Fantasie g-Moll

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf seine Klavierfantasie aus dem Jahr 1809.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Nur sehr selten (eigentlich: fast nie) wagt sich heute noch ein Pianist an die Improvisation einer jener Kadenzen, die in einem Klavierkonzert aus den Dekaden um das Jahr 1800 durch den Quartsextakkord des Orchesters so nachdrücklich eingefordert werden. Die damals noch selbstverständliche Kunst, interessant wie gefällig, vor allem aber eigenständig durch Motive, Themen und Tonarten zu führen, geriet in nur zwei bis drei Generationen in Vergessenheit. In Mode kamen hingegen ausgearbeitete Kadenzen, die man frei auswählen und nur abzuspielen brauchte. Schon Beethoven fertigte sie auf Verlangen an, später kamen renommierte Pianisten und Komponisten hinzu: Brahms, Bülow, Busoni, Fauré, Godowsky, Liszt, Medtner, Moscheles, Reinecke, Rubinstein, Saint-Saëns, Clara Schumann, um nur einige zu nennen.

Der alte Geist der Improvisation spricht auch aus der Fantasie op. 77 – obwohl sich Analytiker vielfach daran versuchten, motivische Kleinstbezüge herauszuschälen, um gleichsam den Komponisten gegen das ungeliebte Werk zu verteidigen. Dabei war Beethoven nicht nur ein ebenso weit- wie tiefblickender Tonsetzer, sondern die längste Zeit seines Lebens auch (und das wird gerne übersehen) ein ausübender Pianist. Bereits Carl Czerny hat in seiner Kunst des Vortrags (1842) auf diesen Umstand ausdrücklich hingewiesen: «Diese sehr geistreiche Fantasie gibt ein treues Bild von der Art, wie er Beethoven zu improvisieren pflegte, wenn er kein bestimmtes Thema durchführen wollte, und daher sich seinem Genie in Erfindung immer neuer Motive überliess.» Dem muss keineswegs widersprechen, dass Skizzen zu dem Werk nachgewiesen werden können und das Autograf in famoser Sonntagsschrift angefertigt wurde: Jede gute Improvisation (selbst im Jazz) sollte in irgendeiner Form, und sei es auch nur gedanklich, vorbereitet sein. Schaut man aber einmal in den musikalischen Kontext des Jahres 1809, so scheint Beethoven in seinem Opus 77 mit der heute seltsam anmutenden Kombination aus freier Fantasie und einer knappen Folge von (figurativen) Variationen nichts anderes als auf der Höhe seiner Zeit gestanden zu haben. Belegt ist dies wiederum durch Czerny, der in seiner Anleitung zum Fantasieren (1829) eine längere Improvisation empfiehlt und es für ratsam hält, «wenn Anklänge aus dem nachfolgenden Thema darin vorkommen, und das Ganze eine passende Introduction bildet». Auch zahlreiche längst vergessene Werke anderer Komponisten lassen diesen Aufbau erkennen (Hummel, Steibelt …). Bei Beethoven indes blieb die (gedruckte) Fantasie, wie so vieles andere, singulär.


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Musikrat präsentiert Musiklexikon der Schweiz

Der Schweizer Musikrat hat in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) die Beta-Version eines neuen Musiklexikon der Schweiz online geschaltet.

Einstiegsseite des Musiklexikons der Schweiz. Screenshot: SMZ

Das Onlinelexikon geht zurück auf eine Initiative der Musikwissenschaftlerin Irène Minder-Jeanneret. Partner fand sie in der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft (SMG) und dem Schweizer Musikrat (SMR). Behindert wurde das Projekt zunächst durch fehlende gesetzliche Grundlagen und fehlende finanzielle Mittel.

Unter der Leitung von Cristina Urchueguía (Universität Bern) erarbeiteten Marco Jorio (ehemaliger Direktor des Historischen Lexikons der Schweiz HLS), Irène Minder-Jeanneret, Pio Pellizzari (ehemaliger Direktor der Schweizerischen Nationalphonothek), Stefanie Stadler (Universität Zürich) sowie Stefano Kunz (zuständiger Projektleiter beim Schweizer Musikrat) in Freiwilligenarbeit die Grundlagen für das neue Musiklexikon Schweiz (MLS).

Die Beta-Version des MLS umfasst zur Zeit die älteren biographischen Artikel zu 6800 Personen, die in den bisher erschienen Musiklexika erschienen sind. Sie bilden das Fundament für die zweite Phase: die Erarbeitung von neuen Artikeln zu Musikerbiographien, zur Musikgeschichte der Kantone und grösseren Gemeinden und zu musikhistorischen Sachartikeln.

Das MLS erscheint online, ist frei und unentgeltlich zugänglich, es wird in Zukunft interaktiv, mehrsprachig und multimedial. Ein Zusatznutzen im Vergleich zu den benutzten Quellen ist die dichte Vernetzung der Artikel frei zugänglichen Online-Lexika und bibliografischen Normdaten.

Wie Cristina Urchueguía an einer Medienkonferenz zum Projekt erklärte, wird eine der Hauptherausforderungen des MLS sein, neben den traditionellen Artikeln zu Personen vor allem auch den Institutionen Sichtbarkeit zu verschaffen, die das Schweizer Musikleben prägten: Vereine, Gesellschaften, Stiftungen, Orte und so weiter.

Betaversion des MLS: https://mls.0807.dasch.swiss/home

 

Primarschüler neben Profis

Das Konzert am 5. Februar im Musicaltheater Basel bildete den Höhepunkt einer langjährigen Aufbauarbeit. Zusammen mit Kindern der Orchesterschule Insel bot das Sinfonieorchester Basel ein üppiges Programm mit einigem Risikopotenzial.

Zuerst spielte das Sinfonieorchester unter Chefdirigent Ivor Bolton Teile aus Beethovens Prometheus-Ballett, zu denen Kinder im Primarschulalter tanzten, dann folgten ein paar kurze Stücke, dargeboten von den Kleinsten der Orchesterschule Insel. Und zum Abschluss musizierte das Sinfonieorchester «Side-by-Side» mit Kindern Beethovens Musik zu einem Ritterballett. Als Dirigent agierte kein Geringerer als der Weltklassepianist Lars Vogt, der seit Jahren mit seinem Projekt Rhapsody in School Erfolge feiert.

Der Abend im gut besuchten Musicaltheater Basel war das Resultat einer langjährigen Zusammenarbeit des Sinfonieorchesters mit Musikpädagogin Dorothee Mariani: Vor sieben Jahren gründete sie im mit Nationalitäten kunterbunt gemischten Schulhaus Insel in Kleinbasel eine Orchesterschule. Seither können dort Kinder zwischen 8 und 12 Jahren ein Streichinstrument erlernen, und zwar mit Unterstützung des Sinfonieorchesters Basel, das regelmässig seinen Geiger László Fogarassy an die Schule schickt.

Am Konzert zeigten rund fünfzig Kinder ihr Können und ihr gewonnenes Konzentrationsvermögen auf der Bühne und anschliessend im Publikum. Erstaunlich, mit welcher Akribie und Feinfühligkeit die Kinder auf der Bühne zur fulminant gespielten Prometheus-Musik agierten.

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Tanz, Gesang und Orchesterspiel

Die Choreografin Rebecca Weingartner, die seit November 2019 mit den Kindern probte, hat wahrlich eine Meisterleistung hingelegt. Gemäss dem Niveau und Alter der ganz in Schwarz gekleideten Kinder waren drei Gruppen zu erleben, die im Rhythmus der Musik Kopf, Körper und Arme bewegten oder auf der Bühne «herumschwirrten». Hochkonzentriert, der Musik folgend und ohne «Aussetzer» absolvierten die kleinen Akteurinnen und Akteure die mit Auftritten und Abgängen gespickte Choreografie zur mitreissenden Musik.

Die anschliessend unter der Leitung von Dorothee Mariani gespielten und gesungenen kurzen serbischen, albanischen, ukrainischen und schottischen Stücke zeigten, wie steinig der Weg von den Anfängern zu den Fortgeschrittenen ist und wie sehr sich das Musizieren entspannte, nachdem sich einige Musiker des Sinfonieorchesters unter die Kinderschar gemischt hatten. War das nun ein gutes oder ein schlechtes Omen für das, was folgen sollte?

Der künstlerische Direktor Hans-Georg Hoffmann, der locker und witzig durch den Abend führte, schwärmte jedenfalls schon mal vom bevorstehenden Ritterballett. Er unterhielt sich angeregt mit zwei Musizierenden, mit dem Bratschenspieler Fabian und Chukwu Cherem, deren Schwester Happyness am Cello bereits im Orchester sass und sich auf das «Side-by-Side»-Abenteuer konzentrierte.

Seit August 2019 hatte Dorothee Mariani die fortgeschrittensten Kinder mit Hilfe von László Fogarassy vorbereitet. «Die Kinder gerade einer solch multinational ausgerichteten Primarschule sollen Kontakt mit den Streichinstrumenten haben», meinte Fogarassy zu seinem Engagement. «Die Disziplin, die es braucht, um hochstehende Konzerte spielen zu können, bleibt bei den Kindern im Gedächtnis.»

Lars Vogt, der in zwei Proben dem «Insel-Sinfonieorchester», bestehend aus den Profis und den Kindern, den letzten Schliff vermittelte, zeigte sich begeistert von der Arbeit und dem Resultat. In der Tat war es berührend, mit welcher Freude und Musizierlust das bunt gemischte Orchester Beethovens Ritterballett-Musik unter seiner schwungvollen Leitung zum Besten gab.

Damit war aber noch nicht Schluss, denn Vogt spielte zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel anschliessend noch das 5. Klavierkonzert von Beethoven, packend und dramatisch, aber auch lyrisch und feinsinnig. Ein gelungener Abschluss, dem die Insel-Kinder – nunmehr im Publikum, wo auch viele Angehörige sassen – erstaunlich ruhig und gespannt lauschten. Fast zwei Stunden ohne Pause dauerte der Abend. Eine hohe Konzentrationsleistung und die gelungene Kombination eines Education-Projekts mit der Generalprobe des Orchesters, das anschliessend mit diesem Programm auf Tournee geht – ohne Kinder, dafür mit Schauspieler Peter Simonischek als Erzähler.

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Orchesterschule Insel unter der Leitung von Dorothee Mariani

Prophet im eignen Land

Die Basler Madrigalisten heben einen in Vergessenheit geratenen Schatz des Schweizer Komponisten Benno Ammann.

Ein wenig irritiert war man schon, als Raphael Immoos am 9. Februar die Sängerinnen und Sänger bereits nach dem Gloria der Missa «Defensor Pacis» auf die vordersten Sitzreihen der Zürcher St. Peter und Paul Kirche verwies und zum Mikrofon griff. Doch es war tatsächlich erklärungsbedürftig, was die Basler Madrigalisten unter ihrem Dirigenten und künstlerischen Leiter an diesem Abend präsentierten. Eines einführenden Kommentars bedurfte nämlich bereits der Komponist des Werks, der 1904 in Gersau SZ geborene Musiker Benno Ammann. Man kann ihn mit einigem Recht als typischen Vertreter jener Propheten bezeichnen, die im Ausland mehr gelten als zu Hause. So konnte er nach dem Zweiten Weltkrieg international einige Erfolge als Dirigent feiern, was in der Schweiz jedoch wenig Nachhall fand. Weshalb er diese Karriere später aber gar nicht weiterverfolgte und sich darauf beschränkte, einige Chöre in der Region Basel zu leiten, ist unklar.

Wahrscheinlich ist, dass Ammann mehr Zeit zum Komponieren brauchte. Bis zu seinem Tod 1986 in Rom entstand nämlich ein umfangreiches Œuvre von gegen 600 Werken, dessen faszinierende stilistische Breite von der spätromantischen Harmonik seines Leipziger Lehrers Sigfrid Karg-Elert über freitonale und zwölftönige Werke bis zur Serialität reichte. Ab den Fünfzigerjahren befasste er sich dann vorzugsweise mit elektroakustischer Musik, für deren Realisation er bis zuletzt die elektronischen Studios von Rom bis New York bereiste.

Einer weiteren Erklärung bedurfte dann das Werk selbst. Die Missa «Defensor Pacis» (Verteidiger des Friedens) zu Ehren Niklaus von Flües entstand unmittelbar nach dem Krieg und wurde anlässlich der Heiligsprechung von Bruder Klaus in der Sixtinischen Kapelle uraufgeführt, was einer mittleren Sensation gleichkam. Leider folgte diesem triumphalen Beginn postwendend der Absturz: Das Werk verschwand in der Versenkung und wurde erst jetzt wieder gehoben – es erlebt dieses Jahr in acht Konzerten seine Schweizer Erstaufführung.

Zwischen Strenge und Sinnlichkeit

In der Einführung erklärte Raphael Immoos die Wiederentdeckung dieses Werks zu einer Sensation, das Stück für gleichbedeutend wie Frank Martins ebenfalls lange unentdeckt gebliebene Messe. Aber auch wenn Immoos im Umgang mit unbekannten Stücken, deren Erforschung und Wiederbelebung, über viel Erfahrung verfügt, so wird sich eine so hochgegriffene Prognose erst noch bestätigen müssen. Das Zürcher Konzert zeigte jedoch: Ammanns Missa «Defensor Pacis» ad 6–12 voces inaequales ist ein eindrückliches Werk, das den Vergleich mit Martin nicht zu scheuen braucht.

An die Flämische Renaissance und den Palestrina-Stil gemahnend, bewegt es sich im tonalen respektive modalen Raum, lässt seine Modernität im Kyrie und Gloria lediglich in gelegentlichen Dissonanzen aufblitzen. Trotz aller komplexer Linearität fügen sich die Stimmen aber immer wieder zu modern wirkenden Klangflächen zusammen. Ab der Mitte des Werks, dem Offertorium, dem Gebet des heiligen Niklaus von Flüe, ändert dann der Tonfall. Was zuvor stellenweise noch streng gestaltet daherkam, wird plötzlich eingängig, sinnlicher. Beinahe mythische Klänge bestimmen jetzt das Werk. Einzelne Stimmen erheben sich wie Anrufungen aus dem Ganzen und lassen das Individuum hervortreten. Besonders das Agnus Dei mit seiner das Werk beschliessenden, eindringlichen, Ruhe und Frieden ausstrahlenden Dona-nobis-pacem-Beschwörung, liess einen bewegt zurück.

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© by Hug Musikverlage, Zürich. Mit freundlicher Genehmigung.  Vertonung der lateinischen Version von Niklaus von Flües weit verbreitetem Gebet «Mein Herr und mein Gott …» im Offertorium

 

Die starke Wirkung war auch der Leistung der Basler Madrigalisten zu verdanken. Sie bewältigten die schwierige, mit vielen heiklen Einsätzen gespickte Partitur souverän in Rhythmik und Intonation, blieben auch in der Vielstimmigkeit klar durchhörbar und verständlich. Mit zunehmender Vertrautheit wird sicher auch die eine oder andere Stelle noch etwas geschmeidiger gemeistert werden.

Die zweite Einführung des Abends galt eigentlich dem Werk des 1822 in Lachen geborenen Komponisten Joachim Raff, von dem unter anderem ein Fragment uraufgeführt wurde. Immoos Rede geriet aber zum leidenschaftlichen Plädoyer für die Schweizer Musik, die hierzulande viel zu wenig Anerkennung fände. Dabei sei zum Beispiel Raffs ebenfalls aufgeführtes Pater Noster durchaus mit Verdis Pendant vergleichbar. Und auch wenn man letztere Einschätzung nicht ganz zu teilen vermag, so wirken Immoos’ Begeisterung und Einsatz für das stiefmütterlich behandelte Schweizer Musikerbe ansteckend – über den Abend hinaus! Die Basler Madrigalisten nehmen nächstes Jahr nicht nur eine CD-Produktion von Ammanns Messe in Angriff, bei den Hug Musikverlagen wird sie zudem auch neu aufgelegt und somit anderen Chören zugänglich gemacht. Es wäre schön, wenn diese Initiative eines Spitzenensembles dem Werk tatsächlich zu mehr Breitenwirkung verhelfen würde. Zumindest für ambitionierte Laienchöre könnte die Beschäftigung mit der Missa «Defensor Pacis» zum lohnenden Wagnis werden.

 

Sommets Musicaux ehren Pianisten

Der Pianist Jean-Paul Gasparian ist mit dem diesjährigen Prix Thierry Scherz der Sommets Musicaux de Gstaad ausgezeichnet worden. Der Prix André Hoffmann geht an Aaron Pilsan.

Jean-Paul Gasparian. Foto: Jean-Baptiste Millot

Unterstützt von Renaud Capuçon, dem künstlerischen Leiter des Festivals, vergab die Jury den Prix Thierry Scherz dieses Jahr einstimmig an Jean-Paul Gasparian. Der junge Pianist wird im Laufe der zweiten Hälfte 2020 eine CD mit dem Orchestre de chambre de Lausanne und dem Label Claves Records aufnehmen, das auch die Promotion übernimmt.

Der Prix André Hoffmann hat das Ziel, die zeitgenössische klassische Musik bekannt zu machen. Jedes Jahr schreibt ein zeitgenössischer Komponist für die Sommets Musicaux ein Stück, das im Laufe des Festivals aufgeführt wird. Die Stiftung André Hoffmann finanziert die Komposition des Werks, das in Gstaad zur Uraufführung gelangt, und zusätzlich den Aufenthalt des Komponisten.

Für diese Festivalausgabe hat Camille Pépin, der diesjährige Composer in residence in Gstaad, das Stück «Number 1» komponiert. Aaron Pilsen gewann den mit 5000 Franken dotierten Preis für die beste Interpretation dieses zeitgenössischen Stücks.

Im Dschungel verloren

Als erste «Brass-Oper» der Welt wurde Manuel Rengglis «Dschungel» angekündigt, zu der das Luzerner Theater am 8. Februar einlud. Die Musik konnte allerdings die hohen Erwartungen nicht erfüllen.

Foto: Ingo Hoehn/dphoto.ch

Es ist ein interessantes Projekt, das der Intendant des Luzerner Theaters, Benedikt von Peter, initiiert hat: Eine genuin luzernische Oper, bei der die aus Profis und Laien bestehende Brassband Bürgermusik Luzern im Orchestergraben sitzt, dirigiert von deren Leiter Michael Bach. Die Bühnengestaltung stammt vom Luzerner Origami-Künstler Sipho Mabona und das Personal auf der Bühne setzt sich mehrheitlich aus dem Ensemble zusammen.

Die Musik hat der Luzerner Manuel Renggli beigesteuert, der sich damit nicht nur zum ersten Mal als Musiktheaterkomponist versucht, sondern auch noch als Weltpremiere eine «Brass-Oper» vorlegt. Seine Partitur erfordert 25 Blechbläser, vier Perkussionisten und einen Synthesizer-Spieler. Eine gewagte, «laute» Formation im kleinen Theater Luzern, weshalb denn die Darsteller auch mit Mikrofonen ausgestattet wurden. Also mehr Musical als Oper?

Die Textvorlage stammt vom Berner Michael Fehr, Träger des Schweizer Literaturpreises 2018. Er bezeichnet sich als Erzähler, sein Dschungel ist ein sprechendes Beispiel dafür: Das Fabulieren steht im Mittelpunkt, ein modernes Märchen, eine Parabel zwischen Grossstadtelend und Dschungelvernichtung, die er in poetischen Bildern erzählt:

Das auf der Strasse lebende Mädchen Brahma, von ihrer alkoholsüchtigen Mutter Raja vernachlässigt, schnappt sich vom Sohn des «Roten Barons» eine Handvoll Pillen und versinkt in eine Welt, in der Realität und Halluzination verwischen. Sie begegnet Ratten, Affen, einer Schlange, Ameisen oder einem Panther. Es ist ein Plot mit kraftvoll-farbenreichen Bildern, erzählt in einem eigenen Sprachduktus, zu dem Rhythmus und gezielte Redundanzen gehören. Aber es ist kein Libretto, welches durch den Abend trägt: keine Dramatik, keine Auseinandersetzung oder Dialoge von Kontrahentinnen, keine Entwicklung der Figur(en). Am Schluss ist Brahma wieder das zerlumpte Mädchen in der Grossstadt. Es stehen also vorwiegend innere Bilder und Empfindungen der traurigen Hauptfigur im Mittelpunkt. Mit Ina Langensand ist sie denn auch mit einer Schauspielerin besetzt, die eindringlich spielt. Und die Geschichte wird erzählt – vom auch als Panther fulminant agierenden Schauspieler Walter Sigi Arnold.
 

Vor allem zum Schauen

Geprägt wird die Szene in Luzern von den abstrakten Origami-Objekten Sipho Mabonas, berauschende Bilder voller Farben (Licht: Clemens Gorzella) und bizarrer Formen, auf denen Videoprojektionen (Rebecca Stofer) die Orte des Geschehens andeuten. Und die Musik? Eigentlich sollte sie eine eigene Dimension entwickeln, welche die Traumvisionen mit Farbe, Dramatik oder elegischen «Melodien» füllt.

Doch davon ist wenig zu spüren: harmonische Verarbeitung, Ausloten des klanglichen Reichtums der Brass-Instrumente oder rhythmische Diversifikationen – Fehlanzeige. Die Musik, getragen von sich unendlich wiederholenden, gleichartigen Patterns, plätschert dahin. Diese musikalische Einförmigkeit liegt aber auch stark am Nicht-Libretto, das keinerlei dramaturgischen Biss offeriert.

So bleiben Veränderungen wie die jazzigen Synkopen beim Affentanz oder die triumphale Steigerung am Schluss die Ausnahme. Es kommt dazu, dass oft auch mit Dämpfern gespielt wird, um die Sänger trotz Mikrofon nicht zu übertönen. Dschungel haftet etwas Filmähnliches an, vorbeirauschende Bilder, die musikalisch untermalt sind. Die mehrheitlich aus Laien bestehende Bürgermusik spielt unter dem versierten Dirigat von Michael Bach gut, wirklich entfalten aber kann sie sich nicht.

Regisseur Tom Ryser gelingt zusammen mit dem exzellenten Ensemble das Kunststück, das Publikum trotzdem bei der Stange zu halten. Das Changieren zwischen Ernsthaftigkeit und Slapstick ist gekonnt, und das singende und agierende Personal gibt gut geführt sein Bestes. Raffiniert ist die Ausstattung von Birgit Künzler, sie schafft den Spagat zwischen einer Fabelwelt, die aber von Menschen dargestellt wird, bravourös.

Da ist Hubert Wild als ein Papageno nachempfundener «Gefiederter Mensch», der virtuos zwischen Countertenor-Stimme und Bariton wechselt. Auch die expressive Rebecca Krynski Cox als besoffene Raja setzt einen Akzent. Und Diana Schnürpel als Schlange Atlanta erinnert mit ihren melismatisch-geschlängelten Koloraturen daran, wie grossartig ihre Königin der Nacht ist.

Im Programmheft bezeichnet Manuel Renggli den starken Sprachrhythmus von Fehrs Erzählkunst als «Knackpunkt» seiner kompositorischen Arbeit. Tatsächlich besitzen die Solopartien noch zu wenig Eigenständigkeit. Spannende Momente mit pulsierender Musik gelingen Renggli in den Chorszenen der Affen, Ratten und Ameisen. Ein Abend, den zu sehen Spass macht. Aber zu hören?
 

Weitere Aufführungen bis 3. April 2020

Zollikon ehrt Matthias Ziegler

Der Flötist und ZHdK-Dozent Matthias Ziegler erhält den mit 10’000 Franken dotierten Zolliker Kunstpreis. Der Förderpreis geht an die Violinistin Julia Schuller.

Matthias Ziegler. Foto: zVg

Der 1955 geborene Zürcher Musiker Matthias Ziegler gilt laut Begründung der Dr. K. & H. Hintermeister-Gyger Stiftung als einer der vielseitigsten und innovativsten Flötisten seiner Generation und engagiert sich gleichermassen für die traditionelle Literatur wie auch für die zeitgenössische komponierte und improvisierte Musik. Auf der Suche nach neuen Klängen hat er das expressive Potential der herkömmlichen Flöte und der elektroakustischen Flöte erweitert.

Namhafte Komponisten wie Michael Jarrell, George Gruntz oder Matthias Rüegg haben denn auch Flötenkonzerte für Matthias Ziegler geschrieben. Konzertreisen führten ihn in die USA, nach Japan, Australien, Südamerika und Israel. Zahlreiche CD-Aufnahmen dokumentieren seine breitgefächerten Interessen. Zudem ist Matthias Ziegler Professor für Querflöte und Improvisation an der Zürcher Hochschule der Künste.

Julia Schuller, Zürcher Violinistin, geboren 1998, erhält den mit 5000 Franken dotierten Förderpreis. Sie war an der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) in der Geigenklasse von Jens Lohmann und im PreCollege der MKZ. Seit 2019 studiert sie an der Hochschule für Musik und am Theater München im künstlerischen Studiengang bei Mi-Kyung Lee. Julia Schuller hat bereits drei Mal in Folge den ersten Preis im Finale des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbes gewonnen.

Masterpreis für Fabio da Silva

Die Gesellschaft zu Ober-Gerwern hat zum fünften Mal den Ober-Gerwern-Masterpreis für herausragende Master-Arbeiten an der Hochschule der Künste Bern (HKB) vergeben. Der Preis in der Höhe von 20’000 Franken geht dieses Jahr an Fabio da Silva, Absolvent des Master Music Pedagogy.

Fabio da Silva (Bild: HKB)

Ausgezeichnet wurde der 1993 geborene da Silva für seine schriftliche Master-Thesis, das Saxophonlehrmittel «Jerry in New York», und das Musikvermittlungsprojekt «In die Zukunft». Mit seinen eigenen Schülern und Schülerinnen hatte er entdeckt, dass sie durch die Verwendung von neuen Spieltechniken am Instrument deutliche Fortschritte im generellen Saxophonspiel machten.

Weil die meisten Saxophonschulen dies nicht berücksichtigen, entschied er sich, ein eigenes Saxophonlehrmittel zu verfassen: «Jerry in New York». Darin werden moderne Spieltechniken für das Saxophon hauptsächlich anhand von Eigenkompositionen vorgestellt. Es soll auf spielerische Art und Weise einen ersten Kontakt mit zeitgenössischen Spieltechniken ermöglichen, als Basis für die Weiterentwicklung des eigenen, generellen Saxophonspiel.

Fabio da Silva spielt seit Kindesalter Saxophon. Anfang der 2010er Jahre entwickelte er ein besonderes Interesse für die Neue Musik. Direkt nach der Matura begann da Silva sein Saxophonstudium an der HKB in der Klasse von Christian Roellinger. 2017 schloss er den Bachelor ab und nun letztes Jahr den Master of Arts in Music Pedagogy.

Septett Es-Dur

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf sein Septett in Es-Dur für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Man sagt, der Narr sitze gerne zwischen den Stühlen. Er fällt aus dem System, fühlt sich keinen Normen verpflichtet, schaut dem Volk aufs Maul und hält den Spiegel hoch, auf dass bei wachem Sinn seine Spässe ins Grübeln führen. So ist es auch mit Beethovens Septett Es-Dur op. 20. Er schuf damit ein Werk, an dessen kurzweiligem Esprit sich schon seine Zeitgenossen delektierten. Freilich zum Ärger des Komponisten, der beim Leipziger Verlag Hoffmeister & Kühnel auf ein rasches Erscheinen drängte: «Mein Septett schikt ein wenig geschwinder in die Welt – weil der Pöbel drauf harrt.» (8. April 1802) Populär erschien vielen der Ton, mehr aber noch war der Klang des gemischten Ensembles im Jahre 1800 nicht nur neu, sondern gänzlich neuartig. Die Besetzung entspricht weder einem Streichquartett noch einer Bläserharmonie, sie reicht aber auch nicht an das kleine Orchester einer Sinfonie heran. Karl Reinhold Köstlich sah noch 1857 in seinen Ausführungen zur Musik (als dritter Teil in Friedrich Theodor Vischers Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen) gerade hierin den besonderen Reiz und die Herausforderung für jeden Tonschöpfer: «Der gemischte Satz etwa eines Septetts ist eine weniger scharf bestimmte Form, deren Erfüllung mit einem vollkommen zutreffenden Inhalt schwerer zu finden, Sache des Glücks und Takts des Componisten ist.» (Sp. 1056)

Die Anlage des Werkes mit insgesamt sechs Sätzen rückt es zudem in die Nähe der Serenade. Und tatsächlich findet sich vor allem im Menuett, den Variationen und dem Scherzo ein betont heiterer, gefälliger Tonfall – dem allerdings zu Beginn des Kopfsatzes eine fast sinfonisch anmutende Introduktion vorausgeht; die Einleitung des Finales gleicht gar einem Trauermarsch. Dass auch die technisch anspruchsvollen Partien (insbesondere der Bläser) offenbar der Verbreitung des Werkes nicht im Wege standen, kann noch heute überraschen. Beethoven selbst betonte jedenfalls seinem Verlag gegenüber, die Besetzung sei «tutti obligati (ich kann gar nichts unobligates schreiben, weil ich schon mit einem obligaten accompagnement auf die Welt gekommen bin)». Damit traf er den Kern und den Geist jeder gemischten Besetzung. Sein Septett avancierte denn auch rasch zum Muster. Als nur wenige Jahre später der kunstsinnige Tuchhändler Johann Tost bei Louis Spohr ein Nonett (op. 31) in Auftrag gab, war dies bereits mit der Forderung verbunden, es möge «jedes der Instrumente seinem Charakter und Wesen gemäß hervortreten».


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Tod des Dirigenten Nello Santi

Der Dirigent Nello Santi, der frühere Musikdirektor des Zürcher Opernhauses und Leiter des Radio-Sinfonieorchesters Basel ist im Alter von 89 Jahren verstorben.

Nello Santi probt 2019 Lucia di Lammermoor im Opernhaus Zürich. Foto: Toni Suter / T+T Fotografie

Der 1931 an der Adria geborene Santi studierte in Padua in Dirigieren, Komposition, Violine und Klavier. Als Dirigent debütierte er 1951 am Teatro Verdi in Padua mit Verdis «Rigoletto». 1958 wurde er am Opernhaus Zürich zum Ersten Kapellmeister ernannt. 1986 bis 1994 leitete er das Radio-Sinfonieorchester Basel.

Santi, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügte, pflegte vor allem das italienische Opernrepertoire und galt als einer der bedeutendsten Verdi-Dirigenten der heutigen Zeit. Regietheater lehnte er ab. Stilistisch war Santi der italienischen Tradition seiner Vorbilder Arturo Toscanini, Antonino Votto, Francesco Molinari-Pradelli und Tullio Serafin verbunden.

Bündner Kulturkonzept auf Kurs

Die Bündner Regierung hat die Botschaft zum Kulturförderungskonzept Graubünden zuhanden des Grossen Rats verabschiedet. Das erstmals vorliegende Konzept legt Ziele und Schwerpunkte für die Jahre 2021 bis 2024 fest.

Einer der vielen Bündner Chöre: Chor viril Surses. Foto: zVg

Das Kulturförderungskonzept Graubünden stellt die aktuelle Situation in den verschiedenen Bereichen der kantonalen Kulturförderung dar, definiert konkrete Schwerpunkte für die drei Handlungsfelder Kulturförderung, Kulturpflege sowie Kulturvermittlung innerhalb der nächsten vier Jahre und zeigt konkrete Massnahmen zur Erreichung dieser Schwerpunkte auf.

Musik und Gesang hätten im ganzen Kanton seit Generationen eine grosse bis heute gelebte Tradition, heisst es in der Botschaft. Sowohl professionelle Formationen als auch eine Vielzahl von Musikgesellschaften sowie Erwachsenen-, Jugend- und Kinderchören pflegen unterschiedliche Musiksparten: von der traditionellen Volks- und Blasmusik bis hin zu Jazz, Rock, Pop und der klassischen Musik.

Das Chorwesen stelle in Graubünden zudem ein bedeutendes Element des Kulturlebens dar und präge die Bündner Kulturlandschaft bis heute. Aus der historisch gewachsenen Tradition des Kirchengesangs und der weltlichen Chorbewegung der Romantik habe sich im Kanton eine hochstehende, vielfältige und lebendige Chorszene entwickelt. Die Dreisprachigkeit des Kantons und die damit verbundenen kulturellen Einflüsse würden sich in dieser Hinsicht noch heute als grossen Vorteil und Bereicherung erweisen.

Die Botschaft findet sich hier:
https://www.gr.ch/DE/Medien/Mitteilungen/MMStaka/2020/DokumenteMedien/Botschaft_Kulturfoerdergesetz.pdf

Call for Papers

Vom 15. bis 17. Oktober 2020 findet in Wien ein Internationales Arnold Schönberg Symposium statt. Für die Sektion «Freie Referate» können bis am 17. Februar Vorschläge eingereicht werden.

Arnold Schoenberg, 1911. Photo : © Arnold Schönberg Center, Wien,SMPV

Das Arnold Schönberg Center in Wien veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg und die Wiener Schule am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien vom 15. bis 17. Oktober 2020 ein internationales Symposium.

Themenschwerpunkt des Symposiums ist das Fragment, seine Erscheinungsformen und Kontexte. Im Zentrum steht Fragmentarisches aus allen Schaffensbereichen Arnold Schönbergs, von unvollendeten Kompositionen und Schriften bis hin zu abgebrochenen bildnerischen Projekten.

Für die Sektion »Freie Referate« sind Einreichungen zum Themenschwerpunkt sowie zu Fragen aktueller Schönberg-Forschung willkommen.

Das Symposium bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, Ergebnisse ihrer Forschungen in einem Vortrag von 20 Minuten zu präsentieren. Symposiums-Sprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Publikation ausgewählter Beiträge sowie freier Einreichungen ist für das Journal of the Arnold Schönberg Center 18/2021 vorgesehen.

Die Einreichung von Abstract (ca. 300 Wörter) und Kurzbiographie wird bis 17. Februar 2020 erbeten an: direktion@schoenberg.at
Arnold Schönberg Center, Schwarzenbergplatz 6, A-1030 Wien

Über die Annahme der Beiträge wird Mitte März 2020 informiert.
 

Wenn Vinyl extrem teuer wird

Die lange totgesagte Schallplatte dreht sich immer noch, gelegentlich zu extrem hohen Preisen. Bedingungen hierfür erforschte Hendrik Sonnabend von der FernUniversität in Hagen.

Foto: Georgios Kaleadis / unsplash.com

Der Wissenschaftliche Mitarbeiter Hendrik Sonnabend von der FernUniversität in Hagen.
untersuchte mit einem britischen Kollegen in einer wissenschaftlichen Studie, wie sich Seltenheit auf die Preise von ungewöhnlich teuren Vinyl-Sammlerstücken auswirkt. Auf einer einschlägigen Online-Plattform sammelten sie Daten zu den teuersten Verkäufen eines Monats.

Die empirische Analyse ergab, dass bei einem um ein Prozent verminderten Angebot der Preis um etwa 16 Prozent steigt. Das Alter der Aufnahme spielt dagegen kaum eine Rolle.  Aufnahmen von Künstlerinnen und Künstlern, die auf der Wikipedia-Bestsellerliste (List of best-selling music artists) stehen, sind im Durchschnitt 15 Prozent teurer als zum Beispiel Black-Metal-Scheiben von Bands, die weniger populär sind. Der Eintrag eines Albums dort bringt nur vier Prozent.

Interessant sind vor allem Erstauflagen sehr populärer Alben, die in geringer Stückzahl produziert wurden. Das Led-Zeppelin-Debütalbum mit türkisfarbenen Schriftzug von 1969 zum Beispiel ist 1000 bis 1500 Euro wert, die offizielle Nachpressung mit roter Schrift 15 bis 30 Euro. Noch viel extremer war die Wertsteigerung beim komplett schwarzen Prince-Album, von dem nur wenige legal produzierte Debüt-Exemplare existieren.

Kurz vor der Veröffentlichung habe Prince ein spirituelles Erlebnis gehabt, bei dem Gott ihm sagte, das Album sei böse oder sündig. Daher liess Prince 1987 die ganze Produktion auf eigene Kosten vernichten, nur ganz wenige blieben übrig.

Originalartikel:
https://www.researchgate.net/publication/336923221_Pricing_the_Groove_Hedonic_equation_estimates_for_rare_vinyl_records

Matthias Bamert verlängert Vertrag in Japan

Das Sapporo Symphony Orchestras führt die fruchtbare Zusammenarbeit mit Matthias Bamert drei Jahre weiter.

Foto: © Matthias Bamert / Kim Haln

Matthias Bamert ist seit April 2018 Chefdirigent Sinfonierorchesters in Sapporo. Wie das Orchester heute mitteilt, wurde sein Vertrag bis März 2024 verlängert. Unter Bamerts Leitung wolle es sein Repertoire erweitern und das hohe Niveau weiter entwickeln.

Spartenübergreifende Auslandsstipendien

Das Amt für Kultur des Kantons Bern schreibt die Auslandstipendien für die Aufenthalte 2021 zum ersten Mal spartenübergreifend aus. Damit können sich Kulturschaffende statt wie bisher alle fünf Jahre neu jedes Jahr für ein Auslandstipendium bewerben, je nach ihrer Schaffensperiode und Lebenssituation.

Foto: MEAX on Unsplash

Die Ausschreibung 2020 (Aufenthalt 2021) richtet sich an professionelle Berner Kulturschaffende mit überzeugendem Leistungsausweis und jeden Alters der Sparten Design, Kunst, Fotografie, Architektur, Literatur, Musik, Theater und Tanz. Davon ausgenommen sind Filmschaffende, für die jährlich zwei Weiterbildungsstipendien ausgeschrieben werden.

Der Kanton Bern verfügt über Ateliers und Studios in New York, Berlin (im Zweijahresrhythmus) und Paris. Die mehrmonatigen Auslandstipendien umfassen Wohn- und Arbeitsräume sowie einen Beitrag an die Lebenshaltungs- und Reisekosten. Die Kulturschaffenden erhalten die Möglichkeit, während einigen Monaten in einem anderen Kontext zu arbeiten, neue Impulse zu erhalten und sich mit der jeweiligen lokalen Kulturszene und oft auch darüber hinaus international zu vernetzen.

Eine Jury aus Delegierten der kantonalen und interkantonalen Kulturkommissionen sowie dem Fachausschuss der Berner Design Stiftung evaluiert jeweils die Bewerbungen. Die detaillierte Ausschreibung gibt Auskunft über die Bewerbungskriterien und Zulassungsbedingungen.
 

Foto oben: MEAX on Unsplash

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