Wer war Galina Ivanovna Ustvolskaja?

Souveräne Biografie über eine schwer zu fassende Komponistin.

Foto: wikimedia commons

Die beiden Wiener Musikwissenschaftler Tatjana Marković und Andreas Holzer sahen sich auf ihrer Suche nach schlüssigen Antworten zunächst vor erhebliche Probleme gestellt: Informationen über das Leben der russischen Komponistin sind überaus spärlich vorhanden. Ustvolskaja verbrachte ein zurückgezogenes Leben in Leningrad/St. Petersburg, gab so gut wie keine Interviews und scheute überhaupt jeglichen Kontakt mit der Öffentlichkeit. Dennoch formten Marković und Holzer aus profund recherchierten und sich im Informationsgehalt auch öfters widersprechenden biografischen Schnippseln verschiedener Herkunft ein plastisches Bild der schillernden Künstlerin, das der Schweizer Komponist Edu Haubensak ausserdem mit einem pointierten Essay ergänzt hat.

1919 in Petrograd geboren, studierte Ustvolskaja ab 1937 zehn Jahre lang Komposition am Leningrader Konservatorium, bevor sie sich ausschliesslich ihrem eignen Schaffen widmete. Es gehört zu den Qualitäten dieser Biografie, dass sie Phänomene wie die harsche Abgrenzung, die Ustvolskaja später gegenüber ihrem damals eng verbundenen Lehrer Dmitri Schostakowitsch vollzog, gründlich und nüchtern erörtert. Wahrheiten über Persönlichkeit und Werk der Komponistin werden von den Autoren damit weniger fixiert als reflektierend zur Diskussion gestellt. Marković und Holzer liefern darüber hinaus erhellende Darstellungen der für Ustvolskaja wesentlichen gesellschaftlichen, politischen und ästhetischen Kontexte. Und sie denken diese auch in ihren ausführlichen musikalischen Analysen des schmalen Œuvres Ustvolskajas mit – ein Œuvre, das die Komponistin zeitlebens fein säuberlich in zwei kompositorische Schichten getrennt wissen wollte: in eine der «typisch sowjetischen» und eine der «eigentlichen» Stücke. Die dem Buch beigelegte CD beinhaltet letztere; die vielschichtigen Musikanalysen Markovićs und Holzers können damit auch akustisch nachvollzogen und verglichen werden.

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Andreas Holzer und Tatjana Marković, Galina Ivanovna Ustvol’skaja. Komponieren als Obsession, 299 S., mit CD, Fr. 39.90, Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2013, ISBN 978-3-412-21031-1

Spieltechnik – der schlafende Riese

Durch die Verbindung von Klangvorstellung und Bewegungsausführung wird ein universales Vokabular von pianistischen Grundspielformen aufgebaut.

Ausschnitt aus dem Heftcover

«Ein Kompendium von Übungen und kurzen Etüden oder Spielstücken zum Erwerb elementarer spieltechnischer Fähigkeiten», so besagt es das Vorwort von Wache Finger, wache Ohren, eines 2013 bei Breitkopf Pädagogik erschienenen Werkes von Bettina Schwedhelm. «Gibt es solche Zusammenstellungen nicht schon zur Genüge?», werden sich etliche Klavierlehrende fragen. Sicher finden sich viele gründliche Versuche, quasi die wahre Art der Anleitung zu einem technisch fundierten Klavierspiel zu geben. Mir scheint jedoch, dass es gerade Wache Finger, wache Ohren gelingen könnte, den teilweise schlafenden Riesen «Spieltechnik» wieder aufzuwecken und gerade auch unsere Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufe in einer ansprechenden und verständlichen Art mit ihm bekannt zu machen.

Das Werk gliedert sich in drei Teile: zwei Schülerhefte und einen Lehrerkommentar mit einer DVD, die die wesentlichen Teilaspekte der Klaviertechnik zeigt. Ich empfehle nachdrücklich, sich gerade mit dem ausgezeichneten Lehrerkommentar gründlich zu beschäftigen, denn wer lediglich die Übungen und Stücke anschaut, sieht gleichsam nur die Spitze des Eisbergs. Im Vorwort und in den Erläuterungen zu den Beispielen der Schülerhefte betont die Autorin wiederholt, wie wichtig die Arbeit auf einer grundsätzlichen Ebene und die damit verbundene Schulung der Wahrnehmung sei. In enger Verbindung von Klangvorstellung und Bewegungsausführung soll parallel zur Klavierschule oder zu anderer Spielliteratur ein universal anwendbares Vokabular von pianistischen Grundspielformen aufgebaut werden. Bettina Schwedhelm versteht das vorgestellte Übungsmaterial als Rohmaterial, das individuell auf die körperlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten der KInder abgestimmt werden soll. Die meist sehr kurzen Etüden, Übungen und Stücke sind jeweils auf einen wesentlichen Aspekt beschränkt. Ein jedem Schülerheft beigelegtes Doppelblatt zeigt weitere Möglichkeiten für die lohnende Arbeit mit Varianten auf, was bloss mechanisches Üben vermeiden soll. Zu allen Beispielen der Schülerhefte gibt es einen ausführlichen methodisch-didaktischen Kommentar und die hilfreiche DVD.

Die sorgfältige Auswahl der Beispiele, die ansprechende grafische Darstellung, zusammen mit den ungemein wertvollen Kommentaren und dem enormen Praxisbezug, machen dieses Werk zu einer Bereicherung des bestehenden Angebots.

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Bettina Schwedhelm: Wache Finger, wache Ohren. Spiel- und Übungsmaterial zur elementaren Klaviertechnik; Heft 1, EB 8821, € 16.00; Heft 2, EB 8822, € 16.00; Lehrerkommentar mit DVD, BV 476, € 28.00; Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2013

Schattenhafte Klangpoesie

Vielverprechender Beginn der «Wohlhauser-Edition» mit einem zentralen Werkzyklus, der auf eignen Lautgedichten basiert.

Christine Simolka und René Wohlhauser. Foto: Martin Spiess

«Komplexe Mikrostrukturen gestalten, mit Bruchstücken aus einer bruchstückhaften Welt arbeiten, die sich zu neuen Klang-Konglomeraten zusammenfügen, die dem Publikum vielleicht neue Erfahrungen und Sichtweisen eröffnen.» Dies sind die kompositorischen Prämissen von René Wohlhauser, einem spartenübergreifend agierenden Künstler, der als Komponist, Improvisatour, Pianist, Bariton, Musikpädagoge, Theoretiker und Schriftsteller gleichermassen umtriebig unterwegs ist. Jetzt hat das an der Baseler Musikakademie lehrende Multitalent mit eigenem Ensemble einen seiner zentralen Werkzyklen aufgenommen: The Marakra Cycle (2006–2011) – gelungener Start der «Wohlhauser-Edition» beim Label Neos.

Titel wie mira schinak, ’Srang, Sokrak und Charyptin muten esoterisch bis exotisch an, beruhen jedoch auf der Tatsache, dass diesen Stücken Lautpoesie (natürlich aus Eigenproduktion) zugrunde liegt. Sie überschreiben eine Musik, die von einer bemerkenswerten Klarheit der Diktion ist. Webern und Scelsi scheinen Wohlhauser gleichermassen inspiriert zu haben.

Konstruktive Verbindlichkeit zeichnet die Stücke für Sopran, Bariton, Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Klavier und Perkussion (in verschiedenen Kombinationen zwischen Solo und voller Ensemble-Besetzung) ebenso aus wie Aspekte des Flüchtigen und Augenblickhaften, was die Musik in immer neue Richtungen führt, weil einzelne Elemente jederzeit produktive Eigendynamik gewinnen können.

Das «Erforschen der Tiefendimensionen des Klanges» ist erklärtes Ziel von Wohlhausers Ästhetik, die geräuschhaft, stationär oder virtuos daherkommt und auch auf reine Lautproduktion konzentriert sein kann. Ganz wichtig für die Wirkung dieser Klänge ist Christine Simolkas unaufgeregter Sopran, der den Hörer fortträgt bis zum Marakra Code 2, dramatischer Höhe- und Endpunkt des Zyklus, wo sich Wohlhausers Fantasiesprache zu trügerischen Bedeutungen verdichtet.

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René Wohlhauser: The Marakra Cycle; Ensemble Polysono (Christine Simolka, Sopran; Ursula Seiler Kombaratov, Flöte; Igor Kombaratov, Klarinette; Markus Stolz, Violoncello; René Wohlhauser, Klavier, Bariton und Leitung; Gäste: Tabea Resin, Flöte; Marzena Toczko, Violine), Neos 11308

Tod des deutschen Dirigenten Gerd Albrecht

Der Dirigent Gerd Albrecht, der zwischen 1975 und 1980 das Zürcher Tonhalle-Orchester leitete und zuletzt in Tokio und Kopenhagen Leitungsfunktionen innehatte, ist im Alter von 78 Jahren gestorben.

Foto: Matthias Heyde

Von 1966 bis 1972 war Albrecht, der 1935 in Essen geboren wurde, laut dem Bärenreiter-Verlag Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel, ehe er weitere Chefdirigentenposten in Berlin (Deutsche Oper), Zürich (Tonhalle-Orchester) und Hamburg (Staatsoper und Philharmonisches Staatsorchester) annahm.

Von 1993 bis 1996 war er als erster Ausländer Chef der Tschechischen Philharmonie Prag. In der Hamburger Jugendmusikstiftung und den Klingenden Museen in Hamburg und Berlin engagierte er sich für die Musikvermittlung an Kinder und Jugendliche.

Albrecht, der als moderner, analytisch arbeitender Orchesterleiter galt, leitete unter anderem die Uraufführungen von bedeutenden zeitgenössischen Werken.

Innerschweizer Kulturpreis für Michael Haefliger

Der Stiftungsrat der Innerschweizer Kulturstiftung verleiht den mit 25’000 Franken dotierten Innerschweizer Kulturpreis 2014 an Michael Haefliger, Intendant des Lucerne Festivals. Die Stiftung würdigt damit «sein grosses Engagement für das Festival».

Foto: Marco Borggreve, Lucerne Festival

Haefliger ist seit 1999 Intendant des Festivals, das unter seiner Führung weiterentwickelt und vergrössert worden ist. Mit den drei Jahreszyklen des Festivals sei es ihm  gelungen, das Publikum mit seinem Programm immer wieder zu begeistern, so der Stiftungsrat weiter. Das Lucerne Festival sei dadurch zu einem musikalischen Höhepunkt der Zentralschweiz geworden.

Michael Haefliger arbeitet auch am Projekt Theater Werk Luzern mit, das das Musiktheater und das Theaterschaffen in der Zentralschweiz neu aufstellen will.

Das Stiftungsstatut der Innerschweizer Kulturstiftung sieht in seiner Zweckbestimmung vor, bedeutende kulturelle Leistungen aus dem Gebiet der Zentralschweiz auszuzeichnen. Der Stiftungsrat besteht aus sieben Mitgliedern, von denen der Regierungsrat des Kantons Luzern zwei, die Kantone Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug je ein Mitglied wählen.

 

Siemens-Musikpreis 2014 für Peter Gülke

Der mit 250’000 Euro dotierte Ernst-von-Siemens-Musikpreis des Jahres 2014 geht an den Dirigenten und Musikwissenschaftler Peter Gülke, der von 1999 bis 2002 an der Uni Basel als Professor für Musikwissenschaft amtete.

Foto: Manu Theobald und Steffi Loos © Ernst von Siemens Musikstiftung,SMPV

Der 1934 in Weimar geborene Gülke studierte in Weimar, Jena und Leipzig. 1958 promovierte er bei Heinrich Besseler. 1983 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland, und habilitierte 1984 in Berlin bei Carl Dahlhaus. Von 1986 bis 1996 war er Generalmusikdirektor der Stadt Wuppertal, von 1996 bis 2000 zudem Professor für Dirigieren an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg.

Gülke sei nicht nur ein Grenzgänger im vielfachen Wortsinn, sondern ein «Weltenverbinder», schreibt die Stiftung in ihrer Würdigung. Er schaffe es, immer wieder Brücken zu schlagen zwischen Theorie und Praxis, Dirigenten und Pädagogen und nicht zuletzt auch zwischen den musikalischen Welten in der damaligen DDR und der Bundesrepublik.

Im Ganzen vergibt die Ernst von Siemens Musikstiftung drei Millionen Euro an Preis- und Fördergeldern. Neben dem mit 250’000 Euro dotierten Hauptpreis werden je 35’000 Euro sowie die Produktion einer Porträt-CD an Komponisten-Förderpreisträger vergeben, die Ende Februar bekannt gegeben werden. Der Rest verteilt sich auf weltweit rund 150 Projekte im Bereich der zeitgenössischen Musik.

Zahl deutscher Orchester sinkt weiter

Die Zahl der deutschen Kulturorchester ist laut einer Mitteilung der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) weiter auf 131 gesunken. Bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung 1992 wurden noch 168 öffentlich finanzierte, regelmässig spielende Orchester gezählt.

Foto: fottoo – Fotolia.com

37 Kulturorchester seien faktisch von der Landkarte verschwunden, so der DOV weiter. Im selben Zeitraum sei die Zahl der ausgewiesenen Musikerplanstellen in den Orchestern bundesweit von 12’159 auf aktuell 9825 gesunken. Dies entspricht einem Abbau von gut 19 Prozent.

Mitgliederdaten zeigen, dass die Orchester in Zukunft weiblicher werden: Der durchschnittliche Frauenanteil in deutschen Orchestern liegt bei rund 30 Prozent, bei den 25- bis 30-Jährigen schon deutlich über 50 Prozent.

Auch im 24. Jahr nach der Wiedervereinigung seien die Orchesterstrukturen in den neuen Bundesländern noch immer nicht gesichert, erklärt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Bis heute seien allein im Osten rund 37 Prozent aller Planstellen für Musiker verlorengegangen. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht absehbar.
 

Gražinytė-Tyla Musikdirektorin in Salzburg

Mirga Gražinytė-Tyla, die Erste Kapellmeisterin am Konzert Theater Bern, wechselt zur Saison 2015/16 als Musikdirektorin an das Salzburger Landestheater. Dort wird sie den derzeitigen Musikdirektor Leo Hussain ablösen.

Salzburger Landestheater. Foto: Andrew Bossi, wikimedia commons

Die erst 27-jährige Litauerin, hat das Amt in Bern zur Spielzeit 2013/14 aufgenommen. Im März wird sie erstmals im Kulturcasino dirigieren: Auf dem Programm steht der «Karneval der Tiere» als Familienkonzert des Berner Symphonieorchesters.

Auf die Position des Musikdirektors haben sich in Salzburg insgesamt 180 Dirigentinnen und Dirigenten beworben. Dabei habe sich Mirga Gražinytė-Tyla eindeutig als erste Wahl der Solisten, des Chors und des Orchesters profiliert, schreibt das Theater. Die Litauerin absolvierte und vertiefte ihre Studien in Graz, Bologna, Leipzig und Zürich.

Mit der Saison 2011/12 wurde sie für zwei Spielzeiten als Kapellmeisterin an das Theater Heidelberg verpflichtet. International machte sie auf sich aufmerksam, als sie bei den Salzburger Festspielen mit dem begehrten Salzburg Festival Young Conductors Award ausgezeichnet wurde.

In der Spielzeit 2014/2015 gründet das Salzburger Landestheater überdies das Internationale Opernstudio Gerard Mortier, in Zusammenarbeit mit der Juilliard School in New York und der Opernschule des Instanbul State Conservatory. Die Patenschaft für das Projekt übernimmt Gerard Mortier.
 

Hochschule Luzern – Musik widmet sich Ethel Smyth

Die Hochschule Luzern – Musik erforscht in einem vom Bund geförderten Projekt das Leben und Wirken der englischen Komponistin Ethel Smyth. In diesem Rahmen werden im Februar verschiedene, teils kostenlos zu besuchende Anlässe geboten.

Ausschnitt aus dem Flyer zum Symposium

Die Luzerner Musikhochschule untersucht «wie Politik und Zeitgeist das Emporkommen hervorragender Musikerinnen wie Ethel Smyth verhindert haben». Gefördert wird das Projekt, das bis Ende 2015 läuft, durch das Bundesprogramm Chancengleichheit des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

Im Rahmen des Projekts führt die HSLU-M im Februar verschiedene Anlässe durch. So wird in Kooperation mit dem Luzerner Theater eine von Smyths Opern auf die Bühne gebracht: «The Boatswain’s Mate», eine komische Oper in zwei Akten, gespielt von der Jungen Philharmonie Zentralschweiz unter der Leitung von Andrew Dunscombe. Die Premiere ist am 15. Februar. Weitere Aufführungen: am 16., 20., 21., 22. und 26. Februar.

Am 17. Februar lädt die Hochschule zum Symposium «Life Is a Composite Affair. Ethel Smyth – Musik, Kritik, Politik». Es kann gratis besucht werden und ist für alle
Interessierten offen. Ebenfalls am 17. Februar spielen Studierende ein kostenloses Kammerkonzert mit Werken von Ethel Smyth unter dem Titel «On the Road». Konzertbeginn ist um 18 Uhr im Saal Dreilinden (Dreilindenstrasse 98, Luzern).

Parallel zu diesen Veranstaltungen findet vom 6. bis zum 28. Februar eine Ausstellung über Ethel Smyth und den gesellschaftspolitischen Kontext im Kunst- und KulturZentrum Littau-Luzern statt. Am 16. Februar gibt es um 16 Uhr eine Führung durch die Ausstellung mit Projektleiterin Blanka Šiška. Der Eintritt ist frei.

Mehr Infos: www.hslu.ch/ethelsmyth

Theaterwissenschaften in Leipzig vor dem Aus

Wie die Universität Leipzig mitteilt, muss sie aufgrund eines politisch vorgegebenen Stellenabbaus die Institute für Klassische Archäologie und Theaterwissenschaft mittelfristig schliessen.

Foyer im neuen Hauptgebäude der Uni Leipzig. Foto: Thomas W. Fiege, wikimedia commons,SMPV

Dies bedeute auch, schreibt die Uni Leipzig, dass zum nächstmöglichen Zeitpunkt die entsprechenden Studiengänge eingestellt würden. Neueinschreibungen seien dann nicht mehr möglich. Das Tanzarchiv Leipzig soll erhalten bleiben, auch für den Erhalt des Antikenmuseums will sich die Universität einsetzen.

Die Universität musste dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) 24 abzubauende Stellen vorschlagen, nachdem für 2013/14 bereits 48 Stellen zu benennen waren. Der Entscheid sei sehr schwer gefallen, aber unumgänglich.

In der Theaterwissenschaft stünden mehrere Mitarbeiter vor dem Ruhestand. Externe Gutachtern hätten zudem signalisiert, dass die Theaterwissenschaften «perspektivisch nicht mit einer tragenden Rolle im Profil der Universität Leipzig zu sehen» seien.

Paul-Sacher-Stiftung betreut Jonathan-Harvey-Nachlass

Die Basler-Paul Sacher-Stiftung hat den musikalischen Nachlass des britischen Komponisten Jonathan Harvey (1939–2012) übernommen. Möglich gemacht hat dies eine Unterstützung durch den Mäzen André Hoffmann.

Jonathan Harvey. Foto: Faber Music

Damit stehen Harveys Schaffensdokumente in Basel der musikwissenschaftlichen Forschung zur Verfügung. Die Sammlung bietet eine umfassende Dokumentation des Musikers. Sie gestattet Einblicke in sein umfangreiches musikalisches Œuvre, in seine weitreichenden Experimente auf dem Gebiet der Fusion traditioneller Instrumente und elektroakustischer Klangquellen, von denen einige mit Hilfe des IRCAM in Paris realisiert wurden, sowie in seine ungewöhnliche, zuweilen vom Buddhismus inspirierte Ästhetik insgesamt.

Neben den Musikhandschriften Harveys (Skizzen, Entwürfe und Reinschriften) bilden laut der Medienmitteilung der Sacher Stiftung seine Schriften zur Musik (einschliesslich seines Buchs über Stockhausen), Korrespondenz sowie zahlreiche Tonaufnahmen den Hauptbestand der Sammlung.

Mehr Infos: www.paul-sacher-stiftung.ch

Südkorea hat einen neuen Konzertsaal

Nach drei Jahren Bauzeit ist im vergangenen Jahr die futuristisch anmutende Tongyeong Concert Hall an der Südküste Koreas fertiggestellt worden. Sie wird Ende März offiziell eröffnet. Zu den ersten Gästen zählen das Zürcher Kammerorchester und Sir Roger Norrington.

Tongyeong Foto: Junho Jung, wikimedia commons

Am 28. März sollen der akustisch perfekte, 1300 Zuhörer fassende neue Saal sowie ein Kammermusiksaal mit 300 Plätzen im Rahmen des Tongyeong International Music Festival 2014 offiziell eröffnet werden.

Künstlerischer Leiter des Festivals und seines internationalen Festivalorchesters ist Alexander Liebreich. Vesselina Kasarova, Yeol Eum Son, das Novus Quartett sowie die Komponisten Salvatore Sciarrino und Tigran Mansurian zählen zu den diesjährigen Gästen des mittlerweile über zehn Jahre alten Festivals.

Die Tongyeong Concert Hall wird nach dem Festival ganzjährig Veranstaltungen anbieten. Für 2014 sind unter anderem Gastspiele des Seoul Philharmonic (unter Myung Whun Chung), des Zürcher Kammerorchesters (unter Sir Roger Norrington) und der St. Petersburger Philharmoniker (Yuri Temirkanov) geplant; zu den musikalischen Gästen zählen aber auch Martin Grubinger, Eldar Djangirov, Igudesman & Joo, Günter Pichler, Hyeyoon Park, die Chorakademie Lübeck, The King´s Singers und viele andere.

Die Gesamtleitung der Tongyeong Music Foundation hat seit Januar 2014 der Münchner Kulturmanager Florian Riem. Tongyeong ist die Geburtsstadt des Komponisten Isang Yun.
 

Uri schreibt freiwilligen Musikunterricht aus

Der Regierungsrat des Kantons Uri hat die Bildungs- und Kulturdirektion ermächtigt, die Bewerbung um eine Leistungsvereinbarung über den freiwilligen Musikunterricht an der Volksschule im Kanton Uri im offenen Verfahren auszuschreiben.

Rathaus in Altdorf. Foto: Paebi, wikimedia commons

Die Vereinbarung soll laut der Mitteilung des Kantons am 1. September 2014 in Kraft treten und bis zum 31. August 2022 gelten. Damit soll «ein genügender, qualitativ guter freiwilliger Musikunterricht für derzeit rund 1200 Schülerinnen und Schüler der Volksschule und der Sekundarstufe II im Kanton Uri sichergestellt werden».

Die Ausschreibungsunterlagen können bei der Bildungs- und Kulturdirektion, Direktionssekretariat, Klausenstrasse 4, 6460 Altdorf (Telefon 041 875 20 56) bezogen werden. Offerten sind bis zum 28. Februar 2014 einzureichen. Die offizielle Ausschreibung ist im Amtsblatt Nr. 4 vom 24. Januar 2014 publiziert.

Martin Vollenwyder wird Präsident

Der Vorstand der Tonhalle-Gesellschaft Zürich wählte Martin Vollenwyder zum Präsidenten. In der Mitgliederversammlung vom 22. Januar wurden die Verdienste von David Zinman, Elmar Weingarten und Peter Stüber gewürdigt.

Foto: Priska Ketterer

Beim Tonhalle-Orchester Zürich kommt es im Sommer zu einem einschneidenden Wechsel. In der Mitgliederversammlung vom 22. Januar blickte der scheidende Präsident Peter Stüber deshalb auf die grossen Veränderungen zurück, die die Gesellschaft unter seiner langjährigen Führung erlebt hat. Im Zentrum stand dabei die Würdigung des Führungsduos David Zinman und Elmar Weingarten. Stüber bezeichnete die Wahl dieser Personen als Glücksfall. Chefdirigent Zinman hat das Tonhalle-Orchester seit der Saison 1995/96 zu einem Ensemble von Weltrang geformt.

Im Sommer 2014 geht diese Ära zu Ende. Wie schon seit November 2012 bekannt ist, übernehmen der 27-jährige französische Dirigent Lionel Bringuier und Ilona Schmiel, die derzeitige Intendantin und Geschäftsführerin des Bonner Beethovenfestes, die künstlerische Leitung ab der Saison 2014/15.

Das Orchester bedankte sich mit kammermusikalischen Einlagen beim langjährigen Vereinspräsidenten Peter Stüber, über dessen Verdienste sich neben Elmar Weingartner auch der neue Präsident Martin Vollenwyder voller Anerkennung äusserte.
 

Kanton Zürich zeichnet Alfred Zimmerlin aus

Der mit 50‘000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Zürich geht dieses Jahr an den Komponisten und Musiker Alfred Zimmerlin. Ein Förderpreis geht an die Künstlerin Esther Eppstein, eine Goldene Ehrenmedaille an die Schriftstellerin und Journalistin Isolde Schaad.

Foto: Marcel Meier, Jazz Festival Willisau 2013

Alfred Zimmerlin habe als Komponist ein umfangreiches Werk mit zeitgenössischer Musik geschaffen, das weltweit aufgeführt werde, schreibt der Kanton. Zimmerlin ist Autor von Kammermusik, Vokalmusik, Orchestermusik und Bühnenwerken. Seine Kompositionen sind auf zahlreiche Tonträger aufgezeichnet worden.

Zimmerlin ist auch Cellist und tritt als improvisierender Musiker in verschiedenen Formationen in Europa und in den USA auf. Er leitet an der Hochschule für Musik in Basel den Masterstudiengang Freie Improvisation und hat sich als stilistisch breit orientierter Musikjournalist zudem als Vermittler zwischen musikalisch verschiedenartigen Welten profiliert.

Der mit 40‘000 Franken dotierte Förderpreis des Kantons wird Künstlerinnen und Künstlern mit Potenzial zugesprochen. Dieses Jahr wird er der 46-jährigen Künstlerin und Kunstvermittlerin Esther Eppstein verliehen. Sie betreibt seit 1996 das Kunstprojekt und den Ausstellungsraum «message salon» an wechselnden Standorten in Zürich, zuletzt von 2006 bis 2013 im Haus Perla-Mode an der Langstrasse.

Mit der Goldenen Ehrenmedaille zeichnet der Regierungsrat die Schriftstellerin und Journalistin Isolde Schaad aus, «für ihr engagiertes literarisches und publizistisches Schaffen».
 

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