Neues Orchester setzt auf Swissness

Das Swiss Orchestra mit Music Director Lena-Lisa Wüstendörfer spielt im Oktober in Zürich, Bern, St. Gallen und Genf. Auf dem Programm stehen neben Werken von Mozart und Beethoven Kompositionen von Jean Baptiste Edouard Dupuy und Hans Huber.

Lena-Lisa Wüstendorfer konzipiert nicht alltägliche Programme. Foto: Dominik Büttner,Foto: Marco Borggreve
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Oliver Schnyder

Konzept und Programm des Swiss Orchestra, 2018 gegründet und seither geleitet von Lena-Lisa Wüstendörfer, sind im Namen verankert. Gemäss seiner Selbstdarstellung auf der Website hat es sich «zum Ziel gesetzt, vergessene Schweizer Sinfoniker wieder auf die Konzertbühnen zu bringen und schweizweit unmittelbar erlebbar zu machen.» Es versteht sich als «einzigartiger Brückenbauer» und als «Pionier der Schweizer Sinfonik».

Das Orchester setzt sich aus «erstklassigen Instrumentalisten der jüngeren Generation» zusammen.
Eine erste Tournee führt es vom 20. bis 27. Oktober nach Zürich, Bern, St. Gallen und Genf. Auf dem Programm stehen neben Beethovens 4. Klavierkonzert und Mozarts Eine kleine Nachtmusik Jean Baptiste Edouard Dupuys Ouvertüre zur Oper Jugend und Leichtsinn und Hans Hubers Serenade Nr. 2 Winternächte. Solist ist der Schweizer Pianist Oliver Schnyder.
Eine zweite Tournee im Frühling 2020 kombiniert Werke von Johann Carl Eschmann und Frank Martin mit Johannes Brahms‘ dritter Sinfonie. Solisten sind der Oboist Heinz Holliger und die Harfenistin Alice Belugou.

 

Tour #1 – Schweizer Sinfonik Reloaded

20.10.2019
Zürich, Tonhalle Maag, 17:00 Uhr

21.10.2019
Bern, Casino, 19:30 Uhr

24.10.2019
St. Gallen, Tonhalle, 19:30 Uhr

27.10.2019
Genf, Victoria Hall, 17:00 Uhr

swissorchestra.ch

Zuber verlässt Bern 2021

Der Berner Opern- und Konzertdirektor Xavier Zuber wird im Sommer 2021 sein Engagement in der Bundesstadt beenden. Die Nachfolge werde zu gegebener Zeit kommuniziert, schreibt KTB.

Xaier Zuber (Bild: Frank Schinski)

Das Vierspartenhaus wird derzeit interimistisch von der gesamten Geschäftsleitung unter dem Vorsitz des kaufmännischen Direktors Anton Stocker geführt. Der designierte Intendant Florian Scholz, aktuell noch am Theater Klagenfurt engagiert, übernimmt die künstlerische Gesamtleitung auf die Spielzeit 2021.22 hin.

Der gebürtige Basler Zuber ist seit der Spielzeit 2011.12 Opern- und Konzertdirektor bei Konzert Theater Bern. Er kreierte neue Formate wie die Sitzkissenkonzerte für Kinder oder den Schweizerhof-Brunch. In seine Zeit fiel auch die Fusion zwischen dem Berner Symphonieorchester und Konzert Theater Bern, sowie Konzerttourneen des Berner Symphonieorchesters durch China und England.

 

EJN Zenith Award für Trio Heinz Herbert

Dem Zürcher Jazztrio Heinz Herbert ist im Rahmen des in Amsterdam durchgeführten 12 Points Festivals der erste Zenith Award für aufstrebende Künstler zugesprochen worden.

Foto: Marcel Meier

Laut der Jury überzeugt das Trio mit Originalität in Klang, Musik und Performance, einem hohen Mass an Virtuosität, starker Bühnenpräsenz und internationalem Potential. Mit Spuren von Free-Jazz-Psychedelics aus den 70er Jahren und Partikeln der zeitgenössischen Clubkultur drehe sich bei dem Trio mit «fast telepathischem Zusammenspiel alles um Gefühl, Farbe und Textur».

Das Trio Heinz Herbert ist von der Schweizerischen Kulturstiftung Pro Helvetia für die Periode 2018 bis 2020 für die prioritäre Jazzförderung ausgewählt worden. Es trat bereits an Festivals und Veranstaltungsorten auf wie dem JazzFest Berlin (2018), dem Unerhoert! Festival in Zürich (2018), dem Stadtgarten in Köln (2019), der Tallinner Musikwoche (2019), dem Jazz Festival Willisau (2017) und dem Cully Jazz Festival (2016).

Mit dem Zenith Award verbunden sind Auftrittsmöglichkeiten an der European Jazz Conference und an Festivals von Mitgliedern des EJN.

Premiere des Swiss Clarinet Orchestra

Die Swiss Clarinet Society führt ihre diesjährige Tagung im Konsi Bern durch. Erstmals tritt das Swiss Clarinet Orchestra unter der Leitung von Marco Santilli auf.

Foto: zVg,SMPV

Die 17. Schweizerische Klarinettentagung am 2. November im Konsi Bern bietet Referate und Workshops zu instrumentalen und pädagogischen Themen. Referentinnen und Referenten sind: Paula Häni, Martha Rüfli, Nora Helbling, Andreas Schöni, Richard Haynes, Nils Kohler und Mia Schultz.

Ergänzt werden die Vorträge durch eine Ausstellung zu den neusten Trends in der Produktion von Klarinetten und Zubehör. Man kann sich mit Gleichgesinnten austauschen und Kurzkonzerte besuchen. Das neugegründetet Swiss Clarinet Orchestra unter der Leitung von Marco Santilli wird erstmals am Schlusskonzert zu hören sein.

Eintritt: 50.- (Mitglieder SCS) / 90.- (Nichtmitglieder) / 20.- (Studierende)

Weitere Informationen auf www.clarinetsociety.ch

Anmeldung zu den Kursen und Workshops an:
bernhard.roethlisberger@zhdk.ch

Umbau der Alten Reithalle Aarau verzögert sich

Aarau hat wenig Glück mit seinen Konzertlokalen. Nun verzögert sich der Umbau der Alten Reithalle wegen einer gutgeheissenen Submissionsbeschwerde. Der geplante Eröffnungstermin kann nicht eingehalten werden.

Foto: Stadt Aarau

Das Verwaltungsgericht des Kantons Aargau hat die Submissionsbeschwerde betreffend «Vergabe Baumeisterarbeiten Umbau Alte Reithalle» teilweise gutgeheissen. Der Zuschlagsentscheid wurde aufgehoben und die Sache zum neuen Entscheid an die Stadt zurückgewiesen.Der Stadtrat prüft in den nächsten Tagen das weitere Vorgehen, einschliesslich einen allfälligen Weiterzug an das Bundesgericht. Der Umbau verzögert sich. Der geplante Eröffnungstermin kann laut der Meldung der Stadt nicht eingehalten werden.

Die Alte Reithalle Aarau wird seit 2011 mit Theater-, Tanz- und Musikprojekten provisorisch bespielt. Seit dem Sommer 2014 ist das Theater Tuchlaube Aarau für das Programm und den Betrieb der Sommerbespielung verantwortlich.
 

Musikpreise 2019 des Kantons Bern

Die mit je 15ʹ000 Franken dotierten Musikpreise 2019 des Kantons Bern gehen an die Oboistin Katharina Suske, den Multiinstrumentalisten Resli Burri, die Formation für zeitgenössische Musik ensemble proton bern sowie an die Ambient Black Metal Band Darkspace.

ensemble proton bern. Foto: Oliver Oettli

Die Oboistin Katharina Suske ist Gründungsmitglied und heutige künstlerische Leiterin der Freitagsakademie und legte ein Fundament für die heutige Barockmusikszene der Stadt und des Kantons Bern. Suske ist als Solistin, Dozentin und Musikvermittlerin lokal, regional und international gefragt.

Der in Brasilien geborene und in Worb lebende Multiinstrumentalist Resli Burri hat unter anderem bei Patent Ochsner und Housi Wittlin gespielt. Seit 1993 ist er mit der Musik-Comedy-Gruppe Les trois Suisses unterwegs. Daneben hat Burri für den Circus Monti sowie für Filme und weitere Theater die Musik komponiert.

Das 2010 gegründete Instrumentalensemble Proton ist auf zeitgenössische klassische Musik sowie auf deren Uraufführung spezialisiert. Bis heute spielten die neun Musikerinnen und Musiker der Kernformation 116 Konzerte. Sie führten 262 Werke von insgesamt 174 Komponistinnen und Komponisten auf, darunter waren 165 Uraufführungen.

Die Berner Ambient Black Metal Band Darkspace ist fester Bestandteil der internationalen Metalszene, bekannt für ihre eigene atmosphärische Klangästhetik sowie dichte und komplexe Live-Atmosphäre.

Mit dem Nachwuchsförderpreis Coup de cœur 2019 in der Höhe von 3’000 Franken wird der Jazz-Schlagzeuger, Komponist und Performer Nicolas Wolf geehrt. Er tritt in verschiedenen Formationen in Erscheinung: Als Bandleader, als Solist, als Sideman, als Theater- und Filmmusiker, als Performancekünstler, als Swing-Drummer in Big Bands oder als Gitarrist in Rock-Clubs in ganz Europa.

Nachtstücke in Engelberg

Die Nacht, wie ist sie? Dieser Frage geht das Festival Zwischentöne im Barocksaal des Klosters Engelberg nach. Antworten geben Nachtstücke von Robert Schumann bis Roland Moser, darunter Schönbergs «Verklärte Nacht» und das Streichquartett «Ainsi la nuit» von Henri Dutilleux.

Das Festival Zwischentöne findet im Kloster Engelberg statt. Foto: Friedrich-Karl Mohr/wikimedia,SMPV

Die künstlerische Leitung dieses seit fünf Jahren jeweils im Herbst stattfindenden Festivals liegt bei Rafael Rosenfeld und Mary Ellen Woodside. Neben dem Merel Quartett werden zahlreiche weitere Musikerinnen und Musiker zu hören sein wie Juliane Bans, Claudio Martínez, Roman Rabinovich oder Jürg Dähler.

Das Eröffnungskonzert stimmt mit Ottorino Respighis «Il Tramonto» (Der Sonnenuntergang) für Mezzosopran und Streichquartett auf die kommende musikalische Vielfalt ein. Es gibt ein Tangonacht gefolgt von der Matinee «Appartions», in deren Mittelpunkt «Ainsi la nuit» von Henri Dutilleux steht. Im Abendkonzert «Rencontres nocturnes» wird das gleichnamige Streichquartett mit Mezzosopran von Roland Moser uraufgeführt und im Abschlusskonzert schliesslich erklingt Arnold Schönbergs Streichsextett «Verklärte Nacht».

 

Zwischentöne vom 25. bis 27. Oktober 2019


Weitere Details und Tickets
http://www.zwischentoene.com

 


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Larcher in Österreich geehrt

Dem österreichischen Komponisten Thomas Larcher hat auch schon das Lucerne Festival einen Kompositionsauftrag erteilt. 2018 war er Composer in Residence der Bregenzer Festspiele. Nun ist er mit dem österreichischen Staatspreis geadelt worden.

Foto:© © Richard Haughton

Der mit 30’000 Euro dotierte Grosse Österreichische Staatspreis ist die höchste Kulturauszeichnung Österreichs. Er wird einmal jährlich einem Künstler für hervorragende Leistungen verliehen. Er wurde 1950 geschaffen und wird auf Vorschlag des Österreichischen Kultursenats ohne festgelegtes Rotationsprinzip innerhalb der Sparten Literatur, Musik, bildende Kunst und Architektur für ein künstlerisches Lebenswerk vergeben.

Thomas Larcher war beim diesjährigen Aldeburgh Festival Artist in Residence. Das Festival realisierte auch die britischen Erstaufführungen der bei den Bregenzer Festspielen 2018 uraufgeführten Oper «Das Jagdgewehr». Der Composer in Residence der Bregenzer Festspiele 2018 ist in der Spielzeit 2019/2020 als Composer in Residence im Het Concertgebouw, Amsterdam eingeladen.

Der Staatspreis ist innerhalb kurzer Zeit der dritte bedeutende internationale Preis für Thomas Larcher — nach dem Prix de Composition Musicale in Monaco 2018 und dem Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien 2018.

 

Genfer Produktion von Saint-Saëns’ «Ascanio» geehrt

Die Jury der Jahrespreise der deutschen Schallplattenkritik zeichnete 11 Aufnahmen aus. Darunter befindet sich die Aufnahme von Saint-Saëns’ Oper «Ascanio» unter der Leitung von Guillaume Tourniaire. Mit von der Partie waren neben dem jungen Solistenensemble Chor und Orchester der Musikhochschule Genf sowie der Chor der Genfer Oper.

Dirigent Guillaume Tourniaire. Foto: Sarah Matray

Am 4. Oktober hat der Preis der deutschen Schallplattenkritik die Jahrespreise 2019 bekannt gegeben. Er schreibt in seiner Mitteilung: «134 Titel sind von der Gesamtjury vorgeschlagen worden, 129 davon schafften es auf die Longlist, 11 wählte der Jahresausschuss für einen Preis aus. Die Bandbreite der Stile und Genres reicht von Symphonik über Pop, Soul, Jazz, Oper und zeitgenössische Elektronik bis hin zu Chor- und Weltmusik.»

Wiederentdeckung eines Meisterwerks

Eine der Auszeichnungen geht an die Genfer Ascanio-Produktion. Michael Stegemann, Jurymitglied, begründet die Auswahl wie folgt: «Dreizehn Opern hat Camille Saint-Saëns komponiert, bekannt war lange Zeit nur Samson et Dalila. Inzwischen gibt es immerhin sechs weitere auf CD. Der Dirigent Guillaume Tourniaire hatte sich schon 2008 mit dem Einakter Hélène als ein engagierter und kompetenter Saint-Saëns-Interpret profiliert. Mit dieser Aufnahme der 1890 in Paris uraufgeführten fünfaktigen Oper Ascanio ist ihm nun die mitreissende, quellengenaue Wiederentdeckung eines Meisterwerks gelungen. Ausgezeichnet agieren die jungen Solisten des Ensembles, grossartig Chor und Orchester der Genfer Musikhochschule. Erfahrbar wird die ganze Bandbreite des Opernkomponisten Saint-Saëns: Tableaus im Stile der Grand Opéra stehen neben bald lyrischen, bald dramatischen Arien und Szenen, die vokal ebenso vielfältig sind wie die raffinierte Farbigkeit des Orchesters. In der fast halbstündigen Ballettmusik lässt Saint-Saëns immer wieder Originalmusik des 16. Jahrhunderts anklingen: Ascanio – nach einem Roman von Alexandre Dumas – ist quasi die Fortsetzung des Benvenuto Cellini von Berlioz.

Weitere Jahrespreise 2019

Ausgezeichnet (die qualitative Einschätzungen stammen von der Jahrespreis-Jury) wurden weiter

  • die Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla, ihr City of Birmingham Symphony Orchestra und die Kremerata Baltica für die hochexpressive Interpretation der Sinfonien  op. 30 und 152 von Mieczysław Weinberg (Deutsche Grammophon)
  • der Komponist und Pianist Reinbert de Leeuw und das Collegium Vocale Gent für die betörend radikale Zweiteinspielung der Via Crucis von Franz Liszt (Alpha Classics)
  • das GrauSchumacher Piano Duo und das Experimentalstudio des SWR für die Realisierung der Komposition Le temps, mode d’emploi von Philippe Manoury, Auftragskomposition der Wittener Tage für neue Kammermusik (Neos)
  • Martin Elste und Carsten Schmidt für die Edition 2000 Jahre Musik auf der Schallplatte. Alte Musik anno 1930. Eine diskologische Dokumentation zur Interpretationsgeschichte (Wiener Gesellschaft für Historische Tonträger)
  • Émile Parisien und sein Émile Parisien Quartet für das hinreissende Album Double Screening (Act)
  • die Perkussionistin Marilyn Mazur und ihre Band Shamania für die ausserordentlich weltläufige und grenzgängerische Gemeinschaftsproduktion Shamania (RareNoise)
  • Adrian Quesada und Eric Burton alias die Soulband Black Pumas für ihr suchterregendes Debüt-Album Black Pumas (Ato Records)
  • die österreichische Formation Bilderbuch für das beste Geschenk des Jahres: Vernissage My Heart (Maschin Records)
  • Bruce Springsteen für die schwelgerischen dreizehn Songs von Western Stars (Sony)
  • BaoBao Chen und Tim Cole sowie die rund fünfzig Musikerinnen und Musiker von den vom steigenden Meeresspiegel bedrohten pazifischen Inseln, die gemeinsam das einzigartige Album Small Island Big Song produziert haben (CDBaby)

Die Jurybegründungen sind zu finden unter
https://www.schallplattenkritik.de/jahrespreise
 
 

Camille Saint-Saëns: Ascanio
Jean-François Lapointe, Bernard Richter, Ève-Maud Hubeaux, Jean Teitgen, Karina Gauvin, Clémence Tilquin, Chœur du Grand Théâtre de Genève, Chœur et Orchestre de la Haute école de musique de Genève, Guillaume Tourniaire
3 CDs, B-Records LBM 013 (Note 1)

Tod des Komponisten Erik Oña

Der argentinische Komponist Erik Oña, der unter anderem als Leiter des Elektronischen Studios an der Basler Hochschule für Musik FHNW amtete, ist am 14. September im Alter von 58 Jahren verstorben.

Erik Oña. Foto: Judith Schlosser, Zürich

Geboren in Córdoba, Argentinien, studierte Oña an der Staatlichen Universität in La Plata und an der State University of New York in Buffalo, USA. Als Dirigent arbeitete er international zunächst an traditionellem Repertoire, bis er sich später auf Neue Musik konzentrierte. Von 1989 bis 1993 war er Professor für Komposition und Orchestrierung an der Staatlichen Universität in La Plata.

1995 bis 2001 unterrichtete Oña Komposition an der State University of New York in Buffalo und bis 2003 an der Birmingham University, UK, wo er auch das Ensemble für zeitgenössische Musik dirigierte. Seine Kompositionen wurden international aufgeführt und umfassen die gesamte Breite von kammermusikalischen bis zu sinfonischen Werken.

Erfolgreiches Schweizer Jugendmusikfest

Am 17. Schweizer Jugendmusikfest nahmen rund 4300 Jugendliche teil. An der Schlussfeier wurden die Festsieger von Bundesrätin Simonetta Sommaruga ausgezeichnet.

Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der Schlussfeier. Foto: #burgdorf19,Foto: #burgdorf19,Foto: #burgdorf19

Am 21. und 22. September wurden nach Angaben der Veranstalter 105 Vereine in verschiedenen Konzertlokalitäten in Burgdorf juriert. Neben Blasorchestern und Tambourengruppen nahmen erstmals auch Sinfonieorchester und Akkordeonensembles teil. Das Niveau der Konzertvorträge sei, wie Armin Bachmann, Wettbewerbsverantwortlicher bilanzierte, sehr hoch gewesen. Die Veranstaltung habe viel Publikum angezogen.

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Festgelände mit Burg im Hintergrund

An der Schlussfeier gratulierte Bundesrätin Simonette Sommaruga im Namen des Bundesrates allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und überreichte den Schweizer Meistern die Trophäen. Festsieger mit der höchsten Punktzahl waren die Jugendmusik Kreuzlingen (Kategorie Harmonie), das Young People Brass Ochlenberg (Kategorie Brassband) das JAO-Jugend-Akkordeon-Orchester (Kategorie Akkordeon). In der Kategorie Sinfonieorchester wurden keine Punkte verteilt, die drei teilnehmenden Ensembles (Orchestra giovanile della Svizzera Italiana, Jugendorchester Schwyz, Regionales Jugend Sinfonie Orchester Solothurn) erhielten einen Jurybericht.

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Konzertlokal Markthalle

Das Schweizer Jugendmusikfest ist der wichtigste Anlass des Schweizer Jugendmusikverbandes. Das nächste Fest wird 2023 in St. Gallen durchgeführt.

Ranglisten

Die detaillierten Ranglisten sind unter dem folgenden Link aufgeschaltet:

https://www.burgdorf19.ch/das-fest/resultate.html

Punk in der Geschlechterforschung

Die Universität Basel besetzt die Professur für Kulturanthropologie und Geschlechterforschung mit zwei Personen im Jobsharing. Ihr bisheriger Forschungsschwerpunkt: Die Musiksubkultur des Punk.

Marion Schulze und Alain Müller (Bild: Uni Basel),SMPV

Die Professur für Kulturanthropologie und Geschlechterforschung an der Philosophisch-Historischen Fakultät wurde nach zwei Emeritierungen neu geschaffen. Marion Schulze und Alain Müller, ein Forscherpaar, werden neu Assistenzprofessorin und Assistenzprofessor (mit Tenure Track); dabei wird Schulze schwerpunktmässig die Gender Studies und Müller die Kulturanthropologie betreuen. Zentral ist für beide aber auch der Brückenschlag zwischen den beiden Fächern. Sie werden mit einem Beschäftigungsgrad von je 50 Prozent auf den 1. Januar 2020 eingestellt, wie der Universitätsrat zur Kenntnis nahm.

Marion Schulze untersuchte in ihrer Dissertation die Geschlechterarrangements und -konventionen des Hardcore Punk mit partizipierender Feldforschung auf drei Kontinenten und lieferte dabei einen Entwurf zur Integration der Geschlechterperspektive in die Subkulturtheorie.

Alain Müller schlägt in seiner Forschung am Beispiel der Musik-Subkultur Hardcore Punk und zur urbanen Sportart Street Workout einen systematischen Ansatz vor, um «die Artikulationen von lokal und global sowie die kollektive Konstruktion von unterschiedlichen geographischen Räumen und Skalen anthropologisch zu fassen».

Ein Festival, überall

Zehn Tage dauerte die dritte und bislang grösste Biennale für Neue Musik und Architektur «ZeitRäume Basel», in deren Rahmen auch die Schweizer Musikpreise verliehen wurden.

Foto: Anna Katharina Scheidegger/ZeitRäume Basel,Anna Katharina Scheidegger / ZeitRäume Basel

Die Bilanz kann sich sehen lassen: An rund 30 Orten in und um Basel waren 30 Produktionen mit 30 Uraufführungen zu erleben. Wie gewohnt dezentral, in unterschiedlichsten Räumen oder draussen – und das bei herrlichem Spätsommerwetter. Dabei paarte sich Gigantisches mit lebendigen Nischenproduktionen und Mitmach-Aktionen, es gab aber auch frustrierende Leerläufe. Insgesamt, so die Veranstalter, soll das Festival 14 738 Besucherinnen und Besucher angelockt haben. Wie diese Zahl bei so vielen Gratisangeboten eruiert werden konnte, bleibt offen.

Zum dritten Mal fand im Rahmen der ZeitRäume auch die Verleihung des Schweizer Musikpreises statt. Den Grand Prix Musik 2019 übergab Bundesrat Alain Berset dem Brüderpaar André und Michel Décosterd, das unter dem Namen Cod.Act mit seinen multimedialen Raumskulpturen, die sich bewegen und dabei klingen, international Furore macht.
 

Von der «Lärmenden Lady» …

Bei diesem Festival wird ja nicht nur komponiert und interpretiert, es wird auch gebaut und für spezielle Räume passende Musik konzipiert. Dahinter steckt viel Reflexion des eigenen Tuns, man tauscht sich zwischen den Sparten Musik und Architektur aus und wird gemeinsam kreativ. Nehmen wir als Beispiel den 45 Meter hohen Turm Rohrwerk von Beat Gysin, dem Initianten und nun scheidenden Präsidenten des Festivals. Zusammen mit Architekten und Musikern hat er den experimentellen Leichtbau konstruiert, der auf Rohren basiert.

Diese «futuristische» Orgel, die im offenen Foyer des Kunsthauses an einem Kran hing, wurde mit Konzerten und Performances präsentiert. Doch als am Freitag um 15.30 Uhr laut Programm eine Performance hätte stattfinden sollen, zu der auch eine Gruppe Zuschauer gekommen war, passierte gar nichts. Nach über einer Stunde Warten waren die Besucher weg, es stand auch nirgends, wann welche Performance stattfinden würde. Das sollte bei so einem Grossprojekt nicht passieren.

Musik ist ja meist eine Raumkunst, hier wird sie aber auch in die Stadt hinausgetragen, unter die Menschen verteilt, die zum Mitmachen aufgefordert sind. Intendant Bernhard Günther hat mit dieser «Entgrenzung» Neuer Musik übrigens auch beim renommierten, einst ziemlich abgehobenen Festival Wien Modern grossen Erfolg. In Basel versuchen nun Raum- und Musikgestalter zusammen, neu zu denken.

Für das Hochschulprojekt Schall und Raum bauten Studierende des Grundstudiums Architektur in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik FHNW eigenwillige Musikinstrumente aus Stahl, Blech oder Holz, für die dann spezifische Stücke komponiert wurden. Ausgestellt waren diese Konstruktionen in der Vera-Oeri-Bibliothek der Musik-Akademie; die Instrumente durfte man auch selber ausprobieren. So begegnete man beim Eingang etwa der Lärmenden Lady, einem aufrecht stehenden Körper aus Stahl, den man drehen und wie bei einer Pauke mit einem Fusspedal anschlagen konnte. Es gab aber auch Instrumente, die einfach nicht funktionierten, sie klangen nicht. Wenn ein Gebilde seinen Zweck nicht erfüllt, weshalb wird es dann den Besuchern präsentiert?
 

… bis zu Wyschnegradskys Lichtkuppel

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«La Coupole»
Umsetzung von Ivan Wyschnegradskys Projekt

Statt eines Einkaufsbummels machte ich einen Hörbummel in der Stadt. Für diesmal wählte ich den Stadtteil St. Johann an der Grenze zu Frankreich. Treffpunkt für den Audiowalk des Künstlerkollektivs fuchs&flaneure war die Buvette Saint-Louis am Rhein. Dort konnte man einen Kopfhörer nehmen und einem Führer folgen, der mit seinem Mikrofon Geräusche sammelte. Eine weibliche Stimme begrüsste einen und forderte zum Streifzug durch das Quartier auf: Die Dramaturgin Milena Noëmi Kowalski hat tolle, poetisch hintersinnige und doch konkret auf das Quartier bezogene Texte gemacht. Die Mischung aus Musik, Sprache und dem real Sichtbaren ist hier hervorragend gelungen.

Im St. Johann steht auch die alte Zollhalle. Hier präsentierten Master-Absolventen für Zeitgenössische Musik und Improvisation mit Studierenden der Hochschule für Gestaltung ihre Produktion Überläufer – Musik, Szenografie und permanenter Wandel. Bevor man eintreten durfte, nahm man ein durchsichtiges Cape über die Schultern, das reflektierte drinnen. Mit durchsichtiger Plastikfolie bespannte Wände wurden auf Rollen permanent verschoben und ab und zu von einem Performer bespielt. Es gab Video-Statements von Ausländern und Heimischen zum Thema «Migration», eine Gruppe von Studierenden bewegte sich mit erhobenen Handys, die Geräusche von sich gaben, durch das Publikum. Einer spielte Akkordeon, ein anderer Gitarre, alles war elektronisch verfremdet. Ein originelles, surreales Wandeln, 70 Minuten lang.

Die herausragend gigantischen Aufführungen dieses Festivals seien hier nur erwähnt: die Eröffnung auf dem Münsterplatz mit dem Schlagzeug-Ensemble DeciBells, das Iannis Xenakis Raumklang-Werk Persephassa herumwirbelte. Oder dann die szenisch wie musikalisch hervorragend gelungene Revolutionsoper Al gran sole carico d’amore von Luigi Nono am Theater Basel. Den grandiosen Schlusspunkt setzte die erstmalige Umsetzung von Ivan Wyschnegradskys visionärem Lichtkuppel-Projekt La Coupole aus den 1940er-Jahren. Die Markthalle war dafür voll besetzt.
 

Schweizer Musikpreis 2019


Preisträgerinnen und Preisträger

Suisseculture gefällt Kulturbotschaft

Suisseculture beurteilt die bisherige Umsetzung der Kulturbotschaft sowie die Arbeit von Pro Helvetia und dem Bundesamt für Kultur als positiv. Der Verband vermisst allerdings einen stärkeren Einbezug der Organisationen der Kulturschaffenden in den Kulturdialog.

imani clovis on unsplash.com

Auf den Umstand, dass die Einkommenssituation vieler Kunstschaffender, trotz erfolgreicher Arbeit, ungenügend ist, weisen sowohl die Kulturverbände als auch Suisseculture seit ihrem Bestehen hin. Dass diese Erkenntnis nun in die Kulturbotschaft eingeflossen ist und Massnahmen in Aussicht gestellt werden, sei höchst erfreulich, schreibt Suisseculture. In den Gremien von Pro Helvetia (Stiftungsrat, Fachkommissionen sowie Expertinnen und Experten) seien die Urheberinnen und Urheber allerdings massiv untervertreten.

Schweizer Kulturschaffende der meisten Sparten sind laut Suissculture von der Teilnahme an zahlreichen Europäischen Festivals und Wettbewerben ausgeschlossen, während solche anderer Nationen, die ebenfalls nicht der EU angehören, offenbar zur Teilnahme zugelassen sind. Die Kulturverbände fordern den Bundesrat auf, aktiv das Verhandlungsmandat zur Aufnahme der Schweiz in das europäische Kulturprogramm voranzutreiben und auszuarbeiten. Wo dies nicht möglich ist, seien Ersatzmassnahmen zu ergreifen.

Suisseculture begrüsst die Absichten im Bereich der Kunstvermittlung. Im Bereich von Vermittlungsprojekten müsse aber die geäusserte Absicht zur Zusammenarbeit mit Partnern auch tatsächlich und auf gleichberechtigter Ebene erfolgen. Kunstschaffen und Kunstvermittlung dürften sich nicht konkurrenzieren.

Originalartikel:
https://www.suisseculture.ch

Wirkung von Rechtsrock überbewertet

Laut dem Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird die Bedeutung von Rechtsrock als Lockvogel für den Einstieg von Jugendlichen in die rechte Szene überschätzt.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de (s. unten)

Der Musikexperte spricht sich dagegen aus, Rechtsrock als Einstiegsdroge zu bezeichnen, und warnt vor Alarmismus und Panikmache. Dem Mythos von der Einstiegsdroge liege, meint Hindrichs, eine frühromantische Vorstellung über die Macht der Musik zugrunde. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass Musik für die extreme Rechte durchaus wichtig ist – und zwar als Geldquelle, zur Bildung von Netzwerken, zur Feindmarkierung und der Selbstvergewisserung.

Bei der Rekrutierung von Jugendlichen für die extrem rechte Szene spiele Musik kaum eine Rolle, aber ohne Musik würde extrem rechten Jugendlichen natürlich etwas Entscheidendes fehlen, fasst Hindrichs zusammenin. Zum Thema findet heute in Koblenz die Fachtagung «Rechte Musik in rechten Lebenswelten» statt.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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