Oh Yeah! Popmusik in der Schweiz

Vom 14. November 2014 bis 30. August 2015 bietet das Museum für Kommunikation in Bern einen Überblick über 60 Jahre Popmusikschaffen in der Schweiz, vom Rock’n’Roll der 1950er-Jahre bis zur elektronischen Musik von heute.

Aktuelle Musikvideos in der Ausstellung. Foto: © Museum für Kommunikation / Hannes Saxer,SMPV

Strukturiert in fünf Zeitfenster spannt der Hauptraum der Ausstellung einen Bogen
von 1954 bis zum Ende des Jahrtausends. Hier tritt der Reihe nach auf, wer in der Popmusik eine Rolle spielt: die Tanzorchester der frühen 1950er-Jahre, die Hawaii-Bands aus Basel, dann die «Halbstarken» und Les Sauterelles. In der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre etablieren sich die Beat-Bands über das ganze Land und erobern die Schweizer Hitparade. Anschliessend zeigt die Ausstellung die Entwicklung der verschiedenen Rockszenen. Ein eigenes Modul ist der Schweizer Mundart-Szene gewidmet, die das Erbe von Mani Matter weiterführt. Ab Mitte der 1980er-Jahre kommt mit den Privatradios und der Gründung von DRS3, Couleur3 und Rete3 frischer Wind in die Schweizer Popmusik. In den1990er-Jahren schliesslich sind Hip Hop, Eurodance und Techno Trumpf. Einen eigenständigen Auftritt verschafft die Ausstellung der Schweizer Popmusik ab dem Jahr 2000. Ihr ist ein eigener Raum gewidmet, in dem der Sprung ins digitale Zeitalter sichtbar wird: Drei grosse Projektionsflächen zeigen 42 Musikvideos von aktuellen Schweizer Bands und Künstlern.

Viele Originalobjekte und über 400 Minuten Ton- und Filmmaterial aus allen Jahrzehnten sind zu entdecken. Popradio-Pionier François Mürner führt akustisch durch die Räume. Zur Ausstellung erscheint im Chronos Verlag Zürich ein Bildband mit 200 Pop-Fotos aus der Schweiz. Die zum Teil raren Aufnahmen versammeln nationale und internationale Künstler. Ein Rahmenprogramm mit Kurzfilmen rundet das Angebot ab.

Führungen und Workshops für Schulklassen ab dem 5. Schuljahr bis Sekundarstufe II können gebucht werden. Für Musiklehrpersonen stehen zudem kostenlos didaktische Materialien zur Verfügung.

Informationen: www.mfk.ch/ausstellungen/oh-yeah/

Alter Basler Jazzschulsitz wird umgenutzt

Am ehemaligen Sitz der Jazzschule an der Reinacherstrasse 105 in Basel entsteht auf Initiative des Erziehungsdepartements Basel-Stadt das R105, ein neues Kulturhaus für junge Erwachsene.

Foto: zvg

Mit niederschwelliger und heterogener Nutzung soll das R105 dem kreativen Schaffen junger Erwachsener aus allen Kultursparten Raum geben – von Design und Kunst über Literatur und Musik bis zu Tanz und Theater. 

Für die Räume können sich Interessierte im Alter von 18 bis und mit 26 Jahren aus allen Kultursparten bewerben und diese ab Januar 2015 als Atelier-, Büro-, Probe-, Produktions-, Studio-, Unterrichtsräume und so weiter nutzen. Eine Mietdauer von mindestens drei Monaten und höchstens sechs Jahren soll einerseits Kontinuität und andererseits eine gesunde Fluktuation gewährleisten.

Begleitet wird das Angebot von der Christoph Merian Stiftung, dem GGG Kulturkick, der JuAr Basel, den Vereinen Neues JKF und Kulturpush sowie dem RFV Basel. Bewerbungen sind ab sofort über die Webseite ddes Projektes möglich. Weitere Infos zum Angebot, den Nutzungsbedingungen und der Ausschreibung finden sich ebenfalls auf der Webseite.

Mehr Infos: www.r105.ch

 

14. Forum für Schulmusik

Vom 10. bis 12. April 2015 findet im Campus Muristalden in Bern eine musikdidaktische Grossveranstaltung statt. 56 Kurse für alle Schulstufen werden an diesen drei Tagen angeboten.

Foto: Bettina Hügli, ffsm

Im Zweijahresrhythmus stellt das Forum eine breite Palette von Workshops zur Auswahl. Von Bewegungsspielen und Tänzen für Kindergarten und Unterstufe über Bausteine zur Mehrstimmigkeit auf der Mittelstufe bis zum Beschallen von Schulvorstellungen in der Ober- und Gymnasialstufe bewegen sich die Themen. 40 Referentinnen und Referenten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich sind geladen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen sich ein individuelles Programm zusammen. Am Morgen werden gemeinsame Einsingen angeboten, die auch gleich vorführen, wie man so etwas in der Schule machen könnte. Am Donnerstagabend ist eine Vorstellung des Pfannestil Chammer Sexdeets vorgesehen und am Samstagnachmittag eine Abschlussveranstaltung mit einem Ad-hoc-Chor. Das Forum bildet auch den Rahmen für die Delegiertenversammlung der Schweizerischen Vereinigung der Musiklehrer und Musiklehrerinnen an Mittelschulen VSG. 

Das Forum wird initiiert und unterstützt vom Verein fortbildungmusik.ch.
Program und Anmeldung

14 Millionen Laien musizieren in Deutschland

Mindestens 14 Millionen Menschen musizieren in Deutschland in ihrer Freizeit oder singen in einem Chor. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ). Es hat Studien und Bevölkerungsumfragen unterschiedlicher Forschungsinstitute sowie eigene Erhebungen ausgewertet.

Foto: Burkard Vogt / pixelio.de

Für den Bereich des instrumentalen Laienmusizierens lasse sich ein Anteil von rund 13 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren nachweisen, schreibt das MIZ, das entspricht rund 9 Millionen Menschen, die ein Musikinstrument spielen. Etwa 4 Millionen singen in einem Chor oder einem anderen Ensemble. Naturgemäss kommt es jedoch zu Überschneidungen in den beiden Gruppen.

32 Prozent der Sängerinnen und Sänger geben an, ebenfalls ein Musikinstrument zu spielen, so dass sich die Summe der Musizierenden ab 14 Jahren insgesamt auf rund 12 Millionen beläuft. Hinzu kommen hochgerechnet mindestens 2 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 2 und 13 Jahren, die regelmässig singen, ein Instrument spielen oder sich anderweitig musikalisch betätigen.

Über ein Fünftel der deutschen Amateurmusikerinnen und -musiker, das sind rund 3 Millionen, ist in den Verbänden des instrumentalen und vokalen Laienmusizierens aktiv. Hinzu kommen etwa 700’000 Musikbegeisterte, die als fördernde Mitglieder die Entwicklung der Verbandstätigkeiten unterstützen und begleiten. Insgesamt verzeichnen die Laienverbände damit rund 3,7 Millionen Mitglieder. Mit 2,2 Millionen gehört ein grosser Teil den Chorverbänden an, die insgesamt 60 Prozent der Verbandsmitglieder organisieren.

Nach einer Hochrechnung des Deutschen Jugendinstituts nehmen 340’000 bis 450’000 der 9- bis 12-Jährigen und 500’000 bis 630’000 der 13- bis 17-Jährigen Unterricht bei Privatmusiklehrerinnen und -lehrern; hinzu kommen Schülerinnen und Schüler an privaten Musikschulen sowie Privatschüler in den Altersgruppen ausserhalb der 9- bis 17-Jährigen, über die derzeit jedoch keine Daten vorliegen. An öffentlichen Musikschulen finden sich über eine Million Schülerinnen und Schülern sowie jährlich rund 95’000 Teilnehmer an musikpraktischen Kursen der Volkshochschulen.

Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in Schulorchestern und -chören, Bands und anderen Ensembles der allgemein bildenden Schulen musizieren, beläuft sich nach Hochrechnungen des MIZ auf insgesamt rund 820’000.
 

Basel entzieht Musikern Aufenthaltsbewilligungen

Abklärungen des Amtes für Wirtschaft und Arbeit sowie Gespräche mit dem Bundesamt für Migration haben laut dem Kanton Basel-Stadt ergeben, dass bisherige Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen für Musikerinnen und Musiker nicht länger erteilt werden können.

Foto: Aka / pixelio.de

Musikerinnen und Musikern aus Drittstaaten seien in den vergangen Jahren immer Bewilligungen erteilt worden, die nicht hätten erteilt werden dürfen (siehe SMZ-Nachricht). Die meisten seien bereits Ende 2013 und anfangs 2014, einige wenige erst im September 2014 orientiert worden. Den Betroffenen würden Übergangsfristen bis mindestens Ende August 2015 gewährt, schreibt der Kanton weiter.

Gespräche mit dem Bundesamt für Migration hätten ergeben, erklärt der Kanton, dass diese Bewilligungen auf keinen Fall weiter erteilt werden dürfen. Die Musikerinnen und Musiker können nur dann weiter in der Schweiz wohnen und arbeiten, wenn sie die strengen Voraussetzungen für kontingentierte Kurz- oder Daueraufenthaltsbewilligungen erfüllen. Dies dürfte gemäss Einschätzung des Amtes für Wirtschaft und Arbeit und des Bundesamtes für Migration in der Regel nicht der Fall sein.

Von der Praxisänderung sind rund 55 Musikerinnen und Musiker betroffen. Für diejenigen rund 18 Personen, die bereits vor dem 1. Januar 2011 solche Bewilligungen erhalten haben, will der Kanton in Zusammenarbeit mit dem Justiz- und Sicherheitsdepartement sowie dem Bundesamt für Migration nach einer humanitären Lösung suchen. Es soll ihnen der dauernde, legale Aufenthalt in der Schweiz ermöglicht werden.

Den anderen wird für 2015 eine neue Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung nur erteilt, wenn sie die strengen Voraussetzungen für eine kontingentierte Kurz- oder Daueraufenthaltsbewilligung erfüllen.
 

Geld für Schweizer Labels und Künstlermanagement

Das Migros-Kulturprozent fördert zum zehnten Mal Pop- und Independent-Labels sowie Künstlermanagements mit Sitz in der Schweiz. Diese können ihre Gesuche bis zum 30. November einreichen. Die Förderbeiträge sind mit 50 000 Franken dotiert.

Stachelbaerle / www.pixelio.de

Schweizer Independent-Labels und Künstlermanagements wie Two Gentlemen in Lausanne oder Bakara Music in Zürich leisten viel für die Schweizer Musikszene. Sie bewegen sich aber in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Seit 2006 engagiert sich das Migros-Kulturprozent deshalb in der Label- und Künstlermanagement-Förderung. Die geförderten Labels und Managements erhalten Beiträge zwischen 10 000 und 50 000 Franken. Philipp Schnyder von Wartensee vom Migros-Kulturprozent erklärt dazu: «Die Musikmanager und Agenten leisten unerlässliche Arbeit im Hintergrund von Künstlern wie Sophie Hunger, Steff la Cheffe oder Peter Kernel. Mit unserer Förderung tragen wir dazu bei, dass sie ihre Strukturen professionalisieren können. Nur so können sie auch in Zukunft die Schweizer Popszene aufbauen und betreuen».

Zugelassen sind Independent-Labels, die innerhalb der vergangenen 24 Monate mindestens vier Alben von in der Schweiz ansässigen Künstlern veröffentlicht oder eine vergleichbare Leistung erbracht haben. Bei den Künstleragenturen ist es wichtig, dass sie umfassende Managementaufgaben wahrnehmen. Zudem sollen sie mindestens zwei Schweizer Musikerinnen und Musiker betreuen, die bereits CDs veröffentlicht haben.

 

Einsendeschluss für die Gesuche um die Förderbeiträge 2015 ist der 30. November 2014. Richtlinien und Anmeldeunterlagen unter www.migros-kulturprozent.ch/foerderung
 

Frauen im Mittelpunkt

Die gemeinnützige Organisation Femmusicale tritt erstmals mit Konzerten und einem Referat an die Öffentlichkeit.

www.femmusicale.ch,SMPV

Diesen Frühling wurde die Vereinigung «Femmusicale» ins Leben gerufen. Präsident Patrizio Mazzola konnte Bundesrätin Simonetta Sommaruga für das Patronat gewinnen. Gemäss den Statuten will die Vereinigung musikalische Veranstaltungen organisieren, in denen Frauen als Künstlerinnen oder Managerinnen eine wichtige Rolle spielen. Kernstück ist das jährliche Festival Femmusicale in Bern. Ein Teil allfälliger Gewinne soll an Organisationen verteilt werden, die für Frauenrechte kämpfen.

Eine erste Veranstaltungsreihe findet in Bern vom 14. bis 16. November statt. Den Auftakt bildet ein Vortrag der Historikerin Brigitte Rentsch zum Thema Frauen in der abendländischen Musikgeschichte. In sieben Konzerten stehen Interpretinnen und Werke von Komponistinnen im Mittelpunkt.

Weitere Informationen: www.femmusicale.ch
 

Schimmelbefall an Orgeln soll geklärt werden

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat ein Forschungsprojekt zum Schimmelbefall an Orgeln gestartet. In dem dreijährigen Projekt soll zunächst eine Reihenuntersuchung an etwa 100 Instrumenten stattfinden.

Orgelpedal. Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

In der zweiten Projektphase wird eine grössere Anzahl von Orgeln näher untersucht. Unter anderem geht es um die Bestimmung der angetroffenen Pilze, die detaillierte Aufnahme des baulichen Zustandes der Kirche und die Erfassung des Raumklimas sowie Forschungen zur Restaurierungs- und Sanierungsgeschichte.

In einem Vorprojekt wurden Schimmelpilze nicht nur an den Instrumenten, sondern auch an anderen Stellen im Kirchenraum festgestellt, weshalb nun die ganzen Gebäude in den Blick genommen werden. Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, ob der Befall durch Sanierungsmassnahmen der letzten zwanzig Jahre begünstigt wird, etwa weil der Luftaustausch durch dichtere Fenster verringert wurde oder Oberflächenbeschichtungen Verwendung fanden, die den Pilzen als Nährboden dienen.

Im Projekt arbeiten Fachleute aus den Bereichen Bauklimatik, Materialkunde, Mikrobiologie, Restaurierungswissenschaften und Denkmalpflege zusammen, die auf die enge Kooperation mit den Orgelsachverständigen der Kirchen und Denkmalfachbehörden, den Kirchengemeinden, Orgelbauern und Organisten setzen.

Erstes Zertifikat vergeben

Die Musikschule Knonaueramt darf sich als erste Gesundheitsfördernde Musikschule nennen. Das Zentrum Weiterbildung der Zürcher Hochschule der Künste in Zusammenarbeit mit dem Verband Zürcher Musikschulen hat ihr das entsprechende Zertifikat am 7. November 2014 verliehen.

Foto: Antonik Seidler / pixelio.de

Eine gesundheitsfördernde Musikschule ist sich möglicher psycho-physischer Belastungen und gesundheitlicher Probleme durch das Musikmachen bewusst. Sie fördert Prävention und Gesundheitsförderung bei ihren Musiklehrpersonen sowie deren Musikschülerinnen und -schülern und bietet in regelmässigen Abständen musikphysiologische Weiterbildungsveranstaltungen an. Einer Zertifizierung gehen jeweils folgende musikphysiologische Fortbildungsveranstaltungen für die Lehrpersonen voran:

  1. Grundlagen-Referat
  2. Allgemeiner praktischer Grundkurs
  3. Instrumentenspezifischer Aufbaukurs
  4. Einführungskurs zu den Themen Auftrittstraining, Bühnenkompetenz und konstruktiver Umgang mit übermässigem Lampenfieber

Weiterhin bietet eine zertifizierte Musikschule ihren Lehrpersonen die kostenlose Möglichkeit zu musikphysiologischen Beratungen bei Fachpersonen des Bereichs Musikphysiologie / Musik- und Präventionsmedizin der ZHdK an.

Interesseierte Musikschulen wenden sich an horst.hildebrandt@zhdk.ch oder elisabeth.danuser@zhdk.ch.

 

MAS in Musikphysiologie
Weltweit noch einmalig ist das vom Schweizerischen Hochschulzentrums für Musikphysiologie SHZM unterstützte und an den Musikhochschulalltag angegliederte Weiterbildungsstudium zu einem sogenannten Master of Advanced Studies (MAS) in Musikphysiologie an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2002 werden die teilnehmenden Musikpädagoginnen und -pädagogen in dem semesterweise strukturierten Unterricht zu Multiplikatoren musikphysiologischer Inhalte bzw. zu einer nächsten Generation von musikphysiologisch Lehrenden an den Musikhochschulen und Musikschulen ausgebildet. Im Zentrum stehen physiologische Strategien für die Prävention und Lösung musikmedizinischer Probleme. Die Ausbildung findet in enger Kooperation mit den bestehenden Angeboten für Musikstudierende sowie mit weiteren musikpädagogischen und musikpraktischen Angeboten statt. Sie enthält ein breites Spektrum zu den Themen Vorbeugung, Lernphysiologie, mentales Training, Bühnenkompetenz, Methodik und Fachdidaktik sowie zu physiologisch fundierten (Selbst-)Anleitungsstilen. Weiterhin werden Einführungen in verschiedene Körper(wahrnehmungs)schulen, Trainingslehren und Selbsterfahrungsformen sowie Hospitationsmöglichkeiten bei musikphysiologischen Beratungen angeboten. Ein wesentlicher Bestandteil sind der Einzelunterricht in Angewandter Musikphysiologie mit dem eigenen Instrument bzw. Gesangsfach und ein supervidiertes Unterrichtspraktikum mit individueller Arbeit an Fallbeispielen. Den Abschluss bildet nach einem Projektmanagement-Kurs die Durchführung und Evaluation eines institutionell relevanten musikphysiologischen Projektes in Verknüpfung mit einer Diplomarbeit.

Die Absolventen dieses Weiterbildungsstudiums sind selbst künstlerisch und musikpädagogisch an Hochschulen, Konservatorien und Musikschulen tätig und gehören inzwischen zu dem Dozierenden-Pool, welcher diverse musikpädagogisch-physiologische Angebote wie Referate, Kurse, Workshops und Einzelberatungen zur Verfügung stellt. Inzwischen haben mehrere Musikschulen und Musikhochschulen musikphysiologische Lehr- und Beratungsdeputate in ihrem Curriculum verankert. Die Zahl der von Absolventen gegebenen Weiterbildungskurse summiert sich bereits auf über 170. Mit den Kursen der Dozierenden zusammengerechnet haben in den letzten zwölf Jahren über 300 musikphysiologische Weiterbildungskurse stattgefunden.

Musikphysiologie an der ZHdK
 

Der Stellenwert der Kultur in der Schweiz

In einer repräsentativen Umfrage, durchgeführt von den Meinungsforschern von Isopublic, sind im Sommer 2013 4048 Personen aus der gesamten Schweiz mittels Fragebogen unter anderem zu ihrem Kulturverständnis und -konsum befragt worden.

Foto: Christiane Heuser / pixelio.de

72 Prozent der Befragten geben an, dass Kultur in ihrem Leben einen eher hohen oder sehr hohen Stellenwert hat. Eine deutliche Mehrheit sieht in der Kultur ein bedeutendes Mittel zur Sicherung nationaler Eigenheit, zur Weiterentwicklung der Gesellschaft und der Integration.

78 Prozent interessieren sich für kulturelle Äusserungen in unterschiedlichen Stilrichtungen, bloss 15 Prozent geben an, sie hätten «hauptsächlich Interesse an
einer bestimmten Stilrichtung».

Mit Abstand (65 Prozent der Nennungen) der wichtigste Grund für den Kulturkonsum ist, das Bedürfnis, «etwas zu lernen». Auf dem zweiten Rang (46 Prozent), findet sich der Wunsch, «etwas Besonderes zu erleben». 79 Prozent sehen in der Kulturförderung sowohl Staat als auch Privatwirtschaft in der Pflicht. Bloss 7 Prozent möchten diese ausschliesslich aus privaten Mitteln alimentiert sehen.

Die Studien können hier unentgeltlich von der Webseite des Migros Kulturprozentes heruntergeladen werden.

 

Thomas Hampson im Interview

Am 12. November stellt der herausragende Bariton in Zürich sein Buch «Liebst du um Schönheit – Gespräche mit Clemens Prokop» vor.

Foto: Dario Acosta,SMPV

Das Buch ist im Sommer 2014 erschienen und widmet sich gemäss Ingrid Wanja (operalounge.de) weniger dem Werdegang des Sängers als vielmehr «seinen Erfahrungen und Ansichten mit und über die Kunst».

Wie Musik Hug mitteilt, wird Thomas Hampson von Andreas Müller-Crepon am
12. November in der Steinway Gallery von Musik Hug in Zürich zu diesem Buch interviewt. Im Anschluss daran signiert er Buch und CDs.

Thomas Hampson: Liebst du um Schönheit – Gespräche mit Clemens Prokop
192 Seiten, Henschel Verlag / Bärenreiter
ISBN 978 3 89487 912 9
Fr. 33.90

 

Sichtbare Musik an den Science Days

Studierende der Pädagogischen Hochschule und der Musikhochschulen FHNW haben im süddeutschen Europapark an Science Days Experimente zum Thema Akustik präsentiert. Das Wissenschaftsfestival zieht rund 20’000 Besucher und Besucherinnen an, darunter sehr viele Schulklassen.

Foto: Europa-Park

Mit dem Projekt wollen die Initianten Tibor Gyalog (Pädagogische Hochschule) und Beat Hofstetter (Hochschule für Musik) den Zugang zum interdisziplinären Thema Akustik von der Physik und der Musik her erschliessen, schreibt die FHNW.

Die Präsentation sei auf sehr gute Resonanz gestossen: Neben vielen tausend Besuchern gab es einen TV-Kurzbericht in der Landesschau des Südwestfunks und eine Einladung an das Peking Science Festival 2015. Vorgesehen sind zudem Präsentationen am Jubiläumsanlass «150 Jahre Akademie der Naturwissenschaften» im Herbst 2015 und an der TuN Basel 2016.
 

Wo ist der Westen?

Amerika hat Generationen von Europäern zum Träumen gebracht. Schweizer ganz besonders. Auch wenn wir uns das heute kaum vorstellen können: Bis ins 19. Jahrhundert starben in unserem Land Menschen vor Hunger. Auswandern war überlebensnotwendig. So entstand 1819 in Brasilien die Stadt Nova Friburgo, gegründet von 265 Familien aus der Schweiz, in einer Region, deren Klima demjenigen ähnelte, das sie verlassen hatten. In den Vereinigten Staaten gibt es nicht weniger als 16 Städte oder Dörfer namens «Luzern» und selbstverständlich finden sich auch einige «Geneva».

Mit der Wende zum 20. Jahrhundert verlor das «Eldorado» an Glanz; die USA, der «American Dream», wurden zum Inbegriff des faszinierenden Westens. Das galt auch für Musiker, Dvořák etwa, der von 1892 bis 1896 Direktor des Konservatoriums in New York war und dort seine Sinfonie aus der Neuen Welt schrieb, ein so emblematisches Stück, dass es Neil Armstrong später auf dem Mond hinterlegte. Im Musical West Side Story träumten puertoricanische Einwanderer den amerikanischen Traum, und in der Popmusik besangen etwa Joe Dassin L’Amérique, die Mamas & Papas versanken in California Dreamin’ und Patrick Juvet schwärmte: I love America.

Das alles scheint heute weit weg; Amerika bringt uns nicht mehr zum Träumen. Die Globalisierung und das Internet haben den technologischen und sozialen Vorsprung jenseits des Atlantiks dahinschmelzen lassen. Angesichts der heutigen wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten blickt kaum jemand mehr neidisch nach Westen.

Das Thema dieser Nummer wird dadurch noch vielschichtiger. Es sind die unzähligen Wechselwirkungen mit dem Westen, die uns beschäftigen: sei es im Jazz, sei es in den Eindrücken eines jungen Deutschschweizer Komponisten, der das Pariser Musikleben bestaunt, sei es im Hin und Her der brasilianischen Musik im Laufe der Jahrhunderte. Vier amerikanische Komponisten, die hierzulande noch zu entdecken sind, runden den Focus ab.

Brechen wir also auf zur (Wieder-)Entdeckung des Westens!

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In den Big Apple beissen

Sie sind talentiert, solide ausgebildet, in der hiesigen Szene aktiv – und dann verabschieden sie sich für eine Weile oder definitiv. Was bringt Jazzmusikerinnen und -musiker dazu, sich in Amerika niederzulassen, insbesondere in New York?

Ohad Talmor. Foto: Elena Carminati
In den Big Apple beissen

Sie sind talentiert, solide ausgebildet, in der hiesigen Szene aktiv – und dann verabschieden sie sich für eine Weile oder definitiv. Was bringt Jazzmusikerinnen und -musiker dazu, sich in Amerika niederzulassen, insbesondere in New York?

Kaum hatte die Pianistin Sylvie Courvoisier das Konservatorium in Vevey abgeschlossen, als sie sich in den Hexenkessel zeitgenössischer Musik in Brooklyn rund um John Zorn stürzte. Teil dieser Welt geworden, hat sie bis heute etwa dreissig CDs mit den grossen Namen der Szene aufgenommen: Ellery Eskelin, Fred Frith, Joey Baron … Zusammen mit ihrem Mann, dem Geiger Mark Feldman, tritt sie überall auf der Welt auf.

Einige wagen den Sprung über den grossen Teich, um ihre Ausbildung weiterzuführen. Der Mundharmonikaspieler Gregoire Maret, der das Conservatoire Supérieur de Musique de Genève abgeschlossen hat, spielt heute mit Cassandra Wilson, George Benson, Marcus Miller, Elton John und Sting. Er ist eine Grösse auf seinem Instrument wie Toots Thielmans.

Vor ihnen hatte sich beispielsweise Daniel Schnyder in New York niedergelassen. Er komponiert Kammermusik, arrangiert und produziert Jazz. Kürzlich war er vom Orchestre de Chambre de Lausanne für eine Carte-blanche-Abend eingeladen. Das lässt sich oft feststellen: Wenn sich die Ausgewanderten etabliert haben, kommen sie zurück, sei es als begehrte Gäste, sei es, um sich wieder hier niederzulassen wie der Saxofonist George Robert. Nachdem er zusammen mit dem legendären Phil Woods und später mit dem fabelhaften Trompeter Tom Harrell auf der ganzen Welt gastiert hatte, liess sich der Genfer in Bern nieder, wo er während zehn Jahren die Swiss Jazz School leitete. Heute ist er verantwortlich für die Abteilung Jazz der Musikhochschule Lausanne.

Bei einer Musik, die aus Nordamerika stammt, ist dieser Austausch keineswegs erstaunlich. Nach Konzerten von Duke Ellington und Sydney Bechet auf dem alten Kontinent und der nachfolgenden Bebop-Welle wurden in den Sechzigerjahren hierzulande Jazzschulen gegründet. Die Swiss Jazz School in Bern war europaweit die erste. Heute ist angesichts der immer dichteren Durchdringung von amerikanischen und europäischen Praktiken kaum mehr zu sagen, wer wen auf welche Weise beeinflusst.

«Musikalisch bringen die USA nichts»

Ohad Talmor ist einer dieser Grenzgänger. Er lebt in Brooklyn und unterrichtet einmal pro Monat per Skype am Genfer Konservatorium. Sowohl seine Schulzeit wie seine musikalische Ausbildung hat er teilweise in der Schweiz, teilweise in den Vereinigten Staaten absolviert – in der Klassik und im Jazz. Martha Argerich und Steve Swallow waren seine Lehrer, aber auch Lee Konitz, mit dem er sechs CDs aufgenommen hat und um die Welt getourt ist. Angesprochen auf den Einfluss amerikanischer Spielweisen sagt er kategorisch: «Musikalisch bringen die USA nichts. (…) Es ist die einmalige Konzentration ausserordentlich guter Musiker, die den Aufenthalt wertvoll macht.»

Einen Unterschied sieht Talmor bei der wirtschaftlichen Seite: «Das Geschäft hat in den USA immer die Oberhand. Die Musik wird vor allem als ‹Entertainement› betrachtet, als Kunst hat sie einen schweren Stand. Die Gagen sind deutlich tiefer als in Europa und Konzerte werden von einigen Begeisterten aus eigener Initiative durchgeführt.» Einen Veranstaltungsort, der auf Kreation setzt, hat Talmor gleich selbst mitgegründet: das Seeds in Brooklyn. Vor allem improvisierte Musik steht auf dem Programm, und regelmässig sind auch einige Schweizer zu Besuch, beispielsweise Jacques Demierre, Nicolas Masson oder Jean-Lou Treboux.

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Genf – Paris, zweimal hin, einmal zurück

Pierre Wissmers Kammermusik und nicht weniger als neun Sinfonien sind heute fast vergessen. Ein Anlass, sein Leben zwischen Rhone und Seine, zwischen Salons und Institutionen Revue passieren zu lassen.

Pierre Wissmer (1915-1992) Foto: zVg
Genf - Paris, zweimal hin, einmal zurück

Pierre Wissmers Kammermusik und nicht weniger als neun Sinfonien sind heute fast vergessen. Ein Anlass, sein Leben zwischen Rhone und Seine, zwischen Salons und Institutionen Revue passieren zu lassen.

Sohn eines Arztes und einer Russin aus reichem Haus, besucht Pierre Wissmer in Genf, seiner Heimatstadt, das Konservatorium. Er spielt Klavier, ist aber rasch angezogen von der Komposition, auch wenn ihn der altmodische Akademismus seines Harmonie- und Kontrapunktlehrers enttäuscht. Mit dem Einverständnis seiner Eltern fährt er nach Paris, wo er an der Schola Cantorum die Schweizer Pianistin Jacqueline Blancard kennenlernt. Sie will den jungen Mann auf die Aufnahmeprüfung für das Conservatoire national supérieur vorbereiten. Die Nacht vor dem Examen verbringt Wissmer jedoch an einer ausgelassenen Feier – und fällt durch. Er schreibt sich nun an der Schola Cantorum ein, wo er bei Lazare Lévy Klavier und bei Daniel Lesur Kontrapunkt studiert. In dieser Zeit reift der Entschluss, Komponist zu werden. Als Hörer verfolgt er am Conservatoire die Vorlesungen von Roger Ducasse.

Als hübschem jungem Mann mit immer tadellosem Äusseren stehen ihm die Türen der besseren Kreise offen. Durch die Vermittlung von Pierre Guérin lernt er Igor Strawinsky, Francis Poulenc, Pierre Bernac, Henri Sauguet, Jean Cocteau, François Mauriac, Hervé Dugardin, Christian Bérard und Leonor Fini kennen, ebenso den berühmten Musikkritiker Claude Rostand. Wissmer liebt es, in dieser Gesellschaft Aufsehen zu erregen, was ihm als Rennvelofahrer, Alpinist und Wasserskifahrer nicht schwer fällt. Sein schickes Auto, ein Delage, das König Carol II. von Rumänien gehört haben soll, trägt zum Erscheinungsbild bei.

Schon seine Jugendwerke strahlen eine überschäumende Energie aus. Sein erstes Klavierkonzert, geschrieben mit 22 Jahren, wird von Alexandre Uninsky und dem Komponisten selbst in einer Version für Klavier zu vier Händen in Brüssel uraufgeführt. 1938 dirigiert Hermann Scherchen Wissmers 1. Sinfonie in Winterthur. Im Folgejahr entsteht das einaktige Ballett Le beau dimanche, das 1944 von Ernest Ansermet auf die Bühne des Grand Théâtre de Genève gebracht wird. Ansermet wird zur entscheidenden Persönlichkeit, die immer wieder Opern, Ballette, aber auch Orchesterwerke Wissmers in Genf zur Aufführung bringt. Auch Edmond Appia, der Dirigent des Radio-Orchesters in Genf, trägt zu dessen Bekanntwerden bei.

1944 wird Wissmer Kompositionslehrer am Conservatoire de Genève und Chef der Abteilung Kammermusik beim Genfer Radio. Dort werden auch seine ersten kammermusikalischen Werke, etwa die Sonatine für Violine und Klavier (1946), aufgeführt. Sein grosses Interesse gilt den Zeitgenossen Ligeti, Messiaen, Dutilleux und Lutoslawski. Bereits 1951 verlässt Wissmer Genf jedoch wieder, er wird zum Programmdirektor des Luxemburger Radios und Fernsehens ernannt. Dieser Posten bleibt ebenfalls Zwischenstation. 1957 kehrt er als Vize-Direktor und Lehrer für Komposition und Orchestration an die Schola Cantorum von Paris zurück. Er ersetzt dort Daniel Lesur, der zum Direktor der Pariser Oper aufsteigt. Wissmer bleibt nun in Frankreich, nimmt die französische Staatsbürgerschaft an. Er hält sich auch gern in der Provence auf. Dort, im Weiler Valcrose, komponiert er sein Concerto Valcrosiano, ein viersätziges Orchesterwerk, das 1966 uraufgeführt wird. Wissmer stirbt in Valcrose 1992.

Wissmers Musik zeichnet sich durch eine energische, zugespitzte Tonsprache aus. Seine Orchesterwerke zeigen markante Abstufungen und kontrastierende Klangfarben. Dies wird ganz besonders deutlich in der 5. und 6. Sinfonie (komponiert 1969 und 1975-77), die von der Schwere und Tragik des menschlichen Schicksals geprägt sind.

In den letzten Jahren ist beim Label Naxos und bei Marcal Classics eine ganze Reihe von Aufnahmen mit den Werken Wissmers neu erschienen, so alle neun Sinfonien, Klavier- und Violinkonzerte, Kammermusik für Gitarre und für Gesang und das Oratorium Le quatrième mage (Der vierte König).

Für das Jubiläumsjahr 2015 ist ein Buch von Pierrette Germain-David und Jean-Jacques Werner mit dem Titel Pierre Wissmer un compositeur du XXème siècle angekündigt.

Das PDF dieses Artikels kann hier heruntergeladen werden.

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