Zürich fördert Projekte kultureller Teilhabe

Der Kanton Zürich fördert erstmals die kulturelle Teilhabe. Ziel ist es, möglichst viele Menschen dazu anzuregen, sich mit Kultur auseinanderzusetzen und diese mitzugestalten. Die Kulturfachstelle zeichnet dazu drei Projekte aus, unter anderem eines der Pianistin Simone Keller.

Ox Oel (Foto: Tamim Karmous)

Seit 2014 leitet die Pianistin Simone Keller zusammen mit dem Regisseur und Komponisten Philip Bartels das Künstler-Kollektiv «ox&öl». Gemeinsam realisieren sie Musiktheaterprojekte und entwickeln dabei neue Vermittlungsformen für Kinder und Erwachsene. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Zusammenarbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund, wie zum Beispel das Projekt «Piccolo Concerto Grosso» oder der Kompositionskurs in einer Integrationsklasse.

«ox&öl» wird vom Kanton ausgezeichnet. Die beiden anderen ausgezeichneten Projekte sind die rollende Theaterwerkstatt Fahr.werk.ö! und das interkulturelle Maxim-Theater. Ziel der Förderungen ist es, möglichst vielen Menschen – unabhängig von ihrer nationalen oder sozialen Herkunft – den Zugang zur Kultur zu ermöglichen.

Mehr Infos:
https://www.zh.ch/internet/de/aktuell/news/medienmitteilungen/2017/medienmitteilung-anerkennungsbeitraege-kulturelle-teilhabe.html

 

Simon Bürki räumt in Weimar Preise ab

Der 17-jährige Schweizer Simon Bürki hat in seiner Kategorie den Weimarer Franz-Liszt-wettbewerb für junge Pianisten gewonnen. Zugesprochen worden sind ihm überdies der der Theodor Hlouschek-Sonderpreis der Neuen Liszt Stiftung für die beste Improvisation, den EMCY-Sonderpreis, den Preis der Junior-Jury sowie einen Sonderpreis für die beste Interpretation eines Barockwerkes.

Preisträger der Kategorie II: Kim, Tataradze, Bürki (Bild: zvg)

Der 5. Internationale Franz Liszt Wettbewerb für Junge Pianisten mit Preisen im Gesamtwert von 15’000 Euro fand an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar statt. Insgesamt 58 Musikerinnen und Musiker aus 23 verschiedenen Ländern von Australien bis Litauen waren für die drei Wertungsrunden nach Weimar gereist.

Den 1. Preis in der jüngeren Kategorie I (bis 13 Jahre) gewann die 13-Jährige Ariya Laothitipong aus Thailand. Ein 2. Preis wurde nicht vergeben, dafür der 3. Preis gleich dreifach: Ihn erspielten sich der 10-jährige Ryan Martin Bradshaw (Slowakei), der 13-jährige Kacper Kuklinski (Polen), der auch den Preis der Junior-Jury gewann, sowie der 11-jährige Ben Lepetit (Deutschland). Ben Lepetit gewann zusätzlich einen Sonderpreis für die beste Interpretation eines Barockwerkes.

In der älteren Kategorie II (14-17 Jahre) erspielte sich der 17-jährige Schweizer Simon Bürki den 1. Preis. Bürki gewann zusätzlich den Theodor Hlouschek-Sonderpreis der Neuen Liszt Stiftung für die beste Improvisation, den EMCY-Sonderpreis, den Preis der Junior-Jury sowie einen Sonderpreis für die beste Interpretation eines Barockwerkes.

Der Gossauer Bürki studiert in Kiew und hat unter anderem schon den Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb in Zürich und die Horowitz Young Pianists Competition in Kiew gewonnen.

Den 2. Preis gewann die 14-jährige Barbare Tataradze aus Georgien, der 3. Preis ging an den in Deutschland lebenden 17-jährigen Südkoreaner Jeonghwan Kim. Kim erspielte sich auch zwei Sonderpreise für die beste Interpretation einer klassischen Sonate sowie eines Werkes von Béla Bartók.

Marienversper für den Kantichor

Cristoforo Spagnuolo hat mit dem Chor der Kantonsschule Wettingen Monteverdis Marienvesper aufgeführt. Die Einstudierung ist im Film «Monteverdi für die Insel» dokumentiert.

Screenshot aus dem Film. Foto: Arthur Spirk

Viele Kantonsschulen in der Schweiz wagen mit ihren 12- bis 18-jährigen Schülerinnen und Schülern ambitiöse Musikprojekte. Manch begeisterndes Resultat kann man dann im Konzert geniessen. Oft sind Chöre involviert, und man erlebt beliebte Werke wie Carmina Burana oder Mozarts Requiem, gesungen von jungen Menschen voll enthusiastischem Elan, begleitet vom Schulorchester.

Es gibt aber auch anderes, erinnert sei etwa an das Projekt des Kammerorchesters Basel in der Elisabethenkirche Basel, bei dem Chöre aus Muttenz involviert waren. Die szenische Aufführung galt Honeggers komplexem Oratorium La Danse des Morts, gekoppelt mit Purcells Funeral Music for Queen Mary. Mit Purcell wollte Chorleiter Christoph Huldi den Jugendlichen auch noch einfachere Chormusik bieten, um sie «bei der Stange zu halten». (Anm. d. Red.: siehe Bericht in der Ausgabe 7/8 online)

Nicht so der Schulmusiker und Dirigent Cristoforo Spagnuolo, der seinen Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Wettingen alles abverlangt. In diesem Jahr war es Monteverdis Marienvesper, die zum 450. Geburtstag des Komponisten aufgeführt wurde. Neben dem Jubiläum begründete Spagnuolo seine Wahl auch damit, er würde dieses Werk auf die berühmte «einsame Insel» mitnehmen, da es in sinnlicher wie geistiger Hinsicht ein enorm breites Spektrum an Bedürfnissen abdecke, die man an Musik haben könne. Es aufs Programm zu setzen, bleibt eine ziemlich verwegene Idee, denn bei diesem Monument der frühen Chorliteratur, diesem rhythmisch wie intonatorisch schwierigen Werk, ist nicht nur das «Zusammenklingen» delikat, sondern auch noch die historische Aufführungspraxis extrem wichtig und für viele neu. Cristoforo Spagnuolo ist aber bekannt dafür, dass ihm kein Werk zu schwierig erscheint, um es zu «erobern». Trotz des sehr hohen Anspruchs an die Ausführenden, die durch das Profiorchester Le Fiamme und Berufssolisten ergänzt waren, konnten sich die Konzerte diesen Mai mehr als nur hören lassen.

Gefilmte Knochenarbeit

Meistens erlebt man als Publikum lediglich das Resultat monatelanger Probenarbeit, welche die Jugendlichen gleichermassen fordert wie das leitende Lehrpersonal. Hier aber begleitete der auf dokumentarische Filme spezialisierte Regisseur und Filmer Arthur Spirk die Erarbeitung der «Wettinger Marienvesper» und stellte dem Projekt die Frage voran: «Was ist nachhaltiger: eine hochkarätige Aufführung von Monteverdis Marienvesper am Lucerne Festival … oder die Aufführung dieses Meisterwerks durch einen Kantonsschulchor, im Zusammenspiel mit professionellen Solisten und Instrumental-Spezialisten?»

Angesichts des ambitiösen Werks war man umso gespannter, was Arthur Spirk in seinem rund 70-minütigen Dokumentarfilm über die Erarbeitung zusammengetragen hat. Was interessiert den Filmer am Blick hinter die Kulissen, und welche Schwerpunkte setzt er? Besonders brisant zu erfahren ist, ob es gelingt, die Ohrstöpsel-tragende Smartphone-Generation – so das gängige Klischee – für eine über 400 Jahre alte Musik zu begeistern, welche sie überhaupt nicht kennen.

Gerade hier gibt der Film überraschende Aufschlüsse. In den dreizehn Kapiteln sind immer wieder Probesequenzen zu sehen, die im Übrigen nicht einfach wunderschön «rein» klingen, sondern auch mal sehr quer und falsch daherkommen. Darin eingestreut finden sich etliche Porträts beteiligter Schülerinnen und Schüler, die beeindruckende Einsichten ermöglichen.

Da ist etwa ein in Papua Neuguinea aufgewachsener junger Mann, der in seiner Freizeit zur Lautenbegleitung mit Inbrunst Lieder singt. Oder die junge Frau, bei der Eltern wie Geschwister ein Instrument spielen, und für die Musik einfach zum Alltag gehört. Noch überraschender der junge Jazzer am Schlagzeug, der mit Monteverdi das Singen entdeckt hat und deshalb nach der Matura Gesang studieren möchte. Es ist eine musikalische Kanti-Elite, die Spagnuolo für die Marienvesper begeisterte. Das Werk ist viel zu schwierig, als dass alle hätten mitmachen können, wie er selber zugibt.

Spirk hat einen abwechslungs- und aufschlussreichen Dokumentarfilm geschaffen, der starke Momente zu Proben und Befindlichkeiten eingefangen hat. Überraschend etwa, dass der Beizug von Profis nicht nur geschätzt wurde. Die zentrale Sequenz, die Chorwoche im Aarbergerhaus Ligerz, bei der bis zu zehnstündige Proben angesetzt waren, kommt allerdings zu brav daher. «Vor Ligerz war mein Verzweiflungsgrad sehr hoch», kommentiert Spagnuolo im Nachhinein seine damalige Seelenlage. Spirk hat das drohende Scheitern nicht live dokumentiert.

Dies gilt auch für die Jugendlichen, die eigentlich immer in die Kamera lächeln und ganz zufrieden sind, auch wenn sie von den Probemühsalen sprechen. Schade, dass die Momente der Verzweiflung, die gerade bei solchen «Kamikaze-Projekten» auftreten (müssen), und die Knochenarbeit zu wenig gegenwärtig sind. Trotzdem, wenn am Schluss des Films einige Sequenzen der Aufführung in der pittoresken Klosterkirche Wettingen zu sehen und hören sind mit den strahlenden Gesichtern der Singenden, dann ist das ein berührender Moment.

Image
Schlusskonzert in der Klosterkirche Wettingen. Screenshot aus dem Film: Arthur Spirk

Der Film ist an folgenden Tagen im Kino zu sehen
Kino Orient in Wettingen
7. Nov. 2017, 19.30 Uhr (Première); 9. Nov. 20.00 Uhr; 12. Nov. 16.00 Uhr; 19. Nov. 16.00 Uhr
Cinema Odeon in Brugg
11. Nov. 11.00 Uhr; 18. Nov. 11.00 Uhr.

Bischof übernimmt Pro-Helvetia-Direktion

Heute tritt Philippe Bischof sein Amt als neuer Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia an. Er übernimmt die Direktion von Sabina Schwarzenbach, welche die Stiftung interimistisch geführt hat.

Foto: © Kostas Maros/Pro Helvetia

Philippe Bischof, ehemaliger Leiter der Abteilung Kultur im Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt, tritt heute das Amt als Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia an. Der Stiftungsrat hat ihn am 3. April 2017 zum neuen Direktor gewählt. Sabina Schwarzenbach, welche die die Stiftung seit dem 1. November 2016 interimistisch geführt hat, kehrt nun wie vorgesehen wieder in ihre bisherige Tätigkeit als Leiterin Kommunikation zurück.

Seit dem Inkrafttreten des Kulturförderungsgesetz und der ersten Kulturbotschaft 2012 hat sich das Tätigkeitsgebiet der Kulturstiftung etwas geändert. Als neue Aufgaben hat sie vom Bundesamt für Kultur unter anderem die Nachwuchsförderung, die Kunstvermittlung, die Kunstbiennalen und die Schweizer Auftritte an internationalen Buchmessen übernommen. Dafür hat sie sich aus der Unterstützung der Schweizer Filmpromotion und der Verlagsförderung zurückgezogen, die ans BAK übergegangen sind.

Für die Periode 2016 bis 2020 soll Pro Helvetia unter anderem das Schweizerische Kunstschaffen, die Kohäsion im Inland und die internationale Präsenz von Schweizer Kultur im Ausland stärken. Unter dem Titel «Kultur und Wirtschaft» soll zudem eine koordinierte Förderung von Design und interaktiven digitalen Medien erfolgen.

Werkjahre der Stadt Zürich

Die Stadt Zürich zeichnet in sechs Förderungssparten zwanzig Kulturschaffende und zwei Kollektive mit Werkjahren, Stipendien und Anerkennungsgaben in der Höhe von insgesamt 633 000 Franken aus.

Groene Ruis, Performance von Cathy van Eck. Foto: zVg

Die Werkjahre im Bereich Jazz/Rock/Pop gehen an Vincent Glanzmann, Bettina Klöti und Fabian Sigmund, im Bereich E-Musik an Cathy van Eck (Werkjahr Komposition) und das Duo Buck / Wolfarth (Werkjahr Interpretation). Stadtpräsidentin Corine Mauch überreicht die Auszeichnungen am Donnerstag, 30. November 2017, an einer Feier für geladene Gäste im Kaufleuten.

In den sechs Förderungssparten werden insgesamt zwanzig Kulturschaffende und zwei Kollektive mit Werkjahren, Stipendien und Anerkennungsgaben in der Höhe von insgesamt 633’000 Franken ausgezeichnet. Zudem wird die Auszeichnung für besondere kulturelle Verdienste in diesem Rahmen überreicht. Sie geht an den Literaturvermittler Stefan Zweifel.
.–
 

Jazzerinnen ebnen den Weg für Jazzerinnen

Vernetzung ist das grosse Thema beim neu gegründeten Verein International Female Musicians Collective. Die sechzehnköpfige Frauenformation ging im Oktober erstmals auf Schweiz-Tournee.

Sarah Chaksad, Rahel Thierstein, Julie Fahrer, Fabienne Hoerni, Sandra Merk, Sonja Huber (v.l.) © IFMC

Jazz ist in der Schweiz eine Männerszene, mehr noch als Pop- und Rockmusik. Das zeigt sich nicht nur auf den einschlägigen Bühnen, sondern auch an den Hochschulen. Hier Gegenakzente zu setzen, hat sich der Verein International Female Musicians Collective zum Ziel gesetzt. Die sechs Gründungsmitglieder sind junge Profimusikerinnen aus der Schweiz, die zum Vorbild für kommende Generationen werden wollen. «Dass auch jüngere Frauen sehen: Ah, ich kann das auch», sei ihnen wichtig, betont Saxofonistin und Gründungsmitglied Fabienne Hoerni. Weniger exotisch möchten sie sich fühlen, «sondern einfach da sein.»

Empowerment und Vernetzung

Neben Empowerment als zentralem Thema geht es den Jazzerinnen aber vor allem um Vernetzung durch gemeinsame Konzerte: «Es gibt die Frauen schon – vielleicht nicht vornehmlich in der Schweiz.» So haben sich für die erste Tour mit insgesamt zehn Konzerten in der deutschsprachigen Schweiz in diesem Oktober Musikerinnen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich und Norwegen dazugesellt.

Erstmals in einer reinen Frauengruppe zu spielen, sei eine besondere Erfahrung. «Nicht weil die Dynamik oder die Probenprozesse anders wären. Aber die Gesprächsthemen unterscheiden sich definitiv.» Gerade die Musikerinnen aus den skandinavischen Ländern brächten einen anderen Erfahrungsschatz mit, nicht zuletzt, weil ihr Umfeld weniger männlich geprägt sei. Ein weiterer Vorteil der internationalen Ausrichtung sei die grössere Auswahl an Musikerinnen gewesen. So konnten für die eigens für die Tournee entstandenen Kompositionen von Sarah Chaksad ideale Klangkombinationen gefunden werden.
 

Ungewohntes Bild

Ein Aha-Effekt stellt sich dann tatsächlich ein, als die 16 Musikerinnen die Bühne im Gewölbekeller des Solothurner Spitals am 17. Oktober bis auf den letzten Millimeter füllen: Ein ungewöhnliches Bild lassen die Frauen entstehen – von blutjung bis ergraut, von flippig bis konservativ. Und sie bieten Big-Band-Musik, die aufhorchen lässt: Gerade mit der spezifischen Klanglichkeit ihrer Stücke, geprägt von Vokalisen und Vibrafon-Schwebungen, lässt Sarah Chaksad eine atmosphärisch schwingende, liedhafte Traumwelt entstehen, in der es aber auch hart zur Sache gehen kann. Komplexe, jagende Rhythmen in den manchmal nur aus wenigen Intervallen bestehenden Themen, verzwickte Tempowechsel und Hingabe in den Soli vermischen Zeitgenössisches mit Anklängen an Bernstein, Maria Schneider und Smooth Jazz. Und der Idealismus, der das Projekt trägt, ist überall zu spüren: Im Umgang der Musikerinnen miteinander und in der Freude am gemeinsamen Musizieren. Er überträgt sich auf ein begeistert und lange applaudierendes Publikum. Junge Frauen fanden sich leider wenige darunter.

Kontext statt Text

Die Donaueschinger Musiktage verlieren sich taumelnd in der Musikferne. Das Sekundäre nimmt Überhand.

Marianthi Papalexandri/Pe Lang: modular | n°2 – speaking of membranes. Foto: SWR/Ralf Brunner

Da hängen sie in Reih und Glied – und ticken leise vor sich hin. Kein Kabel führt von den Lautsprecherchen nach oben, sondern nur Nylonfäden. In unregelmässigen Abständen rutscht der Faden über eine drehende Rolle, gibt den Bewegungsimpuls weiter an die Membran. Im Solo würde es nicht Eindruck machen. Im Tutti aber von etwa 80 Lautsprechern an vier schwarzen Gestellen ergibt sich eine aparte Vielstimmigkeit, die entfernt erinnert an György Ligetis Poème Symphonique for 100 Metronomes. Der in Zürich lebenden griechischen Komponistin Marianthi Papalexandri-Alexandri und dem Schweizer Künstler Pe Lang gelingt Besonderes. Durchdacht ist das Konzept, keine lässig dahingeworfenen Kabel stören den Anblick, die Idee ist anschaulich, das Klangergebnis inspirierend.

Einer Oase gleicht der erste Stock des Donaueschinger Museums. Drumherum herrscht Orientierungslosigkeit. Komponisten verlieren sich in medialem Rauschen, so mancher Besucher findet wegen Fehlangaben die Konzertorte nicht. Zum Wüstenbild passen auch Flüchtlinge aus dem Süden. Das Konzert des Berliner Ensembles Kaleidoskop beginnt mit einem in den Saal fahrenden LKW. Er stoppt und aus dem noch verschlossenen Inneren tönt eines der ersten Werke der sogenannten Musique concrète instrumentale, nämlich Michael von Biels String Quartet No. 2. Nach dem kurzen Stück kommen Musiker in schmuddeliger Kleidung aus dem Laderaum: offenbar Flüchtlinge. Sie sollen da flanierend umhergehen, ebenfalls orientierungslos. Dann spielen sie weiter. Erst tönt eine reduzierte, zu gedehnte Klangstudie der Komponistin Chiyoko Szlavnics auf vorrangig leeren Saiten. Danach kommt ein extrem dürftiges Maps of non-existent cities: Donaueschingen des Komponisten Kourliandski, in dessen Verlauf die Musiker – nun ja – die Publikumsränge in Beschlag nehmen. Björn Gottstein, seit 2015 amtierender Festivalleiter, sieht keinen Grund in Konzerte einzugreifen, sofern keiner beleidigt wird. Aber mit Verlaub: Werden nicht jene Flüchtlinge beleidigt, die es nicht mehr aus dem LKW schafften und erst recht nicht zum Instrument griffen?

Schädliche Nebenwirkungen?

Björn Gottsteins Handschrift ist nun ablesbar: Im Mittelpunkt der Musiktage steht weiterhin das Aufbrechen traditioneller Konzertformate, dazu kommen eine verstärkte internationale Ausrichtung, mehr Komponistinnen sowie verstärkte Diskurs- und Konzeptbemühungen. Martin Schüttler, immerhin Kompositionsprofessor in Stuttgart, verzichtet fast ganz auf Musik. Zwei Moderatorinnen lesen private Geschichtchen vom Zettel ab. Offenbar geht es um die eigene musikalische Sozialisation, um den Erfolgsdruck, den Klavierunterricht mit sich bringt, und wohl auch um andere schädliche Nebenwirkungen einer Ernsten Musik. Nicht überraschend kommen Videos nach den Dialogen der Moderatorinnen. Eine E-Gitarre taucht auf, auf einer anderen Leinwand immer wieder ein N. Sind es Bezüge zur Neuen Musik mit grossem N oder ist es doch ein sophistischer Hinweis auf Heideggers «das Nichts nichtet»?

Bedenklich stimmt das kokette Überhandnehmen des Sekundären. Im Eröffnungskonzert mimt der Australier Thomas Meadowcroft den Filmmusik-Komponisten. Voller Pathos, voller Schwulst muss das SWR Sinfonieorchester mehr als 20 Minuten Klänge spielen, die vom schwer erträglichen Hollywood-Belieferer John Williams stammen könnten. Was er, Meadowcroft, mit seinem uraufgeführten The News in Music (Tabloid Lament) sagen will? Offenbar sind Medien im Visier, wo auf neuerliche Schreckensmeldungen schnell der nächste Madonna-Hit oder die Kleine Nachtmusik folgt. So nachvollziehbar die Kritik an dieser unsäglichen Radio- und Fernsehpraxis, so fraglich ist der Ort, an dem sie geäussert wird. Wäre es nicht besser, aus dem Thema ein Radiostück zu machen, als es einem grossen, differenzierten Klangkörper zu übergeben? Spätestens nach fünf Minuten hat jeder Hörer das Anliegen verstanden. Was in den folgenden 15 Minuten kommt, ist recht unlustiges Ärgern.

Wer wegen Musik und dem Reiz von immerhin 20 Uraufführungen nach Donaueschingen kam, ist auf verlorenem Posten. Nicht im Unmusikalischen versanden jedoch der norwegische Komponist Eivind Buene und der völlig zu Recht mit dem Orchesterpreis ausgezeichnete Márton Illés. Illés betont wohltuend die Autonomie, konzentriert sich in Ez-tér (Es-Raum) auf musikalische Linien. In vier in sich geschlossenen Sätzen entsteht ein Geflecht instrumentaler Stimmen, die sich verfransen, die oszillieren und wunderbar flirren. Illés hat ein intuitives Gespür für Organik, Form und Klang. Er weiss genau, wann Zäsuren sinnvoll sind, wann Neues kommen muss, wann Variation angesagt ist. Eivind Buene hingegen schlägt in seinen Lessons in Darkness eine andere Richtung ein. Nicht so dicht-komprimiert geht es hier zu, sondern bewusst fragil. Wie die Balance verloren geht, das Ensembles bewusst in Schieflage gerät, wie ein Fender Rhodes und ein ähnlich historischer Moog-Synthesizer beitragen zu schräger Mikrotonalität ist faszinierend morbid – bleibt aber dennoch in guter Erinnerung.

Schnöller unterrichtet an der Hochschule Luzern

Die Hochschule Luzern begrüsst die Flötistin Isabelle Schnöller als neue Hauptfach-Dozentin am Institut für Klassik und Kirchenmusik des Departements Musik.

Foto: HSLU

Als Ergänzung zum bestehenden Dozierenden-Team wird Isabelle Schnöller ab Herbstsemester 2018/19 in Luzern vor allem Studierende im Vorstudium, in den Bachelor-Studiengängen sowie im Master-Studiengang Musikpädagogik des Profils Klassik betreuen.

Isabelle Schnöller ist langjährige Soloflötistin im Kammerorchester Basel sowie Ensemblemitglied der Camerata Variabile Basel, des Arion Bläserquintetts und des Ensembles Amaltea. Sie absolvierte ihre Ausbildung an der Musikhochschule Basel, am Banff Centre for Fine Arts in Kanada und an der Musikhochschule Freiburg i. Br., wo sie mit dem Solistendiplom abschloss.

Sie war unter anderem Preisträgerin der Jeunesse Musicales sowie des UBS-Wettbewerbs zur Förderung junger Musiker. Ihr solistisches und kammermusikalisches Wirken ist auf zahlreichen Tonträgern dokumentiert. Mehrere Komponisten haben Isabelle Schnöller Werke gewidmet. So wird sie in der laufenden Saison 2017/18 das neue Flötenkonzert von Hans-Martin Linde uraufführen.

 

Bachs h-Moll-Messe ist Weltdokumentenerbe

Das in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz liegende Autograph von Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe ist in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen worden.

Faksimile des h-Moll-Messe-Autografen (Foto: Bärenreiter Verlag)

Morgen überreicht die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Verena Metze-Mangold, der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz, Barbara Schneider-Kempf, die Urkunde, mit der Bachs Missa zum Memory of the World / Weltdokumentenerbe bestimmt wird.

Das Autograph gehört zur grössten Bach-Sammlung, etwa 80 Prozent aller überlieferten Kompositionen von Bach befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Übergabe der Urkunde wird nun mit der Aufführung des Werkes verbunden. Ton Koopman leitet die am 26., 27. und 28. Oktober den RIAS Kammerchor und die Berliner Philharmoniker.

Bei Bärenreiter ist ein Faksimile der Messe erschienen. Das Faksimile im hochauflösenden Vierfarbdruck dokumentiert und sichert den heutigen Zustand des kompletten Autographs. Es wird ergänzt durch ältere Aufnahmen einzelner Seiten, die den Inhalt inzwischen schwer lesbarer Seiten zeigen.
 

Musikpreise 2017 des Kantons Bern

Die mit je 15ʹ000 Franken dotierten Musikpreise 2017 des Kantons Bern gehen an den Rapper Baze (Basil Anliker), den DJ und Produzenten Deetron (Sam Geiser), die Violinistin Meret Lüthi sowie den Klarinettisten Ernesto Molinari.

Rea Dubach (Foto: Daniel Bernet)

Baze gehört zu den profiliertesten und einflussreichsten Mundartakrobaten mit nationaler Ausstrahlung. Er hat seit den späten 90er-Jahren diverse Solo-Alben veröffentlicht. Hinzu kommen zahlreiche Releases mit der Hip-Hop-Allianz Chlyklass, der Coverband Tequila Boys, der Elektro-Rap-Formation Boys on Pills sowie dem Rap-Projekt Temple of Speed.

Sam Geiser aka Deetron ist international gefragt, sowohl an den Turntables wie auch im Studio – ein Schwergewicht in seiner Domäne des qualitativ hochstehenden House- und Techno-Sounds. Aktuell umfasst Deetrons Werkverzeichnis 60 Maxis, zwei Alben und zahllose Remixe.

Meret Lüthi studierte an der Hochschule der Künste Bern und ging 2007 als Preisträgerin aus dem Deutschen Hochschulwettbewerb für Alte Musik hervor. Als Konzertmeisterin leitet sie das von ihr mitgegründete Orchester für Alte Musik Les Passions de l’Âme. Auch abseits der Bühne verfügt sie über einen breiten Leistungsausweis als musikalischer Coach oder als mediale Fachexpertin.

Ernesto Molinari war Solo-Klarinettist des Klangforums Wien und ist aktuell Solist des profiliertesten Ensembles der Schweiz für Neue Musik: des Collegium Novum Zürich. Die rege Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker führte ihn an die grossen Festivals Europas.

Mit dem Nachwuchsförderpreis «Coup de cœur 2017» in der Höhe von 3’000 Franken wird Rea Dubach, Jazz-Sängerin, Komponistin und Performerin, geehrt. Die öffentliche Preisverleihung findet am Dienstag, 14. November 2017, um 19.30 Uhr in der Grossen Halle der Reitschule Bern statt.

Keine Umkehr für Orfeo und Malaspina

«Lamento», Musiktheater nach Claudio Monteverdis «Orfeo» und Salvatore Sciarrinos «Luci mie traditrici» erlebte in der Basler Gare du Nord fünf ausverkaufte Vorstellungen. Regie und Konzept Désirée Meiser, musikalische Leitung Giorgio Paronuzzi und Jürg Henneberger.

Die Messagera überbringt Orfeo die Nachricht vom Tod Eurydikes (im Hintergrund). Foto: Ute Schendel

Das Projekt Lamento ist einerseits Teil der Veranstaltungen zum 150-Jahr-Jubiläum der Musikakademie Basel, die so mit Sängerinnen und Sängern sowie zwei grossen Ensembles der Musikhochschule und der Schola Cantorum Basiliensis die Vielfalt ihres Ausbildungsangebotes aufzeigen konnte. Zum andern passt es ins Konzept der Basler Gare du Nord, denn gleich in mehreren ihrer facettenreichen Veranstaltungsreihen werden Bezüge zwischen Zeiten, Stimmen und Musiktheater erkundet. Lamento entstand als Koproduktion der beiden Institutionen. An Salvatore Sciarrino ging dazu der Auftrag, für die Aufführungen einen Epilog zu schreiben: Distendi la fronte, der als Uraufführung erklang.

Rollen oder Menschen?

Lamento. «Helden werden zu Tätern», schreibt der Aufführungsprospekt. «Überfordert von ihrem selbst gewählten Vorhaben überschreiten sie ihren persönlichen Point of no return» und enden im Schmerz über den Verlust. Von dieser Handlungsspirale berichtet der Abend. Desaströses menschliches Verhalten bildet er ab durch Szenen aus Monteverdis Orfeo und aus Salvatore Sciarrinos Luci mie traditrici (Meine verräterischen Augen).

Die Handlung setzt damit ein, dass Sängerinnen und Sänger sich zu einem Gesangsseminar einfinden. Zum Klang der sich einspielenden Ensembles ad astra (Schola Cantorum Basiliensis) und Diagonal (Musikhochschule Basel) begrüsst man sich und lernt sich kennen. Darauf beginnt Musica (Monteverdi), die Rollen zu verteilen. Nur Rollen? Oder mehr? Gute zwei Stunden später gehen die Figuren zu den Klängen von Monteverdis Lamento wieder auseinander, gezeichnet vom schrecklichen Geschehen, das sich verwirklicht und sie über die Rollenerfüllung hinaus in eine existentielle Dimension geführt hat. «Sie erleben das Seminar als eine Erfahrung zwischen Leben und Tod, der sie sich emotional nicht entziehen können …» (Programmheft). Sciarrinos neu komponierter Epilog Distendi la fronte (Entspanne die Stirn) glättet die Wogen, sanft und weise: «Wir haben diejenige Zone betreten, wo sich … Vernunft und Wahnsinn vermischen … Wir können nicht blutverschmiert heimkehren …» (Sciarrino).
 

Lebens- und Leidenswege

In sechs Stationen wird exemplarisch die Tragödie des Menschen gezeigt, der zu seinem persönlichen Point of no return gelangt. Orfeo, auf dem Weg, seine Eurydike aus der Unterwelt zurückzuführen, kann die Bedingung, nicht zurückzuschauen, nicht erfüllen. Er wendet sich nach ihr um und verliert sie auf alle Zeit. Das Darstellungsmittel, Blindenbrille und Blindenstock, von einem der «Coachs» des Gesangsseminars dem Sänger übergeben, erfüllt schön die Funktion, das schwer Vorstellbare anschaulich zu machen. Parallel zu Orfeos Geschichte wird diejenige von Graf Malaspina erzählt, der in die Irre rennt, wenn er keinen anderen Ausweg sieht, als seine Frau für ihre Untreue zu töten. Beide «Helden», Orfeo und Malaspina, erleben die Folgen ihres Handelns als Strafe, der sie nun lebenslang ausgesetzt sind. «Badet mich in Blut. Lebt wohl, lebt wohl, ich werde auf ewig in Qualen leben.» (Malaspina)

Die Stationen der beiden Lebens- und Leidenswege sind dramaturgisch gut gewählt. Auch wenn vielleicht nicht alle Bilder sich sogleich entschlüsseln lassen, so ist die Regie doch überzeugend und eindrücklich auf eine zeitgenössische Theatersprache ausgerichtet. Beherrscht und souverän, mit ausnahmslos ausdrucksstarken Stimmen gestalten die Sängerinnen und Sänger ihre Partien. Die Emotion der Rolle und ihre eigene Gefühlsempfindung sind gleichermassen Teil ihres Spiels. Seitlich der Bühne, symmetrisch angeordnet und fast gleich stark besetzt, sind die Ensembles platziert: ad astra mit üppiger Continuo-Gruppe für Monteverdi, Diagonal mit farbigem Instrumentarium für Sciarrino. Beide erreichen ein präzises und farbiges Spiel.
 

Gewagter und gelungener Stilmix

Durch die Textbeiträge im Programmheft wird man gut auf die Thematik eingestimmt. Schwer zu sagen allerdings, ob und in welchem Masse dem Durchschnittshörer Parallelen und Übereinstimmungen ästhetischer Art zwischen den so unterschiedlichen Musikstilen zugänglich werden. Faszinierend ist die Realisation jedenfalls. Sie geht zunächst vom ausbalancierten Nebeneinander der Werke aus, um vermehrt auch und in überzeugender Weise Mischungen herzustellen, etwa wenn beide Ensembles einen Monteverdi-Chor mitsingen (ein schöner szenischer Einfall!) oder wenn Violinen aus dem Schola-Ensemble das Spiel des Sciarrino-Ensembles unterstützen. Sogar Überlagerungen der beiden Musiken werden realisiert. Eindrücklich ist zu erleben (und das bestätigt die Konzeptidee vollumfänglich), wie beide Komponisten über einen zeitlichen Abstand von 400 Jahren den Gesang als «Manier» einsetzen. Die auch heute noch zwar unmittelbar ansprechende, aber doch künstliche Wirkung von Monteverdis Gesang (Verzierungen, Affekt) findet eine Parallele in Sciarrinos Art, die Stimme bald kantabel, bald stockend einzusetzen, als bewusster Ausdruck von «Stimme» mehr als von «reiner» Musik. Auch textlich werden so die Türen zu manchen Parallelen geöffnet.

Bleibt zum Schluss, allen Mitwirkenden des grossen Teams zu gratulieren. Offenheit, Können und Souveränität zeichnen sie alle aus. Die bedeutenden Ressourcen der Gare du Nord sowie der Musikhochschule Basel wurden zum Erlebnis. Das Publikum der fünf ausverkauften Vorstellungen (19. bis 24. Oktober 2017) war begeistert.
 

DMR Projektgesellschaft unter neuer Führung

Stefan Piendl wird zum 1. Juli 2018 die Alleingeschäftsführung der gemeinnützigen Projektgesellschaft mbH des Deutschen Musikrats (DMR Projektgesellschaft) übernehmen. Er wird das Unternehmen in künstlerischer wie kaufmännischer Hinsicht leiten.

Stefan Piendl (Bild: Andreas Kluge)

Piendl war als Vertriebsleiter bei Sony Music sowie Marketing-Direktor für EMI Classics tätig und wechselte als Geschäftsführer Deutschland/Österreich/Schweiz 1998 zur Bertelsmann Music Group (BMG), wo er schliesslich als Senior Vice President & COO BMG Classics, Worldwide bis 2006 die gesamten internationalen Klassik-Aktivitäten des Unternehmens verantwortete.

2007 gründete er die Arion Arts music consultants GmbH. 2011 und 2012 war er für Interkultur als Generalsekretär massgeblich an der Organisation der 7. World Choir Games in Cincinnati (Ohio), dem grössten Chorwettbewerb der Welt, beteiligt. Im Herbst 2015 wurde Stefan Piendl Leiter Kommunikation SWR Classic und verantwortete die Etablierung der neuen Marke SWR Classic und das Marketing für die Orchester, Ensembles und Festivals des Senders. Piendl veröffentlichte mehrere Musikbücher.

Die Projekte des DMR fördern den musikalischen Nachwuchs und setzen Impulse für das Musikleben in ganz Deutschland. Sie unterstützen professionelle Musikerinnen und Musiker ebenso wie das Amateurmusizieren, den talentierten Nachwuchs, die Zeitgenössische Musik und bieten eine Plattform zur Vernetzung von Information und Dokumentation. Das Jahresbudget der DMR Projektgesellschaft beträgt rund sieben Millionen Euro.

Musikpunkt übernimmt Hug

Das Schweizer Unternehmen Musikpunkt AG übernimmt das Zürcher Traditionshaus Musik Hug AG. Ein Stellenabbau ist nicht vorgesehen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Stammhaus Musik Hug am Zürcher Limmatquai. Foto: Musik Hug

Die Musikpunkt Holding AG entstand im Jahr 2010 durch den Zusammenschluss der Musikhaus Gasser AG (seit 1953) mit der Lohri AG (seit 1972). Im Jahr 2012 wurde der Perkussionsbereich mit der Musikhaus Muff AG (seit 1993) in die Holding eingegliedert und die drei operativen Gesellschaften zur Musikpunkt AG fusioniert. Die Anbieterin von Blasinstrumenten und Perkussion mit rund 30 Mitarbeitenden ist in der Zentralschweiz an zwei Standorten in Luzern und Hochdorf vertreten. Musik Hug beschäftigt rund 152 Mitarbeitende, davon 19 Lernende.

Die operative Leitung der zusammengeführten Unternehmen wird durch den Mitbesitzer und Geschäftsführer der Musikpunkt AG, Adrian Lohri, gemeinsam mit dem bisherigen CEO von Musik Hug, Erwin Steinmann wahrgenommen. Unterstützt wird er dabei durch die jetzige Geschäftsleitung der Gruppe Musik Hug. Der neue Verwaltungsrat wird vom bisherigen Verwaltungsratspräsidenten der Musikpunkt AG, Kurt Sidler, präsidiert.

 

Research at the Geneva University of Music

This edition aims to provide regular information on the research activities of the various universities of music. It gives a vision of the different universities, but also a global vision of research in general. Rémy Campos, from the HEM, presents the research in Geneva to us.

Matthias von Orelli — Rémy Campos has been research coordinator at the Geneva University of Music since 2003. His research has focused on the rediscovery of ancient music, on conservatories and on questions of historiography. He is currently working on the history of musical practices in the 19th and 20th centuries.

Rémy Campos, in a few words, how would you describe the history of research at the HEM?

The Geneva research unit was founded 15 years ago, and it was really modest at the time: the team was only employed part-time. Today, our budget exceeds one million Swiss francs, which is an impressive development in 15 years. With the completion of numerous projects and the conclusion of partnerships, research at the HEM has evolved to become a center of expertise.

Quelles sont, selon vous, les principales missions de la recherche à Genève, et quels sont les thèmes de recherche actuels ?

Depuis le début, Genève met l’accent sur les projets de recherche appliquée sur des thèmes couvrant de nombreux domaines de la pratique artistique : nouvelle création et nouvelles technologies, interprétation historique, art et science, dialogue interculturel ou encore pédagogie musicale.

Les projets de recherche sont lancés par des professeurs qui enseignent à Genève et à Neuchâtel, le champ est donc très large. Enfin, l’expérience au sein de l’école, notamment en musique contemporaine ou en musique ancienne, joue également un rôle essentiel.

L’intense activité dans le domaine de la recherche dépasse d’ailleurs largement la HEM. Les autres écoles du domaine Musique et arts de la scène – la Haute école de musique de Lausanne (HEMU) et La Manufacture à Lausanne – ont uni leur force il y a quelques années pour créer un institut de recherche (IRMAS).

Quelles sont vos responsabilités ?

J’ai deux casquettes : je suis Coordinateur de la recherche à la Haute école de musique de Genève et à ce titre je m’occupe de toutes les demandes concernant l’unité de recherche. Cela inclut la conception et la diffusion des projets mais aussi la réalisation de documentaires, la publication de livres, de CD ou de DVD à destination du grand public.

Je suis également responsable de l’IRMAS. L’Institut de recherche Musique et Arts de la scène regroupe les trois écoles du domaine. Son objectif est de promouvoir la qualité des activités de Ra&D en favorisant les échanges entre les chercheurs qu’il héberge et d’accroître la visibilité des travaux de recherche auprès tant des spécialistes que du grand public. L’Institut assure aussi l’évaluation des projets de recherche du domaine Musique et Arts de la scène.

Quelle est, à vos yeux, la plus grande réussite de la recherche à la HEM ?

Je pense que nous sommes arrivés loin en ayant des moyens limités, comme en témoigne aussi notre histoire. Nous produisons aujourd’hui des travaux professionnels de qualité. De nombreuses personnes ont contribué à la réussite de chaque projet individuellement.

Quelle est l’importance de la recherche à la HEM pour vous ?

Je pense que dans le monde des hautes écoles d’arts, l’introduction de la recherche il y a quelques années a été une petite révolution. Si elle a pu être perçue dans les premiers temps comme un frein aux activités artistiques habituelles, il est désormais admis qu’elle apporte beaucoup aux écoles dans toutes sortes de domaines.

Y a-t-il des différences entre la musicologie classique et la recherche dans une haute école de musique ?

Dès le départ, nous avons cherché à faire en recherche musicale quelque chose qui complète ce que la musicologie fait de longue date. Aussi, nous menons des projets très spécifiques qui portent essentiellement sur les questions de pratique. Cependant, la collaboration avec la musicologie est essentielle pour nous. La recherche pratiquée dans les hautes écoles se distingue aussi parce qu’elle ne se limite pas aux publications écrites. Des CD, des DVD ou des émissions de radio rendent justice à des projets mettant la pratique au premier plan.

Quel est pour vous le potentiel d’un lien étroit entre la recherche et la pratique ?

Eh bien, nous sommes un institut professionnel qui se consacre à différents projets et chacun travaille dans le cadre de sa spécialité. Certains de nos assistants ont étudié à la HEM et intègrent ainsi un environnement professionnel.

Pensez-vous qu’il y ait encore des choses à faire dans le domaine de la recherche à la HEM ?

Bien sûr ! Concernant la HEM, je peux dire que de nombreux enseignants et étudiants ont participé à la recherche ces 15 dernières années, mais beaucoup aussi ne l’ont pas (encore) fait.

Vous multipliez les coopérations…

Oui, tout à fait, et sur tous les continents. Nous sommes fortement liés au Japon et à la Chine, sans oublier les projets avec des artistes, dont certains sont des personnalités de premier plan, et des écoles en Inde, au Canada et en Amérique latine. Et bien entendu dans toute la Suisse.

We are currently conducting a major survey of our former students to determine the impact of their training on their professional environment. This work, seems to me, a good example of what research can bring to a high school: a better knowledge of the professional environment with tools different from those used by artists in their daily work.

Ein Schaufenster für die Schweizer Musik

Mit swissmusic.ch stellen Pro Helvetia und die Fondation Suisa ein Webportal zur Verfügung, das Informationen über die Schweizer Musiklandschaft sammelt und frei zugänglich macht.

Illustration: macrolink / fotolia.de

Seit gestern Abend ist die von vielen Playern der Musikszene lange erwartete Informationsplattform swissmusic.ch online. Betrieben und finanziert wird sie von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und der Fondation Suisa. Wie es in der offiziellen Mitteilung heisst, will swissmusic.ch «den zahlreichen Institutionen, die sich hierzulande im und für das Musikleben engagieren, eine zusätzliche, gemeinsame Plattform bieten. Das Portal versteht sich als Schaufenster für Musik aus der Schweiz, gerichtet an Branchenvertreter und andere Interessierte aus aller Welt». Die interaktive Website informiert viersprachig (deutsch, französisch, italienisch, englisch) über die Schweizer Musiklandschaft, Fachorganisationen, Künstlerinnen und Künstler in vier übersichtlichen Rubriken.

  • Lesen: Berichte über das hiesige Musikschaffen
  • Hören: Playlists mit ausgewählten schweizerischen Produktionen
  • Recherchieren: Zugriff auf verschiedene Datenbanken
  • Directory: Adressen

«Kräfte bündeln, Synergien nutzen und immer lebendig» sein soll das Portal. Es wird deshalb laufend aktualisiert und ergänzt.
 

get_footer();