Österreich plant Ausbau der Künstlersozialversicherung

Laut einer Meldung der österreichischen Zeitung «Der Standard» hat der Kulturminister des Landes aus Anlass einer Diskussion im Bund Sozialistischer Akademiker (BSA) erklärt, er arbeite darauf hin, den Zugang zur Künstlersozialversicherung in verschiedener Hinsicht zu erleichtern.

Bild: kikkerdirk – Fotolia.com

Laut der Meldung soll der Kreis der Bezugsberechtigten in Österreich auch auf jene ausgeweitet werden, die in Kunstvermittlung und Lehre beschäftigt sind. Auch die untere Einkommensgrenze, die zum Eintritt in die Versicherung berechtige, soll gesenkt werden. «Die Verbesserung der Einkommenssituation für Künstler und Kulturschaffende sei neben einer Urheberrechtsreform ein vorrangiges Ziel dieser Legislaturperiode», zitiert der «Standard» den Kulturminister.

Eine Künstlerversicherung als Altersabsicherung für Kulturschaffende kennen Deutschland und Österreich. Bemühungen, eine solche auch in der Schweiz einzuführen, sind während der Parlamentsarbeit am Kulturförderungsgesetz zur Umsetzung des Kulturartikels in der neuen Bundesverfassung gescheitert.

Allerdings einigten sich die Schweizer Bundespolitiker darauf, dass ein bestimmter Prozentsatz an Fördermitteln des Bundes für Künstler in eine Vorsorgeeinrichtung fliessen müssen. Substantiell wird das Modell allerdings erst, wenn auch Kantone und Gemeinden vergleichbare Bestimmungen einführen. 

Wieler verlängert Vertrag mit Stuttgarter Oper

Wie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst von Baden-Württemberg mitteilt, bleibt der Schweizer Jossi Wieler bis 2018 Intendant der Staatsoper Stuttgart.

Foto: Martin Sigmund

Unter der Leitung Wielers habe die Oper Stuttgart in den vergangenen Jahren in Umfragen bei Theaterkritikern regelmässig hervorragende Bewertungen für ihre Produktionen und Sängerdarsteller erhalten und eine Vielzahl von Auszeichnungen und Preisen errungen, schreibt das Ministerium.

Jossi Wielers nächste Regiearbeit für die Oper Stuttgart entsteht zurzeit: Am 2. März findet die Uraufführung von Mark Andres erster Oper «wunderzaichen» statt. 

Jossi Wieler wurde 1951 in Kreuzlingen/Schweiz geboren. Er hat am Theatre Department der Universität Tel Aviv Regie studiert. Intendant der Oper Stuttgart ist er seit 2011/12. Gemeinsam mit Sergio Morabito führte er jüngst bei den Stuttgarter Neuproduktionen von Strauss‘ «Ariadne auf Naxos» und Denisovs «Der Schaum der Tage» Regie. In der laufenden Spielzeit 2013/14 folgen neben der Uraufführung von Mark Andres erster Oper die Neuinszenierung von «Tristan und Isolde». 
 

Popmusikfestival m4music 2014

Die 17. Ausgabe des Popmusikfestivals m4music des Migros-Kulturprozents findet vom 27. bis 29. März in Zürich und Lausanne statt. Es treten über 50 Bands auf. Für die diesjährige Demotape Clinic meldeten sich 825 Schweizer Nachwuchsbands. «Berlin» bildet den Schwerpunkt der Conference.

Eröffnet wird m4music am Donnerstag, 27. März, in Lausanne. Erstmals werden exklusive Showcases von Blood Red Shoes (UK), Rootwords (CH/GE), Nadine Carina (CH/TI) und Wolfman (CH/ZH) aus dem Studio 15 von RTS auf Couleur 3 und SRF Virus live übertragen. Am Nachmittag findet die Verleihung des Best Swiss Video Clip statt. Die Branche diskutiert mit Vertretern des neu entstehenden Indie-Label-Verbands über die Musikförderung in der Schweiz.

Neue Bühne mit Gratis-Konzerten auf dem Schiffbauplatz

m4music bezieht 28. und 29. März sein Hauptquartier im Zürcher Schiffbau. Dank der neuen Open-Air-Bühne auf dem Schiffbauplatz treten anstelle der bislang rund 40 Acts in Zürich dieses Jahr rund 50 Bands auf. Dazu zählen aufstrebende Schweizer Bands wie Milchmaa (CH/GR), Jeans for Jesus (CH/BE), Adieu Gary Cooper (CH/VD) oder Ekat Bork (CH/TI). Die Gratis-Konzerte beginnen am Freitagnachmittag, 28. März, ab 14.15 Uhr. m4music-Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee freut sich über die neue Open-Air-Bühne: «Damit bieten wir starken Schweizer Nachwuchsbands eine weitere Plattform. Umgekehrt hört das Publikum schon am Nachmittag neue Bands – eine ideale Ergänzung zum ebenfalls kostenlosen Conference- und Demotape-Clinic-Programm.»

Diedrich Diederichsen und Daniel Miller diskutieren an der Conference

Die diesjährige Conference behandelt in Workshops, Podiumsdiskussionen und Keynotes die Top-Themen der Musikindustrie. Als thematischer Schwerpunkt ist Berlin zu Gast: Emigrierte Schweizer Künstler wie Tobias Jundt (Bonaparte) oder Stefan Rusconi (Rusconi Trio) diskutieren darüber, ob Berlin die neue Schweizer Musikhauptstadt ist. Diedrich Diederichsen, ehemaliger Herausgeber von «Spex», dem Magazin für Popkultur, spricht mit dem Publizisten Max Dax über sein Anfang März erscheinendes Buch «Über Pop-Musik». Daniel Miller, der Gründer von Mute Records (Depeche Mode, Kraftwerk u.v.m.), wird von Moderator Markus Kavka interviewt.

Marc Sway und Steff la Cheffe bewerten die Songs der Künstler von morgen

Die Demotape Clinic ist der wichtigste Schweizer Musiknachwuchswettbewerb. In dieser Ausgabe wurden 825 Demos eingereicht, 2013 waren es 777. Die Jury, bestehend aus Branchenprofis und Musikern wie Steff la Cheffe, Marc Sway oder José Moreno, Musikredaktor und -kritiker von Radio Couleur 3, kommentiert eine Auswahl davon öffentlich. Um den besten Schweizer Talenten den optimalen Karrierestart zu ermöglichen, vergibt die Fondation Suisa vier Awards in den Sparten Pop, Rock, Urban und Electronic mit Preisgeldern im Wert von insgesamt 17 000 Franken.

Weitere Informationen und Detailprogramm: www.m4music.ch

Saxofonhefte unter der Lupe

Ein Rundblick über neuere Saxofonpublikationen in verschiedenen Stilrichtungen und ihr Erscheinungsbild.

Foto: Kalle Kloldziej – Fotolia.com

In diesem Jahr feiern wir den 200. Geburtstag von Adolphe Sax (1814–1894), dem genialen Erfinder des Saxofons. Seit den ersten wenigen Originalkompositionen Mitte des 19. Jahrhunderts (Singelée, Kastner, Savari, Génin, Demersseman etc.) wurden zahlreiche Werke für dieses Instrument geschrieben. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten entstanden eine Vielzahl an Kompositionen in den verschiedensten Stilen sowie zahlreiche Unterrichtswerke und Schulen. Angesichts dieses erfreulichen Reichtums fällt es Laien, Studierenden und Musikpädagogen oft schwer, eine Auswahl zu treffen. Bei Publikationen ist das Erscheinungsbild in der Regel ein erster Blickfang und entscheidet darüber, ob man sie nur durchblättert oder einer eingehenderen Begutachtung unterzieht. Es wäre wünschenswert, wenn die Verlage und Autoren der Visualisierung und dem Layout mehr Bedeutung beimessen würden, da dieses für die Rezeption der Literatur auf allen Niveaus hilfreich, inspirierend und aussagekräftig ist.

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Zeitgenössisches
In der Neuausgabe der Sakura-Variationen von Helmut Lachenmann für Altsaxophon, Schlagzeug und Klavier findet sich ein gutes Beispiel dafür, wie ein schlichtes, schön gedrucktes und geprägtes Notenbild mit viel Raum auf fremde oder wohlvertraute Klangwelten neugierig macht. Dem vom Blatt zu lesenden Einstieg in das exotische japanische Volkslieds Sakura (vom Spieler erst gesungen) folgt sofort das Bedürfnis, sich tiefer in die funktionsharmonische Klangpraxis zu vertiefen. Es zeigt sich schnell, dass diese Gelegenheitskomposition Helmut Lachenmanns auch durch ihren moderaten Schwierigkeitsgrad einen schnellen Zugang ermöglicht. Ein wunderbar heiteres und ernstes Stück Musik, das man fortgeschrittenen Musikschülerinnen und -schülern nicht vorenthalten sollte. Viel zu selten werden solche Rosinen der zeitgenössischen Musik in Vorspielstunden aufgeführt!

Drei weitere, kürzlich erschienene, ernste Kompositionen – in ähnlich schlichtem Erscheinungsbild veröffentlicht – seien hier erwähnt: Das Marianische Triptychon von 

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Martin Torp – ein klangvolles Werk für Altsaxofon und Orgel, das auf neutestamentarische Szenen Bezug nimmt, Günter Raphaels variationsbreites, rhythmisch sich dem Jazz annäherndes Divertimento für Altsaxofon und Violoncello op.74 und das Solostück Jeux von Gilbert Amy, das dieser auf Anregung von Claude Delangle für Sopransaxofon bearbeitet hat. (Die ursprüngliche Fassung war für eine bis vier Oboen.) Alle drei Werke realisieren eine spezifische Qualität des Instrumentes und bereichern jedes Konzertprogramm durch ihre eigene musikalische Sprache. Besonders Jeux stellt hohe technische Anforderungen.

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Mit einem viel bunteren Umschlag präsentieren sich die subtilen Stücke des Schweizer Komponisten Kevin Juillerat Et l’horizon frissonne («Und der Horizont erschauert» für Alt- oder Tenorsaxofon solo) und Miroitements («Spiegelungen» für Alt- oder Sopransaxofon und Klavier). Diese kurzen, sich den Titeln verpflichtenden Stücke verlangen moderne Spieltechniken wie Mehrklänge, Subtone, Vierteltöne etc. Sie eignen sich gut für erste Begegnungen mit zeitgenössischer Musik, zumal der Komponist mit einführenden Übungen auch besonderen Wert auf die Vermittlung der Vortragsangaben legt und dazu passende Hörbeispiele aus anderen Werken empfiehlt. Eine etwas grosszügigere Notation wäre hier dienlich gewesen.

Keine bimmelnde Strassenbahn

Ein atemberaubendes Bravourstück für Trompete und Klavier, das den grossen Aufwand lohnt.

Foto: Isabell Richter/pixelio.de

tramway vienna–bratislava heisst ein neues Stück des bekannten, in Wien lebenden Schweizer Komponisten Mathias Rüegg. Wer sich unter diesem Titel einen beschaulichen Abstecher in einem alten Tramwaggon nach Bratislava vorstellt, der wird gleich in den ersten Takten eines Besseren belehrt: extrem schnelle Tempi, ein Pianist, der seinen Konzertflügel wie ein Cajon benutzt, nur die rettenden zwei Fermaten-Takte gönnen den Spielern und dem Zuhörer in der Startphase eine kurze Verschnaufpause. Schnell wird klar: Dies ist ein Stück von einem Könner für Könner komponiert. Mathias Rüegg schreibt selber: «Schwierigkeitsgrad 11 von 10».

Dass dieses Werk trotz der immensen technischen Anforderungen (Rhythmik, Höhe, schnelle Dämpferwechsel etc.) spielbar ist, beweist Mathias Rüegg gleich mit einem Link zu einer Aufnahme mit dem Widmungsträger dieser Komposition, dem fantastischen Trompeter Juraj Bartos, zusammen mit seinem ebenso begabten Klavierpartner Ladislav Fanzowitz. Eine Herausforderung für jeden Trompeter und Pianisten. Aber es lohnt sich, sie anzunehmen!

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Mathias Rüegg, tramway vienna – bratislava, für Trompete und Klavier, D 05748, € 17.95, Doblinger, Wien 2011

Vielsprachig singen

In dieser doppelchörigen Messe kommen sechs verschiedene Sprachen in Einklang.

Bild: Fiedels – Fotolia.com

Die Lichtmesse von Thomas Gabriel entstand als Auftragswerk für das grosse Chorfestival Pueri Cantores 2004 in Köln, welches junge Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt zusammenführte. So erklärt sich auch die Vielsprachigkeit dieser Messe. Ursprünglich bestand sie aus drei Sätzen: dem Introitus, dem Halleluja und dem Schlussgesang. Sie ist angelegt für zwei vierstimmige, gemischte Chöre und grosses Blasorchester. Schon im Introitus werden sechs Sprachen verwendet: Deutsch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Latein. Auch das Halleluja und der Schlussgesang folgen dem Prinzip der Mehrsprachigkeit.

In den Jahren seit der Uraufführung wurden die drei Sätze um den Antwortgesang und das Offertorium erweitert und zusammen mit dem Instrumentalstück zur Communio herausgegeben. Der hier vorliegenden, grossangelegten Bläserkomposition steht eine Orgelfassung gegenüber, die in der Praxis wohl einfacher und öfter realisierbar sein wird.

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Thomas Gabriel, Lichtmesse; Bläserfassung, für Solosopran, Chor SATB/SATB, 2 Ob, Eh, 2 Fg, Cor, 2 Tr, Trb, Tb, Org, Partitur, CV 19.052, € 62.00; Orgelfassung, Partitur, CV 19.052/50, € 24.50; Carus, Stuttgart 2013

Tod des Schweizer Komponisten Rainer Boesch

Der Schweizer Komponist Rainer Boesch, der in Zürich aufgewachsen ist, dann aber in Paris bei Messiaen und Schaeffer studierte und von 1968 bis 1972 das Lausanner Konservatorium leitete, ist im Alter von 76 Jahren verstorben.

Foto: LAST-FM

Der 1938 in Männedorf geborene Boesch übersiedelte 1966 nach Paris, wo er sich an Komponisten wie Schaeffer, Bayle und Reibel und der Groupe de Recherches Musicales orientierte. 1968 gewann er den Ersten Preis in Komposition des Pariser Konservatoriums, für sein Werk Désagrégation, das erste elektroakoustische Werk, das in diesem Rahmen ausgezeichnet wurde.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz musizierte Boesch im Duo mit der Sängerin Kathrin Graf und er amtete als Lehrer und Leiter verschiedener Welschschweizer Musikinstiutionen wie dem Institut des Hautes Etudes Musicales (Crans/Montreux), dem Institut Jaques-Dalcroze und dem Centre Suisse de Musique Informatique. Aufenthalte absolvierte er auch am IRCAM (1976–85), am Massachusetts Institute of Technology (1988) und an der Stanford University (1992).

1996 wurde er Professor für Computermusik am Pariser Konservatorium. Sein kompositorisches Werk umfasst elektroakustische Musik, Computermusik sowie Vokal- und Instrumentalmusik.

Theater Basel sucht Statisten

Das Theater Basel sucht Statisten im Alter zwischen 9 und 15 Jahren und eine Statistin für die Opernproduktion «La damnation de Faust». Das Casting findet am 21. Februar um 18 Uhr im Theater Basel statt.

Foto: Goethezeitportal; www.goethezeitportal.de/index.php?id=4393,SMPV

Für die Neuinszenierung von Hector Berlioz‘ Oper La damnation de Faust sucht das Theater Basel für verschiedene Rollen nach jungen Statisten. Gesucht werden zehn Jungen im Alter von 9-12 Jahren.
Als junges Double der männlichen Hauptrolle Faust wird zudem nach einem Jungen von bis zu 15 Jahren gesucht. Als Double der weiblichen Hauptfigur Marguerite sucht das Theater eine volljährige Komparsin von jüngerem und mädchenhaftem Äusseren. Beide Statisten werden im Verlauf des Abends sehr häufig auftreten und spielen.

Bühnenerfahrung ist wünschenswert, jedoch nicht Bedingung. Die regelmässige Teilnahme am Probenprozess vom 7. April bis zur Premiere am 25. Mai 2014 sowie Mitwirkung bei allen Aufführungen (Termine im Zeitraum April bis Ende Juni 2014) sind Grundvoraussetzung.

Interessentinnen und Interessenten können sich im Rahmen des Castings am 21. Februar vorstellen. Treffpunkt ist kurz vor 18.00 Uhr an der Pforte des Theaters Basel, Elisabethenstrasse 16.

Weitere Auskünfte erteilt die Leiterin der Statisterie, Lotti Bürgler, Telefon 079/766 14 64.
 

MusikPro Wallis schreibt Förderbeiträge aus

MusikPro Wallis, die Musikförderinstitution des Kantons Wallis, schreibt die diesjährigen Unterstützungsbeiträge aus. Gefördert werden unter anderem Musiker oder Gruppen und der Aufbau von Ateliers für aktuelle Musik.

Foto: © Plattform Kultur Wallis/Aline Fournier

Die Dienststelle für Kultur des Kantons Wallis schreibt folgende Unterstützungsbeiträge aus:

a) 3 dreijährige Unterstützungsbeiträge für Musiker oder Gruppen in der Höhe von 15‘000 Franken / Jahr für Musiker und 30‘000 Franken / Jahr für Gruppen.
b) 2 Unterstützungsbeiträge für Kompositionen in der Höhe von 10‘000 Franken.
c) 3 bis 5 Beiträge zum Aufbau von Ateliers für aktuelle Musik in der Höhe von bis zu
25‘000 Franken pro Projekt.
d) 3 Beiträge für Zusammenarbeiten zwischen Berufs- und Amateur-Musikern in der Höhe von bis zu 20‘000 Franken pro Projekt.
e) 3 Tutoriat-Projekte für aufstrebende Künstler in der Höhe von 2‘000 bis 5‘000
Franken.

Es werden nur Bewerbungsdossiers berücksichtigt, die bis zum 15. April
2014 über die Online-Plattform www.vs-myculture.ch eingereicht werden.
Audio- oder Videomaterial kann per Post an folgende Adresse gesendet werden:
Dienststelle für Kultur, Kulturförderung, Postfach 182, 1951 Sitten.

Jubiläumsnachlese

Hitverdächtige Opernchöre von Verdi und Wagner, aber auch bekannte geistliche Chorwerke von Verdi in Sätzen mit Klavier, Orgel oder kleinem Ensemble.

Ausschnitt aus dem Titelblatt mit dem Verdi-Porträt von Giovanni Boldini, 1886

Grosse Opernchöre sind im Trend und aus dem Konzertleben nicht mehr wegzudenken. Der Carus Verlag gab zum 200. Geburtstag der beiden Komponisten Chorbücher mit grossen Opernchören sowohl von Giuseppe Verdi wie von Richard Wagner heraus. Das Verdi-Buch enthält zwölf Chöre, gesetzt für Chor und Klavier und ausgesucht von Johannes Knecht. Vom absoluten Schlager Va pensiero aus Nabucco über den Triumphchor aus Aida geht es bis zu Chorstellen aus wenig bekannten Opern wie Giovanna d’Arco oder La battaglia di Legnano. Dem italienischen Originaltext ist ein singbarer, deutscher Zweittext untersetzt.

Wagners Pilgerchor und der Brautchor aus Lohengrin gehören bei vielen Chören zum festen Repertoire. Aus den Opern Die Feen und Rienzi wird das Repertoire durch weitere Bearbeitungen ergänzt. Johannes Knecht und Clytus Gottwald zeichnen für die insgesamt acht Bearbeitungen verantwortlich. Zu den vorliegenden Bänden sind auch reine Chorpartituren erschienen.

Auch die bekanntesten geistlichen Chorwerke Verdis hat der Carus-Verlag neu herausgegeben, so die Quattro pezzi sacri. Stabat mater und Te Deum sind zudem in einer Bearbeitung für Singstimmen und Orgel des Organisten Zsigmond Szathmáry erschienen. Selbst das berühmteste Werk, die Messa da Requiem ist neu verlegt worden. Besonders interessant für die Praxis dürfte hier die sogenannt reduzierte Fassung für kleines Ensemble sein: Aufbauend auf dem Klavierauszug hat der Chorleiter und Musikpädagoge Michael Betzner-Brandt Horn, Kontrabass, Marimba, Gran Cassa und Pauken beigefügt. Damit wird eine Aufführung auch für kleinere Budgets möglich. Dabei sind Klavier und Marimba viruos gefordert, Horn und Gran Cassa sowie Pauken sorgen für Klangfülle. Aufführungsmaterial für die Instrumentalisten sowie Einlegeblätter für zwei zusätzliche Summchöre sind gesondert erhältlich.

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Giuseppe Verdi, Grosse Opernchöre, 12 Chöre aus Verdi-Opern arr. für Chor und Klavier, hg. von Johannes Knecht, CV 2.652, € 29.80, Carus, Stuttgart 2012

Giuseppe Verdi, Quattro pezzi sacri, Klavierauszug, CV 27.500/03, € 12.50, Carus, Stuttgart 2013

Giuseppe Verdi, Stabat Mater, bearbeitet für Chor und Orgel von Zsigmond Szathmáry , CV 27.294/45, € 16.80, Carus, Stuttgart 2013

Giuseppe Verdi, Te Deum, bearbeitet für Chor und Orgel von Zsigmond Szathmáry , CV 27.194/45, € 14.50 Carus, Stuttgart 3013

Giuseppe Verdi, Messa di Requiem, Fassung für kleines Ensemble von Michael Betzner-Brandt, Partitur, CV 27.303/50, € 75.00, Carus, Stuttgart 2012

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Richard Wagner, Grosse Opernchöre, 8 Chöre aus Wagner-Opern, arr. für Chor und Klavier, hg. von Johannes Knecht, CV 2.651, € 24.80, Carus, Stuttgart 2012

Aufgehellte Melancholie

Auf ihrem neuen Soloalbum hat die Zürcher Musikerin Annakin ihren Elektropop verfeinert. Und bei der ersten Live-Präsentation konnte sie sich vom Zürcher Kammerorchester begleiten lassen.

Schon der Trip-Hop von Ann Kathrin Lüthis früherer Band Swandive rief stellenweise förmlich nach Orchesterbegleitung. So kann es nicht überraschen, dass sie am 28. Januar die Live-Premiere ihres neuen Soloalbums Stand Your Ground mit dem Zürcher Kammerorchester (ZKO) bestritt. Denn auch die Musik ihres vierten Studioalbums unter dem Namen Annakin eignet sich bestens dafür, obwohl sie zunehmend ihre eigene Vorstellung von melancholischem Elektropop ausgebildet hat.

Die 38-jährige Musikerin hat ihre ebenso feingliedrigen wie geheimnisvollen Songs weiter verfeinert, was sich vor allem im klanglichen Raffinement zeigt. Herkömmliche und elektronische Instrumente verschmelzen zu einem berückenden Sound, der organischer als bisher klingt, heller und leichter auch. Deshalb wirkt die Gedankenwelt, durch die Annakin mit ihrem ätherisch-träumerischen Gesang führt, nicht mehr so schwer und bedrohlich, obwohl die Dunkelheit noch immer beschworen wird.

Der Reiz der Songs nützt sich allerdings ab, weil sich der Aufbau, die Arrangements und auch die Singweise oft sehr ähnlich sind. Wo das Potential für weitere Entwicklungen liegt, zeigt das Stück In Between. Ann Kathrin Lüthi singt darin wesentlich freier und entlockt ihrer Stimme mehr Nuancen. Der Grund liegt offensichtlich darin, dass sie nicht zur üblichen Begleitung singt, sondern allein zu Manu Delagos subtilem Spiel des Hangs, dieses klanglich an Gongs und Steel-Drums erinnernden Instruments, das vor einem guten Jahrzehnt in Bern entwickelt wurde. Delago begleitete Annakin auch am erwähnten Konzert mit dem ZKO als Perkussionist und ist ansonsten für Grössen wie Anoushka Shankar und Björk tätig. Die Arrangements für das ZKO wurden eigens von der britischen Geigerin Fiona Brice geschrieben, die man erst kürzlich als Begleitmusikerin der Rockband Placebo im Hallenstadion erleben konnte.

Annakin: Stand Your Ground. Akin Records, Vertrieb: Phonag. www.annakin.net

Norden – Frost bis Frust

Kehlspiele und Kehlgesänge bei den Inuit und in Sibirien waren für das Überleben im Frost entscheidend. Helena Winkelman erachtet den Norden als wichtiges Zentrum der neuen Musik, während unmittelbar jenseits unserer nördlichen Grenze das auf die Aufführung neuer und neuster Musik spezialisierte SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg in seiner Existenz bedroht ist.

Norden - Frost bis Frust

Kehlspiele und Kehlgesänge bei den Inuit und in Sibirien waren für das Überleben im Frost entscheidend. Helena Winkelman erachtet den Norden als wichtiges Zentrum der neuen Musik, während unmittelbar jenseits unserer nördlichen Grenze das auf die Aufführung neuer und neuster Musik spezialisierte SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg in seiner Existenz bedroht ist.

Focus

Jeux de gorge inuit et chants de gorge sibériens
Une forme de musique qui relie les populations, et participe à leur survie
Hörbeispiele und komplette französische Fassung

Die schönsten Dinge entstehen dort, wo sie Wertschätzung erfahren
Gespräch mit Helena Winkelman nicht nur über nördliche Einflüsse

Madetoja, Langgaard, Leifs et les autres
Du Danemark à la Finlande, les pays scandinaves n’ont pas vu naître que Grieg et Sibelius
Deutsche Zusammenfassung und eine Liste mit entdeckungswürdigen nordischen Komponisten

Die Glut anfachen
Zur Situation der SWR Orchester

Version française
 

… und ausserdem

RESONANCE

Trouver un son d’ensemble
Le Quintette Eole réunit cinq instruments à vent — cuivres et bois

Rezensionen Klassik/Rock & Pop — Neuerscheinungen Bücher, Noten, CDs

Carte Blanche mit Michael Gasser

CAMPUS

Raum für Musik in Ganztagsstrukturen
Wie kann musikalische Bildung in die Tagesschule integriert werden?

Rezensionen — Rezensionen Unterrichtsliteratur

klaxon — Kinderseite
 

SERVICE

Musikmessen im Frühling

 

FINALE

Rätsel Thomas Meyer sucht

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Die Glut anfachen

Die beiden Sinfonieorchester des Südwestrundfunks – das SWR SO Baden-Baden und Freiburg sowie das RSO Stuttgart – sollen 2016 fusioniert werden. Sparzwänge werden als Grund genannt. Auf eine fachliche Expertise zu seinem Fusionsbeschluss hat der SWR verzichtet.

Pierre Boulez probt mit dem SWR Sinfonieorchester. Foto: © SWR/Peter A. Schmidt
Die Glut anfachen

Die beiden Sinfonieorchester des Südwestrundfunks – das SWR SO Baden-Baden und Freiburg sowie das RSO Stuttgart – sollen 2016 fusioniert werden. Sparzwänge werden als Grund genannt. Auf eine fachliche Expertise zu seinem Fusionsbeschluss hat der SWR verzichtet.

An Bedeutungen ist es sehr reich, wenn nicht unerschöpflich: das Wort «Kultur». Es findet sowohl in Bezug auf die höchsten menschlichen Werte und Betätigungen als auch die belanglosesten Dinge eine geradezu inflationäre Verwendung. Nicht von ungefähr setzen sich Soziologen, Sprachforscher, Philosophen und Kulturwissenschaftler im Rahmen tagelanger Symposien mit der Grenzenlosigkeit dieses einst vergeistigten Begriffs auseinander. Doch die Resultate hinterlassen kaum Spuren in unserem alltäglichen Leben. Kulturelle Symposien, schrieb Claudio Magris einmal, sind die Negation des Lebens, das ein offener Seehafen ist.

Begibt man sich auf die gedankliche Reise, entdeckt man, auf wie viele Dinge mit dem Wort «Kultur» verwiesen wird: Orchesterkultur, Museumskultur, Cafékultur, aber auch Fussballkultur, Stammtischkultur, Unterhaltungskultur und viele mehr. Manche dieser Kulturen dienen auf vorzügliche Weise der Zerstreuung, von der wiederum ganze Industriezweige leben. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland, im folgenden Fall der Südwestrundfunk (SWR), ist von solchen Trends offenbar nicht ausgenommen. Wenn aber «seine» beiden Orchester fusioniert werden, unterläuft der Sender ausgerechnet das, was ihn eigentlich vom kommerziellen privatrechtlichen Rundfunk abheben sollte: die sogenannte Hochkultur.
 

Das SWR Sinfonieorchester und die Schweiz

«Wir wollen die Fenster weit offen lassen und jeden
Provinzialismus vermeiden.»

Paul Sacher, in: Musikakademie Basel, Jahresbericht 1964/65
 

Weit über 40 Konzerte hat das SWR SO seit seiner Gründung 1946 in der Schweiz gegeben, in Zürich, Basel, Genf, Lausanne, Montreux, Bern, Lugano, Locarno, St. Gallen und Luzern. Erst letztes Jahr war es wieder im Rahmen des Lucerne Festival zu hören, mit Werken von Ligeti, Czernowin, Wyschnegradsky und Georg Friedrich Haas. Zwischen dem Orchester und der Schweiz besteht seit den Fünfzigerjahren ein überaus lebendiger wechselseitiger Austausch. Indem es einerseits oft in der Schweiz gastiert, andererseits im Ausland Schweizer Werke zu Gehör bringt, hat unser zeitgenössisches Kulturleben eine internationale Öffnung erfahren.

Zu den Schweizern, deren Werke im Nachkriegsdeutschland erstmals dank des SWR SO (vormals SWF) erklangen, zählt neben Conrad Beck der damals 31-jährige Jacques Wildberger, dessen Tre Mutazioni für Kammerorchester 1953 unter der Leitung von Hans Rosbaud in Donaueschingen uraufgeführt wurden. Auch Pierre Boulez setzte sich für Wildbergers Musik ein: 1958 brachte er in Aix-en-Provence Intensio – Centrum – Remissio mit dem SWF-Sinfonieorchester zur Uraufführung. Fünf Jahre später dirigierte Boulez die Uraufführung von Wildbergers Oboenkonzert. Solist war der 24-jährige Heinz Holliger, dessen Glühende Rätsel auf Gedichte von Nelly Sachs 1964 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt wurden. 1970 fand dann die Uraufführung von Holligers Pneuma für Bläser, Schlagzeug, Orgel und Radios statt. Der Komponist selbst sass am Pult der ersten Oboe; einige Musiker waren wegen angeblicher Unzumutbarkeit der Spieltechniken abgesprungen.

Zahlreiche weitere Schweizer Werke erklangen zum ersten Mal in Konzerten des SWR SO, mehrheitlich in Donaueschingen, aber auch in der Schweiz, beispielsweise Changements pour grand orchestre von Rudolf Kelterborn. Die einem szenisch-dramatischen Denken entsprungene, überaus expressive Partitur ist Ernest Bour gewidmet, der sie im September 1973 im Rahmen des Festival de Musique de Montreux mit dem SWF-Sinfonieorchester aus der Taufe hob.

Nicht zuletzt hat das SWR SO auch in Frankreich einige Werke von Schweizer Komponisten uraufgeführt, etwa Michael Jarrells Paysages avec figures absentes (Nachlese IV) im Oktober 2010 in Strasbourg (Festival Musica). Der Titel dieses Werkes für Violine und Orchester geht zurück auf das gleichnamige Buch des aus Moudon (Waadt) stammenden Lyrikers und Essayisten Philippe Jaccottet.

Viele weitere Schweizer Orchesterwerke, die durch das SWR SO uraufgeführt wurden, verdienen hier besondere Beachtung, doch müssen wir uns aus Platzgründen auf ihre Erwähnung beschränken: Jacques Guyonnet Monades III (1961), Jürg Wyttenbach Anrufungen und Ausbruch für Holz- und Blechbläser (66), Hans-Ulrich Lehmann Rondo für Stimme und Orchester (68), Thomas Kessler Klangumkehr 85:4 für Orchester und elektronische Instrumente (76), Conrad Beck Konzert für Bläserquintett und Orchester (77), Ulrich Stranz Musik für Klavier und Orchester (78), Gérard Zinsstag Foris (79), Christoph Delz Siegel op. 3 (80) und Im Dschungel (83), Ulrich Gasser Steinstücke II für kleines Orchester (80), Heinz Holliger Scardanelli-Zyklus für Soloflöte, gemischten Chor, kleines Orchester und Tonband (85), Hans Wüthrich Wie in einem sehr grossen Schiff oder Fisch und Flexible Umrisse, beide Werke «für autonom kybernetisch sich selbst regulierendes Orchester ohne Dirigenten» (85), André Richard Echanges für Orchester und Live-Elektronik (88), Michael Jarrell …d’ombres lointaines… pour voix et grand orchestre (90), Hanspeter Kyburz Malstrom für grosses Orchester in 4 Gruppen (98), Laurent Mettraux’ Ombre (99), Beat Furrer Orpheus’ Bücher für Chor und Orchester auf Texte von Pavese, Ovid und Vergil (2001) sowie Apon für Orchester und Sprechstimme (09), Klaus Huber Die Seele muss vom Reittier steigen für Violoncello, Bariton, Kontratenor und 2 Orchestergruppen (02) sowie Quod est pax? – Vers la raison du coeur… (07), Bettina Skrzypczak Initial (EA Warschauer Herbst 07), Isabel Mundry Ich und Du für Klavier und Orchester (08).
 

Am Anfang war die Zahl

In einer Sitzung des SWR-Rundfunkrats (1) am 2. Juli 2010 gab SWR-Intendant Peter Boudgoust bekannt, dass der SWR bis zum Jahr 2020 rund 15 Prozent seiner Kosten einsparen müsse, und zwar durch einen «strategischen Sparkurs». Boudgoust erklärte, dass man auf das «Rasenmäherprinzip» verzichten wolle, also nicht überall in gleichem Umfang Gelder kürzen werde. Man werde dort sparen, wo Sparen möglich ist, ohne das Programm zu schädigen. «Dadurch können wir dort leistungsfähiger sein, wo wir auf keinen Fall Abstriche machen dürfen.» Die Bedeutung seiner vagen Aussage wurde erst im Februar 2012 bekannt: Für die beiden Orchester des SWR in Baden-Württemberg gilt der allgemeine Sparkurs von 15 Prozent nicht, nein – die Orchester trifft es wesentlich härter: 25 Prozent diktierte man ihnen als Sparziel. Die SWR-Budgets beider Orchester liegen derzeit bei insgesamt etwa 20 Millionen Euro jährlich, also möchte man im Jahr 2020 ein Sparvolumen von 5 Millionen Euro erreicht haben. (2) Mit diesen Zahlen gewappnet, trat der SWR im Februar 2012 an die Öffentlichkeit. Der Weg zur Einsparung der 5 Millionen Euro sollte über eine Fusion der beiden SWR-Orchester erreicht werden.

Auf der Frankfurter Musikmesse fand am 28. März 2012 eine Podiumsdiskussion zur Fusionsidee statt, eine der wenigen öffentlichen Diskus-sionen mit dem Intendanten sowie dem inzwischen pensionierten SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann. Die beiden wurden von Vertretern der Neuen Musikzeitung, des Deutschen Musikrats und der Deutschen Orchestervereinigung zur Rede gestellt. So sehr auch präzise gefragt wurde, brillierten Boudgoust und Hermann dadurch, dass sie mit vielen schönen Worten eher wenig Konkretes verlauten liessen: Es gehöre zu einer Kultur der Diskussion, die im Namen der Kultur geführt wird, dass man nicht mit falschen Begriffen arbeite, war eine der Pauschalphrasen des Intendanten. Er riet seinen Gesprächspartnern, dass man «nicht von vornherein Positionen festlegen» dürfe, es gehe in der Diskussion vielmehr um «Differenzierung» und um «Zwischentöne». Abgesehen davon, dass er sich mit diesen Worten zunächst auf die (seiner Meinung nach) falsche Rubrizierung der beiden SWR-Orchesterprofile im Feuilleton bezog, können solche Aussagen als zweifelhafte Gesprächstaktiken verbucht und im Nachhinein auch getrost als Deckmantel der Realität entlarvt werden:

Bereits im Herbst 2010 nämlich hatte der SWR in einem «interaktiven Prozess» hinter verschlossenen Türen Möglichkeiten eruiert, um beide Orchester vor dem Hintergrund des Sparziels «weiterzuentwickeln». Daran beteiligt waren die SWR-Hörfunkdirektion (3), SWR-Orchestermanager und externe Berater, unter anderem die in München ansässige Metrum Managementberatung GmbH. (4) Was sich hinter den Kulissen genau abgespielt hat, ist für Aussenstehende schwer nachzuvollziehen. (5) Wahrscheinlich ist jedoch, dass der Intendant bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit einem Fusionsprodukt geliebäugelt hatte, das SWR-intern als «Spitzenorchester plus» bezeichnet wird. Die Grundidee dieser «Strukturoption» besteht darin, dass beide Orchester im Jahr 2016 zu einem grossen Orchester am Standort Stuttgart fusionieren. Dieses Fusionsorchester soll sich dann, so heisst es in einem SWR-Papier, national und international als Spitzenorchester positionieren. Doch ist dieses Modell reine Illusion. Fachleute haben mehrfach und übereinstimmend darauf hingewiesen, dass die unterschiedlichen Profile der beiden Orchester nach ihrer Fusion nicht nebeneinander weitergeführt werden könnten und ihre Qualitäten dadurch verloren gingen (einmal ganz abgesehen davon, dass man das Sparziel im vorgegebenen Zeitraum höchstwahrscheinlich nicht erreichen wird und die geplanten 90 Konzerte jährlich kaum machbar sein dürften). Während das RSO Stuttgart tendenziell dem etablierten Repertoire verpflichtet ist, gilt das SWR SO Baden-Baden und Freiburg als das Orchester für zeitgenössische Musik schlechthin. (6)
 

Stiftung des öffentlichen Rechts

Die Vorstände beider Orchester wurden im Frühjahr 2011 unter der Bedingung absoluten Stillschweigens durch den Hörfunkdirektor rudimentär über die Fusionspläne informiert. Protestbekundungen hat die SWR-Führungsspitze auf diese Weise bereits im Keim erstickt. Die Fusionspläne wollte der SWR offenbar schnellstmöglich voranbringen. (Dass die Orchestervorstände den Plänen überaus abgeneigt waren und weiterhin auch sind, braucht nicht erwähnt zu werden.) Auch 2012 hat der SWR den Weg des geringstmöglichen Widerstands gewählt, um unbeirrt auf die Fusionsentscheidung zusteuern zu können:

Die Zeit zwischen der Bekanntmachung des Fusionsvorhabens im Februar 2012 und dem Fusionsbeschluss am 28. September 2012 durch den Rundfunkrat war denkbar kurz. Ein Gedanke drängt sich geradezu auf: Wenn die SWR-Führungsspitze die beiden Orchester wirklich hätte retten wollen, so hätte sie die Fusionsentscheidung sicherlich bis zum Frühjahr 2013 zurückstellen können, worum der Intendant mehrfach ausdrücklich gebeten worden war. Denn auf der «anderen» Seite bemühte man sich intensiv um die Rettung der Orchester. Vertreter des SWR SO Orchestervorstands sowie der Freunde und Förderer des Orchesters etwa präsentierten bereits am 14. Juni 2012 vor dem Hörfunkausschuss einen Zukunftsplan für das SWR SO Baden-Baden und Freiburg. Er beruhte auf einem Kuratorenmodell mit potenzieller Beteiligung badischer Städte, der EU, dem Elsass und der Nordwestschweiz und sah dadurch eine starke Verankerung in der trinationalen Metropolregion Oberrhein vor. In der Politik hatte die Idee noch im gleichen Monat ersten Zuspruch gefunden.

Abgesehen von diesem frühen Entwurf ent-wickelte Friedrich Schoch, Professor an der Universität Freiburg und Direktor des dortigen Instituts für Öffentliches Recht, ein Konzept zu einer Stif-tung des öffentlichen Rechts. Es handelt sich dabei um eine Organisationsform, von welcher etwa die Berliner Philharmoniker (seit 2002) und die Bamberger Symphoniker (seit 2005) getragen werden. Für eine Zuschussstiftung wäre kein grosses Anfangsvermögen notwendig. Ein Unterstützerkreis, der vom Verein der Freunde und Förderer des SWR SO derzeit aktiv erweitert wird, könnte zum Gelingen des Plans erheblich beitragen. All jene, denen der Erhalt des SWR SO am Herzen liegt, sind aufgefordert, über einen definierten Zeitraum verbindlich einen frei wählbaren Betrag zu spenden. (7) Des Weiteren muss langfristiger finanzieller Rückhalt durch Sponsoring gegeben sein, aber auch politischer Rückhalt, insbesondere durch den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, damit sich der SWR auf das Stiftungsmodell einlässt. Träger der Stiftung wären dann das Land Baden-Württemberg, die Stadt Freiburg sowie weitere Städte und Gemeinden – und selbstverständlich der SWR. Doch auch hier herrscht nach wie vor Ablehnung, die der Intendant damit rechtfertigt, dass die Mitträgerschaft des Rundfunks in einer solchen Stiftung «juristisch hochproblematisch» sei – de facto aber ist sie rechtlich zulässig und realisierbar. Es müsste nur über die konkrete Umsetzung dieses Plans gesprochen werden. Doch am Planungstisch vermisst man den SWR bislang.
 

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Schweiz–Tournee des SWF Orchesters vom 14. bis 17. Februar 1966 (Plakat in Lausanne)

Fusionsbeschluss ist revidierbar

Zum jetzigen Zeitpunkt ist es durchaus noch möglich, die vom SWR forcierte Fusionsentscheidung zu revidieren. Dazu ist es an der Zeit, dass die Empörung, die Abertausende von Menschen vor allem in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und den USA in sich tragen, erneut ihre Wirksamkeit entfaltet! Insbesondere diejenigen, denen kultureller Kahlschlag widerstrebt, sollten sich durch unredliche Argumentationsmethoden weniger Fusionsbefürworter nicht von dem vernünftigen Gedanken abbringen lassen, dass der Fusionsbeschluss rückgängig gemacht werden kann.

Auch gilt es, die Argumente vonseiten des SWR nicht einfach hinzunehmen, sondern kritisch zu hinterfragen, so zum Beispiel jene des damaligen Hörfunkdirektors Bernhard Hermann: «Die Überlegungen zur Zukunftssicherung der Orchester», schrieb er in einer Stellungnahme, «basieren auf der finanziellen und demografischen Entwicklung der vergangenen Jahre. Seit Mitte der 90er-Jahre öffnet sich die Schere zwischen den Einnahmen und Ausgaben immer weiter. Zum ersten Mal in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist der SWR in einer Situation, in der der Sender weniger Geld zur Verfügung hat als in den Vorjahren. Wir erwarten bis 2020 eine finanzielle Lücke von 166 Mio. Euro.» Mit genauen Angaben hat der Hörfunkdirektor diese Sätze nicht untermauert. Ausserdem ist kürzlich bekannt geworden, dass der Sender nicht etwa über niedrigere, sondern über höhere Einnahmen verfügen wird. (8)

Es fällt auf, dass die Diskussion vonseiten des SWR fast ausschliesslich unter ökonomischen Vorzeichen geführt wird. (9) Und wenn der Intendant dann doch in musikalischer Hinsicht zu argumentieren versucht, sorgt er durch populistische Statements für neuen Unmut: «Ich mag Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 5 d-Moll. Besonders wenn es einem Orchester gelingt, die Balance zu halten zwischen den aufbrausenden Momenten und den intimen Stellen. Und ich mag Fussball. Die Sportschau ist ein Muss […]. Ich möchte mich in diesem Sinne auch weiterhin begeistern lassen von packenden Fussballmomenten und von Schostakowitschs Meisterwerken. Zum Beispiel bei einem Konzert der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Eines Klangkörpers, der aus dem Rundfunksinfonieorchester Saarbrücken des Saarländischen Rundfunks und dem Rundfunkorchester Kaiserslautern des SWR hervorgegangen ist. Ein fusioniertes Orchester, das in den Feuilletons hochgelobt wird. Es geht also doch.» (10)
 

Geförderte geistige Verflachung

Die Argumente für den Erhalt beider Orchester beziehungsweise gegen ihre Fusionierung sind so zahlreich, dass sie hier nicht gebührend ausgeführt werden können. Lassen wir daher einige prominente Stimmen zu Wort kommen! Sir Simon Rattle: «Sie sind dabei, mit diesem Plan Ihre beiden exzellent aufgestellten Klangkörper in eine künstlerische Sackgasse zu schicken.» Deutliche Worte fand auch Helmut Lachenmann, als er von einer «gedankenlos geförderten geistigen Verflachung» sprach. Abschätzig blickt er auf die Entscheidungsträger der Fusion: «Ich sehe in solch zerstörerischem Vorgehen von unsere Kultur in den Griff nehmenden Managern ein Symptom jener endlich zu behebenden Unaufgeklärtheit in Sachen Kunst.» Pierre Boulez zeigte sich fassungslos in einem Brief an den Intendanten: «Dieses Orchester [das SWR SO] ist seit mehr als 60 Jahren Garant einer wahrhaft exzeptionellen Musikkultur und insbesondere der Interpretation zeitgenössischer Kompositionen auf dem denkbar höchsten technischen wie musikalischen Niveau. Es scheint mir daher völlig unvorstellbar, dass dem deutschen wie dem internationalen Musikleben ein so vitaler und exzellenter Partner mit einzigartigem Profil genommen würde. Ich halte dieses Orchester für schlicht unersetzbar, und der Verlust wäre nicht wieder gut zu machen – das, was in vielen Jahrzehnten mit grösstem Engagement dort erarbeitet worden ist, lässt sich weder ersetzen noch transferieren noch irgendwann einmal nachholen.» Und Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, warnte in einem Interview mit der Badischen Zeitung: «Mich überzeugt diese Art der Sparbemühungen überhaupt nicht, weil es einmal mehr die Suche nach Einsparungsmöglichkeiten genau in dem Bereich ist, der die Gebühren rechtfertigen könnte.»

Anmerkungen

  1. Die Rundfunkräte der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten Deutschlands sind als oberste Aufsichtsgremien für die Programmkontrolle ihres jeweiligen Senders zuständig. Zu den Aufgaben eines Rundfunkrats gehört vor allem die Überwachung der Einhaltung öffentlich-rechtlicher Programmgrundsätze. In der Vergangenheit standen die Rundfunkräte in Deutschland wiederholt in der Kritik aufgrund ihrer staatsnahen Zusammensetzung.
     
  2. Der SWR wendet nach eigenen Angaben etwa 6,5 Prozent seiner gesamten Programmmittel für folgende Institutionen auf: SWR SO, RSO Stuttgart, SWR Vokalensemble, das Experimentalstudio des SWR für elektronische Musik in Freiburg und die SWR Bigband. Zudem wird die Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern gemeinsam von SWR und SR (Saarländischer Rundfunk) getragen.
     
  3. Die Hörfunkdirektion – der für die Orchesterfusion erheblich mitverantwortliche Hörfunkdirektor Bernhard Hermann ist seit Sommer 2012 pensioniert – verantwortet die Radioprogramme, die der SWR für die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ausstrahlt: Abendprogramm in SWR1, Informationsradio SWRinfo, Kulturprogramm SWR2 und die sogenannte SWR3 PopUnit, darunter auch der Sender DASDING. Zitat Boudgoust am 02. 07. 2012: «Gerade bei DASDING machen wir jetzt eher noch zu wenig, hier werden wir gezielt stärker werden müssen, um das Publikum von morgen nicht zu verlieren.» SWR3 und DASDING sind vom «generellen» Sparkurs komplett ausgenommen! Der Hörfunkdirektion zugeordnet sind auch die beiden SWR-Orchester.
     
  4. Diese Informationen gehen auf eine Präsentation zurück, die in einer Sitzung des Hörfunkausschusses (Ausschussgremium des Rundfunkrats) am 15. 03. 2012 gezeigt wurde. Traktandum der Sitzung war die «strategische Weiterentwicklung» von SWR SO Baden-Baden und Freiburg sowie RSO Stuttgart.
     
  5. Zur Verschleierung der Fakten trägt der SWR in eigener Sache bei, indem er den Zeitstrahl mit wichtigen Terminen zur Orchesterzukunft auf www.swr.de/zukunft erst mit dem 3. Februar 2012 (Information Verwaltungsrat) beginnen lässt. Es wird dringend Zeit, dass der SWR zu den 2010 anlaufenden Arbeitsprozessen im Hinblick auf die Fusion Transparenz herstellt. So würde er nicht zuletzt unvollständiger und verzerrter Berichterstattung entgegenwirken.
     
  6. Zahlreiche «Schlüsselwerke» des 20. Jahrhunderts wurden durch das SWR SO (vormals SWF) uraufgeführt, darunter Pierre Boulez’ (bald wieder zurückgezogene Partitur) Polyphonie X und Pli selon Pli (Portrait de Mallarmé), Messiaens Reveil des Oiseaux und Chronochromie, Metastaseis von Xenakis, Pendereckis Anaklasis, Ligetis Atmosphères und Lontano, Luciano Berios Sinfonia und Heinz Holligers Scardanelli-Zyklus, um nur einige wenige zu nennen.
     
  7. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.freunde-swr-so.de sowie unter http://www.stiftung-so.de/ihr-beitrag.html.
     
  8. Anlässlich einer Sitzung der ARD-Intendanten am 27. November 2013 in Leipzig wurde bekannt, dass sich aufgrund des neuen Rundfunkbeitrags (eingeführt am 01. 01. 2013 bei gleichzeitiger Ablösung der früheren geräteabhängigen Rundfunkgebühr) ein erheblicher Zuwachs der Einnahmen für ARD, ZDF und Deutschlandradio abzeichnet.
     
  9. Als Beispiel sei hier aus Platzgründen nur die Reaktion Boudgousts auf den am 12. 11. 2013 in der FAZ veröffentlichten Brief von 160 Dirigenten angeführt: «Sehr geehrte Damen und Herren, es ist durchaus verständlich, dass Sie gegen die Fusion zweier Orchester Ihr Wort erheben. Denn: Ja, es wird ab 2016 in Deutschland ein Orchester weniger geben.» Dieser Satz zeigt beispielhaft, wie der Intendant auf inhaltlich-künstlerische Forderungen nur in ökonomischer Hinsicht antwortet. Er argumentiert quantitativ («ein Orchester weniger»), stets auf die bis heute nicht vollständig offengelegten finanziellen Rahmenbedingungen verweisend.
     
  10. Die Zeit, Nr. 14/2012

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Wo ist Norden?

Es ist genau, wie der Anthropologe Franck Michel sagt: Die Menschen im Süden versuchen in den Norden zu kommen, um Arbeit, bessere Lebensbedingungen und gesellschaftliche Sicherheit zu finden, während die Menschen aus dem Norden in den Süden fahren – vor allem in den Ferien – wegen des milderen Klimas, des entspannteren Lebens, der warmherzigeren Kontakte.

In der Schweiz sind wir typische Vertreter des Nordens, die man für ihren Reichtum, die niedrige Arbeitslosenquote und die politische Stabilität beneidet. Und wir träumen von mehr Sonne! Aber die Begriffe sind relativ: Wir sind alle im Norden von jemand anderem – und im Süden natürlich auch.

So lieben wir die Dolce Vita des Tessins, «unseres» Südens, der zugleich das erträumte nordische Ideal der italienischen Immigranten ist. Nördlichere Regionen, Deutschland, Skandinavien, führen wir oft als Beispiele für wirtschaftlichen Erfolg und nachahmenswerte Bildungsmodelle an: Orte, wo es noch besser funktioniert als bei uns.

Und wo kann sich nun das Musikleben besser entfalten? Im Süden, wo man sich Zeit nimmt für den Genuss schöner Dinge, oder im Norden, wo effizientere Strukturen bereitstehen? Die Komponistin und Geigerin Helena Winkelman meint im Interview, dass Italien wohl nicht mehr das musikalische Zentrum sei, das es einmal war, sondern dass die Impulse heute vor allem aus dem Norden kommen. Die angeordnete Zwangsfusion der beiden Orchester des deutschen Südwestrundfunks zeigt aber auch, wie «nördliche» Sparpolitik dramatische Auswirkungen auf das Musikleben haben kann. – In dieser Nummer geht es also um verschiedene Facetten nordischer Musik, um Positives und Negatives.

Noch etwas: Franck Michels These gilt nicht bis zum Nordpol, denn in jenen extremen Bedingungen kann sich keine stark industrialisierte Gesellschaft entwickeln. Dafür berühren sich in der Polregion Orient und Okzident. Und was verbindet die Völker im Norden Amerikas, im Norden Russlands und im Norden Japans? Ihre Musik!

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Schattenhafte Klangpoesie

Vielverprechender Beginn der «Wohlhauser-Edition» mit einem zentralen Werkzyklus, der auf eignen Lautgedichten basiert.

Christine Simolka und René Wohlhauser. Foto: Martin Spiess,für Sopran, Flöte, Klarinette und Violoncello,für Sopran solo,für Sopran, Flöte, Klarinette, Violoncello und Klavier

«Komplexe Mikrostrukturen gestalten, mit Bruchstücken aus einer bruchstückhaften Welt arbeiten, die sich zu neuen Klang-Konglomeraten zusammenfügen, die dem Publikum vielleicht neue Erfahrungen und Sichtweisen eröffnen.» Dies sind die kompositorischen Prämissen von René Wohlhauser, einem spartenübergreifend agierenden Künstler, der als Komponist, Improvisatour, Pianist, Bariton, Musikpädagoge, Theoretiker und Schriftsteller gleichermassen umtriebig unterwegs ist. Jetzt hat das an der Baseler Musikakademie lehrende Multitalent mit eigenem Ensemble einen seiner zentralen Werkzyklen aufgenommen: The Marakra Cycle (2006–2011) – gelungener Start der «Wohlhauser-Edition» beim Label Neos.

Titel wie mira schinak, ’Srang, Sokrak und Charyptin muten esoterisch bis exotisch an, beruhen jedoch auf der Tatsache, dass diesen Stücken Lautpoesie (natürlich aus Eigenproduktion) zugrunde liegt. Sie überschreiben eine Musik, die von einer bemerkenswerten Klarheit der Diktion ist. Webern und Scelsi scheinen Wohlhauser gleichermassen inspiriert zu haben.

Konstruktive Verbindlichkeit zeichnet die Stücke für Sopran, Bariton, Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Klavier und Perkussion (in verschiedenen Kombinationen zwischen Solo und voller Ensemble-Besetzung) ebenso aus wie Aspekte des Flüchtigen und Augenblickhaften, was die Musik in immer neue Richtungen führt, weil einzelne Elemente jederzeit produktive Eigendynamik gewinnen können.

Das «Erforschen der Tiefendimensionen des Klanges» ist erklärtes Ziel von Wohlhausers Ästhetik, die geräuschhaft, stationär oder virtuos daherkommt und auch auf reine Lautproduktion konzentriert sein kann. Ganz wichtig für die Wirkung dieser Klänge ist Christine Simolkas unaufgeregter Sopran, der den Hörer fortträgt bis zum Marakra Code 2, dramatischer Höhe- und Endpunkt des Zyklus, wo sich Wohlhausers Fantasiesprache zu trügerischen Bedeutungen verdichtet.

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René Wohlhauser: The Marakra Cycle; Ensemble Polysono (Christine Simolka, Sopran; Ursula Seiler Kombaratov, Flöte; Igor Kombaratov, Klarinette; Markus Stolz, Violoncello; René Wohlhauser, Klavier, Bariton und Leitung; Gäste: Tabea Resin, Flöte; Marzena Toczko, Violine), Neos 11308

 

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