Ausbildung zum Holistic Artist Coach

Diese neue Ausbildungsreihe nach Wenzel und Marianne Grund an der Akademie für Musik-Kinesiologie und ganzheitlich orientierte Künstlerberatung und Therapie startet im Oktober 2018 und richtet sich in erster Linie an ausübende Musiker, Bühnenkünstler und Musikpädagogen, die ihr Potenzial optimieren und sich ein neues Berufsfeld erschliessen möchten.

Seit über 20 Jahren behandeln und begleiten Marianne und Wenzel Grund in ihrer HPS-Praxis Musikerinnen und Musiker bei körperlichen, emotionalen oder mentalen Problemen. Die meisten ihrer Klientinnen und Klienten haben schon eine wahre Odyssee von Spezialist zu Spezialist durchlaufen, ohne wirklich vorwärtsgekommen zu sein. Dabei ist es eine Realität, dass viele Bühnenkünstler und Pädagogen heutzutage das Bedürfnis haben, den Dingen auf den Grund zu gehen und ihre Probleme nachhaltig zu lösen. Deshalb braucht es neue, zeitgemässe, der Ökonomie der Natur folgende Therapie- und Beratungsangebote.

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Wenzel und Marianne Grund, Foto: zVg

 

Aus der breitgefächerten Methodenkompetenz von Wenzel und Marianne Grund entstand über viele Jahre eine Synthese von Musik-Kinesiologie, Hypnosetherapie und Atemenergetik. Aufbauend auf ihrem reichen Erfahrungsschatz als Dozenten und Erkenntnissen aus der täglichen Praxis entwickelten sie ein umfassendes, auf natürlichen Gesetzmässigkeiten beruhendes Beratungs- und Therapiekonzept zu musikerspezifischen Themen.

Ihr neuer, sorgfältig geplanter Lehrgang zum «Holistic Artist Coach» vermittelt den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern eine fundierte, praxisorientierte Ausbildung für eine ganzheitliche und fachgerechte Künstlerberatung mit Therapieangeboten.

Diese wirkungsvolle und resultatbezogene Beratungs- und Therapieform folgt einem klar strukturierten und reproduzierbaren Prozess, weshalb sie auch leicht zu erlernen ist.

Heilung kommt von innen

Gerade im Musikerberuf ist man immer häufiger aufs Produzieren und Abliefern von Leistung ausgerichtet, als dass man sich auf einen künstlerischen Prozess einlässt. So wird man zur perfekten Kopie einer Maschine. Ein Problem, welches früher oder später körperlich ausgetragen wird. Konstante Verspannungen und Verhärtungen stellen sich ein oder wir entwickeln alle möglichen Allergien und ungünstige Verhaltensmuster.

Um zu begreifen, wie diese Beschwerden entstehen, muss einem zuerst klar werden:
Jedes Problem beginnt im feinstofflichen Bereich auf der Meridianebene, in der Musik-Kinesiologie «bewusste Ebene» genannt. Wird das Ursachenproblem auf dieser Ebene nicht gelöst, d. h. angeschaut, akzeptiert und eliminiert, so sinkt es auf die «unterbewusste Ebene». Hier manifestiert es sich als ein chronisches Unwohlsein.

Wird das Thema im Unterbewusstsein nicht aufgedeckt und gelöst, sinkt es noch tiefer auf die «unbewusste Ebene». Hier auf der Körperebene nehmen wir den Konflikt z. B. als Schmerz wahr. Schmerz jeglicher Art ist ein Signal des Körpers: «He, ich habe ein Problem, bitte hilf mir.»

Sind wir taub oder blind für diese Anzeichen oder unterdrücken sie durch Medikamente u. a., dann manifestiert sich das Problem als negative Zellinformation, die alle möglichen Symptome erzeugt.

Sprechen wir also z. B. von Rückenverspannungen, so fragt oder testet man beim Holistic Artist Coaching zuerst aus: Was war ihr Auslöser im feinstofflichen, energetischen Bereich? Denn nur dort kann Heilung ansetzen. Nicht die Spritze, das Medikament, die Massage beheben das Ursachenproblem, sondern das Umdenken. Dieses Umdenken kommt niemals von aussen, sondern von innen. Zweifellos können positive Impulse von aussen kommen, aber die Heilung erzeugt jeder selbst.

Probleme, gleich welcher Natur (mit Ausnahmen von externen Einflüssen wie einem Unfall oder einer Vergiftung), entstehen immer irgendwo im Unterbewusstsein des Menschen. Äussere Symptome wie Phobien, Depressionen, Asthma, Migräne, Krebs, Burn-out, Reizdarm u.a.m. sind meist nur ein Zeichen dafür, dass im Unterbewusstsein etwas nicht korrekt abgespeichert wurde.

Lehrgang Schritt für Schritt

In den Ausbildungsmodulen zum «Holistic Artist Coach» lernt man Schritt für Schritt aufzudecken, welche Konflikte hinter einem offensichtlichen Problem/Symptom stecken, den Menschen ganzheitlich zu erfassen und dessen individuelle Heilungspotenziale zu aktivieren.

Holistic Artist Coaching ist für alle Musikerinnen und Musiker geeignet, die entschlossen sind, etwas in ihrem Leben zu verändern, den Mut haben, genau hinzuschauen, und eine für sie optimale Lebensqualität anstreben.

Nach erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs (Module I bis VI) erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, welches dazu berechtigt, als «Holistic Artist Coach» Einzelsitzungen durchzuführen und eine eigene Praxis zu führen.

Mehr Infos zu Ausbildung und Infoabenden

www.mk-akademie.ch

www.grund-hps.ch

Stadt St. Gallen unterstützt Hopes & Venom

Die Stadt St.Gallen vergibt sechs Werkbeiträge in der Höhe von je 10‘000 Franken. Unter den 27 Bewerbungen stammten vier aus dem Bereich Musik. Der Werkbeitrag soll der Hopes-&-Venom-Gründerin Vanessa Engensperger die Möglichkeit geben, ihr Bandprojekt weiterzuentwickeln.

Hopes & Venom (Bild: zVg)

Im Jahr 2013 erreichte die St.Galler Band Hopes & Venom den zweiten Platz im bandXost-Finale in der Grabenhalle. Dort legte sich für die Gründerin Vanessa Engensperger (Jahrgang 1990) der Grundstein, als Musikerin ihren Lebensunterhalt bestreiten zu wollen. Seither entwickelte sie die Band konstant weiter, hat sich in der lokalen Musikszene vernetzt und geniesst grosse Anerkennung in ihrem Genre.

Die Musik ist ein Mix aus Neofolk, Metal-Einflüssen und verträumtem Rock. Vanessa Engensperger erschafft unkonventionelle Klänge, verpackt sie in Songs und lässt so Musik entstehen, die einem genreübergreifenden Publikum ungewohnte Hörwelten eröffnet. Auftritte am Open Air St.Gallen, dem Weihern Open Air Festival und dem Bergmal Festival in Zürich gehören zu wichtigen Stationen der ursprünglich zu zweit auftretenden Hopes & Venom. In den letzten drei Jahren sind ein Tontechniker sowie zwei St.Galler Tänzerinnen regelmässig mit von der Partie und unterstützen und bereichern die Live-Auftritte.

Der einzige Werkbeitrag in der Sparte Musik gibt Vanessa Engensperger die Möglichkeit, ihr Bandprojekt weiterzuentwickeln, die Live-Shows auszubauen sowie den Dreh von aufwändigeren Videos zu produzieren. Somit komme sie, schreibt die Stadt, ihrem Ziel näher, mit Hopes & Venom eine Verbindung aus verschiedenen Disziplinen wie Musik, Tanz, Video und Licht zu schaffen.

Carona, der neue Ort für alte Musik

Im historischen Dorf Carona wurde vor Kurzem ein Musikfestival ins Leben gerufen: alt in Bezug auf das Repertoire, aber ganz neu in Form und Konzept. Die Ideen dazu liefert, sprühend vor Energie, Giulia Genini.

Konzert vom 25.2. in der Chiesa di San Siro von Carabbia. Foto: Daniel Vass
Carona, der neue Ort für alte Musik

Im historischen Dorf Carona wurde vor Kurzem ein Musikfestival ins Leben gerufen: alt in Bezug auf das Repertoire, aber ganz neu in Form und Konzept. Die Ideen dazu liefert, sprühend vor Energie, Giulia Genini.

In der italienischsprachigen Schweiz, in der bereits einige wichtige Interpreten barocker Musik zu Hause sind, wurde vor Kurzem eine neue und im besten Sinne des Wortes erfrischende Initiative vorgestellt: CaronAntica. Sie ist sowohl auf der Bühne als auch in Workshops dem alten Repertoire gewidmet. Zu den Unterstützern gehören Diego Fratelli, Professor für die Aufführungspraxis alter Musik am Konservatorium der italienischen Schweiz sowie an der Scuola Civica in Mailand, und die Tessiner Musikerin Giulia Genini, eine der interessantesten Schweizer Interpretinnen der jungen Generation, die bereits mit Ensembles wie I Barocchisti, Il Giardino Armonico, der Accademia Bizantina und den Berliner Philharmonikern zusammenarbeitet. Am Rande von zwei Konzerten im Februar und März, an denen Protagonisten vom Kaliber eines Stefano Barneschi, Konstantin Timokhine, Mirjam Töws und Cristiano Contadin mitwirkten, haben wir Giulia Genini getroffen, um mehr über das Projekt CaronAntica zu erfahren.

Giulia Genini, im Lauf der Jahrzehnte haben viele Künstler, und nicht nur Tessiner, Carona als ihren Wohnsitz gewählt. Wieso? Was sind die charakteristischen, vielleicht sogar einzigartigen Eigenschaften dieses Dorfes?
Carona liegt inmitten einer unberührten und prachtvollen Natur, die von einem goldenen, mediterranen Licht durchflutet wird. Der Ort vereint die Kunst und die Weisheit unserer Vorfahren, die ihn mit einem ausgeprägten Sinn für Harmonie und Schönheit erbaut haben. Mittelalter, Renaissance und Barock haben in den Mauern und Strassen ihre Spuren hinterlassen. Das macht Carona zu einer Art locus amoenus, einem idealen Anreiz zum Nachdenken und für künstlerisches Schaffen.

Eine wichtige Basis Ihres Projekts ist die Casa Pantrovà: ein Ort, den viele Schweizer Musiker gut kennen, wird er doch den Mitgliedern des Tonkünstlervereins zu günstigen Bedingungen als Residenz zur Verfügung gestellt. Wie würden Sie die Casa Pantrovà beschreiben?
Sie ist ein idealer Ort, um Ideen zu sammeln, sich zu konzentrieren und um Neues zu erschaffen. Eingebettet im Grünen und am Rand des historischen Ortskerns gelegen, bietet die Casa Pantrovà eine für die Konzentration ideale Abgeschiedenheit. Trotzdem ist das Dorf mit wenigen Schritten erreichbar.

In der Präsentation von CaronAntica wird ein «dynamisches Konzertkonzept» erwähnt. Was bedeutet das?
Unsere Konzerte werden während längerer Aufenthalte der Künstler in Carona konzipiert und vorbereitet. Die Musiker leben also für eine gewisse Zeit im Dorf, und lassen sich durch den Ort inspirieren: eine erste Dynamik liegt in dieser Idee der «Osmose». Dann ist ganz Carona eine grossartige Bühne – der Hauptplatz, die Loggia, viele schöne alte Kirchen – und bietet Veranstaltungsräume, die es zu erkunden gilt. Schliesslich suchen wir bei den eigentlichen Konzerten die Nähe zum Publikum mittels Präsentationen, Kommentaren und/oder durch eine besondere Aufstellung der Musiker im Raum. So soll das traditionelle Konzertschema durchbrochen werden, das üblicherweise Publikum und Musiker physisch trennt, anstatt sie in einem einzigen emotionalen Atem zu vereinen.

Ihr Projekt konzentriert sich auf alte Musik. Eine schwer zu fassende Kategorie. Ist das, was vor dreissig Jahren als «alte Musik» bezeichnet wurde, dasselbe, was wir heute darunter verstehen?
Alte Musik ist ein völlig natürliches Repertoire und deshalb faszinierend und aktuell, denn aktuell ist alles, was mit der Abgehobenheit und Künstlichkeit der heutigen Gesellschaft kontrastiert. Unterschiede zwischen der alten Musik von vor dreissig Jahren und heute? Ich würde sagen, Wiederentdeckung und dann Entwicklung, Vertiefung: CaronAntica umfasst das gesamte mit sogenannten Originalinstrumenten aufführbare Repertoire und sucht nach der wahrhaften Stimme einer Epoche, sei es diejenige des Mittelalters, der Renaissance, des Barock, des Klassizismus oder der Romantik.

Ihre Tätigkeit als Musikerin hat sich entwickelt und entwickelt sich noch weiter, oft im namhaftesten Umfeld und sowohl nördlich als auch südlich der Alpen. Unterscheidet sich das germanische und das lateinische Verständnis der heutigen Interpretation von alter Musik in irgendeiner Weise?
Natürlich gibt es Unterschiede, aber ich würde sie nicht zu einem Klischee machen, das auf den Breitengrad zurückzuführen ist. Sie sind vielmehr eine natürliche Folge der menschlichen Vielfalt. Ich finde es sehr faszinierend, mit verschiedenen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten und vielfältige Möglichkeiten zu entdecken: Es kommt immer wieder vor, dass ich schon des Öfteren gespielte Partituren aus einer völlig neuen Perspektive wahrnehme, bisher noch unbekannte Details und Nuancen entdecke.

Was ist der Unterschied zwischen der Planung eines einzelnen Programms als Musikerin und dem Konzipieren eines ganzen Musikfestivals als künstlerische Leiterin?
Eigentlich gibt es viele Gemeinsamkeiten. Was im einen Fall auf eine Aufführung von einer Stunde konzentriert ist, dehnt sich im andern auf eine längere Zeitspanne aus, aber das Prinzip bleibt sich gleich. Man sucht konkret oder ideell nach einem Zusammenhang, einem roten Faden, um den musikalischen Diskurs zu thematisieren und um das richtige Gleichgewicht zwischen Kontinuität und Diversifizierung zu finden. All das bildet eine Intensitätskurve, eine Klimax, immer mit dem Ziel, höchste Ansprüche zu erfüllen.
 

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austauschen

Ohne Austausch geht eigentlich gar nichts. Er findet täglich auf verschiedensten Ebenen statt und wird in vielen Projekten gefördert. Wir betrachten Formen des Austauschs mit Bezug zur Musik und machen auch einen Abstecher zur Kulturförderung.

austauschen

Ohne Austausch geht eigentlich gar nichts. Er findet täglich auf verschiedensten Ebenen statt und wird in vielen Projekten gefördert. Wir betrachten Formen des Austauschs mit Bezug zur Musik und machen auch einen Abstecher zur Kulturförderung.

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Focus

Einbahnstrasse oder Kreuzung mit Gegenverkehr
Förderkriterien der Entwicklungspolitik auch für die Kultur?

Quand je suis arrivé à Berne, je voulais rentrer en Suisse
Greis rappe en allemand avec la culture francophone
In Bern angekommen, wollte ich zurück in die Schweiz
Bei Greis ergänzen sich Deutschschweizerisches und Frankofones
Deutsche Übersetzung

Sich singend kennenlernen
Die Projekte ÉchangeChœurs und Chor der Nationen

En piste, en cours, ensemble…
« Fondue déchaînée »

Zahnradfabrik statt Musentempel
Interview mit Ilona Schmiel, Intendantin des Tonhalle-Orchesters Zürich

 

… und ausserdem

CAMPUS

 

Hahn und Huhn als Opernhelden — Kinderopern-Premiere in Baden

Connaissances générales — l’œuvre musicale mise en contexte
Version en ligne
 

FINALE


Rätsel
— Thomas Meyer sucht


Reihe 9

Seit Januar 2017 setzt sich Michael Kube für uns immer am 9. des Monats in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb.

Link zur Reihe 9


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Ein «innovatives Projekt» geht in die Binsen

Mit einer Uraufführung feierte die Kantonsschule Alpenquai Luzern am 14. und 15. März zusammen mit dem Luzerner Sinfonieorchester ihr Jubiläum. Das Auftragswerk «harmony and understanding» von David Lang entpuppte sich allerdings als ziemlich eindimensional.

David Lang und Numa Bischof Ullmann am 5. September 2017 mit Kantischülern. Foto: Benno Bühlmann,Foto: Benno Bühlmann,Foto: Markus Wild

Die Vorschusslorbeeren waren gigantisch, sie reichten von «Star-Komponist», «aussergewöhnlich», «innovativ» bis zu «kreativ und wegweisend». Und der Intendant des Luzerner Sinfonieorchesters (LSO), Numa Bischof-Ullmann, der das «Education-Projekt» seines Orchesters mitverantwortete, äusserte selbstbewusst: «Ich bin stolz darauf, dass wir David Lang für das gemeinsame Projekt gewinnen konnten», denn dieser sei ein wahrer Weltstar.

Da war also zum Jubiläum 50 Jahre Kantonsschule Alpenquai Luzern (KSA) etwas ganz Besonderes geplant. Der bekannte US-amerikanische Komponist David Lang (*1957) wollte ein Werk kreieren, bei dem neben dem Orchester die 1500 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums ebenso eingebunden wären wie das gesamte Publikum am Uraufführungsort, im Konzertsaal des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (KKL). «Ein Konzert, in dem das Publikum zum Akteur wird, ist ein Experiment», konkretisierte KSA-Prorektor Stefan Graber.

Graber hatte zusammen mit seinem Kollegen Stefano Nicosanti die Koordination unter sich: «Die Kanti Alpenquai wagt das Experiment im Bewusstsein, dass sich darin eine zentrale Aufgabe gymnasialer Bildung manifestiert: der offene, neugierige Umgang mit Ungewohntem, mit Neuem.» Und er betonte auch die wertvolle Zusammenarbeit mit dem LSO: «Beide Parteien bringen Tradition und Innovation und Zeitgenossenschaft miteinander in ein kritisches und bereicherndes Gespräch.»
 

Unterforderte Jugendliche

Hohe Erwartungen wurden da geschürt. Was leider nicht immer von Vorteil ist, wie harmony and understanding an der Uraufführung schonungslos aufzeigte. Schon die Ankunft vor dem KKL liess nicht nur Gutes erahnen, standen dort doch Kantonsschülerinnen und -schüler und tauschten sich über die Vorbereitungen aus: «Das war eindeutig für die Füchse», lautete die einstimmige Meinung.

Vor der Aufführung musste das Publikum, das ja einbezogen war, zuerst üben. Nicht weniger als 50 Minuten dauerte die Instruktion durch den Dirigenten André de Ridder und Co-Dirigentin Elena Kholodova, Chorleiterin an der Kantonsschule. Reichlich lange, wenn man bedenkt, dass im Publikum 750 Schülerinnen und Schüler der Kanti sassen, die Tage zuvor bereits in Anwesenheit von David Lang geübt hatten.

Das Werk ist dreigeteilt: Im ersten mit «Im Wald» umschriebenen Teil musste das Publikum das Alphabet flüstern, dazu spielte das Orchester im Stil von minimal music leise tremolierende Streicherklänge, und es läuteten aufheiternde Glöckchen. Dann gesellten sich Hörner ins Gewühl, derweil das Publikum Fragen zur Herkunft beantworten sollte. Leises Gemurmel wurde unter Anleitung de Ridders und Kholodovas mit Crescendo und Decrescendo wenigstens etwas variiert.

In diesem Stil ging es weiter. Im zweiten Teil musste man «wie im Karneval» eine aus gerade mal acht Tönen bestehende «Melodie» vom Orchester mitgespielt «singen», zum Schluss gab es dann noch ein Gemurmel aus Esperanto-Wörtern, eine Sprache, die alle verstehen. Der utopische Gehalt und die didaktische Ausrichtung des Werkes aber rauschten ins Leere.

Man sah Schüler miteinander quatschen, Schülerinnen an ihren Handys herumfingern oder sie schauten gelangweilt ins KKL-Rund. Die Unterforderung der Jugendlichen war offensichtlich. Dazu dauerte der Abend viel zu lange, wurde doch nach den obligaten Reden auch noch die 8. Sinfonie von Antonín Dvořák gespielt, allerdings erst um 21.45 Uhr, als die Konzentration des Publikums längst erschöpft war.
 

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5. September 2017, Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Alpenquai Luzern interviewen David Lang in englischer Sprache.

Vorarbeiten als Gewinn

Nicht alles ist misslungen. Das gilt besonders für die weit gefasste Vorbereitung. So führten Schüler mit Elena Kholodova am 3. Dezember 2017 das Werk Just von David Lang aus dem Film Youth auf. Auch Begegnungen mit dem Komponisten waren Bestandteil des Gesamtprojekts: Vier Kantonsschülerinnen konnten ihn bei einem Podium auf Englisch interviewen.

Interessant war auch der vertiefte Umgang mit Dvořáks 8. Sinfonie. Schüler des Schwerpunktfachs Musik durften von der ersten Orchesterprobe an dabei sein. Daraus entstanden interessante Texte, die im Konzertprogramm abgedruckt waren. Musiklehrer Martin Bucheli erarbeitete daneben den 4. Satz des Werkes mit einem Schulensemble, wobei die eigentlich ein rund 80-köpfiges Orchester fordernde Partitur auf 16 Partien heruntergebrochen werden musste. Bucheli schreibt darüber im Programmheft: «Alle Schüler besuchen zwar Instrumentalunterricht, es gibt jedoch niemanden, der Fagott, Oboe, Bratsche, Piccolo-Flöte, Posaune oder Trompete spielt. Dafür befinden sich in der Klasse mehrere Sängerinnen und Pianisten. Ich musste also die fehlenden Originalinstrumente durch E-Pianos oder Synthesizer ersetzen.» Das Resultat war offenbar hörenswert, jedenfalls war Bucheli «verblüfft, wie nahe wir an den Originalklang herankamen».
 

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Der Musiklehrer Martin Bucheli erkundet experimentell mit seiner Klasse Dvořáks 8. Sinfonie, jede Schülerin, jeder Schüler spielt eine für diesen Selbstversuch angepasste Stimme auf seinem gewohnten Instrument – ein starkes gemeinsames Musikerlebnis im Sinne von «harmony and understanding».

Vierhändige Europareise

Vielfältige Stimmungen sowie rhythmische und melodische Herausforderungen prägen die Stücke von Louis Zett für zwei Spielerinnen oder Spieler, die etwa gleich weit fortgeschritten sind.

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

«12 fantasievolle Volksliedbearbeitungen für Klavier zu 4 Händen», so lautet der Untertitel des Heftes Across Europe des Komponisten und Pädagogen Luis Zett. So vielfältig und facettenreich wie seine Biografie sind auch seine vielen Publikationen. Für diese Sammlung hat er die Vielfalt der europäischen Volksmusik und den melodischen Reichtum des Volksliedes angezapft. Ob die sogenannte «Zigeunertonleiter» und ungewöhnliche Taktarten (z. B. 7/8 oder ständige Wechsel) im slawischen Bereich oder die je nach Region unterschiedlichen Grundstimmungen von eher melancholisch bis fröhlich und witzig: Alle dies Eigenheiten machen die Stücke farbig und abwechslungsreich.

Die vierhändigen Arrangements sind sorgfältig und fein gearbeitet. Sie überraschen immer wieder mit farbigen Harmonisierungen und rhythmischer Vielfalt. Besonders gefallen mir die quasi zwischen die Strophen eingebauten «Intermezzi». In diesen Passagen greift er melodische und rhythmische Elemente der Lieder und Tänze auf und spielt mit ihnen frei herum. Die Stücke liegen im mittelschweren Bereich und stellen in beiden Parts etwa gleichwertige Ansprüche. Aus meiner Sicht sind sie deshalb sehr geeignet, um zwei Schülerinnen oder Schüler mit ähnlichen Fähigkeiten zusammenzubringen für eine musikalisch wie auch pianistisch anregende Auseinandersetzung. Dass es keine Fingersätze gibt, finde ich zwar schade. Das könnte aber ein lohnendes Lernfeld im Unterricht werden. Hilfreich fürs Verständnis sind die Kommentare zu einzelnen den Stücken.

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Luis Zett: Across Europe. 12 fantasievolle Volksliedbearbeitungen für Klavier zu vier Händen,
EB 8857, € 20.90, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2016

Berufsbedingungen von Geigerinnen um 1800

«… wie ein Mann mit dem Kochlöffel» – dieser Titel weist bereits auf die Vorurteile hin, mit denen eine Geigerin um 1800 zu kämpfen hatte. Volker Timmermann hat historisches Material untersucht und zeigt Nachwirkungen der Benachteiligungen bis in die Gegenwart auf.

Foto: elena/fotolia.com

Geigerinnen sind im öffentlichen Konzertleben keine Seltenheit, im Gegensatz etwa zu Dirigentinnen und Komponistinnen. Sie wirken als Solistinnen, und in Kammermusikensembles und Orchestern sind sie zahlreicher, wenn das Vorspiel für die Besetzung der Stellen hinter dem Vorhang stattfindet. Braucht es etwa doch eine geschlechterdifferenzierte Historiografie für Geigerinnen?

Der Titel des vorliegenden Buches, … wie ein Mann mit dem Kochlöffel, lässt es erahnen: Um 1800 hatte eine Geigerin nicht dieselben Möglichkeiten wie ein Geiger. Unzählige Einschränkungen unter dem Vorwand der Sittlichkeit – grosse körperliche Bewegungen etwa waren verpönt – haben die Frauen vom Geigenspiel ausgeschlossen. Der Autor Volker Timmermann schlüsselt die zahlreichen gesellschaftlichen Normen der bürgerlichen Gesellschaft auf, welche Instrumentenwahl, Ausbildung und Berufsausübung bestimmten. Diese Normen führten zu einer Kluft zwischen Frauen und Männern, die sich im Falle der Geigerinnen namentlich in den fehlenden Austauschmöglichkeiten mit Komponisten äusserte, denn auch eine angesehene Virtuosin galt für einen Komponisten nicht als gleichwertige Partnerin. Ein weiterer einschränkender Faktor war die aufkommende öffentliche Konzertkritik in der Presse, welche im 19. Jahrhundert darüber befand, ob die Geigerinnen die ihr von der Gesellschaft zugeschriebene Rolle spielten. Die Vorbehalte haben sich in Form von massiven Lücken in der Geschichtsschreibung niedergeschlagen. Anhand von reichem Quellenmaterial aus verschiedenen Ländern zeigt der Autor auf, wie gross die Ellbogenfreiheit – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne – der Geigerinnen je nach Gegend in Europa war und wie insbesondere die Italienerinnen noch hundert Jahre nach dem Tod Antonio Vivaldis vom Ruhm seiner Venezianer Geigenschule und der Selbstverständlichkeit von Geigenvirtuosinnen profitierten. Besonders hervorzuheben sind zudem Timmermanns Analysen von bildlichen Darstellungen von Violinistinnen und ihren Instrumenten, welche die Diskrepanz zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen an sittliche Bewegungen einerseits und den technischen Anforderungen des Violinspiels anderseits aufzeigen. Die Lebensläufe von vier bisher kaum dokumentierten Musikerinnen versvollständigen die Darstellung der Berufsbedingungen von Geigerinnen um 1800 ab.

Die subtilen Machtmechanismen, die seit 200 Jahren die beruflichen Möglichkeiten der Geigerinnen bestimmen, klingen auch im heutigen Musikleben nach. Denn: Wie oft ist heute im Konzertsaal eine sechzigjährige Geigerin als Solistin zu hören? Eben. Nicht allein das Ohr des Publikums bestimmt über den Fortbestand einer Musikerinnenkarriere. Die vorliegende Studie erklärt wieso. Sie richtet sich sowohl an Wissenschaftlerinnen (Interpretationsforschung, historische Musikwissenschaft, Gender Studies) als auch an Musikliebhaber, die ihre Hör- und Sehgewohnheiten im Konzertsaal hinterfragen möchten.

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Volker Timmermann: «… wie ein Mann mit dem Kochlöffel». Geigerinnen um 1800. Schriftenreihe des Sophie-Drinker-Instituts, hg. von Freia Hoffmann, 298 S., ca. Fr. 35.00, BIS-Verlag der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, 2017, ISBN 978-3-8142-2360-5

Steen-Andersen unterrichtet an der HKB

Der dänische Komponist Simon Steen-Andersen wird ab Herbst 2018 im Fachbereich Musik der Hochschule der Künste Bern (HKB) Masterstudierende im Fach Komposition regelmässig unterrichten.

Foto: Dacapo-Records

Der 1976 geborene Simon Steen-Andersen studierte Komposition bei Karl Aage Rasmussen in Aalborg, Mathias Spahlinger in Freiburg, Gabriel Valverde in Buenos-Aires und bei Bent Sørensen und Hans Abrahamsen in Kopenhagen.

Er arbeitete unter anderen eng mit Ensemble Modern Frankfurt, dem Ensemble Recherche, dem Ensemble Ascolta und wird international an bedeutenden Festivals gespielt. 2017 erhielt er den Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung sowie den Mauricio Kagel Musikpreis der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen.

Steen-Andersens Musik ist laut HKB-Mitteilung «geprägt von der Auseinandersetzung mit dem Konzertritual, dem Einbezug von szenischen Elementen und choreographischen Konzepten, Live-Visuals und komplexen Feedback-Systemen». Damit ergänze er hervorragend die Kompositions- und Sound-Art-Studiengänge der Hochschule.

«Im Nebel» in revidierter Fassung

Der G.-Henle-Verlag legt seiner Neuausgabe von Janáčeks kleinem Klavierzyklus die Fassung von 1924 zugrunde.

Foto: Tobias Kunze/pixelio.de

Der im Frühjahr 1912 vollendete Klavierzyklus Im Nebel (V mlhách) ist das letzte grössere Klavierwerk Janáčeks und wohl auch jenes, in dem der Einfluss des musikalischen Impressionismus am deutlichsten spürbar wird. Wenige Wochen zuvor jedenfalls hörte der Komponist in einem Rezital die Pianistin Maria Dvořáková mit Debussys Reflets dans l’eau. Ist es ein Zufall, dass dieselbe Pianistin Ende 1914 auch die erfolgreiche Erstaufführung von Janáčeks neuem Klavierzyklus spielte?

Nachdem das Werk für einige Zeit vom Podium verschwunden gewesen war, setzte sich der Pianist Václav Štěpán intensiv damit auseinander und regte Janáček im Rahmen einer Neuausgabe zu einigen Änderungen und Ergänzungen an. Auf dieser revidierten Fassung basiert die neue Ausgabe des G.-Henle-Verlags, welche von Jiří Zahrádka betreut wurde. Dabei wurden ein paar notationstechnische Inkonsequenzen behutsam angeglichen, und das Notenbild so übersichtlich wie möglich gehalten – wie man das von Henle gewohnt ist. Vor allem scheint nun die Quellenlage am Ende des dritten Stückes geklärt: Hier konkurrierten bislang mehrere Versionen ad libitum um die Gunst der Interpreten. Zur Übersichtlichkeit tragen auch die Fingersätze von Dénes Várjon bei. Sie ergänzen auf sinnvolle Weise jene der revidierten Ausgabe von 1924.

Wie man dem lesenswerten Vorwort von Jiří Zahrádka entnehmen kann, sollte ursprünglich Ludvík Kundera, ein Schüler Janáčeks und Vater des bekannten Romanciers Milan Kundera, die Uraufführung übernehmen. Dessen berühmtester Roman Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins wurde Ende der Achtzigerjahre von Philip Kaufman kongenial verfilmt. Passt es da nicht wunderbar, dass gerade in diesem Film eine Passage aus „Im Nebel“ die musikalische Hauptrolle spielt?

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Leoš Janáček: Im Nebel (V mlhách), Urtext hg. von Jiří Zahrádka, Fingersatz Dénes Várjon, HN 1247, € 12.50,
G. Henle, in Zusammenarbeit mit Universal Edition, München 2017

 

Andächtige Meditation

Josef Suks schrieb seine Meditation über den altböhmischen Wenzelschoral zuerst für das Tschechische Streichquartett, bei dem er die zweite Geige spielte, später gab er auch eine Version für Streichorchester heraus.

Josef Suk vor 1930. Quelle: wikimedia commons

Seit das Urheberrecht an den Kompositionen von Josef Suk (1874–1935) abgelaufen ist, trifft man seine gewichtigen Partituren (allen voran die sinfonische Dichtung Asrael) wenigstens auf frisch produzierten CDs wieder an – ein Phänomen, das sich in Zeiten knapper Kassen auch schon bei anderen Meistern zeigte. Diese Freigabe ermöglicht aber auch die Herausgabe neuer, korrigierter Notenausgaben, die in der Regel unter Einbeziehung aller verfügbaren Quellen dann mit dem Prädikat «Urtext» beworben werden. So auch im Fall von Suks Meditation über den jahrhundertealten, musikgeschichtlich bedeutsamen Wenzels-Choral.
Mit 85 Takten Umfang, einer Spielzeit von ca. 7 bis 8 Minuten und seiner andächtig-erhabenen Gestalt stellt er sowohl in der ursprünglichen Fassung für Streichquartett wie auch in der nur wenig später entstandenen für Streichorchester zwar eine willkommene Erweiterung des Repertoires dar, bedarf allerdings auch einer erklärenden Einordnung – war der Satz doch 1914 mit all den historischen Implikationen der Melodie als tschechisch-nationale Ergänzung (wenn nicht gar Entgegnung) zu der in Ganz-Kakanien seit Kriegsausbruch vorgeschriebenen Kaiserhymne gedacht, mit der jedes Konzert eröffnet werden musste. Ein aufgeklärtes Auditorium kann damit umgehen; vor Vereinnahmungen Ewiggestriger ist das Werk freilich auch heute nicht geschützt.

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Josef Suk: Meditation über den altböhmischen Choral
«St.
Wenzeslaus» für Streichorchester op. 35a, hg. von Zdeněk Nouza, Partitur BA 9584, € 17.95, Bärenreiter, Prag 2017

Id., für Streichquartett, Taschenpartitur TP 583, € 10.50
 

Bratschenmusik aus Schweizer Verlagen

Die Erstdrucke von Alexander Presuhn im Verlag Musik4Viola und die Ausgaben von Stücken Richard Lanes bei den Editions Bim erweitern das Repertoire auch für Laien.

Alexander Presuhn am Schreibtisch in Stuttgart, Dezember 1927. Foto: zvg
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Die sehr aktive Website Music4Viola hat begonnen, sich in Zusammenarbeit mit dem Amadeus-Verlag auch verlegerisch zu betätigen. Die ersten drei Werke des Verlages Music4Viola sind Erstdrucke des Grazer Bratschers Alexander Presuhn (1870–1950), der als Schauspieldirektor des Stuttgarter Landestheaters über 50 Schauspielmusiken geschrieben hat. Seine gefälligen kurzen Stücklein für Bratsche und Klavier kommen jedem Amateur entgegen, haben gute Gedanken, sind aber etwas kurzatmig ausgeführt. Die 988-taktige Partita für Streichtrio besteht aus zwölf Fugen in verschiedenen Tonarten, die rondoartig abwechseln mit barocken Tanzsätzen. Die Passacaglia am Schluss bringt alle zum Schwitzen, während vier Takten sogar das Cello.

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Der Westschweizer Verlag Editions Bim existiert schon seit 50 Jahren, gegründet wurde er als Bureau d’Informations Musicales hauptsächlich für Blechblasinstrumente. Seit 2003 gibt er auch Werke für Streicher heraus. Gerade ist Quartet, eine Sonate für vier Bratschen, und Tryptych, eine Suite für sechs Bratschen, von Richard Lane erschienen. Die Stücke sind einfach und verständlich, auch für Laien zu spielen. Richard Lane (1933–2004), ein amerikanischer Komponist aus New Jersey, hat 1990 auch das Bratschensolo Aria and Allegro mit Streichorchester- oder Klavierbegleitung in e-Moll geschaffen, das im Stile von Vieuxtemps den ganzen Tonumfang der Viola rhapsodisch und melodisch in spannenden Sequenzen nutzt.

 

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Alexander Presuhn: Die Virginia-Romanze für Viola und Klavier, M4V 52002, Fr. 12.00, Music4Viola, Winterthur 2017

Id., Das Alter, M4V 52005, Fr. 12.00

Id., Partita für Violine, Viola und Violoncello, M4V 53002, Fr. 52.00

 

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Richard Lane, Quartet for 4 Violas, Partitur und Stimmen, VA16, Fr. 30.00, Editions Bim, Vuarmarens 2017

Id., Tryptych for 6 Violas, VA11, Fr. 29.00

Id., Aria and Allegro, for solo Viola and piano/string orchestra, Klavierauszug VA25a, Fr. 22.00; Partitur VA25b, Fr. 30.00

 

C’est la musique qui fait la langue

Die Nummer 3/2017 der Zeitschrift «Babylonia» widmet sich dem Thema, wie das Sprachenlernen durch Musik unterstützt werden kann.

Foto: Horst Schröder/pixelio.de

Im Zusammenhang mit Musikunterricht wird oft über den sogenannten Transfereffekt gesprochen, das Phänomen also, dass eine musikalische Betätigung das Lernen in anderen Bereichen positiv beeinflusst. In der Nummer 3/2017 der Zeitschrift Babylonia geht es nun um das Erlernen von Sprachen, das durch den Einsatz von Liedern, Chansons, Popsongs, Musiktheater oder Musikvideos unterstützt, erleichtert und zugleich vertieft werden kann. Einer der vielen Autoren bringt es mit einem Beispiel auf den Punkt: «Während Aufenthalten in Senegal und in Togo lernte ich einige Wörter und Sätze der Stammessprachen wolof und éwé. Das meiste hatte ich bald wieder vergessen. In beiden Sprachen kann ich aber noch Lieder singen …» (S. 88) Die Musik verankert eine fremde Sprache ganz anders als ein rein intellektueller Zugang; sie ermöglicht emotionaleres und lustvolleres Lernen und transportiert eine kulturelle Atmosphäre weit über den Text hinaus.

Um so «exotische» Sprachen geht es dann nicht, sondern um Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch. Die 20 Beiträge in dem 120 Seiten starken Heft beleuchten das Thema von der Primar- bis zur Terziärstufe; die Schreibenden sind Lehrer oder Dozentinnen an pädagogischen Hochschulen oder Universitäten, Fachleute für Didaktik. Die meisten der kurzen Artikel zielen direkt auf eine Unterrichtssituation und geben Hilfestellungen für die Praxis, ergänzt durch didaktische Materialien (zum Teil auf der Website babylonia.ch). Wertvoll sind auch vielerlei Listen, beispielsweise von Chansons mit den darin angesprochenen Themen oder von Canzoni, mit denen die Geschichte Italiens singend erkundet werden kann. Ein Kapitel ist den Liedersammlungen La Fondue déchaînée gewidmet (vergl. SMZ 4/2018, S. 10f.). «Toc-Toc – Bonjour canon» richtet sich ausdrücklich auch an Musiklehrpersonen. Bei den anderen Artikel ist das nicht der Fall, aber es wird deutlich: Eine Lehrerausbildung ohne musikalische Grundkenntnisse hat nicht nur für das Fach Musik fatale Auswirkungen.

Babylonia, die «Zeitschrift für Sprachenunterricht und Sprachlernen» macht ihrem Namen Ehre. Sie enthält Beiträge auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch, jeweils mit einer kurzen anderssprachigen Einführung. Das Heft erscheint dreimal jährlich.

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Babylonia. Zeitschrift für Sprachenunterricht und Sprachenlernen, Heft 3/2017: Lieder, Musik & Sprachen; Abonnement Fr. 50, Einzelnummer Fr. 20 (+ Porto);
hg. Fondazione Lingue e Culture, Bellinzona

babylonia.ch

Selber machen

Hanstoni Kaufmann zeigt anhand von grosszügigen Bilder und mit vielen praktischen Hinweisen, wie Klarinettisten und Saxofonistinnen ihre Blätter selber herstellen können.

Klarinettenmundstück und -blatt. Zeichnung in der Encyclopædia Britannica, 1911/wikimedia commons

Im ersten Moment irritiert das Querformat dieses Buches – ist das ein Bilderbuch? Und dann schreibt da einer eine Bauanleitung für Klarinetten- und Saxofonblätter, wo doch heute immer mehr Musikerinnen und Musiker auf Plastikblätter umsteigen!

Das Klarinettenblatt – Das Saxophonblatt – Bauanleitung von Hanstoni Kaufmann, die Fortsetzung seines ersten Buches Klarinettenblätter korrigieren, ist tatsächlich ein Bilderbuch – aber auch noch viel mehr! Hier wird, illustriert mit wunderbaren Fotografien, alles rund ums Rohrholz erklärt, von Anbau, Gewinnung, Lagerung, Vorbereitung und Auswahl bis zur Materialkunde. Sodann folgt eine Anleitung, wie der Autor mit seiner langjährig erprobten und weiterentwickelten Methode in zwölf Schritten spielbereite Blätter fertigt. Alle Schritte sind detailliert beschrieben und reich bebildert, so dass sie selbstständig nachvollzogen werden können. Am Schluss des praxisorientierten Buches findet sich eine Übersicht über das benötigte Material mitsamt Bezugsquellen für Rohrholz und Werkzeuge. Hanstoni Kaufmann hat sein Wissen und seine Erkenntnisse aus jahrelanger Erfahrung ausführlich und anregend festgehalten.

Dieses Buch sei allen Klarinettisten und Saxofonistinnen uneingeschränkt empfohlen – egal ob sie selbst Blätter anfertigen oder nur mehr über dieses so wichtige Element des Instruments erfahren möchten. Und übrigens auch den Spielern von Kunststoffblättern. – Die fantastischen Bilder des natürlichen Materials und der Handwerkskunst mögen sie vielleicht zur Rückkehr zum Naturprodukt anregen …

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Hanstoni Kaufmann: Das Klarinettenblatt –
Das Saxophonblatt – Bauanleitung, 87 S., Fr. 41.00, Finkenkruger Musikverlag, Falkensee 2017,
ISBN 978-3-9815965-3-3, mhtk@bluewin.ch

Geheimnisvolle Botschaften

Paul Klees starke Beziehung zur Musik ist bekannt. Bis heute regen seine Bilder Komponisten zu neuen Werken an, wie diese CD des Leipziger Ensembles Sortisatio zeigt.

Skulptur beim Klee-Zentrum Bern. Foto: erwifurger/pixelio.de,über Wasser,aus Klee-Impressionen: wild, aber auch zart,Anfang eines Gedichtes,wie Kraut und Rüben,aus Wasserpyramiden: Allegro

Das Leipziger Ensembles Sortisatio tritt in ungewöhnlicher Besetzung auf: Oboe/Englischhorn (Walter Klingner), Fagott (Axel Andrae), Viola (Matthias Sannemüller) und Gitarre (Thomas Blumenthal). Neun Komponisten aus der Schweiz, Hongkong, Japan und Deutschland haben für das Ensemble von Klee inspirierte Werke geschrieben.

Spiritus Rector dieser Produktion ist Jean-Luc Darbellay. Sein Beitrag über Wasser (Bild 1933/Komposition 2012/2016) bezieht sich auf das gleichnamige Bild, das Klee nach seiner Flucht vor den Nazis in die Schweiz malte. Die Verunsicherung zeigt sich in Klopfgeräuschen und suchenden Tonbewegungen. Nach einem zarten Lamento der beiden Bläser deutet die Gitarre mit schlichten Tönen Resignation und Beruhigung an.

Von der punktuellen Struktur des Buchstaben-Bildes Anfang eines Gedichtes (1938/2011) geht Pierre-André Bovey aus. Klee erinnert damit an ein Lied aus Bachs Klavierbüchlein der Anna-Magdalena. Am Schluss intoniert die Viola eine Phrase aus dem Lied.

Hans Eugen Frischknecht hat seinen sieben Klee-Impressionen (2008) Titel gegeben, die an die zeichnerischen Miniaturen und witzig-ironischen Bildtitel des Malers anknüpfen. Frischknecht gewinnt der Spannung zwischen Fläche und Linie überraschend-geheimnisvolle Momente ab.

Max E. Keller interpretiert das Aquarell wie Kraut und Rüben (1932/2008) analog zum Bild konsequent pointilistisch. In zahlreichen feinsten Abstufungen von Klangfarben, Dynamik und Artikulation wird Klees Werk sichtbar.

Zum Bild Engel, noch weiblich (1939/2011) kombiniert Markus Hofer einen eigens dazu geschriebenen Text von Lea Gottheil: an euyridike. Mehrklänge, perkussive Geräusche, Flatterzunge, tonloses Streichen auf dem Steg, Glissandi usw. evozieren eine melodramatische Atmosphäre, die in einen nachdenklichen, tontal-harmonischen Schluss mündet.

Auch Thomas Christoph Heyde verwendet zum Aquarell trauernd (1934/2010/11) tonale Mittel in Verbindung mit Geräuschen (weisses Rauschen eines Radios, Klangschale, Kratzgeräusche der Viola) und erreicht einen nachklingenden Eindruck.

Mit spielerischen Mitteln hat Stephan König Klees Aquarell Wasserpyramiden (1924/2015) in vier Sätzen umgesetzt – eine unterhaltsame, sogar tänzerische Interpretation des Bildes.

Eine überzeugende Adaption des Aquarells Zeichensammlung südlich (1924/2014) ist dem Japaner Satoshi Tanaka mit minimalsten, aber starken und wirkungsvollen Klangmitteln gelungen.

Die zeichnerische und gedankliche Beschäftigung Klees mit Buddhismus und Taoismus inspirierte Cheung Wang Huo zur faszinierenden Komposition Floss (2009) ohne direkten Bild-Bezug, dafür aufgrund eines buddhistischen Gleichnisses.

Das hervorragende Booklet von Christoph Sramek umfasst sowohl Werkkommentare wie auch die erwähnten Klee-Bilder.

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Jean-Luc Darbellay
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