Churer Innenstadt wird Kulturzentrum

In Chur gibt es zu wenig Proberäume für Kulturschaffende und kein Kulturzentrum. Nun hat der Stadtrat ein Zielbild Kulturräume aufgegleist. Kernstück ist ein dezentral organisiertes, aber zentral bewirtschaftetes Kulturzentrum.

Churer Altstadt. Foto: Stadt Chur/Walter Schmid

Seit längerem ist laut der offiziellen Mitteilung der Stadt bekannt, dass in Chur ein Mangel an kulturell nutzbaren Räumen besteht. Das Fehlen eines Kulturzentrums beispielsweise wurde bereits im Jahr 2010 in einer entsprechenden Petition moniert. Vertiefte Analysen belegten einen eklatanten Mangel insbesondere bei den Proberäumen für Theater, Tanz, Musik sowie bildende Kunst und Literatur.

Das Zielbild Kulturräume beinhaltet als Kernstück ein über die Innenstadt dezentral organisiertes aber zentral bewirtschaftetes Kulturzentrum. Dies soll in einem der Postremise angegliederten und eigenständig geführten Kulturbüro erfolgen. Soweit möglich werden die bestehenden über die Innenstadt verstreuten Kulturräumlichkeiten in diese Konzeption eingebunden, falls sie mietbar sind.

Darüber hinaus fehlen jedoch insbesondere Proberäumlichkeiten für Theater, Musik und Tanz sowie Ateliers und Bandräume. Das Zielbild macht Vorschläge wie diese Mängel behoben werden können. Dabei spielen sowohl das Theater Chur, der Sennhof, das Haus zum Arcas wie auch das Kulturhaus am Bienenweg eine Rolle.

Originalartikel:
https://www.chur.ch/aktuellesinformationen/1189481

Berner Corona-Stipendien

Die Stadt Bern will Kulturschaffenden in Form von Corona-Stipendien unter die Arme greifen. Insgesamt stellt der Gemeinderat, die Exekutive der Stadt, 800’000 Franken zur Verfügung.

Foto: Timon Studler / unsplash.com (s. unten)

Die von der Stadt Bern lancierte Umfrage «Wie geht es Ihnen? Kulturschaffende und Corona in Bern» bestätigte laut der Medienmitteilung der Stadt, dass sich die finanzielle Lage der Kulturschaffenden innerhalb eines Jahres enorm verschlechtert hat und die finanziellen Reserven kontinuierlich abnehmen oder bereits aufgebraucht sind. 411 Kulturschaffenden aus vielen Berufsfeldern des Kultursektors hatten an der Umfrage teilgenommen.

Mit dem Corona-Stipendium will der Gemeinderat den Kulturschaffenden die Möglichkeit geben, dank einer kurzfristigen Hilfe sozusagen aus dem Krisenmodus auszubrechen und Vorbereitungen für die nächsten kreativen Schritte zu treffen. Während Arbeitsstipendien immer auf die Arbeit an einem Endprodukt fokussieren, sollen die Corona-Stipendien eine Atempause ermöglichen und einen Impuls für die nächste Projektidee geben. Dafür stehen insgesamt 800’000 Franken bereit.

Eingabeberechtigt sind alle professionellen Kulturschaffenden mit Wohn- und/oder Arbeitsort in der Gemeinde Bern, die sich aufgrund der aktuellen Situation in einer finanziellen Notlage befinden. Vergeben werden Stipendien bis maximal 3000 Franken. Die Massnahme soll eine rasche, unkomplizierte und direkte Hilfe erlauben und ist zeitlich befristet. Gesuche können vom 26. März bis zum 16. April eingegeben werden.

 

Hertel Intendant in Pforzheim

Markus Hertel, der von 1991 bis 1999 in Bern als Spielleiter und Hausregisseur amtete, übernimmt ab der Spielzeit 2022/2023 die Intendanz des Theaters Pforzheim.

Foto: zVg

Ab der Spielzeit 2022/2023 wird Hertel zusammen mit Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen das Theater Pforzheim leiten. Bereits im Frühjahr wird er als designierter Intendant in eingeschränktem Umfang mit den konzeptionellen Vorbereitungsarbeiten für seine Amtszeit starten. Ab September 2022 tritt Markus Hertel als Nachfolger von Thomas Münstermann einen Fünfjahresvertrag in Pforzheim an.

Markus Hertel wurde 1964 in Essen geboren und absolvierte den Studiengang Regie an der Hochschule für Musik in München mit dem Abschluss als Diplom-Regisseur. Seine Engagements führten ihn unter anderem vom Staatstheater am Gärtnerplatz in München über die Theater in Bern und Freiburg, der Bayerischen Theaterakademie August Everding, nach Giessen. Von 2010 bis 2020 war Hertel Operndirektor am Schleswig-Holsteinischen Landestheater in Flensburg.

Seit 2020 ist er Künstlerischer Betriebsdirektor an den Wuppertaler Bühnen. Neben seiner Tätigkeit am Theater widmet sich Markus Hertel als Dozent verschiedener Hochschulen und Universitäten der Ausbildung des Theaternachwuchses. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder.

Musiktheorie 2.0

«musik-wissen – easy to learn» ist eine Komplettlösung mit analogen und digitalen Hilfsmitteln, die eine individuelle und doch begleitete Aneignung von musikalischem Wissen möglich macht.

Foto: zVg

Musiktheorie, das kompetente Lesen, Verstehen und Umsetzen von Noten, ist wichtig. Aber weder im individuellen Instrumentalunterricht noch im Klassenunterricht an Schulen und Gymnasien bleibt genug Zeit, dies spannend und nachhaltig zu vermitteln. musik-wissen – easy to learn bietet alle notwendigen Hilfsmittel, um sich musikalisches Wissen, angefangen bei den fünf Linien des Notensystems bis hin zu den Anforderungen einer Musik-Maturaprüfung, anzueignen. Der Lehrstoff ist horizontal in vier Levels und vertikal in die Themen Notenlehre, Rhythmik, Vortragsbezeichnungen, Formenlehre und Play Music unterteilt. Für jeden Level steht ein Set von drei aufeinander abgestimmten Lehrmitteln zur Verfügung.

1. Arbeitsbuch
Das Layout ist ansprechend und modern, die Erklärungen sind logisch und sehr gut verständlich. Mit straff gehaltenen Texten, vielen Grafiken und Partnerübungen wird der Lernerfolg gefördert. Im Instrumentalunterricht bietet das Lehrmittel eine sinnvolle Ergänzung zu Instrumentalschulen.

2. E-Learning
Die Lernenden werden durch das Buch begleitet. Dabei ergänzen viele Audio- und Videoclips die Erklärungen, die Theorie wird klingend und lebendig. Worksheets und Tests sichern den Lernerfolg. Eine vollumfängliche Plattform steht für Homeschooling und Flipped Classroom zur Verfügung. E-Learning kann zu Hause am Computer und unterwegs auf dem Tablet oder Smartphone betrieben werden, wobei der aktuelle Lernfortschritt immer gespeichert wird.
Das Auslagern des eigentlichen Theorieunterrichts ermöglicht es, in einer Klasse mit verschiedenen Levels alle ihrem Niveau entsprechend zu fördern.

3. Hörtraining
Auch üben ist wichtig. Deshalb wird jeder Level mit einem massgeschneiderten Hörtraining in den Bereichen Gehörbildung, Rhythmik und Singen/Spielen ergänzt. Wie das E-Learning kann das Eartraining standortunabhängig betrieben werden.
Lehrpersonen haben jederzeit den Überblick über die Lernfortschritte und können bei Bedarf helfen und unterstützen. Die Lernenden können bei Fragen die Lehrperson mit einem Klick kontaktieren.

Weitere Infos, Demo-Material und Kontakt zu den Autoren Emil Wallimann und Peter Wespi: www.musikwissen.ch

Finanzielle Hilfe zum Dranbleiben

Die Fondation Suisa erweitert mit «Keep Going!» temporär ihr Förder-Portfolio und die Musik Hug AG spendet ein Prozent eines Monatsumsatzes in die Hilfskasse von Sonart – Musikschaffende Schweiz für notleidende Musikerinnen und Musiker.

Foto: Neil Thomas / unsplash.com

Sowohl für Musik Hug als auch für die Fondation Suisa ist klar, dass die Situation von Schweizer Musikschaffenden seit Monaten äusserst schwierig ist. Damit sie ihre Projekte weiterverfolgen können, brauchen sie wirksame Unterstützung.

«Keep Going!» der Fondation Suisa

In einer Mitteilung schreibt die Fondation Suisa, der Stiftungsrat habe rasch und unkompliziert einer Flexibilisierung der Förderprogramme im Rahmen des Stiftungszweckes zugestimmt. Das zusätzliche Fördermodell «Keep Going!» ergänze die bestehenden Angebote. Das Programm soll «die Musikschaffenden und -organisationen genau an jener Stelle abholen, wo sie sich zurzeit gerade befinden und ihnen erlauben, sich den neuen Gegebenheiten bei Bedarf anzupassen».

In einer ersten Tranche werden im April zehnmal 5000 Franken vergeben.

Link zum Projekt:
https://www.fondation-suisa.ch/de/werkbeitraege/keep-going-2021

 

Solidaritätsaktion von Musik Hug

Ohne Kunst und Kultur werde es still, teilt der Berufsverband Sonart – Musikschaffende Schweiz mit. Deshalb spende die Musik Hug im Rahmen der Solidaritätsaktion «Musik tut gut» ein Prozent eines Monatsumsatzes an die Hilfskasse von Sonart – Musikschaffende Schweiz. Verbandsmitglieder können ein einmaliges Gesuch für eine Überbrückungshilfe von maximal 3000 Franken aus der Hilfskasse stellen.

Die Ausschreibung soll voraussichtlich im April starten, schreibt Sonart.

www.sonart.swiss
 

Julien-François Zbinden gestorben

Am 8. März ist Julien-François Zbinden, Komponist und Jazzpianist, mit 103 Jahren in Lausanne gestorben.

Julien-François Zbinden zirka 2012. Foto: Yvan Ischer

Der am 11. November 1917 in Rolle geborene Komponist und Interpret studierte gemäss MGG von 1930 bis 1935 bei Ernest Décosterd und Gertrude-S. Keller-Ching in Lausanne Klavier, später in Genf bei Marie Panthès. 1938 begann Julien-François Zbinden seine berufliche Laufbahn als Jazzpianist, während er sich von 1942 bis 1945 bei René Gerber privat Kontrapunkt und Orchestrierung ausbildete.

Zbinden war bis 1982 in leitender Stellung tätig bei Radio-Télévision Suisse Romande in Lausanne, von 1973 bis 1979 Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins und von 1987 bis 1991 der Suisa. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet.
 

Links zu Artikeln in der Schweizer Musikzeitung

Musizierende Jugend misst sich trotz Corona

Vom 19. bis 21. März 2021 haben in Arbon, Baar, Bern, Genf, Lugano, Neuchâtel, Sissach und Winterthur die Entrada des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) unter strengsten Schutzvorkehrungen stattgefunden. Wer am Final teilnimmt, steht nun fest.

Impression vom Wettbewerb 2019. Foto: SJMW / Ueli Steingruber

Der Nachwuchs aus der ganzen Schweiz nahm zahlreich an den Entradawettbewerben des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) teil. Weit über 1000 musikbegeisterte Jugendliche haben alleine, im Duo oder in Kammermusikensembles vor einer Fachjury gespielt. Über 100 Jurorinnen und Juroren wurden aufgeboten, um das Spiel des Nachwuchses zu bewerten.

Insgesamt wurden 775 Preise verliehen, davon 76 1. Preise mit Auszeichnung und 289 1. Preise. Damit werden 186 Einzelne und 179 Mitglieder von 69 Kammermusikformationen am Finale vom 6. bis 9. Mai 2021 im Südpol in Luzern zu hören sein.

Die detaillierten Ranglisten mit den Resultaten der Teilnehmenden finden sich unter folgendem Link: http://www.sjmw.ch/classica/downloads
 

Slekyte Erste Gastdirigentin in Linz

Die 32-jährige litauische Dirigentin Giedre Slekyte wird ab der Saison 2021/2022 Erste Gastdirigentin beim Bruckner Orchester Linz. Sie studierte Dirigieren in Graz und Leipzig sowie an der Zürcher Hochschule der Künste.

Giedre Slekyte (Bild: Thomas Ernst)

Nach ihrem Engagement als 1. Kapellmeisterin am Stadttheater Klagenfurt von 2016-18 dirigierte sie an den Opernhäusern in Leipzig, Zürich, Antwerpen und bei den Salzburger Festspielen. Eine Einladung erhielt sie 2020/21 auch vom Opernhaus Zürich (Werther).

Giedrė Šlekytė ist Preisträgerin des Internationalen Malko-Dirigentenwettbewerbs 2015, und sie erhielt 2013 beim Internationalen Dirigierwettbewerb Solon Michaelides in Zypern den 2. Preis (ein 1. Preis wurde nicht vergeben). Sie wurde für den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele 2015 wie als Newcomer des Jahres bei den International Opera Awards 2018 nominiert.

Unerhörtes von Frauen

Ein erster Teil des Festivals «frauenkomponiert» fand um den Internationalen Frauentag in London und Basel statt. Im Juni geht es in Basel, Bern und Zürich weiter mit Stücken herausragender Komponistinnen.

Jessica Horsley ist eine Spezialistin für Musik vom späten 19. bis zum 21. Jh. Foto: Susanna Drescher

«frauenkomponiert», gegründet 2015, findet dieses Jahr zum fünften Mal und neu in internationalisierter Form statt. Die künstlerische Leiterin, die britisch-schweizerische Dirigentin Jessica Horsley, stellte gegenüber den Vorjahren ein stark erweitertes Programm auf die Beine. Horsley studierte unter anderem an der Schola Cantorum Basiliensis und hat ihren Wohnsitz in Basel. Bei der Planung redete wohl der Optimismus, das Virus werde bald besiegt sein, ein gewichtiges Wort mit.

Der Leitgedanke des Festivals, «Kompositionen des 9. bis 21. Jahrhunderts von Frauen aus verschiedenen Ländern zum Klingen zu bringen» (Webseite), ist nicht nur lobenswert, sondern ein Gebot der heutigen Zeit, zumal es viele dieser «unerhörten Klänge» verdienen, der Musikwelt zugänglich gemacht zu werden.

Zum Festivalauftakt debütierte Jessica Horsley am 8. März mit dem BBC Concert Orchestra. Das Konzert wurde auf BBC 3 live aus dem zuschauerfreien Watford Colosseum im Norden Londons übertragen und trug den Titel «Pionierinnen eines Jahrhunderts 1921–2021». Auf dem Programm stand Sinfonik der Britin Ruth Gipps (1921–1999) und der Australierin Peggy Glanville-Hicks (1912–1990). Damit brachen die Veranstalter sozusagen in eine Männerdomäne ein, denn spätromantische Orchestermusik von Frauen kommt im Standardkonzertrepertoire von heute noch immer selten vor. Dazwischen war die Uraufführung der revidierten Fassung von Cécile Martis Wave trip für grosses Orchester aus dem Jahre 2011 zu erleben.

Eine Ur- und zwei Erstaufführungen

Ruth Gipps studierte unter anderem bei Ralph Vaughan Williams. Sie lehnte als Komponistin zeitlebens Atonalität, Zwölftonmusik und Serialismus strikt ab. Ein früher Erfolg gelang ihr 1942 mit dem Orchesterpoem Knight in Armour, das an der «Last Night of the Proms» uraufgeführt wurde.

Den Auftakt des Konzerts bildete die 2. Sinfonie op. 30 (1946). Gipps arbeitet mit grossen Gesten, ein bisschen Hollywood, doch instrumentiert sie abwechslungsreich und farbig. Horsley setzt zusammen mit dem famosen Orchester auf Transparenz, einen schlanken Ton und arbeitet eine fein abgestufte Dynamik und markante Tempowechsel heraus, gibt aber auch dem Pathos Raum.

Peggy Glanville-Hicks, ebenfalls Schülerin von Ralph Vaughan Williams, hinterliess ein grosses und vielseitiges Œuvre. Jessica Horsley sagte auf BBC 3 über die Komponistin: «She is an amazing person, her music speaks to us, it’s an incredibly direct music.» Im Londoner Konzert erlebte Glanville-Hicks’ Ballettmusik Tragic Celebration (1964) ihre britische Erstaufführung. Sie ist dem amerikanischen Choreografen John Butler gewidmet, der die meisten ihrer acht Ballettmusiken auf die Bühne gebracht hat. Das Stück beinhaltet märchenhafte, idyllische Stimmungen bis hin zu Dramatik – eine dankbare Vorlage für ein klassisches Ballett.

Die Sinfonia da Pacifica (1953), ebenfalls eine britische Erstaufführung, überzeugt durch schmissige Rhythmen, pulsierende Perkussion in Verbindung mit einer direkten, unverblümten Melodik. Jessica Horsley charakterisiert das Stück als «optimistic and brilliant».

Cécile Marti habe ihr Stück Wave trip unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie umgeschrieben, sagte die Dirigentin, denn mit dem Wort «Welle» assoziiere man in der gegenwärtigen Krise ganz neue Phänomene, die mitberücksichtigt werden müssten. Haften bleibt ein voller, farbiger Orchestersound mit auf- und abführenden Glissandi, die in unterschiedliche Intervallschichtungen und stehende Klanggebilde münden. Das BBC Concert Orchestra vermittelte ein schmerzend-schönes Hörerlebnis.

Glückssache Livestream

Livestream kann eine gute Alternative sein, doch gibt es da und dort noch Kinderkrankheiten. Von den weiteren drei Festivalkonzerten im März (in Kooperation mit lokalen Konzertreihen in Basel) waren zwei nicht geniessbar; das eine aufgrund ständiger Stockungen und das zweite wegen einer extrem schlechten Tonqualität. Matthias Wamser spielte an der Elisabethenorgel ein spannendes Programm mit Stücken von Elsa Barraine, Ilse Gerényi, Violeta Dinescu und Maria Hofer. Die Ladepausen waren allerdings schlicht zu lang, um einen konsistenten Eindruck zu bekommen. Susanne Doll, Orgel, und Carmit Natan, Sopran, waren aus der Leonhardskirche mit gefühlvollen Liedern der israelischen Songwriterin Naomi Shemer zwar ohne Unterbrechungen, doch leider nur sehr verzerrt zu vernehmen.

Die Abendmusiken aus der Predigerkirche bewiesen dagegen, dass Livestream funktionieren kann. Absolut störungsfrei konnte ein schönes Programm unter dem Titel «Chiara Margarita Cozzolani und die Nonnen von S. Radegonda» genossen werden. Unter der Leitung von Jörg-Andreas Bötticher brachten ein kompetentes Instrumentalensemble und hervorragende Solistinnen und Solisten Kompositionen Cozzolanis, der hochmusikalischen Mailänder Nonne aus dem 17. Jahrhundert, zu Gehör.
Im Juni 2021 findet das Festival in Basel, Bern und Zürich seine Fortsetzung.

Link zu neo.mx3

Cécile Marti

Nachfolgerin von Fichtenholz heisst Weber

Ab der Saison 2021/22 wird Annette Weber die neue Operndirektorin des Opernhauses Zürich. Die derzeitige Castingdirektorin der Staatsoper Hamburg tritt an der Limmat die Nachfolge von Michael Fichtenholz an

Foto: © Annette Weber.

Annette Weber studierte laut der Medienmitteilung des Zürcher Opernhauses in Mainz Theater- und Musikwissenschaft, sammelte parallel Erfahrung als Regieassistentin und war bis 2004 am Badischen Staatstheater Karlsruhe als Spielleiterin verpflichtet. Im Anschluss daran war sie bis 2010 in der gleichen Funktion an der Staatsoper Unter den Linden Berlin engagiert. Dort gab sie auch szenischen Unterricht für die Mitglieder des Internationalen Opernstudios und erarbeitete im Rahmen des Musikkindergartens Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim »Karneval der Tiere« und »Die Zauberflöte«.

Zwischen 2010 und 2016 arbeitete sie regelmässig mit Stefan Herheim in unter anderem Berlin, Bayreuth und Salzburg zusammen. Von 2013 bis 2018 arbeitete sie als Referentin der Künstlerische Betriebsdirektion der Semperoper Dresden, wo sie für künstlerische Angelegenheiten und Besetzungen verantwortlich war. Im Anschluss daran wechselte sie an die Staatsoper Hamburg.

Einblicke in Joseph Joachims Wirken

Am Brahms-Institut der Musikhochschule Lübeck (MHL) erforscht der Schweizer Doktorand Christoph Arta Joseph Joachims Wirken an der Schnittstelle von Hochschulwesen, Konzertorganisation, Komposition und Interpretation.

Christoph Arta (Bild: zVg),SMPV

Der 24-jährige Schweizer Musikwissenschaftler hat über das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) seine Tätigkeit als Volontär und Doktorand am Brahms-Institut aufgenommen. Er wird Joachims Wirken mit einem Schlaglicht auf die bis heute nachwirkenden Strukturen des damaligen Musiklebens erforschen.

Das Brahms-Institut konnte zudem ein Konvolut mit 18 bisher unbekannten Briefen und Albumblättern erwerben. Es umfasst private und geschäftliche Korrespondenz, die Joseph Joachim mit gestochen klarer Handschrift selber verfasst oder am Ende seines Lebens diktiert hat. Die Briefe, die unter anderem an Theodor Fürchtegott Kirchner und Florence May gerichtet sind, bieten einen aufschlussreichen Einblick in Joachims Leben als Violinvirtuose. Besonders interessant ist ein Albumblatt aus dem Jahre 1884, auf dem Joachim, der als Pionier der Wiederentdeckung von Bachs Solo-Violinwerken gilt, Takte aus dem Largo ma non tanto (BWV 1043) von Johann Sebastian Bach zitiert.

Originalartikel: https://www.brahms-institut.de/index.php?cID=1031
Infos zu Christoph Arta: https://www.brahmsinstitut.de/index.php?cID=217

Würzburger Bachelor in Ethnomusikologie

Verschiedene Musik-Kulturen der Welt stehen im Mittelpunkt eines neuen Bachelorstudiengangs Ethnomusikologie an der Uni Würzburg. Die Einschreibung zum Sommersemester 2021 ist ab sofort möglich.

Trommeln aus Macao, Brasilien. Foto: Robson Melo / unsplash.com (s. unten),SMPV

Ein Masterstudiengang ist an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg seit Jahren etabliert. Zum Sommersemester 2021 kommt jetzt ein 60-Punkte-Nebenfach-Bachelor dazu. Das Studium dauert drei Jahre.

Die Studierenden lernen verschiedene Musikkulturen und -praktiken sowie deren soziokulturelle Zusammenhänge kennen. Sie erfahren, welche sozialen Einflüsse das Musikmachen verändern und wie das Musikmachen die Gesellschaft beeinflusst. Die Studierenden sammeln zudem erste eigene Forschungserfahrungen: Sie lernen Feldforschungs- und Aufnahmemethoden in praktischer Anwendung kennen. Berufsmöglichkeiten eröffnen sich zum Beispiel im Kultur-, Sozial- oder Bildungsbereich.

Mehr Infos:
https://www.musikwissenschaft.uni-wuerzburg.de/studium/studium-ethnomusikologie-d/

Pro Helvetia passt Förderung an

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia beobachtet die Pandemie-Situation mit Sorge und hat deshalb unter dem Titel «Bridges to the Future» erneut ein spezielles Angebot von Fördermassnahmen entwickelt.

Foto: Joshua Sortino / unsplash.com (s. unten)

Das Förderkonzept beinhaltet Anpassungen der Aktivitäten in allen von der Stiftung geförderten Sparten und wird mit zehn Ausschreibungen ergänzt. «Bridges to the Future» bietet Kunst- und Kulturschaffenden die Möglichkeit, ihre Praxis den aktuellen Umständen anzupassen und eine Basis für die Zukunft zu schaffen. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf digitalen und hybriden Modellen der Verbreitung und Vernetzung.

Mit dem Massnahmenpaket passt die Stiftung ihre Tätigkeiten in verschiedenen Disziplinen den gegenwärtigen Umständen an. Zudem lanciert sie mehrere Ausschreibungen, die Kunst- und Kulturschaffenden die Möglichkeit geben, ihre Ideen und Formate weiterzuentwickeln und eine Basis für die Zukunft zu schaffen. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf neuen Modellen der Verbreitung, der Sichtbarkeit und der Vernetzung.

Mehr Infos: https://prohelvetia.ch/de/dossier/infopoint-covid-19
 

Wettbewerb für neue Chormusik

Die SGNM lanciert unter der Schirmherrschaft der ISCM mit weiteren ISCM-Sektionen einen internationalen Kompositionswettbewerb für neue Chormusik. Eingabefrist ist der 30. Juni 2021.

Eric Whitacre wird einen Teil der Uraufführungen im Stadtcasino Basel dirigieren. Foto: Marc Royce

Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik (International Society for Contemporary Music ISCM) feiert 2022 ihr 100-jähriges Bestehen. Im Rahmen der «ISCM Collaborative Series» schreiben verschiedene ISCM-Sektionen einen internationalen Chor-Kompositionswettbewerb in verschiedenen Kategorien aus mit dem Ziel, die in Corona-Zeiten stark leidende Chorszene mit neuen Impulsen fürs zeitgenössische Chorschaffen zu motivieren. Die Schweizer ISCM-Sektion (Schweizerische Gesellschaft für Neue Musik SGNM), die 2022 ebenfalls 100 Jahre alt wird, macht den Anfang und schreibt einen Wettbewerb in der Kategorie für gleichstimmige Chorwerke aus. Die prämierten Stücke sollen im Frühjahr 2022 an zwei Chorkonzerten uraufgeführt werden: Im Stadtcasino Basel von den Männerstimmen Basel unter der Leitung des US-amerikanischen Komponisten Eric Whitacre sowie in Andelfingen vom Jugendchor Zürich unter Marco Amherd. Über die Uraufführungen hinaus sind die Publikation der prämierten Werke aller Wettbewerbskategorien sowie weitere Aufführungen an den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days) geplant. Teilnahmeberechtigt sind Komponistinnen und Komponisten jeglichen Alters und jeglicher Nationalität. Eingabefrist ist der 30. Juni 2021.

Die ISCM ist die älteste internationale Dachorganisation zur Förderung der Neuen Musik. Sie gilt als eine der bedeutendsten musikkulturellen Gesellschaften der Welt. Eine zentrale Aufgabe ist die Veranstaltung der Weltmusiktage (World New Music Days), die seit 1923 jährlich in einem wechselnden Land stattfinden. 2021 wird das Festival voraussichtlich in Shanghai und Nanning stattfinden. Die aktuelle ISCM-Präsidentin ist die Neuseeländerin Glenda Keam. Die SGNM (Schweizerische Gesellschaft für Neue Musik) ist die ebenfalls 1922 gegründete Schweizer Sektion der ISCM. Zusammen mit ihren Mitgliedern war sie in den letzten 100 Jahren sechsmal für die Austragung der ISCM-Weltmusiktage in der Schweiz besorgt: 1926 (Zürich), 1929 (Genf), 1957 (Zürich), 1970 (Basel), 1991 (Zürich) und 2004 (schweizweit). Mit den Weltmusiktagen in der Schweiz sind mehrere musikgeschichtlich bedeutende Uraufführungen verbunden, darunter die Uraufführung von Anton Weberns 5 Orchesterstücke op.10 unter seiner Leitung 1926 in Zürich und die szenische Uraufführung von Arnold Schönbergs Opernfragment Moses und Aron 1957 am Zürcher Opernhaus. 1929 in Genf traten mit Henriette Bosmans und Emmy Wegener die ersten Komponistinnen in der Geschichte der Weltmusiktage auf. Und 1957 wurde in Zürich im Konzert des wegweisenden Studio di Fonologia della RAI mit Werken von Henri Pousseur, Luciano Berio und Bruno Maderna zum ersten Mal an den ISCM World Music Days elektronische Musik aufgeführt. Im aktuellen SGNM-Vorstand walten Arturo Corrales, Antoine Fachard, David Rossel und Javier Hagen (Präsident).
 

Kultur Basel-Stadt verliert Koleiterin

Nach rund fünf Jahren in der Abteilung Kultur will sich Sonja Kuhn, Koleiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, einer neuen beruflichen Herausforderung stellen und verlässt das Präsidialdepartment Ende Juli 2021.

Foto: Claudio Büttler / unsplash.com (s. unten)

Sonja Kuhn stieg 2016 als stellvertretende Leiterin ein, übernahm danach die interimistische Leitung, bis sie schliesslich im Januar 2018 die Koleitung gemeinsam mit Katrin Grögel innehatte. Sie wird ihre Aufgaben bis zum Ende der ordentlichen Kündigungsfrist Ende Juli 2021 wie gewohnt weiterführen. Die bisherige Koleiterin Katrin Grögel übernimmt die Gesamtleitung der Abteilung Kultur ab August 2021.

Die Suche nach einer Stellvertretung der Gesamtleitung ist laut der Medienmitteilung der Stadt Basel in die Wege geleitet worden. Das Präsidialdepartement hat entschieden, die vakant werdende Stelle neu als stellvertretende Leitung der Abteilung Kultur auszuschreiben. 

Mehr Infos:
https://www.bs.ch/nm/2021-personelle-veraenderung-in-der-leitung-abteilung-kultur-pd.html

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