Melchior aus Bremgarten

Das Ensemble Musica Fiorita hat im Verlauf von 14 Jahren sämtliche Motetten von Johann Melchior Gletle eingespielt und nun gesammelt herausgegeben.

Musica fiorita. Foto: Susanna Drescher

Wenig nur wissen wir über ihn: 1626 in Bremgarten/Aargau geboren, ab 1651 Organist und ab 1654 auch Domkapellmeister in Augsburg, wo er 1683 verstarb. Das ists im Wesentlichen neben den fünfzehn Kindern, die er in die Welt stellte, und seinen Werken, die uns geblieben sind – in Drucken, was von seinem Renommee zeugt: ein Schweizer im Schwaben nach dem Dreissigjährigen Krieg. Johann Melchior Gletle muss eine interessante Persönlichkeit gewesen sein. Das merkt man an jedem Ton dieser 36 Motetten op. 5, die 1677 erschienen sind. Gletle nämlich vertont nicht einfach Texte, er konzipiert Vokalwerke, was zu überraschenden und gelegentlich recht elaborierten Ergebnissen führt, kunstvoll und mit viel Gespür für die Sprachmelodik geschaffen. Das ist auf berührende Weise in den beiden einzigen deutschsprachigen Motetten zu spüren; Gletle gestaltet sie sehr beweglich zwischen Rezitativ und Arioso. So eröffnet sich eine verblüffende Vielfalt der kompositorischen Möglichkeiten. Es sind halt nicht immer die grossen Namen der Musikgeschichte, wo sich die Besonderheiten finden.

Hier liegt uns eine Gesamteinspielung vor, die über die Jahre hinweg entstanden ist: erste Aufnahmen im Mai 2000, weitere 2005, veröffentlich schon auf CD. 2014 wurde der Zyklus komplettiert. Dabei zeigen sich denn auch Unterschiede in der Lebendigkeit der Interpretation. Die Vokalpartien sind flüssig vorgetragen, meist mehr, manchmal auch etwas weniger geschmeidig. Die instrumentale Begleitung klingt prächtig und farbenvoll, klar und nicht üppig. Sie lässt den Stimmen stets den Vortritt. Das Ensemble Musica Fiorita, gegründet 1991 – es feiert soeben sein 25-jähriges Bestehen – und geleitet von Daniela Dolci, musiziert vor dem Hintergrund der Schola Cantorum Basiliensis, wo offenbar alle Ensemblemitglieder studierten, also historisch informiert.

Beim ganzen CD-Projekt mag man sich freilich doch fragen, ob es mehr als eine für die Musikwissenschaft wertvolle Edition ist. Zwar werden auf jeder der vier CDs Instrumentalsonaten zwischen die Motetten eingefügt, die für Abwechslung sorgen, und die Stücke wurden auch gegenüber der Druckausgabe neu und sinnvoll gruppiert, aber es bleibt halt doch bei der Aufreihung der Stücke. So wiegt diese CD-Box als Dokumentation schwer, als künstlerisches Produkt (was eine CD ja auch sein könnte) jedoch etwas zu schwerfällig. Die Aufführungen ausgewählter Kammermusik, so berichtet nämlich Wikipedia über Musica Fiorita, würden gelegentlich als gesellschaftliches Ereignis inszeniert. Genau die Lebendigkeit des Komponisten und des Musizierens in seiner Umgebung würde man gern auf den Gletle-CDs noch unmittelbarer spüren.

About JW Player 6.0.2813…

    00:00           

00:00

 00:00 

 

         

 

Fullscreen

 

 

Gaudeamus omnes
About JW Player 6.0.2813…

    00:00           

00:00

 00:00 

 

         

 

Fullscreen

 

 

O wie ein so raue Krippen
About JW Player 6.0.2813…

    00:00           

00:00

 00:00 

 

         

 

Fullscreen

 

 

Quousque dormis

Prioritäre Jazzförderung 2016 bis 2018

Für die Periode 2016 bis 2018 haben schnellertollermeier und The Great Harry Hillman den Zuspruch für die prioritäre Jazz-Förderung von Pro Helvetia erhalten.

schnellertollermeier. Foto: zvg

Pro Helvetia gewährt ausgewählten Schweizer Jazzbands dreijährige Leistungsvereinbarungen. Die «Prioritäre Jazz-Förderung» (PJF) will Schweizer Bands die internationale Tourneeplanung vereinfachen und auf beiden Seiten den administrativen Aufwand verringern. Für die PJF kommen laut der Mitteilung der Kulturstiftung nur jüngere Ensembles mit einem ausgezeichneten Leistungsausweis in Frage, das heisst Bands, die sich schon einen Namen in der Schweizer Szene gemacht haben und deren Ziel eine nachhaltige Entwicklung und Verstärkung Ihrer internationalen Präsenz ist.

The Great Harry Hillman bestehen aus Nils Fischer (Reeds), David Koch (Gitarre), Samuel Huwyler (Bass) und Dominik Mahnig (Drums), Die Eigenkompositionen der vier Bandmitglieder sind «mit Liebe zum Detail arrangiert, um von freien Passagen aufgebrochen zu werden». Die Gruppe hat zwei Alben veröffentlicht: Livingston (2013) und Veer off course (2015).

Schnellertollermeier bestehen aus Andi Schnellmann (Bass), Manuel Troller (Gitarre) und David Meier (Drums). Ihre Musik lässt sich charakterisieren als Mix aus Jazz, Punk, Rock, Sound und Freier Improvisation.
 

Handschin-Preis für Musikwissenschaft

Seit 2007 verleiht die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft (SMG) alle zwei Jahre den Handschin-Preis für den musikwissenschaftlichen Nachwuchs. 2016 können sich geeignete Kandidaten direkt bei der Gesellschaft für den Preis bewerben.

Jacques Handschin (mit freundlicher Erlaubnis von Het Orgel/NL),SMPV

Bewerbungsberechtigt sind Doktorierte, die ihre Promotion zwischen dem 1.Januar 2014 und dem 31. Dezember 2015 (einschliesslich der Verteidigung) abgeschlossen haben.

Sie müssen überdies Schweizer Bürger sein oder an einer Schweizer Institution promoviert haben oder an einer Schweizer musikalischen Institution mit einem Pensum von mehr als 25% seit über einem Jahr angestellt sein oder mit ihrer Dissertation einen relevanten Beitrag zur schweizerischen Musikgeschichte leisten, Staatsbürgerschaft und akademische Filiation spielen hierbei keine Rolle.

Bewerbungen nimmt die Geschäftstelle der SMG bis 20. März 2016 an, elektronische Bewerbungen können an den Sekretär Benedict Zemp (benedict.zemp@musik.unibe.ch) gerichtet werden. Der Preis ist mit 10 000 Franken dotiert.

Ausschreibung: www.smg-ssm.ch

 

Zweite Ausbauetappe der Klosterinsel Rheinau

Mit der Einweihung des Musikzentrums ist 2014 die erste Etappe zur Neunutzung der Klosterinsel Rheinau abgeschlossen worden. Am kommenden Montag beginnen nun die Bauarbeiten für die zweite Etappe, welche die Umnutzung von Räumlichkeiten für Hauswirtschaftskurse und Gastronomie vorsieht.

Hochrhein bei Rheinau (ZH). Foto: Baba66/wikimedia commons

Auf der Rheinterrasse ist ein Restaurant mit 80 Plätzen und 150 Plätzen vorgesehen. Das Gastronomiekonzept sieht grundsätzlich nur eine Sommergastronomie vor, da im Winterhalbjahr die Nachfrage als gering eingeschätzt wird. Der Betreiber der Gastronomie soll bis im Sommer 2016 gefunden sein.

Im Rahmen der Bauarbeiten wird auch der sogenannte Mühlesaal wiederhergestellt. Er wird als Festsaal für in der Spitz- oder Bergkirche stattfindende Hochzeiten, aber auch für Vereinsanlässe, Vorträge oder Feiern aller Art dienen.

Das 2009 vom Zürcher Regierungsrat bewilligte Nutzungskonzept der Klosterinsel sah den Betrieb eines Musikzentrums, von zwei Klassen der Hauswirtschaft an Mittelschulen (HWM), eines Gastronomieteils sowie eines Museums vor. Im Verlauf der Arbeiten für das Vorprojekt stellte sich heraus, dass eine zeitgleiche Realisierung des Musikzentrums und der Infrastruktur für die HWM nicht möglich ist. Sie werden deshalb in Etappen ausgebaut. 

Hanffasern als Gitarrenbau-Material

Bestehen Gitarren bald aus Hanffasern? Der Industriedesigner Jakob Frank, Absolvent der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim, hat für seine Abschlussarbeit mit der Naturfaser experimentiert und einen neuen Gitarrentyp entworfen.

Gitarre aus Hanffasern (Bild: Hochschule Pforzheim)

Bei dem Protoypen wird der Corpus aus einem Fasergemisch hergestellt, das ausschliesslich aus Hanffasern und Wasser besteht. Durch die Verdunstung wird das Material so fest wie Hartholz, allerdings setzt beim Trocknen ein extremer Schrumpfungsprozess ein. Dabei entstehen Verformungen, die es schwierig machen, konkave Flächen und Körper zu erzeugen. Frank passte die Silhouette der Gitarre dementsprechend immer wieder an.

Das Instrument verfügt über ein spezifisches Klangbild und soll laut der Mitteilung der Hochschule Pforzheim mit herkömmlichen Gitarren durchaus konkurrieren.

Frank will den Prototypen weiter perfektionieren und eine überarbeitete Version der Gitarre neu produzieren. Zusammen mit Wirtschaftsfachleuten prüft der Industriedesigner überdies die kommerzielle Nutzbarkeit des Konzeptes. Die «canna guitar» könnte aufgrund der neuartigen und unkonventionellen Konstruktion vor allem für Gitarrenliebhaber, Sammler und experimentierfreudige Spieler interessant sein.

Chappuis mit Thomanern und Bach in Ostasien

Die Schweizer Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis geht im März 2016 mit dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Thomaner-Kinderchor auf
Asientournee: In Hongkong, Shanghai, Tokyo, Kawasaki und Seoul singt sie die Altpartie in Bachs Matthäuspassion.

Marie-Claude Chappuis. Foto: zvg

Für die Schweizer Sängerin bedeute es «eine grosse Ehre und ein Privileg von einem der bedeutendsten Orchester weltweit für diese internationale Tournee eingeladen zu werden», schreibt ihr Sekretariat. Sie wird in den Konzerten die Arien und Rezitative für Alt der Passion gestalten. Anschliessend an die Tournee wird das Werk dann traditionsgemäss am Gründonnerstag und Karfreitag in der Thomaskirche in Leipzig aufgeführt.

Die in Fribourg geborene Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis hat in ihrer Heimatstadt bei Tiny Westendorp, am Mozarteum Salz­burg bei Bre­da Zako­tnik und bei Margreet Honig studiert. Von 1999 bis 2003 war sie Ensemblemitglied des Landestheaters in Innsbruck in der Intendanz von Brigitte Fassbaender. Im Jahre 2001 gründete sie das Festival du Lied in Fribourg, dessen künstlerische Leiterin sie ist.

Bühnenverein bekämpft geplantes Vertragsrecht

Das von der Bundesregierung geplante neue Urhebervertragsrecht stösst auf heftige Kritik des Deutschen Bühnenvereins. Auf Unverständnis stösst namentlich die Möglichkeit von Autoren und Komponisten, nach fünf Jahren den Verlag zu wechseln.

Foto: Susanne Schmich/pixelio.de

Nach dem Gesetzentwurf entfällt die Übertragung der Aufführungsrechte seitens des Verlages an das Theater, wenn beispielsweise der Autor eines Stückes oder der Komponist einer Oper den jeweiligen Verlag verlässt, weil ihm ein anderer Verlag bessere Konditionen anbietet.

Im Repertoirebetrieb der Stadttheater bleiben Werke aber oft über mehrere Spielzeiten auf dem Spielplan. Auch nach vielen Jahren kann es zu einer Wiederaufnahme einer Produktion kommen. Die Aufführungsverträge mit den Verlagen sehen meist entsprechende Optionen für spätere Spielzeiten vor. Bei einem Verlagswechsel könnte diese Option nicht mehr erfüllt werden.

Einem weiteren Angebot einer Produktion im Spielplan beziehungsweise einer späteren Wiederaufnahme würde so die urheberrechtliche Grundlage entzogen, schreibt der Bühnenverein. Diese Situation könnte sogar kurz vor einer Premiere eintreten, wenn ein Urheber dem Verlag wegen des Ablaufs der 5-Jahres-Frist genau zu diesem Zeitpunkt die Rechte entzieht. Die wirtschaftlichen Risiken, die daraus für das Theater resultieren, seien unübersehbar.

Für problematisch hält der Bühnenverein auch Regelungen, die den Rechteinhabern umfangreiche Auskunftsansprüche einräumen. Beispielsweise bei DVD-Produktionen entstehe in der täglichen Praxis ein erheblicher Verwaltungsaufwand, da jeder einzelne an der Inszenierung beteiligte darstellende Künstler – einschliesslich Chor und Orchester – Auskunftsansprüche über Verkaufszahlen und andere Daten habe.

Ebenso kompliziert sei die im Gesetz vorgesehene Aufteilung von Vergütungsansprüchen auf unterschiedliche Rechtenutzungen. Dies erschwere die im Bereich des Theaters bei einer Aufzeichnung übliche Pauschalabgeltung, die auch von den darstellenden Künstlern bevorzugt würde. Der Bühnenverein fordert die Bundesregierung auf, den Gesetzentwurf zurückzuziehen, nachdem dieser in den vergangenen Wochen auch bei Autoren und Verlagen auf erhebliche Kritik gestossen ist.
 

Preissegen beim Kiefer-Hablitzel-Wettbewerb

Im Rahmen des Musikwettbewerbs der Kiefer Hablitzel Stiftung (KHS), der Ernst von Göhner Stiftung (EGS), des Schweizerischen Tonkünstlervereins (STV) und der Collard-Stiftung sind dieses Jahr gleich zehn Preise vergeben worden. Bislang noch wenig Resonanz hat der wieder durchgeführte Kompositionswettbewerb gefunden.

Lisa Wyss, Saxofon. Foto: Ula Wiznerowicz (Straight Line Photos)

Wie der Schweizerische Tonkünstlerverein schreibt, haben die Vorspiele 2016 vom 8. bis 12. Februar in den Räumlichkeiten der Hochschule der Künste Bern HKB stattgefunden. 82 junge Instrumentalistinnen und Instrumentalisten sowie Sängerinnen und Sänger sind dazu eingeladen worden. Insgesamt sind 125’000 Franken vergeben worden.

Fünf erste Preise ex aequo (je 15’000 Franken) gingen an Arata Yumi, Violine; Leonor Dill (Prix Collard), Klavier; Stefanie Mirwald, Akkordeon; Alice Rossi, Sopran und Lisa Wyss, Saxophon.

Fünf zweite Preise ex aequo (je 10’000 Franken) gingen an Carlota Cáseres, Schlagzeug; Chiara Enderle, Violoncello; Joachim Müller-Crepon, Violoncello; Céline Pasche, Blockflöte und Sara Zazo Romero, Saxophon.

Auf Wunsch des STV ist die Kategorie «Komponist» wieder in den jährlich stattfindenden Interpretationswettbewerb Kiefer-Hablitzel aufgenommen worden. Verlangt waren Werke für Soloklavier ohne jegliche Elektronik und ohne Präparation. Dieses Jahr seien allerdings nur äusserst wenige Werke eingetroffen. Drei von ihnen verdienten einen Studienpreis, seien aber noch nicht ganz ausreichend für einen Kompositionspreis, schreibt der STV.

Freiburger Hochschulen kooperieren

Im süddeutschen Freiburg erhalten die Hochschule für Musik, die Pädagogische Hochschule und die Albert-Ludwigs-Universität zusammen zwei Millionen Euro, um in den kommenden fünf Jahren das Lehramtsstudium im Fach Musik neu auszurichten.

Eingang der Musikhochschule. Foto: Joergens.mi/Wikipedia

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg fördert den gemeinsamen Antrag der drei Freiburger Hochschulen im Rahmen eines Programms zur Lehrerbildung in Baden-Württemberg. Die Kooperation findet unter dem Dach des Freiburg Advanced Center of Education (FACE) statt, das die Universität und die PH im vergangenen Jahr zusammen gegründet haben.

Ziel der Kooperation sei, schreibt die Freiburger Musikhochschule, «ein neues, professionsorientiertes Profil für die Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer im Fach Musik». Aufbau und Inhalte der Bachelor- und Masterstudiengänge sollen Fachwissenschaft, künstlerisches Fach, Musikdidaktik und Bildungswissenschaft möglichst eng miteinander verbinden.

Schlüsselthemen sind unter anderem Inklusion, Interkulturalität, populäre Musik sowie Musizieren, Improvisieren und Musik erfinden im Unterricht. Zudem beteiligt sich das Institut für Musikermedizin des Universitätsklinikums Freiburg daran, Lehrangebote zum Umgang mit der eigenen Stimme zu entwickeln.

 

Deutsche Musikkritik würdigt Luzerner Sinfonieorchester

Das Luzerner Sinfonieorchester wird für eine Einspielung von Werken Henri Duttileux‘ und Debussys mit dem Quartalspreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Foto: ©Christian Flierl

Das Konzert «Tout un monde lointain» von Henri Dutilleux, komponiert zwischen 1967 und 1970, sei längst zu einem Klassiker der Moderne geworden, es liege schon in mehreren, teils höchst prominent besetzten Aufnahmen vor, heisst es in der Begründung, die Michael Stegemann für die Jury verfasst hat. Was laut der Begründung die Einspielung des Luzerner Sinfoneiorchesters (LSO)  mit der Cellistin Emmanuelle Bertrand massgeblich auszeichnet, ist ihre zutiefst poetische und im schönsten Sinne des Wortes «sprechende» Interpretation.

Die Bezüge zu den titelgebenden Versen von Charles Baudelaire seien hier als eine Art «Klangrede» der rote Faden, der ausgelegt werde, wozu das Luzerner Sinfonieorchester unter James Gaffigan alle übrigen Farben beisteuere, die das Werk entfalte. Dazu stellt die Programmauswahl Dutilleux in den Kontext von Debussy.

2015 hat der Schweizer Musikrat (SMR) zum ersten Mal einen nationalen Tag der Musik organisiert. Auch dieses Jahr soll ein solcher stattfinden. Am 21. Juni sind lokale Veranstaltungen geplant.

Höhepunkt des Tages der Musik soll ein Open-air-Abschlusskonzert mit Schweizer Musikgrössen verschiedener Richtungen auf dem Bundeshausplatz in Bern werden.

Um Musik für alle erlebbar zu machen, fordert der Schweizer Musikrat alle auf, die in irgendeiner Art und Weise mit Musik zu tun haben, am 21. Juni 2016 aktiv zu werden. Unter dem Label «Tag der Musik» können Konzerte auf dem Dorfplatz, Vereinsfeste für Mitglieder und Fans, ein Tag der Offenen Tür eines Notengeschäfts, eine spontane Feier für Freunde und Bekannte und vieles mehr realisiert werden.

Der Tag der Musik – oder das Fête de la musique, wie es in den französischsprachigen Gebieten heisst – geht auf die Initiative des früheren französischen Kulturministers Jack Lang zurück und wird jedes Jahr am 21. Juni gefeiert. In Frankreich, Deutschland und weiteren europäischen Ländern sowie in der Romandie ist der TdM/FdM längst fester Bestandteil im Jahreskalender.

Mehr Infos: www.musikrat.ch/tag-der-musik

Ein Orchester aus Führungspersönlichkeiten

Die Orpheum Stiftung gründet ein «Orpheum Supporters Orchestra» – ein Projektorchester, formiert aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Forschung, Kultur und Wissenschaft, die in ihrer Freizeit ein Orchesterinstrument auf höchstem Niveau spielen.

Howard Griffiths. Foto: zvg

Die Musikerinnen und Musiker des Orpheum Supporters Orchestra können im professionellen Rahmen Meisterwerke konzertreif erarbeiten und mit jungen Solisten auftreten. Dabei ergeben sich auch Gelegenheiten für Pflege und Ausbau des persönlichen Netzwerkes. Das Projekt soll die Orpheum Stiftung bei gesellschaftlichen Meinungsführern bekannter machen und neue Beziehungen zu Förderern und Gönnern aufzubauen.

Die Mitwirkenden des Orpheum Supporter Orchestras werden eingeladen, einen Unterstützungsbeitrag an das Projekt zu leisten. Diese Einnahmen sind Teil des Projektbudgets.

Das Orpheum Supporter Orchestra konzertiert am Mittwoch, 20. April 2016 in der Tonhalle Zürich, mit Werken von Mozart, Sarasate und Bizet. Solistinnen sind die ehemalige Orpheum-Solistin Claire Huangi, die junge Orpheum-Solistin Aurelia Shimkus und SRF-Kulturchefin Nathalie Wappler (Klaviere) sowie Elin Kolev (Violine). Es dirigiert Howard Griffiths.
 

Führungskrise beim Orchestre de la Suisse romande

Das Orchestre de la Suisse romande (OSR) und sein Orchesterdirektor Henk Swinnen trennen sich in gegenseitigem Einvernehmen. Zudem ist bekannt geworden, dass der Amtsantritt von Jonathan Nott beim OSR noch nicht definitiv geregelt ist.

Das OSR in Santa Barbara, USA-Tournee vom Februar 2015. Foto: zvg

Laut «Journal de Genève» hüllt sich die OSR-Stiftung zu den Gründen des Abgangs Swinnens in Schweigen. Es sei deshalb auch unklar, ob Swinnen das Orchester freiwillig oder unfreiwillg verlässt.

Das Ensemble ist zur Zeit überdies ohne Chefdirigenten. Das OSR soll erst in einigen Monaten einen neuen Chefdirigenten erhalten: Vorgesehen ist, dass Jonathan Nott per Januar 2017 offiziell auf Neeme Järvi folgt, der das Amt 2015 abgegeben hat.

Wie das OSR selber mitteilt, ist der Vertrag mit Nott noch nicht unterzeichnet. Die OSR-Stiftungspräsidentin Florence Notter und die Vizepräsidentin Sylvie Buhagiar werden nach London reisen, um «die Situation zu bereinigen».

Mirga Gražinytė-Tyla nach Birmingham berufen

Mirga Gražinytė-Tyla, die 2013/14 bei Konzert Theater Bern als Erste Kapellmeisterin amtete, setzt ihre steile Karriere fort: Nach dem Engagement in Salzburg wird sie nun Musikalische Leiterin des City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO).

Foto: City of Birmingham Symphony Orchestra

Das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) gibt bekannt, dass die litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla ab September 2016 für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren als 12. Music Director des Orchesters ernannt wird. Sie tritt die Nachfolge von Andris Nelsons an, der das Orchester von 2008 bis 2015 leitete.

Als Kind einer Musikerfamilie in Vilnius, Litauen geboren, studierte Mirga Gražinytė-Tyla zunächst Chor- und Orchesterdirigieren an der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst in Österreich. Anschliessend vertiefte sie ihre Studien am Konservatorium in Bologna, an der Musikhochschule Leipzig und an der Zürcher Hochschule der Künste.

Zur Saison 2011/12 wurde sie für zwei Spielzeiten als 2. Kapellmeisterin beim Theater und Orchester Heidelberg verpflichtet, wechselte dann 2013/14 als 1. Kapellmeisterin an das Konzert Theater Bern. Im Frühjahr 2014 wurde sie ab 2015/16 zur neuen Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters  ernannt.

 

Musiker als Motiv des Musiktheaters

Die Oldenburger Musikwissenschaftlerin Anna Langenbruch ist zum Aufbau einer Nachwuchsforschungsgruppe zum Thema «Musikgeschichte auf der Bühne» in das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden.

Roberto Saccà als Palestrina, Hamburgische Staatsoper 2011 (s. unten). Foto: Jörg Landsberg, Bremen,SMPV

Die fünfjährige Förderung in Höhe von 1,1 Millionen Euro ermöglichen es Langenbruch und ihrer Gruppe, zu untersuchen, wie «im Musiktheater – zum Beispiel in Opern, Operetten und Musicals – die musikalische Vergangenheit konstruiert wird».

Es gebe, erläutert Langenbruch, hunderte Stücke, die sich mit historischen Musikerinnen und Musikern beschäftigten. Oft träten sie darin selbst als Bühnenfiguren auf. Musikgeschichte werde so selbst zum ästhetischen Ereignis. Die Wissenschaftlerin interessiert, wie diese Art der Wissensproduktion funktioniert, wie also Wissen über Musik im Medium der Musik entsteht.

Foto: Szenenbild aus der Oper «Palestrina» von Hans Pfitzner: Roberto Saccà als Palestrina, umgeben von den toten Meistern der Tonkunst im 1. Akt. Aufführung der Hamburgischen Staatsoper 2011. Foto: Jörg Landsberg, Bremen. Quelle: wikimedia commons
 

get_footer();