Zuger Sinfonietta sucht neuen Chefdirigenten

Philippe Bach tritt als Chefdirigent der Zuger Sinfonietta per Ende Saison zurück. Er wird sich laut der offiziellen Meldung des Ensembles auf seine Stelle als Generalmusikdirektor beim Theater Meiningen und den Chefdirigentenposten beim Berner Kammerorchester konzentrieren.

Philippe Bach. Foto: zvg

Philippe Bach war seit der Saison 2009/2010 Chefdirigent der Zuger Sinfonietta. Sein letztes Zuger Konzert als Chefdirigent wird er am 21. Februar 2014 im Theater Casino Zug dirigieren.

Unter seiner Leitung habe sich die Zuger Sinfonietta zu einem homogenen und auf hohem Niveau musizierenden Kammerorchester entwickelt, schreibt das Ensemble weiter. Neben der eigenen Konzertreihe im Kanton Zug und den Konzerten bei der Theater- und Musikgesellschaft Zug sei es immer wieder zu Gast bei Festivals und Veranstaltern in der ganzen Schweiz gewesen.

Konzertmitschnitte durch das Radio SRF 2 Kultur und die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Solisten würden die positive gemeinsame Entwicklung unterstreichen.

Fünfter Basler Pop-Preis für Sheila She Loves You

Der mit 15’000 Franken dotierte 5. Basler Pop-Preis des RFV Basel ist in der Kaserne Basel an die Basler Band Sheila She Loves You verliehen worden.

Foto: zvg

Die Fachjury habe sich kurz vor der Verleihung in einer «sehr engen Wahl» für die nominierte Band entschieden. Jurysprecher Jean Zuber von Swiss Music Export betonte laut der offiziellen Medienmeldung, dass am Schluss «die wirklich guten Popsongs auf der neuen CD der Band für Sheila She Loves You als Gewinner entschieden» hätten. Der in einem Onlinevoting ermittelte Publikumspreis ist dem Rapper Black Tiger zugesprochen worden.

Vor dem Pop-Preis ist der KMU-Förderpreis BusinessSupport an das Basler Plattenlabel Lux-Noise vergeben worden. Die Auszeichnung ist mit 12’000 Franken dotiert und ist von Bruno Marty, Jurysprecher des BusinessSupport und Geschäftsleiter der Schweizerischen Interpretengenossenschaft, übergeben worden.

Der Rockförderverein der Region Basel (RFV) besteht seit 18 Jahren. Er arbeitet im Leistungsvertragverhältnis mit den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Er organisiert Wettbewerbe für Bands (Newcomer und Professionals) und berät Bands, Unternehmen, Veranstalter und Verwaltungen.

Regeln für die Berner Kulturförderung

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat die Verordnung über die Kulturförderung genehmigt. Sie regelt die Art und Weise, wie Gemeinden und Kanton in der Kulturförderung zusammenarbeiten. Zudem enthält sie die Bestimmungen über die Organisation der kantonalen Kulturförderung, die bereits vor einem Jahr in Kraft gesetzt wurden.

Zentrum Paul Klee. Foto: Marja Flick-Buijs – Fotolia.com

Mit der Kantonalen Kulturförderungsverordnung (KKFV) hat der Regierungsrat den zweiten Teil der Ausführungsgesetzgebung zum Kulturförderungsgesetz beschlossen. Die KKFV regelt die gemeinsame Subventionierung von Kulturinstitutionen durch den Kanton und die Gemeinden klarer. Die Liste der gemeinsam zu subventionierenden Kulturinstitutionen wird, für jede Region separat, später als Anhang der Verordnung beigefügt.

Die Bestimmungen über die Organisation der kantonalen Kulturförderung, die bereits auf den 1. Januar 2013 erlassen worden waren, wurden in die KKFV übernommen. Somit ändert sich für die Kulturkommissionen oder bei der Vertretung des Kantons in Leitungsorganen kultureller Institutionen nichts.

Die Verordnung nennt fünf Kulturinstitutionen von nationaler Bedeutung, zu deren Mitfinanzierung nur der Kanton, nicht aber die Gemeinden gesetzlich verpflichtet sind. Es sind dies das Zentrum Paul Klee, das Kunstmuseum Bern, das Alpine Museum in Bern, das Freilichtmuseum Ballenberg sowie die Künstlerbörse in Thun. Von der Sache her würde auch das Historische Museum Bern in diese Kategorie gehören. Weil hier aber die Gemeinden der Region Bern-Mittelland und insbesondere die Stadt Bern zur Mitfinanzierung verpflichtet bleiben sollen, wurde es in die Kategorie der Kulturinstitutionen «von mindestens regionaler Bedeutung» eingereiht.

Die Verordnung regelt, dass bei gemeinsam subventionierten Kulturinstitutionen in erster Linie die Standortgemeinden für die Ausarbeitung der Leistungsverträge zuständig sind. Hingegen bestimmen die Gemeinden einer Region selber, wie sie ihren Anteil an den Subventionen unter sich aufteilen wollen.

Die Voraussetzungen für Beiträge an Schul- und Gemeindebibliotheken werden in der Verordnung präzisiert. So müssen Bibliotheken politisch und konfessionell neutral sein, um überhaupt für kantonale Beiträge in Frage zu kommen. Die weiteren Bestimmungen führen grundsätzlich die bisherige Verordnung über die Förderung der Schul- und Gemeindebibliotheken von 1988 fort, welche gleichzeitig aufgehoben wird.
 

Der Winterthurer Stadtrat hat die Weisung an den Grossen Gemeinderat über die interimistische Verlängerung der befristeten Subventionsverträge beschlossen. Nicht betroffen davon ist der in einer Volksabstimmung genehmigte Subventionsvertrag mit dem Musikkollegium. Er ist unbefristet.

Die befristeten Subventionsverträge mit 18 kulturellen Institutionen laufen Ende 2013 aus. Der Antrag auf Vertragsverlängerungen ist wegen Spardiskussionen zurückgestellt worden. Die nun bevorstehende Verlängerungsoll für 17 Institutionen interimistisch erfolgen, für die Kunsthalle werden gesonderte Bestimmungen erlassen.

Die Verträge werden unverändert übernommen. Die Kürzungen von einzelnen Subventionsbeiträgen sind nicht Gegenstand des Antrags. Allerdings enthalten sie bereits in der vorliegenden Fassung eine Klausel, die es der Stadt erlaubt Kürzungen vorzunehmen, sollte sie durch die finanzpolitische Situation dazu gezwungen sein.

Angesichts kantonaler Mehrleistungen und angesichts der angespannten Finanzsituation halte es der Stadtrat für vertretbar, schreibt die Stadt, seine eigenen Beiträge an den Kunstverein, das Fotomuseum und die Kunsthalle insgesamt um 200’000 Franken für das Jahr 2014 und längstens bis 2016 zurückzunehmen.
 

Aus für die Klaviermanufaktur Pleyel

Das europäische Klavierbauer-Sterben geht weiter: In Frankreich schliesst das Unternehmen Pleyel, das als älteste Klavierfabrik der Welt galt und unter anderem Chopin zu seinen besten Kunden zählte, die Tore.

Instrumentenmanufaktur Pleyel in St. Denis vor 1914. Scan von Claude Shoshany, wikimedia commons

Gegründet worden ist das Unternehmen 1807 vom französischen Komponisten Ignaz Pleyel. Zu seine Kunden zählten unter anderem Frédéric Chopin und Claude Debussy.

Zuletzt seien jährlich noch rund zwanzig Pianos zum Preis von mindestens 40 000 Euro gefertigt worden – von 14 Mitarbeitern, wie das Europe Online Magazin schreibt. Grund für die Schliessung seien «anhaltende Verluste und eine nicht ausreichende Auslastung».

The bianca Story erzielt Crowdfunding-Rekord

Mit 91’000 über die Crwodfunding-Plattform We make it eingeworbenen Euro hat die Schweizer Gruppe The bianca Story einen Schwarmfinanzierungs-Rekord erzielt. Ihr neuestes Album macht sie nun frei und unentgeltlich verfügbar.

Foto: Gregor Brändli

Mit der Gratisaktion versuche die Gruppe, «ein Loch in das verhärtete Gestein der Musikindustrie zu hauen», schreibt sie selber auf der Plattform We make it.  Die Unterstützer erhalten das Werk handsigniert vorab, in aussergewöhnlicher Form. Die Musik darf frei kopiert und überall verteilt werden.

Auf der Webseite thebiancastory.com wird sie nun gratis zum Download angeboten. Als CD wird sie zum Selbstkostenpreis verkauft. Zusätzlich bekommt jeder Konzertbesucher die neue CD auf der kommenden Tour geschenkt.

«Um die Musik zu befreien» habe die Gruppe die Kosten transparent gemacht: Produktion, Herstellung, Distribution, Kommunikation, der Anteil der Plattenfirma und der eigene Verdienst (3000 Euro) seien öffentlich gemacht worden. 

 

Tod des Berner Komponisten Arthur Furer

Laut lokalen Pressemeldungen ist der Komponist und Musiklehrer Arthur Furer in Bern im Alter von 89 Jahren verstorben.

Arthur Furer: Foto: zVg

Der in Worb geborene Furer studierte am Konservatorium Bern Violine, Schulgesang und Chorleitung. Studien an der Universität Bern vervollständigten seine Ausbildung.

Er war Solobratschist im Berner Kammerorchester und als Geiger im Symphonieorchester Bern sowie im Kammerensemble von Radio Bern tätig. Von 1952 bis 1988 war Furer laut Musinfo für die musikalische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler des Städtischen Seminars Marzili in Bern verantwortlich.

Furer erhielt 1966 einen Schweizerischen Pro-Arte-Stiftungspreis und 1984 den grossen Musikpreis des Kantons Bern.

Tod des Musikethnologen Wolfgang Laade

Laut einer Todeanzeige der Universität Zürich ist der Musikethnologe Wolfgang Laade – Träger des «Sigillo d’Oro Pitré – Salomone Marino» – im Alter von 89 Jahren verstorben.

Schamanentrommel, Museum Siida in Inari, Finnland. Foto: Manfred Werner, Tsui, wikimedia commons,SMPV

Laades grosses Anliegen sei es gewesen, schreibt die Uni Zürich, zum Teil bedrohte Musikkulturen indigener Bevölkerungsgruppen weltweit wissenschaftlich zu dokumentieren. 1990 trat er in den Ruhestand, nachdem er 1980 zum Titularporfessor ernannt worden war.

Pionierhaft und mustergültig habe er die korsischen Volkslieder dokumentiert. Er habe sich aber auch mit den Musikkulturen in Lappland, Ozeanien, Sri Lanka, Neu Guinea, Taiwan, Zimbabwe und weiteren Weltgegenden beschäftigt.

Mario Merz Preis für Kunst und Musik

In Turin ist der Internationale Mario Merz Preis für Kunst und Musik vorgestellt worden. Er fördert Kunstschaffende sowie junge Komponisten mit «innovativen Projekten zeitgenössischer Musik».

Fibonacci-Reihe auf der Mole Antonelliana in Turin. Foto: Felpe Cadoná Colombo, wikimedia commons

Lanciert worden sind die Ausschreibungen in der Mole Antonelliana in Turin, Sitz des Museo Nazionale del Cinema, auf dessen Kuppel das Werk Il volo dei numeri (2000) von Mario Merz permanent installiert ist.

Der Preis wird genau zehn Jahre nach dem Tod von Mario Merz lanciert. Initiiert von der Fondazione Merz in Zusammenarbeit mit einer Fachjury und unterstützt durch ein internationales Ehrenkomitee wird er im Zweijahres-Rhythmus verliehen. Der Musikpreis, getragen von einer Zusammenarbeit der Associazione per la Musica De Sono, Turin und der Zürcher Hochschule der Künste, zeichnet junge zeitgenössische Kompositionen aus.

Die Nominierungen erfolgen durch Musikinstitutionen, Interpreten, Kritiker und Persönlichkeiten aus der Welt der Musik. Die Kompositionen der fünf Finalisten werden öffentlich aufgeführt. Der Preisträger wird mit einer Komposition für ein Streichorchester beauftragt; es kommt zu einer Aufführung in einem musealen Rahmen, um so die beiden Künste und Seiten des Mario Merz Preises zu verbinden.

Die Jury des Musikpreises besteht aus Thomas Demenga (Cellist und Komponist), Dieter
Ammann (Komponist), Alexander Lonquich (Pianist), Willy Merz und dem Publikum der Aufführung.

Mehr Infos: mariomerzprize.org

Diapason d’Or für Les Passions de l’Ame

Die CD «Spicy» des Berner Ensembles Les Passions de l’Ame ist in Frankreich mit einem Diapason d’Or ausgezeichnet worden.

Foto: Guillaume Perret

In der Novemberausgabe hat das französische Magazin «Diapason» dem Album des jungen Originalklang-Ensembles die höchste Wertung verliehen.

«Spicy» enthält Musik mit exotischem Kolorit, auf Violinen von Jacobus Stainer in alter Mensur. Interpretiert werden so martialische Stücke wie «Die Türkenschlacht bei Wien» von Andreas Anton Schmelzer oder eine «Turcaria» von Johann Joseph Fux.

Reif für die Insel?

Die «Musikinsel» Rheinau ist im Bau, ab Mai 2014 steht die altehrwürdige Klosteranlage Orchestern, Chören und Ensembles als Probezentrum zur Verfügung. Ein Augenschein vor Ort.

Proberaum im alten Konventbau, Fotos: Stefan V. Keller,SMPV

Der Ort hat etwas Magisches. Rheinau liegt im zürcherischen Weinland nahe bei Schaffhausen, direkt am Rhein und an der Grenze zu Deutschland. Man fährt durch das hübsche Dorf mit alten Riegelhäusern hinunter an den Rhein auf den Klosterplatz: Von hier aus führt eine Brücke auf die Insel mit der wuchtigen Klosteranlage.
An zwei dreistöckigen Flügeln wird zurzeit mächtig gebaut. Seit dem Jahr 2000 standen die Räume leer, Nutzungsideen – Schulungszentrum, Museum, Internat, Resort-Hotel – scheiterten an den fehlenden Investoren. Nun entsteht in diesem grossartigen Baudenkmal ein Musikhotel mit 16 modern ausgestatteten Proberäumen verschiedenster Grösse, dazu 63 Gästezimmer und eine Küche mit Esssaal für die Musikerinnen und Musiker, die sich hierher zurückziehen möchten, um mit ihrem Chor, ihrem Orchester oder ihrem Ensemble ein paar Tage intensiv zu proben. Möglich macht dies die Stiftung Schweizer Musikinsel Rheinau. Sie wurde 2009 von Christoph Blocher gegründet und investiert 2.7 Millionen Franken. Den Kanton Zürich kostet der Umbau 28.5 Millionen.

Klang
Der Blick durch die Fenster auf den Rhein ist fantastisch, die Klosteranlage ist direkt ans Wasser gebaut. Man steht in einer Klosterzelle, die nun zu einem schön «designten» Hotelzimmer mit Nasszelle umgebaut ist, und der Fluss fliesst mächtig vorüber: Innehalten ist hier die Devise, tief durchatmen, die Ruhe ist in dieser Abgeschiedenheit intensiv, das Licht, die Kulturlandschaft und die Natur einzigartig.

Doch wie ruhig ist es hier noch, wenn mehrere Ensembles gleichzeitig proben möchten? «Wir haben einen Akustiker beigezogen: Eckhard Kahle aus Karlsruhe, der auch beim KKL Luzern mitwirkte», erklärt Patrick McEvily von der Stiftung Musikinsel während unseres Rundgangs. «Einerseits müssen die Räume so gut isoliert sein, dass sich die Ensembles nicht gegenseitig stören. Aus diesem Grund kann man bei uns auch keine verstärkte Musik proben. Andererseits muss die Akustik im historischen Saal drin für Musik gut sein. Dafür haben wir fest installierte und mobile Akustikelemente anfertigen lassen, die man an der Wand befestigen kann.»

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Musiksaal

Klangscherben

Rezension: Mosaiksteine aus David Philip Heftis Cellokonzert, neu gefügt zur Solokomposition.

Foto: Manu Theobald, 2012 © Ernst von Siemens Musikstiftung

David Philip Hefti gehört mittlerweile zu den etablierten Schweizer Komponisten der jungen Generation. Sein vielseitiges Œuvre ist sowohl editorisch als auch diskografisch hervorragend dokumentiert.

Die Klangscherben – Mosaik für Violoncello solo entstanden im Frühjahr 2011 im Auftrag des Solo-Cellisten des Tonhalle-Orchesters, Thomas Grossenbacher. Das Werk nimmt inhaltlich Bezug auf das 2010 geschriebene Cellokonzert Gegenklang. Der Komponist schreibt dazu: «Ganze Passagen werden aus ihrem Zusammenhang gerissen und neu formiert, gleichsam zu Scherben gemacht und neu zusammengeklebt. Diese Kombinationen ergeben ein farbiges Mosaik, das die ursprünglichen Motive in neuem Licht erscheinen lässt.»

Diese Absicht wiederspiegelt auch der entsprechend gestaltete Notentext, dessen einzelne Abschnitte beinahe collagenhaft dargestellt sind. Das sehr anspruchsvolle, etwa 10-minütige Werk bietet dem Cellisten eine (klang-)farbige, abwechslungsreiche Palette an musikalischen und spieltechnischen Aufgaben.

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David Philip Hefti: Klangscherben, Mosaik für Violoncello solo, GM 1876, Fr. 15.80, Edition Kunzelmann, Adliswil 2012

175 Takte für 175 Jahre

Eine Jubiläumskomposition in gemässigt moderner Tonsprache für Violoncello solo.

Foto: papparaffie / fotolia.com

Michael Töpel, 1958 geboren, studierte Komposition, Klavier, Musiktheorie und Musikwissenschaft in seiner Geburtsstadt Bremen und in Lübeck. Er erhielt mehrere Preise für Komposition. Neben seinen eigenen Werken verfasste er auch Klavierauszüge und edierte Werke, darunter Erstausgaben von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Hugo Distler und Jean Barraqué.

Das vorliegende, in den Schweizer Bergen entstandene Capriccio für Violoncello solo war ein Beitrag für das Jubiläumskonzert vom 22. September 2012 zum 175-jährigen Bestehen des Merseburger Verlages. Es besteht aus genau 175 Takten und ist in einer gemässigt modernen Tonsprache komponiert. Die Musik ist humorvoll, von zum Teil burlesk-tänzerischer Rhythmik durchzogen. Die Komposition ist instrumentengerecht, effektvoll und zeigt eine kontrastreiche Dynamik. Die technischen Schwierigkeiten sind gut zu bewältigen.

Das Capriccio eignet sich für den Konzertgebrauch und kann auch für fortgeschrittene Jungcellisten eine willkommene Einstiegshilfe in neuere Musik sein.

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Michael Töpel: Capriccio, für Violoncello solo, EM 2175, € 8.00, Merseburger Verlag, Kassel 2012

So historisch informiert wie möglich

Eine Tagung in Bern untersuchte, wie Wagners «Fliegender Holländer» an der Uraufführung in Dresden am 2. Januar 1843 geklungen haben könnte.

Der fliegende Holländer, Gemälde von August Strindberg (s.u.)

Seit die Fachhochschulen aufgefordert sind, selbst Forschung zu betreiben, ist die Wissenschaftswelt um einige Projekte reicher. Die Interpretationsforschung ist dabei ein besonders beliebtes Gebiet, das praxisnah auch an der Hochschule der Künste Bern bearbeitet wird. Alle entsprechenden, derzeit laufenden Projekte wurden an der Tagung Improvisieren – Interpretieren der Öffentlichkeit vorgestellt und mit externen Gästen diskutiert: Richard Wagner in historischer Aufführungspraxis, pianistische Improvisationen der Beethovenzeit, das Werk Alfred Wälchlis, eine neue, sensorisch-dynamische Kontrabassklarinette sowie historisch informierte Didaktik der Musiktheorie anhand von Peter Cornelius’ Wirken. Die auf zwei Wochenenden verteilten fünf Symposien zeigten etliche Parallelveranstaltungen, was zu bedauerlichen Überschneidungen führte. Wer sich für Wagner interessierte, konnte kaum Vorträge über die Klavierimprovisationen hören. Unter anderem thematisierte Giorgio Sanguinetti dort das Partimento zu Beethovens Zeit, Michael Lehner nahm sich Carl Czernys Modellkompositionen als Anleitung zum Fantasieren vor, Sonja Wagenbichler berichtete über pianistische Wettstreite im Wien des 18. und 19. Jahrhunderts. Petra Somlai und Leonardo Miucci trugen in Mittags- und Abendkonzerten zum Praxisbezug des Themas bei und demonstrierten auf Hammerklavieren ganz verschiedene Stilrichtungen von (teil-)improvisierter Musik.

Die Sicht des Orchestermusikers
Auch beim Symposium Richard Wagner historisch. Interpretationspraxis zur Uraufführung des Fliegenden Holländers 1843 war die enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis stets spürbar. Schon die Idee, die Orchesterstimmen der Uraufführung in Dresden zum Ausgangspunkt der Untersuchung zu machen, offenbart die Sicht eines Orchestermusikers. Sie stammt von Kai Köpp, der zurzeit eine SNF-Förderprofessur an der HKB innehat. Köpp ist sowohl Musikwissenschaftler als auch Bratschist und hat 2005 an der Einspielung des Holländers in historischer Aufführungspraxis unter der Leitung von Bruno Weil mitgewirkt.
Die bislang noch nicht untersuchten Dresdner Orchesterstimmen enthalten aufgrund der damaligen Probenpraxis deutlich mehr spielpraktische Informationen als die autografe Partitur: Wagner studierte seine Oper mit den Sängern nicht wie heute üblich mit Klavierbegleitung, sondern mit einem Streichquartett ein – und dabei entstand die eigentliche «Fassung letzter Hand».

Sollten sich die Quartettprobenstimmen auch zu anderen Opern erhalten haben, eröffne sich ein grosses Forschungsfeld, konstatierte Köpp. Das philologische Problem, wie die mitunter vielfältigen Eintragungen der über Jahrzehnte im Opernbetrieb verwendeten Stimmen datiert werden können, müsse von Fall zu Fall behandelt werden. Ohnehin bewege sich die Interpretationsforschung hin zu Untersuchungen der einzelnen Aufführungssituationen. Die grossen regionalen Unterschiede und der rasche Wandel der Interpretationspraxis machen generelle Aussagen zur Aufführungspraxis einer bestimmten Zeit beinahe obsolet.

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Zeichnung von der Urauf- führung des «Fliegenden Holländers»
wikimedia commons

Tempo, Aufstellung, Instrumente
Einen eigentlichen Paradigmenwechsel in der historischen Aufführungspraxis würden auch die Untersuchungen zu den Metronomangaben in Wagners Holländer einleiten, konstatierte Thomas Seedorf in Anknüpfung an den Vortrag des Berner Klavierdozenten Manuel Bärtsch. Fortan werde es nicht mehr um besonders schnelle, sondern um besonders langsame Tempi gehen. Ob und wie man die von Wagner notierten, teilweise extrem langsamen Tempi überhaupt realisieren kann – zum Beispiel in der Ouvertüre, die mit punktierte Halbe = 72 weit entfernt vom rasend-schnellen Rausch heutiger Interpretationen ist – und wie man diese zusätzliche Zeit auf der Bühne ausfüllt, das müssen zukünftige praktische Versuche zeigen.

Tobias Pfleger zeigte auf, welche Schwierigkeiten Wagner mit der in vielerlei Hinsicht konservativen Dresdner Hofkapelle hatte, etwa die Kompetenzstreitigkeiten mit dem Konzertmeister: Bilder der damaligen Dresdner Orchesteraufstellung zeigten einen Dirigenten, der direkt hinter dem Souffleurkasten stand, das Gesicht der Bühne zuwandte und so den Sängern den Takt angab. In seinem Rücken befand sich das Orchester, welches in Richtung der Bühne spielte. Der Konzertmeister nahm vom Dirigenten den Takt ab und gab ihn an das Orchester weiter, verstand sich daher als eigentlicher Leiter des Orchesters.

Wie die Präsentation eines Krimi-Drehbuchs erschien der Vortrag des Dresdners Bernhard Hentrich: Die Streichinstrumente der Dresdner Hofkapelle zur Zeit Wagners. Was Hentrich da zutage brachte, ist so brisant, dass er bislang eine Vorstellung seiner Ergebnisse in Dresden vermieden hat: Es seien nicht die verheerenden Luftangriffe von 1945 gewesen, welche die wertvollen Instrumente der Hofkapelle unauffindbar gemacht haben, sondern die unübersichtlichen Umstände der Nachkriegszeit. Seine Untersuchungen zu allen erhaltenen Inventarlisten legen den Schluss nahe, dass nicht wenige Musiker und Verwaltungsangestellte «Kulturgüter vor dem Bolschewismus retten» wollten. Sie tauschten mitunter billige Nachbauten gegen wertvolle Instrumente aus, ohne dies zu vermerken. Wer heute also nach dem Instrumentarium forscht, mit dem Wagner in seiner Dresdner Zeit arbeitete, stösst unter Umständen auf ein solch nachgebautes Ersatzinstrument – und könnte fatale Schlüsse für die Aufführungspraxis ziehen.

Doch lieber traditionell?
200 Jahre Wagner – reif für die historische Aufführungspraxis? lautete schliesslich der provokante Titel der Diskussionsrunde am ersten Abend des Symposiums. Auf welche aktuellen Phänomene sich dieser multiperspektivische Titel bezieht, wurde im Verlauf des Symposiums immer wieder deutlich. Da ist zum einen der generelle – nicht nur Wagner betreffende – Jubiläumsaktionismus. Gewiss: Auch an der Hochschule der Künste Bern nimmt man den 200. Geburtstag Richard Wagners zum Anlass, die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts in einer konzertanten Aufführung des Holländers zu präsentieren. Am 22. November setzen Studierende die Erkenntnisse praktisch um und machen sie so einem breiten Publikum zugänglich.

Aber auch die mäandernd um sich greifende Bewegung der historisch informierten Aufführungspraxis wird hier angesprochen. Zwar wird heute kaum noch gefordert, historische Aufführungspraxis habe sich in erster Linie um vergessenes Repertoire zu kümmern. Doch die Notwendigkeit, historische Gegebenheiten auch bei einem Œuvre wie demjenigen Wagners, das seit der Entstehung über eine ungebrochene Aufführungstradition verfügt, zu rekonstruieren, wird bis anhin nur selten gesehen. Interpretationen wie etwa die konzertante Aufführung des Parsifal unter Thomas Hengelbrock, die Anfang dieses Jahres in Dortmund, Essen und Madrid für Furore sorgte, und von der Peter Tilling, Hengelbrocks damaliger Assistent (und jetzt stellvertretender Generalmusikdirektor am Staatstheater Nürnberg), beim Symposium eindrucksvoll berichtete, bleiben die Ausnahme.

Und schliesslich wird hier implizit auch die Frage nach der Offenheit der Musikforscher gestellt. Orchesterstimmen, Metronomangaben etc., wie sie das Berner Wagner-Projekt untersucht, wurden bisher von der philologisch orientierten historischen Musikwissenschaft vernachlässigt; ihre Existenz oftmals in die Fussnoten der kritischen Gesamtausgaben verbannt, wo sie für praktische Musiker nur schwer auffindbar sind. Die universitäre Musikwissenschaft tut gut daran, solch aufführungspraktische Forschungen nicht als Marginalie oder Konkurrenz zu betrachten, sondern als Bereicherung.

Bild: Der fliegende Holländer (Uvejr i Skærgården. «Den flyvende hollænder», Dalarö), Gemälde von August Strindberg,1892, Staatliches Kunstmuseum Kopenhagen, fotografiert von www.smk.dk und soeg.smk.dk, wikimedia commons

Musikalisches Erleben im hohen Alter

Das Carl-Orff-Institut Salzburg hat während neun Jahren die musikalisch-tänzerische Bildungsarbeit mit Bewohnern eines Seniorenheimes filmisch begleitet.

Fotos: W. Minder, zvg

Der Schwerpunkt der ersten DVD ist – nach einem Überblick über die Elementare Musik- und Tanzpädagogik EMTP – der Reflexion gewidmet in Form einer themenzentrierten Zusammenfassung von Interviews mit Experten und Gesprächsrunden mit Heimbewohnern, einer Pflegerin und Studierenden des Carl-Orff-Institutes. Den Abschluss bilden Einblicke in das Leben zweier Bewohner, die jahrelang an dem wöchentlich stattfindenden musikalischen Angebot teilnahmen.

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Ausführlich, sorgfältig und ästhetisch gestaltet wird die Auseinandersetzung über die Fragestellungen «Warum Musik? Was ist der Eigenwert von Musik?» entwickelt, immer in Bezug zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Stellenwert der Emotionalität. Die Verbindung von Musik und Langzeitgedächtnis («bekannte Lieder sind sogar mit mehreren Strophen gespeichert bis ins hohe Alter») wird ebenso angesprochen wie die psychosomatische Wirkung von Musik, d. h. die Fragestellungen: «Welche Bedeutung hatte die Musik im früheren Leben, welche Wirkung hat die Musik heute?». Es wird aufgezeigt, wie sich die EMPT auf die Lebensgeschichte des Menschen einstellt und daraus Schlüsse für die Praxis zieht. Aussagen von Senioren erläutern die Praxisrelevanz: «Musik ist für jeden zugänglich. Musik hebt die Stimmung. Man spürt, dass man lebt. Jeder ist dabei so, wie er ist.» Musik gehört in dem Sinn zur Biografiearbeit, gehört dazu, die eigene Geschichte noch einmal neu zu schreiben. Aber es geht auch darum, Neues zu lernen und gefordert zu werden.

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Der starke Bezug auf die Bedeutung von Musik im Leben legt Fundamente für die Aus- und Weiterbildung am Carl-Orff-Institut im Bereich Musikgeragogik und definiert den Unterschied zur Elementaren Musikpädagogik ganz dezidiert: Nicht Erziehung ist gefragt, sondern Bildung unter Berücksichtigung der Biografie, ohne eine Infantilisierung der Musik zu inszenieren.

Die DVD 2 ist der Praxis gewidmet und zeigt nach einer Einführung viele Beispiele, untergliedert in drei Kernbereiche mit weiterer Aufteilung in 15 Themenkreise. Die Praxisbeispiele sind ästhetisch profund gestaltet, die Auswahl der Lieder und Musikstücke ist vielfältig, diejenige der Materialien ausgeglichen. Die Dozentin Christine Schönherr sowie die mitwirkenden Studierenden überzeugen mit ihrer performativen und professionellen Musikalität. Diese künstlerische Grundqualität, geprägt von ästhetischer Gestaltung, Respekt und theoretischem Verständnis, gibt für alle Beteiligten eine einmalige Basis fürs Mitmachen.

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Gruppenimprovisation mit Stäben
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Impulse weitergeben
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Fingerimprovisation
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    00:00       Zwei Projekte für Neubau der Hochschule Luzern – Musik

Für den Neubau der Hochschule Luzern – Musik sind sieben Projekte eingereicht worden. Zwei Projekte sind in der engeren Auswahl, müssen aber nachgebessert werden. Der definitive Entscheid fällt erst im Frühjahr 2014. Der Bezug des Neubaus verschiebt sich dadurch möglicherweise. Zur Zeit ist er für Sommer 2018 geplant.

Die Hochschule Luzern – Musik ist derzeit auf mehrere Standorte verteilt und platzt aus allen Nähten. Sie plant deshalb am Standort Südpol in Kriens/Luzern einen Neubau. Die Luzerner Pensionskasse als Grundeigentümerin und die Hochschule Luzern als künftige Nutzerinhaben haben das Wettbewerbsverfahren für den Neubau im April dieses Jahres ausgeschrieben.

Das Preisgericht aus Vertretern der Grundeigentümerin, der Nutzerin sowie aus Fachpreisrichtern und Experten hat entschieden, mit den zwei besten Projekten eine Bereinigungsstufe durchzuführen, um die Qualität der Projekte zu schärfen. Die
Anonymität wird nicht aufgehoben. Der definitive Entscheid fällt somit im Frühjahr 2014.

Zurzeit ist noch offen, ob sich durch diese leichte zeitliche Verzögerung der Bezugstermin des neuen Musikhochschulgebäudes verschiebt. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der Bezug für Sommer 2018 geplant. Das Gebäude wird rund 70 Millionen Franken kosten und auf der Basis eines privaten Investorenmodells finanziert.

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