Musik hat universale Eigenschaften

Teams der Universität Harvard und der Universität Wien kommen zum Schluss, dass die menschliche Musikalität alle Kulturen der Welt vereint.

Foto: Dietmar Meinert / pixelio.de (s. unten),SMPV

Laut Samuel Mehr von der Universität Harvard ist Tanzmusik schnell und rhythmisch, Schlaflieder sind sanft und langsam – dies gilt weltweit. Zudem zeigten sich in allen Kulturen Tonarten: Der Aufbau von kleinen Notenfolgen von einer Basisnote wie in der westlichen diatonischen Tonleiter. Lieder, die zur Heilung beitragen sollen, bestehen im Vergleich zu Liebesliedern meist aus wenigen, eng beieinanderliegenden Noten. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass es tatsächlich universelle Charakteristiken für Musik gibt, die womöglich grundlegende Gemeinsamkeiten aufweisen – eine fundamentale menschliche Musikalität.

In einem Science-Perspective-Artikel in der gleichen Ausgabe kommentieren Tecumseh Fitch und Tudor Popescu von der Universität Wien die Schlussfolgerungen. Die menschliche Musikalität basiert grundlegend auf einer kleinen Anzahl von fixen Säulen: fest einprogrammierten Prädispositionen, die den Menschen durch die uralte physiologische Infrastruktur unserer gemeinsamen Biologie mitgegeben wurden. Diese musikalischen Säulen werden dann mit den Eigenheiten jeder individuellen Kultur gewürzt, aus dem das kaleidoskopische Sortiment hervorgeht, welches wir in der Weltmusik finden.

Originalartikel:
W. Tecumseh Fitch, Tudor Popescu; Science, 2019
Veröffentlicht in der Artikelreihe ‚Perspektiven‘ des Magazins.
DOI: 10.1126/science.aay2214
 

Foto: Dietmar Meinert / https://www.pixelio.de/

Die musikalische DNA Romanischbündens

In ihrer umfangreichen Dissertation hat Laura Decurtins die Geschichte des rätoromanischen Musikschaffens mit der Identitätsfindung der romanisch sprechenden Bevölkerung verbunden.

Hirte mit Tiba im Safiental beim Turrahus um 1910. Nachweis s. unten

Es ist ein mutiges und verdienstvolles Ziel, das sich die Bündner Musikwissenschaftlerin Laura Decurtins gesetzt hat: «Ich möchte gewissermassen die ‹musikalische DNA› Romanischbündens erforschen und eine musikalische Sicht auf Romanischbünden bieten.» Dank eines Forschungsprojektes der Universität Zürich und des Instituts für Kulturforschung Graubünden bekam sie Zeit und Geld für ihr Vorhaben, und seit Kurzem ist das Resultat ihrer umfangreichen Forschungen als Buch im Chronos-Verlag unter dem Titel Chantai rumantsch! – Zur musikalischen Selbst(er)findung Romanischbündens erhältlich.

Das Buch ist dick und schwer, der Inhalt wurde 2017 von der Universität Zürich als Dissertation angenommen: keine Ingredienzen für eine leichte Lektüre. Und die Befürchtungen des Rezensenten bewahrheiten sich. Es braucht Disziplin und Zeit, um der mit über 500 Seiten umfangreichen Arbeit von Laura Decurtins gerecht zu werden. Eine etwas holprige Sprache, viele Quellenverweise – allein der Quellennachweis benötigt über 40 Seiten – und immer wieder unübersichtliche Namensnennungen machen den Text nicht zugänglicher. Doch die Arbeit wird belohnt.

Laura Decurtins verknüpft die Geschichte des rätoromanischen Musikschaffens mit der Identitätsfindung der romanisch sprechenden Bevölkerung. «Musica rumantscha» bedeute daher nicht nur «Musik zu Texten in bündnerromanischer Sprache», sondern vielmehr «Musik von, durch, mit und für Bündnerromanen». Musik als Teil der kulturellen Identität und damit prägend für eine Gesellschaft ist kein neuer Gedanke, wurde aber lange von der Musikwissenschaft vernachlässigt.

Die Autorin hat ihr Buch in fünf Hauptkapitel unterteilt. Es beginnt mit der frühen Neuzeit und dem Geistlichen Gesang, geht weiter zum Patriotischen Gesang und Heimatbewusstsein im 19. Jahrhundert, dann zum Chorgesang und Sprachbewusstsein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zur populären Vokalmusik und neuem Kulturbewusstsein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es endet mit dem Kapitel zur sprachlich-kulturellen Identitätsfindung in der aktuellen Vokalmusik. Während der Lektüre wird deutlich, wie fragmentiert und kleinräumig der Kulturraum der romanisch sprechenden Bevölkerung in Graubünden war und immer noch ist. Als Vertreter der deutschsprachigen Bündner Mehrheit übersieht man das schnell. Auch die jahrhundertealte Vorherrschaft des Deutschen als Amtssprache und der Wandel des Rätoromanischen von der Umgangssprache zur Schriftsprache und wie dies mit dem musikalischen Schaffen verknüpft ist, wird anschaulich beschrieben. So ist bereits der Einstieg mit den Ausführungen, wie, von wem und wann geistliche Texte und Lieder auf Romanisch übersetzt wurden und wie sie verbreitet wurden, höchst interessant. Ein besonderes Verdienst ist auch, dass sich Laura Decurtins mit der zeitgenössischen Musik auseinandersetzt. Damit werden die vorhandenen Bezüge deutlich, die die rätoromanische Musik von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart aufweist.

Laura Decurtins hat ein detailliertes und fundiertes Nachschlagewerk zur Entwicklung und Geschichte der rätoromanischen Kultur erarbeitet. Diese Geschichtsschreibung hat erst begonnen und wird hoffentlich Nachahmer finden. Denn fallen bei den ersten vier Kapiteln die Sorgfalt und das analytische Vorgehen auf, gerät das letzte Kapitel zur Gegenwart allzu stark zu einer Auflistung von Biografien aktiver Musikerinnen und Musiker sowie Institutionen, die allerdings nicht vollständig ist und auch nicht reflektiert wird. Das ist etwas schade, denn damit bleibt die Frage, wie sich die rätoromanische Musik und ihre Akteure im internationalen Umfeld behaupten und entwickeln, immer noch offen. Wir sind gespannt auf die Fortsetzung.

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Laura Decurtins: Chantai rumantsch! Zur musikalischen Selbst(er)findung Romanischbündens,
564 S., 57 Abb., Fr. 58.00, Chronos, Zürich 2019, ISBN 978-3-0340-1501-1
E-Book (PDF) kostenlos

 

Bild oben:
Quelle: Reginalmuseum Surselva; Autor: Walram Derichsweiler (1872–1936); hochgeladen von Adrian Michael / wikimedia commons

Bizarre Kämpfe

Zwei Werke von Jorge E. López legt das Collegium Novum Zürich unter der Leitung von Jonathan Stockhammer als Ersteinspielungen vor.

Ausschnitt aus dem CD-Cover

In der Tat denkt man an Kämpfe, wenn man diese kraftvolle und oft rabiate Musik hört. Zwei grosse Werke bietet die bei Neos erschienene CD: das Ensemblestück mit eben jenem Titel Kampfhandlungen/Traumhandlungen op. 11 (1995/98) und eine Kammersymphonie «A végső Tavasz» op. 23 (2009/2011). Beide sind kaum auf einen Nenner zu bringen. Ein rituell-ernster Ton ist zwar stets präsent, doch Jorge E. López pflegt dabei ein ungeheuer flexibles Komponieren.

Die Kammersymphonie unterstreicht López‘ ästhetische Haltung: «Ich habe mich nie mit dem Begriff ‹Neue Musik› identifiziert. Eher trieb mich von Anfang an, dass es darum geht, das Uralte präsent zu machen. Ich suche nicht das Neue, sondern suche eher das Verdrängte.» Es kommt zu aberwitzigen Referenzen an Gustav Mahler, an Beethoven und an Gustav Holst. Mit manieristischer Artistik gelingt López ein bizarrer, ja fantastischer Wurf.

Das Collegium Novum Zürich unter der Leitung von Jonathan Stockhammer spielt sehr akkurat, mit viel Aufmerksamkeit fürs Detail, zugleich an entsprechenden Stellen kraftvoll. Die vom ungarischen Dichter Endre Ady stammenden Zeilen singt Leslie Leon in der Kammersymphonie expressiv, vermag aber auch zum ironisch distanzierten Ton zu wechseln. Eine furiose Aufnahmequalität des Schweizer Radios SRF und ein informativer, gut lesbarer Booklet-Text von Jens Schubbe runden den herausragenden Eindruck ab.
 

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Kampfhandlungen/Traumhandlungen op. 11
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Zweite Kammersymphonie «A végső Tavasz» op. 23, Poco Andante
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Zweite Kammersymphonie «A végső Tavasz» op. 23, Fliessend bewegt
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Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495, hg. von Henrik Wiese, Partitur PB 15131, € 19.90, Breitkopf & Härtel in Kooperation mit G. Henle, Wiesbaden

Jazznachwuchs in der Schweiz

Vom 15. bis zum 23. Oktober 2019 tourte der Schweizer Jazznachwuchs im Rahmen des Swiss Exchange Festival DKSJ durchs Land: Die besten Jazzstudierenden aus fünf Schweizer Musikhochschulen konzertierten in Basel, Bern, Lausanne, Luzern und Zürich. Ein Einblick in die junge Jazzszene der Schweiz.

MvO — Laurence Desarzens ist seit über 30 Jahren in der Schweizer Musikszene tätig: als Programmverantwortliche der Roten Fabrik, des Moods (Zürich) und der Kaserne Basel. Seit 2016 leitet sie die Abteilung Pop und Jazz an der Haute École de Musique de Lausanne, HEMU. Das Swiss Exchange Festival DKSJ unterstreicht aus ihrer Sicht primär den Kooperationsgedanken, deswegen wurde auch der Verein Direktor*innen-Konferenz Schweizerischer Jazzschulen DKSJ gegründet, der den Austausch unter den verschiedenen Hochschulen ermöglicht. Jedes Jahr steht eine andere Musikhochschule im Fokus, im 2019 war es die Hochschule Luzern – Musik. Unter dem Label DKSJ präsentieren die fünf Jazzabteilungen der Schweizer Musikhochschulen jedes Jahr das gemeinsame All Star Project. Zehn ausgewählte Studierende erarbeiteten unter der Leitung des irischen Bassisten und Komponisten Ronan Guilfoyle während drei Probetagen dessen Arrangements der Musik von Jack Bruce sowie seine Kompositionen, welche zu Ehren des 100. Geburtstages von Thelonious Monk entstanden sind. Das Programm präsentierten sie an fünf Konzerten in den Städten der beteiligten Musikhochschulen. Die Studierenden sammeln so einerseits Erfahrungen mit anderen Institutionen, andererseits kommen sie aber auch mit anderen Künstlern und Performern in Kontakt. Für Laurence Desarzens entsteht aus dieser Zusammenarbeit ein Atelier-Geist, der sehr wertvoll für alle Beteiligten ist. Am Ende geht es primär um eines: um die Förderung des Jazz-Nachwuchs in der Schweiz, weswegen das Projekt DKSJ auch in den kommenden Jahren weiterverfolgt werden soll, 2020 steht beispielsweise das Thema «Frauen im Jazz» im Vordergrund. Dieses Projekt unter dem Namen «Jazzlab» wurde vom Verein Helvetiarockt sowie den Jazzabteilungen der HKB Bern und der HEMU gemeinsam mit dem Cully Jazz Festival initiiert.

Sprungbrett

Florentin Setz studiert zurzeit Master of Arts in Music – Pedagogy an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Von Bernhard Bamert wird er im Hauptfach Jazzposaune unterrichtet, daneben vertieft er sich bei Ruven Ruppik in indischer Rhythmik und wird von Chris Wiesendanger am Klavier unterrichtet. Als nächsten Schritt will er den Pädagogik-Master im nächsten Jahr abschliessen und während den letzten beiden Jahren noch möglichst viel vom Angebot der ZHdK profitieren und lernen. Ob er nach dem Pädagogik-Master noch einen anderen Master machen will, weiss er noch nicht. Sein Ziel ist klar: sich als freischaffender Musiker in der Schweizer Musikszene als Posaunist, Bandleader und Dirigent zu etablieren. Dabei hofft er, möglichst viele Konzerte mit seinen Projekten spielen zu dürfen und seine eigene Musik einem breiten Publikum präsentieren zu können. Dazu bietet das Swiss Exchange Festival DKSJ eine wunderbare Gelegenheit. Aus diesen einmaligen Gelegenheiten können manchmal Bands entstehen, die über mehrere Jahre miteinander musizieren und sich gemeinsam entwickeln. Klar also, dass er das Swiss Exchange Festival DKSJ als Sprungbrett für seine eigene Band «MEDEA» sieht. Ihm gefällt die Idee sehr gut, dass jeweils ein Bachelor-Projekt einer Schweizer Jazz-Schule in einer anderen Schweizer Stadt präsentiert wird, denn so kann man Netzwerke knüpfen und lernt die Musik anderer Künstler kennen.

Grenzen der Jazz-Szene

Hannes Wittwer absolviert seit diesem Herbst den Masterstudien-gang Musikpädagogik (MA Music Pedagogy) im Profil Jazz mit Hauptinstrument Schlagzeug. Sein Fernziel besteht darin (ähnlich wie bei vielen jungen Musikerinnen und Musikern aus seinem Umfeld), eine teilzeitige Unterrichtstätigkeit wahrnehmen zu können und im Übrigen an seinen künstlerischen Projekten als Komponist, Bandleader oder als Sideman arbeiten zu können. Für ihn besteht zudem die Möglichkeit, dass er sich irgendwann auch in journalistische, wissenschaftliche oder transdisziplinäre Gefilde des Kulturbereichs wagt, da er auch hier Interessen hat – doch vorerst haben die pädagogische und künstlerische Tätigkeit klar Priorität. Für das diesjährige Swiss Exchange Festival DKSJ konnte Hannes Wittwer ein Panel organisieren, gestalten und moderieren. Eingeladen waren mit Andrina Bollinger und Philipp Hillebrand eine Absolventin und ein Absolvent der ZHdK-Jazz-Abteilung, die über Themen wie «Dinge, die es im Musikbusiness nach Abschluss des Studiums zu beachten gilt» oder«Chancen und Gefahren eines Jazzstudiums» referiert haben. Im Anschluss daran gab es eine Diskussionsrunde mit den beteiligten Gästen. Für Wittwer ist das Swiss Exchange Festival DKSJ wichtig, um die Vernetzung der Schweizer Jazzhochschulen zu verbessern und zu festigen. In seinem Umfeld und in Eigenerfahrung beobachtet er, dass Studierende der einzelnen Hochschulen, auch innerhalb der überschaubaren Deutschschweiz, insgesamt eher selten den Sprung in andere Städte wagen, sei es für Konzerte, Masterclasses, Panels, Jamsessions etc. Der Röstigraben scheint auch hier sehr stark präsent zu sein. Obwohl er einzelne Kontakte aus der Romandie pflegt, weiss er kaum, was «dort so abgeht», wie er sagt. So ist es auch für Studierende aus der Romandie schwierig, in der Deutschschweiz Konzerte zu ergattern – und umgekehrt eben auch. Es ist für Hannes Wittwer nicht leicht, Gründe zu finden, wieso es auch in der kleinen Schweiz, wo man eigentlich in ein bis zwei Stunden in allen grösseren Jazz-Städten sein könnte, alle in ihren «eigenen Gärtchen» werkeln. Ein Grund könnte sein, dass die meisten Jazzszenen, insbesondere Zürich, schon ein so grosses (Über-)Angebot an Curricula, Kultur und Möglichkeiten haben und so mit sich selbst beschäftigt sind, dass am Ende des Tages nicht mehr viel Zeit bleibt, sich auch noch mit Baslern oder Bernerinnen zu vernetzen. Ob hier die sozialen Medien eher eine förderliche oder hinderliche Rolle im Networking und Austausch haben, darüber kann Wittwer nur spekulieren. Hier ist also die Direktor*innen-Konferenz DKSJ ein wichtiges Standbein, um Menschen zusammenzubringen und die einzelnen Jazz-Szene-Grenzen etwas aufzuweichen. Doch die Bereitschaft zum Austausch muss nicht nur von «oben», sondern auch von der Studierenden-Basis kommen, und hier besteht seiner Ansicht nach definitiv noch Aufholbedarf.

Zusammenarbeit, Vernetzung

Tom Arthurs ist seit Anfang 2018 in Bern und geniesst die reiche Vielfalt des Schweizer Musiklebens, von den Festivals «Zoom In» und «Jazzwerkstatt» in Bern bis hin zum Musikfestival Bern, «unerhört» in Zürich und «earweare» in Biel. Er ist aber auch begeistert von der wunderbaren Vielfalt an unglaublichen Musikern, die jede Woche an der HKB, «seiner» Musikhochschule, unterrichten, darunter Colin Vallon, Andreas Schaerer, Patrice Moret, Julian Sartorius und Tom Arthurs Kollege Brit Django Bates. Für ihn sind Jazz und improvisierte Musik heute ein unverzichtbarer und zukunftsweisender Teil des internationalen zeitgenössischen Musizierens und der Ausbildung im Allgemeinen und haben deshalb auch eine hohe Bedeutung innerhalb der Konferenz der Schweizerischen Musikhochschulen. Die DKSJ besteht nun bereits seit mehreren Jahren und bietet eine fruchtbare Plattform für Zusammenarbeit, Austausch und Solidarität zwischen Bern, Zürich, Lausanne, Luzern und Basel – fünf Jazz-Schulen mit ganz unterschiedlichen Profilen, aber dennoch mit vielen gemeinsamen Zielen und Anliegen. Das Swiss Exchange Festival DKSJ ist aus seiner Sicht ein schönes jährliches Treffen. Es freut Arthurs, wenn das All Star Project Musiker aller Schulen in einem grossen Ensemble vereint, welches fünf Abende lang durch die Schweiz tourt, angeführt von einem internationalen Gastkünstler. Vor Ronan Guilfoyle waren dies etwa Sylvie Courvoisier, Rudi Mahall oder Erik Truffaz. In Bern spielte die Band in diesem Jahr in der wunderschönen Umgebung des BeJazz-Clubs in Bern. Für Tom Arthurs eine tolle Sache (auch im Hinblick darauf, dass jedes Jahr aussergewöhnliche Bachelor-Projekte ausgewählt werden) und einzigartig in der Schweiz, denn letztlich geht es um eines: Zusammenarbeit, Vernetzung und – Musik.

Fingerabdruck des Schweizer Jazznachwuchs

Gregor Hilbe (er war Mitglied des Vienna Art Orchestra, hat mit dem Projekt «TangoCrash» den Weltmusikpreis 2006 gewonnen und zahlreiche Alben aufgenommen) leitete bis 2016 die Schlagzeugklasse sowie den Studiengang Producing/Performance am Jazzcampus der Musik-Akademie Basel. Seit 2016 ist er der Leiter des Profils Jazz & Pop an der ZHdK. Auch für ihn ist die Zusammenarbeit mit den anderen Jazzabteilungen der Schweizer Musikhochschulen sehr positiv, was sich in den regelmässigen Treffen und den vielseitigen Kooperationen niederschlägt. Für das Exchange und das All Star Project sind beim Swiss Exchange Festival die Abläufe in der Zwischenzeit bestens bekannt, wovon letztlich auch die Studierenden profitieren. Hilbe wünscht sich für die Zukunft, dass noch mehr Bachelor-Studierende Interesse an diesen aussergewöhnlichen Gefässen zeigen. Für ihn besteht in diesen Projekten das Potential vor allem darin, dass Studierende ihre Berufskolleginnen und Berufskollegen kennenlernen können und so neben dem Studium wichtige berufliche Erfahrungen sammeln können. Nichtsdestotrotz zeigt er sich aber zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre und bestätigt, dass die Formate in Zukunft noch angereichert werden sollen, um flächendeckend erfolgreich sein zu können. Der aktuelle Erfolg lässt sich auch in den aktuellen Rückmeldungen lesen, welche ausschliesslich positiv waren, so dass zuversichtlich in die Zukunft geblickt werden darf.

Innerhalb der KMHS geniessen die Jazzabteilungen einen guten Stellenwert, für Hilbe ist es aber wichtig, dass man dabei stets im gemeinsamen Dialog bleibt und schaut, wo man die kongruente Meinungsbildung allenfalls verbessern kann. Das Jahr 2020 wird, so Hilbe, ein spannendes Grossprojekt der Jazzabteilungen präsentieren, und auch die Planung für die nächste Edition des Swiss Exchange Festival DKSJ ist bereits angelaufen.

Wenn sich die Stimme verknotet

Schreckgespenst jeder Sängerin sind Knötchen auf den Stimmlippen. Eine Operation ist aber nur in wenigen Fällen notwendig.

Salome Zwicky — Sie stehen für Ungewissheit, Absagen, Timeout, Neuorientierung und Existenzangst. Oft stellt sich nicht nur die Frage, ob falsch gearbeitet wurde, auch Selbstvorwürfe und Schuldgefühle können die Folge sein. Meistens sind junge Sängerinnen in Ausbildung oder am Karriereanfang betroffen. Männer haben keine Knötchen, längere Stimmlippen scheinen immun zu sein.

Knötchen entstehen durch jede ungünstige Form der Stimmproduktion – nicht nur beim Singen. Es handelt sich um Verdickungen der Schleimhaut im mittleren Abschnitt der Stimmlippen durch ungünstige Phonation – daher der Fachbegriff Phonationsverdickungen.

Die Luft fliesst durch die geschlossenen Stimmlippen und erzeugt an deren Kante eine Schwingung. Der Luftstrom reibt und saugt an der Schleimhaut, am ausgeprägtesten in der Mitte der Stimmlippen. Zum eigenen Schutz verdickt sich die über-strapazierte Schleimhaut, ähnlich wie die Haut an Händen oder Füssen unter Druck und Reibung Schwielen hervorbringt. Die Verdickung an den Stimmlippen verschlechtert aber die Schwingungseigenschaften, so dass noch mehr ungünstiger Druck nötig ist für die Phonation – ein Teufelskreis entsteht.

Nicht jede knötchenartige Veränderung ist eine Phonationsverdickung. Echte Knötchen sind symmetrisch, also auf beiden Stimmlippen etwa gleich ausgebildet. Bei knötchenartigem Befund an nur einer Stimmlippe handelt es sich ziemlich sicher um eine andere Veränderung, zum Beispiel um Polypen oder Zysten. Diese verschwinden im Unterschied zu Knötchen auch dann nicht, wenn die Stimme geschont wird. Echte Knötchen können unter einer ein- bis zweiwöchigen Stimmruhe (nur leises, anstrengungsloses Sprechen, kein Singen mit Vollstimme) hingegen kleiner werden oder verschwinden. Nur löst diese vorübergehende Vorsicht das Problem nicht, die Verdickungen werden unter steigender Belastung erneut entstehen. Es ist wichtig, die eigentliche Ursache anzugehen.

Wenn echte Knötchen gefunden werden, stellt sich demnach zuerst die Frage nach der Ursache, und daraus wird die Form der Therapie abgeleitet. Das schädliche «zu viel» an den Stimmlippen setzt sich zusammen aus der mechanisch wirkenden Kraft und einem Zeitfaktor. Das heisst, es kommt darauf an, wie man Töne produziert (muskuläres Gleichgewicht, subglottischer Druck), aber auch wie oft, beziehungsweise wie lange man so singt. Sollten per Zufall Knötchen festgestellt werden, ist es wichtig zu wissen, dass sie nur bei gleichzeitiger Stimmstörung behandelt werden müssen. Manche Sängerinnen singen problemlos mit Ansätzen von Knötchen.

Der Therapieansatz ist immer ähnlich. Vereinfacht ausgedrückt muss gelernt werden, Töne – vor allem laute oder hohe Töne – mit Resonanz anstatt Druck erklingen zu lassen. Die Kraft zum Singen muss aus einer guten Atem- und Körpertechnik geschöpft werden und nicht mittels Kehlkopfmuskulatur erzeugt. Dasselbe Prin-zip gilt beim Sprechen im Alltag, im Klassenzimmer sowie auf der Bühne und wird auch in der Sprecherziehung, Gesangspädagogik oder Stimmtherapie (Logopädie) verfolgt. Atemführung, Stütze und Randstimmtraining entlasten den Kehlkopf. Bewährte Hilfsmittel sind LaxVox oder – ganz neu – die StimmMaske nach Doctor Vox. Bei manchen Sängerinnen müssen einzelne Bereiche der Gesangstechnik umgestellt werden. Das braucht Zeit, ist aber für das wei-tere Reüssieren im Beruf essentiell. Die operative Entfernung der Knötchen ist nur in wenigen Fällen notwendig und nur bei gleichzeitiger Korrektur der fehlerhaften Stimm-gebung sinnvoll.

Phonationsverdickungen sind nichts Schlimmes. Sie zeigen, dass die Art der Stimmbelastung in eine Sackgasse geführt hat, und sind ein Warnsignal für die Betroffenen, den Umgang mit ihrer Stimme zu überdenken und zu optimieren. Die Mühe lohnt sich. Das wichtige Zusammenwirken von Therapie und Pädagogik bietet die Chance, die eigene Stimme tiefgreifender kennenzulernen und dadurch Achtsamkeit und gesundes technisches Fundament zu erwerben. Es wird sich im wahrsten Sinne des Wortes «der Knoten lösen».

Salome Zwicky

… vom SingStimmZentrumZürich (www.sszz.ch) ist Fachärztin ORL mit Spezialgebiet Phoniatrie.

Gezupft und angeschlagen statt gesungen

Auf Harfe und Klavier spielt das Duo Praxedis Stücke von Carl Rütti. Sowohl die originalen Kompositionen wie die Arrangements von Chorwerken zeichnen sich durch ein breites Stimmungsspektrum aus.

Duo Praxedis. Foto: zVg

Das Duo Praxedis vereint die Harfe mit dem Klavier. Die beiden Interpretinnen Praxedis Hug-Rütti (Harfe) und Praxedis Geneviève Hug (Klavier) widmen ihre neuste CD dem Komponisten Carl Rütti, der seinen 70. Geburtstag feiern kann. Dabei handelt es sich nicht nur um eine «familiäre» Geste für den Bruder und Onkel, sondern um ein interessantes und musikalisch engagiertes Gemeinschaftswerk.

Carl Rütti hat sich als Komponist international profiliert. Sein Schaffen hat er zwar auf alle musikalischen Bereiche ausser der Oper ausgedehnt, im Zentrum stehen jedoch vielstimmige, technisch anspruchsvolle und klanglich raffinierte Werke für britische Spitzenchöre. Seit einem Studienaufenthalt in London ist Rütti mit der dortigen Chorszene eng verbunden, oft schreibt er in deren Auftrag.

Rütti war als vielseitiger Pianist auch ein gefragter Klavierpädagoge am Zürcher Konservatorium und wirkt als Organist in Oberägeri. Als Komponist hat er so viele Anfragen, dass er auswählen kann. Kein Wunder, denn seine Musik ist tonal und doch modern, rhythmisch raffiniert, hat Drive und Poesie, und sie klingt gut. Für sein umfassendes künstlerisches Schaffen erhielt Rütti 2005 den Anerkennungspreis des Kantons Zug und 2015 die Orlando-di-Lasso-Medaille.

Zu seinem runden Geburtstag sind oratorische Konzerte mit verschiedenen Uraufführungen in Zug, Zürich, Basel, Deutschland, Schweden und Grossbritannien angesagt. Dazu kommt die Präsentation der aktuellen CD. Die eingespielten Stücke sind hauptsächlich Arrangements seiner Chorwerke. Ungewohnte Besetzungen, wie hier Harfe und Klavier, interessieren Rütti seit jeher. Mit subtilem Gespür versteht er es, den gezupften und den angeschlagenen Saitenklang raffiniert zu verbinden. Das Booklet offenbart noch eine weitere, «geistliche» Inspirationsquelle Rüttis: die Dichterin und Nonne Silja Walter (1919–2011), von der er vieles vertont hat. Ihre Gedichte sind abgedruckt, obwohl die Stücke ja nicht gesungen werden. Ein anderer «geistlicher» Dichter seines Geschmacks ist der Pfarrer Ulrich Knellwolf.

Überraschend ist, dass diese Arrangements die Beschränkung auf die Kleinbesetzung Harfe und Klavier kaum vermuten lassen. Rüttis breites Spektrum von Stimmungen und Tonfarben weiss die Harfenistin Praxedis Hug-Rütti etwa im ihr gewidmeten Harfenbüchlein mit sicherem Gespür auszuloten. Auch im Einbezug des Klaviers, von Rütti sorgfältig und sparsam gehandhabt, zeigt sich durch das empfindsame Spiel der Pianistin seine poetische Kraft. Ein ansprechendes Geburtstagsgeschenk, auch für Harfen-Fans.
 

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Pastorale
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Winterlandschaft
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Drei Weihnachtslieder für das ganze Jahr, Weihnacht im Frühling
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Paul Coles: 10 More Melodic Studies, für Gitarre, UE 21678, € 13.50, Universal Edition, Wien

 

Breite Auswahl an Editionen

Sowohl die Wiener Urtext-Edition wie Henle und Bärenreiter halten für das Beethoven-Jahr 2020 ausführlich kommentierte Neuausgaben der Klaviersonaten bereit.

Antonia von Brentano, Gemälde von Josef Karl Stieler, 1808 (Nachweis s.unten)

Das Beethoven-Jahr 2020 wirft schon längst seine Schatten voraus und die Notenverlage möchten da natürlich nicht zurückstehen.

Die Wiener Urtext-Edition hat eben sämtliche Klaviersonaten in drei Bänden veröffentlicht, wovon hier der erste vorliegt: ein dickes Buch, das allerdings nur die Sonaten 1 bis 11 enthält, dafür etwa 80 Seiten Kritische Anmerkungen (UT 50427). Der Henle-Verlag versucht mit Sammelbänden von leichteren und populären Werken die Gunst der Stunde zu nutzen. Keine schlechte Idee! Leider sind die Fingersätze von Murray Perahia oft umständlich und verkomplizieren so das eigentlich wunderbar übersichtliche Notenbild. (Fünf leichte Klaviersonaten, HN 1391; Fünf berühmte Klaviersonaten, HN 1392)

Bleibt noch der Bärenreiter-Verlag, der gerade die drei letzten Sonaten in Einzelausgaben herausgebracht hat. Alle mit einer informativen Einleitung, Hinweisen zur Aufführungspraxis und einem ausführlichen Kritischen Kommentar versehen. Auch finden sich in allen drei Heften Abbildungen, die Beethovens impulsive Notenschrift eindrücklich dokumentieren. Nur wenige unnötige Flüchtigkeitsfehler trüben den Eindruck einer sehr sorgfältig gearbeiteten Edition. So wird in der deutschen Übersetzung des Vorworts gelegentlich Opus 110 mit Opus 109 verwechselt. Auch ist der Ausdruck «heiter-gelassen» für die abschliessenden Variationssätze der E-Dur- und der c-Moll-Sonate wohl nicht angebracht.

Es wird zudem behauptet, Antonia von Brentano werde von der aktuellen Forschung als jene geheimnisvolle «unsterbliche Geliebte» angesehen. Das ist doch sehr umstritten. Immerhin ist die Sonate op. 109 Brentanos Tochter Maximiliane gewidmet, während op.111 schliesslich Erzherzog Rudolph zugeeignet wurde. In der englischen Erstausgabe steht noch: To Madame Antonia de Brentano. (Opus 109: BA 10854; Opus 111: BA 11813)

Und die Sonate As-Dur op. 110? Diese vielleicht rätselhafteste aller Klaviersonaten trägt keine Widmung. Dieser Umstand hat den Beethoven-Biografen Jan Caeyers zu einer sehr gewagten, aber nachvollziehbaren These inspiriert, die in seinem Buch Beethoven. Der einsame Revolutionär nachzulesen ist. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten …

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Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier in As-Dur op. 110, hg. von Jonathan Del Mar, BA 11812, € 6.95, Bärenreiter, Kassel

 

 

Bild oben: Gemälde von Josef Karl Stieler, Quelle: Klaus Günzel, Die Brentanos, Düsseldorf 1998, wikimedia commons
 

Some like it hot

Drei Hefte, die Saxofonistinnen und Saxofonisten den Weg von der Klassik zum Jazz ebnen oder umgekehrt.

Foto: Kevin Maillefer / Unsplash (s. unten)

Jazzinspirierte Kompositionen haben im Repertoire der klassischen Saxofonvirtuosen und Lehrenden an Musikschulen allgemein einen besonderen Stellenwert, bilden sie doch eine vermittelnde Brücke zwischen zwei Welten, die unvereinbar scheinen und es für einzelne Musikerinnen und Musiker bezüglich ihrer stilistischen Eigenheiten und der ästhetischen Praxis definitiv auch sind. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, den Blick in Nachbars Garten zu wagen, wo ihn ungewohntes Terrain wahrscheinlich letzten Endes musikalisch beflügeln wird – viele Saxofonistinnen und Saxofonisten haben diesen Schritt mit Leichtigkeit genommen und leben das Profil Klassik in enger Anlehnung an das Profil Jazz und umgekehrt.

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Vielleicht war Billy Barton, Saxofonist der Londoner Savoy Orpheans Band, einer der Ersten, dem dieser Schritt dank der Uraufführung der Hot-Sonate von Erwin Schulhoff 1930 gelungen ist. Viel aufschlussreiches Hintergrundwissen und Vermutungen, die zu musikwissenschaftlichen Forschungen anregen, finden sich dazu im Vorwort der Urtext-Ausgabe des Henle Verlags. Darüber hinaus macht diese Edition in Ossia-Systemen die originale Saxofonstimme der Uraufführung zugänglich. Dies ist vor allem ein Gewinn im hohen Register (b2) und ein Anreiz für Studierende und Schüler der Oberstufe, sich mit Altissimo-Tönen zu befassen.

 

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Billy Wilders «some like it hot» trifft wohl auch auf Jeremy Norris zu. Seine Jazz-Suite wagt sich im Register sogar ins c3 hoch! Auch seine musikalische Sprache ist von synkopischen Rhythmen und vom Blues inspirierten Harmonien und Melodien charakterisiert. Dass die Spielenden das typische Jazz-Merkmal Swing verinnerlicht haben, ist in dieser Komposition eine unverzichtbare Voraussetzung, wogegen sich bei Schulhoff eher die Strukturen der klassischen Sonatenform als Lernfeld anbieten. Beiden Werken eigen ist das Festhalten der Jazz-Idiome durch Notation. Bei Norris ist das Aufs-Papier-Bringen ein unverkrampfter, spielerischer und soweit als möglich spontaner Prozess. Diese Herangehensweise ist auf jeden Fall ein «Brückenangebot», das Saxofonisten mit klassischer Schulung die Berührung mit der Stilistik des Jazz auf hohem Niveau ermöglicht. Die eher «Some-like-it-cool-Haltung» dieser Sprache kommt insbesondere auf dem Youtube-Video von Jeremy Norris und Fabio Calzavara zum Ausdruck: Hier trifft die Unbefangenheit für einen Moment auf das altbekannte Klischee des Saxofons als Symbolträger für erotische Anspielungen. Es ist den Interpreten überlassen, wie viel Inspiration und Spass sie daraus gewinnen.

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Einen ebenso erfrischenden Zugang zur Musik haben die beiden Musiker und Komponisten Klaus Dickbauer und Martin Gasselsberger. Ihre leichten bis mittelschweren Songs für Altsaxofon und Klavier sind für jeden Unterricht eine gelungene Bereicherung. Entsprechend dem Tagebuchgedanken im Albumtitel My Song Diary sind alle Stücke von unterschiedlicher Alltagsatmosphäre und erhalten durch Variationen bei Taktarten, Grooves, Instrumentierung, Arrangement etc. ihre abwechslungsreichen Schattierungen. Dies alles belegt die subtil produzierte Begleit-CD. Also ein Muss für den jugendlichen Musikgeschmack; wobei zu beachten ist, dass an Musikschulen die Schülerinnen und Schüler primär ihre aktuellen «Pop-Hits» nachspielen möchten und My Song Diary nicht zuletzt wegen harmonischen und kompositorischen Feinheiten nicht immer leicht zugänglich ist. Diese reizvollen Widerstände gilt es, musikpädagogisch zu begleiten.

Erwin Schulhoff: Hot-Sonate für Altsaxofon und Klavier, hg. von Frank Lunte, HN 1369, € 17.00, G. Henle, München

Jeremy Norris: Jazz Suite für Altsaxofon (Klarinette) und Klavier, ED 21923, € 24.50, Schott, Mainz

Klaus Dickbauer, Martin Gasselsberger: My Song Diary, 12 leichte bis mittelschwere Stücke für Altsaxofon, mit CD: UE 38045, € 16.95; Klavierbegleitung: UE 38046, € 9.95; Universal Edition, Wien

MKZ-Förderpreis Pop/Rock/Jazz verliehen

Elektro-Gitarrist und Sänger Dan Hunziker gewinnt den diesjährigen Finalwettbewerb von Musikschule Konservatorium Zürich. Der 20-jährige Aargauer erhält 3000 Franken.

Dan Hunziker (Bild: zVg)

Mit seiner Interpretation von Bluesrock-Klassikern wie «I Don’t Need No Doctor» und «Shame» sowie seiner Eigenkomposition «Wasting Time», wo er auch als Sänger auftrat, überzeugte Hunziker die Jury. Andrea F.G. Raschèr, Präsident der Förderstiftung MKZ, glaubte gar «einen jungen Jeff Beck» gehört zu haben. Dan Hunziker studiert im Pre-College von MKZ mit dem Ziel, in nicht allzu ferner Zukunft als Gitarrenlehrer seine Freude an der Musik und sein Wissen weiterzugeben.

Die Förderpreise MKZ werden jährlich für eine «herausragende künstlerische Leistung» verliehen und sind mit je 3000 Franken Preisgeld dotiert. Dieses von der Förderstiftung MKZ gestellte Preisgeld ist an einen musikalischen Verwendungszweck gebunden (Meisterkurse, CD-Produktionen oder ähnliches).
 

Pro Helvetia öffnet die Türen

Zur Schlüsselübergabe und Einweihung des Hauses am Hirschengraben 22 lädt die Pro Helvetia am 6. Dezember zu einem Tag der offenen Tür ein.

Der Pro-Helvetia-Hauptsitz am Hirschengraben 22 in Zürich. Foto: Maya Wipf

Wie Pro Helvetia mitteilt, stammt der älteste Teil des denkmalgeschützten Baus aus dem Jahr 1725. Die Schweizer Kulturstiftung hat hier bereits seit 80 Jahren ihren Hauptsitz. Nach dem Umbau könne die Pro Helvetia nun «sämtliche Arbeitsplätze im selben Gebäudekomplex konzentrieren. Damit wird der Standort der Stiftung langfristig gesichert, was sowohl dieser als auch der Stadt ein Anliegen war.»

Am 6. Dezember findet um 14 Uhr zunächst die offizielle Einweihung samt Schlüsselübergabe statt. Danach bietet das offene Haus Einblick in die Räumlichkeiten mit verschiedenen Präsentationen und Kinderprogramm.

 

Weitere Informationen
 

https://prohelvetia.ch

Moldau im Duett

Eine schöne Bearbeitung des sinfonischen Werks, die als kurze Einzelstücke oder zusammenhängende Konzertversion eingesetzt werden kann.

Die Warme Moldau, einer der beiden Quellflüsse. Fotonachweis: s. unten

Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um eine Bearbeitung der schönsten Motive aus der Moldau für zwei Querflöten. Die Tondichtung ist Teil des sinfonischen Zyklus Mein Vaterland von Bedřich Smetana. Auch im Original beginnt die Moldau mit zwei Querflöten, die die sprudelnden Quellen symbolisieren, aus denen dann der grosse Strom entsteht. Zunächst wechseln sich die beiden Instrumente mit den Melodieabschnitten ab, bis dann die erste Stimme die grosse Kantilene spielt. Im zweiten Teil «Wälder – Jagd» imitieren die Flöten wirkungsvoll das markante, punktierte Horn-Motiv, das klanglich in Terzen und Sexten geführt wird. Auch die «Bauernhochzeit» nähert sich durch die dichte Setzweise der Sechzehntel dem Original. «Mondschein – Nymphenreigen» orientiert sich am Anfang ebenfalls am originalen Satz, wobei die Bearbeiterin Jennifer Seubel empfiehlt, bei den vielen Sechzehnteln auch mal einen für die Atmung auszulassen. Im fünften Teil «Der breite Strom der Moldau – Vyšehrad-Motiv» nennt sie als Alternative, einzelne Stellen eine Oktave tiefer zu spielen.

Das thematische Geschehen spielt sich weitgehend in der ersten Stimme ab, sodass sich anbietet, zwischen den Sätzen die Stimmen zu tauschen, dies vor allem, weil die zweite Stimme, die die Begleitstimmen des Orchesters ersetzt, eine Herausforderung darstellt. Die Autorin schlägt vor, die Teile entweder als kurze abgeschlossene Stücke oder im Zusammenhang als Konzertversion zu interpretieren. Diese schöne Bearbeitung ist eine Bereicherung des Duo-Repertoires und auch gut mit fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern spielbar.

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Bedřich Smetana: Moldau, für zwei Querflöten arrangiert von Jennifer Seubel, BA 10929, € 13.95, Bärenreiter, Kassel 

 

 

Foto oben: Ivo Lukačovič /wikimedia commons CC-BY-SA-2.5

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