«Impuls neue Musik» wird ausgeweitet

Der deutsch-französische Fonds «Impuls neue Musik» fördert Projekte, die den Austausch zwischen Musikern, Komponisten und Veranstaltern aus Frankreich und Deutschland ermöglichen. Eine Partnerschaft mit der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia weitet seinen Radius nun aus.

Dreiländerbrücke bei Basel. Foto: Erich Westendarp / pixelio.de

Der Fonds «Impuls neue Musik» nimmt neu auch Förderanträge aus der Schweiz für Projekte entgegen, die den Austausch zwischen dem französischen und dem deutschen Sprachraum der drei Nachbarländer Deutschland, Frankreich und der Schweiz stärken. Die aktuelle Ausschreibung wurde vor wenigen Tagen lanciert, die nächste Antragsfrist ist der 22. Mai 2018. Die Ausschreibung wird jährlich lanciert.  Die Gesuche sind in Berlin einzureichen.

Der Fonds versteht sich als Impulsgeber. Das Ziel ist ein lebendiger und langfristiger Austausch zwischen der deutschen, schweizerischen und französischen Musikwelt. Es geht nicht nur um die Aufführung zeitgenössischer Werke aus der jeweils anderen Kultur, sondern um einen profunden Dialog.

Nach Auskunft von Tobias Rothfahl (Pro Helvetia/Musik) engagiert sich Pro Helvetia «in der Trägerschaft des Fonds und möchte damit der Schweizer Musikszene die Türen zu diesem internationalen Förderwerknetz öffnen». Die Pilotphase des Projekts sei auf drei Jahre beschränkt.

Der künstlerische Beirat hat alleinige Entscheidungsbefugnis. Er besteht aus Barbara Barthelmes (Musikredakteurin der Berliner Festspiele), Matthias Osterwold (Klangspuren Schwaz) und Thomas Oesterdiekhoff (Freiberuflich) sowie Jean-Marc Bador (Orchestre National de Lyon), Jean-Luc Hervé (Komponist), Emmanuel Hondré (Philharmonie von Paris), Xavier Dayer (Suisa), Bernhard Günther (Wien Modern, Zeiträume Basel) sowie Thomas Meyer (Musikessayist). Die drei Schweizer Experten sind neu dabei.

Mehr Infos und Auskunft: www.impulsneuemusik.com

Hefti-Werk an den ISCM World Music Days 2018

Der Schweizer Komponist David Philip Hefti wurde mit dem Werk «A la recherche…» für Klarinette, Viola und Klavier von der Jury der ISCM World Music Days 2018 als Schweizer Vertretung des Festivals gewählt.

Die ISCM World Music Days ist das jährlich stattfindende Festival der 1922 gegründeten Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (International Society for Contemporary Music) und findet 2018 vom 19. bis 26. Mai in Peking statt. Gastgeber ist das Beijing Modern Music Festival. Die zur Auswahl stehenden Werke werden von den 65 Länder-Sektionen eingereicht und der Festivaljury unterbreitet.

Die Eingaben der Schweizer Gesellschaft für Neue Musik SGNM/SSMC – in diesem Jahr Werke von Isabel Klaus, Beat Gysin, Daniel Zéa und David Philipp Hefti – koordinierte ihr Vizepräsident Nicolas Farine.

Hefti ist 1975 in St. Gallen geboren und studierte Komposition, Dirigieren, Klarinette und Kammermusik in Winterthur, Zürich und Karlsruhe bei Wolfgang Rihm, Wolfgang Meyer und Elmar Schmid. Wichtige Impulse erhielt er zudem von Cristóbal Halffter und Rudolf Kelterborn.

Empa untersucht Geigen aus Pilzholz

Klingen Geigen aus pilzbehandeltem Holz so wie ein antikes Meisterinstrument? Akustikforscher der Empa untersuchen derzeit Instrumente aus so genanntem Mycowood auf Herz und Nieren.

Schallmessung. Foto: EMPA

Das neue Projekt der Empa-Abteilung Akustik/Lärmminderung in Dübendorf untersucht den Klang von Biotech-Geigen vom ersten Moment seiner Entstehung bis hin zur Empfindung, die er bei den Zuhörern auslöst. Getestet wird eine ganze Reihe von Instrumenten, darunter das Original, eine unbehandelte Kopie und unterschiedliche Geigen aus pilzbehandeltem Klangholz.

In einem ersten Schritt messen die Forscher, wie sich Schallwellen im Holz der Geigen ausbreiten. Bei dieser Körperschallmessung regt ein Elektromagnet die Saiten der Instrumente an, damit nicht der individuelle Bogenstrich eines Musikers die Ergebnisse verfälscht. Wie Menschen den Klang der Biotech-Instrumente erleben, testen Experten auf dem Gebiet der Psychoakustik. Im Labor für Hörversuche der Empa werden Versuchspersonen Hörproben der Instrumente bewerten müssen. Anhand von standardisierten Befragungen versuchen die Psychoakustiker auf diese Weise, signifikante Klangeigenschaften der einzelnen Geigen herauszuschälen.

Mycowood wird mit Hilfe eines Pilz erzeugt, der natürlicherweise die so genannte Weissfäule in Bäumen verursacht. Die Pilzfäden bauen das Ahorn- und Fichtenholz für den Geigenbau in erwünschter Weise um. Während den zwei bis drei Monaten, in denen die Keime das Holz bearbeiten, vermindert sich die Masse kaum. Andere Schädlinge bauen in dieser Zeit bis zu 50 Prozent der Holzmasse ab, die Geigenpilze hingegen bloss 0,5 bis 1 Prozent.

Der Mut zum Atmen

Weird Beard sind ein Quartett ohne Berührungsängste. Von Hard Bop coltranescher Prägung über Punk bis hin zum futuristischen Elektro-Pop liegen alle Stilrichtungen in Griffweite. Auf ihrem neuen Album ergründen sie nun die Kraft des Sichzeitlassens.

Foto: Weird Beard

Die Band hat einen weiten Weg zurückgelegt seit sie von Saxofonist und Klarinettist Florian Egli als Duo mit dem Bassisten Valentin Dietrich konzipiert wurde. Mit ihrem neuen Album Orientation ist Weird Beard vom Geist her zu den Anfängen zurückgekehrt. Damals, zu zweit, von Künstlern wie Skuli Sverrisson inspiriert, hätten sie «nur Space» gemacht, berichtet Egli. Elektronische Loops und Effekte spielten eine wichtige Rolle. «Ein Ton – fünf Minuten lang. Dann ein anderer Ton …» Im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste wurde das Duo mit dem Schlagzeuger Rico Baumann und dem Schaffhauser Gitarristen Urs Vögeli zum Quartett erweitert. Als Vögeli ein Jahr später weiterzog, lag es für Egli auf der Hand, sich an Dave Gisler zu wenden, der ihn noch als Teenager bei einem Auftritt in Schaffhausen begeistert hatte. Gisler brachte einen rockigeren Stil und wohl auch eine neue dynamische Dringlichkeit mit. «Meine Devise war immer, dass ich die Musiker in der Band machen liess», sagt Egli. «Wenn es einen steuernden Einfluss gab, dann ging dieser von den Kompositionen aus. Aber auch bei diesen handelte es sich eher um Skizzen als um detaillierte Weisungen.» 2014 entschloss sich Valentin Dietrich, die Musik gegen ein Philosophie-Studium einzutauschen. Er wurde durch Martina Berther ersetzt, die Egli durch ihre Auftritte in der JazzBaragge aufgefallen war. Damit war die heutige Formation geboren. Ein erstes Album erschien zwei Jahre später. Es trug den bezeichnenden Titel Everything Moves. Nun folgt mit Orientation ein deutlich luftigeres Nachfolgewerk. Man lässt sich Zeit zum Atmen. Melodien, manchmal auch nur Klänge und undefinierbare Geräusche hängen im Äther, bedrohlich wie ein Bussard oder elegant wie eine Möwe. Eglis Sax-Riffs sind verschlungener und lyrischer geworden, auch sie lassen sich Zeit, ehe sie an ihren Anfang zurückkehren und zur nächsten Runde ansetzen. Die gislersche Gitarre wiederum wirkt geradezu meditativ mit ihren fein in den Ensemble-Sound hineingehauchten Akkorden und quecksilberhaften, auch mal dissonanten Soli. «Aus Gegensätzen schlägt die Band kreative Funken», schreibt Christoph Wagner träf in den Liner-Notes und schliesst: «Mit ‹Post-Jazz› wäre ihre Musik heute vielleicht am ehesten beschrieben.»

Eruption im Studio

Dabei sei die Entstehung des Albums nicht einfach gewesen, gesteht Florian Egli. «Die Entwicklung begann schon mit dem letzten Album», sagt er. «Dass ständig etwas passieren sollte in unserer Musik, war mir zuviel geworden. Ich habe mich sozusagen zurückentwickelt. Ich suchte das Ritualhafte, die Ruhe und den ‹Space› der frühen Tage.» Gisler habe sich mit der neuen Ausrichtung nicht auf Anhieb anfreunden können. «Von seiner anderen Band her, Pilgrim, war er es sich gewohnt, dass man immer etwas tun konnte und dann gleich ein Feedback zurückkam. Diese Tendenz versuchte ich nun etwas zu unterdrücken. Es ist ein anderes System, wenn man zusammen etwas zum Laufen bringen will, das rollen soll wie eine Kugel.» Dass im Studio manchmal dicke Luft geherrscht habe, sei nicht abzustreiten. Aber eine Trennung stand nie zur Diskussion. Niemand aus der Band hätte die kreative Herausforderung missen wollen, welche die ungewöhnliche Zusammensetzung dieser Band mit sich bringt. Nicht nur Dave Gisler spielt in allerhand anderen Ensembles mit. Auch die restlichen Mitglieder sind bei anders gelagerten Projekten beteiligt. So gehört Egli dem Vorstand der JazzBaragge an und spielt unter anderen bei der Egli-Santana Group, dem Lucerne Jazz Orchestra und dem Jazz-Quintett Jenny mit. Einmal im Monat serviert er mit Raphael Walser (Bass) und Jonas Ruther (Drums) im Restaurant Holzschopf hochoktanigen Hard Bop im Stil von John Coltrane. Rico Baumann tritt an der Seite der Sängerin Daniela Sarda im Elektro-Pop-Duo True auf und gehört zur Begleitband von James Gruntz. Martina Berther wiederum lebt ihre punkige Seite im Duo Ester Poly aus. «Jeder hat sein eigenes zusätzliches Fenster», erklärt Egli. «Deswegen ist Weird Beard so spannend. Es ist eine Herausforderung, all diese Impulse auf eine Schiene zu bringen. Sich daran zu erinnern, dass wir hier anders denken müssen als in unseren anderen Bands.»

Als er die fertigen Aufnahmen hörte, war auch Dave Gisler begeistert. Es sei das Beste, was er je eingespielt habe. «Daraus ist eine tolle Diskussion entstanden», schliesst Egli. «Wir waren wieder alle voll im Boot. Es hatte diese Eruption gebraucht. Der Startschuss war dieses Album. Jetzt tönt die Band so, wie ich es mir einst vorgestellt hatte. Aber es geht natürlich weiter. Meine Gedanken sind schon beim nächsten Album.»

 

Links

 

23.03.18 Cinema sil plaz Ilanz (CH)
26.03.18 Moods Zürich (CH)
 

Weird Beard

Angriff auf deutsche Künstlersozialabgabe erfolglos

Eine vom Bund der Steuerzahler unterstützte Beschwerde bezüglich der Rechtmässigkeit der Künstlersozialabgabe aus dem Jahr 2015 ist vom deutschen Bundesverfassungsgericht einstimmig abgelehnt worden. Die Entscheidung ist unanfechtbar.

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Foto: Dr. Ronald Kunze/wikimedia commons

Die Künstlersozialabgabe sichert zusammen mit dem Beitrag der Versicherten und einem Bundeszuschuss die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung der über die Künstlersozialkasse versicherten freiberuflichen Künstler und Publizisten. Sie fällt laut der Mitteilung des Deutschen Kulturrates an, wenn Unternehmen mit freiberuflichen Künstlern und Publizisten zusammenarbeiten.

In diesem Jahr beträgt die Künstlersozialabgabe 4,2 Prozent der von den Unternehmen an freiberufliche Künstler und Publizisten gezahlten Honorare. Der Abgabesatz konnte damit erneut gesenkt werden, was auch mit der kontinuierlichen Prüfung der Unternehmen im Rahmen der turnusgemäßen Prüfung durch die Deutsche Rentenversicherung zurückzuführen ist. Sie führe dazu, dass alle abgabepflichtigen Unternehmen ihrer Verpflichtung nachkommen, schreibt der Deutsche Kulturrat weiter.

Im Entwurf des Koalitionsvertrags von CDU, CSU und SPD werde die grosse Bedeutung der Künstlersozialversicherung ebenfalls unterstrichen, erklärt dazu Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Obskur bleibe, bei dem Versuch die Künstlersozialabgabe beim Bundesverfassungsgericht anzufechten, aber die Rolle des Bundes der Steuerzahler, der letztlich mit dieser Aktion die Privatwirtschaft auf Kosten des Steuerzahlers habe entlasten wollen. Hätte das Bundesverfassungsgericht die Künstlersozialabgabe für verfassungswidrig erklärt, hätte der Staat mit Steuermitteln die gerissene Lücke bei der Finanzierung der Künstlersozialversicherung schliessen müssen, die Künstlerinnen und Künstler seien wegen ihres extrem geringen Einkommens dazu nicht in der Lage.

Welten verbinden

Vor drei Jahren gründete eine junge Klarinettistin ein Klassikfestival mit Fokus auf jüdisch geprägte Musik. Vom 25. bis 28. Januar durfte man in Basel eine reichhaltige vierte Ausgabe erleben.

«Ayre» von Osvaldo Golijov mit der Sopranistin Nora Fischer. Foto: Liron Erel

2015 begann die heute bereits erfolgreiche Geschichte des Mizmorim-Festivals mit der «Neuen Jüdischen Schule», einer Art musikalischer Spurensuche nach dem jüdischen Nationalstil im 20. Jahrhundert. Ein Jahr später kamen unter dem Motto «America!» amerikanisch-jüdische Komponisten wie Steve Reich, Aaron Copland oder Philip Glass zur Aufführung. Im vergangenen Jahr wechselte die Himmelsrichtung auf «Go East». Hier waren spannende Begegnungen mit György Kurtág, Felix Mendelssohn, György Ligeti zu erleben.

Auch in diesem Jahr setzte die künstlerische Leiterin und Gründerin des Festivals Michal Lewkowicz eine breite Palette von spannenden und stilistisch unterschiedlichen Stücken aufs Programm. Unter dem Titel «Orient und Okzident» sollte ein Bogen zwischen Ost und West geschlagen werden. Das ist auf sinnige Weise geglückt, und die Ausführenden musizierten, wie schon in der Vergangenheit, auf herausragendem Niveau.
 

Liederzyklus als Performance

Einige rote Fäden ziehen sich durch die noch junge Festivalgeschichte: Wortbeiträge – dieses Jahr gab es eine Diskussionsrunde über die jüdische Musiktradition –, Einführungen, Schauspielszenen, Kinder- und Familienkonzerte sowie Künstler, die wiederholt zu erleben sind, wie etwa die Pianisten Noam Greenberg und Menachem Wiesenberg oder das Doric-Quartett aus England. Unter den Komponisten findet sich ein Name, der sich bei Mizmorim zu etablieren scheint: Osvaldo Golijov. Schon 2015 verblüffte der Argentinier mit The Dreams and Prayers of Isaac The Blind, in dem er moderne Klänge mit Elementen jüdischer Volksmusik elegant verband. Auch 2016 war er wieder präsent und in diesem Jahr meldete er sich mit Ayre, einem Liederzyklus für Sopran und zwölf Musiker, Sound Design und Dirigent (Nicholas Daniel), stark zurück. Das Werk ist gemäss Programmtext inspiriert vom mittelalterlichen Spanien, als Christen, Juden und Muslime lange Zeit friedlich zusammenlebten. Im Zentrum dieses packenden Stücks stand mit der Solistin Nora Fischer eine Künstlerin, die nicht nur Lieder sang, sondern eine erstklassige Performance auf die Bretter der Gare du Nord legte. Sie brillierte stimmlich in allen Lagen und verband einen intensiven Ausdruck mit verschiedenen Stilen wie Klassik, synagogaler, Tango- und Rockmusik. Darüber hinaus transportierte das Werk auf treffende Weise den Anspruch des Festivals: Es schlug mit seinem Stilmix eine musikalische Brücke zwischen Orient und Okzident.

Wüstenwind und Schubert

Am selben Abend waren einige bemerkenswerte Beiträge in kleiner Besetzung zu hören. In familiärer Atmosphäre – alle Musiker blieben auf der Bühne und hörten einander zu – spielten Teodoro Anzellotti (Akkordeon) und Hélène Clément (Bratsche) einige Lieder aus Schuberts Winterreise, und zwar aus den Originalnoten – eine hörenswerte Klangvariante. John Myerscough interpretierte umwerfend brillant Alone für Cello solo, André Klénès’ Rose du Vent in der ungewohnten Besetzung für Gitarre (Adrien Brogna) und Kontrabass (Winfried Holzenkamp) klang verführerisch und Teodoro Anzellotti interpretierte drei wunderbar schräge Sätze aus Mauricio Kagels Rrrrr…

Neu wurde 2018 ein Kompositionsauftrag vergeben, diesmal an Josef Bardanashvili; im nächsten Jahr soll die Schiene des «Composer in residence» fortgeführt werden. Das Oktett Desert Wind für Klarinette, Fagott, Horn, Streichquartett und Kontrabass des aus Georgien stammenden Israeli, vermochte das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Bardanashvili versteht sein Stück quasi als Spiegelung des Oktetts in F-Dur von Franz Schubert in derselben Besetzung. Es wurde deshalb auch am selben Abend von denselben Künstlern aufgeführt. Das Doric-Quartett, Kontrabass und Bläser stimulierten das Publikum mit ihrer zauberhaft leichten und tänzerischen Spielweise.

Neben dem erwähnten Oktett war Schubert am Festival auch mit der Klaviersonate Nr. 21 in B-Dur, den Variationen für Klavier vierhändig (D 813) und der Fantasie in f-Moll vierhändig (D 940) präsent. Besonders freute sich die Festivalleiterin auf Mizmor (Psalm) 92 für vierstimmigen Chor (mit der Mädchen- und Knabenkantorei Basel), ein Stück, das eine Besonderheit in Schuberts Schaffen darstellt, da er darin einen hebräischen Text vertonte.

Am Abschlussabend sah man sich alsdann im Okzident angekommen. Die Besucher im Bird’s Eye Jazzclub erlebten einen Tangoabend der feinen Art. Der renommierte, aus Argentinien stammende Komponist und Bandoneonist Marcelo Nisinman musizierte mit Band in der Besetzung Flöte, Klavier und Kontrabass seine stilistisch eigenwilligen Tangos sowie Originale unter anderem von Astor Piazzolla. 

Das nächste Mizmorim-Festival findet im Januar 2019 unter dem Titel «Wien» statt. Erstmals ist als «Aussenstation» ein Tag in Zürich sowie ein Kompositionswettbewerb geplant. Eingereicht werden kann bis am 1. Mai 2018 ein Stück für Klavier zu vier Händen. Weitere Informationen dazu unter: www.mizmorimfestival.com/take-action

Szenepreise für Schweizer Rapper

Die Schweizer Rapszene hat mit «Lyric» ein Szenemagazin, das mittlerweile zum dritten Mal einen «Urban-Musikpreis» verleiht. Es kann online abgestimmt werden.

Foto: Antonio Rull/flickr.com

Der Aufschwung von Schweizer HipHop sei 2017 so intensiv spürbar geworden wie noch nie zuvor, schreiben die Macher von «Lyrics». Trotzdem kämpfe das Genre immer noch um Akzeptanz und Anerkennung – sowohl in der hiesigen Musikindustrie sowie in der Gesellschaft.

Die Awards sollen dazu dienen, herausragendes musikalisches Schaffen auszuzeichnen, «um damit ein Zeichen in der ganzen Musikszene zu setzen». Überdies sollten die Wertschätzung und die Ideologie, dass ein Weiterkommen nur gemeinsam stattfinden könne, in der HipHop-Branche unterstrichen und entwickelt werden.

«Lyrics» ist laut Selbstdefinition «das grösste und relevanteste Urban-Medium der Schweiz». Die HipHop-Community in der Schweiz diskutiere, informiere und unterhalte sich auf seinen  Plattformen – dem Printmagazin, der Webseite und den Social-Media-Kanälen.

Mehr Infos:
lyricsmagazin.ch/2018/02/14/best-producer-lyrics-awards-2018/

Prekariat der österreichischen Kulturschaffenden

Notorisch bekannt ist, dass in der Kulturwirtschaft überproportional viele Beschäftigte im Laufe ihrer Lebensarbeitszeit prekär beschäftigt sind. Ein aktuelle Detailstudie wirft nun ein Licht auf die Verhältnisse in Österreich.

Foto: Stephan Dinges/flickr.com

Die Studie «Unselbstständig, Selbstständig, Erwerbslos» besteht aus zwei Teilen: einerseits einem juristischen Teil, der bereits publiziert ist, und andererseits dem nun vorliegenden sozialwissenschaftlichen Teil. Letzterer beschäftigt sich mit zentralen Problem- und Konfliktfeldern, mit denen Kunstschaffende im Bereich der auf Arbeitslosigkeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme in Österreich konfrontiert sind.

Methodisch basiert der Studienteil auf einer qualitativ-inhaltsanalytischen Auswertung von acht leitfadengestützten Expertiseninterviews mit explorativem Charakter. Die Auswahl der Expertinnen und Experten konzentrierte sich dabei auf Mitglieder zentraler Interessengemeinschaften (IGs) des Kunstfeldes beziehungsweise von relevanten Behörden und Institutionen im Bereich der sozialen Absicherung.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden: kulturrat.at/kulturrat_studie_2017.pdf

Blick über den Gartenhag

Das Forum Musikalische Bildung (FMB) beschäftigte sich in diesem Jahr mit dem Thema «Veränderung: Chance oder Bedrohung». Hintergrundwissen, Austausch und Innovation erwiesen sich als Mittel, positiv mitzugestalten.

Joël Luc Cachelin sagt, man müsse nicht alles mitmachen. Foto: Niklaus Rüegg

 

Die Megatrends Alter, Migration und Digitalisierung verändern unser Leben. Sie in Verbindung mit musikpädagogischer Innovation zu betrachten, lockte eine Rekordzahl von Besuchern an die VMS-Fachtagung: Am Freitag, 19. Januar, fanden 230 Teilnehmende den Weg in den Trafo in Baden, am Samstag waren es noch einmal 190.

Die Essenz der zwei intensiven Tage könnte lauten: Wer sich auf den Weg macht, empfindet Veränderung als Befreiung – wer die Augen davor verschliesst, als Bedrohung. Veränderungen können Aufbruch bedeuten, aber auch Gefahr, wenn sie zu schnell oder in die falsche Richtung laufen. Den Zuhörern wurde dies ausgerechnet beim Thema Digitalisierung, das heute schon fast als ein Synonym für Veränderung gilt, vor Augen geführt: «Man muss nicht alles mitmachen, aber prüfen, welche Technologien der Vernetzung welche Vor- und Nachteile haben», formulierte es der Vordenker Joël Luc Cachelin.

Die «Alten» machen den Auftakt

Für einen stimmigen musikalischen Auftakt sorgte das Senioren-Orchester Baden mit der Solistin Michelle Süess (Trompete) mit Werken von Mozart und Friedrich Dionys Weber. Am zweiten Tag war das Trio Dolce Vita, Gewinner des 1. Preises mit Auszeichnung am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb und des VMS-Sonderpreises, an der Reihe. Das Trio in der Besetzung Blockflöte, Violine, Cello begeisterte mit Stücken von Frescobaldi, Telemann und Matteis.

Das Duo Calva muss nicht mehr vorgestellt werden. Mit einer witzigen Show und atemberaubender Virtuosität bewies es, dass sich klassische Musik und Humor nicht auszuschliessen brauchen.

Jonathan Bennett, Professor und Leiter des Instituts Alter an der Berner Fachhochschule, sprach über einen relativ neuen Markt, den Musikunterricht im reiferen Alter. Er präsentierte die Ergebnisse seiner Studie zu den Bedürfnissen, Zielsetzungen und Grenzen des Musikunterrichts für ältere Menschen aus der Sicht von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen. Die Motive der lernwilligen älteren Menschen sind ebenso vielfältig wie es unterschiedliche Biografien gibt. Den kleinsten gemeinsamen Nenner umschreibt Bennett so: «Alle sind sich bewusst darüber, welche Bedürfnisse sie befriedigen möchten.» Im Unterricht sind ältere Menschen fordernd und kritisch, auch sich selbst gegenüber. Sie wollen verstehen und nicht einfach tun. Eine Lehrperson sollte sich dementsprechend mehr als fragende, begleitende und erklärende Fachperson einbringen.

Andere Länder, ähnliche Richtlinien

Der Präsidentin des Verbandes Musikschulen Schweiz, Christine Bouvard, war es ein besonderes Anliegen, ihren deutschsprachigen Nachbarländern die Gelegenheit zur Präsentation ihrer eigenen Musikschultraditionen zu geben. Sie lud dazu als Vertreterin aus Österreich Michaela Hahn ein. Die Geschäftsführerin von «Musikmanagement Niederösterreich», der zentralen Kompetenzstelle für das Musikschulwesen, sprach über Aufbau und Tradition der ausserschulischen musikalischen Bildung, über die Ziele und Strategien der KOMU (Konferenz der Österreichischen Musikschulwerke), einen möglichst breiten Zugang zur musikalischen Bildung sowie Angebote für Talente.

Ulrich Rademacher, Professor für Liedinterpretation und Vorsitzender des Verbandes Deutscher Musikschulen (VdM), hob in seinem Referat die Werte des Musizierens hervor, betonte aber auch die Wichtigkeit angemessener Arbeits- und Anstellungsbedingungen für Lehrpersonen. Das Leitbild der öffentlichen Musikschulen des VdM gilt als Grundlage der deutschen Musikschularbeit. Hier sind Richtlinien zur musikalischen Bildung festgeschrieben, die sich, ausser vielleicht bei der Bedeutung der Rahmenlehrpläne, nicht wesentlich von den schweizerischen Grundsätzen unterscheiden.

Förderung innovativer Projekte

Die sieben auserkorenen Projektbeiträge des zweiten VMS-Best-Practice-Wettbewerbs zeigten beispielhaft, wie neue Wege in der musikalischen Bildung fantasievoll und zukunftsorientiert beschritten werden können – zum Nutzen von Schulen, Schülerinnen und Schülern.

Der erste Preis ging an die Fachgruppe Bild & Ton, für ein Kooperationsprojekt der Musikschule Basel mit dem K’Werk der Schule für Gestaltung Basel. Die Allgemeine Musikschule Oberwallis (amo) und die Zeughauskultur Brig (ZHK) erhielten für ihr spartenübergreifendes Gemeinschaftsprojekt «Kultur für die Kleinen und ihre Begleitpersonen» den zweiten Preis. Als Dritte kam die Musikschule Luzern mit «Musikschule auf Reisen – zu Besuch im Schulhaus» aufs Podest. Der Publikumspreis ging an die École de musique Bienne / Université populaire Bienne-Lyss für «Initiation musicale pour enfants issus de la migration». Mit bemerkenswerten Beiträgen waren ausserdem die Musikschulen von Bern, Oberland Ost, und Schüpfheim im Rennen. Jodok Kobelt führte geistreich durch die Präsentation.

Ausgewählte Projekte werden in den nächsten Monaten auf den VMS-Verbandsseiten detailliert vorgestellt werden.

Alles wird besser – aber nicht für alle

Der charismatische Schweizer Soziologe Ueli Mäder baute in seinem Inputreferat «Sozialer Wandel: Migration und Integration» auf einem sozialliberalen Weltbild auf: «Integration ist ein Prozess, in dem sich alle bewegen.» Beim Umgang mit Migranten gehe es nicht um das Verstehen, sondern um das Zulassen des Fremden, um die Auseinandersetzung mit dem Andersartigen und mit dem Fremden in uns selbst. Mäder erklärte, wie unsere Welt politisch, gesellschaftlich, ökonomisch, sozial und pädagogisch funktioniere und wie sich diese Teilbereiche mit- und gegeneinander entwickelten. Wortgewandt zeichnete er ein Bild der Gegenläufigkeiten: Einige wenige werden reicher und viele andere müssen zurückbuchstabieren. Das Erziehungsmodell der Nachkriegszeit bezeichnet er als «behavioristisch». In den Siebzigern mussten die Pädagogen lernen zu argumentieren, aber heute sei wieder eine Rückkehr zu mechanistischen Rezepten erkennbar.

In einer Zeit, in der Ökonomismus vorherrscht, werde der Musikunterricht immer wichtiger, weil er die sinnliche Wahrnehmung und das Miteinander fördere. Anstelle der Globalisierung, die nur ökonomistisch ausgerichtet ist, sähe Mäder lieber eine «Globalisation», die auch die gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Gebiete mit einschliesst.

Joël Luc Cachelin beschwichtigte jene, die sich vor der Digitalisierung fürchten. Gemäss der sogenannten «Oxford-Studie» dürften in den nächsten 20 Jahren rund die Hälfte unserer Jobs durch Computerisierung und Roboter wegfallen. Drei Tätigkeitsfelder sind aufgeführt, die nicht durch Maschinen ersetzt werden können. Dazu gehören Berufe, die mit «Wahrnehmung und handwerklicher Kompetenz», «Sozialer Intelligenz» und«Kreativität» zu tun haben – dies sind genau die Dinge, die das Musizieren ausmachen, stellte Cachelin fest. «Arbeit, mit der man andern eine Freude bereitet, ist nie bedroht», beruhigte er. Schlussendlich gehe es darum, eine Haltung zur Digitalisierung zu finden, sich mit ihr auseinanderzusetzen und die neuen Möglichkeiten intelligent zu nutzen.

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Musikdorf: So könnte eine Musikschule als Lernort gemäss Andreas Doerne und Stefan Doeritz aussehen. Foto: Niklaus Rüegg

Musikschule als Musizierlernort

«Wie sieht die Musikschule aus, in die wir selber gerne gegangen wären?» Von dieser Prämisse gingen die beiden Pädagogen Andreas Doerne und Stefan Doeritz von der Musikhochschule Freiburg/Br. aus. Sie liessen sich leiten vom Grundgedanken, dass die herkömmliche Musikunterrichtsstätte in einen Lernort zu verwandeln sei, an dem verschiedene Formen des Lernens möglich werden. Die beiden setzten bei der Architektur eines für sie idealen Musiklernorts an, beflügelten die Fantasie der Anwesenden mit einem virtuellen Rundgang durch ein «Musikdorf» mit Wegen, verglasten hellen, separaten und multifunktionalen Räumen. Der Grundriss sollte zum Verweilen einladen, spontane Kontaktaufnahme ermöglichen und die Kommunikation fördern. Bemerkenswert war insbesondere die «Silent Arena» mit Musikinstrumenten, die lautlos geübt werden können. Einige dieser Ideen hat Stefan Goeritz bereits an seiner Musikschule in Waldkirch umgesetzt. Das übliche Frage- und Antwortspiel nach dem Vortrag wurde durch einen SMS-Dienst ersetzt – eine pfiffige Idee, um das Publikum in die Diskussion einzubeziehen.

Das 9. FMB findet am 17. und 18. Januar 2020 wieder in Baden statt.

Die Schweizer Musikzeitung ist Medienpartnerin des FMB.

Masse statt Klasse

Dem Stuttgarter Eclat-Festival fehlen die Verbindlichkeit und die musikalische Basis. Zum Glück gibts Ausnahmen.

Marianthi Papalexandri-Alexandri und Pe Lang: «Distanz». Foto: Martin Sigmund

Es ist bekannt aus Kinderzeiten: Zwei Blechdosen transportieren Schall, sofern sie mit einem gespannten Faden verbunden sind. Marianthi Papalexandri-Alexandri nutzt das Prinzip, färbt es aber durchaus erwachsen ein. Die in Zürich, Berlin und im amerikanischen Ithaka arbeitende Klangkünstlerin verbindet also ein Cello mit Flächen aus grauem Karton. Mal so etwas wie Schabgeräusche des Bogens kommen so von den Kartonflächen, mal auch rundere Klänge des Cellos. Was einfach klingt, entwickelt im Verlauf der etwa 30-minütigen Performance einen unglaublichen Sog. Papalexandri-Alexandri hat einfach ein feines Händchen für visuelle Inszenierungen und für die sensiblen «Klang-Aktionen» der Cellistin Séverine Ballon. Schon im Rahmen der jüngsten Donaueschinger Musiktage überzeugte die 1974 in Thessaloniki Geborene mit ihren Klanginstallationen. Mit Distanz ist ihr erneut eine rundum stimmige Arbeit gelungen, auch diesmal entwickelt mit dem findigen Kinetik-Künstler Pe Lang.

Das Multimediale ist nach wie vor «in» – bedingt durch unsere Smartphone-Welten, durch das Bemühen, der Musik mehr «Leben» einzuhauchen, vielleicht auch – negativ gesehen – durch eine gewisse Ratlosigkeit darüber, was Musik allein noch leisten kann. Fest steht: Nicht allen Komponisten gelingt die «Verfransung der Künste». Clemens Gadenstätter aus Österreich präsentiert im Rahmen des Eclat-Festivals ein umfangreiches Musiktheater namens Daily Transformations mit Instrumental- und Vokalensemble, Video und gesprochenen Texten. Mehr als eine Stunde dauert es, versandet aber schon frühzeitig in einer unverbindlichen Gemengelage. Eintönig die Musik, unverständlich die Texte und Videos. Wer sich auf Sinnsuche begibt, kann nur zum Schluss kommen: Offenbar geht es um narrative Verweigerung, um zerrissene Kontinuitäten, die ja – irgendwo – auch mit unseren Lebenswelten zu tun haben.
 

Verfranst in der Verfransung

«Less is more», weniger ist mehr – das hatte schon der Architekt Mies van der Rohe erkannt. Doch unter den Stuttgarter Komponisten und Künstlern hat es sich leider nicht herumgesprochen. Beim Eclat-Festival gibt es nicht nur 24 Uraufführungen, sondern auch viele Videos und leider auch populistisch aufgemotzte Konzerte mit billigen Kabarett-Einlagen, die sich vor allem das Stuttgarter Gesangsensemble Neue Vocalsolisten zu eigen macht. Mehr als freundliches Lächeln hat das Publikum dafür nicht mehr übrig. Dennoch kommt fast kein Vocalsolisten-Konzert mehr aus ohne übertriebene Mimik oder billige Gags von der Art, dass ein Musiker durch seine Querflöte ins Publikum blickt. Aha, ein Fernrohr also!

«Was zum Teufel ist mit der Musik los?» Das fragte schon der Schweizer Musiktheoretiker und Cellist Urs Frauchiger Anfang der 1980er-Jahre. Frauchiger hatte auch den Festivalbetrieb im Visier, der der Musik, der Freude am puren Hören nicht mehr traut. Für die Musik ist das naturgemäss eine gefährliche Entwicklung, die dann gebannt werden könnte, wenn Dramaturgen und Konzertveranstalter wieder ein Gespür für Gehaltvolles entwickeln und für eine gute Programmierung. Márton Illés, der 1975 geborene Ungar, schreibt wunderbare Musik: substanzielle, verbindliche Klänge tönen in seinem von den Neuen Vocalsolisten – nun ohne Gags – präsentierten Hang-Rajzok. Davor kam ein sehr dichtes passwords für sechs Stimmen vom Altmeister Georges Aperghis. Zwischen den Vokalstücken ein imponierend, auf Naturtöne komponiertes Ultimi Fiori der italienischen Komponistin Francesca Verunelli. Just dieses pausenlose 45-minütige Konzert war ein Highlight des Eclat-Festivals.

Ungleich lauter geriet das Konzert mit dem Ensemble ascolta. Stefan Keller, 1974 in Zürich geboren und 2004 mit dem Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart ausgezeichnet, schrieb ein uraufgeführtes hybrid gaits für Drumset, Keyboard und Ensemble. Ein Schwerpunkt des fast 20-minütigen Stücks liegt auf der rhythmischen Ebene; folgerichtig stehen das Schlagzeug und der fulminante Solist Daniel Eichholz im Zentrum. Für die Klangbalance hat ein im Rock gebräuchliches Drumset Konsequenzen. Einzig laute Bläser und ein Keyboard mit synthetisierten und gesampelten Sounds können mit einer Snare konkurrieren. Keller hält wenig von stilistischen Schubladen. Am Ende erinnert sein hybrid gaits aber doch an Free Jazz – was ja kein schlechtes Zeichen sein muss, wenn man an dessen Frische und Unvorhersehbarkeit denkt.
 

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Eclat

Victoire-Nominierung für Aliose

Die schweizerisch-französische Gruppe Aliose, bestehend aus Alizé Oswald und Xavier Michel, ist in der Kategorie Album Revelation für einen Victoire nominiert worden. Die Preise sind das französische Gegenstück zu den amerikanischen Grammys.

Aliose (Bild: zVg)

Die Nominierung erhält das Duo für sein 2017 erschienenes Album «Comme on respire». 2017 nahm sie auch Warner Music France unter Vertrag. Aliose wurde 2004 gegründet, nach einer Zufallsbegegnung am Festival von Nyon. Mittlerweile touren die beiden, die Chanson und Folkrock verschmelzen, auf der ganzen Welt. Geschätzt werden sie vor allem für ihre «Close Harmony»-Vokalsätze und ihr Gespür für gute Melodien. 

Für Les Victoires De La Musique, dem Pendant zu den Grammys und den britischen Brit Awards, werden pro Kategorie jeweils drei Nominierungen ausgesprochen. Neben Aliose waren dies in ihrer Kategorie Juliette Armanet und Petit Biscuit. Der Preis ging an der Verleihung vom 9. Februar zwar an Armanet, der Auftritt vor grossem Fernsehpublikum ist dennoch ein bedeutender Karrieresprung für die beiden.

Kanton St. Gallen wirbt für Theatersanierung

Die Regierung des Kantons St. Gallen setzt sich für die Erneuerung des Theaters St. Gallen ein. Sie sei dringend und notwendig, um das einzigartige Angebot in der Kantonshauptstadt für die Zukunft zu erhalten.

Theater St.Gallen. Foto: Tine Edel

Bei einer Ablehnung der Vorlage sei unter anderem mit dem Ausfall von technischen Anlagen zu rechnen, schreibt der Kanton. Zudem müssten fortlaufend dringliche Bau- und Sanierungsmassnahmen erfolgen. Mehrjährige Teilsanierungen würden wesentlich teurer ausfallen als eine Gesamtsanierung und den Theaterbetrieb erheblich beeinträchtigen. Energetische, sicherheitstechnische und arbeitsrechtliche Vorschriften könnten nicht fristgerecht umgesetzt werden. Dabei bestehe die Gefahr, durch behördliche Auflagen stark eingeschränkt zu werden, bis hin zum Entzug der Betriebsbewilligung.

Die Gesamtkosten für die Erneuerung und den Umbau des Theaters St.Gallen belaufen sich auf 48,6 Millionen Franken. Davon entfallen 38,9 Millionen Franken auf werterhaltende und 9,7 Millionen Franken auf wertvermehrende Massnahmen. Wird dem Kredit zugestimmt, können die Instandsetzungsarbeiten im Sommer 2020 beginnen. Die Arbeiten dauern zwei Jahre. Im budgetierten Betrag sind auch die Kosten von 4,5 Millionen Franken für ein Provisorium enthalten. Der Theaterbetrieb findet über den Zeitraum zweier Spielsaisons im Provisorium statt.

Musikstadt Leipzig zeigt Wagners «Ring-Zyklus»

Der Intendant und Generalmusikdirektor der Leipziger Oper setzt sich für die Pflege von Wagners Werken in Leipzig ein. Bis 2022 sollen alle seine Kompositionen im Spielplan verankert sein. Darüber hinaus bietet die Musikstadt Leipzig weitere musikalische Höhepunkte

Leipzigs Musikviertel in der Dämmerung. Foto: LTM_Tom Schulze,Foto: Kirsten Nijhof,SMPV

Die faszinierende Kraft der Musik ist in Leipzig überall zu spüren. In den vergangenen Jahrhunderten lebten und arbeiteten hier rund 500 Komponisten, darunter Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Clara und Robert Schumann sowie Richard Wagner. Zum reichen musikalischen Erbe zählen auch Ensembles mit einem weltweit renommierten Ruf wie der Thomanerchor, das Gewandhausorchester und die Oper Leipzig. Leipzig weist zudem eine weltweit einzigartige Dichte an authentischen Wohn- und Wirkungsstätten vieler berühmter Komponisten auf. Dieser Schatz wird erlebbar durch die Leipziger Notenspur. Das einzigartige Musik- und Wegeleitsystem verbindet auf 5 km die 23 wichtigsten Originalschauplätze im Stadtzentrum miteinander. Detailierte Informationen finden Sie unter www.leipzig.travel/musik.

Auf in Richtung Wagner 2022!

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Ulf Schirmer 2016

Intendant und Generalmusikdirektor Prof. Ulf Schirmer über Richard Wagner in Leipzig

Gesundheitsiniti-ativen in deutschen Orchestern

Seit zwanzig Jahren macht die Musikermedizin in Deutschland grosse Fort-schritte. Schlüsselfaktoren sind Interdisziplinarität und der Dialog zwischen Medizin und Musikpraxis.

Karoline Renner, Sieglinde Fritzsche, Susanne Schlegel* — Die musik- physiologischen Ausbildungen der deutschen Musikhochschulen sind signifikant verbessert worden – sowohl qualitativ als auch quantitativ. Damit ist in den Orchestern auch das Bewusstsein gestiegen, dass Gesundheitsvorsorge selber verant- wortet werden muss. Bei der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz beispielsweise ist seit 2016 über zwei Spielzeiten hinweg ein Zyklus gesundheitsfördernder Angebote entstanden. Diese «Gesundheits- tage» sind gegliedert in Vorträge, Workshops und Sprechstunden. Der konzeptionelle Bogen spannt sich im Veranstaltungszyklus dabei von den «fassbaren» körperlichen Belastungen hin zu den «feinen» psychischen Inhalten. Gesundheitstage bieten keine pauschalen Lösungen, sie können lediglich Impulse setzen und mögliche Wege erfahrbar machen, die der einzelne Musiker individuell und eigenverantwortlich nutzen kann.

Orchestermusiker sind während ihrer Tätigkeit strengen Hierarchien unterworfen. Eine klare Regelung von Kommunikationsformen erweist sich während der künstlerischen Arbeit als sehr sinnvoll. Hierarchisches Denken und angelernte Sprachlosigkeit auch in den restlichen Berufsalltag zu tragen, ist jedoch überflüssig oder gar schädlich. So bauen sich Frustration und Gefühle der Machtlosigkeit auf, echte Einflussmöglichkeiten werden übersehen und Missverständnisse bleiben ungeklärt.

In Konstanz wird versucht, solche Kommunikationsmuster zu verändern. So gibt es beispielsweise ein Modell des aktiven Feedbacks von Seiten der Musiker bei den regelmässig stattfindenden Dirigierkursen für junge Dirigenten. Ziel ist es, diese Projekte auch in anderen Orchestern bekannt zu machen und Gesundheitstage möglichst einmal jährlich stattfinden zu lassen.

Andere Orchester sind Kooperationen mit medizinischen Einrichtung oder musikmedizinischen Instituten eingegangen und werden von ihnen im Rahmen eines komplexen Gesundheitsmanagements begleitet. Nicht alle Orchestern gewichten dies gleich. Eine Rolle spielen dabei unterschiedliche finanzielle und zeitliche Ressourcen.

Aus dem Berufsverband der professionellen Orchester und Rund-funkchöre, der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), hat sich vor elf Jahren die Arbeitsgruppe (AG) Gesundheit und Prophylaxe heraus- gebildet. Mitglieder sind Aktive aus verschiedenen Berufsorchestern und den Rundfunkchören. Personell und logistisch unterstützt durch die Geschäftsstelle der DOV engagieren sie sich auf dem umfassenden und komplexen Gebiet der Musikergesundheit. Sie fördern Entwicklungen und machen musikermedizinische Erkenntnisse und neue Präventionsmöglichkeiten zugänglich.

Die direkte Arbeit der Arbeitsgruppe in den Orchestern zeigt sich aktuell beim «Schallschutzprojekt Willibert Steffens». Die DOV stellt speziell für den Orchestergebrauch entwickelte Schallschutzwände zur Ausleihe an die Orchester bereit. Das Projekt ist verbunden mit der persönlichen Beratung durch ein bis zwei Mitglieder der AG, um notwendiges Wissen und vorhandene Erfahrungen weiterzugeben und das Arbeitsumfeld der jeweiligen Orchester kennen zu lernen. Eine langfristig angedachte Vision ist ein Netz von Gesundheitsbeauftragten der einzelnen Orchester, die sich in enger Verbindung mit der AG für die Belange der Gesunderhaltung ihrer Kolleginnen und Kollegen engagieren.

*Karoline Renner, und Susanne Schlegel sind Mitglieder der Südwestdeutschen Philharmonie, Sieglinde Fritzsche ist Mitglied der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin.

Eine sinnvolle Hürde!Der erste Schritt ins Musikstudium

Das Bestehen der Aufnahmeprüfung ist der erste Schritt in das Musikstudium. Studierende von zwei Musikhochschulen berichten, welche Bedeutung die Aufnahmeprüfung für sie hatte, welche Vorbereitungen sie getroffen haben und welche Ratschläge sie zukünftigen Studierenden mit auf den Weg geben möchten.

MK — Die Hochschulgesetzge- bung sieht schweizweit vor, dass nebst Matura oder gleichwerti- gen Schulausbildungen für die Zulassung zu Bachelor-Ausbildungen bei Musik und Künsten eine Eignungsprüfung abgelegt werden muss.

Dies aus dem einfachen Grund, dass allein die schulische Ausbildung (bsp. Maturität) in diesem Bereich keine umfassende Ausbildung (und Praxis) garantiert. Alle Schweizer Musikhochschulen führen deshalb diese Eignungsprüfungen durch – die Grundregeln und die terminlichen Abstimmungen werden über die KMHS (Konferenz der Musikhochschulen Schweiz) harmonisiert.

Grundsätzlich, aber immer auch in regionaler Ausprägung je nach Hochschule und je nach Studiengang, wird zum Zugang zu den BA-Studiengängen eine praktische und eine theoretische Prüfung verlangt. In der praktischen Prüfung wird ein Vortragsspiel auf dem Hauptinstrument erwartet, ebenso sind oft Pflichtstücke (kurzzeitige Vorbereitung) und Blattlesen verlangt.

Die Theorieprüfungen umfassen je nach Disziplin mündliche und schriftliche Gehörübungen, Melodiediktate, Rhythmusübungen, Harmoniekenntnisse, usw. Oft werden an den Eignungsprüfungen mit den Kandidierenden Gespräche geführt. Nach bestandener Prüfung (meist März-April) bieten die Hochschulen den erfolgreichen Kandidierenden Studienplätze an. Sie führen gleichzeitig Wartelisten, falls bei einem Instrument nicht genügend Studienplätze angeboten werden können. In einem Abkommen unter den Hochschulen gilt der 1. Juni als Stichtag für die Studierenden zur Annahme eines Studienplatzes und zur definitiven Aufnahme in die Hochschule. Die Hochschulen können danach definitiv planen und «Nachrutschende» von Wartelisten aufnehmen.

Aus Sicht der KMHS sind die BA-Eignungsprüfungen für Studieninteressierte ein wichtiges Instrument: Dies einerseits zur Qualitätssicherung des Studienbetriebs (tiefe Drop-out-Quote während dem Studium), andererseits im Interesse der Studierenden, reelle Chancen für das erfolgreiche Absolvieren des Studiums zu haben.

Wichtig: Terminliche und inhaltliche Details zu den Anforderungen sind immer bei der jeweiligen Hochschule abzufragen, sie sind je nach Hochschule unterschiedlich. Die meisten Hochschulen stellen Übetools und Workshops für die Vorbereitungen der Theorieprüfungen zur Verfügung. Auch hier geben die Webpages der einzelnen Hochschule Auskunft.

Matthias von Orelli — Matteo Gualandi (Haute Ecole de Musique de Genève: 3e année de Bachelor en composition à Genève dans la classe de Michael Jarrell), Gabriela Glaus (Hochschule Luzern – Musik: Master of Arts in Musikpädagogik, Major Schulmusik II, Hauptfach Gesang Klassik sowie Präsidentin des Studierendenrates an der Hochschule Luzern) und Roman Halter (Hochschule Luzern – Musik: Bachelor of Arts in Music mit Hauptfach Klavier) im Gespräch.

Matteo Gualandi, quand avez-vous décidé de passer l’admission, et où avez-vous passé votre examen d’entrée ?

J’ai décidé de passer mon examen d’entrée en bachelor de composition à la haute école de musique de Genève en décembre 2015, après y avoir réfléchi avec mes professeurs en Italie.

Gabriela Glaus, wann fiel dieser Entscheid bei Ihnen?

Ich habe mich in meinem Maturajahr dazu entschieden die Auf- nahmeprüfung zu machen. Ich hatte jedoch schon länger den Wunsch, mein Hobby zum Beruf zu machen. Dazu habe ich die Aufnahmeprü- fung in Zürich und in Luzern ab- solviert.

Roman Halter, wie sah die Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung genau aus?

Bereits zu Beginn der Klasse für Studienvorbereitung haben mein Klavierlehrer und ich uns anhand der Prüfungsbedingungen der je- weiligen Hochschulen die Stücke ausgesucht, welche wir während den ungefähr acht uns verbleibenden Monaten bis zu den Prüfungen im April 2017 erarbeiten wollten. Die Gehörbildungs-, Theorie- und Diktatkurse bereiteten uns auf den schriftlichen und mündlichen Teil der Aufnahmeprüfung vor. Einige Monate vor den Prüfungen ging ich verschiedenen Klavierdozenten an unterschiedlichen Hochschulen vorspielen, um ihre Rückmeldungen zu erhalten und mehr über ihre Unterrichtsweise zu erfahren. Je näher die Aufnahmeprüfungen rückten, desto emotionaler wurde die Vorbereitungsphase. Es folgten Tage, an denen ich ein gutes Gefühl hatte, andere, an denen der Selbstzweifel mich aufzufressen drohte. Um eine Woche vor der Aufnahmeprüfung die Prüfungssituation zu üben, spielte ich nebst den öffentlichen Konzertabenden und den vielen Klassenstunden in Basel mein komplettes Programm für die Aufnahmeprüfung meinem ehemaligen Klavierlehrer am Gymnasium vor. So konnten die letzten Schwachpunkte der einzelnen Stücke ausfindig gemacht werden, die man dann noch beheben konnte.

Gabriela Glaus: Ich wurde in meinem letzten Jahr an der Kantons- schule in das Begabtenförderungs-programm für Musik aufgenommen. Von nun an hatte ich zusätzliche Theorielektionen, die mich vor allem auf den theoretischen Teil vorberei-tet haben. Ich habe mir dazu die Musterprüfungen auf den Internetseiten der Hochschulen angeschaut, jedoch nicht spezifisch für diese gelernt. Für die Aufnahmeprüfung in Zürich habe ich einer Dozentin vorgesungen und war zwei Mal bei ihr in der Stunde, um mich beraten zu lassen, ob eine Aufnahme überhaupt möglich wäre. Sie konnte mir gute Tipps geben und hat mich bei der Auswahl der Stücke für das Vorsingen beraten.

In Luzern war ich nicht vorsingen, ich kannte meine Dozentin jedoch bereits vom Besuchstag und war mir sicher, dass unsere Zusammenarbeit funktionieren würde. Meine Gesangslehrerin an der Kantonsschule hat mich zudem auch immer gut beraten, und durch die Aufnahme in das Begabtenförderungsprogramm hatte ich jede Woche eine Zusatzstunde.

Die Prüfung

Wie ist die Aufnahmeprüfung genau abgelaufen und wie haben Sie diese persönlich erlebt?

MG : L’examen s’est plutôt bien passé, c’était dur mais je m’y attendais. Je me rappelle que c’était impressionnant de voir toutes les professeures et tous les professeurs du département me juger pendant l’oral sur les différentes épreuves et me poser des questions sur mes partitions.

GG: In Luzern fand zuerst der praktische Teil, das Vorsingen, statt. Zuerst liest man ein Stück vom Blatt, dann darf man selbst ein Stück aus dem eigenen Programm auswählen, welches man vorsingen möchte, anschliessend entscheidet das Gremium, welche weiteren Stücke sie gerne noch hören möchte. Nach dem Vorsingen beraten sich die Dozierenden und geben anschliessend ein kleines Feedback, bei dem mitgeteilt wird, ob man die Aufnahmeprüfung bestanden hat. Natürlich war ich an der Prüfung nervös, und deshalb lief das Blattlesestück total schlecht, so dass die Dozenten sogar mitgesungen haben. Das anschliessende Vorsingen ist mir aber gut gelungen, und glücklicherweise haben die Dozenten als weiteres Stück eines gewählt, in welchem ich sehr sicher war und welches super zu mir gepasst hat. Am gleichen Tag fand dann die Theorieprüfung statt. Diese bestand aus einem Melodiediktat und dann einem mündlichen Teil, bestehend aus Intervalle- und Dreiklänge-Hören, Rhythmusaufgaben-Singen, Blattlesen und dem Vortragen eines kleinen Klavierstückes. Ich habe mich während dieser Prüfung sicher gefühlt, und sie ist mir gut gelungen. Bereits nach diesem Tag wusste ich, dass meine Prüfung bestanden war. Jetzt musste mir nur noch der Studienplatz bestätigt werden.

RH: Grundsätzlich unterschieden sich die Aufnahmeprüfungen der einzelnen Hochschulen nicht allzu stark: Überall durfte man selber wählen, mit welchem Stück man beginnen möchte. Anschliessend wurden Ausschnitte aus den anderen vorbereiteten Stücken von der Jury ausgewählt. Schliesslich folgte ein Gespräch, in welchem die Jury einem Fragen – wie zum Beispiel zu persönlichen Zielen oder was man vom Studium erwartet – stellte. Zudem musste für das Bestehen der Aufnahmeprüfung eine theoretische bzw. mündliche Prüfung absolviert werden. Bei allen Aufnahmeprüfungen war ich sehr nervös, da vom Resultat der Aufnahmeprüfungen sehr viel über den weiteren Verlauf meiner Zukunft abhängen würde.

Die Zeit bis zum Entscheid, ob die Prüfung bestanden wurde oder nicht, war sicherlich nervenaufreibend…

GG: Nun, ich wusste ja bereits, dass die Prüfung bestanden war und musste nur noch auf die Bestätigung des Studienplatzes warten. Diese bekam ich zu meiner Überraschung nach drei Tagen, deshalb gab es für mich keine lange Wartezeit.»

RH: Während den Tagen, in denen ich auf das Resultat meiner Prüfungen wartete, versuchte ich mich abzulenken und nicht ständig an die Prüfungen zu denken, indem ich viel nach draussen ging.

Das Resultat

Comment avez-vous pris connaissan-ce du résultat de l’examen d’entrée, et quelle a été votre impression ?

MG : J’ai vu les résultats sur une feuille affichée à l’entrée de l’école. Comme j’avais réussi l’examen, j’étais très content.

GG: Das Prüfungsergebnis bekam ich bereits am Tag der Prüfung mündlich. Der Studienplatz wurde mir in einem Brief per Mail bestätigt. Ich habe mich riesig gefreut, vor allem da ich von nun an meinen Beruf zum Hobby machen konnte, und bin sofort zu meiner Mutter gerannt, die sich dann mit mir gefreut hat. Ich war erleichtert, dass die Aufnahmeprüfung beim ersten Versuch geklappt hat und vor allem auch, dass mir nun endlich klar war, was ich nach meiner Matura machen werde. Aber ich war auch ein bisschen angespannt, da ich nun mit gerade mal siebzehn Jahren von zuhause in eine neue Stadt ziehen würde.

RH: Einige Tage nach der Aufnahmeprüfung in Luzern öffnete ich meinen E-Mailaccount. Unter den erhaltenen Mails befand sich eine von der Hochschule Luzern. Als ich den Anhang mit dem Prüfungsresultat öffnete, schlug mein Herz bis zum Hals. Im Anhang stand geschrieben, dass ich die Aufnahmeprüfung bestanden hätte und für mich ein Studienplatz reserviert sei. Ich verspürte einen riesigen Moment der Erleichterung, purer Freude und grosser Zufriedenheit.

Erkenntnisse

Comment résumeriez-vous l’expé-rience de l’admission ? Et quels sont vos conseils pour les futurs étudiants qui passent l’examen d’entrée ?

MG : C’était une expérience positive et assez intense. Je pense que le meilleur conseil à donner, c’est de bien se préparer aux rencontres individuelles avec le jury pour l’affronter au mieux et donner une bonne impression.

GG: Für mich war die Aufnahmeprüfung eine gute Erfahrung. Sie verlangt, dass man sich vor dem Studium bereits genauer mit dem Studiengang auseinandersetzt, und ich bin der Überzeugung, dass man sich so viel bewusster ist, was einem als Musikstudent erwartet. Zudem gehört Vorspielen zum Beruf des Musikers. Es ist klar, dass man nervös ist, jedoch wird einem dieser Moment im ganzen Leben immer wieder begegnen. Gute Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung ist die halbe Miete. Meine Ratschläge für Studierende:

Informiert euch frühzeitig, wie sich der Inhalt der Prüfungen gestaltet. Geht, falls möglich, eurem Wunschdozenten vor der Aufnahmeprüfung vorspielen, denn diese Leute können einem immer wertvolle Tipps geben, und man findet schnell heraus, ob es passt.

Bereitet euch auch auf den Theorieteil seriös vor, sei dies in einem Spezialangebot der Kantonsschule oder in einem der Hochschule selber.

Sucht für die praktische Auf- nahmeprüfung Stücke aus, die ihr gerne singt oder spielt und die euch gut liegen. Nehmt lie- ber ein Stück, welches nicht ganz so schwer ist. Die Dozenten wollen nicht eure äussersten Grenzen sehen, sondern Mu- sikalität und Kreativität in der Interpretation.

Falls ihr bei euren Stücken einen Korrepetitor braucht wird die- ser meistens von der Hochschule gestellt. Passt deshalb bei der Stückwahl auf, dass diese vielleicht nicht gerade die virtuoseste Klavierbegleitung haben, klebt zudem unbedingt die Noten, denn wenn der Korrepetitor nicht weiterspielen kann wegen Notenchaos, tut ihr euch selbst keinen Gefallen.

Reist, wenn ihr aus einer anderen Stadt kommt, genug früh an, damit ihr nicht in den Stress kommt. Zieht euch etwas Bequemes und Hübsches an, worin ihr euch wohlfühlt, und nehmt eine kleine Stärkung mit.

Und vielleicht der wichtigste Punkt: zeigt, dass ihr Spass habt und ihr gerne Musik macht.

RH: Die Zeit der Aufnahmeprüfungen war eine emotionale Berg- und Talfahrt. So sollte man sich von Selbstzweifeln und allfälligen Zweifeln anderer Leute nicht übermannen lassen. Ich finde es sehr wichtig, sich von Anfang an gezielt auf die Prüfungsbedingungen vorzubereiten und die zur Verfügung stehende Zeit optimal zu nutzen. Auch einen Lehrer zu haben, der einen motiviert und weiss, wie man die Stücke und deren Schwierigkeiten am besten angehen soll, war für mich sehr viel wert.

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