Steinklang-Musik in Boswil, Basel, Winterthur und Tesserete
Der Förderverein für Steinklang-Musik will mit seinen Konzerten dieses Klanguniversum neu beleben und bekannt machen.

Im Juni letzten Jahres fand ein Symposium für Steinklang-Musik statt. Dabei wurde der Wunsch geäussert, diese Musik einem grösseren Publikum zugänglich zu machen. Nach einem Intensivwochenende im Herbst 2014 kommen nun an sechs Abenden in verschiedenen Regionen der Schweiz Kompositionsaufträge und Improvisationen für Lithofone (lithos, griechisch: Stein) zur Aufführung.
Organisiert werden diese Konzerte vom Förderverein für Steinklang-Musik (www.steinklanginstrumente.ch). Der Verein bezweckt nach eigenen Angaben «die Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Steinklang-Musik. Diese hat ihren Ursprung in prähistorischen Zeiten.»
Den Vorstand des Vereins bilden Felix Perret, Mathias Steinauer, Christian Dierstein, Matthias Brodbeck und Dominik Dolega.
Der Verein arbeitet mit den Instrumentenbauern Beat Weyeneth und Rudolf Fritsche zusammen. Mit letzterem hat die Schweizer Musikzeitung im Dezember 2013 im Rahmen des Themenschwerpunktes «Wie klingt die Erde?» ein Interview geführt.
Die Konzertreihe
Konzerte 1 und 2
1. Teil
Christian Dierstein, Lithofon Solo
Werke von D. Ott, M. Steinauer, Uraufführungen von D. Girod, L. Rohner, H.J. Meier, R. Satapati, M. Wettstein und B. Wulff2. Teil
Tormalino Ensemble (Improvisierte Musik)
Maria Fernanda Castro Vergara, Klavier
Rahel Schweizer, Harfe
Beat Weyeneth und Luciano Zampar, SteinklanginstrumenteSamstag, 16. Mai, 17.00 Uhr Spazio inverso, via alle Pezze, Tesserete
Sonntag, 17. Mai, 17.00 Uhr, alte Kirche Boswil
Mit einem Prozent eines Erbes die Kultur fördern
Anlässlich der «Kulturlandsgemeinde» von Appenzell Ausserrhoden in Heiden ist eine Stiftung Erbprozent Kultur lanciert worden. Die Idee: Das Vermögen der Stiftung wird aus freiwillig zur Verfügung gestellten Prozenten persönlichen Erbes aufgebaut.

Die Stiftung ist laut der offiziellen Medienmitteilung eine «gemeinschaftliche Kulturförderung ohne Eintrittshürden». Sie ermögliche «ein klares, persönliches Bekenntnis zur Kultur». Jede Person – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Status oder Höhe des Vermögens – kann freiwillig ein Prozent ihres persönlichen Erbes für die Kultur stiften. Sie könne damit Teil eines generationenübergreifenden Projekts werden und die Kulturlandschaft aktiv mitgestalten, schreiben die Initianten weiter. Ein handschriftliches Erbversprechen reicht aus.
An die Aufbauphase hat der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden einen Beitrag zugesichert. Bereits sollen vierzig Personen eine Absichtserklärung abgegeben haben, darunter auch namhafte Persönlichkeiten.
Die Stiftung soll Kultur in und aus der ganzen Schweiz in ihrer vielfältigen Ausgestaltung fördern. In einer auf zwei Jahre angelegten Aufbauphase werden die Fördergrundsätze partizipativ unter Einbezug von Erbversprechenden erarbeitet. In offenen Foren will die Stiftung grundlegende Fragen zum Profil stellen und neue Formen von Vergabeinstrumenten und Prozessen entwickeln. Ab 2017 können Fördermittel – vermutlich noch in bescheidenem Umfang – vergeben werden. Die Stiftung geht davon aus, dass sie in den ersten zehn Jahren die zweistellige Millionengrenze erreichen wird.
Aus für Musikwissenschaften in Klagenfurt
Erst 2007 ins Leben gerufen, ist der Studiengang Angewandte Musikwissenschaft der Alpen-Adria-Universität von Klagenfurt auf Ende April bereits wieder eingestellt worden. Dagegen haben Studierende und Lehrende vor dem Rektorat protestiert.

Laut einem Bericht der Kleinen Zeitung hat der Universitätsleiter Oliver Vitouch das Gespräch mit den Protestierenden gesucht und versprochen, «weiterhin für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst zu sorgen».
Die Abteilung Musikwissenschaft der Alpen-Adria-Universität war dem Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft der Universität Klagenfurt angegliedert. Für den Studiengang konnte man sich seit dem Wintersemester 2012/13 nicht mehr neu einschreiben. Programmleiter war Daniel Ender, der auch als freier Mitarbeiter der NZZ amtet und seit 2013 gemeinsam mit Daniel Brandenburg und Frieder Reininghaus die Österreichische Musikzeitschrift herausgibt.
Aargauer Kuratorium unter neuer Leitung
Das Präsidium des Aargauer Kuratoriums und die Leitung der Abteilung Kultur im Departement Bildung, Kultur und Sport haben Peter Erismann zum neuen Geschäftsführer des Aargauer Kuratoriums ernannt.

Der 53-jährige Peter Erismann hat sich als Ausstellungsleiter und Kurator an der Schweizerischen Nationalbibliothek / Schweizerisches Literaturarchiv und für das Centre Dürrenmatt Neuchâtel national einen Namen als Kulturmanager, Projektleiter, Kurator und Herausgeber gemacht. Seit zehn Jahren ist er zudem in der Trägerschaft des Kino Kunstmuseum in Bern engagiert.
Der gelernte Buchhändler absolvierte zwischen 2003 und 2005 das Masterprogramm Kulturmanagement an der Universität Basel und schloss dieses mit einem MAS in Arts Management ab. Erismann wird die Geschäftsführung des Aargauer Kuratoriums auf den 1. September 2015 übernehmen.
In dieser Funktion wird er laut der Medienmitteilung des Kantons die Geschäftsstelle in fachlicher, organisatorischer und personeller Hinsicht leiten und die Mitglieder des Kuratoriums in fachlichen Fragen beraten. Dazu gehört auch die Vorbereitung und Umsetzung der Kuratoriumsentscheide, die Budgetverantwortung sowie die Organisation und Koordination des Gesuchswesens.
Hörfunk als Bildungsauftrag
Hermann Scherchen, von 1945–50 musikalischer Leiter von Radio Beromünster, sah das Radio als Mittel zur musikalischen Bildung. In seinem «Hörtheater» bearbeitete er klassisch-romantische Bühnenmusiken zu Sendungen mit Wort und Musik um.

Von der Entwicklung des Radios erwartet Hermann Scherchen (1891–1966) viel für eine demokratische musikalische Volksbildung. Von Anfang an ist er dabei: 1924 sein erstes Radiokonzert zum 50. Geburtstag von Schönberg, 1928 musikalischer Oberleiter am Königsberger «Ostmarkenrundfunk», 1932 musikalischer Berater der Reichsrundfunk-Gesellschaft in Berlin. Von 1945 bis 1950 amtiert er als Musikchef von Radio Beromünster und leitet das Zürcher Studio-Orchester. 1950 erscheint in Winterthur seine Studie Musik für Jedermann – dem unbekannten Radiohörer gewidmet.
In einem «Bekenntnis zum Radio» sieht er in dem neuen Medium «die bedeutendste Erschütterung im Leben der Völker seit der Erfindung des Buchdrucks». Wie andere in der Frühzeit des Mediums, erhofft er sich vom Radio auch eine Mobilisierung des Hörers zu eigener Aktivität – künstlerischer (musikalischer) wie geistiger (politischer). 1930 leitet er auf dem Musikfest von Baden-Baden die Uraufführung des von Hindemith und Kurt Weill vertonten Brechtschen Lindberghflugs, eines «Radiolehrstücks». Das Publikum soll darin einbezogen sein.
In einem Aufsatz Der Rundfunk in seinen Beziehungen zu Musikpflege und Musikerziehung reflektiert Scherchen 1930 über das «musik-auslegende, sinnschaffende Wort»; es stünde in der Form «der poetisierenden Darstellung eines Musikwerkes», aber auch «als streng auf die musikalischen Vorgänge beschränkte Werkanalyse» zur Verfügung. Von ausgedehnten Einführungsvorträgen hält er nichts; statt dessen die «musikalische Ansage» – «vom knapp Überschriften gebenden Bericht bis zur anekdotenhaften Festhaltung eines Zeitmilieus, oder bis unmittelbar in die Gefühlssphäre hineinführenden empfindsamen Mitteilung».
-
Hermann Scherchen, Foto: Familienarchiv Myriam Scherchen / wikimedia commons
Um 1930 hat Scherchen Hörspiele mit Musik als eine «dem Radio eigentümliche Form» erwogen und Strawinskys L’histoire du soldat, Hermann Reutters Saul und Milhauds Le bœuf sur le toit so umgesetzt. In den vierziger Jahren schweben ihm «neuartige, aber unmittelbar verständlich bleibende Ineinanderverbindungen von Musik und Wort» vor, wie Dostojewskis Grossinquisitor mit beigestellter Musik von Tschaikowski. Auch wendet er sich in Bearbeitungen als ein «Hörtheater» klassisch-romantischer Bühnenmusik zu: Egmont, Ein Sommernachtstraum, L’Arlesienne, Peer Gynt. Dazugestellt eine poetische Ausdeutung des Prometheus-Balletts von Beethoven und Schumanns «dramatisches Gedicht» Manfred nach Byron, komprimiert. In der Beschränkung auf jeweils eine dreiviertel Stunde hat er dabei einen zyklischen Sendeplatz im Sinn.
Aufnahmen des «Hörtheaters» schon bei Radio Beromünster; aber am Sender Leipzig wird vom 25. 11. bis 1. 12. 1960 die Serie als Ganzes eingespielt. Scherchen, von den zwanziger Jahren her Leipzig eng verbunden, nach Kriegsende auch zweimal als Gewandhauskapellmeister gehandelt, war im Gustav-Mahler-Jahr 1960 zweimal Gastdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters gewesen. Dabei brachte er seine Hörfunkbearbeitungen ins Gespräch, und kurzfristig wurde der Aufnahmetermin vereinbart. Ein Parforceritt sondergleichen: vormittags die Orchesterproben, am Nachmittag die Proben mit den Solisten und dem Chor und abends von acht Uhr bis elf oder gar bis Mitternacht die Aufnahmen. Myriam Scherchen zufolge hat ihn das Ergebnis so begeistert, dass er eine Schallplattenausgabe erwog – die aber nicht zustande kam. Die Tochter hat das Vermächtnis erfüllt: musterhafte Edition, auch mit allen Scherchen-Texten, in einer dreiteiligen CD-Kassette Musique et litterature auf dem von ihr installierten Label «Tahra» (TAH 103-105).
Scherchen beabsichtigt mit seinem «Hörtheater» auf Musik zu Bühnenstücken hinzulenken, die infolge der veränderten Theaterpraxis kaum mehr erklingt, jedenfalls im Zusammenhang mit der Dichtung nicht. Darüber hinaus verfolgt er musikpädagogische Interessen: Durch das Zusammenspiel von Wort und Ton soll musikalisches Verständnis geschaffen werden. Wie er dem Leipziger Musikredakteur Klaus Richter erläutert: Es müssten Mittel und Wege gefunden werden, «die noch nicht interessierten Hörer auf die verschiedenartigste Weise zu interessierten Hörern zu machen». Sendeformen sollten gesucht werden, «die den Hörer in einen psychologischen Spannungszustand versetzen, die ihn der Musik offen und gespannt entgegentreten lassen, die ihn in ein bildungsmässiges Bezugssystem versetzen, in das er die zu hörende Musik einordnen kann.»
Durch die Beschränkung auf jeweils eine dreiviertel Stunde sind Eingriffe in die Partituren – Kürzungen – bedingt. Aber überhaupt nimmt sich Scherchen Freiheiten bis zur neuen Zuordnung von Musiknummern heraus. Den Kommentar lässt er entweder in die Pausen sprechen – auch selbstherrlich in die Musik gesetzte! –, oder er überlagert in der Art des Melodrams die Töne mit Worten. Manches erinnert, im guten wie schlechten Sinn, an die Methoden von Filmmusik. Scherchen mag dies gemeint haben, als er auf die «ästhetische Anfechtbarkeit» hinweist – sie aber der pädagogischen Absicht willen in Kauf nimmt.
Myriam Scherchen nennt die Bearbeitungen des Vaters eine «wahrhaftige Neuschaffung». Die Auswahl sei quasi autobiographisch zu verstehen. Es wird auf den «fast faustschen Kampf des Menschen mit seiner Begierde» gelenkt und die Erlösung durch Liebe. Ihr Vater habe das Leben eines Mannes geführt, «der alles wissen wollte, eines Autodidakten, der an den Menschen glaubte und dessen Allmacht, der jedoch die Liebe benötigte, um seiner eigenen übergreifenden Tätigkeit einen geistigen Sinn zu geben».
Sechsmal «Hörtheater»
Beethovens Ballett Die Geschöpfe des Prometheus oder Die Macht der Musik und des Tanzes ist nach der Uraufführung 1801 im Wiener Burgtheater in Vergessenheit gefallen. Nur die Ouvertüre hat sich im Konzertrepertoire gehalten. Das Ballett erzählt, den Mythos abwandelnd, von der Veredelung des Menschen durch die Tonkunst.
Scherchen geht einen anderen Weg und lenkt auf den Raub des Feuers durch Prometheus und seine Bestrafung mit der Büchse der Pandora, aus der die Übel dieser Welt entweichen – gründliche Umfunktionierung! Im Ballett führen die Musen zu Harfenspiel die Veredelung durch Kunst vor – Scherchen ordnet die Piece der Pandora zu, die zwar mit Schönheit besticht, aber das Unheil mit sich führt. Und ein Waffentanz der Bacchanten wird bei ihm zum Zeichen, dass die Büchse geöffnet ist und das Böse heraustritt. Einschneidende Kürzung der Partitur: Von Beethovens sechzehn Musiknummern sind nur sieben und die Ouvertüre bewahrt.
Goethe schreibt in seinem Egmont mehrfach Bühnenmusik vor und delegiert sie an Komponisten aus seinem Kreis. Beethovens Partitur entsteht ohne sein Wissen 1809/10 als Auftrag des Wiener Hoftheaters. Ausser den vorgegebenen Vertonungen – zwei Lieder des Klärchen, eine Musik ihren «Tod bezeichnend» und der Traumvision des Egmont – hat er Zwischenaktsmusiken beigestellt.
Schon zu Beethovens Lebzeiten entsteht eine Fassung für den Konzertsaal «mit deklamatorischer Begleitung». Scherchen geht seinen eigenen, eigenwilligen Weg. Wohl folgt er mit seinem Kommentar dem Handlungsverlauf, bewahrt auch alle Musik, ordnet sie aber zum Teil neu zu. Klärchens Lied Die Trommel gerühret, im Theaterstück an die Mutter gerichtet, hier als eine Aufforderung an Egmonts Leute! Die Musik zu Klärchens Tod zeigt bei Scherchen Egmonts «letzte bange Nacht» an. Auch ist Klärchen nicht, wie bei Goethe, am Schluss in die Allegorie der «Freiheit» eingemischt – das Politische soll vom Privaten getrennt bleiben. Überhaupt ist die Liebeshandlung zurückgedrängt – alles konzentriert auf den Protagonisten und seine Standhaftigkeit.
Mendelssohns Musik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum, auf Initiative des preussischen Königs entstanden und 1843 im Neuen Palais in Potsdam uraufgeführt, umfasst ausser der (bereits 1826 komponierten) Ouvertüre dreizehn Titel – immerhin ein Viertel der Spieldauer des Theaterstücks!
In romantischer Sicht konzentriert sich Mendelssohn dabei auf die Feenwelt, und Scherchen beschränkt sich in seinem «Hörtheater» ganz und gar darauf. Das Handlungsgeflecht en détail darzulegen, wäre viel zu umständlich gewesen. Nur wenig Worte: Es kommt Scherchen darauf an, die Musik «sprechen» zu lassen.
Für die Premiere von Alphonse Daudets L’Arlesienne 1872 am Pariser Théâtre lyrique, der Dramatisierung einer Novelle aus den Briefen aus meiner Mühle, hat Georges Bizet siebenundzwanzig Musiknummern komponiert. Das Stück fiel durch – was auch das Ende für diese Partitur bedeutete.
Aber die Musik lebt in den beiden daraus zusammengestellten Orchestersuiten weiter: die erste von Bizets Hand, die zweite postum von seinem Freund Ernest Giraud arrangiert. Scherchen lässt das Bühnenstück beiseite und hält sich an eine Erzählung wörtlich nach der Novelle. Auch geht er von den Orchestersuiten aus, deren Sätze er frei, auch gekürzt, zuordnet. Durch das darübergelegte Wort ergibt sich ein fortlaufendes Melodram.
Für die Umarbeitung von Henrik Ibsens «dramatischem Gedicht» Peer Gynt als Theaterstück 1876 hat Edvard Grieg dreiundzwanzig Musiknummern komponiert – Instrumentalstücke, Lieder, Chöre, Melodramen. Mit der Aufführung war er aber gar nicht zufrieden. Auch bosselt er weiter an der Partitur und tut sich mit einer verbindlichen Fassung schwer. Die Bühnenmusik ist erst postum 1908 erschienen.
Längst hatten die beiden Orchestersuiten daraus ihren Siegeszug durch die Konzertsäle angetreten. Wie bei L’Arlesienne, hält sich Scherchen in seinem «Hörtheater» ausschliesslich daran und lässt die Bühnenmusik beiseite. Die Handlung – hier auf nur wenige Stationen beschränkt – lässt er Peer Gynt als Erinnerung an sein Leben erzählen. Die acht Sätze der Suiten sind in die Vorgänge eingehakt. Dabei ist die Morgenstimmung, im Theaterstück Einleitung des Afrika-Aktes, an den Beginn gerückt und bezieht sich auf Norwegen. Gute Entscheidung; denn die folkloristischen Intonationen passen eigentlich gar nicht zu dem exotischen Schauplatz.
Als Robert Schumann Byrons Manfred vertonte, behielt er zwar den Begriff «dramatisches Gedicht» bei, wünschte sich aber, entgegen Byrons eigenen Vorstellungen, der auf ein «Gedankentheater» abzielte, die Bühne dafür. Liszt leitete 1852 am Weimarer Hoftheater die Uraufführung.
Schumann selber hat einmal vom «Foliencharakter» seiner Musik gesprochen – abgesehen von der fulminanten Ouvertüre sind seine Beiträge eher bescheiden. Byrons Vorlage wird um etwa ein Viertel eingestrichen und der Titelheld als Sprechpartie belassen. Teils sind die Worte in die Pausen hineingestellt, teils unterliegen sie der Musik. Es wird frei – nur partiell rhythmisch fixiert – deklamiert. Gesang ist – mit Ausnahme des Requiems am Schluss – dem «Geisterreich» zugeordnet.
Das von Byron gegebene Stichwort «Gedankentheater» musste Scherchen für seine Zwecke besonders reizen. Er bewahrt den musikalischen Ablauf, kürzt den Text aber weiter ein, verwendet auch eine neue Übersetzung – mit Differenzen zu Schumanns Deklamationsformeln! Sogar greift er zweimal in die Instrumentierung ein. Für den «Gesang der Geister Arimans» sind statt des Tuttiorchesters nackte Schlagzeugformeln disponiert. Die religiöse Thematik wird zurückgedrängt – kein Gnadenangebot der Kirche! Am Schluss das Requiem a cappella ohne «Weihrauch» durch Orgelbegleitung.
Myriam Scherchen sieht in der Konzeption des «Hörtheaters» verschiedene Eigenschaften auch des «Menschen» Scherchen widergespiegelt. Er drückt darin – sogar durch behutsame Eingriffe – seine Weltanschauung aus. Dies schliesst seinen «didaktischen Willen» ein: «Sein Ziel war es, die Begegnung mit der Musik, die ihm selber zur Freiheit von Handlung, Geist und Ideen verholfen hatte, seinen Mitmenschen so weit wie möglich weiterzugeben.» Der Titel seines Winterthurer Buchs drückt es in nuce aus: Musik für Jedermann!
Die dreiteilige CD-Kassette «Musique et litterature» mit den sechs «Hörtheater»-Sendungen wurde beim Label Tahra veröffentlicht (TAH 103-105). Sie ist allerdings vergriffen.
Engstroem mit Schostakowitsch-Preis geehrt
Martin T:son Engstroem, dem Gründer und Direktor des Walliser Verbier Festivals, ist in Moskau vom Yuri-Bashmet-Fonds der Dmitri-Schostakowitsch-Preis überreicht worden. Engstroem ist der erste Nichtmusiker, der mit der Auszeichnung geehrt wird.

Die Feier ist im Puschkin-Museum realisiert worden. Der Preis gilt laut der Medienmitteilung des Verbier Festivals als einer der bedeutendsten Kulturpreise Russlands. Engstroem erhält die Auszeichnung für «sein Engagement für die Musik und die russischen Interpreten.» Er ist der erste Nichtmusiker, dem er zugesprochen worden ist.
Der Yuri Bashmet Fonds wurde von Alexander Mitroshenkov, dem Präsidenten des russischen Kommunikationskonzerns Transcontinental Media, und Sergei Vasiliev, dem CEO der Unternehmensgruppe Video International, ins Leben gerufen.
Frühere Empfänger des Schostakowitsch-Preises sind Tan Dun, Denis Matsuev, Yefim Bronfman, Alexei Ratmansky, Maxim Vengerov, Evgeny Kissin, Natalia Gutman, Olga Borodina, Anne-Sophie Mutter, Viktor Tretiakov, Valery Gergiev, Thomas Quasthoff und Gidon Kremer.
Blech-Abenteuer
Eine Reihe von kurzen Solostücken von Anthony Plog für unterschiedliche Blechblasinstrumente, die auch einzeln viel Witz entfalten.

Tony Plog ist unter den Blechbläsern wohl einer der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten. Sein kompositorischer Witz (z. B. in den Animal Ditties für Trompete, Sprecher und Klavier) ist legendär, viele seiner Werke gehören zum Standardrepertoire der Blechbläser (Four Sketches für Brassquintett, 3 Miniatures für Tuba und Klavier oder Postcards für Solotrompete).
Mit den im Jahr 2014 komponierten, drei- bis vierminütigen Solostücken mit Klavierbegleitung, welche er in einer Art Suite mit dem Titel Adventures in Brass zusammengefasst hat, geht Tony Plog seinen bereits eingeschlagenen Weg weiter: Allein schon die Idee, einen Eckig-Blues mit Staccato-Noten für Waldhorn und Klavier zu komponieren, ruft bei mir ein kleines Schmunzeln hervor, und wenn die Tuba in ihrem kurzen Stück Walking unisono mit dem Klavier gleich zu Beginn einen Walking Bass anstimmt – ohne jegliche Melodie -, so ist auch hier der Humor des Komponisten klar spürbar bzw. hörbar.
Die sechs Stücke eignen sich ausgezeichnet für fortgeschrittene Musikschüler, bilden eine willkommene Abwechslung z.B. als Wettbewerbsstücke oder sind bestimmt auch gute Encores für Rezitale. Ob die Suite jemals als Ganzes zur Aufführung gelangen wird, ist fraglich, bräuchte es doch sechs Solisten gleichzeitig. Dass dies auch nicht die Absicht des Komponisten war, zeigt sich allein schon darin, dass die sechs Stücke einzeln und nicht als Suite bei den Editions Bim erschienen sind. Nichtsdestotrotz verbindet die Stücke ein inneres Konzept sowie natürlich auch der für Tony Plog typische Kompositionsstil, aus einem kleinen thematischen Motiv ein ganzes Stück entstehen lassen.
Anthony Plog, Adventures in Brass:
Musings (Trompete und Klavier), TP330
Eckig Blues (Horn und Klavier), CO94
Divergent Roads (Posaune und Klavier), TB88
Initiatives (Bassposaune und Klavier), TB89
Walking (Tuba und Klavier), TU 181
Prelude und Tarantella (Euphonium und Klavier), TU182
je Fr. 14.00, Editions Bim, Vuarmarens 2014
Das deutsche MIZ schaltet einen Ausschreibungskalender auf
Das Musikinformationszentrum (MIZ) des Deutschen Musikrats hat seinen Ausschreibungskalender erweitert: In 17 Kategorien können Bewerbungsschlüsse und Durchführungszeiträume verschiedenster Förderungsmöglichkeiten in Deutschland und im europäischen Ausland durchsucht werden.

Das MIZ bündelt verfügbare Informationen rund um 350 Ausschreibungen sowohl zu bundes- und landesweiten als auch wichtigen internationalen Musikwettbewerben, Preisen und Stipendien. Diese werden jährlich erfasst und kontinuierlich fortgeschrieben. Das Angebot vermittelt Informationen zu Profilen und Aufgabenstellungen der Massnahmen, zu Zielgruppen und Teilnahmebedingungen sowie Angaben zu Dotierungen und Anschlussförderungen.
Über den Kalender hinaus informiert das MIZ über zahlreiche weitere Musikförderungsangebote. So vermittelt das Informationssystem zur musikalischen Fort- und Weiterbildung des MIZ aktuell mehr als 180 Meisterkurse renommierter Künstler sowie zahlreiche weitere Qualifizierungsmöglichkeiten für Laien und semiprofessionelle Musikerinnen und Musiker. Mit seinem umfassenden Verzeichnis in Deutschland ansässiger Stiftungen stellt das MIZ ausserdem zentrale Einrichtungen vor, die speziell auf dem Gebiet der Musik aktiv sind.
Mehr Infos: www.miz.org
Schweiz ist 2016 Jazzahead!-Gastland
Die Musikfachmesse «jazzahead!» in Bremen hat gestern bekannt gegeben, dass die Schweiz Partnerland ihrer Ausgabe 2016 sein wird.

Der Schweizer Jazz wird vom 21. bis 24. April 2016 in der norddeutschen Hansestadt in Bremen im Scheinwerferlicht stehen, wie die Messeleitung gestern bekannt gab. Die Schweiz folgt damit auf Spanien, die Türkei, Israel, Dänemark und Frankreich.
Wie die Kulturstiftung Pro Helvetia schreibt, wird sie den Schweizer Schwerpunkt in Bremen gemeinsam mit der Fondation Suisa und dem Schweizer Musik Syndikat (SMS) verantworten. Mit über 3000 Fachteilnehmern und einem Showcase-Festival mit internationalen Acts hat sie sich jazzahead! in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Treffpunkt für Veranstalter, Musiker, Labels und weitere Branchenvertreter entwickelt.
Neben dem Gastland-Auftritt an der Messe sorgt ein dreiwöchiges Kulturfestival im April nächsten Jahres in Bremen für einen weiteren starken Fokus auf die Schweizer Kulturszenen. Das Programm des Kulturfestivals erstreckt sich über alle Kunstsparten und entsteht in enger Kooperation mit den Kulturinstitutionen Bremens.
Marignano musikalisch-couturistisch
Am 14. und 15. April trat das Klangbox-Ensemble mit seiner Produktion «XiViX Op. 1515» in der Berner Dampfzentrale auf.

Initiiert von der Pro Helvetia findet unter dem Namen Viavai, eine Reihe von kulturellen Austauschprojekten zwischen der Schweiz und der Lombardei statt. (SMZ 06/2014, italienischer Bericht) Eines davon ist XiViX Op. 1515. Der Leiter der Künstlerplattform Klangbox, Pascal Viglino, hat es in Zusammenarbeit mit der Akademie Brera der Schönen Künste in Mailand entwickelt. Als Thema wurde die Schlacht von Marignano gewählt – zu einem Zeitpunkt, als das mediale Auslegungsgezänk noch nicht so laut tobte. Je elf Designer und Musikerinnen schufen in grenzüberschreitenden Zweiergruppen jeweils ein musikalisch-couturistisches Teilstück. Regisseur Stefan Hort fügte diese zu einem Musiktheaterabend zusammen.
Soweit die etwas strapaziös wirkende Ausgangslage, bei der man den Gedanken nicht ganz loswird, es sei auch an ein möglichst breites Feld von potenziellen Sponsoren gedacht worden. Und weil die Aufführung den Untertitel «pour mannequins & ensemble» trägt, fürchtet man sich ein bisschen vor einer monströsen Kriegsmodenschau, bei der ein ausgefallener musikalisch-textiler Aufzug den vorhergehenden zu überbieten suchen wird.
Bilder entstehen und vergehen
XiViX Op. 1515 ist dann zum Glück ein recht stiller Abend. Still trifft es nicht ganz, denn Klänge begleiten das Bühnengeschehen ständig, sind sozusagen der Fluss, auf dem Bild um Bild vorbeiströmt: oft blosse Geräusche, Rhythmen auf Perkussionsinstrumenten, kurze musikalische Fragmente, einige Phrasen aus dem Marignano-Lied, Trommeln und Pfeifen. Flötenklänge. Sie verdichten sich und dünnen dann wieder aus. Einmal dringt Marschmusik aus den Lautsprechern, die, immer langsamer abgespielt, bald nur noch scheppert. Es sind auch nur vier Personen, zwei Frauen und zwei Männer, erfahrene Performer, die die Vorstellung musikalisch wie darstellerisch tragen: Elisabeth de Mérode (Flöte, Stimme), Damien Darioli (Schlagzeug, Flügelhorn), Anja Füsti (Schlagzeug) und Pascal Viglino (Schlagzeug, Leitung).
Auf der perkussiv-flötistisch-stimmlichen «Tonspur» lassen sie Bilder entstehen und vergehen, evozieren Schlachtengetümmel, Grossspurigkeit und Leid. Wohl könnte man die einzelnen Beiträge der Designer-Musiker-Paarungen noch auseinanderdividieren, aber man folgt willig den immer neuen Assoziationen. Manchmal suchen sie die Nähe zum historischen Geschehen, etwa wenn die beiden Männer des Ensembles in bunten Uniformversatzstücken sich einen rhythmischen Zweikampf an der grossen Pauke liefern oder wenn zwei Darsteller die Landkarte zwischen sich aufgespannt auf die Bühne bringen: Territorium, das zur Sache, zum Streitobjekt geworden ist.
Andere Szenen deuten eine symbolische Dimension des Themas an: wenn mit Klebeband immer hastiger Dutzende von Kreuzen an die Wand geklebt werden, wenn eine Kippfigur durch einen Handgriff von Weiss auf Rot wechselt (eine etwas platte Symbolik allerdings), wenn die Verblendung und Eitelkeit des Krieges als starre, mit lauter Spiegelscherben beklebte Figur erscheint.
Zu Beginn wird es langsam hell über einer sanften Hügellandschaft. Entfernte Schüsse sind zu hören. Oder wird doch nur Luft ausgestossen? Mit zunehmendem Licht entpuppt sich die Landschaft als riesiges Tuch, die Hügel als die Körper der Darsteller. Später recken sie sich aus Löchern heraus, betätigen nun sichtbar ihre Flöten, die diese mehrdeutigen Geräusche machen. Wir sehen, wie ein Effekt erzielt wird. Dieses Prinzip lässt sich im Laufe der 70 Spielminuten immer wieder ausmachen. Es führt zu einer gewissen Distanz – und ermöglicht dadurch Reflexion. In XiViX Op. 1515 sind keine Marignano-Meinungstreiber zu Gange, hier lässt sich nachdenken über den Sog der Trommeln, die Bitterkeit des Sterbens und die Hohlheit des Siegs.
Ein bewährtes Stück
Ursprünglich für Violine geschrieben, erfuhr Kodálys beliebtes Adagio Bearbeitungen für die ganze Streicherfamilie.

Zoltán Kodálys widmete 1905 dem Geiger Imre Waldbauer ein Adagio. 1910 machte er davon Versionen für Viola und Violoncello, Norbert Dunka später eine für Kontrabass. 2014 wurde es von der Editio Musica Budapest in allen vier Versionen neu publiziert. Eine elegische Melodie mit Quint- und Sext-Wellenbewegungen steigert sich zwei Mal zu einem cholerischen Ausbruch, der zweite in Form einer Solokadenz, die in ein komponiertes Ritardando mündet. Die Klavierbegleitung ist farbig und bei Wiederholungen der Melodie variiert, teils mit cymbalartigen Arpeggien, und nimmt auch am melodischen Geschehen teil.
Was auf der Geige zwischen 4. und 8. Lage gut liegt, ist auf der Bratsche zwischen 8. und 12. Lage eine klangliche Herausforderung, dafür kann die Bratsche am Anfang die Melodie eine Oktave tiefer wirkungsvoll auf der C-Saite darstellen.
Zoltán Kodály, Adagio für Violine (Z. 14911), Viola (Z. 14894), Violoncello (Z. 14895) oder Kontrabass (Z. 14896) und Klavier, je € 9.90, Editio Musica Budapest 2014
Sonatensatz fliessend bis rockig
James Rae schreibt nicht nur Lehrwerke. Hier legt er ein ausdrucksvolles Stück vor, mit dem Klarinettisten auf dem Podium glänzen können.

Der 58-jährige Engländer James Rae ist bekannt für seine zahlreichen und beliebten Hefte für den Unterricht, vor allem für Klarinette, Saxofon und Flöte. Mehrheitlich widmet er sich dabei den Stilen Pop, Rock und Jazz. Mit der Sonate in g-Moll für Klarinette und Klavier zeigt Rae eine andere Facette seines kompositorischen Schaffens, indem er sich auf eine klassische Form bezieht und ein Werk geschaffen hat, das sich an fortgeschrittene Klarinettisten richtet und auch in einem Rezital neben anderen Stücken aus dem Klarinettenrepertoire Bestand haben dürfte.
Die dreisätzige Sonate mit den Satzbezeichnungen Allegro vivo, Andante espressivo (Freely) und Allegro con fuoco hat eine Spieldauer von ca. zwölf Minuten. In allen drei Sätzen arbeitet James Rae mit Quarten und grossen Sekunden als prägendem harmonisch-melodischem Material, wobei der erste und der dritte Satz in g-Moll und der Mittelsatz in B-Dur stehen. Durch den gleichzeitigen Verzicht auf starke Dominant-Tonika-Kadenzen erhält das Werk einen modalen, schwebenden und verspielten Charakter.
Der erste Satz steht im 12/8-Takt und hat einen fliessenden, leichtfüssigen Ausdruck, der an Filmmusik erinnert. Der lyrische zweite Satz vermittelt eine träumerische Stimmung und wirkt wie eine Improvisation mit einem spielerischen Mittelteil. Die pulsierende Rhythmik des dritten Satzes mit einem prägnanten Hauptmotiv in der Klarinette, bestehend aus Sechzehntelnoten mit versetzten Akzenten und gleichzeitig starker Betonung der Hauptzählzeiten im Klavier, bewirkt einen rockig-poppigen Charakter mit grosser Lebhaftigkeit.
James Rae bietet den Interpreten mit seiner Sonate die Möglichkeit, sowohl mit technischer Brillanz (ohne übermässige Schwierigkeiten) als auch mit ausdrucksvoller musikalischer Gestaltung zu glänzen.
James Rae, Sonate in g-Moll für Klarinette und Klavier, UE 21 623, € 18.95, Universal Edition, Wien 2014
Einfaches und Kunstvolles vereint
Ein Heft für zwei Violinen, das die schlichte Urgestalt und farbige Duettversionen von Schweizer Volksliedern bietet.

18 bekannte schweizerdeutsche Volkslieder und je ein rhätoromanisches und italienisches sind hier einstimmig mit allen zur Verfügung stehenden Strophen aufgezeichnet. Im zweiten Teil des Heftes erlaubt sich die Komponistin, es dem grossen Komponisten Béla Bartók nachzumachen, und es gelingt ihr, die einfachen Melodien zu fantasievoll arrangierten, emotionell aufgeladenen, kanonischen oder bildhaften Geigenduetten zu verarbeiten. Beide Stimmen haben Anteil an der Melodie. Das meiste ist leicht in der ersten Lage zu spielen. Birrer scheut sich aber nicht vor chromatischen, kanonischen, doppelgriffigen, bitonalen oder synkopischen Eskapaden, so dass bei einigen Duetten auch Fortgeschrittene herausgefordert sind und viele humorvolle Überraschungen erleben.
Myriam Birrer, Schweizer Volkslieder, 20 Violin-Duette zwischen Tradition und Moderne, M&S 2261, Fr. 28.00, Müller & Schade, Bern 2014
Balkanische Spielfreude
Diese Volksmusiknoten für Saxofon und Klavier können auch für eine Besetzung nach Lust und Laune eingerichtet werden.

Der 1982 im mazedonischen Stip geborene, virtuose Klarinettist Hidan Mamudov hat für eine World-Music-Ausgabe der Universal Edition Volksmusik seiner Heimat und anderer Regionen des Balkan für Saxofon und Klavier (auch Akkordsymbole) arrangiert, die mit einer packenden, originalen Play-along-Version geübt werden kann. Alle Stücke sind nach Lust und Laune mit flexiblen Ensembles aufführbar (Partitur und Stimmen werden auf der CD mitgeliefert). Und für Improvisationsbegeisterte steht einer spielfreudigen Weiterentwicklung des Materials mittels Angaben zu Phrasierung und Verzierung nichts im Wege.
Das ganze Paket mit mittlerem Schwierigkeitsgrad (ungerade Taktarten!) kann auch als Hörprobe direkt auf der Website der Universal Edition abgerufen werden.
World Music Balkan, Play-along Saxophone, 7 Stücke für Alt- oder Tenorsaxofon und CD oder Klavierbegleitung, arr. von Hidan Mamudov, UE 35574, mit CD, € 17.50, Universal Edition, Wien 2014
Armenische Gesänge
Die Viola singt hier Lieder, die Tigran Mansurian ursprünglich für mittlere Frauenstimme komponiert hat.

Die 1967 komponierten Lieder für Mezzosopran und Klavier, basierend auf Versen des armenischen Volkssängers Nahapet Khutschak aus dem 16. Jahrhundert, hat Mansurian für die berühmte Bratschistin Kim Kashkashian für ihr Instrument adaptiert. Die Texte dieser alten Liebeslieder – deutsch und englisch beigefügt – helfen, das Mystische der schlichten Melodien nachzuempfinden. Jeder Note soll der Gefühlsinhalt sorgsam eingegeben werden. Das Klavier untermalt mit grossflächigen Klängen.
Der am 27. Januar (Mozarts Geburtstag!) 1939 im Libanon geborene Mansurian kehrte 1947 mit seinen Eltern in seine armenische Heimat zurück; in Erivan studierte er und wurde dort Dozent für Musikanalyse und Neue Musik. Erst vom komplizierten Musikstil Boulez’ angezogen, entwickelte er mit der Zeit einen schlichten, fast liturgischen Stil, beeinflusst von den Traditionen Armeniens.
Tigran Mansurian, Vier Hayren, für Viola und Klavier, Bel 422, € 11.99, M. P. Belaieff (Schott), Mainz 2014