Viele Lieder und Verse bescheren Kindern ab fünf Jahren einen lockeren und beschwingten Einstieg ins Violinspiel.
Musikzeitung-Redaktion
- 31. Mrz. 2017
Mit grosser Begeisterung habe ich die neue Geigenschule der Bernerin Barbara Müller durchgesehen: Liederkiste 1 + 2. Die Ausgabe wurde gefördert von der Schweizer Sektion der ESTA (European String Teachers Association). Sie ist gedacht für Kindergarten und Unterstufe und mit einer wertvollen Sammlung aktueller Kinder- und Volkslieder versehen, hauptsächlich schweizerdeutscher, aber auch anderer Kulturen; Lieder, die die Eltern kennen und gerne mitsingen. Alle Spiele zur Körperhaltung und die Grundbewegungen, die mit linker oder rechter Hand die Geige zum Klingen bringen, sind mit Liedern oder Verslein unterlegt und so immer rhythmisch bestimmt.
Hand in Hand mit den Spieltechniken wird emotionale Gestaltung gefordert. Die Autorin geht feinfühlig auf die Aufnahmefähigkeit von Kindern ein. Sie führt die linke Hand bald über die ganze Länge des Griffbretts. Alle Strichübungen auf leeren Saiten geschehen beim Singen von Liedern. Der Bogen darf bald hüpfen, schmeicheln und zupacken. Sie führt das Greifen der Finger in der Reihenfolge 1-2-3-4 ein, was nachteilig für die ganzheitliche Haltung der linken Hand sein kann, falls man nicht regelmässig wenigstens die ausgezeichnete Zupfübung in Heft 1, Seite 9, mit dem kleinen Finger wiederholt und durch schnelles Fortschreiten bald die Möglichkeit besteht, die Reinheit des 3. Fingers mit der unteren und diejenige des 4. Fingers mit der oberen Saite kontrollieren zu können. Sie wendet viele Aspekte des die Ganzkörperbalance und -freiheit fördernden Zugangs von Paul Rolland an. Sehr sogfältig wird die Charakteristik jedes Tonleitertons mit den relativen Tonsilben do-re-mi eingeführt, die absoluten Töne treten dabei etwas in den Hintergrund.
Es erstaunt mich, dass in den 86 Nummern nur die erste Griffart, Halbton 2-3, vorkommt, dabei wäre es doch empfehlenswert, mit dem Wechsel zu Moll durch das Hinunterziehen des 2. zum 1. Finger oder den Gebrauch eines Leittons 3-4 das Festfrieren der Fingerstellung zu vermeiden.
Die Werkzeugkiste, auf die in den Liederkisten regelmässig hingewiesen wird, ist eine lebendige Solfègelehre mit viel musikalischem Bewusstwerden und einer breiten Technikeinführung (Flageolett, Glissando, Zweisaitenspiel, Spiccato, Staccato, Akkordpizzicato, Arpeggio, Kadenzen, Synkopen, Gestalten von Pausen, schnelles Tempo usw.) mit Anregungen zum Zeichnen, Legen von Rhythmuskärtchen, Dirigieren, Blattsingen. Sie kann die Kinder noch durch die ganze Musikschulzeit begleiten. Die fantastischen Zeichnungen von Anna Will, Andreas Heiniger und der Autorin selbst werden hoffentlich viele Kinder zu fleissigem Üben beflügeln!
Barbara Müller: Liederkiste 1, Geigen-Vorschule mit vielen Kinderliedern, M&S 2295, Fr. 35.00;
Liederkiste 2, Geigenlehrgang für die Unterstufe, M&S 2296, Fr. 34.00;
Die Stadt Chur verleiht in diesem Jahr den Kulturpreis an den Schauspieler und Regisseur Peter Jecklin. Je ein Anerkennungspreis geht an die Schauspielerin Felicitas Heyerick sowie an den Musiker und Gitarristen Andi Schnoz.
Musikzeitung-Redaktion
- 31. Mrz. 2017
Der 1971 geborene Andi Schnoz wird «ausgezeichnet in Würdigung seiner über die letzten Jahre erfolgreich und vielseitig geleisteten musikalischen Tätigkeit, sowohl als Gitarrist als auch als Leiter vieler Band- und Musikprojekte mit Jugendlichen». Der Preis ist mit 4000 Franken dotiert.
Schnoz ist in Disentis aufgewachsen, studierte er an der Jazzschule St. Gallen und unterrichtete ab 2000 als Gitarren- und Workshoplehrer an der Musikschule Chur. Seit 2002 leitet er die «Kanti-s-wings» an der Kantonsschule Chur. 2003 erhielt er den Kulturförderpreis des Kantons Graubünden. Schnoz spielt als Gitarrist in vielen Formationen und tritt regelmässig im In- und Ausland auf.
Der Kulturpreis der Stadt Chur wird als Anerkennung für bedeutendes, jahrelanges kulturelles Schaffen verliehen. Er wird in einem Zeitabstand von mindestens drei Jahren ausgerichtet. Mit Peter Jecklin wird ein Schauspieler und Regisseur geehrt, der «im deutschsprachigen Sprachraum erfolgreich im Kino und Fernsehen sowie auf der Theaterbühne auftritt und einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte». 2015 erhielt er den Schweizer Filmpreis als bester Nebendarsteller in «Der Kreis» von Stefan Haupt. Der Kulturpreis ist mit 8000 Franken dotiert.
Borter wird KTB-Stiftungsratspräsidentin
Der Gemeinderat der Stadt Bern hat Marcel Brülhart als interimistischen Präsidenten und Nadine Borter als designierte Präsidentin in den Stiftungsrat von Konzert Theater Bern (KTB) gewählt.
Musikzeitung-Redaktion
- 31. Mrz. 2017
Vorgesehen ist, dass Nadine Borter sich als Stiftungsratsmitglied in ihre Führungstätigkeit einarbeitet und im Jahr 2018 das KTB-Präsidium übernimmt. Bis dahin wird der Stiftungsrat von Marcel Brülhart geleitet. Mit dieser Regelung will der Gemeinderat (die Berner Exekutive) «einen geordneten Übergang sicherstellen und die Kontinuität im KTB-Stiftungsrat gewährleisten».
Nadine Borter ist eidgenössisch diplomierte Leiterin Marketing und Kommunikation und leitet als Geschäftsführerin und Inhaberin die Berner Kommunikationsagentur Contexta AG. In dieser Funktion wurde sie im Jahr 2011 als Werberin des Jahres ausgezeichnet. Seit 2003 ist Nadine Borter als Vorstandsmitglied bei Leading Swiss Agencies engagiert, von 2012 bis 2014 präsidierte sie den Branchenverband.
Seit 2006 amtet sie als Stiftungsrätin der Stiftung für Marketing in der Unternehmensführung (GfM) und seit vergangenem Jahr als Verwaltungsrätin der Walliser Weingenossenschaft Provins. Als Dozentin ist sie an verschiedenen Hochschulen tätig, unter anderem an der Universität Bern, der HSG St. Gallen und der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Die 42-Jährige ist Mutter von zwei Töchtern.
Kein Ausbau des Musikunterrichts in Zug
Der Bildungsrat des Kantons Zug hat sich mit den Stundentafeln für den Lehrplan 21 auseinandergesetzt und entschieden, zugunsten der «Individuellen Förderung» auf einen ins Auge gefassten Ausbau im Bereich Musik zu verzichten.
Musikzeitung-Redaktion
- 31. Mrz. 2017
Der Bildungsrat orientierte sich einerseits an den bisherigen Stundentafeln und am Stundentafel-Vorschlag der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK). Andererseits wollte er an spezifischen Zuger Anliegen — wie zum Beispiel an der stärkeren Gewichtung von Deutsch, Mathematik sowie Textilem und Technischem Gestalten — festhalten.
Auf der Primarstufe hält der Bildungsrat an der «Individuellen Förderung» im Umfang von einer Lektion pro Woche fest. Der Bildungsrat begründet diesen Schritt mit Blick auf die zunehmende Heterogenität bezüglich Leistungen und kultureller Vielfalt in den Klassen.
Mit dem Festhalten an der «Individuellen Förderung» kann die Stundentafel laut der Mitteilung des Kantons in der 1. und 2. Klasse in einem Fachbereich nicht ausgebaut werden. Auch in der 3. bis 6. Klasse bedinge das Festhalten an drei Lektionen «Textiles und Technisches Gestalten» einen Verzicht. Der Bildungsrat hat in der Folge entschieden, auf den Ausbau im Bereich Musik zu verzichten und an der heutigen Anzahl Musiklektionen festzuhalten.
Die CD-Krise gibt es nicht
Interview mit Patrik Landolt
Hanspeter Künzler
- 30. Mrz. 2017
Könnten wir von dir zum Anfang bitte einen kurzen Abriss von der Geschichte von Intakt Records bekommen? Patrik Landolt: Man kann so anfangen: 1984 habe ich das Taktlos-Festival mitveranstaltet mit Bern zusammen. Da gab es einen Schwerpunkt, Irène Schweizer mit internationalen Gästen wie Joëlle Léandre, Maggie Nicols, George Lewis aus New York, Günter «Baby» Sommer aus Dresden. Ein freies Festival war das, und drei Tage lang hat Radio DRS alles aufgenommen. So hatten wir die Bänder von dem Festival. Wir dachten, am besten machen wir eine Platte um Irène herum. Denn Irène war sehr unterdokumentiert damals. Sie hatte bei FMP Sachen herausgegeben, aber die waren zum Teil in der Schweiz nicht einmal erhältlich. So machten wir die Platte, Irène live at Taktlos, mehr weil die Bänder sonst niemand wollte. Das war der Anfang. Die zweite Platte kam dann relativ schnell. Auch das war eine internationale Sache mit dem gesamten Londoner Jazz Composers Orchestra mit Anthony Braxton.
Warum haben solche Leute ihre Platte von einem Amateur in Zürich herausgeben lassen?
Es war immer so, dass die freie kreative Musikwelt von den grossen Multis nicht herausgegeben wurde. Ein Multi hat in den 70er-Jahren die Loftszene in New York mit einer Serie dokumentiert. Sie hiess Wild Flowers. Die dachten, das wird das grosse Geschäft, und es wurde DER Flop. Sie haben nicht mehr als ein paar hundert von den Boxen verkauft. Das war einer der historischen Momente, wo sich das Big Business vom Jazz verabschiedet hat. Sie merkten, mit dem kann man kein Geld verdienen. Heute ist es klar, die drei verbliebenen Majors haben sich weitgehend von dieser Musik verabschiedet. Was sie schon gar nicht machen, ist Aufbauarbeit von neuen Künstlern. Diese Aufgabe lag schon immer bei kleinen Independents. Vielleicht haben wir dann auch noch besonders vertrauenswürdig ausgeschaut! Es war schon erstaunlich, erstes Album Irène, zweites Album mit LJCO mit Braxton und so, war tolle Sache gewesen.
Du warst kein Rock-Fan?
Das war ich doch auch. Das hat sich nicht ausgeschlossen gegenseitig. King Crimson, da war ich ein totaler Fan. Aber schon im Gymnasium habe ich mich intensiv mit Jazz beschäftigt. Miles, Coltrane, Roland Kirk. Da war ich 15, 16 Jahre alt. Das Roland Kirk-Album mit Beatles-Covers – unglaublich!
Wenn ich mich richtig erinnere, hast du Intakt dann lange Zeit eher als Hobby betrieben, oder?
Genau, als ein Hobby, das sich immer mehr verbreitete. In den frühen Zeiten habe ich noch als freier Journalist gearbeitet, Tagi, Radio, verschiedene Zeitungen. Dann bin ich 20 Jahre Redaktor bei der WoZ gewesen, auch in der Geschäftsleitung. Das hat mir ein bisschen die Energie vom Festival-Organisieren weggenommen. Nach 10 Jahren Taktlos bin ich dort ausgestiegen.
Lang war alles bei dir zuhause. All die Platten sind in deiner Wohnung herumgestanden.
Die ersten Jahre war Intakt im Keller. Ich war jung, hatte kein Geld und darum auch kein Lager. Man musste auch selber alles zuerst lernen und entdecken. Alles war Trial-and-Error. Wir sind die Sache sehr schweizerisch angegangen – sich ja nicht verschulden, ganz kleine Schritte, ein langsamer aber sicherer Aufbau. Langsam wurde ein Back-Katalog entwickelt, und so ist eine gewisse ästhetische Richtung entstanden. Die Vielfalt und Fülle entstand durch langen Prozess, nicht durch einen Businessplan. Heute würde man an einer Hochschule das Entwerfen eines Businessplan erlernen. Bei uns ging es ganz allein von einer Riesenleidenschaft aus. Die ist bis heute geblieben. Alles andere hat man sich mit einer Schweizer Solidität erarbeiten müssen. Buchhaltungskurse absolvieren und so, an der Migros-Abendschule, damit man eine Bilanz verstehen und lesen konnte. Wir hatten von Anfang an auch eine sehr gute Buchhalterin, die hat auf höchstem Niveau gearbeitet. Das ist auch eine Stärke von uns. Das ganze Backoffice ist sehr solid. Musikerabrechnungen müssen transparent sein. Ein wichtiges Kriterium. Ist im Geschäft sehr unüblich.
Wenn du das alles selber erarbeitet hast, hast du sicherlich einiges an Lehrgeld bezahlen müssen. Kannst du dich an frühe Fehler erinnern?
Die allererste Platte steht verkehrt im Gestell. Wir haben sie falsch geleimt. Natürlich zahlt man immer Lehrgeld. Die meisten Fehler sind passiert aus einer Euphorie heraus, dass man zum Teil zu grosse Auflagen gemacht hat aus dem Gefühl heraus, «diese Platte ist so wahnsinnig gut, die wollen alle kaufen». Aber man lernt, dass man Euphorie nicht immer auf die Marktverhältnisse übertragen kann.
Kann man eine Rezeption überhaupt planen?
Vieles kann man nicht planen kann. Auch das war eine wichtige Erfahrung. Gerade im Musikbusiness gibt es viel Kontingenz und Zufälligkeiten. Was ich etwas Positives finde. Man kann Erfolg nicht planen. Auch die grossen können das nicht – fast nicht.
Wie gross waren am Anfang die Auflagen?
Von der ersten machten wir am Anfang glaub ich 2000. Das war noch Vinyl. Mit CD ist es einfacher. Da macht man meistens zwischen 1000 und 2000 Exemplare und druckt dafür mehr Drucksachen. Dann kann man in Tranchen nachpressen. Mit den Drucksachen geht es in 1000er-Schritten, mit CDs in 300er-Schritten. So kann man laufend nachpressen. In der Stadt sind Lager ja unbezahlbar.
Irène Schweizer ist das starke Rückgrat von Intakt?
Sie war von Anfang an dabei, ja. Wir haben ihre Biografie und ihr Leben begleitet über all die Jahre. Wir wohnen auch in der gleichen Stadt. Das finde ich auch noch wichtig, dass wir alle drei hier verwurzelt sind. Darum arbeiten wir auch oft mit Künstlern von hier. Pierre Favre. Lucas Niggli stiess noch früher zu uns als Pierre. Man versucht auch mit Jungen im Gespräch zu sein. Das ist etwas ganz wichtiges, eine gewaltige Herausforderung. Man ist dauernd in Bewegung. Muss sich dauernd mit neuen Sachen auseinandersetzen.
Wie stark ist diese Herausforderung mit der rasanten Entwicklung der Technologie verbunden?
Es ist auf jeden Fall so, dass einen nur schon die ganze Technologie dazu zwingt, am Ball zu bleiben. Wenn man bedenkt, was in der Musik passiert ist in den letzten 30 Jahren! Von Vinyl über CD über Downloads, dann Download in MP3-Qualität, gefolgt von CD-Qualität und jetzt sogar HiFi-Qualität. Rein schon die technologische Entwicklung zwingt einen zu einer unglaublichen Wachheit und Auseinandersetzung.
Wie gross ist der Anteil von Streaming bei den Verkäufen von Intakt? Ich könnte mir vorstellen, dass das Intaktpublikum ein klassischer Fall ist von einem Publikum, das noch etwas in der Hand haben will.
Ja, aber es läuft alles parallel. Allein in Amerika haben wir glaub ich 70 000 bis 80 000 Verkaufskontakte, und dazu gehören auch Streams. In den USA läuft unser Vertrieb über Naxos und Naxos Archive. Dieses kann man benützen, wenn man einen monatlichen Betrag zahlt. Wenn sich da jemand etwas von uns anhört, wird es auch als Kontakt registriert. Auf der anderen Seite haben wir in den letzten Jahren auch vom Katalog her einen Generationenwechsel durchgemacht. Wir verlegen heute viele viel jüngere Künstler, auch aus grenzüberschreitendenden Bereichen am Rande von Rock und Elektronik.
Ist die Verwurzelung von Intakt in Zürich auch dafür verantwortlich, dass diese stark ist?
Ja, man hat diese Musik hier vielleicht ein bisschen mehr gepflegt. Das hat auch einen Nachteil. Andere meinen, sie müssten nichts mehr machen, weil wir es machten.
Hat die Szene ihre Stammlokale?
Jahrelang hat das die Rote Fabrik gemacht. Das Unerhört Festival, an welchem Intakt beteiligt ist, findet in verschiedenen Locations statt, im Theater am Neumarkt oder im Rietberg. Auch in Altersheimen und verschiedenen Schulen organisieren wir Konzerte. Die älteren Semester sind zum Teil bestens informiert, sie haben Ansprüche, da kann man nicht einfach einen Studenten von der Jazzschule schicken! An den Gymnasien ist es dasselbe. Da bringen wir das Beste. Die merken sofort, wenn etwas nicht stimmt.
Wie viele junge Musikfans kommen an diese Veranstaltungen?
Im Stadelhofen kommen 300 bis 500. Es hängt von den Lehrern ab. Es ist ihnen freigestellt, aber zum Teil kommen ganze Klassen. Zum Beispiel hat eine Geschichtslehrerin vor dem Auftritt von Oliver Lake und William Parker zu den Schülern gesagt, der Besuch sei ihnen freigestellt, sie könne ihnen auch eine Aufgabe geben. Sie selber werde das Konzert bestimmt besuchen, denn von diesen Männern erfahre sie mehr über amerikanische Geschichte als aus allen Büchern.
Heute ist Intakt international zwischen New York und London und Deutschland extrem gut vernetzt. War es nicht wahnsinnig schwierig, von Zürich aus nützliche Beziehungen anzuknüpfen?
1988 nahm ich ein Sabbatical von der WoZ, fünf Monate New York. Da bin ich natürlich an all die Konzerte gegangen. Habe den Vertrieben einfach angeläutet. Habe mit meinem rudimentären Englisch versucht, ein Gespräch zu führen, bin sie dann auch besuchen gegangen.
Kann man sowas allein machen?
Es ist sicher eine lebenslängliche Leidenschaft, die man nur als Team machen kann. Wichtig ist an diesem Team, dass es dich quasi perspektivisch überdauert. Wenn man diese Wand anschaut mit all den CDs, da stehen ja unglaubliche künstlerische Werte. Die Urheberrechte. All die Aufnahmen. Jetzt sind wir bei 280 Titeln. Das sind 280 Werke, die es vorher nicht gegeben hat. Wir helfen mit, Musik zu schaffen und Realität zu schaffen. Und die steht dann da. Das Ziel ist natürlich, dass man als Verlag Verbreitung schafft und in die Zukunft trägt. Eine Irène Schweizer wurde letztes Jahr 75 Jahre alt und hat einen grossen Teil ihres Werkes bei Intakt veröffentlicht. Damit ist eine Riesenverantwortung verbunden. Was passiert, wenn ein Künstler gestorben ist? Wie bei Werner Lüdi, von dem wir auch eine wunderschöne CD haben, die immer noch im Katalog ist. Das ist eine grosse Verantwortung, die öfters einen einzelnen Verlag überfordert, wofür man vielleicht irgendwann die Hilfe einer Öffentlichkeit oder von Stiftungen braucht, damit die Pflege der ästhetischen Werte und die Verbreitung der Musik weiter garantiert werden kann.
Ich glaube du hast Preise gewonnen? Was für Preise?
Der erste war von der Suisse Culture, Dachverband aller Kulturschaffenden, ein sehr grosser Preis, ein ehrenvoller Preis. Denn dieser Verband zeichnet Kulturvermittler aus. Traditionell gibt es da immer Reibungen zwischen Künstlern und Vermittlern. Bei Labels erst recht, wenn man früher die Geschichten gehört hat wie die Schwarzen ausgenützt wurden. Sie haben einen Vertrag unterschrieben und damit alle Rechte abgegeben und dafür vielleicht 50 Dollar bekommen. Oder eine Flasche Whisky.
In der Schweiz ist die Förderung von Musik in der Art von Intakt ziemlich gut organisiert, oder täusche ich mich da? Ich habe den Eindruck, man wird etwa von den Engländern in dieser Hinsicht ziemlich beneidet?
Von aussen mag das wohl so aussehen. In meinen Augen ist die Infrastrukturförderung nicht gut. Im Bereich Buch hat der Bund erkannt: Wir müssen die Buchproduktion fördern, sonst geht plötzlich eine seit mehreren Jahrhunderten gewachsene Kultur zu Grunde. Im Bereich Musik-Produktion ist man noch nicht so weit. Gerade ist bekannt geworden, dass nun auch noch die Migros ihre Labels eingestellt hat. Hinter der Haltung steckt ein falsches Denken. Es reden immer alle von einer CD-Krise. Dabei gibt es diese gar nicht. Es gibt nur eine Krise vom Mengengeschäft. Es werden heute mehr CDs produziert und verkauft denn je. Aber heute hat man nicht mehr die 100 000er Auflagen. Die Vielfalt ist dafür massiv gestiegen. Kommt noch dazu, dass die CD bloss eine Form von Tonträger ist, nebst Vinyl, Downloads in verschiedener Qualität, und Streams. Die Bedeutung ist massiv vorhanden. Die Art der Verbreitung aber hat sich ausdifferenziert in ganz verschiedene Formen. Es wird heute gleich viel Musik gehört wie in den 90er-Jahren, als das CD-Geschäft boomte. Wer sagt, die CD habe heute an die Bedeutung verloren versteht nichts vom Geschäft. Und es gibt viele Förderstätten, die sagen, wir streichen die CD-Unterstützung, denn die steckt ja in einer Krise. Dahinter steckt eine vollkommene Verkennung von Musikproduktion. Musiker müssen immer noch ins Studio zum Aufnehmen, zum Schneiden und Mastern, und auch wenn man die Resultate als Download verbreitet, braucht es immer noch Marketing und Werbung.
Fast alle Alben, die Du herausgegeben hast, sind noch im Katalog. Gibt es Platten, die Du bereust und darum herausgenommen hast?
Nein, selbst wenn ich selber sie vielleicht nicht mehr anhöre. Es ist sowieso immer noch ein Zeitdokument. Oder es ist für den Künstler ein Teil der Biografie. Und das ist ja ganz wichtig, dass man das Werk und den Wert der Arbeit eines Künstlers immer im Zusammenhang des Gesamtwerks anschaut. Eine Irène Schweizer kann man nur verstehen, wenn man das Gesamtwerk anschaut. Wenn man nur ein Soloalbum nimmt, vor allem noch eines der ganz frühen, wo sie ganz frei spielt, da begreift man den künstlerischen Wert späterer Werke nicht. Man muss den Kontext anschauen und die einzelne Produktion im Werkkontext sehen. Das ist heute wichtiger denn je.
Wie ist die internationale Rezeption von Irène Schweizer heute?
Letztes Jahr in Schaffhausen ist sie anlässlich ihres 75. Geburtstages live aufgetreten, das kam in der Tagesschau. In Amerika würde sie wohl grosse Räume füllen, aber sie reist nicht gern. Und dann muss man noch Arbeitsvisa haben. Es ist für den Schweizer und europäische Künstler nicht einfach, in den USA aufzutreten. Was der Trump heute programmiert mit der Abschottung des Marktes ist schon seit eh und je so.
Wie ist das Verhältnis von Schweizer und internationalen Künstlern, die auf Intakt erscheinen?
Zwischen einem Drittel und der Hälfte sind Schweizer Künstler. Das reflektiert die Stärke der Szene. Aber wir streben eine Balance an. Auch Gender und Race sind ein Kriterium. Schwarze African-Americans wollen wir haben, denn das ist die Basis der Musik. Gerade diese neue Platte hier vom Trio 3, da hört man schon den Gesichtern die Musik an. Die Geschichte ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Es ist uns auch wichtig, viele Musikerinnen im Programm zu führen. Das sieht man auch dem Londoner Festivalprogramm an.
Wie hat sich dein Geschmack und der Geschmack der Szene verändert über die 33 Jahre Intakt hinweg? Kann man Phasen mit anderen Auswahlkriterien unterscheiden?
Man folgt natürlich den Künstlern. Sie sind unsere Botschafter und auch unsere Verwandten. Sie sind viel unterwegs, es kommt immer mal wieder einer und sagt: Hast du das gehört? Und dann sind wir ein Team. Der Einfluss von Anja und Flo ist im Katalog hörbar. Und wir sind auch Kinder des Zeitgeistes. Wir sind zwar nicht modisch, aber es gibt schon auch Stimmungen, die wir absorbieren. Ich möchte glaube ich nicht mehr einfach so ein Free Jazz-Konzert wie in den 60er- und 70er-Jahren auf CD herausgeben. Weil das nicht mehr so zur heutigen ästhetischen und geistigen Verfassung passt.
Kannst Du das genauer erklären? Was ist anders geworden?
In den 60er- und 70er-Jahren ging in Zürich alles um elf Uhr zu. Man durfte nicht im See baden. Alles war so reglementiert und bürgerlich verklemmt. So waren in der Zeit in der Avant-Garde Faktoren wie Provokation, Tabu-Bruch, Collage, das Neue finden, ganz wichtige Elemente. Ein Lucas Niggli ist ganz anders. Einer wie er kann das auch, Provokation, Geräusche, Neues und alles. Aber im Gegensatz zu den Vorgängern muss er nicht mehr das Alte zerstören, um auf eine neue Ebene zu kommen. Dazu kommt heute hinzu, dass Gestaltungsmittel, die damals von der Ästhetik der Avant-Garde angewandt wurden, von der extremen Rechten benützt werden. Ein Trump macht ja nichts Anderes als Schock und Provokation. Köppel. Die Nationalisten, die SVP, sie leben von der Provokation, von Tabu-Bruch. Die Ästhetik hat das schon vor 15 Jahren reflektiert, dass das nicht mehr der Weg ist, das Neue zu verbreiten. Heute ist vielleicht auf der Bühne der gewaltfreie Diskurs, der freundliche Umgang miteinander mehr im Mittelpunkt als eine Provokation.
Wie viele CDs gibst du pro Jahr heraus?
18 waren es letztes Jahr, heuer 19 oder 20.
Sind alle Künstler exklusiv an Intakt gebunden?
Es gibt auch Künstler, mit denen wir eine Abmachung haben, dass wir bestimmte Projekte mit ihnen verfolgen. Künstler sind ja heute sehr produktiv, das müssen sie auch sein. Konzertkünstler brauchen vier, fünf Parallelprojekte zum Überleben. So teilen wir viele Künstler mit anderen Labels und anderen Projekten. Mit der Exklusivität ist es nicht mehr wie früher.
Welche Projekte erfüllen Dich mit besonderem Stolz?
Viele! Es wäre einfacher, über Jahrgänge zu reden. Letztes Jahr war es sicher die deutsche Saxofonistin Angelika Niescier mit ihrer New Yorker Band. Oder Barry Guy mit Blue Shroud, der Versuch, eine politische Reflexion zu machen, eine Antikriegsproduktion eigentlich, aber nicht plakativ, sondern auf höchstem ästhetischen Niveau. Und das Gesamtwerk von Irène Schweizer natürlich. Die acht oder neun Alben, die wir dem London Jazz Composers Orchestra gemacht haben. Und hier, das ist eine CD, auf die wir auch ganz stolz sind. Sie stammt vom Trio Heinz Herbert. Das sind die Jüngsten bei uns, denen ist ein ganz toller Wurf gelungen. Da merkt man, es sind wahnsinnig gute Jazz-Musiker, aber sie haben auch eine Ästhetik von Sound und Elektronik. In Willisau haben sie abgeräumt!
Nochmal zurück zu den vielen Parallelprojekten, die ein Künstler braucht – besteht da nicht die Gefahr, dass durch die pure Menge die Konturen verloren gehen?
Das hat sicher mit der Ästhetik der Zeit zu tun. Im Jazz hat’s früher einen klaren linearen Ablauf gegeben. Coltrane, dann Miles Davis, dann Fusion, dann Free Jazz. Heute herrscht eher eine Parallelität der Diversität. Wir haben in der Schweiz sechs Jazz-Schulen auf Hochschulniveau. Jedes Jahr ergibt das 150 Masters-Studentenabschlüsse, 150 Berufs-Jazz-Musiker. In zehn Jahren 1500. Das heisst, das Niveau ist wahnsinnig gestiegen. Es hat eine wahnsinnige Vielfalt von guten Musikerinnen und Musikern. Dass die produzieren wollen ist klar. Wir haben im Jahr mehr als 1000 Anfragen für Publikationen! Es gibt kaum mehr Verlage mit internationalem Netz, weil der Markt das nicht trägt. Dabei ist interessant, dass wir als Europäer auch noch die besten Amerikaner produzieren. Es gibt in den USA viel zu wenig Möglichkeiten mehr. In den USA ist alles so stark auf den Markt ausgerichtet, wenn es der Markt nicht trägt, macht es niemand.
Wie ist das Verhältnis heute von Verkäufen, CD, Vinyl, Download?
Julian Sartorius hat von seinem Album eine kleine Vinyl-Auflage von sich aus gemacht. Der digitale Verkauf ist massiv am Steigen. Ich würde sagen, in den letzten 3, 4 Jahren ist er von 3% auf 10% gewachsen. Das Problem besteht darin, dass die Verkäufe zu billig weggehen. Downloads sind zu billig. Der Zwischenhandel, das sind ja nur noch Maschinen, bekommt zu viel. Letztlich bleibt zu wenig beim Verlag und beim Künstler. Beim Streaming ist das erst recht so. Das ist legalisierter Diebstahl.
Ist es nicht unabdingbar für die Musikwelt im Allgemeinen, dass ein Weg gefunden wird, Streaming auf eine Art und Weise zu monetarisieren, die für Künstler, Produzenten und Labels fair ist?
Das ist die Hoffnung. Ich bin mir da nicht so sicher. Vielleicht wird es ähnlich laufen wie bei den Printmedien, wo wir eine wahnsinnige Ausdünnung erleben. Wo vieles eingeht und damit enorm viel Wissen verschwindet. Es findet eine Kulturzerstörung statt, die vielleicht in der Zukunft ganz neue Finanzierungsformen erzwingt. Die Gesellschaft muss sich überlegen: Wollen wir überhaupt noch Musikproduktionen? Eine Oper würde auch nicht stattfinden. Wenn sich eine Oper selber bezahlen müsste, gäbe es vielleicht noch eine Oper in Amerika und auch die würde nicht vom Markt, sondern von Sponsoren und Mäzenen finanziert. Das Marktprinzip, das immer proklamiert wird, ist eine ganz grosse Lüge und funktioniert in diesen Sachen auch überhaupt nicht. Es ist auch unsere Aufgabe als Verleger, Künstler, Lehrer, von Schulen und Förderungsinstitutionen, nachzudenken: Was wollen wir an Musikproduktionen? Wie können wir es finanzieren? Wie können wir es uns leisten? Auch Pro Helvetia hat meiner Meinung nach darüber zu wenig nachgedacht. In erster Linie wird der Künstler unterstützt. Das finde ich eigentlich auch richtig, aber es ist das aristokratische Modell. Der Fürst streichelt dem Künstler über den Kopf, sagt, du bist der Grösste, und gibt ihm Geld. Dann kommt der Künstler zu uns und sagt, ich sollte jetzt eine Platte machen. Wunderbar, aber wie bezahlt man das?
Wäre die Verwendung von Crowd-Funding eine Lösung?
Das geht für einzelne Projekte. Wir bieten ein Abonnement an, das ist auch eine Form von Crowd-Funding. Die Kunden zahlen einen bestimmten Betrag und bekommen dafür im Jahr sechs CDs im Jahr. Im Moment haben wir mehrere 100 Abonnenten. Das bildet für uns eine wichtige finanzielle Basis.
Wie hast Du die Programmauswahl fürs Vortex-Festival getätigt?
Wir haben einerseits versucht, schweizerische und englische Künstlerinnen und Künstler in Verbindung zu bringen. Andererseits ist die Dramaturgie daraufhin ausgelegt, dass jüngere Acts an der Seite von bekannteren Künstlern auftreten. So gibt es immer zwei Acts pro Abend. Der Vermittlungsaspekt war uns sehr wichtig. Dass Musiker sich kennenlernen. Dass Julian Sartorius mit Steve Beresford spielt ist wirklich ganz toll. Oder Omri Ziegele mit Louis Moholo – grossartig!
Vor 140 Jahren wurde die «Musica enchiriadis» letztmals übersetzt. Eine zeitgemässe, erläuternde Neuübertragung dieses wichtigen Traktats ist daher sehr willkommen, aber auch ein schwieriges Unterfangen.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Mrz. 2017
Die Musica enchiriadis, vielzitiert, aber im Detail allenfalls Experten bekannt, ist einer der gewichtigsten und wohl auch erfolgreichsten Traktate der abendländischen Musikgeschichte. Geschrieben im späten 9. Jahrhundert, vielleicht von einem 906 gestorbenen Abt namens Hoger von Werden, wurde das «Handbuch» in rund fünfzig Handschriften überliefert. Es erklärt das Tonsystem mitsamt eigener Notation, zunächst in der Ein-, dann in der Mehrstimmigkeit bis hin zum Organum. Was vielleicht «primitiv anmuten mag, zeugt von einem gewaltigen musikalischen Fortschritt, und so ist es auch sinnvoll, dass das Werk nun – nach 140 Jahren – in einer neuen Übersetzung vorliegt.
Drei aufschlussreiche Einleitungen zur Antikenrezeption (Michael Klaper), zur Einstimmigkeitslehre (Andreas Traub) und zur Mehrstimmigkeitslehre (Petra Weber) führen ins musikalische Denken jener Zeit ein. Philologische Überlegungen stehen dabei weniger im Zentrum als der Versuch, uns heute diesen Text zugänglich zu machen.
Man liest den Traktat am besten dreifach: Den deutschen Text mitsamt den Fussnoten, den man mit dem lateinischen Original vergleichen kann – und dazu die erläuternden Einleitungen. So erhellt sich die Musica enchiriadis in ihrer singulären Neuartigkeit, auch ihrer Komplexität, der sich eine Übersetzung und die Vermittlung ins Heute stellen müssen. Denn die Worte wurden anders verstanden. Das lateinische «vis» etwa ist von zentraler Bedeutung: Man möge die Kräfte der einzelnen Modi unterscheiden und erkennen, heisst es da: Die Koblenzer Musikwissenschaftlerin Petra Weber wählt dafür verschiedene Übersetzungen (Kraftfeld, Einfluss) und löst die einheitliche Begrifflichkeit damit auf. Das ist durchaus angemessen, verweist aber auch darauf, wie heikel das Übersetzen ist. Unsere modernen Begriffe greifen nicht ganz und können den alten Text sogar verfälschen.
Manchmal wird die Übersetzung so zu einem Eiertanz, man spürt ständig die Hemmung, gewisse Begriffe von heute zu verwenden, und vielleicht wäre es nützlich gewesen, gleichzeitig eine wörtliche und eine annähernd moderne Übertragung anzubieten. Gelegentlich gehen die Herausgeber denn auch allzu zurückhaltend mit «modernen» Erklärungen um. Ausgerechnet die einzigartige Dasia-Notation wird – im Gegensatz zum MGG-Artikel – nicht in moderne Notation übertragen; einige schwer verständliche Punkte darin kommen deshalb nicht zur Sprache. In solchen Momenten bewegen sich die beteiligten Musikwissenschaftler doch zu sehr in ihrem Expertentum und denken wenig an den interessierten Laien. Gewisse Worterklärungen wirken abgehoben, und eine Fussnote wie: «Es könnten Zusammenhänge mit dem nomos-Begriff bestehen, was wir jedoch hier nicht verfolgen.» mag allenfalls für den Kenner sinnvoll sein, verärgert aber den Leser. Ähnliche Details und Auslassungen, auch manche zwischen den Autoren ungenügend abgestimmte Übersetzungen zeugen davon, dass der Stoff etwas zu wenig durchdacht vermittelt wird. Schade, denn das Ganze ist hochspannend und verdient weite Beachtung.
Musik enchiriadis, lateinisch und deutsch, übersetzt und herausgegeben von Petra Weber, 147 S., Fr. 31.60, Wilhelm Fink, Paderborn 2016, ISBN 978-3-7705-6054-7
Bild oben: Darstellung eines Organums in Dasia-Notation.
Szenarien für die Zürcher Kulturförderung
Die Finanzierung der Kulturförderung des Kantons Zürich soll vereinfacht und transparent gestaltet werden. Gestützt auf eine Studie der Universität St. Gallen hat die Regierungsrätin Jacqueline Fehr entsprechende Szenarien vorgelegt.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Mrz. 2017
Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern, beauftragte die Universität St. Gallen, in einer Studie entsprechende Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten. Die Kulturministerin hat am Mittwoch zusammen mit Studienautor Kuno Schedler, Leiter des Instituts für Systemisches Management und Public Governance der Universität St. Gallen, die Resultate der Studie an einer Medienkonferenz vorgestellt.
Die Analyse zeigt, dass die über die Jahre organisch gewachsene Zürcher Kulturförderung heute komplexe Strukturen aufweist. Zudem führen Investitionsentscheide dazu, dass die für die Kulturförderung gesprochenen Mittel von Jahr zu Jahr erheblich schwanken.
Die Studie kommt weiter zum Schluss, dass der Kanton Zürich pro Jahr 131,25 Millionen Franken bereitstellen muss, wenn er die Kulturförderung auf dem heutigen Niveau halten will. Die Studie skizziert verschiedene Wege, wie die Finanzierung der Kulturförderung im Kanton Zürich mittelfristig gesichert werden kann.
Madeleine Herzog, die Leiterin der kantonalen Fachstelle Kultur, sprach sich an der Medienkonferenz für die von der Studie vorgeschlagene Schaffung eines Kulturfonds aus. Die Studie schlägt vor, dem Fonds 25 Prozent der Erträge des Lotteriefonds zuzuweisen. Die Fondslösung hätte laut Herzog den Vorteil, dass die Mittelflüsse und die Zuständigkeiten bei der Kulturförderung klarer und langfristig sicherer würden. Zudem ermögliche die Fondslösung mehr Transparenz.
Die Direktion der Justiz und des Innern lässt die Erkenntnisse aus der Studie zur Kulturfinanzierung in die Vernehmlassung zum neu geplanten Lotterie- und Sportfondsgesetz einfliessen
Durchwegs schöne Blockflötenländler
Ruedi Häusermann von der Kapelle Eidg. Moos hat Volksmusik mit doppeltem Boden komponiert.
Martina Joos
- 30. Mrz. 2017
Schon der Titel dieses Hefts, Elf zum Teil sehr schöne Blockflötenländler, verrät es: Hier wird traditionelles Brauchtum mit Augenzwinkern betrachtet. Darauf hätte man bereits beim Komponistennamen kommen können: Ruedi Häusermann ist Teil der Ländlerkapelle Eidgenössisch Moos, die bekannt ist dafür, an einheimischen Urtraditionen zu rütteln – wenn es sein muss mit Pendeljodel, Schellenstopfen oder Juchzerautomat.
Ruedi Häusermanns Ländler wurden für Sopranblockflöte plus ein anderes Instrument in C (wie Geige oder eine zweite Blockflöte) geschrieben und durch Akkordsymbole ergänzt. Formal stellen sie durch ihre drei- bzw. vierteilige Gestalt mit komplizierten Wiederholungen bereits einige Ansprüche an den Spieler. Die Ländler zeugen von melodischem Einfallsreichtum; zur gehüpften Heiterkeit kann sich durchaus einmal Wehmut gesellen, und auch harmonisch verlässt Häusermann gerne die in der Volksmusik überaus oft verwendeten I-IV-V-Grenzen. Metrisch gibt es ebenso anspruchsvolle Momente, zum Beispiel in E Neuen Alte, der als Zwiefacher komponiert wurde.
Die beigefügte CD wurde von der Kapelle Eidg. Moos mit Blockflöte, Bassklarinette und Akkordeon eingespielt. Sie zeugt von Spielfreude und -witz, wenn auch nicht gerade von klassischem Training auf dem Instrument; leichte Unkoordiniertheiten auf der Blockflöte, unübliche Trillergriffe oder intonatorisch nah beim Alphorn-Fa angesiedelte Nebengriffe müssen überhört werden. Die Phrasierungen könnten dynamisch noch deutlicher unterstützt werden. Schön hingegen, dass die Blockflötenstimme auf der CD melodisch um Nuancen verändert wurde. Und besonders lobenswert ist die Play-along-Version in, wie es heisst, «angenehm langsamem Tempo» und einfacherer Form.
Der Titel kann also abgeändert werden: Elf durchwegs schöne Ländler. «Vom Bund empfohlen», wie auf der allerletzten Umschlagseite steht.
Ruedi Häusermann: Elf zum Teil sehr schöne Blockflötenländler, mit Zeichnungen von Giuseppe Reichmuth und CD, G. H. 15007, Fr. 24.80, Hug Musikverlage, Zürich 2016
Kulturstrategie des Kantons Obwalden
Der Regierungsrat des Kantons Obwalden hat Leitideen für die Kulturförderung festgelegt, die vom Bildungs- und Kulturdepartement nun verabschiedet worden sind. Sie soll den angemessenen Umgang mit historischem Erbe und die Unterstützung für das künstlerische Schaffen sicherstellen.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Mrz. 2017
Zu den wichtigen Kulturinstitutionen des Kantons gehören das Museum Bruder Klaus, das Tal Museum Engelberg, das Historische Museum der JUKO-Pavillon, das Volkskulturfest Obwald oder die Erstklassik am Sarnersee. Sie konnten sich in den letzten Jahren im kulturellen Umfeld noch stärker positionieren und etablieren sowie finanziell und strukturell festigen. Die Herausforderung werde sein, die Rahmenbedingungen zu sichern und zu optimieren, damit sich die positiven Entwicklungen fortsetzen können, heisst es in der Strategie.
Das Kulturvermittlungsangebot für die Schulen sei gross und attraktiv und stosse in der Regel auf grosses Interesse. Die Herausforderung werde es sein, das Angebot so auszugestalten, dass die Projekte nachhaltig wirkten und gleichzeitig für die Schulen attraktiv bleiben würden.
Als weitere Herausforderung sieht die Strategie die Festigung und Optimierung der regionalen Zusammenarbeit. Die Strategie des Departements 2017 bis 2021 hat die Geschäftsleitung des Bildungs- und Kulturdepartements am 13. März 2017 verabschiedet.
solidarisieren
Von fairen Arbeitsbedingungen im Kulturbereich über Komponistensolidarität während der Kriegsjahre, Radioaktionen, Unterstützungsfonds an Musikschulen bis hin zur gesellschaftspolitischen Bedeutung musikalischer Verbände.
SMZ
- 30. Mrz. 2017
Von fairen Arbeitsbedingungen im Kulturbereich über Komponistensolidarität während der Kriegsjahre, Radioaktionen, Unterstützungsfonds an Musikschulen bis hin zur gesellschaftspolitischen Bedeutung musikalischer Verbände.
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Focus
Der unterschätzte Dorfchor Welchen Einfluss hat die Kulturförderung auf das Vereinswesen?
Une formation musicale pour tous et toutes Quels soutiens financiers pour les familles à revenus modestes ?
Musique et solidarité : zoom sur Chacun pour Tous
Das Engagement eines «Unpolitischen» Richard Flury und sein Einsatz für Exilkünstler
«Max Havelaar» für die Bühne Interview mit Julia Schiwowa, Vorsitzende von art but fair Schweiz
Seit Januar 2017 setzt sich Michael Kube für uns immer am 9. des Monats in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb.
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Kulturschaffende, die Anrecht auf Arbeitslosengeld haben, müssen oft feststellen: RAV-Beraterinnen und -Berater wissen wenig bis nichts über die Eigenheiten des Arbeitsmarkts in diesem Bereich. Entsprechend mager gestaltet sich dann auch die Beratung. Hier schafft der Kulturmarkt Abhilfe.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Mrz. 2017
«Nationales Qualifizierungsprogramm» lautet die offizielle Bezeichnung für den im Auftrag des SECO arbeitenden Kulturmarkt. Er ist schweizweit das einzige Programm, das sich speziell an arbeitslose Kulturschaffende wendet – an Schauspielerinnen, Tänzer, Regisseurinnen, Kostümbildner und an Musikerinnen und Musiker. Sie können im Kulturmarkt von einem individuellen, stark auf ihre Person, ihre Situation, ihre Stärken eingehenden Coaching profitieren.
Wolfgang Beuschel, Schauspieler und Regisseur mit einem Studium in klassischer Musik und einer breiten Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Orchestern und freischaffenden Musikerinnen und Musikern, leitet im Kulturmarkt den Bereich Kulturschaffende. Er versteht sich als Begleiter, als einer, der Inputs gibt und sein Know-how zur Verfügung stellt. Und dieses Know-how ist enorm. Beuschel hat in seiner Zeit im Kulturmarkt weit über 300 Stellensuchende kennengelernt, sie beraten, motiviert und unterstützt auf dem Weg zu einer existenzsichernden beruflichen Tätigkeit. Dabei geht es oft darum, eine Mehrwegstrategie zu fahren und ein zweites Standbein zu entwickeln, mit dem ein regelmässiges Grundeinkommen sichergestellt werden kann.
Coaching and more
Ergänzend zum Coaching können die Kulturschaffenden im Kulturmarkt auch diverse Weiterbildungskurse besuchen. Das Spektrum reicht von «Finanzierung von Kulturprojekten» über «Projektkommunikation mit Social Media» bis zu Ton- und Lichttechnik. Ausserdem besteht die Möglichkeit, ein eigenes künstlerisches Projekt zu entwickeln, es auf der Bühne des Kulturmarkts vor Publikum zu testen, um es dann auf dem freien Markt anzubieten.
Der Kulturmarkt ist im Zürcher Kreis 3 zu Hause. Er ist ein Qualifizierungsprogramm für Stellensuchende und gleichzeitig ein Kultur- und Veranstaltungshaus. Er realisiert Eigen- und Koproduktionen aus den Sparten Theater, Musik und Tanz, ermöglicht Gastveranstaltungen sowie öffentliche Quartieranlässen. Ausserdem hat er ein Restaurant und vermietet Räume für Meetings, Workshops und Proben. Informationen zum breit gefächerten Angebot gibts auf
Ausbau des Fachinformationsdienstes Musikwissenschaft
Die Bayerische Staatsbibliothek und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden starten die zweite Phase «Fachinformationsdienst Musikwissenschaft», ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit ca. 1,5 Mio. Euro gefördertes dreijähriges Projekt. Ziel ist die professionelle Bereitstellung relevanter Informationsangebote für die musikwissenschaftliche Spitzenforschung in Deutschland.
Musikzeitung-Redaktion
- 30. Mrz. 2017
In den kommenden drei Jahren bauen die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) gemeinsam die schon vorhandenen Angebote des Fachinformationsdienstes Musikwissenschaft weiter aus und fügen neue, innovative Services hinzu. Gemeinsam werden die beiden Bibliotheken das Internationale Quellenlexikon der Musik (RISM) weiterentwickeln, in dem zukünftig neben Musikhandschriften auch Musikdrucke detailliert beschrieben werden sollen. Die BSB wird das Informationsportal «Virtuelle Fachbibliothek Musikwissenschaft» (www.vifamusik.de) weiter ausbauen, musikwissenschaftlich relevante Webseiten langzeitarchivieren und sich mit den Herausforderungen der Optical Music Recognition beschäftigen. Auch der umfassende Bestandsaufbau für das Fach Musikwissenschaft bei konventionellen und elektronischen Medien wird von der BSB in bewährter Form geleistet. An der SLUB wird eine Datenbank zur Erfassung von Aufführungsdokumenten wie Konzertprogrammen, Plakaten etc. entstehen, die neue Perspektiven für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem deutschen und internationalen Konzertwesen bieten wird. Zum neuen Serviceangebot gehört auch ein Fachrepositorium, in dem musikwissenschaftliche Fachliteratur open access zur Verfügung gestellt wird.
Um den Austausch mit der Fachcommunity kümmert sich ein Beirat, dem 13 Personen aus einschlägigen Institutionen und Verbänden angehören. Um die neuen Angebote des FID Musikwissenschaft bei den potenziellen Nutzern bekannt zu machen, sind neben Tagungsvorträgen und Zeitschriftenbeiträgen auch Road-Shows geplant, bei denen die Projektpartner in musikwissenschaftlichen Instituten über die FID-Angebote berichten.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Jahr 2013 aufgelegte Förderprogramm «Fachinformationsdienste für die Wissenschaft» hat das System der Sondersammelgebiete abgelöst. Von 1949 bis 2013 war die Bayerische Staatsbibliothek für das Sondersammelgebiet Musikwissenschaft zuständig und erhielt von der DFG finanzielle Unterstützung bei der Erwerbung von Notendrucken und Musikliteratur. Seit dem Jahr 2005 wurde die SSG-Förderung ergänzt um die Förderung zum Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek Musikwissenschaft (www.vifamusik.de), einem zentralen Informationsportal für die Musikwissenschaft mit weitreichendem Zugang zu qualitätsgeprüften Fachinformationen.
34 Anlässe, wieder Klavier zu spielen
Fantasievolle Miniaturen, inspiriert durch Sagen, Märchen, die Geschichte oder die Bibel, für Erwachsene, die es ans Instrument zurück zieht.
Musikzeitung-Redaktion
- 29. Mrz. 2017
Am 15. März 2016 ist der Komponist Wilfried Hiller 75 Jahre alt geworden. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden genau an jenem Tag in München seine 34 Klavierminiaturen Kosmos uraufgeführt. Die Komposition der Stücke hatte die Tänzerin, Malerin und Bildhauerin Antje Tesche-Mentzen angeregt. Sie hatte Hiller im Jahr 2014 erzählt, dass sie nach längerem Unterbruch gerne wieder mit dem Klavierspielen beginnen möchte. Hiller versprach ihr daraufhin einen Zyklus zum Neuanfang.
Entstanden sind 34 feinnervig gearbeitete, sehr ausdrucksvolle poetische Miniaturen. Wie viele seiner Bühnenwerke ist auch diese Sammlung inspiriert durch Sagen, Märchen, geschichtliche und alttestamentliche Themen. So führt uns die Zahl 34 zu Albrecht Dürers Kupferstich Melancholie, in welchem das «magische Quadrat» eingearbeitet ist. Im Nachwort gibt der Komponist willkommene Hinweise zu Inhalt und Entstehung der einzelnen Stücke. Gerne schliesse ich mich der im Heft abgedruckten Empfehlung von Antje Tesche-Mentzen an: «Fantasien für junge und ältere klavierbegeisterte Menschen. Der Zyklus ist eine Aufforderung, sich anregen zu lassen durch Bilder, Texte und musikalische Gedanken, um sie weiterzuspinnen im eigenen Spiel.»
Ein neuer, nicht einfach zu spielender Orgelzyklus von Altmeister Jean Guillou. Der Titel «Enfantines» verweist auf das Schwesterwerk «Scènes d’enfants», ist aber inhaltlich nur schwer festzumachen.
Musikzeitung-Redaktion
- 29. Mrz. 2017
«Kindlich» sind sie nicht, die sechs kurzen Stücke, die der Pariser Altmeister Jean Guillou (*1930) hier unter dem Titel Enfantines vorlegt, «kindgerecht» – was immer das heissen mag – auch nicht, und ob sie auf die Zuhörenden «naiv» und als Werke von «unbefangener Reinheit» wirken, wie im Vorwort suggeriert, ist wohl auch nicht garantiert. Wie im bedeutend virtuoseren und ausladenderen Schwesterwerk aus Guillous Feder, den Scènes d’enfants op. 28, handelt es sich um Charakterstudien; wo Guillou damals eine Kindheit porträtieren wollte, die gleichermassen «angélique et diabolique» sein kann, versteht er diese hier «natürlich und unbefangen».
Guillous Klangsprache, in der sich expressiv-rezitativische Momente, rhapsodisch zuckende Floskeln und Staccato-martellato-Akkordik in assoziativ wirkender Reihung abwechseln, entfaltet sich in den sechs Miniaturen in gewohnter Art, allerdings in grosser Konzentration und überschaubaren Dimensionen. Technisch sind die Stücke dadurch aber nicht einfacher, der Manualpart mutet sehr pianistisch an, und vor allem die Pedalpartie mit ihren riesigen Intervallsprüngen, Glissandi und Doppeltrillern stellt hohe Ansprüche an die Ausführung und ruft nach Spitze-Absatz-Technik dupréschen Zuschnitts. Der Satz verlangt zudem relativ oft einen Pedalumfang bis g1 und einen Manualumfang bis c4, was sich auch durch Umlagerung der entsprechenden Stellen nicht immer lösen lässt, es sei denn mit komplexen Registrier-Manövern. Das Klangbild der Komposition ruft nach guillouschem Instrumentarium, das von 32’ im Pedal über diverse Aliquoten bis zur charakteristischen Zungen-Farbe der Ranquette 16’ reicht; analog zu Guillous eigener Praxis dürfte hier aber flexible Anpassungen an kleinere Instrumente nicht weiter problematisch sein, solange die «Grund-Farben» respektiert werden.
Fazit: Wer Guillous Stil mag und über die nötigen technischen Voraussetzungen verfügt, wird sich über diesen neuen Zyklus freuen, der das Repertoire des Pariser Maîtres um kurze und daher vielseitig einsetzbare Konzertstücke erweitert.
Jean Guillou: Enfantines op. 81 pour Orgue, ED 22063, € 16.50, Schott Music, Mainz 2015
Grosses Kino für die Ohren
Eine sehr entgegenkommende, vielseitig verwendbare Ausgabe mit Filmmusik-Titeln für Klarinette.
Musikzeitung-Redaktion
- 29. Mrz. 2017
Eine Notenausgabe mit Filmmusik ist keine Innovation. Das von Rudolf Mauz bei Schott in der Serie «Schott Clarinet Lounge» herausgegebene Heft Movie Classics hebt sich aber von der Konkurrenz ab, weil es wirklich alles bietet, was man sich von Schülerliteratur wünschen kann. 14 stilistisch abwechslungsreiche, bekannte Titel von Oh Happy Day über Pink Panther bis zu Night Fever und Misirlou sind in dieser Ausgabe versammelt. Sie stammen mehrheitlich aus dem Bereich der Pop-Musik und nicht primär nur als Filmmusik bekannt. Die Ausgabe beinhaltet eine sehr gut gemachte Play-along-CD, auf welcher die Titel sowohl zum Anhören mit der Melodie wie auch als Mitspiel-Versionen nur mit Begleitung vorhanden sind. Alle Titel sind mit richtigen Instrumenten aufgenommen und klingen sehr ansprechend. Zu den Stücken liegt ausserdem eine Klavierbegleitung vor. Sowohl in der Solostimme wie auch in der Klavierbegleitung sind die Begleitakkorde angegeben und in der Solostimme ist auch der Liedtext abgedruckt. Dadurch eröffnen sich ohne grossen Aufwand viele Möglichkeiten im Unterricht, vom Zusammenspiel in einer Band, der Orientierung am Text bei rhythmisch schwierigen Stellen, der Improvisation bis zum rein akkordischen Begleiten. Ein schönes Extra des Herausgebers sind die kurzen Einführungstexte zu jedem Stück. Sie stellen nicht nur die Interpreten der Titel, sondern auch die Filme vor, in welchem die Musik Verwendung gefunden hat. Dieses Heft lässt wirklich keine Wünsche offen!
Rudolf Mauz, Movie Classics, 14 Famous Film Melodies, ED 22377, mit CD, € 21.50, Schott, Mainz 2016