Forum Wallis fördert elektronische Musik

Anfang Jahr hat das Forum Wallis unter dem Titel «Ars Electronica 2015» einen internationalen Call for Acousmatic Works gestartet. Nun sind die Resultate bekannt.

Bild: Forum Wallis

In den 6 Wochen Einreichefrist haben insgesamt 230 KomponistInnen über 350 Werke eingereicht. Die Eingaben stammen aus über 40 Ländern und allen 5 Kontinenten. Laut der Medienmitteilung des Forums wurden 18 Werke aus über 350 Eingaben gewählt.

Die «bemerkenswerte internationale Resonanz und die aussergewöhnliche Qualität der eingereichten Werke» habe die Festivalleitung bewogen, die Anzahl der Zulassungen zu verdoppeln und die ausgewählten Werke neu über zwei Konzertabende verteilt statt an einem einzigen Konzert zu spielen.

In die Ränge kamen (in alphabetischer Reihenfolge): Marc Ainger (USA), Alfredo Ardia (Italien), Marie-Hélène Breault / Martin Bédard (Kanada), Stijn Govaere (Belgien), Michael Fuchsmann (Russland), Volker Hennes (Deutschland), René Baptist Huysmans (Niederlande), Panayiotis Kokoras (Griechenland), Dimitris Maronidis (Griechenland), Alain Michon (Frankreich), Felipe Otondo (Chile), Andrián Pertout (Australien), Frederic Robinson (Deutschland/Schweiz), Nicolas Vérin (Frankreich), Jaeseong You (Korea).

Ihre Werke werden am 22. und 23. Mai im Schloss Leuk anlässlich des Festivals Forum Wallis gespielt. Das Festival für Neue Musik Forum Wallis ist das Festival der Walliser Sektion der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik) und findet jährlich über Pfingsten auf Schloss Leuk statt. 2015 steht unter anderem am Pfingstsonntag Stockhausens spektakuläres Helikopter-Streichquartett mit dem Arditti Quartet, André Richard, Air-Glaciers und TPC über den Walliser Alpen auf dem Programm.

Mehr Infos: www.forumvalais.ch/programm-2015arselectronica.htm

Maximilian Schnaus gewinnt

Eine internationale Jury wählte den Berliner Organisten aus vier Finalisten aus. Er wird das Eröffnungskonzert des V. Internationalen Kirchenmusikkongresses am 21. Oktober in Bern spielen.

www.maximilianschnaus.com Foto: Nicolas Kroeger

Am 20. März wurde im Rahmen der Berner Museumsnacht das Finale des Internationalen Berner Orgelwettbewerbs durchgeführt, eine Gemeinschaftsproduktion des V. Internationalen Kirchenmusikkongress, des Kirchenklangfests cantars 2015, des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds und der Kirchgemeinde Münster Bern. Es spielten Samuel Cosandey, Schweiz, Kensuke Ohira, Japan, Maximilian Schnaus, Deutschland, und Simone Vebber, Italien.

Die internationale Jury setzte sich zusammen aus Präsident Laurent Mettraux, Vizepräsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins, Elisabeth Zawadke, Musikhochschule Luzern, Bernhard Haas, Musikhochschule München, Dominik Susteck, Kunststation St. Peter Köln, und Daniel Glaus, Hochschule der Künste Bern und Organist am Berner Münster. Wie sie in ihrem Bericht mitteilte, empfahl die Jury der Programmkommission des V. Internationalen Kirchenmusikkongresses, Maximilian Schnaus für das Eröffnungskonzert am 21. Oktober in Bern einzuladen. Samuel Cosandey aus Bex, dessen Spiel und visionäre Programmation lobende Anerkennung gefunden habe, soll in einem anderen Konzert Coïncidences (2013) von Antoine Fachard aufführen. Die Jury zeigte sich erfreut über die Darbietungen, alle Präsentationen hätten sich durch höchstes Niveau ausgezeichnet.

Der Organist und Komponist Maximilian Schnaus wurde 1986 in Bad Neustadt geboren. Er studierte Kirchenmusik und Orgel in Hannover und Amsterdam, u. a. bei Pier Damiano Peretti und Jacques von Oortmerssen, und erhielt Stipendien der Yehudi-Menuhin-Stiftung und der Studienstiftung des deutschen Volkes. Im Februar 2014 legte er in der Klasse von Leo van Doeselaar an der Universität der Künste Berlin sein Konzertexamen mit Auszeichnung ab. Seit 2014 ist er Organist der Sophienkirche in Berlin-Mitte.
 

Klassische Tonträger verlieren weiter an Bedeutung

Physische und digitale Umsätze der globalen Musikindustrie haben sich laut dem Digital Music Report 2015 des Weltverbandes International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) erstmals angeglichen.

Die CD wird von Markt «gestreamt». Foto: moorhenne/pixelio.de

Die Umsätze mit rein digitalen Musikangeboten sind um 6,9 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar gestiegen und machen nun 46 Prozent der globalen Musikverkäufe aus. Der Gesamtumsatz der Branche blieb mit 14,97 Milliarden Dollar praktisch stabil. Subskriptionsdienste haben um 39 Prozent dramatisch zugelegt, wohingegen die traditionellen Download-Verkäuf um 8 Prozent gesunken sind.

Die Subskriptionsdienste (wie Spotify) bilden nun mit 1,6 Milliarden Dollar Umsatz ein Standbein des Musikgeschäftes. Sie besetzen 23 Prozent des rein digitalen Marktes. 2015 erwartet die Branche einen weiteren starken Zuwachs, wobei die Dienste Music Key von Youtube, Tidal von Jay Z und ein von Apple erwarteter Dienst am bedeutendsten werden dürften.

In naher Zukunft werden laut IFPI Lizenzdienste und Streaming eine immer wichtigere Rolle spielen. Neue Zahlmodelle zum Beispiel für High-Audio-Quality-Angebote, sollen  den Markt weiter beleben.

Gerber-Award fördert Neue-Musik-Nachwuchs

Mit dem neu geschaffenen Fritz-Gerber-Award werden junge, hochbegabte Musikerinnen und Musiker im Bereich der zeitgenössischen klassischen Musik ausgezeichnet. Er geht zum Einstand an die Klarinettistin Mariella Bachmann, den Violinisten David Sypniewski und den Flötisten Rafal Zolkos.

Mariella Bachmann. Foto: zvg

Jeder der drei Preisträger erhält 10’000 Franken und ein Stipendium in Form einer Teilnahme an der diesjährigen Lucerne Festival Academy im Wert von weiteren 10’000 Franken. Der Preis wird am 6. September von Fritz Gerber, Ehrenpräsident der Fritz-Gerber-Stiftung, im Rahmen von Lucerne Festival im Sommer in Luzern übergeben.

Die Schweizer Klarinettistin Mariella Bachmann (*1988) absolvierte ihre musikalische Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste bei Fabio Di Cásola und an der Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau bei Jörg Widmann. Rafal Zolkos wurde 1987 in Polen geboren und studierte Querflöte in Paris, Strassburg, Berlin und an der Zürcher Hochschule der Künste bei Philippe Racine.

Der dritte Preisträger, Violinist David Sypniewski (*1990), stammt ursprünglich aus Toulouse und besuchte die Haute École de Musique de Lausanne bei Lihay Bendayan. An der Hochschule für Musik Basel absolviert er zurzeit einen Masterstudiengang mit Spezialisierung auf zeitgenössische Musik.

Der Fritz-Gerber-Award wurde Anfang 2015 von der Fritz-Gerber-Stiftung und Lucerne Festival ins Leben gerufen. Die Anwärter müssen das Schweizer Bürgerrecht besitzen oder seit mindestens fünf Jahren in der Schweiz leben. Die Ausschreibung erfolgt über die Lucerne Festival Academy. Die Jury setzt sich zusammen aus Michael Haefliger, dem Intendanten von Lucerne Festival, dem Komponisten und Dirigenten Heinz Holliger und Dozenten des Ensemble intercontemporain.

Zürcher Studenten im Dirigentenforum

Nuno Coelho Silva und Dominic Limburg, die an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ihr Studium absolvieren, sind als Stipendaten ins Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen worden.

Foto: Lupin/wikimedia commons

Nach Sichtung der Bewerbungsunterlagen und des eingeschickten Videomaterials, schreibt der Deutsche Musikrat, wurden 24 Kandidaten zum Auswahldirigieren mit der Philharmonie Südwestfalen nach Hilchenbach eingeladen. Eine fünfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Johannes Schlaefli, der an der ZHdK unterrichtet, bewertete sowohl die Probenarbeit der Kandidaten an verschiedenen Werken als auch das Begleiten eines Solokonzertes.

Nach zwei Durchgängen entschieden sich die Juroren für die Aufnahme von Nuno Coelho Silva (Zürcher Hochschule der Künste), Dominic Limburg (Zürcher Hochschule der Künste), David Niemann (Hochschule für Musik und Theater Hamburg), Hossein Pishkar (Robert Schumann Hochschule Düsseldorf) und Jiří Rožeň (Hochschule für Musik und Theater Hamburg).

Die neuen Stipendiaten erwartet im Dirigentnforum ein umfangreiches Arbeitsprogramm mit Berufsorchestern unter Anleitung von renommierten Dirigentenpersönlichkeiten. Proben und Aufführungen in den Bereichen Musiktheater und Sinfonik stehen dabei im Zentrum.

Darüber hinaus gibt es regelmässige Kooperationen mit Kammerorchestern und Spezialensembles für Alte und Neue Musik. Assistenzen, Förderkonzerte, Preise und Stipendien ergänzen die Förderbausteine des Dirigentenforums.

«L’elisir d’amore» am Mailänder Flughafen

Oper im Hauptbahnhof gab’s 2008 in Zürich schon, mit einer vom Fernsehen multimedial begleiteten «Traviata». Der Scala-Leiter Alexander Pereira will nun noch einen draufgeben und in Mailand am Flughafen Malpensa in vergleichbarer Weise Oper spielen.

Geplant sein soll im September 2015 die Oper «L’elisir d’amore» von Gaetano Donizetti. Dies habe Pereira am Montag bei der Einweihung neuer Räumlichkeiten des Flughafens angekündigt, schreibt das luxemburger Fachmazagin Pizzicato. Szenen der Donizetti-Oper sollen episodenartig in verschiedenen Bereichen des Flughafens aufgeführt werden; die gesamte Oper soll genauso wie in Zürich live im Fernsehen übertragen werden.

Das Schweizer Fernsehen hat insgesamt drei derartige Produktionen realisiert: Nach «La Traviata im Hauptbahnhof» in Zürich und «La Bohème im Hochhaus» in Bern präsentierte es «Aida am Rhein» in Basel. «La Bohème im Hochhaus» ist mit dem renommierten Fernsehpreis Goldene Rose ausgezeichnet worden.

Aus dem SOZ werden die Zürcher Symphoniker

Langjährige Musiker des früheren Symphonischen Orchesters Zürich haben sich in einem Trägerverein wieder formiert und wagen den Neustart. Das Ensemble war vor zwei Jahren wegen Lohndumpings im Rahmen einer Aida-Aufführung beim Festival La Perla in Pfäffikon in Misskredit geraten.

Foto: andreurech.ch

«Das Missmanagement durch die Agentur, welche die operative Leitung des Orchesters während rund zwei Jahren innegehabt hatte», habe es fast ruiniert, schreibt das Orchester. Die meist langjährigen Stamm-Mitglieder des Orchesters hätten sich nun «mit weiteren ausgezeichneten Musikern» und dem Dirigenten Mario Beretta entschlossen, neu zu starten. Als Konzertmeisterin amtet Maria Solozobova. Am 16. Mai werden die Zürcher Symphoniker sich im Rahmen eines Eröffnungskonzerts erstmals dem Publikum präsentieren.

Die 2013 vom damaligen Symphonischen Orchester Zürich gebotenen Dumpinglöhne im Rahmen einer Pfäffiker Aida-Aufführung hatten hohe Wellen geschlagen und unter anderem zu scharfen Protesten des Schweizerischen Musikerverbands sowie medialen Grundsatzdebatten über die Arbeitsbedingungen von Musikern geführt. 

Mehr Infos: www.zuercher-symphoniker.ch

Leitungswechsel bei Solothurn Classics

Das Festival Solothurn Classics steht neu unter der Leitung von Peter Kofmel. Die bisherige Festivalleiterin Iris Reardon-Kofmel hat aus beruflichen Gründen die Leitung des Festivals abgegeben.

Foto: Solothurn Classics

Iris Reardon-Kofmel hatte in den vergangenen Jahren den Verein präsidiert und in dieser Funktion auch die Festivalleitung inne, heisst es in der offiziellen Medienmitteilung zum Wechsel. Sie gebe nun Vereinspräsidium und Festivalleitung aus beruflichen Gründen ab: Sie ist anfangs Jahr mit ihrer jungen Familie in die USA ausgewandert.

Das Festival wird neu von Peter Kofmel als langjährigem Mitorganisator geleitet. Das Festival werde wie geplant vom 17. bis 21. Juni unter dem Motto «Weltstars in Solothurn» durchgeführt, schreiben die Veranstalter weiter.
 

Girschweiler und From Kid in Chur geehrt

Chur verleiht einen Anerkennungspreis an den Musiker und Dirigenten Heinz Girschweiler und einen Förderpreis an die Band From Kid. Anerkennungspreise erhalten auch die Kulturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin und Autorin Corina Caduff und der Schauspieler und Regisseur René Schnoz.

FROM KID: Andrin Berchtold und Gian Reto Camenisch. Foto: mx3

Heinz Girschweiler studierte am Konservatorium Zürich Trompete sowie an der Kantorenschule Zürich Chor- und Orchesterleitung. Er arbeitet als freischaffender Musiker und ist Dirigent mehrerer Chöre. 1994 war er Mitbegründer des Streichorchesters Orchestrina, das er sechzehn Jahre leitete. Er ist Präsident der Musikkommission im Bündner Kantonalgesangsverband und Koleiter der Postremise in Chur.

Girschweiler «verdient den Anerkennungspreis für sein vielseitiges und grosses Engagement als Musiker und Chorleiter sowie für sein spartenübergreifendes und vernetzendes Wirken». Die Band From Kid mit Andrin Berchtold und Gian Reto Camenisch wird für den nationalen Durchbruch ihres eigenständigen und harmonisch überzeugenden Electro Pop gewürdigt.

Mit den Anerkennungspreisen wird mindestens zehnjähriges kulturelles Schaffen gewürdigt, das für die Stadt und deren engeren Region von Bedeutung ist. Die Preise sind mit je 4000 Franken dotiert und werden im Rahmen einer öffentlichen Feier am 6. Mai 2015 von Stadträtin Doris Caviezel-Hidber übergeben.
 

St. Gallen erwärmt sich für Kaltehand

Die St.Gallische Kulturstiftung zeichnet das Elektropop-Duo «Kaltehand/Natasha Waters» (Davide Rizzitelli und Natasha Waters) mit einem mit 10’000 Franken dotierten Förderpreis aus.

Natasha Waters und Davide Rizzitelli. Bild: Tobi Siebrecht

Mit eindrücklicher Passion erkunde das Duo «seit nunmehr acht Jahren die Fasern der Melancholie», schreibt der Kanton. Mit jedem seiner Stücke webe es «ohne Zwang und ohne Hast atmosphärische Klangwelten, in denen sich Natashas behutsam leuchtende Stimme mit Davides sanft pochendem Synthesizer zu bewegenden Geschichten» verbünde. 

Mit dem Förderpreis würdigt die St.Gallische Kulturstiftung das künstlerische Schaffen des Duos. Sie möchte damit dazu beitragen, dass es «noch viele Kapitel zu seiner sinnlichen Geschichte hinzufügen kann».

Das Wattwiler Arthouse-Kino Passerelle wird von der Kulturstiftung mit einem Anerkennungspreis von 20’000 Franken unterstützt. Ein weiterer Förderpreis (7500 Franken) geht an Madame Tricot aus Wil für angewandte Kunst.

 

Thurgauer Förderpreis für Rahel Kraft

Die in London lebende Musikerin Rahel Kraft ist eine der Empfängerinnen der diesjährigen, je mit 25’000 Franken dotierten Thurgauer Förderpreise.

Foto: Esther Michel

Rahel Kraft hat in Luzern Jazzgesang und Improvisation studiert und ein Musikpädagogik-Studium mit einem Master abgeschlossen. 2011 gründete sie das experimentelle Ensemble Stimmorchester, das aus sieben professionellen Sängern besteht und die freie Improvisation pflegt. Es wurde 2013 mit dem Werkbeitrag von Kanton und Stadt Luzern ausgezeichnet.

Im Jahr 2015 gehen die fünf Förderbeiträge des Kantons Thurgau an Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Theater, Musik und Bildende Kunst. Die Fachjury hat neben Rahel Kraft aus 55 Bewerbungen folgende Personen ausgewählt: Joëlle Allet (bildende Künstlerin), Philippe Glatz (bildender Künstler), Gabor Nemeth (Schauspieler) und Meinrad Schade (bildender Künstler).

In der Jury Einsitz hatten als Musikfachpersonen unter anderem die Musikkritikerin Anja Bühnemann, Dominik Deuber (Managing Director Lucerne Festival Academy), der Musiker und Tonstudio-Supporter Pat Kasper sowie der Kulturjournalist und Musiker Martin Preisser.

 

Aus biblischen Bildern erwachsen

Am 22. März lud das Kammerorchester Toccata Wil zu einer Begegnung zwischen Orgel und Streichorchester. Hauptpunkt auf dem Programm war die Uraufführung der «Sinfonia concertante» für Orgel, Oboe und Streicher von Bernhard Sieber.

Der Prophet Jesaia, Mosaik in der Basilika San Vitale, Ravenna. Foto. Sibeaster, wikimedia commons

Das erste Werk dieses Konzerts in der Kreuzkirche Will war das Concertino von Karl Christian Hoyer ((1891-1936). Der Komponist hatte seinem Werk die Bezeichnung «im alten Stil» beigefügt. In den drei Sätzen «kopiert» er den Barockstil aber nicht eindimensional, sondern setzt ihn mit der Tonalität und Harmonik des beginnenden 20. Jahrhunderts kontrastreich ab. Antonio Vivaldis Concerto für zwei Violinen, Streicher und Basso Continuo ist noch nicht wirklich ein Solokonzert, sind die beiden Violinen doch noch sehr am Continuo orientiert. Esther Böck und Brigitte Mayer harmonierten wunderbar, besonders stach auch hier der zweite Satz, Larghetto e spirituoso, hervor.

Als Hauptwerk des Konzertes darf aber sicher die Sinfonia concertante des in Oberuzwil wohnhaften Organisten und Komponisten Bernhard Sieber bezeichnet werden. Den vier Sätzen hatte Sieber Bibelzitate zugrunde gelegt. So stand über dem ersten Satz das Jesaja-Wort «Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein grosses Licht». Mit einem dumpfen Orgelbass im tiefsten Register, begleitet von trockenen Streicherpizzicati zeichnete der Komponist diese Bewegung, während das hellgleisende Licht mit scharfen Orgeltönen die Dunkelheit kontrastierte.

Im Scherzo-Satz beschreibt die Musik die Befreiung vom Joch der Unterdrückung: Martialische Klänge endeten mit extatischen Zuckungen in der Feuerbrunst. Das turbulente Scherzo mündete schliesslich abrupt in einem einzigen, hohen Violinton, wenn alle Feinde zu Asche zerfallen sind.

Die Frage, warum alles Kriegsgetöse im Feuer endet, beantwortet der dritte Satz mit dem Kommen des Friedensfürsten: Versöhnlich hebt sich die Oboe (Christian Voss) vom Streicherklang ab. Die grossartige Fuge des vierten Satzes stellte die unermesslich herrliche Gerechtigkeit und immerwährende Herrschaft des Friedensfürsten dar. Bernhard Sieber sagt von seinem Werk, dass es keine eigentliche Programmmusik sei: «Die konstruktiven Elemente überwiegen bei Weitem.» Doch die Zuhörer kamen nicht umhin, die Bildergewalt der Musik in den Kontext der ihr zugrunde gelegten Bibelzitate zu stellen, ja sie forderte regelrecht eine Auseinandersetzung damit und zeugte damit von der tiefen Gläubigkeit des Komponisten.

Kommission will Kulturbudget des Bundes kürzen

Die Finanzkommission des Nationalrates (FK-N) will «angesichts der schwierigen finanzpolitischen Ausgangslage» des Bundes die geplanten Kulturausgaben des Bundes für die Jahre 2016 bis 2020 um rund 65 Millionen Franken kürzen.

Trübe Aussichten für die Kultur im Nationalrat? Foto: Parlamentsdienste, 3003 Bern

Bei der Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2016 bis 2020 beantragt der Bundesrat Finanzmittel in der Höhe von rund 1’126 Millionen Franken. Im Mitbericht an die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-N) beantragt die Mehrheit der Finanzkommission (FK-N), die Finanzmittel um rund 65 Millionen Franken zu kürzen.

Mit dem Antrag sollen die Ausgaben im Bereich der Kultur auf das Niveau herabgesetzt werden, wie es im Finanzplan vom 20. August 2014 vorgesehen ist. Damit weicht der Antrag der FK-N vom Beschluss des Ständerates ab, der den bundesrätlichen Antrag sogar um 3 Millionen aufgestockt hat.

Die Finanzkommission verfasste im Rahmen des parlamentarischen Mitberichtsverfahrens laut der Medienmitteilung des Bundes zahlreiche Mitberichte an Legislativkommissionen. In diesen mache sie auf die neue finanzpolitische Ausgangslage aufmerksam, die in den nächsten Jahren erhebliche strukturelle Defizite vorsehe. Diese neue Ausgangslage werde verursacht durch einen starken Einbruch bei den Steuereinnahmen.

Ein Musikfestival für Andermatt

Der Verein Swiss Chamber Music Circle will Andermatt zu einem überregional ausstrahlenden Ort kultureller Veranstaltungen werden lassen. Eine erste Konzertreihe findet über Ostern statt.

Die Festival Strings Lucerne eröffnen den Swiss Chamber Music Circle. Foto: Tomasz Trzebiatowski

In der akustisch hervorragenden Pfarrkirche Andermatt finden vom 2. bis 12. April neun Konzerte statt. Fünf sind sogenannte Preisträgerkonzerte, mit denen jungen Ensembles und Solisten eine Auftrittsmöglichkeit in gehobenem Rahmen geboten wird (Nexus Reedquintet, 4. April; Belenus Quartett mit Pablo Barragàn, 5. April; Ensemble Batida, 6. April; Trio Rafale, 10. April und Duo Cámara-Köhnken).
Die Festival Strings Lucerne eröffnen zusammen mit dem Solisten Reinhold Friedrich und der Moderatorin Sabine Dahinden das Festival am Hohen Donnerstag. Am Karfreitag interpretieren die Luzerner Sängerknaben zusammen mit dem Collegium Musicum Luzern Johann Sebastian Bachs Johannespassion. Am 8. April spielt das Hornquartett Ivo Gass & Friends und im Schlusskonzert am 12. April ist Brasssurround, das Blechbläsertentett der Musikhochschule Karlsruhe zu hören.

Der Termin für die erste Konzertreihe wurde bewusst über die Osterfeiertage gelegt, um das Lucerne Festival zu Ostern nicht zu tangieren. Ein Förderverein und ein Patronatskomitee unterstützen den Swiss Chamber Music Circle, der junge Musikerinnen und Musiker aus Schweizer Musikhochschulen zu Beginn ihrer Karriere unterstützen will. Zudem bringt er zusammen mit Pro Helvetia das Schaffen schweizerischer Komponisten zu Gehör, sei es mit der Uraufführung von Auftragskompositionen oder durch die Wiedergabe weiterer Werke von Schweizer Komponistinnen und Komponisten.

Das Projekt Swiss Chamber Music Circle wurde im Herbst 2014 vorgestellt. An der Spitze stehen Intendant Jörg Conrad und die Kulturmanagerin Danièle Florence Perrin. Es ist geplant, das Festival modulartig über das ganze Jahr hinaus auszubauen. Folgende Zyklen sind vorgesehen:

Swiss Chamber Circle (April/Mai, Auftakt mit dem Osterfestival vom 2. bis 12. April 2015)
Swiss Organ Circle (Dezember, ab Dezember 2015)
Swiss Jazz Circle (Januar/Oktober, ab Januar 2016 geplant)
Swiss Folklore Circle (Februar/Juni, ab Juni 2016 geplant)
Swiss Baroque Circle (Juli, ab 2017 geplant)
Swiss Symphonic Circle (März, August, September, November, frühestens ab September 2017)

www.swisschamber-musiccircle.ch

Neue Schweizer Nationalhymne

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) möchte eine neue Schweizer Nationalhymne schaffen. Aus 208 Wettbewerbsbeiträgen gelangten die besten sechs in eine öffentliche Wahl. Bis am 15. Mai kann abgestimmt werden.

Der Schweizer Jugendchor interpretiert die sechs Versionen. Foto: SGG

«Ich hoffe auf eine landesweite Diskussion über Werte, die uns in der Schweiz wichtig sind und die wir darum in der künftigen Nationalhymne singen und hören wollen», sagt Jean-Daniel Gerber, Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) und Verantwortlicher des Hymne-Projekts.

Laut SGG basieren die Wettbewerbs-Beiträge textlich auf der Präambel der Bundesverfassung. Die Präambel enthält zentrale Werte wie Demokratie, Vielfalt, Freiheit, Frieden und Solidarität. Eine 30-köpfige Fachjury hat sechs Beiträge aus insgesamt 208 Einsendungen bestimmt. Ein Teil des Schweizer Jugendchors hat die sechs neuen Hymnen interpretiert und wird die drei besten auch am Finale vortragen.

Vom 30. März bis am 15. Mai 2015 sind die sechs neuen Hymnen im Internet unter www.chymne.ch zur Wahl aufgeschaltet. Die Beiträge können in allen vier Landessprachen gehört und betrachtet werden (deutsch: www.chymne.ch; français: www.hymnenational.ch; italiano: www.innonazionale.ch; rumantsch: www.imninaziunal.ch)

Das erste Online-Voting kürt die drei Finalisten. Diese werden Ende Mai bekannt gegeben und gelangen vom 8. Juni bis 6. September in das zweite Online-Voting.

Am 12. September 2015 kann die Bevölkerung von 18.10 bis 19.15 Uhr in der TV-Sendung Potzmusig auf SRF1 das Finale verfolgen und per SMS und Telefon den Siegerbeitrag küren. Die Stimmen des zweiten Online-Votings und die Finale-Stimmen werden addiert. Die Autorinnen und Autoren der Wettbewerbsbeiträge, die bis zu diesem Zeitpunkt anonym bleiben, werden im Anschluss an die Wahl verkündet.

Sobald der Siegerbeitrag die nötige Popularität in der Bevölkerung erreicht haben wird, werden die zuständigen Bundesbehörden gebeten, den Siegerbeitrag zur neuen Nationalhymne zu bestimmen.

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG), die sich seit 1810 für eine solidarische Schweiz, für den Zusammenhalt der Sprachregionen engagiert und unter anderem das Rütli verwaltet, will mit dem neuen Hymnentext die zentralen Werte der Schweiz fördern und die Präambel, die das Leitbild der modernen Schweiz bildet, populärer machen.
 

Für Musikpädagoginnen und -pädagogen sowie Schulmusikerinnen und -musiker wurde eine spezielle Seite gestaltet:


www.chymne.ch/de/musikunterricht

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