Orgel im Konzertsaal – ja!

Die neue Metzler-Orgel im Musiksaal des Basler Stadtcasinos hat den Stresstest ihrer öffentlichen Ingebrauchnahme glänzend bestanden.

Iveta Apkalna spielt die neue Orgel am Einweihungskonzert. Foto: Friedel Ammann

An den zweimal drei Tagen des ersten Orgelfestivals im Casino wurde das Instrument im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungsformate vorgestellt. Anlässlich der Neubauten im Basler Musiksaal und in der Zürcher Tonhalle wurde viel über die Anforderungen an eine Konzertsaalorgel nachgedacht: Gefragt sind hier dynamische Flexibilität und raumfüllende Gesamtwirkung. Die Notwendigkeit einer differenzierten Palette von Registern der Normallage (Acht-Fuss-Lage) sowie eines lückenlosen Aufbaus vom leisesten Einzelregister bis zur Vereinigung fast aller Register führt zu Anleihen beim englischen, französischen und deutschen Orgelbau des späten 19. Jahrhunderts. Mit einer kühl klingenden neoklassischen Orgel, wie sie zuvor im Casino vorhanden war, bzw. mit einer Reihung heterogener Soloeffekte, wie sie jüngst aus der Tonhalle entfernt wurde, kann der für den Konzertsaal komponierten Literatur und den vielfältigen Begleitaufgaben kaum entsprochen werden.

Solistisch, mit Orchester und vom Nachwuchs gespielt

Die von Orgelbau Metzler unter Mitwirkung der Basler Firma Klahre erbaute Orgel wurde am 4. September mit einer stringenten Programmfolge erstmals vorgestellt: Auf die noch eher konventionellen Klangmischungen im Programm von Iveta Apkalna (Hamburg) – Werke von Widor, Bach und Kalniņš (letzteres pathetische Hochromantik aus der lettischen Heimat der Organistin) – folgten eine Auswahl ungewohnter Effekte in subtilen Improvisationen von Vincent Dubois (Paris) und der satte, opulente Wohlklang einer englischen Saalorgel in den Beiträgen von Thomas Trotter (London, Birmingham). Zu den innovativen Besonderheiten des Basler Instruments gehört das sogenannte winddynamische Werk, das einen flexiblen Zugriff auf Ansprache, Intensität und Klang einiger Register erlaubt.

Der 5. September wurde als Orgeltag mit Beiträgen von Basler Organistinnen und Organisten gestaltet. Zu hören waren überaus zahlreiche Bearbeitungen (vor allem von Orchesterwerken des 18. und 19. Jahrhunderts), daneben auch Improvisationen und neue Musik. Wie bei vielen kirchenmusikalischen Veranstaltungen neuerer Zeit wurde versucht, das traditionelle kirchliche Sonntagsgesicht der Orgel weitestgehend auszublenden – dies führte dazu, dass das neue Instrument ausgerechnet im Beitrag mit Musik jüdischer Komponisten am meisten nach «Kirche» klang.

Der dritte Festivaltag brachte zunächst den abwechslungsreichen Familiennachmittag: Auf ein Orgelmärchen folgten die Präsentation für Kinder, bei der mutige Teilnehmende selbst in die Tasten greifen durften, und das Preisträgerkonzert des Wettbewerbs «Orgelkompositionen für Kinder», der vom Verein «Kinder an die Orgel» und der Musik-Akademie Basel ausgerichtet worden war. Die abwechslungsreiche Folge neuer Stücke wurde von Nachwuchskräften im Alter von 8 bis 15 Jahren souverän vorgestellt.
Das Konzert des Basler Sinfonieorchesters am Abend begann ohne Orchester: Martin Sander (Basel, Detmold) spielte eine Bearbeitung der Ouvertüre zum Fliegenden Holländer; seine virtuose Tat vor den noch leeren Stühlen des Podiums erregte Bewunderung, führte aber auch zur ironischen Betrachtung, hier sei eine wahrhaft «Corona-taugliche» Version des Orchesterwerks gefunden worden. Es folgten als Uraufführung das süffige Concerto da Requiem von Guillaume Connesson, in dem die Klänge der Orgel raffiniert mit jenen des Orchesters verwoben werden, schliesslich die populäre Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns. Das engagiert und differenziert agierende Orchester wurde von Ivor Bolton geleitet. In einem Grusswort versicherte Orchesterdirektor Franziskus Theurillat, dass die künftige Nutzung der Orgel auch ein Anliegen des Orchesters sei. Dies liess aufhorchen angesichts der Situation in manchen anderen Städten, wo wertvolle Konzertsaalorgeln zwar vorhanden, aber nur selten zu hören sind. In die Konzerte des ersten und dritten Festivaltags waren Ehrungen integriert: Ein Preis der Europäischen Kulturstiftung Pro Europa ging an Jacqueline Albrecht (für ihren grossartigen Einsatz bei der Sammlung der für den Orgelbau nötigen Summe) sowie an die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Allerdings führte die Reihung von Einführung, Laudatio, Preisübergabe und Ansprache der Frischgeehrten zu unerwarteten Längen.
 

Vielfarbige Klänge, mit Bedacht zu ziehende Register

Nach zwölf Tagen Wartezeit wurde das Festival mit drei weiteren musikalischen Ereignissen fortgesetzt: Am 18. September liess sich das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Pierre Bleuse klangfreudig und liebevoll mit Musik aus Frankreich hören. Für das Orgelkonzert von Francis Poulenc hatte der Solist Olivier Latry eine von aller Routine freie, überlegene Klangregie gefunden, die unnötige Schärfen vermied und die farbenreiche Orgel von ihren besten Seiten zeigte. Der Konzertabend Orgel trifft Tango, Jazz und Balkanmusik führte drei Ensembles, die unter Nutzung der Orgel in den genannten Stilen zu Hause sind, und drei Tanzformationen zusammen. Die Performances lösten grosse Begeisterung aus und bestätigten nebenbei die Vielseitigkeit der Orgel. Das Abschlusskonzert sollte über 200 Sängerinnen und Sänger aus sieben Chören vereinen. Aus den allseits bekannten Gründen musste das Singen in dieser grossen Formation auf das Jahr 2021 verschoben werden. Der Abend wurde nun von den Basler Madrigalisten unter Leitung von Raphael Immoos gemeinsam mit den Organistinnen Babette Mondry und Iveta Apkalna gestaltet. Auch auf diese Weise war ein kontrastreiches Programm möglich – von Louis Viernes Carillon de Westminster und dem affirmativen Hymnus für Orgel solo von Peteris Vasks bis zur witzigen Cantata Rejoice in the Lamb von Benjamin Britten, bei der zur Überraschung des Publikums auch eine Auswahl von Mitgliedern der anderen vorgesehenen Chöre kurz zu hören war.

In Basel steht nun also eine Orgel zur Verfügung, die den spezifischen Anforderungen eines Konzertsaals vielfarbig und inspirierend zu genügen vermag. Allerdings setzt diese Orgel eine überlegte Nutzung voraus. Die unhinterfragte Übernahme von ererbten «Rezepten» für die Auswahl der Register kann zu unvorteilhaften Schärfen führen. Das aus England importierte Tuba-Register auf hohem Winddruck ist ein imponierender klanglicher Spezialeffekt für Krönungen oder Papstbesuche – Anlässe, die im Casino selten sind. Eine Verwendung für allfällige Meisterfeiern des FCB könnte in Betracht gezogen werden. Dass dieses Soloregister jedoch nicht in das Tutti der Orgel hineingemixt werden sollte, dürfte klar geworden sein. Und sogar beim Gebrauch der neobarock-strahlenden Mixtur des Hauptwerks der Orgel empfiehlt sich grosse Vorsicht – wie bei tausend anderen Orgeln des Landes auch.
 

Donaueschinger Musiktage abgesagt

Die Donaueschinger Musiktage 2020 finden nicht statt. Die Entscheidung trafen die Veranstalter des traditionsreichsten und ältesten Festivals für Neue Musik am Montagabend (12. Oktober) in Abstimmung mit der Leitung des Festivals.

Björn Gottstein, Künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage. Foto: SWR

Angesichts des Beherbergungsverbots und der sich drastisch verschlechternden Corona-Infektionszahlen sahen sich die Verantwortlichen zu diesem Schritt gezwungen. Besucherinnen und Besucher können sich die gekauften Karten erstatten lassen.

Die Donaueschinger Musiktage sollten vom 15. bis 18. Oktober stattfinden. Auf dem Programm standen 29 Werke, davon 25 Uraufführungen. Veranstalter der Donaueschinger Musiktage ist die Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen und dem Südwestrundfunk (SWR).

SWR2 sendet am Freitag, 16. Oktober um 20 Uhr einen Probenmitschnitt des Eröffnungskonzerts. Das SWR Symphonieorchester spielt unter der Leitung von Titus Engel sechs Orchesterminiaturen von Klaus Lang, Mica Levi, Cathy Milliken, Lula Romero, Oliver Schneller und Michael Wertmüller – alles Kompositionen für kleines Orchester, die schon im Hinblick auf ein Festival unter besonderen Hygienebedingungen entstanden.

Link zu einem SWR-Audiobeitrag: Björn Gottstein zur kurzfristigen Absage der Donaueschinger Musiktage:

www.swr.de/swr2/musik-klassik/bjoern-gottstein-zur-donaueschingen-absage-100.htm

Dissertation zu Llobet ausgezeichnet

Cla Mathieu, Absolvent der Hochschule der Künste Bern, erhält von der Phil.-hist.-Fakultät der Universität Bern mit seiner Dissertation den Preis für den besten Abschluss der letzten beiden Semester.

Cla Mathieu (Bild: zVg),SMPV

Den Abschluss des Doktoratsprogramms Studies in the Arts hat Cla Mathieu mit seiner Dissertation «Reimagining the Guitar: The Performance Style of Miguel Llobet, 1878-1938» gemacht. Dafür erhält der ehemalige HKB-Student den Preis für den besten Abschluss, der mit 10’000 Franken dotiert ist. Die Dissertation wurde von Cristina Urchueguía (Uni Bern) und Kai Köpp (HKB) betreut. Zuvor hat Mathieu einen Master in Music Performance bei Elena Casoli an der HKB gemacht.

Ausgangspunkt der Dissertation sind die in den 1920er Jahren entstandenen Mikrofonaufnahmen Llobets, der als der führende Vertreter seines Instruments als Solist und als Pädagoge (unter anderem als Lehrer Andrés Segovias) massgebenden Einfluss auf die Entwicklung des Instruments im 20. Jahrhundert ausübte. Konzeptuell orientiert sich die Studie am Begriff der «Expressivität» – einem zentralen Terminus spätromantischen Musikdenkens und fragt nach dessen konkreten Implikationen für die Instrumentalpraxis Llobets und seines Umfelds.

Duett «mit zwei obligaten Augengläsern»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Duett für Viola und Violoncello in Es-Dur «mit zwei obligaten Augengläsern».

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Es gibt Augenmusik, und es gibt Brillenbässe. Mit beiden musikalischen Phänomenen (der Renaissance und der Vorklassik) hat Beethoven wenig zu tun, und dennoch findet sich im Katalog seiner Werke eine Komposition «mit zwei obligaten Augengläsern». Natürlich sollen hier nicht Augen und Brillen in einen Kontrapunkt zu Viola und Violoncello treten, wohl aber sind mit dem Beinamen scherzhaft die beiden Musiker angesprochen, für die Beethoven das Duett geschrieben hat. Nebenbei bemerkt: Bei den Sehhilfen wird es sich nicht um Lorgnetten gehandelt haben, die man sich beim Lesen an einem Stiel vor die Augen hielt (Brille links, Buch rechts). Vielmehr war eine aufwendigere Schläfen- oder Schläfenbügelbrille, notfalls auch ein simpler «Nasenquetscher» nötig, um frei musizieren zu können (dann galt wie immer: Bratsche links, Bogen rechts – und in diesem Fall sowieso: Brille auf der Nase).

Für welche musizierenden Augenglasträger Beethoven sein Duett schrieb, ist freilich nicht bekannt. Immer wieder taucht die Vermutung auf, es könnte sich gar um ihn selbst (Viola) und den befreundeten Nikolaus Zmeskall (1759–1833, Beamter und Komponist) handeln. Das legt zwar ein aus dem zeitlichen Umkreis des Werkes stammender Brief nahe (aus den frühen Wiener Jahren), kann aber nicht mit Sicherheit verifiziert werden. Mehr noch bleibt die Aussage «liebster Baron Dreckfahrer je vous suis bien obligé pour votre faiblesse de vos yeux» (Ich bin Ihnen sehr verbunden wegen der Schwäche Ihrer Augen) zu allgemein.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Komposition «fertig» geworden ist. Überliefert sind im sogenannten «Kafka-Skizzenbuch», einem vollkommen ungeordnet zusammengebundenen Konvolut, lediglich ein langer, vollständiger Kopfsatz und ein Minuetto; von einem (zweiten?) langsamen Satz liegen nur 23 Takte vor. Doch selbst da, wo Beethoven den Notentext vollständig niederschrieb, fehlen weite Teile der Artikulation und der Dynamik. Vielleicht gab es einst auch eine Reinschrift, die über die Jahrzehnte verloren gegangen ist oder seit Generationen in einem Familientresor schlummert. Dann aber heisst es jetzt: Augenglas und Lupe zur Hand nehmen und genau nachschauen.

Manuskript Blatt 135 recto / Blatt 137 verso / Blatt 119 recto
 


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10 aus 120

Der «Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V.», ein unabhängiger Zusammenschluss von deutschsprachigen Kritikern, zeichnet jedes Jahr qualitativ hochwertige Tonträger aus.

10 aus 120
Foto: Tobias Bräuning/pixelio.de (s.unten)

120 Titel waren von der Gesamtjury vorgeschlagen worden, 112 davon schafften es auf die Longlist, lauter Tonträger, die in den letzten 18 Monaten auf dem deutschsprachigen Markt herausgekommen waren, aus allen musikalischen Sparten ausser Musikfilm, Wortkunst und Kinderproduktion. 10 Titel wurden schliesslich mit einem Preis bedacht.

Die Jahrespreise 2020 gehen an:

  • das Institute for Computermusic and Sound Technology, Zürich, für die Doppel-CD Les Espaces Électroacoustiques II (col legno/Naxos)
  • Bob Dylan für das Doppelalbum Rough And Rowdy Ways (Columbia Records/Sony)
  • die Mezzosopranistin Olivia Vermeulen und den Pianisten Jan Philip Schulze für das Liedrecital Dirty Minds (Challenge Classics/Bertus)
  • den Schauspieler Rufus Beck und die Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, für die ungekürzte Lesung der Bibel in der Lutherübersetzung (Der Audio Verlag)
  • The Düsseldorf Düsterboys für ihr Debütalbum Nenn mich Musik (Staatsakt/Bertus)
  • den Dirigenten Markus Poschner und alle Mitwirkenden der Gesamtaufnahme von Jacques Offenbachs Oper Maître Péronilla (Bru Zane/Note 1)
  • die Countryrockband The Jayhawks für ihr elftes Album XOXO (Sham Records/Membran)
  • den Filmemacher Alan Elliott für die Aufbereitung und Veröffentlichung von Pollacks Konzertfilm Aretha Franklin – Amazing Grace (Sony)
  • die Pianistin Dina Ugorskaja, posthum, für ihre Einspielung von späten Klavierwerken Franz Schuberts (CAvi Music/harmonia mundi)
  • die Jazzpianistin und Komponistin Carla Bley und ihre Trio-Kollegen für das Album Life Goes On (ECM/Universal)

Die Jurybegründungen sind zu finden unter:
https://www.schallplattenkritik.de/jahrespreise

Auszeichnung für «Les Espaces Électroacoustiques II»

Ein aus Projekten des Institute for Computermusic and Sound Technology der Zürcher Hochschule der Künste hervorgegangener Tonträger wurde mit einem der zehn Jahrespreise der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Das ist die Farbe des Covers von «Les Espaces Électroacoustiques II». Bild: SMZ

In der Juryerklärung heisst es dazu: Die sieben Werke (von Luigi Nono, Luciano Berio, Gottfried Michael Koenig und Karlheinz Stockhausen) erstrahlten in dieser Aufnahme alle in neuem Glanz. Les Espaces Électroacoustiques II ist bei col legno erschienen. Die Mitglieder des Forschungsteams sowie mitwirkende Institutionen sind in der Mitteilung der ZHdK erwähnt.

Drei neue Mozart-Briefe in Salzburg

Die Stiftung Mozarteum Salzburg präsentiert bedeutende Neuerwerbungen, darunter den letzten Brief Mozarts an seinen Vater vom April 1787

Letzter Brief Mozarts an seinen Vater (Bild: Mozart Briefe und Dokumente – Online-Edition),SMPV

Anfang des Jahres 2020 fanden drei Briefe der Familie Mozart den Weg nach Salzburg. Coronabedingt konnte bislang nur eines dieser Dokumente, ein Brief Mozarts an Constanze aus dem Jahr 1789 am Karfreitag im Internet vorgestellt werden. Bei dem zweiten Dokument, ein Brief von der ersten Italienreise aus Bologna vom 28. Juli 1770, handelt es sich um ein ausführliches Schreiben Leopold Mozarts an seine in Salzburg verbliebene Frau Anna Maria mit einem kurzen Postskriptum Wolfgangs in italienischer Sprache an seine Schwester Nannerl.

 

Von herausragender Bedeutung ist laut dem Mozarteum jedoch der letzte erhaltene Brief des Komponisten an seinen Vater, der wenige Wochen später, am 28. Mai 1787, in Salzburg starb. Zwar war der Brieftext seit Langem bekannt; das Original war aber mehr als 90 Jahre unzugänglich, und es existierten nicht einmal Aufnahmen davon. Zum ersten Mal wird nun deutlich, dass Mozart seinen Brief mit Freimaurersymbolen versehen hat

Originalartikel:
https://mozarteum.at/presse/?newsId=9090780

Tanin gewinnt 18. Kissinger Klavierolymp

Sergey Tanin ist Sieger des 18. Kissinger Klavierolymps. Der Pianist aus Russland, der zur Zeit bei Claudio Martínez Mehner an der Musikhochschule Basel ein Nachstudium absolviert, überzeugte die Jury mit individueller strukturbewusster Interpretation bei Brahms und Beethoven.

Sergey Tanin. Foto: Meliz Kaya und Konstantin Winter

Die Jury beeindruckten laut der Mitteilung der Veranstalter Tanins «jugendlicher virtuoser Schwung und seine überraschende Gestaltungskraft». Der dritte Preis ging an den 22-jährigen Ziyu Liu, der aus China stammt. Im Max-Littmann-Saal des Kissinger Regentenbaus stimmten diejenigen Besucher, die alle Konzerte gebucht hatten, ebenfalls für Sergey Tanin als Gewinner des Publikumspreises.

Das Schweizer Fernsehen (SRF) strahlte am 4. Oktober 2020 in der Reihe Sternstunde Musik den Dokumentarfilm «Sergey Tanin – Der Pianist, der aus der Kälte kam aus». Das Finalkonzert des KlavierOlymps wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten und wird am 17.10. um 15:05 Uhr in der Sendung On stage auf BR-Klassik ausgestrahlt.
 

ZHdK zeichnet Master-Studierende aus

Die Cellistin Rosamund Ender, der Schlagzeuger Corsin Hobi und der Trompeter Cédric Peyer erhalten den Werner und Berti Alter-Preis 2020. Der Preis prämiert hervorragende ZHdK-Abschlussprüfungen im Master Music Pedagogy.

Die Zürcher Hochschule der Künste befindet sich im Toni Areal. Foto: Betty Fleck@ZHdK

Rosamund Ender studiert Violoncello bei Roel Dieltiens, Corsin Hobi Schlagzeug bei Tony Renold und Cédric Peyer Trompete bei Laurent Tinguely. Rosamund lebt und arbeitet als Cellistin und Schriftstellerin in Zürich. Als Lehrerin und Freelancer ist sie aktiv in unterschiedlichen musikalischen Formationen in und um Zürich. Corsin Hobi ist Jazzmusiker ud beherrscht neben dem Schlagzeug auch das Klavier und die Gitarre. Er unterrichtet in Zürich Jazz und Modern Drumming.

Die 1980 in Zürich gegründete Werner und Berti Alter-Stiftung richtet einen Preis für den besten Pädagogikabschluss im Studiengang Master of Arts in Music Pedagogy Klassik und Jazz/Pop am Departement Musik der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) aus. Es soll damit «der Beruf des Vokal- und Instrumental-Musikpädagogen gewürdigt werden».

Acht Gesangspreise vergeben

Der vierzehnte Musikwettbewerb der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung Luzern war für Lied und Liedgesang ausgeschrieben. Die Altersgrenze betrug 28 Jahre.

Chelsea Zurflüh erhielt den ersten Preis. Foto: Clara Thangarajah

Die Dienemann-Stiftung konnte den Wettbewerb anfangs Juli durchführen. Die Jury vergab insgesamt zehn Preise, davon zwei kleine Anerkennungspreise.

Mit dem ersten Hauptpreis von 10 000 Franken zeichnete sie Chelsea Zurflüh, Pieterlen, aus.
Je einen zweiten Hauptpreis von 8000 Franken erhielten Maximilian Vogler, Zürich, Camila Meneses, Basel sowie Maja Bader, Luzern.
Vier Auszeichnungen zu je 5000 Franken wurden gesprochen an Raphaela Felder, Basel, Maria Korovatskaya, Zürich, Julia Siegwart, Suhr, und Selina Maria Batliner, Bolligen.

Die Details für die Ausschreibung des Wettbewerbs 2021 werden im November festgelegt.
 

Musikschulen gegen Corona-Folgen sichern

Musikschulen gegen Corona-Folgen sichern – Strukturen und Zukunftsfähigkeit stärken! ist der Tenor der Koblenzer Erklärung, die der Verband deutscher Musikschulen (VdM) auf seiner Hauptarbeitstagung und Trägerkonferenz in Koblenz verabschiedet hat.

Symbolbild (Ausschnitt): William Iven / unsplash.com

Darin fordert der VdM von Bund und Ländern, in einem weiteren Digitalpakt die Musikschulen als öffentliche Bildungseinrichtungen durch angemessene Investitionsförderung in die digitale Infrastruktur ebenso zu unterstützen, wie die allgemeinbildenden Schulen im bisherigen Digitalpakt.

In Podiumdiskussionen, Vorträgen und Arbeitsgruppen diskutierten zwei Tage über 200 Teilnehmer gemeinsam mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände die Digitalisierung der Musikschulen im Hinblick auf Bildungsmanagement und Transformationsprozesse.

Themen dabei waren gelungene und rechtssichere Digitalisierungsmöglichkeiten im Bereich der Kommunikation und im Unterrichtskontext, die weitere Etablierung und Sicherung von Kooperationsmöglichkeiten mit Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen sowie die inklusive Arbeit mit Menschen mit Behinderung gerade in Zeiten von Corona.

Mehr Infos:
https://www.musikschulen.de/aktuelles/news/index.html?newsid=2895

Ouvertüre «Die Weihe des Hauses»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Ouvertüre «Die Weihe des Hauses».

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Nicht erst seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert werden Theater, Philharmonien, Konzert- und Opernhäuser neu oder auch nur umgebaut. Als das alte Josefstädter Theater in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu klein geworden war, wurde es gar abgerissen und bis 1822 durch einen bis heute bestehenden, in der Zwischenzeit nochmals erweiterten Neubau ersetzt. Für die feierliche Einweihung am 3. Oktober 1822 schuf Carl Meisl (1773–1853) ein im Titel des späteren Drucks als «Gelegenheitsstück» bezeichnetes Schauspiel, zu dem Beethoven einzelne Nummern aus seiner Musik zu Die Ruinen von Athen op. 113 (1811) übernahm und auf Wunsch des Theaterdirektors Karl Friedrich Hensler (1759–1825) eine neue Ouvertüre hinzufügte. Der ersten Vorstellung stand er auch am Pult vor – ob er sie wirklich leitete, muss nach einem Bericht der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung allerdings offen blieben: «Der Meister dirigirte selbst; da man jedoch seinen leider noch immer geschwächten Gehörswerkzeugen nicht sicher vertrauen kann, so war ihm im Rücken Hr. Kapellmeister Franz Joseph Gläser 1798–1861 postirt, um dem gleichfalls neuorganisirten Orchester des Autors Willensmeynung erst recht eigentlich zu verdollmetschen, welches doppelte, nicht selten ganz verschiedene, Taktiren sich in der That recht sonderbar gestaltete. Dennoch ging Alles so ziemlich glücklich von statten.»

Auch zur Eröffnung des Königstädter Theaters in Berlin wurde die Ouvertüre am 4. August 1824 aufgeführt; Carl Wilhelm Henning hatte während eines Besuches in Wien eine Abschrift von Beethoven erworben. Die sich hörbar mit Händel musikalisch auseinandersetzende Komposition scheint noch immer wie gemacht für derartige Anlässe. Allerdings muss es ein Missverständnis gegeben haben: Während Beethoven von einer Aufführung ausging, glaubte Henning, das Werk als Ganzes erworben zu haben – und veröffentlichte Ende 1824 einen Klavierauszug zu vier Händen. Beethoven reagierte verärgert und machte auf einem Exemplar seinem Unmut Luft, indem er ihn als «verstümmelt» bezeichnete. Als man in Berlin der ergangenen Aufforderung nicht nachkam, den Verkauf dieser Ausgabe zu stoppen, gingen Beethoven und sein Originalverlag in die Offensive mit einer «Warnung» überschriebenen und mehrfach publizierten Richtigstellung: «Ich halte es für meine Pflicht, das musikal. Publikum vor einem gänzlich verfehlten, von der Originalpartitur abweichenden Clavierauszuge meiner letzten Ouverture, zu 4 Händen, welche unter dem Titel: Festouverture von L. v. B. bey Trautwein in Berlin herausgekommen ist, zu warnen, um so mehr, da die Clavierauszüge zu 2 und 4 Händen, von Herrn Carl Czerny verfasst, und der Partitur völlig getreu, nächstens in der einzig rechtmässigen Auflage bey B. Schotts Söhne, Grossherzogl. Hofmusikhandlung in Mainz, erscheinen werden.» – Ein noch heute bemerkenswerter Vorgang, der auch auf die ausserordentliche Qualität der Komposition verweist. Bei so viel öffentlichem, werbewirksamem Streit erwarteten die Verlage offenbar einen stattlichen Gewinn durch den Verkauf.
 


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Walliser Soforthilfsmassnahmen

Der Walliser Staatsrat hat beschlossen neue Pauschalbeihilfen zu gewähren. Die Massnahme betrifft Personen, die weder von Suisseculture Sociale noch vom Kanton unterstützt werden konnten oder die eine Unterstützung von weniger als 13’800 Franken erhalten haben.

Symbolbild: Saxoph / stock.adobe.com

Ein Höchstbetrag von 2300 Franken pro Monat für die Zeit vom 28. Februar bis zum 31. August 2020, das heisst insgesamt 13’800 Franken pro Person, kann somit an Kulturschaffende und Dienstleister ausgezahlt werden, die bis zum 31. Oktober 2020 ein Gesuch eingereicht haben. Diese Hilfe richtet sich an Personen, die weder von Suisseculture Sociale noch vom Kanton Unterstützung erhalten konnten oder deren bereits erhaltene Unterstützung weniger als 13’800 Franken beträgt. Im letzteren Fall erhalten sie den Betrag abzüglich der bereits erhaltenen Unterstützung. Diese subsidiäre Hilfe wird ohne Gegenleistung des Kantons ausbezahlt.

Kulturschaffende oder im Kulturbereich tätigen Dienstleister, die bereits einen Antrag eingereicht haben, brauchen keinen neuen Antrag zu stellen, da dieser automatisch geprüft und ein eventueller Restbetrag ausbezahlt wird. Neue Anträge können ebenfalls eingereicht werden. Alle notwendigen Informationen und Unterlagen finden sie auf der Internetseite der Dienststelle Kultur unter www.vs.ch/de/web/culture/pauschalbeihilfe-kulturschaffende.

Die eidgenössische COVID-Verordnung Kultur ist am 20. September 2020 ausgelaufen. Der Kanton Wallis erhielt 229 Anträge auf Entschädigungen (94 Anträge von Kulturschaffenden und 135 Anträge von kulturellen Einrichtungen). Von den 17 Millionen Franken, die Kanton und Bund gemeinsam zur Verfügung stellen, sind bereits fast 4 Millionen Franken zugewiesen; die Anträge, welche sich gegenwärtig in Bearbeitung befinden (rund 40 Prozent), werden in den kommenden Wochen abgeschlossen.

Die Gesangs- und Musikvereine konnten ebenfalls eine Entschädigung in der Höhe von 80% des Gehalts (ohne Sozialabgaben) für den Arbeitsausfall ihres Leiters oder Organisten für den Zeitraum vom 16. März bis 30. Juni 2020 beziehen. Der Kanton Wallis erhielt 210 Anträge von 187 Gesangs- oder Musikvereinen (81 Anträge von Gesangsvereinen und 106 Anträge von Musikgesellschaften). Von den 187 Vereinen sind 51 deutschsprachig. Dieses Dispositiv wird ausschliesslich vom Kanton aus den ausserordentlichen Mitteln finanziert, die im Rahmen der Unterstützung für COVID-19 zur Verfügung gestellt werden.

Mit Inkrafttreten am 26. September des eidgenössischen COVID-19 Gesetzes, werden die derzeit bestehenden Sofortmassnahmen für Kulturschaffende (Suisseculture Sociale) sowie die Unterstützung von Kulturvereine im Laienbereich verlängert. Ein neues Programm für die Unterstützung von Transformationsprojekten wird geschaffen. Dies zur Förderung der Wiederbelebung des Kultursektors durch Unterstützung von nachhaltigen Projekten.

Nachwuchsförderung in der «Prärie»

Henri Thiébaud und Margrith Thiébaud-Frey legten 1995 mit ihrer Stiftung die Grundlage für das heutige Kulturzentrum La Prairie in Bellmund.

Villa La Prairie mit Konzertsaal. Foto: Stiftung Thiébaud-Frey,Foto: Guy Perrenoud/Stiftung Thiébaud-Frey,SMPV

Ziel der Stiftungsgründer Henri Thiébaud (1906–2001) und Margrith Thiébaud-Frey (1909–2004) war es, mit ihrem in der Uhrenindustrie erarbeiteten Vermögen ihre La Prairie genannte Villa in Bellmund samt grossem Umschwung und mit Blick auf den Bielersee als «Kulturzentrum für alle Zukunft» zu erhalten. Bis 2004 wurden junge Nachwuchskünstlerinnen und -künstler zu gelegentlichen Konzerten im Salon der Villa im engen Freundeskreis eingeladen. Nach der Klärung vieler rechtlicher Fragen konnte ab 2007 die Umsetzung des Stiftungsauftrags an die Hand genommen werden. Samuel Dähler führte Konzertreihen ein mit mehrheitlich Nachwuchskräften («Jeunesse») aber auch mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern («Excellence»). Die aus den Fünfzigerjahren stammende Villa wurde renoviert und mit einem 100 Plätze umfassenden Kammermusik-Konzertsaal erweitert. Für akustische Fragen war Jürgen Reinhold von BBM München beigezogen worden. Mit einem Konzert des Oliver Schnyder Trios wurde das Kulturzentrum La Prairie am 2. April 2016 mit dem neuen Konzertsaal eröffnet.

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Der Konzertsaal wurde 2016 eröffnet.

Flurin Tschurr, Stiftungsratsmitglied von 2008 bis 2019, etablierte die Zusammenarbeit mit den regionalen Musikschulen und bereits seit 2005 richtet die Stiftung Preise im Rahmen des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs aus. Seit 2017 leitet Gunhard Mattes die Stiftungsaktivitäten. Der Schwerpunkt liegt nach wie vor bei der Veranstaltung stiftungseigener Konzerte, hinzugekommen ist die Reihe «Lauréats».

Das erste Konzert der Saison 2020/21 feierte mit dem Auftritt des Oliver Schnyder Quintetts das 25-jährige Bestehen der Stiftung. Bis Ende Juni 2021 stehen rund 20 Konzerte auf dem Programm. Meist beginnen sie am frühen Abend und enden mit einem Imbiss, bei dem sich Publikum und Ausführende näherkommen. Zum Jubiläum haben Elisabeth Aellen, Geschäftsleiterin, und Gabrielle Wanzenried, Stiftungsrätin, eine Festschrift publiziert, die Hintergründe, Entstehungsgeschichte und die aktuelle Situation der Stiftung reich bebildert dokumentiert.
 

Kontakt und Veranstaltungskalender über:

http://laprairiebellmund.ch
 

Britische Musiker erwägen Jobwechsel

Laut einer Studie der britischen Musikergewerkschaft plant ein Drittel der Musiker des Landes aus pandemiebedingter Finanznot einen Berufswechsel.

Foto: David Cashbaugh/unsplash.com (s. unten)

Die Musician’s Union hat in Grossbritannien mehr als 30’000 Mitglieder. Laut ihrer Studie musste fast die Hälfte davon bereits Arbeit ausserhalb der Musikindustrie suchen. 70 Prozent seien nicht in der Lage, ihren Beruf wie bisher auszuführen. 87 Prozent kämpften mit grossen finanziellen Schwierigkeiten.

Die Musikergewerkschaft hat die Regierung aufgefordert, dringend zu handeln, um die Zukunft der Musik- und Kulturindustrie in Grossbritannien zu schützen und zu sichern. Sie wendet sich zudem in einem offenen Brief an die Behörden Nordirlands, die öffentliche Auftritte von Musikern zur Zeit generell untersagt.

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