Basel sucht Ideen für Kulturvermittlungsprojekte

Seit neun Jahren realisiert die baselstädtische Abteilung Kultur zusammen mit den Education Projekte Region Basel Kunstvermittlungsprojekte für Schulen. Seit 2012 ergänzt der Wettbewerb kult&co die Initiativen im Kulturvermittlungsbereich. Er findet dieses Jahr zum vierten Mal statt.

Ausschnitt aus dem Flyer

Gesucht werden ab sofort Vermittlungsprojekte mit neuen Ansätzen und Partnern aus dem nichtinstitutionellen Bereich, welche die bestehenden Education Projekte erweitern und ergänzen.

Teilnahmeberechtigt sind Kunst- und Kulturschaffende aller Sparten, die mit baselstädtischen Schulen oder Jugendgruppierungen ein künstlerisches Projekt für 2015 planen. Insgesamt steht für das Wettbewerbsprogramm ein Preisgeld von 70’000 Franken zur Verfügung. Der maximale Beitrag pro Projekt beträgt 20’000 Franken.

Gefördert werden Vermittlungsprojekte mit einem künstlerischen Fokus, die einen innovativen Ansatz zeigen und einen vertieften Austausch zwischen Kulturschaffenden und Jugendlichen ermöglichen. Die prämierten Projekte werden 2015 in Basel öffentlich ausgewertet. Die Jurysitzung findet im Dezember 2014 statt.

Mehr Infos: kultur.bs.ch
 

Die Zukunft des Aarauer Kulturlebens

Im Auftrag des Stadtrates hat sich die Kerngruppe Kulturkonzept von September 2012 bis April 2014 mit der Entwicklung eines aktualisierten Kulturkonzeptes für Aarau befasst. Es zeigt auch die Hindernisse für die Musikszene auf.

KiFF (Kultur in der Futterfabrik) in Aarau. Foto: Voyager, wikimedia commons

Das Konzept stellt fest, dass unter anderem mit KiFF, Jugendhaus Flösserplatz und privaten Clubs im Rock/Pop-Bereich, dem Jazzclub Aarau und dem argovia philharmonic in der Klassik ein breites Musikleben vorhanden ist. Allerdings fehle die Infrastruktur für grössere Festivals von überregionaler Ausstrahlung. Dies betreffe sowohl mögliche Konzertlokale als auch die Hotellerie.

Am meisten städtisches Geld fliesst zur Zeit ins KiFF (jährlich 370’000 Franken), den Theaterverein Szenaario (318’200 Franken) und das Theater Marie (104’500 Franken). Aargovia philharmonic erhält 21’000 Franken.

Zuoberst auf der Wunschliste der Bevölkerung steht laut dem Konzept offenbar neben mehr Mut zur Förderpolitik ein breiteres Raumangebot. In fast allen Sparten wird mit mangelnden Infrastrukturen gekämpft.

Die Stadt will künftig einerseits die bereits heute wichtigsten Veranstalter in Aarau vermehrt pflegen, den Theaterberich, das KiFF und die kantonalen Kulturhäuser. Sie will überdies in der Breitenförderung Schwerpunkte setzen.

Mehr Infos: www.aarau.ch/kultur

 

Graubünden ehrt vielfältiges Musikschaffen

Das Künstlerpaar Hannes und Petruschka Vogel erhält den mit 30 000 Franken dotierten Bündner Kulturpreis 2014. Anerkennungspreise gehen unter anderem an Vertreterinnen von Jazz und Klassik.

Maria Riccarda Wesseling. Foto: zvg

Je mit 20’000 Franken dotierte Anerkennungspreise erhalten Flurin Caviezel, Chur, in Anerkennung seiner Tätigkeit als Kabarettist, Musiker und Erzähler sowie seiner Funktion als vielsprachiger Botschafter ausserhalb des Kantons Graubünden, und Cornelia Müller, Poschiavo, in Würdigung ihrer engagierten Tätigkeit in der Vermittlung von Jazz, improvisierter Musik und Ethnomusik sowie «ihres beharrlichen und leidenschaftlichen Einsatzes für die Organisation des Avantgarde-Festivals UNCOOL Valposchiavo».

Ebenfalls einen Anerkennungspreis erhält Maria Riccarda Wesseling, Amstelveen NL, «in Würdigung ihrer herausragenden Leistungen als Mezzosopranistin sowie ihrer Funktion als Botschafterin Graubündens im In- und Ausland».

Förderpreise von je 20’000 Franken gehen an Anita Hassler (Bern, Musikerin ), Martin Jud (Chur, Chor-/Orchesterdirigent ), Annatina Kull (Luzern, Musikerin ) und  Jürg Wasescha (Savognin, Kirchenmusiker).

Puts Marie erhält Bieler Kulturpreis 2014

Der Gemeinderat der Stadt Biel verleiht den Kulturpreis der Stadt Biel 2014 an Puts Marie. Der Erfolg des jüngsten Albums «Masoch» der Rockband habe diese weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt gemacht. Daniel Schneider, unter anderem Gründer der Firma Groovesound GmbH, wird mit der Ehrung für besondere kulturelle Verdienste 2014 ausgezeichnet.

Ausschnitt aus dem CD-Cover von «Masoch»

Puts Marie ist seit vielen Jahren auf nationalen und internationalen Bühnen zwischen hier und Mexiko unterwegs. Das 2013 veröffentlichte Mini-Album «Masoch» war für die fünf Musiker ein Karrieresprung. Unter Liebhaber gelte Puts Marie derzeit als eine der besten Schweizer Musikgruppen, schreibt die Stadt Biel. Ihre Lieder werden regelmässig von den grossen Radiosendern in der Schweiz gespielt.

Daniel Schneider (1959), in Biel und Orpund aufgewachsen, bewegt sich zwischen Kulturförderung und Kommerz, dies auch innerhalb seiner Firma Groovesound GmbH und als Gesamtleiter des Kultur- und Kongresszentrums in Thun. Von 2005 bis 2011 war er künstlerischer Leiter im renommierten «Moods» in Zürich.

Der Kulturpreis wird jedes Jahr an eine Persönlichkeit oder Organisation vergeben, die sich im Bereich des kulturellen Wirkens besonders verdient gemacht hat. Der Preisträger oder die Preisträgerin sowie das Werk müssen einen Bezug zur Stadt oder der Region Biel aufweisen. Der mit 10’000 Franken dotierte Preis ist nicht teilbar.

 

Mythos Geige verliert an Glanz

Das britische Associated Board of the Royal Schools of Music hat eine umfassende Studie zum musikalischen Nachwuchs publiziert. Mehr Kinder denn je lernen ein Instrument. Die Geige hat dabei ihren früheren Spitzenplatz verloren.

Foto: Günter Havlena, pixelio.de,SMPV

Laut der Studie mit dem Titel «Making Music» geben heute in Grossbritannien 76 Prozent der Kinder zwischen 5 und 14 Jahren an, ein Instrument zu spielen. 1999 betrug der Anteil noch 41 Prozent. 36 Prozent der ein Instrument spielenden Kinder haben heute Musikunterricht.

Die traditionellen Instrumente Geige, Flöte und so weiter verlieren allerdings an Boden. Die Geige ist von der elektrischen Gitarre als populärstes Instrument überflügelt worden. Populärer als Blasinstrumente oder klassische Perkussion sind heute Schlagzeug, Bassgitarre und Keyboards, also die typischen Instrumente der Pop- und Rockmusik.
 

h-Moll-Messe als Hybrid-Edition

Der Carus-Verlag hat eine Ausgabe von Bachs Meisterwerk herausgebracht, die sowohl den Notentext unter Einbezug neuester Forschungsergebnisse bietet wie eine DVD mit sämtlichen relevanten Quellen.

Beginn des «Gratias agimus tibi», Partiturautograf, Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz,DVD-Screenshot,SMPV

Obwohl die Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach zu seinen meistaufgeführten Werken gehört, steckt sie doch voller Rätsel und kniffliger Fragen. Schlechte Papierqualität und eine aggressive Tinte machen das Autograf an vielen Stellen heute fast unleserlich. Zudem ist die Originalhandschrift nach Bachs Tod durch seinen Sohn Carl Philipp Emanuel massiv verändert worden. Er hat unklare Details verdeutlicht, aber auch in mehreren Stadien eigenmächtige Änderungen vorgenommen.

Mit dem Partiturautograf dieser Messe bewahrt die Staatsbibliothek zu Berlin ein einzigartiges Erbe der Musikgeschichte. Gemeinsam mit dem digitalen Editionsprojekt Edirom legen Carus und die Staatsbibliothek als ersten Band der neuen Reihe Edition Staatsbibliothek zu Berlin eine Neu-Edition von Bachs opus ultimum vor.

Zusätzlich zum wissenschaftlich edierten Notentext werden die zentralen Quellen als hochauflösende Farbscans zusammen mit dem Kritischen Bericht in einer verknüpften Darstellung digital zugänglich gemacht. Taktweise verlinkt lassen sich so Quellen und Neustich parallel betrachten oder gezielt bestimmte Takte und Passagen anwählen. Kommentare und Anmerkungen können Quellentakten zugeordnet und Parallelstellen miteinander verglichen werden.

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Passagen wie die Takte 97–99 im «Et resurrexit», die durch nachträgliche Änderungen und Tintenfraß sowohl im Partiturautograf (links) als auch in der Faksimile-Ausgabe von 1924 (rechts) so gut wie nicht zu entziffern sind, lassen sich im Vergleich mit der Abschrift Herings (rechts unten) leichter entschlüsseln.

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Johann Sebastian Bach, Messe in h-Moll, BWV 232, mit sämtlichen relevanten Quellen (Partiturautograf, Dresdner Stimmen, Insel-Faksimile-Ausgabe, Partiturabschrift J. F. Hering und aus dem Besitz J. P. Kirnberger, Carus-Neustich mit Kritischem Bericht) auf DVD, hg. von Ulrich Leisinger; Partitur (Leinen) mit Quellen-DVD, CV 31.232/01, € 139.00 (ab 1.1.2015 € 199.00); Partitur (kartoniert), CV 31.232,
€ 75.00; Klavierauszug, CV 31.232/03, € 12.50; Orchestermaterial auf Anfrage; Carus, Stuttgart 2014

Visionen für das Kulturleben der Stadt Biel

Die Bieler Direktion Bildung, Kultur und Sport hat unter dem Motto «Reden wir über Kultur!» eine Debatte lanciert. Nach einem Eröffnungsanlass haben vertiefende öffentliche Gespräche stattgefunden.

Foto: S. Hofschlaeger, pixelio.de

Fünf Arbeitsgruppen haben im Rahmen der Debatte «Parlons culture !» verschiedene Fragen vertieft. Sie schlagen zuhanden der Direktion Bildung, Kultur und Sport Massnahmen zur Verbesserung der Kulturförderung und der Bedingungen des Kulturschaffens vor.

Die Arbeitsgruppen wünschen sich, dass Biel sich als nationales Kulturzentrum positioniert. Die Kulturräume und Kulturakteure sollen aufgewertet werden. Die Kreativität, insbesondere im Bereich der zeitgenössischen Kunst soll in Zusammenarbeit mit den Partnern gefördert werden.

Festgestellt wird unter vielem andern auch, dass in Biel ein praktischer, modulierbarer Saal mit der Kapazität von rund 1500 Personen fehlt und dass die  Representationsfunktionen gegen Aussen (Politik und Bevölkerung) sowie gegen Innen (Kulturszene) verstärkt werden müssen. Dafür seien nötige Ressourcen vorzusehen. 

Die umfassenden Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen finden sich auf www.biel-bienne.ch
 

Kompetenzzentrum Musik – Edition – Medien

Ein Forscherteam der Universität Paderborn, der Hochschule für Musik Detmold und der Hochschule Ostwestfalen-Lippe will Ergebnisse der Erforschung musikalischer Überlieferung ins digitale Zeitalter überführen.

Foto: Spiber.de – Fotolia.com,SMPV

Wurden diese Ergebnisse bislang in gedruckten Notenbänden publiziert, sollen jetzt im Rahmen eines neuen Kompetenzzentrums traditionelle Editionen zu weltweit miteinander verknüpften digitalen Wissensarchiven erweitert werden. Dabei lassen sich auch unterschiedliche Fassungen und Varianten, Tonaufnahmen, Bild- oder filmisches Material sowie vielfältigste Dokumente zur Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte integrieren.

In solchen digitalen Ausgaben kann direkt zum gewünschten Takt gesprungen werden, auf Bildschirmen lassen sich vereinte Fassungen vergleichen. Wissenschaftler können online diskutieren und Unterschiede in einer vom Computer umsetzbaren standardisierten Sprache festhalten. Änderungen, die ein Komponist an Noten, Betonungen oder Übergängen vorgenommen hat, werden per Mausklick direkt hörbar.

Praktische Musiker erhalten durch solche Editionen einfacheren Zugang zu den Quellen und können ihre Interpretation Takt für Takt mit überlieferten Versionen vergleichen. Eintragungen im Notenmaterial können so automatisch vom Computer für verschiedene Orchesterstimmen umgesetzt werden.

Für Forschung, Entwicklung und Nachwuchsförderung des Zentrums stehen für drei Jahre 1,7 Millionen Euro bereit. Das deutsche Bundesbildungsministerium finanziert das Kompetenzzentrum als eines von deutschlandweit nur drei neuen Zentren für Digitale Kulturwissenschaften.

Freiburger Kulturpreis ehrt Tanztheaterprojekt

Der Freiburger Staatsrat verleiht der Tanzcompagnie DA MOTUS! den Kulturpreis des Staates Freiburg. Der mit 15’000 Franken dotierte Preis würdigt laut der Medienmitteilung die künstlerische Qualität dieser international bekannten Tanztheatergruppe.

Souffle von Da Motus. Foto: Charles Ellena, © DA MOTUS

Die Tanzcompagnie DA MOTUS! wurde 1987 von Brigitte Meuwly und Antonio Bühler gegründet. Sie pflegt einen instinktiven und sensoriellen Zugang zum Tanz und verbindet Improvisation mit Komposition. Die choreographische Arbeit, stets gemeinsam mit den Tänzerinnen und Tänzern erarbeitet, strebt eine ausdrucksstarke Körperlichkeit und Präsenz an.

DA MOTUS! erhält seit 2003 einen Mehrjahres-Schaffensbeitrag des Kantons Freiburg. Zudem wird sie auch von Pro Helvetia und der Loterie Romande, der Commission Romande de Diffusion des Spectacles (CORODIS) sowie der Gemeinde Givisiez unterstützt.

Der Freiburger Kulturpreis wurde 1987 ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre vom Staatsrat vergeben. 2012 ging er an den Schriftsteller Jean-François Haas. Das Datum für die offizielle Übergabe dieses Preise an die Tanzcompagnie DA MOTUS! wird später festgelegt.

Kulturgipfel ohne Gletscherspalten

Am 9. September fand in Bern der erste Kulturgipfel statt. An diesem Gedankenaustausch über die Schweizer Kulturpolitik betonte Bundesrat Alain Berset, die kulturelle Vielfalt sei zu stützen.

Rhonegletscher. Foto: Peter Habereder / www.pixelio.de

Die Ordnungszahl «erste» sagt es: Der Kulturgipfel soll zu einem regelmässigen, wohl jährlichen Anlass werden, bei dem kulturinteressierte und kulturpolitisch versierte Personen aus Politik, Kunst, Wirtschaft, Kulturmanagement und Behörden die Kulturpolitik unseres Landes erörtern. Der Auftakt in der Berner Kunsthalle stand unter der Schirmherrschaft von Bundesrat Alain Berset und wurde getragen von SRG SSR, Pro Helvetia und Loterie Romande. Begrüsst wurden die Anwesenden durch die Co-Präsidenten der Parlamentarischen Gruppe Kultur, die Nationalräte Jean-François Steiert und Kurt Fluri. Letzterer führte aus, kurz vor Ablauf der Vernehmlassungsfrist zur Kulturbotschaft 2016–2019 könne es nicht darum gehen, die darin vorgeschlagenen Massnahmen dazulegen. Der Begriff «Nationale Kulturpolitik» habe aber verschiedentlich zu Stirnrunzeln geführt, da ja die Kulturförderung in der Schweiz vor allem eine kantonale und kommunale Aufgabe sei.

Politische Kultur ist auch Kulturpolitik
Bei der Überleitung zum Referat von Bundesrat Alain Berset sprach der Moderator Eric Facon versehentlich von «culture politique» (politischer Kultur) anstelle von «politique culturelle» (Kulturpolitik), ein Versprecher, den Bundesrat Berset aufnahm und in den Raum stellte, das gehöre vermutlich zusammen. In seinem Referat wurde diese Annahme untermauert.

Ein Kulturgipfel – er dachte wohl eher grundsätzlich an ein Nachdenken über Kultur als an diesen Anlass in filzausgeschlagenen Räumen – sei so gefährlich wie Bergsteigen. Stolpersteine könnten auftauchen, Gletscherspalten sich öffnen. Der Kulturminister zitierte Alphonse Daudets Romanfigur Tartarin de Tarascon, der sich auf seiner Schweizerreise vor den Gletscherspalten fürchtete, worauf man ihn beschwichtigte, die Spalten seien mit weichem Schnee ausgepolstert und ein Hotelportier warte in der Tiefe nur darauf, einem das Gepäck abzunehmen. «Nicht nur Tartarin und viele ausländische Beobachter staunen über unser Land und über unsere Abgründe, die oft gar keine sind. Wir sind selber manchmal etwas verwirrt über die Vielfalt der Schweiz oder deren Widersprüchlichkeit, die ja auch eine Facette der Vielfalt ist.» In dieser Vielfalt, aber auch angesichts des Auseinanderdriftens von Szenen und Gruppen sei ein Konsens zum Stellenwert der Kultur und der Mehrsprachigkeit wichtig.

Bei der Mehrsprachigkeit sind Kulturpolitik und politische Kultur besonders eng verbunden. Das Erlernen einer anderen Landessprache hat auch eine kulturelle Dimension, eröffnet den Zugang zur Kultur der anderen. Angesichts der Abkehr vom Frühfranzösisch in einigen Kantonen und der Favorisierung des Englischen betonte Berset: «Wenn wir die Sprachenfrage nicht mehr ernst nehmen, schwächen wir die Schweiz von innen.» Muss hier die nationale Kulturpolitik eingreifen, weil die politische Kultur, gemeinsam ausgehandelte Bildungsziele auch umzusetzen, abhanden kommt? Die Förderung von Schüleraustauschen über die Sprachgrenzen hinweg und von literarischen Übersetzungen sind jedenfalls wichtige Bestandteile der neuen Kulturbotschaft. (Neben dem Fremdsprachenunterricht wäre hier auch an die immer noch ausstehende Umsetzung des neuen Verfassungsartikels zur musikalischen Bildung insbesondere im Bereich der Schulmusik zu denken.)

«Wenn Kompromisse unvermittelt aufgekündigt werden, wird die Politik unberechenbar. Damit verliert die Schweiz eine ihrer grössten Stärken», führte Berset weiter aus. Föderalismus funktioniere nur, wenn jeder Kanton auch seine Verantwortung gegenüber der Schweiz als Ganzes wahrnehme. Nur aus der Kenntnis des eigenen und des anderen erwachse kulturelle Identität. Eine kohärente nationale Kulturpolitik könne nicht darin bestehen, eine nationale Kultur schaffen zu wollen, sondern bedeute die gemeinsame Anstrengung, die kulturelle Vielfalt zu stützen. Ohne vielfältige kulturelle Identitäten fallen wir unweigerlich in die etwas einfältige Haltung der Verteidigung einer Identität.

In der abschliessenden Podiumsdiskussion hatte es Gesprächsleiter Roger de Weck, Generaldirektor der SRG SSR, schwer, brennende Anliegen und Reibungsflächen aufzuspüren. Dazu sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Bundesrat Berset, Brigitte Häberli, Ständerätin und Vizepräsidentin der Kommissionen für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S), Karin Niederberger, Präsidentin des Eidgenössischen Jodlerverbands, Pedro Lenz, Schriftsteller und Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident der Swiss Re, wohl einfach in zu unterschiedlichen Gebieten tätig.

Pedro Lenz, der pro Jahr rund 200 Lesungen absolviert und Gemeindebibliotheken und Vereinslokale vom Boden- bis zum Genfersee kennt, meinte, diese kleinräumigen Strukturen seien unglaublich stark und gut verankert. Glücklicherweise! Die nationale Kulturpolitik braucht sie. Gletscherspalten öffnen sich erst, wenn sie sich nicht mehr als Teil eines Ganzen begreifen.

Chandler Cudlipp wird Geschäftsführer von La Cetra

Das seit 1999 tätige La Cetra Barockorchester Basel hat Chandler Cudlipp zum Geschäftsführer ernannt. In der Schweiz war er bisher vor allem in Zürich für verschiedene Ensembles tätig.

Bild: zvg

Cudlipp engagierte sich zuletzt als Künstlerischer Leiter des Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo. Des Weiteren war der gebürtige Amerikaner für das Zürcher Tonhalle Orchester, das Opernhaus Zürich, das Zürcher Kammerorchester, das Detroit Symphony Orchestra sowie das Symphonie Orchester des Bayerischen Rundfunks tätig.

Das La Cetra Barockorchester Basel wurde 1999 gegründet und steht seit 2009 unter der künstlerischen Leitung von Andrea Marcon. Im Orchester spielen international profilierte Musiker, die mit der traditionellen Aufführungspraxis vertraut sind. Das Repertoire reicht von klassischer Barockmusik bis hin zu klassischen Werken – von Bach und Monteverdi über Haydn, Mozart und Beethoven.

Eine Lobby für die deutsche Schulmusik

Im Rahmen eines Bundeskongresses Musikunterricht wird in Leipzig ein deutscher Bundesverband Musikunterricht gegründet, ein Fachverband für den Musikunterricht, in den der Arbeitskreis für Schulmusik (AfS) und der Verband deutscher Schulmusiker (VDS) zum Jahresende übergehen werden.

Uni Leipzig, Neues Augusteum, einer der Tagungsorte. Foto: Thomas W. Fiege, wikimedia commons

Ein «langer Prozess der kollegialen Kooperation» zwischen AfS und VDS, der sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene von einer immer intensiveren Zusammenarbeit getragen wurde, führte 2012 zu einem ersten gemeinsam durchgeführten Bundeskongress Musikunterricht in Weimar und gipfelt nun in dem Zusammenschluss.

Der neue Verband wird «musikpädagogische Wettbewerbe ausrichten, Auszeichnungen verleihen und Publikationen herausgeben» und sich für qualifizierte Aus- und Fortbildung der Musiklehrkräfte einsetzen. Die Stärkung des Faches Musik und der Lehrenden, seine öffentliche Sichtbarmachung und der Kontakt zur Bildungspolitik in den Ländern, auf Bundesebene und mit europäischen Nachbarländern soll «mit einem schlagkräftigen, professionell aufgestellten und mitgliederstarken Verband noch besser als bisher gelingen».
 

Drei Stipendien zu vergeben

«Randerscheinungen» ist das Thema der Schlossmediale Werdenberg 2015. Es werden drei Stipendiaten gesucht mit abgeschlossenem Studium. Anmeldeschluss ist der 15. Oktober.

Foto: Horst Schröder /www.pixelio.de

Die Schlossmediale Werdenberg, das Festival für Alte Musik, Neue Musik und audiovisuelle Kunst, findet an Pfingsten 2015 zum vierten Mal statt. Das Thema lautet nächstes Jahr «Randerscheinungen». Gemäss der Ausschreibung sucht das Festival für die drei fünfwöchigen Aufenthaltsstipendien vom 20. April bis 31. Mai 2015 Künstlerinnen und Künstler, die «sich für ihre Arbeiten vom Schloss, der Umgebung und dem Motto des Festivals inspirieren lassen». Die Kandidatinnen und Kandidaten verfügen über einen Studienabschluss in den Bereichen Klangkunst/Sound Studies, Audiovisuelle Kunst/Experimenteller Instrumentenbau oder Visuelle Kunst/Installationen/Skulptur/Land Art.

Die Stipendiaten erhalten freie Unterkunft, einen Spesenbetrag, einen Materialkostenzuschuss sowie eine Vergütung. Sie verpflichten sich für die angegebene Zeitspanne in Werdenberg zu wohnen. Bewerben kann man sich per Post bis am 15. Oktober 2015.

Weitere Informationen: www.schlossmediale.ch
 

Erster Ustermer Kunstpreis geht an Lucas Niggli

Die Stadt Uster vergibt den Kunstpreis 2014 an den Schlagzeuger und Perkussionisten Lucas Niggli. Der in diesem Jahr zum ersten Mal verliehene Preis ist mit 10‘000 Franken dotiert und ersetzt den bisherigen, breiter gefassten Kulturpreis.

Foto: zvg

Der Kunstpreis der Stadt Uster wird in diesem Jahr erstmals nach einem enger gefassten Reglement verliehen. Mit dem Preis anerkennt die Stadt «herausragende Leistungen im Bereich der Kunst». Die Preisverleihung findet am 15. November im Rahmen des Festivals «drum-pam!» im Kulturhaus Central statt. Anschliessend an die Feier tritt Lucas Niggli mit Pierre Favre im Duo «The Poetry of Drums» auf.

Lucas Niggli wurde 1968 in Kamerun geboren, wo seine Eltern für die Entwicklungszusammenarbeit tätig waren. Nach dem Umzug in die Schweiz wuchs er im Zürcher Oberland auf. Der Schlagzeuger und Perkussionist musiziert seit bald dreissig Jahren im Neuland von improvisierter und komponierter Musik.
 

Musik im Ostseeraum und Strauss

Vom 17. bis 20. September 2014 findet im deutschen Greifswald die Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung statt. Erwartet werden mehr als 200 Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Karte des Ostseeraums von 1906. Verlag Justhus Perthes Gotha, wikimedia commons,SMPV

Im wissenschaftlichen Zentrum der Tagung stehen zwei Hauptsymposien zu Forschungsschwerpunkten des Greifswalder Instituts für Kirchenmusik und Musikwissenschaft. Das Symposium Musica Baltica unter der Leitung von Martin Loeser widmet sich der Musikkultur des Ostseeraums mit ihren tief greifenden strukturellen Veränderungen während der sogenannten Sattelzeit im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert.

Der zweite Schwerpunkt führt in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und zur Frage, wie hier Leben und Werk von Richard Strauss zu verorten sind. Dieses Symposium wird von Walter Werbeck geleitet. Ausserdem gibt es teils umfangreiche Symposien und Präsentationen zahlreicher Fachgruppen sowie der Virtuellen Fachbibliothek (ViFa) Musik und vom Répertoire International de Littérature Musicale (RILM).

Ein Referat aus der Schweiz stammt von Andreas Baumgartner (Basel, Dem Kitsch auf der Spur: Schuberts  Ave Maria). Er studierte Musikwissenschaft, Neue deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie in Giessen und Freiburg im Breisgau. Während seines Studiums war er Hilfsassistent beim Handwörterbuch der musikalischen Terminologie und Tutor für Paläographie. Nach dem Studienabschluss 2010 begann er 2011 eine Promotion über das Thema Musik und Kitsch am Musikwissenschaftlichen Seminar Basel. Dort ist er seit August 2013 Assistent für Neuere Musikgeschichte.

Mehr Infos:
www.phil.uni-greifswald.de/bereich2/musik/jahrestagung-der-gfm-2014.html

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