Angriff auf deutsche Künstlersozialabgabe erfolglos

Eine vom Bund der Steuerzahler unterstützte Beschwerde bezüglich der Rechtmässigkeit der Künstlersozialabgabe aus dem Jahr 2015 ist vom deutschen Bundesverfassungsgericht einstimmig abgelehnt worden. Die Entscheidung ist unanfechtbar.

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Foto: Dr. Ronald Kunze/wikimedia commons

Die Künstlersozialabgabe sichert zusammen mit dem Beitrag der Versicherten und einem Bundeszuschuss die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung der über die Künstlersozialkasse versicherten freiberuflichen Künstler und Publizisten. Sie fällt laut der Mitteilung des Deutschen Kulturrates an, wenn Unternehmen mit freiberuflichen Künstlern und Publizisten zusammenarbeiten.

In diesem Jahr beträgt die Künstlersozialabgabe 4,2 Prozent der von den Unternehmen an freiberufliche Künstler und Publizisten gezahlten Honorare. Der Abgabesatz konnte damit erneut gesenkt werden, was auch mit der kontinuierlichen Prüfung der Unternehmen im Rahmen der turnusgemäßen Prüfung durch die Deutsche Rentenversicherung zurückzuführen ist. Sie führe dazu, dass alle abgabepflichtigen Unternehmen ihrer Verpflichtung nachkommen, schreibt der Deutsche Kulturrat weiter.

Im Entwurf des Koalitionsvertrags von CDU, CSU und SPD werde die grosse Bedeutung der Künstlersozialversicherung ebenfalls unterstrichen, erklärt dazu Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Obskur bleibe, bei dem Versuch die Künstlersozialabgabe beim Bundesverfassungsgericht anzufechten, aber die Rolle des Bundes der Steuerzahler, der letztlich mit dieser Aktion die Privatwirtschaft auf Kosten des Steuerzahlers habe entlasten wollen. Hätte das Bundesverfassungsgericht die Künstlersozialabgabe für verfassungswidrig erklärt, hätte der Staat mit Steuermitteln die gerissene Lücke bei der Finanzierung der Künstlersozialversicherung schliessen müssen, die Künstlerinnen und Künstler seien wegen ihres extrem geringen Einkommens dazu nicht in der Lage.

Szenepreise für Schweizer Rapper

Die Schweizer Rapszene hat mit «Lyric» ein Szenemagazin, das mittlerweile zum dritten Mal einen «Urban-Musikpreis» verleiht. Es kann online abgestimmt werden.

Foto: Antonio Rull/flickr.com

Der Aufschwung von Schweizer HipHop sei 2017 so intensiv spürbar geworden wie noch nie zuvor, schreiben die Macher von «Lyrics». Trotzdem kämpfe das Genre immer noch um Akzeptanz und Anerkennung – sowohl in der hiesigen Musikindustrie sowie in der Gesellschaft.

Die Awards sollen dazu dienen, herausragendes musikalisches Schaffen auszuzeichnen, «um damit ein Zeichen in der ganzen Musikszene zu setzen». Überdies sollten die Wertschätzung und die Ideologie, dass ein Weiterkommen nur gemeinsam stattfinden könne, in der HipHop-Branche unterstrichen und entwickelt werden.

«Lyrics» ist laut Selbstdefinition «das grösste und relevanteste Urban-Medium der Schweiz». Die HipHop-Community in der Schweiz diskutiere, informiere und unterhalte sich auf seinen  Plattformen – dem Printmagazin, der Webseite und den Social-Media-Kanälen.

Mehr Infos:
lyricsmagazin.ch/2018/02/14/best-producer-lyrics-awards-2018/

Welten verbinden

Vor drei Jahren gründete eine junge Klarinettistin ein Klassikfestival mit Fokus auf jüdisch geprägte Musik. Vom 25. bis 28. Januar durfte man in Basel eine reichhaltige vierte Ausgabe erleben.

«Ayre» von Osvaldo Golijov mit der Sopranistin Nora Fischer. Foto: Liron Erel

2015 begann die heute bereits erfolgreiche Geschichte des Mizmorim-Festivals mit der «Neuen Jüdischen Schule», einer Art musikalischer Spurensuche nach dem jüdischen Nationalstil im 20. Jahrhundert. Ein Jahr später kamen unter dem Motto «America!» amerikanisch-jüdische Komponisten wie Steve Reich, Aaron Copland oder Philip Glass zur Aufführung. Im vergangenen Jahr wechselte die Himmelsrichtung auf «Go East». Hier waren spannende Begegnungen mit György Kurtág, Felix Mendelssohn, György Ligeti zu erleben.

Auch in diesem Jahr setzte die künstlerische Leiterin und Gründerin des Festivals Michal Lewkowicz eine breite Palette von spannenden und stilistisch unterschiedlichen Stücken aufs Programm. Unter dem Titel «Orient und Okzident» sollte ein Bogen zwischen Ost und West geschlagen werden. Das ist auf sinnige Weise geglückt, und die Ausführenden musizierten, wie schon in der Vergangenheit, auf herausragendem Niveau.
 

Liederzyklus als Performance

Einige rote Fäden ziehen sich durch die noch junge Festivalgeschichte: Wortbeiträge – dieses Jahr gab es eine Diskussionsrunde über die jüdische Musiktradition –, Einführungen, Schauspielszenen, Kinder- und Familienkonzerte sowie Künstler, die wiederholt zu erleben sind, wie etwa die Pianisten Noam Greenberg und Menachem Wiesenberg oder das Doric-Quartett aus England. Unter den Komponisten findet sich ein Name, der sich bei Mizmorim zu etablieren scheint: Osvaldo Golijov. Schon 2015 verblüffte der Argentinier mit The Dreams and Prayers of Isaac The Blind, in dem er moderne Klänge mit Elementen jüdischer Volksmusik elegant verband. Auch 2016 war er wieder präsent und in diesem Jahr meldete er sich mit Ayre, einem Liederzyklus für Sopran und zwölf Musiker, Sound Design und Dirigent (Nicholas Daniel), stark zurück. Das Werk ist gemäss Programmtext inspiriert vom mittelalterlichen Spanien, als Christen, Juden und Muslime lange Zeit friedlich zusammenlebten. Im Zentrum dieses packenden Stücks stand mit der Solistin Nora Fischer eine Künstlerin, die nicht nur Lieder sang, sondern eine erstklassige Performance auf die Bretter der Gare du Nord legte. Sie brillierte stimmlich in allen Lagen und verband einen intensiven Ausdruck mit verschiedenen Stilen wie Klassik, synagogaler, Tango- und Rockmusik. Darüber hinaus transportierte das Werk auf treffende Weise den Anspruch des Festivals: Es schlug mit seinem Stilmix eine musikalische Brücke zwischen Orient und Okzident.

Wüstenwind und Schubert

Am selben Abend waren einige bemerkenswerte Beiträge in kleiner Besetzung zu hören. In familiärer Atmosphäre – alle Musiker blieben auf der Bühne und hörten einander zu – spielten Teodoro Anzellotti (Akkordeon) und Hélène Clément (Bratsche) einige Lieder aus Schuberts Winterreise, und zwar aus den Originalnoten – eine hörenswerte Klangvariante. John Myerscough interpretierte umwerfend brillant Alone für Cello solo, André Klénès’ Rose du Vent in der ungewohnten Besetzung für Gitarre (Adrien Brogna) und Kontrabass (Winfried Holzenkamp) klang verführerisch und Teodoro Anzellotti interpretierte drei wunderbar schräge Sätze aus Mauricio Kagels Rrrrr…

Neu wurde 2018 ein Kompositionsauftrag vergeben, diesmal an Josef Bardanashvili; im nächsten Jahr soll die Schiene des «Composer in residence» fortgeführt werden. Das Oktett Desert Wind für Klarinette, Fagott, Horn, Streichquartett und Kontrabass des aus Georgien stammenden Israeli, vermochte das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Bardanashvili versteht sein Stück quasi als Spiegelung des Oktetts in F-Dur von Franz Schubert in derselben Besetzung. Es wurde deshalb auch am selben Abend von denselben Künstlern aufgeführt. Das Doric-Quartett, Kontrabass und Bläser stimulierten das Publikum mit ihrer zauberhaft leichten und tänzerischen Spielweise.

Neben dem erwähnten Oktett war Schubert am Festival auch mit der Klaviersonate Nr. 21 in B-Dur, den Variationen für Klavier vierhändig (D 813) und der Fantasie in f-Moll vierhändig (D 940) präsent. Besonders freute sich die Festivalleiterin auf Mizmor (Psalm) 92 für vierstimmigen Chor (mit der Mädchen- und Knabenkantorei Basel), ein Stück, das eine Besonderheit in Schuberts Schaffen darstellt, da er darin einen hebräischen Text vertonte.

Am Abschlussabend sah man sich alsdann im Okzident angekommen. Die Besucher im Bird’s Eye Jazzclub erlebten einen Tangoabend der feinen Art. Der renommierte, aus Argentinien stammende Komponist und Bandoneonist Marcelo Nisinman musizierte mit Band in der Besetzung Flöte, Klavier und Kontrabass seine stilistisch eigenwilligen Tangos sowie Originale unter anderem von Astor Piazzolla. 

Das nächste Mizmorim-Festival findet im Januar 2019 unter dem Titel «Wien» statt. Erstmals ist als «Aussenstation» ein Tag in Zürich sowie ein Kompositionswettbewerb geplant. Eingereicht werden kann bis am 1. Mai 2018 ein Stück für Klavier zu vier Händen. Weitere Informationen dazu unter: www.mizmorimfestival.com/take-action

Prekariat der österreichischen Kulturschaffenden

Notorisch bekannt ist, dass in der Kulturwirtschaft überproportional viele Beschäftigte im Laufe ihrer Lebensarbeitszeit prekär beschäftigt sind. Ein aktuelle Detailstudie wirft nun ein Licht auf die Verhältnisse in Österreich.

Foto: Stephan Dinges/flickr.com

Die Studie «Unselbstständig, Selbstständig, Erwerbslos» besteht aus zwei Teilen: einerseits einem juristischen Teil, der bereits publiziert ist, und andererseits dem nun vorliegenden sozialwissenschaftlichen Teil. Letzterer beschäftigt sich mit zentralen Problem- und Konfliktfeldern, mit denen Kunstschaffende im Bereich der auf Arbeitslosigkeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme in Österreich konfrontiert sind.

Methodisch basiert der Studienteil auf einer qualitativ-inhaltsanalytischen Auswertung von acht leitfadengestützten Expertiseninterviews mit explorativem Charakter. Die Auswahl der Expertinnen und Experten konzentrierte sich dabei auf Mitglieder zentraler Interessengemeinschaften (IGs) des Kunstfeldes beziehungsweise von relevanten Behörden und Institutionen im Bereich der sozialen Absicherung.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden: kulturrat.at/kulturrat_studie_2017.pdf

Masse statt Klasse

Dem Stuttgarter Eclat-Festival fehlen die Verbindlichkeit und die musikalische Basis. Zum Glück gibts Ausnahmen.

Marianthi Papalexandri-Alexandri und Pe Lang: «Distanz». Foto: Martin Sigmund

Es ist bekannt aus Kinderzeiten: Zwei Blechdosen transportieren Schall, sofern sie mit einem gespannten Faden verbunden sind. Marianthi Papalexandri-Alexandri nutzt das Prinzip, färbt es aber durchaus erwachsen ein. Die in Zürich, Berlin und im amerikanischen Ithaka arbeitende Klangkünstlerin verbindet also ein Cello mit Flächen aus grauem Karton. Mal so etwas wie Schabgeräusche des Bogens kommen so von den Kartonflächen, mal auch rundere Klänge des Cellos. Was einfach klingt, entwickelt im Verlauf der etwa 30-minütigen Performance einen unglaublichen Sog. Papalexandri-Alexandri hat einfach ein feines Händchen für visuelle Inszenierungen und für die sensiblen «Klang-Aktionen» der Cellistin Séverine Ballon. Schon im Rahmen der jüngsten Donaueschinger Musiktage überzeugte die 1974 in Thessaloniki Geborene mit ihren Klanginstallationen. Mit Distanz ist ihr erneut eine rundum stimmige Arbeit gelungen, auch diesmal entwickelt mit dem findigen Kinetik-Künstler Pe Lang.

Das Multimediale ist nach wie vor «in» – bedingt durch unsere Smartphone-Welten, durch das Bemühen, der Musik mehr «Leben» einzuhauchen, vielleicht auch – negativ gesehen – durch eine gewisse Ratlosigkeit darüber, was Musik allein noch leisten kann. Fest steht: Nicht allen Komponisten gelingt die «Verfransung der Künste». Clemens Gadenstätter aus Österreich präsentiert im Rahmen des Eclat-Festivals ein umfangreiches Musiktheater namens Daily Transformations mit Instrumental- und Vokalensemble, Video und gesprochenen Texten. Mehr als eine Stunde dauert es, versandet aber schon frühzeitig in einer unverbindlichen Gemengelage. Eintönig die Musik, unverständlich die Texte und Videos. Wer sich auf Sinnsuche begibt, kann nur zum Schluss kommen: Offenbar geht es um narrative Verweigerung, um zerrissene Kontinuitäten, die ja – irgendwo – auch mit unseren Lebenswelten zu tun haben.
 

Verfranst in der Verfransung

«Less is more», weniger ist mehr – das hatte schon der Architekt Mies van der Rohe erkannt. Doch unter den Stuttgarter Komponisten und Künstlern hat es sich leider nicht herumgesprochen. Beim Eclat-Festival gibt es nicht nur 24 Uraufführungen, sondern auch viele Videos und leider auch populistisch aufgemotzte Konzerte mit billigen Kabarett-Einlagen, die sich vor allem das Stuttgarter Gesangsensemble Neue Vocalsolisten zu eigen macht. Mehr als freundliches Lächeln hat das Publikum dafür nicht mehr übrig. Dennoch kommt fast kein Vocalsolisten-Konzert mehr aus ohne übertriebene Mimik oder billige Gags von der Art, dass ein Musiker durch seine Querflöte ins Publikum blickt. Aha, ein Fernrohr also!

«Was zum Teufel ist mit der Musik los?» Das fragte schon der Schweizer Musiktheoretiker und Cellist Urs Frauchiger Anfang der 1980er-Jahre. Frauchiger hatte auch den Festivalbetrieb im Visier, der der Musik, der Freude am puren Hören nicht mehr traut. Für die Musik ist das naturgemäss eine gefährliche Entwicklung, die dann gebannt werden könnte, wenn Dramaturgen und Konzertveranstalter wieder ein Gespür für Gehaltvolles entwickeln und für eine gute Programmierung. Márton Illés, der 1975 geborene Ungar, schreibt wunderbare Musik: substanzielle, verbindliche Klänge tönen in seinem von den Neuen Vocalsolisten – nun ohne Gags – präsentierten Hang-Rajzok. Davor kam ein sehr dichtes passwords für sechs Stimmen vom Altmeister Georges Aperghis. Zwischen den Vokalstücken ein imponierend, auf Naturtöne komponiertes Ultimi Fiori der italienischen Komponistin Francesca Verunelli. Just dieses pausenlose 45-minütige Konzert war ein Highlight des Eclat-Festivals.

Ungleich lauter geriet das Konzert mit dem Ensemble ascolta. Stefan Keller, 1974 in Zürich geboren und 2004 mit dem Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart ausgezeichnet, schrieb ein uraufgeführtes hybrid gaits für Drumset, Keyboard und Ensemble. Ein Schwerpunkt des fast 20-minütigen Stücks liegt auf der rhythmischen Ebene; folgerichtig stehen das Schlagzeug und der fulminante Solist Daniel Eichholz im Zentrum. Für die Klangbalance hat ein im Rock gebräuchliches Drumset Konsequenzen. Einzig laute Bläser und ein Keyboard mit synthetisierten und gesampelten Sounds können mit einer Snare konkurrieren. Keller hält wenig von stilistischen Schubladen. Am Ende erinnert sein hybrid gaits aber doch an Free Jazz – was ja kein schlechtes Zeichen sein muss, wenn man an dessen Frische und Unvorhersehbarkeit denkt.
 

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Eclat

Blick über den Gartenhag

Das Forum Musikalische Bildung (FMB) beschäftigte sich in diesem Jahr mit dem Thema «Veränderung: Chance oder Bedrohung». Hintergrundwissen, Austausch und Innovation erwiesen sich als Mittel, positiv mitzugestalten.

Joël Luc Cachelin sagt, man müsse nicht alles mitmachen. Foto: Niklaus Rüegg

 

Die Megatrends Alter, Migration und Digitalisierung verändern unser Leben. Sie in Verbindung mit musikpädagogischer Innovation zu betrachten, lockte eine Rekordzahl von Besuchern an die VMS-Fachtagung: Am Freitag, 19. Januar, fanden 230 Teilnehmende den Weg in den Trafo in Baden, am Samstag waren es noch einmal 190.

Die Essenz der zwei intensiven Tage könnte lauten: Wer sich auf den Weg macht, empfindet Veränderung als Befreiung – wer die Augen davor verschliesst, als Bedrohung. Veränderungen können Aufbruch bedeuten, aber auch Gefahr, wenn sie zu schnell oder in die falsche Richtung laufen. Den Zuhörern wurde dies ausgerechnet beim Thema Digitalisierung, das heute schon fast als ein Synonym für Veränderung gilt, vor Augen geführt: «Man muss nicht alles mitmachen, aber prüfen, welche Technologien der Vernetzung welche Vor- und Nachteile haben», formulierte es der Vordenker Joël Luc Cachelin.

Die «Alten» machen den Auftakt

Für einen stimmigen musikalischen Auftakt sorgte das Senioren-Orchester Baden mit der Solistin Michelle Süess (Trompete) mit Werken von Mozart und Friedrich Dionys Weber. Am zweiten Tag war das Trio Dolce Vita, Gewinner des 1. Preises mit Auszeichnung am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb und des VMS-Sonderpreises, an der Reihe. Das Trio in der Besetzung Blockflöte, Violine, Cello begeisterte mit Stücken von Frescobaldi, Telemann und Matteis.

Das Duo Calva muss nicht mehr vorgestellt werden. Mit einer witzigen Show und atemberaubender Virtuosität bewies es, dass sich klassische Musik und Humor nicht auszuschliessen brauchen.

Jonathan Bennett, Professor und Leiter des Instituts Alter an der Berner Fachhochschule, sprach über einen relativ neuen Markt, den Musikunterricht im reiferen Alter. Er präsentierte die Ergebnisse seiner Studie zu den Bedürfnissen, Zielsetzungen und Grenzen des Musikunterrichts für ältere Menschen aus der Sicht von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen. Die Motive der lernwilligen älteren Menschen sind ebenso vielfältig wie es unterschiedliche Biografien gibt. Den kleinsten gemeinsamen Nenner umschreibt Bennett so: «Alle sind sich bewusst darüber, welche Bedürfnisse sie befriedigen möchten.» Im Unterricht sind ältere Menschen fordernd und kritisch, auch sich selbst gegenüber. Sie wollen verstehen und nicht einfach tun. Eine Lehrperson sollte sich dementsprechend mehr als fragende, begleitende und erklärende Fachperson einbringen.

Andere Länder, ähnliche Richtlinien

Der Präsidentin des Verbandes Musikschulen Schweiz, Christine Bouvard, war es ein besonderes Anliegen, ihren deutschsprachigen Nachbarländern die Gelegenheit zur Präsentation ihrer eigenen Musikschultraditionen zu geben. Sie lud dazu als Vertreterin aus Österreich Michaela Hahn ein. Die Geschäftsführerin von «Musikmanagement Niederösterreich», der zentralen Kompetenzstelle für das Musikschulwesen, sprach über Aufbau und Tradition der ausserschulischen musikalischen Bildung, über die Ziele und Strategien der KOMU (Konferenz der Österreichischen Musikschulwerke), einen möglichst breiten Zugang zur musikalischen Bildung sowie Angebote für Talente.

Ulrich Rademacher, Professor für Liedinterpretation und Vorsitzender des Verbandes Deutscher Musikschulen (VdM), hob in seinem Referat die Werte des Musizierens hervor, betonte aber auch die Wichtigkeit angemessener Arbeits- und Anstellungsbedingungen für Lehrpersonen. Das Leitbild der öffentlichen Musikschulen des VdM gilt als Grundlage der deutschen Musikschularbeit. Hier sind Richtlinien zur musikalischen Bildung festgeschrieben, die sich, ausser vielleicht bei der Bedeutung der Rahmenlehrpläne, nicht wesentlich von den schweizerischen Grundsätzen unterscheiden.

Förderung innovativer Projekte

Die sieben auserkorenen Projektbeiträge des zweiten VMS-Best-Practice-Wettbewerbs zeigten beispielhaft, wie neue Wege in der musikalischen Bildung fantasievoll und zukunftsorientiert beschritten werden können – zum Nutzen von Schulen, Schülerinnen und Schülern.

Der erste Preis ging an die Fachgruppe Bild & Ton, für ein Kooperationsprojekt der Musikschule Basel mit dem K’Werk der Schule für Gestaltung Basel. Die Allgemeine Musikschule Oberwallis (amo) und die Zeughauskultur Brig (ZHK) erhielten für ihr spartenübergreifendes Gemeinschaftsprojekt «Kultur für die Kleinen und ihre Begleitpersonen» den zweiten Preis. Als Dritte kam die Musikschule Luzern mit «Musikschule auf Reisen – zu Besuch im Schulhaus» aufs Podest. Der Publikumspreis ging an die École de musique Bienne / Université populaire Bienne-Lyss für «Initiation musicale pour enfants issus de la migration». Mit bemerkenswerten Beiträgen waren ausserdem die Musikschulen von Bern, Oberland Ost, und Schüpfheim im Rennen. Jodok Kobelt führte geistreich durch die Präsentation.

Ausgewählte Projekte werden in den nächsten Monaten auf den VMS-Verbandsseiten detailliert vorgestellt werden.

Alles wird besser – aber nicht für alle

Der charismatische Schweizer Soziologe Ueli Mäder baute in seinem Inputreferat «Sozialer Wandel: Migration und Integration» auf einem sozialliberalen Weltbild auf: «Integration ist ein Prozess, in dem sich alle bewegen.» Beim Umgang mit Migranten gehe es nicht um das Verstehen, sondern um das Zulassen des Fremden, um die Auseinandersetzung mit dem Andersartigen und mit dem Fremden in uns selbst. Mäder erklärte, wie unsere Welt politisch, gesellschaftlich, ökonomisch, sozial und pädagogisch funktioniere und wie sich diese Teilbereiche mit- und gegeneinander entwickelten. Wortgewandt zeichnete er ein Bild der Gegenläufigkeiten: Einige wenige werden reicher und viele andere müssen zurückbuchstabieren. Das Erziehungsmodell der Nachkriegszeit bezeichnet er als «behavioristisch». In den Siebzigern mussten die Pädagogen lernen zu argumentieren, aber heute sei wieder eine Rückkehr zu mechanistischen Rezepten erkennbar.

In einer Zeit, in der Ökonomismus vorherrscht, werde der Musikunterricht immer wichtiger, weil er die sinnliche Wahrnehmung und das Miteinander fördere. Anstelle der Globalisierung, die nur ökonomistisch ausgerichtet ist, sähe Mäder lieber eine «Globalisation», die auch die gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Gebiete mit einschliesst.

Joël Luc Cachelin beschwichtigte jene, die sich vor der Digitalisierung fürchten. Gemäss der sogenannten «Oxford-Studie» dürften in den nächsten 20 Jahren rund die Hälfte unserer Jobs durch Computerisierung und Roboter wegfallen. Drei Tätigkeitsfelder sind aufgeführt, die nicht durch Maschinen ersetzt werden können. Dazu gehören Berufe, die mit «Wahrnehmung und handwerklicher Kompetenz», «Sozialer Intelligenz» und«Kreativität» zu tun haben – dies sind genau die Dinge, die das Musizieren ausmachen, stellte Cachelin fest. «Arbeit, mit der man andern eine Freude bereitet, ist nie bedroht», beruhigte er. Schlussendlich gehe es darum, eine Haltung zur Digitalisierung zu finden, sich mit ihr auseinanderzusetzen und die neuen Möglichkeiten intelligent zu nutzen.

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Musikdorf: So könnte eine Musikschule als Lernort gemäss Andreas Doerne und Stefan Doeritz aussehen. Foto: Niklaus Rüegg

Musikschule als Musizierlernort

«Wie sieht die Musikschule aus, in die wir selber gerne gegangen wären?» Von dieser Prämisse gingen die beiden Pädagogen Andreas Doerne und Stefan Doeritz von der Musikhochschule Freiburg/Br. aus. Sie liessen sich leiten vom Grundgedanken, dass die herkömmliche Musikunterrichtsstätte in einen Lernort zu verwandeln sei, an dem verschiedene Formen des Lernens möglich werden. Die beiden setzten bei der Architektur eines für sie idealen Musiklernorts an, beflügelten die Fantasie der Anwesenden mit einem virtuellen Rundgang durch ein «Musikdorf» mit Wegen, verglasten hellen, separaten und multifunktionalen Räumen. Der Grundriss sollte zum Verweilen einladen, spontane Kontaktaufnahme ermöglichen und die Kommunikation fördern. Bemerkenswert war insbesondere die «Silent Arena» mit Musikinstrumenten, die lautlos geübt werden können. Einige dieser Ideen hat Stefan Goeritz bereits an seiner Musikschule in Waldkirch umgesetzt. Das übliche Frage- und Antwortspiel nach dem Vortrag wurde durch einen SMS-Dienst ersetzt – eine pfiffige Idee, um das Publikum in die Diskussion einzubeziehen.

Das 9. FMB findet am 17. und 18. Januar 2020 wieder in Baden statt.

Die Schweizer Musikzeitung ist Medienpartnerin des FMB.

Victoire-Nominierung für Aliose

Die schweizerisch-französische Gruppe Aliose, bestehend aus Alizé Oswald und Xavier Michel, ist in der Kategorie Album Revelation für einen Victoire nominiert worden. Die Preise sind das französische Gegenstück zu den amerikanischen Grammys.

Aliose (Bild: zVg)

Die Nominierung erhält das Duo für sein 2017 erschienenes Album «Comme on respire». 2017 nahm sie auch Warner Music France unter Vertrag. Aliose wurde 2004 gegründet, nach einer Zufallsbegegnung am Festival von Nyon. Mittlerweile touren die beiden, die Chanson und Folkrock verschmelzen, auf der ganzen Welt. Geschätzt werden sie vor allem für ihre «Close Harmony»-Vokalsätze und ihr Gespür für gute Melodien. 

Für Les Victoires De La Musique, dem Pendant zu den Grammys und den britischen Brit Awards, werden pro Kategorie jeweils drei Nominierungen ausgesprochen. Neben Aliose waren dies in ihrer Kategorie Juliette Armanet und Petit Biscuit. Der Preis ging an der Verleihung vom 9. Februar zwar an Armanet, der Auftritt vor grossem Fernsehpublikum ist dennoch ein bedeutender Karrieresprung für die beiden.

Musikstadt Leipzig zeigt Wagners «Ring-Zyklus»

Der Intendant und Generalmusikdirektor der Leipziger Oper setzt sich für die Pflege von Wagners Werken in Leipzig ein. Bis 2022 sollen alle seine Kompositionen im Spielplan verankert sein. Darüber hinaus bietet die Musikstadt Leipzig weitere musikalische Höhepunkte

Leipzigs Musikviertel in der Dämmerung. Foto: LTM_Tom Schulze,Foto: Kirsten Nijhof,SMPV

Die faszinierende Kraft der Musik ist in Leipzig überall zu spüren. In den vergangenen Jahrhunderten lebten und arbeiteten hier rund 500 Komponisten, darunter Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Clara und Robert Schumann sowie Richard Wagner. Zum reichen musikalischen Erbe zählen auch Ensembles mit einem weltweit renommierten Ruf wie der Thomanerchor, das Gewandhausorchester und die Oper Leipzig. Leipzig weist zudem eine weltweit einzigartige Dichte an authentischen Wohn- und Wirkungsstätten vieler berühmter Komponisten auf. Dieser Schatz wird erlebbar durch die Leipziger Notenspur. Das einzigartige Musik- und Wegeleitsystem verbindet auf 5 km die 23 wichtigsten Originalschauplätze im Stadtzentrum miteinander. Detailierte Informationen finden Sie unter www.leipzig.travel/musik.

Auf in Richtung Wagner 2022!

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Ulf Schirmer 2016

Intendant und Generalmusikdirektor Prof. Ulf Schirmer über Richard Wagner in Leipzig

Kanton St. Gallen wirbt für Theatersanierung

Die Regierung des Kantons St. Gallen setzt sich für die Erneuerung des Theaters St. Gallen ein. Sie sei dringend und notwendig, um das einzigartige Angebot in der Kantonshauptstadt für die Zukunft zu erhalten.

Theater St.Gallen. Foto: Tine Edel

Bei einer Ablehnung der Vorlage sei unter anderem mit dem Ausfall von technischen Anlagen zu rechnen, schreibt der Kanton. Zudem müssten fortlaufend dringliche Bau- und Sanierungsmassnahmen erfolgen. Mehrjährige Teilsanierungen würden wesentlich teurer ausfallen als eine Gesamtsanierung und den Theaterbetrieb erheblich beeinträchtigen. Energetische, sicherheitstechnische und arbeitsrechtliche Vorschriften könnten nicht fristgerecht umgesetzt werden. Dabei bestehe die Gefahr, durch behördliche Auflagen stark eingeschränkt zu werden, bis hin zum Entzug der Betriebsbewilligung.

Die Gesamtkosten für die Erneuerung und den Umbau des Theaters St.Gallen belaufen sich auf 48,6 Millionen Franken. Davon entfallen 38,9 Millionen Franken auf werterhaltende und 9,7 Millionen Franken auf wertvermehrende Massnahmen. Wird dem Kredit zugestimmt, können die Instandsetzungsarbeiten im Sommer 2020 beginnen. Die Arbeiten dauern zwei Jahre. Im budgetierten Betrag sind auch die Kosten von 4,5 Millionen Franken für ein Provisorium enthalten. Der Theaterbetrieb findet über den Zeitraum zweier Spielsaisons im Provisorium statt.

Bilanz 16/17 der Tonhalle-Gesellschaft Zürich

Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich veranstaltete in der Saison 2016/17 145 Konzerte mit 95 verschiedenen Programmen, davon 100 im Grossen Saal, 39 im Kleinen Saal der Tonhalle Zürich und sechs auswärtige Konzerte.

Foto: Paolo Dutto/TOZ

Der Verlust von 438’880 Franken liegt unter der Budgetvorgabe. Er begründet sich laut der Mitteilung der Gesellschaft «durch die massiven Eigenleistungen, die die Tonhalle-Gesellschaft Zürich für die Investitionen in die Tonhalle Maag aufgebracht hat».

Die Besucherzahlen blieben bei erweitertem Angebot stabil, es besuchten rund 108’472 Interessierte die Konzerte in der Tonhalle Zürich. Durch Absagen und das Fehlen der Festspiele Zürich am Ende der Saison ging die Auslastung von 70,4 auf 67,1 Prozent zurück. Insgesamt konnten jedoch mehr Abos verkauft werden.

Die Einnahmen aus Konzerten und Veranstaltungen entwickelten sich im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Eine besondere Rolle spielte dabei die Absage von Lang Lang, der aus gesundheitlichen Gründen zwei geplante Abonnementskonzerte Ende April 2017 nicht
spielen konnte. Zwar konnte mit Jean-Yves Thibaudet ein künstlerisch herausragender Ersatz gefunden werden, der Einnahmenausfall war jedoch aufgrund tieferer Eintrittspreise und des verminderten Publikumszuspruchs beträchtlich.

Ausbau im Streaming klassischer Musik

Die Deutsche Grammophon, das älteste Klassiklabel der Welt, und Idagio, ein führender und in mehr als 70 Ländern verfügbarer Streaming-Service für klassische Musik, haben heute die Vereinbarung einer umfangreichen Partnerschaft bekanntgegeben.

Foto: Minerva Studio / fotolia.com,SMPV

Der bereits über eine halbe Million Tracks umfassende Idagio-Katalog wird ab sofort um die Gesamtkataloge der Deutschen Grammophon, Decca, Philips Classics und um alle Klassik-Produktionen des Münchner Qualitäts-Labels ECM erweitert. Derzeit kommen auf Idagio wöchentlich 15.000 Tracks in verlustfreier Audio-Qualität («Lossless») hinzu.

Im Rahmen der Partnerschaft wird es auf IDAGIO massgeschneiderte Playlists geben, die von der Deutschen Grammophon und ihren Künstlern kuratiert werden, sowie eine Reihe unterstützender Marketing- und Promotion-Aktionen.

Till Janczukowicz, Gründer und CEO von Idagio: «Kaum ein Klassikliebhaber auf diesem Planeten ist nicht mit den legendären Aufnahmen der Deutschen Grammophon aufgewachsen. Sie stehen für kompromisslose Qualität und Sternstunden der Musik. Die Kombination der grossen Kataloge mit unserer Technologie ermöglicht Nutzererlebnisse, die bisher undenkbar waren. So können Musikfreunde nun beispielsweise in Sekunden eine Beethoven-Symphonie des Dirigenten Carlos Kleiber mit derjenigen Leonard Bernsteins und hunderter anderer Dirigenten vergleichen. Damit verwandelt IDAGIO jedes Smartphone in eine ultimative Sammlung klassischer Musik.»

Dr. Clemens Trautmann, President Deutsche Grammophon: «IDAGIO hat den dynamischen Streaming-Markt um eine innovative und nutzerfreundliche Lösung speziell für klassische Musikfans bereichert. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und sind zuversichtlich, dass wir auch mit Idagio viele spannende musikalische Entdeckungen aus dem historischen Katalog der Deutschen Grammophon ermöglichen – von bedeutenden Neuveröffentlichungen unserer Künstler bis hin zu zeitlosen Raritäten.»
 

Ausbau im Streaming klassischer Musik

Die Deutsche Grammophon, das älteste Klassiklabel der Welt, und Idagio, ein führender und in mehr als 70 Ländern verfügbarer Streaming-Service für klassische Musik, haben heute die Vereinbarung einer umfangreichen Partnerschaft bekanntgegeben.

Foto: Minerva Studio / fotolia.com,SMPV

Der bereits über eine halbe Million Tracks umfassende Idagio-Katalog wird ab sofort um die Gesamtkataloge der Deutschen Grammophon, Decca, Philips Classics und um alle Klassik-Produktionen des Münchner Qualitäts-Labels ECM erweitert. Derzeit kommen auf Idagio wöchentlich 15.000 Tracks in verlustfreier Audio-Qualität («Lossless») hinzu.

Im Rahmen der Partnerschaft wird es auf IDAGIO massgeschneiderte Playlists geben, die von der Deutschen Grammophon und ihren Künstlern kuratiert werden, sowie eine Reihe unterstützender Marketing- und Promotion-Aktionen.

Till Janczukowicz, Gründer und CEO von Idagio: «Kaum ein Klassikliebhaber auf diesem Planeten ist nicht mit den legendären Aufnahmen der Deutschen Grammophon aufgewachsen. Sie stehen für kompromisslose Qualität und Sternstunden der Musik. Die Kombination der grossen Kataloge mit unserer Technologie ermöglicht Nutzererlebnisse, die bisher undenkbar waren. So können Musikfreunde nun beispielsweise in Sekunden eine Beethoven-Symphonie des Dirigenten Carlos Kleiber mit derjenigen Leonard Bernsteins und hunderter anderer Dirigenten vergleichen. Damit verwandelt IDAGIO jedes Smartphone in eine ultimative Sammlung klassischer Musik.»

Dr. Clemens Trautmann, President Deutsche Grammophon: «IDAGIO hat den dynamischen Streaming-Markt um eine innovative und nutzerfreundliche Lösung speziell für klassische Musikfans bereichert. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und sind zuversichtlich, dass wir auch mit Idagio viele spannende musikalische Entdeckungen aus dem historischen Katalog der Deutschen Grammophon ermöglichen – von bedeutenden Neuveröffentlichungen unserer Künstler bis hin zu zeitlosen Raritäten.»
 

Bilanz 16/17 des Luzerner Theaters

In er erste Spielzeit des Luzerner Theater unter der Intendanz von Benedikt von Peter betrug die durchschnittliche Platzauslastung mit 72’913 Eintritten rund 80 Prozent. Die Erfolgsrechnung schliesst mit einem positiven Jahresergebnis von 76’332 Franken.

Foto: Ingo Hoehn/wikimedia commons

Die 642 Vermittlungsprojekte generierten 44’483 Eintritte. Die Erfolgsrechnung 16/17 schliesst bei einem Gesamtetat von 25’730’395.52 Franken mit einem positiven Ergebnis von 76’332.15 Franken ab. Der Eigenfinanzierungsgrad ist mit 20.02 Prozent leicht gestiegen.

Die Spielzeit 16/17 stand unter dem Motto «Neue Räume» und steht für das in Luzern
verfolgte Konzept des Raumtheaters, was laut der Mitteilung des Theaters «auf dem Prinzip der veränderten Wahrnehmung beruht». Das kann das Bespielen von theaterfremden Orten, die Umnutzung des Theaters oder eine neue Perspektive auf eine Figur sein, sowie «die Veränderungen von Sichtachsen, die Aufgabe der Deutungshoheit und damit das Miteinander von Künstlern und Publikum im Raum».

Zeitgleich habe mit dem Intendantenwechsel ein interner Reorganisationsprozess stattgefunden, schreibt das Theater weiter, mit dem Ziel eine zeitgemässe Unternehmensstruktur unter Einbezug aller Mitarbeitenden einzuführen. Eine Corporate Identity wurde definiert und ein neues Corporate Design implementiert.

Mit der künstlerischen Neuausrichtung wurden die Besucherzahlen erhöht, die Anzahl der Freundeskreismitglieder mehr als verdoppelt und der Onlinetraffic auf allen Kanälen gesteigert: Die Anzahl der Newsletterabonnenten stieg um 32.5 Prozent, der Umsatz im Webshop um 50 Prozent und die Visits auf der Theaterwebseite um 52 Prozent.

Auszeichnung für das «miam-ensemble»

Am 10. Februar 2018 wird am music&audiation-Institut in Uster der mit 60 000 Franken dotierte Lily Waeckerlin-Preis für Jugend & Musik 2018 an «miam – musik ist am anfang ist musik» verliehen.

Foto: «miam-ensemble»

Der Lily Waeckerlin-Fonds der Stiftung Accentus zeichnet jedes Jahr ein innovativ und qualitativ hochstehendes Projekt im Bereich Jugend und Musik in der Schweiz aus. Mit dem Preis will die Stiftung Kinder und Jugendliche motivieren, Musik nicht nur zu konsumieren, sondern sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Die Vermittlung und die Heranführung an das musikalische Werk spielen daher bei der Preisvergabe eine besondere Rolle.

«Die Fähigkeit, Musik zu verstehen, ist keine Begabung, die nur einigen vorbehalten ist: Alle Menschen besitzen sie.» (Edwin E. Gordon)

Das «miam-ensemble» bietet Konzerte für Kinder zwischen 0 und 6 Jahren in Begleitung einer Bezugsperson an. Die Konzerte sind konzipiert nach den Erkenntnissen der Music Learning Theory, die vom Musiker und Erziehungswissenschafter Edwin E. Gordon entwickelt wurde. Dabei stellen sich die Musikerinnen und Musiker in einem Kreis um die Kinder, die auf einem roten Teppich sitzend auf die Musik auf ihre eigene Art reagieren können – lauschend auf dem Schoss des Vaters, um die Mutter tanzend und mitsingend.
Im frühesten Alter sind die Kinder besonders bereit, Musik neugierig und unvoreingenommen in sich aufzunehmen. Sie lernen Musik wie die eigene Muttersprache und entwickeln dabei ihre individuelle musikalische Begabung. In den «miam»-Konzerten hören sie, in intimem Rahmen, kurze, komplexe, abwechslungsreiche Stücke aus Klassik, Folk und Jazz, die Freude machen, ihre Sinne wecken und nebenbei ihre Wahrnehmung bilden.

Mit ihren Konzerten für die Kleinsten bietet das «miam-ensemble» eine musikalische Erfahrung als Anregung der Sinne und als Orientierung in der Welt; dies in einer Situation, die Beziehung fördert: Beziehung zu den Eltern, welche diese Erfahrung teilen und den nötigen Schutz bieten, Beziehung zu anderen Kindern aus verschiedenen sozialen und kulturellen Schichten und Beziehung zu Musikern und Musikerinnen, die für sie spielen. In diesem sicheren Rahmen wächst nicht nur das Verständnis, sondern auch die Liebe zur Musik, die ein Leben lang treue Begleiterin sein darf.
 

Konzertreihe 2018

Sonntag, 25. März 2018
15.00 – 15.30 Kinder von 3 – 6 Jahren
16.00 – 16.30 Kinder von 0 – 3 Jahren

Samstag, 12. Mai 2018
15.00 – 15.30 Kinder von 3 – 6 Jahren
16.00 – 16.30 Kinder von 0 – 3 Jahren

Sonntag, 16. September 2018
15.00 – 15.30 Kinder von 3 – 6 Jahren
16.00 – 16.30 Kinder von 0 – 3 Jahren

Samstag, 17. November 2018
15.00 – 15.30 Kinder von 3 – 6 Jahren
16.00 – 16.30 Kinder von 0 – 3 Jahren

 

www.miam-konzerte.ch


www.accentus.ch/foerderbereiche/kultur-sport/lily-waeckerlin-preis-fuer-jugend-und-musik.html
 

Tuten und blasen

Musik ausstellen? Geht das? Natürlich soll Musik vor allem gespielt und gehört werden! Trotzdem zeigt die Musikinstrumentensammlung Willisau bis am 24. Juni die Ausstellung «Von Tuten und Blasen. Blasmusik – grosse Tradition mit Zukunft».

Foto: Musikinstrumentensammlung Willisau,SMPV

Hans U. Alder, Fotograf und Filmer aus Zürich, lange beim Schweizer Fernsehen tätig, zog nach seiner Pensionierung nach Schwarzenberg im Kanton Luzern. Er kannte die hiesige Blasmusiktradition wenig. Alder war fasziniert von der Motivation und dem Einsatz, den die Musikanten für ihren Verein leisten. Ebenso beeindruckte ihn die musikalische Qualität der dörflichen Brass Band seiner neuen Heimat. So entstand während eines Jahres eine fotografische und filmische Dokumentation der Brass Band MG Schwarzenberg. Diese Arbeit wurde zur Neuuniformierung 2016 präsentiert.
Die schönen, aussagekräftigen Fotos und kurze, nur eineinhalbminütigen Filme von neun Mitgliedern der Musikgesellschaft, sind es wert, in der Musikinstrumentensammlung Willisau präsentiert zu werden, da sie auch stellvertretend für viele weitere Formationen stehen.

Woher stammt die reiche Blasmusiktradition? Wie entwickelten sich die Ensembles? Diesen Fragen geht eine kleine ergänzende Ausstellung zu den Fotos und Filmen von Hans U. Alder nach. Die noch heute üblichen Uniformen zeigen die Richtung. Der Name «Feldmusik», den viele Vereine noch tragen, verweist ebenfalls auf die militärischen Wurzeln.
Schon im späten Mittelalter zeichneten sich die Schweizer als besonders begabte Militärmusiker aus. Trommler und Pfeifer aus unserem Land waren in ganz Europa beliebt. An den königlichen Höfen amteten zusätzlich Trompeter und Pauker. Der französische König Ludwig XIV, der «Roi Soleil», revolutionierte die Militärmusik. Aus den «Hautboisten-Ensembles» gingen später sogenannte Türkenmusiken oder «Bandes Turques» mit Becken, Triangel und Schellenbaum hervor. Da setzt die Geschichte unserer dörflichen Blasmusiken ein.

Die Ausstellung dokumentiert diese Entwicklung anhand von Objekten, aber auch mit Ton-, Film- und Bilddokumenten, die auf Tablets abrufbar sind.
Zu Instrumenten aus eigenen Beständen konnten attraktive Objekte aus der Trommelsammlung von Hans Ebersold in Sarnen, aus der neu eröffneten «Klingenden Sammlung» (Sammlung Karl Burri) in Bern und von der reitenden Artilleriemusik Solothurn ausgeliehen werden.

Die nächste öffentliche Führung findet statt am Sonntag, 25. Februar, 14.15 Uhr.
 

Musikinstrumentensammlung Willisau
Am Viehmarkt 1
6130 Willisau
Telefon 041 971 05 15

info@musikinstrumentensammlung.ch

www.musikinstrumentensammlung.ch
 

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