie den Publikumspreis.

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Die drei Gewinner: V.l.: Shin Kim, Yuki Nakahashi, und Ármin Cservenák
Fotos: Anne-Laure Lechat

 

Settings von Yuki Nakahashi, in manchen Passagen stilistisch gar nicht so weit vom ersten Werk des Abends entfernt, ist insgesamt ein ziemlich introvertiertes Stück in acht Teilen. Der Komponist verwendet Texte, Strukturen und Kompositionstechniken aus Kantaten von Johann Sebastian Bach, die durch geräuschhafte Abschnitte kontrastiert und überlagert werden. Viele biblische Tiere bevölkern die Partitur, so ist etwa fast naiv das Blöken des verlassenen Schafes zu hören. Dass Yuki Nakahashi, der in Japan und in Paris, unter anderem bei Stefano Gervasoni, studiert hat, auch den Choral Es ist genug! zitiert, ist nach der erschütternden Wirkung, die dieses Zitat in Alban Bergs Violinkonzert auslöst, nicht mehr sonderlich originell. Die Jury erkannte dem japanischen Komponisten den 2. Preis zu, ausserdem erhielt er nicht weniger als drei Spezialpreise.

The Song of Oneiroi vertont keinen Text, sondern basiert auf den unterschiedlichen Klangfarben von Silben verschiedener Sprachen. In der griechischen Mythologie wurde die Verkörperung der Träume «Oneiroi» genannt. Shin Kim ist ein selbstbewusster junger Komponist, der sehr geschickt alle Ingredienzen für ein erfolgreiches Stück einzusetzen weiss. Sein Werk, eine wahre Tour de Force, war eindeutig das effektvollste des Konzerts, durch den Einsatz von Mikrofonen, durch Klatschen, Stampfen und Bodypercussion auch klanglich am vielseitigsten. Der Komponist kennt sich offensichtlich in der zeitgenössischen Vokaltechnik aus und schreckt auch nicht vor dynamischen Extremen zurück. Kim, der nach Studien in Seoul und Wien jetzt bei Rubens Askenar an der Royal Academy of Music in London studiert, erhielt für sein attraktives Werk den 1. Preis, der mit 15 000 Franken dotiert ist.

Die drei Komponisten und das hervorragende Solistenensemble aus Stuttgart wurden vom zahlreichen Publikum in der prachtvollen Salle Franz Liszt des Genfer Conservatoire begeistert gefeiert.

Basler Lautentage

Auf dem Campus der Musik-Akademie fanden vom 14. bis 18. September 2022 die «Basel Lute Days» statt, eine Kollaboration zwischen der Deutschen Lautengesellschaft und der Schola Cantorum Basiliensis. Ein internationales Fachpublikum verfolgte Konferenzen der International Musicological Society Study Group «Tablature in Western Music», die 2nd International Conference on Lute Study in Higher Education sowie das Internationale Lautenfestival der Deutschen Lautengesellschaft.

Am 14. September eröffnete John Griffiths ein Treffen der International Musicological Society Study Group «Tablature in Western Music» bei den Basel Lute Days. Den Start machte anschliessend Irina Döring mit der Besprechung von nicht eindeutig interpretierbaren Schreibweisen in den frühesten erhaltenen Lautentabulaturen. Besonders die Frage, wie bestimmte Zusammenklänge auszuführen seien – arpeggiert, gleichzeitig angeschlagen, mit Fingern oder mit Plektrum gezupft – wurde von ihr diskutiert. Maria Christina Clearys Vortrag griff eine ähnliche Thematik auf, allerdings mit Bezug auf spanische Harfentabulaturen des 16. Jahrhunderts, in denen Cleary zufolge auch intuitive Spielgesten zu finden seien. Im Anschluss machte Grzegorz Joachimiak auf die Problematik aufmerksam, dass manche Lautenwerke nur noch in Transkriptionen des 20. Jahrhunderts erhalten sind, während die Originalquellen kriegsbedingt verloren gingen. Exemplarisch führte er einen Fall vor und erörterte die Entstehungsumstände der Transkription. Anschliessend präsentierte Hector Sequera seine Beobachtungen zu Robert Ballards Lautenbüchern. Sequera stellte die These auf, dass angesichts der tiefgreifenden Veränderungen der Musik Anfang des 17. Jahrhunderts die Tabulaturen geradezu wie Fossilien dastanden und die stilistischen Veränderungen nicht widerspiegelten. Eine angemessene instrumentale Interpretation müsse dies aber berücksichtigen. Ebenfalls einer aufführungspraktischen Frage ging Sara Salloum nach, die sich mit ungewöhnlich platzierten Verzierungen im Margaret Board Lute Book beschäftigte. Sie konnte überzeugend darstellen, dass die Verzierungen mit den Haupttönen des Modus eines Stücks zusammenhängen. David Dolata verglich in seinem Vortrag die beiden Ausgaben von Vincenzo Galileis Lehrdialog Il Fronimo, die 1568 resp. 1584 erschienen waren. Die spätere Ausgabe ist um ca. 30 Seiten erweitert und behandelt Themen wie Stimmungen, Tastini, Lauten mit mehr als sechs Chören und spiegelt Galileis intensive Beschäftigung mit antiker Musiktheorie wider.

Offene Fragen bei Neueditionen

Schliesslich stellte Victor Coelho ein neues Grossprojekt der Lautenwelt vor: die Neuausgabe der Gesammelten Werke Francesco da Milanos. Die erste Gesamtausgabe, welche unter der Herausgeberschaft von Arthur J. Ness bereits 1970 erschienen ist, sei inzwischen naturgemäss nicht mehr auf dem neusten Stand und rechtfertige eine Neuausgabe. Anschaulich berichtete Coelho von den zahlreichen Problemen, die die neuen Herausgeber nun lösen müssten: Welche Stück stammen wirklich von Francesco, welche sind ihm nur zugeschrieben? Wie vertrauenswürdig sind die einzelnen Quellen? Wodurch unterscheiden sich italienische von nicht-italienischen Quellen? Welcher Quelle sollte im Falle einer mehrfachen Überlieferung der Vorzug gegeben werden? Usw. Ganz ähnliche Problem- und Fragestellungen griff Joshua Rifkin in seinem Vortrag auf, allerdings mit Bezug auf Josquin des Prez. Auch bei der Werküberlieferung Josquins gebe es viele Unklarheiten, und Rifkin konstatierte eine Neigung vieler Musikwissenschaftler, auch bei dürftiger Quellenlage Stücke berühmten Komponisten wie Josquin zuzuschreiben. Tatsächlich aber sei das erhaltene Œuvre von Josquin wahrscheinlich viel kleiner als bisher angenommen.
(Ya’qub El-Khaled)

Alte Musik und moderne Technik

Gleich zwei Programmpunkte schlugen den Bogen der «alten» Musik hin zur aktuellen Computertechnik: Kateryna Schöning stellte ihr neues, vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt «E-LAUTE: Electronic Linked, Annotated, and Unified Tablature Edition» vor. Hier geht es um nichts weniger als eine digitale, frei zugänglich Edition der Lautentabulaturen des deutschen Sprachraums zwischen 1450 und 1550, die nicht nur die Scans der Faksimiles, Transkriptionen in allen üblichen Tabulatursystemen, sondern auch aufführungspraktische Informationen, Audio-Aufnahmen und weiterführende Texte beinhalten wird. Daneben gab Schöning auch noch einen Überblick über ihr noch laufendes Projekt «Tablatures and Humanism – Semantics of Maxims and Music in 16th Century Lute Tablatures» (gefördert vom FWF).

Beim Roundtable zum Thema «New Technologies and Practices for Tablature Encoding» beleuchteten Laurent Pugin (Répertoire International des Sources Musicales RISM), David Lewis (University of Oxford), Reinier de Valk und Tim Crawford (Goldsmith University of London) verschiedene Aspekte, Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung im Kontext von Lautentabulaturen.
(Nicole Merkel)

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Lehrkräfte für Laute an der SCB/FHNW: v.l. Marc Lewon, Peter Croton, Julian Behr
Foto: Gregor von Dungen

Lauteninstrumente an der Hochschule

Als zweite Veranstaltung der Basel Lute Days schloss sich am 15. und 16. September die 2nd International Conference on Lute Study in Higher Education an. Bei dieser auf den recht begrenzten Bereich des Hochschulstudiums der Lauteninstrumente ausgerichteten Konferenz konnten keine schnellen administrativen Lösungen der vielfältigen pädagogischen Probleme, keine direkte Beeinflussung hochschulpolitischer Strukturen erwartet werden. Vielmehr ging es den aus aller Welt zusammengekommenen Lautenistinnen, Lautenisten, Lautenpädagoginnen, -pädagogen und -enthusiasten darum, Gedanken und Ideen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und die Vergangenheit der Laute mit ihrer Zukunft zu verbinden.

Die erste Konferenz dieser Art hatte im September 2019 an der Hochschule für Künste Bremen mit grossem Erfolg stattgefunden. Auch dieses Mal war die Riege der Vortragenden international und prominent besetzt und das Publikumsinteresse gross. Und wiederum bildeten die Vorträge eine grosse Bandbreite an Themen der Hochschulbildung junger Lautenisten ab. Nach Begrüssungsworten von Stephan Schmidt, Direktor der Hochschule für Musik der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Martin Kirnbauer, Leiter Forschung, Studiengangsleitung Theorie Alter Musik, Schola Cantorum Basiliensis (SCB) und Peter Croton (Dozent für Laute SCB, Präsident der Deutschen Lautengesellschaft und Organisator der Konferenz) gab Kelly Landerkin (SCB) in ihrem Eröffnungsvortrag Teaching Teachers: Early Music Pedagogy in the 21st century einen interessanten Überblick über die Entwicklung von Lehrmethoden der vergangenen Jahrhunderte und ihre Auswirkungen auf die moderne Lehre.

Hochschullehre historisch …

Die folgenden Vorträge behandelten teils direkt die Hochschullehre betreffende Themen: Marc Lewon, an der SCB als Professor für mittelalterliche und frühneuzeitliche Lauteninstrumente tätig, warf einen Blick zurück auf die Entwicklung seines Faches unter seinen Vorgängern Thomas Binkley, Ken Zuckerman und Crawford Young sowie auf die frühen Rekonstruktionsversuche mittelalterlicher Plektrumlauten. Seine Fragen «Was tue ich, warum tue ich es, und was wird von mir erwartet?» beantwortete er mit einem Überblick über die relevanten Entwicklungen der musikhistorischen Forschung zu Repertoire und Spieltechnik der vergangenen Jahrzehnte. Besonders interessiert betrachtete das fachkundige Publikum die mitgebrachten Instrumente wie z.B. Citole, Cetre und Giterne.

… in Grossbritannien …

Lynda Sayce, Lautenistin und Professorin für Theorbe an der Universität Birmingham, sprach über die vielfältigen Herausforderungen ihrer Tätigkeit innerhalb der universitären Strukturen auf Bachelor- und Masterniveau in Grossbritannien. Sowohl heterogene Vorkenntnisse als auch die Zugangsmöglichkeiten zu Studium, kostspieligen Instrumenten und Repertoire stellten die Studierenden vor erhebliche Probleme. Spontan wurde im Publikum die von Sayce vorgetragene Idee aufgegriffen, auf internationaler Basis eine Anthologie von Lehrmaterial für Theorbe zusammenzustellen.

… und gesellschaftskritisch

Die britische Lautenistin Elizabeth Kenny, Professorin für Laute an der Londoner Royal Academy of Music, ging in ihrem Vortrag auf die Problematik frühneuzeitlicher Liedtexte bei Aufführungen Alter Musik in der Zeit von Cancel-Culture- und Me-Too-Bewegungen ein. Wie solle ein Ensemble z. B. mit der veränderten Bewertung des Frauenbildes umgehen: kontextualisieren, abändern, vermeiden? Die Vergangenheit sei wie ein fremdes Land, in dem vieles anders gemacht werde, doch gebe es auch Musikstücke, die als Brücke zwischen den Jahrhunderten wirken könnten.

Basso continuo, Improvisation

Julian Behr, Professor für Laute an der SCB, stellte am Beispiel des sog. Carlo-G-Manuskriptes für Chitarrone aus dem frühen 17. Jahrhundert seine Überlegungen zur Basso-continuo-Praxis dar. Die Bassbegleitung ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung und der späteren Ensembletätigkeit von Lautenisten. Die ausgeschriebenen Bassstimmen in Versionen für Orgel und Chitarrone fasste Behr als Übergänge zwischen beziffertem Bass und Intavolierungen auf.

Auch der englische Lautenist Nigel North gab seine reichen Erfahrungen weiter: Er vermittelte unter Zuhilfenahme seiner Laute Grundlagen und typische Muster der für Improvisation und Interpretation wichtigen Melodieverzierungen frühneuzeitlicher, besonders englischer Lautenmusik, die selten in Originalquellen überliefert wurden.

Studieninhalte und Physiologie

Weitere Vorträge boten ebenfalls konkrete Anleitungen zum Lautenstudium. So referierte Peter Croton, der an der Schola Cantorum Laute und Generalbass unterrichtet, über die Ausbildung für Barocklaute im 21. Jahrhundert, illustriert durch Beispiele aus seinem Lehrbuch. Anspruchsvolle Konzerte setzten viel Wissen um theoretische Zusammenhänge basierend auf historischen Quellen voraus. Der Unterricht für Lauteninstrumente müsse, fand Croton, jedoch auch das Verständnis von rhetorischen Elementen, Phrasierungen, Klangvorstellungen sowie eine anatomisch nicht belastende Haltung beim Spielen und effiziente Übepraktiken vermitteln.

Dem letztgenannten Thema widmete Paul O’Dette seinen lebhaften Vortrag. Die «Kunst des Übens» («The Art of Practicing») bestehe aus gezielten Problemlösungen. Bereichert durch zahlreiche praktische Beispiele und Tipps wusste er das Publikum davon zu überzeugen, dass ein überlegtes und motiviertes Üben nicht nur für Anfänger unverzichtbar und produktiv sei.

Einem ebenfalls grundlegenden Thema widmete der Lautenist und Physiotherapeut Jacob Heringman seinen Vortrag: Er sprach über den grossen Nutzen der von F. M. Alexander entwickelten ergonomisch orientierten Technik auch für Lautenisten. Haltungsschäden und chronische Beschwerden, so wurde auch aus Rückmeldungen aus dem Publikum deutlich, sind nicht selten und erfordern eine frühe Erkennung und Korrektur von Bewegungsabläufen.

Quellenstudium

Die Erforschung alter Musikdrucke und -manuskripte und das Studium von Originalquellen, so wurde allseits erneut betont, müssten Studierenden Alter Musik als unverzichtbare Fähigkeiten vermittelt werden. Diese Aspekte beleuchteten die Vorträge von Andrea Damiani, Paul Breier und Catherine Liddell.

Andrea Damiani, Professor für Laute in Rom, referierte über Musikstücke verschiedener Komponisten aus dem Konvolut von Lautenmanuskripten des 17. Jahrhunderts aus dem Castelbarco-Albani-Archiv in Pesaro. Die von Damiani in ihrer musikalischen Struktur vorgestellten und später in einem Konzert auf der Laute erstmals zu Gehör gebrachte Beispiele, Orazio und Malatesta Albani zugeschrieben, beeindruckten in ihrer Komplexität und Schönheit.

Paul Breier (Mailand) unterzog das Lautenbuch des Vincenco Capirola, eines der schönsten, farbig illustrierten und musikalisch ergiebigsten Manuskripte des frühen 16. Jahrhunderts, einer Analyse im Hinblick auf seine Publikationsgeschichte durch Capirolas Schüler Vidal. Sowohl die Selbstdarstellung Vidals und die Frage nach Autorisierung des Manuskripts durch Capirola wurden diskutiert.

Die Lautenistin und Vorsitzende der Lute Society of America Catherine Liddell nahm die mit allegorischen Titeln bezeichneten Musikstücke für Laute in Denis Gaultiers Rhétorique des Dieux aus der Mitte des 17. Jahrhunderts in den Blick, indem sie ihre Gedanken über einen Zusammenhang der Titel und der musikalischen Struktur der Lautenmusik darstellte.

Konzerte und Diskussionen

Alle Vortragenden (viele davon Absolventen der SCB) präsentierten sich in drei gut besuchten Konzerten mit einem musikhistorisch und stilistisch breit gefächerten Repertoire auf unterschiedlichen Lauteninstrumenten; einige nahmen Bezug auf ihre Vortragsthemen.

Wichtige Denkanstösse trugen darüber hinaus zwei Round-Table-Diskussionen bei: Die überaus heterogenen Erfahrungen und Möglichkeiten beim Studium der Laute an europäischen Lehrinstituten wurden im Gespräch der acht Studierenden und jungen Absolventen aus sechs Ländern zum Thema «Studying the Lute from the Student’s Perspective» deutlich. Der Wissenserwerb zum Continuospiel wurde als besonders wichtig erachtet. Einige zogen eine spätere pädagogische Tätigkeit in Betracht. Die abschliessende Diskussionsrunde der Lehrenden zu Fortschritten und Perspektiven der Hochschullehre für Laute fasste Anregungen der vergangenen Tage und Gedanken zum modernen Lehrer-Schüler-Verhältnis zusammen. Sowohl Studierende, Lehrende, Interpretierende als auch nicht-professionelle Lautenistinnen und Lautenisten konnten aus dieser sehr gut organisierten Veranstaltung eine Fülle neuer Erkenntnisse und Anregungen zum Nutzen der Lautenwelt mitnehmen.
(Sigrid Wirth)

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Referenten an der Konferenz : v.l. Catherine Liddell, Nigel North, Paul O’Dette, John Griffiths, Julian Behr, Andrea Damiani, Jacob Heringman, Elizabeth Kenny, Lydna Sayce, Marc Lewon, Peter Croton
Foto: Polivios

Forschungsportal zur Bach-Dynastie

In einem Zeitraum von 25 Jahren sollen erstmals sämtliche verfügbare archivalische Quellen zur gesamten Musikerfamilie Bach digital erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht werden.

Thomasschule in Leipzig 1896. Bachs Familie wohnte im linken Drittel des Hauses. Nachweis: s. unten,SMPV

Das Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig mit Sitz am Bach-Archiv Leipzig ist Teil des Akademienprogramms, das als derzeit grösstes geistes- und kulturwissenschaftliches Langfrist-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern getragen und von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.

Nachdem in der Kooperation von Bach-Archiv Leipzig und Sächsischer Akademie der Wissenschaften im Rahmen des drittmittelgeförderten Projekts Bach-Repertorium sämtliche Kompositionen von Mitgliedern der Musikerfamilie Bach erschlossen wurden, wird laut Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig und Projektleiter des zukünftigen Akademieprojekt, damit die Erkundung, Sicherung und  Auswertung der archivalischen Zeugnisse im Vordergrund stehen.

Originalartikel:
https://www.saw-leipzig.de/de/aktuelles/neuvorhaben-bewilligt-forschungsportal-bach

Tomica an Chopin-Wettbewerb erfolgreich

Mateusz Tomica, Student an der Berner Hochschule der Künste (HKB), ist unter den Siegern des XII. Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs in Darmstadt.

Der aus Polen stammende Mateusz Tomica studiert Master Music Performance Klassik an der Hochschule der Künste Bern HKB.  Statt eines ersten Preises vergab die Jury zwei zweite Preise. Tomica gewann ausserdem den Mazurkenpreis.

Die Jury für den Wettbewerb 2022 bestand aus: Kevin Kenner (USA, Vorsitz), Katarzyna Popowa-Zydron (BUL/PL), Dina Yoffe (LET), Alexander Kobrin (USA), Christopher Elton (GB), Martin Kasik (CZ), Sabine Simon (D), Aleksandra Mikulska (PL/D).

Tomica an Chopin-Wettbewerb erfolgreich

Mateusz Tomica, Student an der Berner Hochschule der Künste (HKB), ist unter den Siegern des XII. Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs in Darmstadt.

Mateusz Tomica (Foto: Wojciech Walniczek)

Der aus Polen stammende Mateusz Tomica studiert Master Music Performance Klassik an der Hochschule der Künste Bern HKB.  Statt eines ersten Preises vergab die Jury zwei zweite Preise. Tomica gewann ausserdem den Mazurkenpreis.

Die Jury für den Wettbewerb 2022 bestand aus: Kevin Kenner (USA, Vorsitz), Katarzyna Popowa-Zydron (BUL/PL), Dina Yoffe (LET), Alexander Kobrin (USA), Christopher Elton (GB), Martin Kasik (CZ), Sabine Simon (D), Aleksandra Mikulska (PL/D).

Mehr Geld für Basler Popmusik

Das Förderbudget des Musikbüros Basel zur Unterstützung in den Bereichen «Professionals» und «Business» wird verdoppelt, ein Meilenstein für die Popmusikförderung der Region Basel.

Bild: zVg

Das bisherige Budget ist vom Grossen Rat des Kantons verdoppelt worden. So könne die Zahl der unterstützen Tonträgerproduktionen, Tourneen und Musikvideos massiv erhöht werden, heisst es in der Medienmitteilung. Durch die Erhöhung im Bereich «Business» könnten «Musikschaffende und Agenturen im Bereich Booking und Management stärker unterstützt werden und so für ein professionelles Umfeld für die regionale Musikszene sorgen».

Das Musikbüro Basel (davor Rockförderverein, später RFV) setzt sich seit fast 30 Jahren für die Interessen der Populärmusik in der Region Basel ein. Dies nicht nur in der Szene sondern auch auf politischer Ebene. Zuletzt war das Musikbüro Basel Teil des Initiativkomitees der erfolgreichen Trinkgeldinitiative. Dieser Erfolg wirkt sich nun direkt auf die Fördermassnahmen aus.

Musikalität neu beleuchtet

Was sagt die Fähigkeit, im Takt klatschen zu können, über die Musikalität eines Menschen insgesamt aus? Dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main nachgegangen.

Foto: Lusoimages/depositphoto.com,SMPV

Insgesamt 5648 Personen gaben ihre genetischen Daten an, füllten Fragebögen zu musikalischen Themen aus und lösten musikbezogene Aufgaben. Unter anderem wurde gemessen, wie gut sie Rhythmen, Melodien und Tonhöhen unterscheiden konnten. Auf Basis der genetischen Daten berechnete das Team einen sogenannten «Polygenic Score» für Rhythmusgefühl (PGSrhythm)  – eine Art Indikator für die genetische Veranlagung für Rhythmusgefühl.

Der PGSrhythm ist in der Lage, die allgemeine Musikalität vorherzusagen. Denn genetische Varianten, die dem Rhythmusgefühl zugrunde liegen, stehen auch im Zusammenhang mit anderen Aspekten von Musikalität. Dazu gehören zum Beispiel die Fähigkeiten, einer Melodie zu folgen oder Tonhöhe und Rhythmus zu unterscheiden, aber auch die Zeit, die Menschen mit dem Üben oder Hören von Musik allgemein verbringen.

Darüber hinaus stellte das Team einen Zusammenhang zwischen dem musikalischen Umfeld in der Kindheit und dem PGSrhythm fest, was auf eine Wechselbeziehung zwischen Genen und Umwelt hindeutet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der PGSrhythm die allgemeine Musikalität von Menschen vorhersagen kann, ebenso die Neigung, Musik zu geniessen und sich mit ihr zu beschäftigen, wozu auch tänzerische Fähigkeiten zählen.

Originalartikel:
https://www.aesthetics.mpg.de/newsroom/news/news-artikel/article/neue-erkenntnisse-zu-genetischen-einfluessen-auf-musikalitaet.html

Langenthal verleiht Kulturpreise

Die Stadt Langenthal zeichnet fünf herausragende Kulturpersönlichkeiten mit Kulturpreisen 2022 aus. Beat Wälchli, Rainer Walker und Christoph Schuler werden für ihr jahrzehntelanges grosses Engagement als Kulturvermittler in Langenthal und weit darüber hinaus gewürdigt.

Laura Schuler. Foto: zVg

Die beiden jungen Musikschaffenden Laura Schuler und Luzius Schuler aus Langenthal werden für ihren bisherigen Leistungsausweis honoriert und für ihr Zukunftspotenzial gefördert. Die fünf Kulturpreise sind mit je 3000 Franken dotiert.

Beat Wälchli wird für sein jahrzehntelanges, sehr engagiertes Wirken als Kulturveranstalter, Kunstvermittler und Kunstförderer in Langenthal und im Oberaargau seit den späten 1980er-Jahren ausgezeichnet. Die von ihm gegründete und geleitete Gartenoper Langenthal hat seit 2012 fünf eigene Opernproduktionen im Rosengarten der Alten Mühle für ein breites kulturbegeistertes Publikum umgesetzt.

Rainer Walker hat als Leiter der Oberaargauischen Musikschule Langenthal seit 2005 und als unermüdlicher Botschafter des Musizierens die musikalische Bildung und die Musikvermittlung in der Region geprägt. Christoph Schuler wird für sein langjähriges Schaffen als renommierter Erbauer und Erforscher von historischen Holzblasinstrumenten und als engagierter Vermittler von Alter Musik auf historischen Instrumenten und von Volksmusik aus der Schweiz und aus Europa ausgezeichnet.

Laura Schuler studierte an der Jazzschule in Bern und arbeitet als freischaffende Musikerin in diversen Projekten, Solo, als Leaderin, Co-Leaderin oder Sidewomen. Luzius Schuler studierte an der Hochschule der Künste Bern, ist freischaffender Musiker, Komponist und Produzent und wirkt in diversen Bands im Bereich Jazz, Improvisation und Pop mit.

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