Othmar-Schoeck-Festival in Brunnen

Vom 1. bis zum 11. September werden der 130. Geburtstag von Othmar Schoeck und der 175. Geburtstag seines Vaters, des Kunstmalers Alfred Schoeck, mit Konzerten, einer Ausstellung, einem Liedwettbewerb, einem Symposium und weiteren Veranstaltungen gefeiert.

Mit von der Partie sind sowohl lokale Vereine, nationale Partner und internationale Experten. So werden verschiedenste Interessengruppen angesprochen, Einwohnerinnen und Einwohner von Brunnen wie weltweit verstreute Schoeck-Liebhaber. Das Festival-Kuratorium möchte das Werk von Othmar Schoeck (1886-1957) «wieder breiter bekannt» machen und «popularisieren», wie es in der Medienmitteilung vom 4. März schreibt. Die Ausstellung in der Galerie am Leewasser zeigt Werke des Landschaftsmalers Alfred Schoeck (1841-1931) und öffnet die Türen zum Atelier in der Villa Ruhheim, dem Wohnhaus der Familie Schoeck, das den vier Söhnen Alfreds ein «kreatives Nest» bot, wo sie ihre künstlerischen Neigungen erproben konnten.

Auf den Komponisten Schoeck bezogen will das Festival «einerseits die lebenslange Verbundenheit des Komponisten mit der Innerschweiz dokumentieren, andererseits aber auch den international anerkannten Komponisten präsentieren». So werden Brunner Musikvereine und Berufsmusiker aus der ganzen Schweiz Werke des Komponisten in einem Eröffnungs-, einem Kammer- und einem Sinfoniekonzert aufführen, «während die Hochschule der Künste Bern ein internationales Symposium über Schoecks letzte Oper, Das Schloss Dürande, organisiert. In den Räumen der Villa Schoeck werden verschiedene Veranstaltungen, unter anderem eine Performance-Reihe und ein internationaler Othmar Schoeck Wettbewerb für Lied-Duo stattfinden. (…) Ebenfalls wird in der Reihe Schwyzer Hefte auf das Festival hin die Korrespondenz Schoecks mit Hermann Hesse erstmals vollständig veröffentlicht.»

www.schoeckfestival.ch

 

Leuk im Banne der Neuen Musik

Das Programm des Festivals für Neue Musik Forum Wallis 2016 ist online.

Bild: Forum Wallis,SMPV

Das 10. Internationale Festival für Neue Musik Forum Wallis findet 2016 vom 12. bis 16. Mai im Schloss Leuk statt: Die beiden mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichneten Produktionen der Gebrüder Décosterd (CodAct) aus Neuchatel: Nyloïd und Pendulum Choir treten besonders hervor. Pendulum Choir ist eine der aktuell spektakulärsten und metaphernreichsten Chorproduktionen: ein 9-stimmiger Männerchor, der an einer gespenstischen hydraulischen Konstruktion befestigt ist und dessen Livestimmen inmitten abstrakter Robotik mit elektronischer Musik zu einem faszinierenden Hybrid vermischt wird.

Betont internationale Jubiläumsausgabe
Die 10. Festivalausgabe vereinigt mehrere Programme mit politischen Konnotationen: Das Ensemble Zafraan aus Berlin bringt Musik von Komponisten aus aktuellen und ehemaligen Krisengebieten, Nicolas Vérins und des Videokunst-Pioniers Robert Cahens Oper Ushba et Tetnuld verarbeitet die georgische Sage um den Berg Ushba, einst der schwierigste Gipfel der Welt, und schlägt damit überraschende Brücken zwischen Georgien und dem Wallis. Zum Festivalabschluss tritt die neugegründete Polit-Popgruppe Porok Karpo um den charismatischen Tibetaktivisten Loten Namling auf – Namling erhielt 2015 den Menschenrechtspreis der Int. Gesellschaft für Menschenrechte in der Schweiz. Manuel Mengis vereinigt mit Flo Stoffner, Barry Guy und Lucas Niggli gleich mehrere Generationen internationaler Jazzlegenden, Christophe Fellay tritt mit der südafrikanischen Pianistin Jill Richards, und UMS ’n JIP mit dem japanischen Komponisten Keitaro Takahashi auf. Ingesamt präsentiert das Festival über 50 zeitgenössische Werke und Komponisten aus 25 Ländern von der klassischen Kammermusikformation über Orchesterkonzerte bis hin zu reiner Elektronischer Musik, für welche heuer zum zweiten Mal nach 2015 ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben worden ist. Flankiert werden die Konzerte von Installationen, Performances und einer Kunstausstellung, welche angesagte Walliser Künstler vereinigt.

Clarinet Didactics ist online!

«Clarinet Didactics» ist Online! Auf einer Wikipedia-Plattform stellt es eine zeitgemässe Zusammenführung historischen und aktuellen Wissens zur Klarinettendidaktik dar.

Foto: Andrasch / fotocommunity.de

Entlang der wichtigsten Fragestellungen aus dem Performance- sowie musikpädagogischen Bereich wendet sich «Clarinet Didactics» an Studierende und Lehrende aller Stufen. Es vermittelt bewährte und innovative, gleichzeitig auch unterschiedliche Lehr- und Lernkonzepte von führenden Musikpädagogen aus historischen Quellen bis hin zu ausgewählten Lehrwerken der Gegenwart. Interviews mit renommierten Musikern aus Berufsorchestern und Musikhochschulen runden die Beiträge ab.

«Clarinet Didactics» wurde 2013 als Projekt der Hochschule Luzern gestartet und steht zur weiteren Bearbeitung und als Diskussionsgrundlage der gesamten Community zur Verfügung.

Die Bibliothek HSLU-Musik hat «Clarinet Didactics» in das Datenbank-Infosystem DBIS aufgenommen. DBIS ist ein von zahlreichen Bibliotheken kooperativ geführtes Nachweistool wissenschaftlicher Datenbanken, siehe: https://blog.hslu.ch/cladid
 

346 Preisträger für das Finale qualifiziert

Vom 18. bis 20. März 2016 fanden in Basel, Cham, Genf, Lausanne, Lugano, Neuchâtel und Winterthur die Entradawettbewerbe des 41. Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) statt.

Grafik: SJMW

Gemäss der SJMW-Medienmitteilung haben insgesamt 1400 Kinder und Jugendliche an den Entradawettbewerben teilgenommen, als Solisten, im Duo oder in Kammerensembles. Gegen 190 Jurorinnen und Juroren seien engagiert gewesen, um die Vorträge zu beurteilen.

Insgesamt wurden 306 erste Preise verliehen , davon 75 erste Preise mit Auszeichnung. Alle Erstplatzierten sind zum Finale qualifiziert. Dieses findet vom 5. bis 7. Mai auf der Musikinsel Rheinau statt. Die Preisverleihung und das Preisträgerkonzert gehen am Sonntag, 8. Mai, im Stadthaussaal in Winterthur über die Bühne.

Die detaillierten Ranglisten mit den Resultaten der Teilnehmenden sind unter folgendem Link zu finden: 
www.sjmw.ch/de/content/entrada-2016-resultate
 

Tea for two in der Tonhalle

Englische Musik für Chor und Blasorchester ist in der Tonhalle Zürich am Sonntag, 10. April 2016, um 17.00 Uhr zu hören.

Foto: Stadtmusik Zürich,SMPV

Mit dem Stück I was glad, einem häufigen Eingangslied der Anglikanischen Kirche und einer der traditionellen Hymnen bei Krönungen britischer Monarchen, wird das diesjährige Tonhalle-Konzert der Stadtmusik Zürich zusammen mit über 100 Sängerinnen und Sängern des Akademischen Chores Zürich eröffnet. Unter der Leitung von Niki Wüthrich interpretiert die Stadtmusik anschliessend die auf verschiedenen englischen Volksliedern basierte viersätzige Second Suite in F von Gustav Holst, seine zweite und letzte Suite für Blasorchester. Das Gloria des englischen Komponisten John Rutter ist ein dreisätziges Werk, das den lateinischen Text des Glorias aus der Liturgie vertont. Es wird von der Stadtmusik und dem Akademischen Chor mit einer für John Rutter typischen Klangfülle dargeboten.

Wiederum von der Stadtmusik alleine ist im zweiten Teil The Cries of London von Martin Ellerby zu hören, eine Hommage an die Themsestadt. Der Titel lehnt an die Marktschreier und Strassenrufer an, die mit penetranter Anpreisung jahrhundertelang für das akustische Erscheinungsbild der Metropole prägend waren. Mit dem folgenden Toward the Unknown Region von Ralph Vaughan Willliams wird das Konzert zusammen mit dem Akademischen Chor sein auf eindrückliche Weise abgeschlossen.

Die drei Werke I was glad, Gloria und Toward the Unknown Region wurden von Paul Noble eigens für dieses Konzert für Blasorchester arrangiert und sind somit als Erstaufführungen zu hören.

Weiter Infos unter www.stadtmusik.ch

Link zum Programmheft

Toggenburger Verein Windbläss ausgezeichnet

Windbläss, ein experimentierfreudiger Verein für Toggenburger Hausorgel-Musik, wird vom Kanton St. Gallen mit einem mit 15’000 Franken dotierten Förderpreis ausgezeichnet.

Foto: zvg

Windbläss kümmert sich um Pflege und Erweiterung der im Toggenburg tief verankerten Kultur der Hausorgeln, die bis ins 18. Jahrhundert zurück reicht. Die von dortigen  Handwerkern gebauten Orgeln standen in den Firstkammern wohlhabender Bauernhäuser und waren Ausdruck selbstbewusster religiöser Widerspenstigkeit. Sie dienten als musikalische Umrahmung privater Gottesdienste, die unabhängig von der Landeskirche in den Bauernhäusern stattfanden.

Der Verein Windbläss ist Anlaufstelle für Hausorgel-Besitzer und fördert das Wissen um diese Tradition. Vor allem aber organisiert er Konzerte, welche Tradition und Avantgarde zusammenbringen. Windbläss bläst vor allem vom Nesslauer Bühl, wo eine restaurierte Webstuben-Orgel zu den Veranstaltungen einlädt, in Kombination mit den unterschiedlichsten Instrumenten und Gesang.

 

Einzigartige Nachwuchsförderung in Arbon-Horn

Die Jugendmusikschule Arbon-Horn führt im Mai ein Musiklager im Emmental durch, das mit Konzerten beendet wird. Das Orchester setzt sich aus Nachwuchskräften diverser Musikvereine zusammen.

Foto: JMSAH

Die Jugendmusikschule Arbon-Horn (JMSAH) organisiert vom 8. bis 13. Mai 2016 ein Musiklager in Signau im Emmental. Die Aktivitäten werden auf einem Blog dokumentiert: www.jms.blog-net.ch

Neben dem gemeinsamen Musizieren, dem Spielen in einem grossen Orchester spiele natürlich auch Spass eine grosse Rolle, schreiben die Organisatoren in ihrer Medienmitteilung. Die Jugendmusikschule Arbon-Horn setze sich für eine einzigartige Nachwuchsförderung ein, indem sie in zahlreichen Vereinen eine Ausbildung in bis zu 15 verschiedenen Ensembles anbietet. Das Spielen im grossen Orchester, Lager, Reisen, Wettbewerbe und professionelle Lehrpersonen schafften Begeisterung und erhöhten Sozial-, Fach- und Selbstkompetenz der Kinder und Jugendlichen. Die gezielte Förderung erfolge bereits früh beim Spielen in einem Ensemble; die Jugendmusik Arbon zum Beispiel hat bis zu 20 Auftritte im 2016.

Das JMSAH Orchester setzt sich zusammen aus dem Nachwuchs der Vereine: Musikverein Uttwil, Musikverein Harmonie Münchwilen, Stadtharmonie Amriswil, Musikverein Sommeri, Musikverein Eintracht Güttingen, Musikverein Tägerwilen und Stadtmusik Arbon.
Wer von diesem Angebot profitieren möchte, melde sich bis Mitte Juni an. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website: www.jmsarbon-horn.ch
 

Konzerte des JMSAH Orchesters

Freitag, 13. Mai 2016 18:00 Uhr Reformierte Kirche Signau / Emmental
Samstag, 14. Mai 2016 19:00 Uhr Kulturforum Amriswil
Sonntag, 15. Mai 2016 17:00 Uhr Park Villa Sutter Münchwilen (Schlechtwetter: Kath. Pfarreisaal)
Sonntag, 12. Juni 2016 14:00 Uhr Waldschenke Romanshorn (nur bei schönem Wetter)

 

Eintritt frei

 

Ein weiteres Konzert findet im Europapark Rust statt, der Termin ist noch nicht bekannt.

HKB blickt über den eigenen Stadtrand

Unter dem Titel «HKB geht an Land» lädt die Hochschule der Künste Bern (HKB) die rund 350 Berner Gemeinden dazu ein, Ideen für kulturelle und künstlerische Projekte einzugeben, die in Zusammenarbeit mit Dozierenden und Studierenden der HKB zur Umsetzung kommen.

Aussicht aufs Land? Plattform auf dem Guggershörnli in Guggisberg/BE. Foto: Roland Zumbühl

Unter Einbezug der Infrastruktur vor Ort, historischer, sprachlicher oder kultureller Eigenheiten der Gemeinde oder aus Anlass einer aktuellen Fragestellung sollen gemeinsam Formen und Gefässe für die künstlerischen Umsetzungen entwickelt werden: Ob filmische Spurensuchen, Konzerte, Kunstinstallationen, Kulturvermittlungsangebote in Schulen, literarisches Schaffen, Restaurationsarbeiten im öffentlichen Raum oder Ausstellungen – in Schlössern, Ställen, Schrebergärten – Möglichkeiten und Ideen für eine fruchtbare Zusammenarbeit gebe es viele, schreibt die HKB.

Die Gemeindebevölkerung, das ansässige Gewerbe und die lokalen Behörden sollen dabei aktiv am Projekt teilnehmen – direkt mitwirkend, als Gastgeber oder Publikum. Gleichzeitig erhalten die Studierenden und Dozierenden der HKB die Gelegenheit, aus ihrem gewohnten Umfeld auszubrechen, ein anderes Stück Bern kennenzulernen und dort ihr Können unter Beweis zu stellen.

Ziele des Experiments sind die direkten Begegnungen, der kulturelle Austausch zwischen Stadt und Land, die gegenseitigen Einblicke, das Entdecken und die gemeinsame Zusammenarbeit. Die Ergebnisse aus den Projekten kommen sowohl in den Gemeinden als auch in der Stadt Bern zur Präsentation, werden in ihrer Entstehung dokumentiert und medial begleitet.

Mehr Infos: hkbgehtanland.ch
 

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Vogelrufe in klassischen Kompositionen, Verwendung und Funktion von Lockpfeifen sowie ein Gespräch mit einem Vogelstimmen-Fachmann.

zwitschern

Vogelrufe in klassischen Kompositionen, Verwendung und Funktion von Lockpfeifen sowie ein Gespräch mit einem Vogelstimmen-Fachmann.

Alle blau markierten Artikel können durch Anklicken direkt auf der Website gelesen werden. Alle andern Inhalte finden sich ausschliesslich in der gedruckten Ausgabe oder im e-paper

Focus

Requiem auf einen Star?
Ein Gespräch mit Christian Marti über Vogelgesang und Musik

Du coucou au rossignol
Les oiseaux mis en musique

Das Erwachen der Vögel (in der neuen Musik)
Olivier Messiaen und Yvonne Loriod verbanden ornithologische Feldforschung und musikalische Avantgarde

Les instruments à gazouiller
Les appeaux ne sont pas utiles qu’au chasseurs, ils peuvent aussi faire
de la musique
 

… und ausserdem

RESONANCE


Im Klang taumelnd
— das Ensemble Neue Horizonte Bern in Duisburg

Durchschlagender Erfolg mit durchschlagender Zunge — Harmonikainstrumente aus Trossingen zu Gast in Willisau

Parlamentarische Gruppe Musik neu aufgestellt

Carte Blanche für Carlo Piccardi

Rezensionen — Neuerscheinungen
 

CAMPUS


klaxon
— Kinderseite

Rezensionen Studien- und Unterrichtsliteratur — Neuerscheinungen

SERVICE

«Benjamin, ich habʼ nichts anzuziehʼn!» —   Ausstellung Musik und Mode in Basel

Vorsorge, Steuern und Rechtliches — Praktische Tipps für freischaffende Musikerinnen und Musiker

 

FINALE

Rätsel — Thomas Meyer sucht
 

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Vorsorge, Steuern, Rechtliches

Was meist als Knäuel vieler Detailfragen daherkommt, lässt sich ordnen, z. B. in die drei Themenkreise: Vorsorge und Versicherungen, Steuern, Rechtliches. Dieser Artikel soll einen Überblick über einige wichtige administrative Themen und Fragestellungen nicht nur freischaffender Musikerinnen und Musiker bieten.

Rainer Sturm / pixelio.de
Vorsorge, Steuern, Rechtliches

Was meist als Knäuel vieler Detailfragen daherkommt, lässt sich ordnen, z. B. in die drei Themenkreise: Vorsorge und Versicherungen, Steuern, Rechtliches. Dieser Artikel soll einen Überblick über einige wichtige administrative Themen und Fragestellungen nicht nur freischaffender Musikerinnen und Musiker bieten.

Spätestens beim Ausfüllen der Steuererklärung rauchen freischaffenden Musikern und Musikerinnen die Köpfe. Was habe ich eigentlich verdient dieses Jahr? Wie deklariere ich Konzertgagen, die ich im Ausland bekommen habe? Darf ich den Flug nach Wien abziehen? Und den Klavierstimmer? Und wie geht das überhaupt mit der AHV? …

1. Vorsorge und Versicherungen

Das schweizerische Vorsorgesystem beruht auf dem sogenannten Drei-Säulen-Prinzip. Die erste Säule ist die AHV, die staatliche Alters- und Hinterbliebenenversicherung. Sie soll das Existenzminimum für Menschen im Rentenalter sichern. Die AHV ist obligatorisch, wer es verpasst, die jährlichen Beiträge einzuzahlen, riskiert Kürzungen der Rente.

Die zweite Säule ist die Pensionskasse, die berufliche Vorsorge BVG. Sie hat das Ziel, im Pensionsalter den bisherigen Lebensstandard zu erhalten. Die Pensionskassen sind privat organisiert und daher sehr unterschiedlich ausgestaltet. Jeder Mensch in einem Anstellungsverhältnis ist an eine Pensionskasse angeschlossen, die Arbeitgeberin und der Arbeitnehmer bezahlen jeweils die Hälfte der monatlichen Beiträge. Ganz anders sieht es für freischaffende Berufsleute aus, sie gehören grundsätzlich keiner Pensionskasse an. Wer sich zugunsten des eigenen Alterssparens dennoch einer Pensionskasse anschliessen will, kann dies z.B. bei der Pensionskasse Musik und Bildung tun.

Dann gibt es noch eine dritte Säule: Das freiwillige Sparen, unterteilt in das gebundene und das ungebundene Sparen. Beim gebundenen Sparen (Säule 3a) können die einbezahlten Gelder erst mit dem Pensionsalter bezogen werden. Ungebundenes Sparen ist das Einzahlen auf jedes Sparkonto – dieses Geld können Sie jederzeit wieder beziehen. Für freischaffende Berufsmenschen ohne zweite Säule spielt das freiwillige Sparen eine wichtige Rolle.
 

Checkliste

 

Die nachfolgende Checkliste kann Ihnen helfen, einen Überblick über Ihre Vorsorgesituation zu bekommen.

1. Säule – die AHV

Bin ich bei einer AHV-Ausgleichskasse (in der Regel des Wohnkantons) als selbständig erwerbend angemeldet?
oJa: keine Schritte nötig
oNein: Mit der Ausgleichskasse des Wohnkantons Kontakt aufnehmen für die Anmeldung

 

Habe ich meine Beiträge regelmässig einbezahlt (mindestens 480 Franken pro Jahr)?
oJa: Keine Schritte nötig
oNein: Bei der Ausgleichskasse einen Auszug Ihres individuellen Kontos bestellen. Diesen sofort prüfen und falls Sie Lücken in den letzten 5 Jahren entdecken, mit der Ausgleichskasse Kontakt aufnehmen, um die Beträge nachzuzahlen. Lücken, die mehr als 5 Jahre zurück liegen, können nicht mehr gefüllt werden.

 

Gut zu wissen:

– Freischaffende erhalten monatliche oder quartalsweise Rechnungen von der AHV für ihre Beiträge. Erst nach der Abgabe der Steuererklärung bestimmt die AHV das definitive Einkommen. War dieses höher als die Grundlage der einbezahlten Beträge, flattert eine Nachbelastung ins Haus – inklusive saftige Verzugszinsen, manchmal über ein bis zwei Jahre! Um so einer unliebsamen Überraschung vorzubeugen lohnt es sich, der AHV ein Einkommen zu melden, das eher über den Erwartungen liegt (auf diese Weise zahlt die AHV Ihnen Zinsen und die zu viel bezahlten Beträge werden zurückerstattet). Diese Meldung kann jederzeit telefonisch oder schriftlich bei der Ausgleichskasse gemacht werden.
– Wer mit dem Pensionsalter eine Rente beziehen will, muss sich bei der AHV melden – das läuft nicht automatisch.

Weiterführende Links:
http://www.ausgleichskasse.ch (Verzeichnis der kantonalen Ausgleichskassen)
https://www.svazurich.ch (Ausgleichskasse des Kantons Zürich)
https://www.ahv-iv.ch (Informationsstelle der AHV mit vielen Merkblättern und Broschüren)


2. Säule – die berufliche Vorsorge

Will/soll ich mich einer Pensionskasse anschliessen?
oVorteile:

– Das Sparen funktioniert, ohne dass ich mich ständig darum kümmern muss
– Die Pensionskassen versichern auch Risiken (Krankheit, Witwenrenten, Invalidenrenten)
– Beiträge können von den Steuern abgezogen werden

oNachteile

– Freischaffende müssen für Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge aufkommen
– Je später ich einsteige, desto weniger habe ich davon
– Die Entwicklung der Pensionskassen und der Renten ist ungewiss (sinkender Umwandlungssatz)

 

Gut zu wissen:

Hatten Sie eine feste Anstellung und sind jetzt zu 100% freischaffend? Dann sollten Ihre Sparbeiträge auf ein Sperrkonto einbezahlt worden sein. Falls nicht, ist es möglich, dass das Geld immer noch bei der Pensionskasse des damaligen Arbeitgebers liegt – es lohnt sich, dort nachzufragen. Nach einigen Jahren bezahlen die Pensionskassen solche verlorenen Gelder an die Stiftung Auffangeinrichtung BVG ein. Dort liegen zurzeit ungefähr 3 Milliarden vergessene BVG-Gelder. Sie können sich bei der BVG-Zentralstelle nach Ihrem Pensionskassengeld erkundigen: http://www.zentralstelle.ch

 

Weiterführende Links:
http://www.musikundbildung.ch/de (Pensionskasse Musik und Bildung)
– http://www.bsv.admin.ch/themen/vorsorge/00039/00335 (Bundesamt für Sozialversicherungen mit Infos zur beruflichen Vorsorge)

3. Säule – freiwilliges Sparen

Für alle Berufstätigen ohne zweite Säule ist das freiwillige Sparen sehr wichtig – die AHV-Rente ist bescheiden und genügt nicht zum Leben. Das gebundene Sparen läuft entweder über ein Bankkonto 3a oder über eine Lebensversicherung – allerdings liefern letztere in den vergangenen Jahren meist keine sehr guten Angebote.

Berufstätige ohne zweite Säule können in der Steuererklärung einen sehr viel höheren Betrag für das freiwillige Sparen abziehen (maximal 33ʼ840 Franken bzw. 20% des Einkommens).

Um einen vernünftigen Umgang mit Vorsorgefragen zu finden, braucht es einen weiten Blick. Nebst den technischen Möglichkeiten der drei Säulen spielt das Umfeld eine Rolle. Die Situation wird anders betrachtet, wenn der Ehepartner beispielsweise eine feste Anstellung mit gutem Verdienst und hervorragender Pensionskasse hat. Ebenso berücksichtigt werden müssen der individuelle Drang nach Unabhängigkeit, die Schwankungen des Einkommens, berufliche Zukunftspläne und die Vermögenssituation.

Weitere Versicherungen

 

Haftpflichtversicherung
Eine private Haftpflichtversicherung ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Klären Sie mit Ihrer Versicherung, ob diese auch für Schäden aufkommt, wenn Sie beruflich unterwegs sind – nicht alle Versicherungen sind gleich. Falls Sie eine Berufshaftpflichtversicherung brauchen, ist ein Abschluss zu empfehlen. Haftpflichtschäden sind zwar selten, können aber eine finanzielle Existenz ruinieren, insbesondere, wenn andere Personen zu Schaden kommen.

Unfallversicherung
Auf eine Unfallversicherung sollten Sie nicht verzichten – sie ist günstig und wichtig. Selbständig Erwerbende erkundigen sich am besten bei der Krankenkasse nach einem Unfall-Zusatz.

Krankentaggeldversicherung
Über eine Krankentaggeldversicherung können Sie Ihr Einkommen im Krankheitsfall versichern. Diese sind meist recht teuer, Sie können die Prämien aber mit Wartefristen senken. Das heisst, wenn die Krankentaggeldversicherung erst nach einem, zwei oder sogar nach drei Monaten nach Ausbruch einer Krankheit bezahlen muss, sinkt die Prämie deutlich. Das Abwägen von Nutzen und Kosten bei einer Krankentaggeldversicherung ist eine individuelle Sache. Niemand möchte langfristig krank werden, dennoch lohnt es sich zu überlegen, was für Konsequenzen dies haben könnte. Leben Sie in einem Umfeld, das von Ihrem Einkommen abhängig ist, z.B. Ihre Familie? Oder leben Sie in einer Partnerschaft, die nicht auf zwei Einkommen angewiesen ist?

Sachversicherungen
Über Sachversicherungen lassen sich beispielsweise wertvolle Instrumente versichern.

 

Versicherungsanbieter
Alle diese Versicherungen finden Sie bei privaten Anbietern. Meist lohnt es sich, mehrere Offerten einzuholen und sich diese von einem Versicherungsvertreter erklären zu lassen. Oder Sie lassen sich von einem unabhängigen Versicherungsspezialisten beraten.

Ein umfassendes Angebot bietet beispielsweise Axa Winterthur, zum Teil mit Vergünstigungen für Musikerinnen und Musiker, die an VMS-Musikschulen tätig sind. Persönliche Beratung: Telefon 061 284 66 66 oder AXA.ch/vms

Der SMPV hat für seine Mitglieder bei diversen Anbietern verschiedene Vergünstigungen ausgehandelt (Instrumentenversicherung, Rechtsschutz, Krankenkasse, Lohnausfall): http://www.smpv.ch/zv_mitglieder_verguenstigungen.cfm?p=1252

Dasselbe gilt für den SMV (Zusatzversicherungen Krankenkasse, Krankentaggeld, Unfallversicherung, Privatversicherung, Instrumentenversicherung): http://smv.ch/service/dienstleistungsangebot-fur-smv-mitglieder

 

Informationen zu den Sozialversicherungen gibt es auf der Website des Bundesamtes für Sozialversicherungen: http://www.bsv.admin.ch/kmu/ratgeber/index.html?lang=de

Noch ein Wort zur Arbeitslosenversicherung: Es gibt keine Möglichkeit, sich als Freischaffende gegen Arbeitslosigkeit zu versichern. Diese ist den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vorbehalten.
 

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2. Steuern

Grundsätzlich gilt: Wer in der Schweiz unbeschränkt steuerpflichtig ist, muss sein gesamtes Vermögen und sein gesamtes Einkommen in der Steuererklärung deklarieren – auch wenn dieses im Ausland liegt oder im Ausland verdient wurde. Einige Besonderheiten:

Quellensteuer
Es kann sein, dass Ihnen bei einem Auftritt im Ausland die Quellensteuer von der Gage abgezogen wurde. Machen Sie für Ihre Steuererklärung zwei Aufstellungen, je eine für das Einkommen mit bzw. ohne Quellensteuer. Das Steueramt wird Ihr bereits versteuertes Einkommen nicht ein zweites Mal versteuern, aber es braucht die Angabe, um Ihren Steuersatz festzulegen.

Einkommen
Wenn Sie eine feste Teilzeitanstellung haben, erhalten Sie von Ihrem Arbeitgeber einen Lohnausweis. Dieses Einkommen kommt separat in die Steuererklärung und hat mit dem selbständigen Einkommen nichts zu tun. Das Einkommen aus selbständiger Tätigkeit deklarieren Sie separat.

Abzüge
Grundsätzlich gilt: Auslagen, die zur Ausübung Ihrer selbständigen Tätigkeit nötig sind, dürfen Sie in der Steuererklärung abziehen. Also Reisespesen, Transportkosten, Fachliteratur, Noten, Instrumentenreparaturen, Klavierstimmer, Studiomieten etc. Ein gesundes Mass ist wichtig bei Dingen, die Sie privat sowie beruflich nutzen, wie z.B. das Handy. Wenn Sie Ihr Handy 50% privat und 50% beruflich nutzen, dann ziehen Sie 50% der Handykosten ab.

Es ist möglich, dass die Abzüge das Einkommen übersteigen. Das Steueramt akzeptiert dies aber nur eine gewisse Zeit (ca. 3 Jahre).

Wichtig: Belege über Einkommen und Abzüge aufbewahren!

Das Ausfüllen der Steuererklärung für Freischaffende ist recht kompliziert. Oft lohnt es sich, einen Treuhänder für eine Beratung oder das Ausfüllen der Steuererklärung beizuziehen.

Die meisten Kantone bieten auf ihren Websites eine Software an, welche das Ausfüllen der Steuererklärung wesentlich erleichtert. Die Menuführung ist einfach und stellt die richtigen Fragen, so dass auch Abzüge weniger vergessen gehen. Der Download dieser Software ist kostenlos.

Im Kanton Zürich Wohnhafte finden die Software «PrivatTax» hier: https://www.steueramt.zh.ch/internet/finanzdirektion/ksta/de/steuererklaerung/software.html
 

3. Rechtliches

Solange Sie sich alleine in der freien Wildbahn bewegen, sind Sie rechtlich mit trockenen Füssen unterwegs. Sobald Sie sich aber mit anderen zusammentun, kann es rutschig werden … Und da es trotzdem viel Spass macht, gemeinsam Projekte zu verwirklichen, hier zwei Situationen, die unsere Beachtung verdienen.

Situation 1: Das Kammermusikensemble als einfache Gesellschaft

Sie musizieren mit zwei Freunden im Klaviertrio und veranstalten ein Konzert. Leider haben Sie sich etwas verkalkuliert, die Einnahmen decken die Ausgaben nicht und Sie müssen die Saalmiete aus eigener Tasche bezahlen. Zwar hat Ihr Freund, der Geiger, das Konzert organisiert, da er und auch die Cellistin nicht flüssig sind, wendet sich der Saalvermieter mit seiner Forderung an Sie. Müssen Sie für die Saalmiete aufkommen?

Ja, Sie müssen, denn als Kammermusikensemble sind Sie eine einfache Gesellschaft. Diese Rechtsform tritt immer dann in Kraft, wenn mehrere Personen einen gemeinsamen Zweck verfolgen und keine andere Rechtsform beschlossen wurde. Das Obligationenrecht besagt unter anderem, dass die Gesellschafter gegenüber Dritten solidarisch haften, sofern sie nichts anderes vereinbart haben – deshalb kann der Vermieter die Saalmiete von Ihnen verlangen.

Wie so oft in rechtlichen Dingen gilt auch hier: Solange alles gut geht, wird sich niemand für Ihre Rechtsform interessieren, und wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Dennoch ist es sinnvoll zu wissen, in welchem rechtlichen Rahmen man als Ensemble unterwegs ist.


Situation 2: Der Projektleiter als Arbeitgeber

Sie möchten mit ein paar Musikern eine Kammeroper aufführen und haben sich bereit erklärt, das Projekt zu managen. Die Korrespondenzadresse ist Ihre Heimadresse, die Verträge mit den Musikern stellen Sie aus. In dieser Situation treten Sie als Einzelfirma auf – und Sie sind Arbeitgeber bzw. Arbeitgeberin. Das heisst, Sie müssen die Musiker, mit denen Sie einen Vertrag abschliessen, bei der AHV anmelden und die AHV auch abrechnen. Es sein denn, Sie arbeiten mit selbständig erwerbenden Musikern zusammen – dann aber sollten sie von diesen eine – von der AHV ausgestellte – Bestätigung über die selbständige Erwerbstätigkeit verlangen. Die AHV wiederum wird von Ihnen verlangen, dass Sie für Ihre Mitarbeiter eine Unfallversicherung abschliessen.

Wenn Sie planen, mehrere Projekte zu leiten, ist es sinnvoll, die Gründung eines Vereins in Erwägung zu ziehen. Ein Verein ist einfach zu gründen und er haftet nur mit dem Vereinsvermögen, Ihr privates Geld ist so nicht ins Projekt involviert.


Urheberrecht

Ein weiteres, komplexes rechtliches Thema ist das Urheberrecht. Drehscheibe für alle rechtlichen Belange rund um das Urheberrecht im Musikbusiness ist die Suisa, die auf ihrer Website www.suisa.ch eine Fülle von Informationen für Nutzer, Musikproduzentinnen, Interpreten und Komponistinnen bietet.
 

Die Autorin

Franziska Weber ist Pianistin mit Lehrdiplom und Treuhänderin mit eidg. Fachausweis. Auf ihrer Website finden Sie weitere Informationen und Links zum Thema.

www.franziskaweber.ch 

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Zürcher Festspiele nur noch alle zwei Jahre

Wie die Festspiele Zürich mitteilen, wird der Anlass künftig nur noch alle zwei Jahre veranstaltet, und zwar in einem zeitlich konzentrierten Zeitraum von drei Wochen im Juni deutlich vor dem Ende der Spielzeit. Im Zwischenjahr soll der Zürcher Festspielpreis vergeben werden.

Foto: Festspiele Zürich

Mit Ursula Gut als Präsidentin und Alexander Keil als Geschäftsführer wird auch die Leitung neu zusammengesetzt. Sie ersetzen Peter F. Weibel und Elmar Weingarten. Ursula Gut war von 1998 bis 2006 Gemeindepräsidentin von Küsnacht und von 2006 bis 2015 Mitglied des Regierungsrats des Kantons Zürich. Alexander Keil arbeitete er unter anderem für das Staatsschauspiel Dresden, die Bayreuther Festspiele sowie zuletzt für das Schauspielhaus Zürich, wo er für Sonderveranstaltungen und Gastspiele zuständig war.

Neu soll zudem die Position eines Kurators geschaffen werden. Dafür wollen die Künstlerische Kommission und der Stiftungsrat «zeitnah eine geeignete Person verpflichten».

www.festspiele-zuerich.ch

Workaholic

Als Leiterin seines Instituts ist Susanne Popp die ideale Biografin für Max Reger. Sie stellt auch viele seiner Werke vor.

Untypisch: Max Reger auf dem Balkon sitzend, 1911. Foto: Max-Reger-Institut, Karlsruhe

Nun hat also auch er sein Jubiläum: Max Reger, der vor 100 Jahren starb und dessen Bekanntheitsgrad in merkwürdigem Verhältnis zum unentdeckten Œuvre steht. Dass Reger viele Orgelchoräle schrieb, sprach sich herum. Doch wer kennt schon das Violinkonzert A-Dur von 1908, die Streichquartette, die Sinfonietta von 1905 oder die kolossale Symphonische Fantasie und Fuge für Orgel op. 57 von 1901, die so gar nicht passt zum Bild des biederen Bewunderers Johann Sebastian Bachs?

Susanne Popp räumt mit Vorurteilen auf: Der stete Bezugspunkt war zwar der ausserordentlich bewunderte Bach, doch Reger begriff ihn als Anfang und Ende aller Musik zugleich. Wenn er wieder Fugen, Präludien und Choräle schrieb, dann niemals im Sinne einer Restauration, sondern im Dienste einer Fortführung eines gewaltigen Erbes unter fortschrittlichen Vorzeichen. Lebendig beschreibt Popp nicht nur das Leben, sondern auch so manches Werk: «wuchtige Klangmassen» in der Inferno-Fantasie zum Beispiel, «die kein tonales Zentrum haben und den ganzen Zwölftonraum umfassen». Oder auch das Spätwerk Requiem aeternam (1915), das Popp aufgrund seiner «Klangflächen und Expressionsfelder» sogar als Vorwegnahme der Ästhetik eines György Ligeti interpretiert.

Seit 1981 ist Susanne Popp Leiterin des Karlsruher Max-Reger-Instituts. Enorm vertraut ist sie daher mit den Quellen. Sie belegt, dass Richard Wagner den Ausschlag gab, Komponist zu werden. Der gelehrte Musikforscher Hugo Riemann macht Reger danach vor allem mit der deutschen B-Linie bekannt, also mit Bach-Beethoven-Brahms. Auf Italiener oder Franzosen war der Komponist zeitlebens nicht gut zu sprechen. Hier war er dogmatisch: Dass Scarlatti zwar Feuer habe, aber eben nicht Wärme wie Bach – das hätte er wie viele seiner deutschen Kollegen sofort unterschrieben.

542 Seiten hat diese Biografie. Allein 60 umfassen die Anmerkungen und Quellenverweise – ein Beleg dafür, wie viel Susanne Popp für dieses herausragende Buch gelesen hat. Viele zitierte Briefstellen vom Schreib- und Kompositionswütigen zeichnen ein sehr direktes Bild, das an manchen Stellen schmunzeln lässt, an anderen wiederum nachdenklich stimmt. Dem Alkohol war Reger ziemlich verfallen; auch dem ständigen Rauchen starker Zigarren. Sein Tod am 11. Mai 1916 war wohl aufs Rauchen zurückzuführen. Susanne Popp hat für den tödlichen Herzschlag am Ende auch eine andere, sehr einleuchtende Erklärung: «Von allen vorausgesehen und doch plötzlich war sein Herz dem permanenten Überdruck, komponierend gegen den Tod und konzertierend gegen das Vergessen anzukämpfen, nicht länger gewachsen.»

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Susanne Popp, Max Reger – Werk statt Leben, 542 S., 39.90 €, Breitkopf und Härtel, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-7651-0450-3
Rezensionen der Orgelwerke in der neuen Max-Reger-Werkausgabe:
Band I/4, Choralvorspiele 
Bände I/5–7, Orgelstücke I-III

Schweizer Musikhochschulen im globalen Vergleich

In den QS World University Rankings 2016 schaffen es von den Schweizer Musikhochschulen bloss die Genfer und die Zürcher in die Liste der Top 50, allerdings etwas abgeschlagen.

Le Conservatoire de Musique de Genève. Foto: Romano1246/wikimedia commons

Die Top Five der Musikschmieden sind die New Yorker Juilliard School, die Wiener Musikuni, das Londoner Royal College of Music, die University of Oxford und die Royal Academy of Music. Die erste deutsche Institution ist auf dem 16. Rang die Musikhochschule von München. Die Hälfte der Top Ten wird von britischen Ausbildungsstätten gestellt.

Das Conservatoire de Musique de Genève rangiert auf Platz 19, die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) findet sich auf Rang 35, unmittelbar vor dem Mozarteum Salzburg, der Musikhochschule Leipzig und der City University of New York. Bei beiden gewichtet der institutionelle Ruf stärker als die Anziehungskraft der Lehrpersonen.
 

Die ganze Liste:
www.topuniversities.com/university-rankings/university-subject-rankings/2016/performing-arts

Addio di Rossini in zwei Versionen

Sowohl das Bravourstück wie das Solfeggio verlangen hohe Virtuosität.

Kärntnertortheater, Aquarell von Carl Wenzel Zajicek (1860–1923). Foto: dorotheum.com / wikimedia commons

Ob Rossini nun ein genialer Koch war oder nicht, ist umstritten. Sicher ist, dass er sich, als er sich im Alter von 37 Jahren aus dem aktiven Opernleben zurückzog und seinen Lebensabend mit dem Hobby «Komponieren» zubrachte, ausserdem als leidenschaftlicher Gourmet gutem Essen widmete und es liebte, sich mit der Verwaltung seines Vermögens zu beschäftigen. Auch unumstritten ist, dass der aus einem Musikerhaus stammende Gioachino Rossini einer der bedeutendsten Opernkomponisten des Belcanto war. 1792 geboren tritt er mit 20 Jahren das erste Mal als Komponist in Erscheinung. Er verfasst in zwei Jahrzehnten nicht weniger als 39 Opern, später auch Sakral-, Vokal-, Klavier- und Kammermusik., darunter zahlreiche Lieder.

La Cenerentola liegt bereits fünf Jahre zurück, Il Barbiere di Siviglia, eine in nur 26 Tagen fertiggestellte Oper, sechs Jahre (erst spätere Aufführungen sollen diesen beiden Werken den verdienten Ruhm bringen), als Rossini im Frühjahr 1822 eine Spielzeit mit etlichen seiner Opern am Wiener Kärntnertortheater bestreitet. Zum Abschied von Wien komponiert er die nun in der Edition Dohr neu erschienene Cavatina Addio di Rossini, die ursprünglich unter dem Titel Addio ai Viennesi erschien. Dieses Abschiedsgeschenk ist ein Paradestück rossinischer Kompositionskunst. Es wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschiedentlich nachgedruckt, die vorliegende Ausgabe stützt sich auf die Londoner Fassung aus dem Jahre 1824 und ist, wiewohl bereits von Marilyn Horne und anderen Rossini-Mezzos eingespielt, bislang in keiner modernen Notenausgabe erschienen.

Man tut gut daran, seine Koloraturen aufzupolieren, wenn man diese Cavatina singen will, ein Bravourstück, versehen mit allen Ingredienzen wahrhaften Rossini-Gesangs: grosse melodische Schönheit, reiche Koloraturen, opernhafte Seufzer, das berühmte Rossini-Crescendo. Eine Zugabe par excellence, für Sopran/Tenor oder hohen Mezzosopran/Bariton – allerdings nur mit erheblicher Virtuosität – zu bewältigen.

Interessant auch die Gegenüberstellung mit der im selben Heft herausgegebenen, von Rossini selbst angefertigten Adaption dieser Cavatina als Solfeggio. Sie erschien 1827 in den Gorgheggi e Solfeggi schlicht als Nummer 11. Den Untertitel dieser Vokalisensammlung, «per render la voce flessibile», dürfen wir hier getrost wörtlich nehmen, wenngleich die Solfeggio-Fassung an Virtuosität der originalen Cavatina nachsteht. Die Klavierbegleitung ist vereinfacht, Phrasierungen weichen ab, dieses Stück ist als Übestück gedacht und sogar im Gesangsunterricht einsetzbar. Das Solfeggio ist für vokalisierende Singstimme, wenngleich die Vokalise in der vorliegenden Ausgabe mit Text unterlegt wurde.

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Gioachino Rossini, Addio di Rossini, Cavatina für Singstimme (Mezzosopran oder Bariton) und Pianoforte in zwei Versionen, Partitur, E.D. 14209, € 12.80, Dohr, Köln

Musik für Saitenclavier

Erweiterungen für das Repertoire sowie Bekanntes mit Fingersätzen und praktischen Hinweisen.

Foto: Toshiyuki Imai/flickr commons

Das «Camphuysen»-Manuskript, ein Album eines anonymen holländischen Dilettanten aus der Zeit um 1650, ist bereits 1961 von dem jüngst verstorbenen Alan Curtis ediert worden, damals allerdings ohne die neun Intavolierungen von Genfer Psalmen, die nun hier berücksichtigt sind. Nicht alle Stücke sind wirklich ergiebig: Sieben der zwölf Sätze sind einfache Harmonisierungen, deren Oberstimmen allerdings – aufführungspraktisch interessant – reich mit Trillern und Mordenten versehen sind. Insofern sind sie willkommene Zuwächse zur Literatur rund um den Genfer Psalter. Musikalisch am wertvollsten ist allerdings die weltliche Beigabe, eine anonyme drei-versige Bearbeitung der englischen Melodie Daphne.

Die vier Partiten von Georg Muffat, eine Erstausgabe nach einer wieder in Berlin befindlichen Handschrift (SA 4581), sind ein echter Repertoiregewinn. In letzter Zeit traten die Tastenwerke dieses für die Aufführungspraxis barocker Ensemblemusik so wichtigen Komponisten zunehmend ins Bewusstsein. Gegenüber den 2003/04 nach einer Wiener Handschrift edierten Partiten (Bärenreiter BA 8419 und 8460) ist das Notenbild hier angenehmer und leichter lesbar. Die Partita in F-Dur erscheint in beiden Editionen; allerdings sind – was der Herausgeber ungenau referiert – nur fünf Tänze gemeinsam, und beide Versionen enthalten noch zusätzlich je drei Sätze als Unikate.

Womit sollen Verlage nach Abschluss der Gesamtausgaben der zugkräftigen Komponisten noch Geld verdienen? Der Bärenreiter-Verlag legt einzelne Werke aus der Neuen Bach-Ausgabe neu auf, allerdings ergänzt um Fingersätze namhafter Interpreten. Die deutsche Pianistin Ragna Schirmer hat sich für die Goldberg-Variationen dieser Aufgabe unterzogen. Ihre Einträge garantieren weitgehend pianistisch-sicheres Legato. Merkwürdig ist, dass manchmal auch Fingersätze fehlen, wo sie dringend benötigt würden. Die Zuordnungen der Mittelstimmen zu einem der beiden Systeme mittels eckiger Klammern sind meistens hilfreich. Die Leserlichkeit hätte der Verlag an diesen Stellen jedoch verbessern können, wenn auch die Noten ins entsprechende System überführt worden wären, anstatt nur die alte Ausgabe zu übernehmen. Wertvoller sind da Schirmers «sopra»-Vermerke, um die gegenseitige Stellung der sich kreuzenden und ineinander greifenden Spielhände auf dem einmanualigen Klavier anzudeuten. Letztlich wundere ich mich aber, dass noch heute ein bachsches Werk, cembalistisch wie kein anderes, kommentarlos als Werk für modernes Klavier herausgegeben wird.

Neuf psaumes pour instruments à clavier suivis d’une page profane Daphne (après 1652), Extraits du Recueil de Camphuysen, CD 3099, Fr. 18.00, Editions Cantate Domino, Fleurier

Georg Muffat, Vier Partiten für Cembalo (D-Bsa SA 4581), Erstausgabe der vier unveröffentlichten Partiten aus dem Archiv der Sing-Akademie zu Berlin von Markus Eberhardt, EW 796, € 17.50, Edition Walhall, Magdeburg

Johann Sebastian Bach, Goldberg-Variationen, Vierter Teil der Clavier-Übung BWV 988, Urtext hg. von Christoph Wolff, BA 10848, € 10.95, Bärenreiter, Kassel

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