Das Crossover-Trio Rusconi um den Schweizer Pianisten und Komponisten Stefan Rusconi wird dieses Jahr mit dem Echo Jazz als Live-Act des Jahres ausgezeichnet. Der Belgier Toots Thielemans erhält den Echo Jazz als Würdigung seines Lebenswerkes.
Musikzeitung-Redaktion
- 14. Mai 2013
Foto: Jean-Baptiste Millot
Label des Jahres ist erneut die Firma ACT; das auf Jazz spezialisierte Label mit Sitz in München erhält diese Auszeichnung bereits zum vierten Mal in Folge. Beide Preisträger, Live-Act und Label des Jahres, wurden in den letzten Wochen per Publikumsvotum auf jazzthing.de ermittelt.
Rusconi setzte sich beim Publikum gegen die Grössen Wayne Shorter, Enrico Rava, Esperanza Spalding und Rudresh Mahanthappa durch. Rusconi, bestehend aus Stefan Rusconi, Fabian Gisler und Claudio Strüby, ist seit 6 Jahren unterwegs und spielte bislang über 200 Konzerte hauptsächlich in Europa und Asien sowohl auf renommierten Festivalbühnen als auch in Indie-Locations.
Kreatives Glockenspiel statt Pausenklingel
Kunst am Bau fürs Ohr ist nach wie vor selten. Umso erfreulicher die Initiative der Stadt Aarau. Sie hat sich für eine Klanginstallation entschieden, welche die Fassade und die Umgebung eines Schulhauses in ein Instrument und eine Abhöranlage verwandeln.
Ein «Glockenspiel» des Künstlers Lorenz Schmid wird nach dem Umbau des Pestalozzischulhauses den monotonen Pausengong ersetzen. Die seit der Fertigstellung des Hauses leerstehenden, in die Fassade der Seitenflügel des Gebäudes eingelassenen Nischen werden mit je einer Glocke bestückt. Von einer programmierbaren Schaltung ausgelöst, erklingt anstelle der monotonen Melodie des bestehenden Pausengongs ein variantenreiches Glockenspiel, welches sich mit der vorhandenen Geräuschkulisse mischt.
Die in den obersten Nischen angebrachten Mikrofone fangen den Klang am Ort seiner Entstehung ein und tragen ihn ins Innere des Schulhauses. Über die hauseigene Lautsprecheranlage wird der Klang innerhalb des Gebäudes verteilt.
Der Stadtrat und die Handelsschule KV Aarau laden alle Interessierten am 23. Mai 2013 um 11 Uhr zur Vernissage mit Apéro ins Pestalozzischulhaus ein.
Das Aargauer Kuratorium veröffentlicht den Bericht über seine Förderung des aktuellen künstlerischen Schaffens im Jahr 2012. Es hat 693 Gesuche (769 im Vorjahr, -9,9 Prozent) behandelt und für 393 davon einen Beitrag (415 im Vorjahr, -5,3 Prozent) gesprochen.
Musikzeitung-Redaktion
- 13. Mai 2013
Der Kuratoriumskredit belief sich wie in den Vorjahren auf 6’200’000 Franken. Ohne die acht Institutionen, mit denen Leistungsvereinbarungen für Programmbeiträge abgeschlossen wurden, hat das Aargauer Kuratorium im Jahr 2012 im Durchschnitt einen Betrag von rund 10’960 Franken pro Gesuch gesprochen.
Im Jahr 2011 hat die Vergleichszahl rund 9’790 Franken betragen (wiederum gerechnet ohne die damals neun Leistungsvereinbarungen). Somit hat zwar die Anzahl der Gesuchseingaben abgenommen, der durchschnittliche Mittelbedarf der Projekte hat sich jedoch erhöht.
Für Jazz- und Rock/Pop-Projekte sind 818’780 Franken vergeben worden, für solche der Klassischen Musik 807’300 Franken. Die höchsten Beträge sind gegangen an: Chaarts – Chamber Aartists Orchestra (210’000 Franken), piano ag (50’000 Franken) und die Musik in der Klosterkirche Muri (80’000 Franken) sowie das KiFF Aarau (230’000 Franken) und das nordportal Baden (100’000 Franken).
Der Luzerner Stadtrat verleiht den mit 25’000 Franken dotierten Kunst- und Kulturpreis 2013 der Stadt Luzern an den Jazz-, Volks- und Theatermusiker Albin Brun.
Musikzeitung-Redaktion
- 13. Mai 2013
Albin Brun präge mit seinem breiten musikalischen Schaffen seit über dreissig Jahren die Jazz- und Volksmusik sowie die Theaterlandschaft der Schweiz, schreibt die Stadt Luzern. Als Bandleader sei er mit seinen diversen Formationen national sowie international präsent.
Sein «meisterhaftes Spiel auf dem Saxophon und auf vielen weiteren Instrumenten sowie seine Kompositionen sind sehr vielschichtig und gleichzeitig von viel Herzblut geprägt», so die Stadt weiter. Seine Offenheit für die eigenen musikalischen Wurzeln wie auch für das Fremde inspiriere ihn immer wieder zu meisterhaften kompositorischen Verbindungen.
So erforsche er kontinuierlich die Schweizer Volksmusik, verbinde sie mit Elementen des Jazz, lote die Möglichkeiten der verschiedensten Instrumente aus und trotze diesen «das Unmögliche an musikalischem Klang ab».
Die Anerkennungspreise sind mit je 10’000 Franken dotiert und gehen an Barbara Anderhub und Pia Fassbind (Ko-Leiterinnen Kleintheater Luzern) und den Maler Giacomo Santiago Rogado.
Musik und Politik – eine komplexe Beziehung
Treffsicher analysiert dieses Buch die Rolle der Musik bei gesellschaftlichen Umbrüchen, geschichtlichen Ereignissen und für staatspolitische Ziele.
Fritz Trümpi
- 13. Mai 2013
Die Freiheit führt das Volk. Gemälde von Eugène Delacroix, 1830. Wikimedia commons
In welchem Verhältnis stehen Musik, Macht und Staat? Macht Musik Staat? Macht Staat Musik? Dass sich diese einleitenden Fragen der beiden Herausgeberinnen des Sammelbandes Musik – Macht – Staat, Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos, keineswegs nur auf Musikpraxis in faschistischen oder totalitären Staaten beziehen, wird anhand der zahlreichen Beiträge zum Thema rasch überdeutlich.
Klaus Pietschmann etwa durchmisst die höfische Musik der frühen Neuzeit aus dem Blickwinkel ihrer Propagandawirkung und Herrschaftssymbolik. Dabei kommt er zum Schluss, dass mit geistlichen Kompositionen mitunter eine «Strategie zur sakralen Überhöhung der Person des Herzogs» verfolgt werden konnte, während sich die Oper im 17. Jahrhundert zunächst der Darstellung eines «gütigen Herrschers» verschrieb, um im Laufe des 18. Jahrhunderts «zunehmend in den Dienst einer nationalpatriotischen Identitätsstifung» gestellt zu werden. Hier setzt auch Michael G. Esch an, der sich mit Musik in der Französischen Revolution beschäftigt, während Sebastian Hansen die Bedeutung der Musik in den napoleonischen Kriegen untersucht: «Die Töne der Schlacht waren auch Töne der Kunst», resümiert er, auch unter Verweis auf Beethovens Wellingtons Sieg.
Dass Militärmusik «immer als klingendes Abbild des jeweils etablierten gesellschaftlich-politischen Systems und seines Militärs» wirkte, bestätigt auch Manfred Heidler in seinen Anmerkungen zur Militärmusik zwischen Reichsgründung und Weimarer Republik. Eine solche Verquickung lässt sich freilich auch abseits des Militärischen erkennen. Sabine Mecking etwa betont die enge Verknüpfung von Gesang und Nationsbildung im 19. Jahrhundert und stellt fest, dass die «Synthese von Monarchie und Nation» auch überaus folgenreich für die Sängerbewegung gewesen sei: «Nun gingen ihre Repräsentations- und Ausdrucksformen zunehmend mit den obrigkeitlichen Selbstdarstellungen des monarchischen Staates einher.» In der Folge beobachtet Andreas Jacob eine «Pluralisierung der Lebens- und Musikstile» in der Weimarer Republik, die jedoch – zunächst – von kurzer Dauer war. Wie sehr sich die staatliche Macht in musikgestalterische Fragen einzumischen begann, wird an Volker Kalischs Beitrag zur Musik im Nationalsozialismus deutlich: Er untersucht Goebbels‘ «Zehn Grundsätze deutschen Musikschaffens» vor der Folie der NS-Kulturpolitik. Ein wesentlicher Teil der Beiträge befasst sich ausserdem mit der Nachkriegszeit – sie bestätigen einen wiedergewonnenen musikalischen Pluralismus, wenn auch unter anderen Vorzeichen als nach dem Ersten Weltkrieg. Von Erörterungen zur Musikpolitik der Sowjetunion (Kerstin Armborst-Weihs) über diverse überaus erhellende Popularmusikanalysen von Christoph Nonn, Detlef Siegfried, Carsten Dams und Andreas Kühn bis zu einer musikfokussierten Betrachtung des Nordirland-Konflikts von Yvonne Wasserloos bespiegelt der Sammelband das Musikphänomen Macht mit dem Machtphänomen Musik in ansehnlicher Breite und mitunter mit beträchtlichem Tiefgang.
Musik – Macht – Staat. Kulturelle, soziale und politische Wandlungsprozesse in der Moderne, hg. von Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos, 399 S., € 49.90, V&R unipress, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-872-0
Hummels Handschrift
Das Manuskript des beliebten Konzerts für Klappentrompete ist als Faksimile erschienen. Eine Einladung zum Tüfteln.
Willi Röthenmund
- 13. Mai 2013
Seite aus dem Faksimile
An der Hochschule der Künste Bern (HKB) wird die Forschung mit dem Schwerpunkt Interpretation stark gefördert. Resultate dieser profunden und gewissenhaften Studien sind einige wertvolle Publikationen im Blechbläserbereich, die in der SMZ zum Teil schon rezensiert wurden. (vergl. Neuausgabe der Trompetenschule von Eugène Roy, SMZ 10/2010, S. 34)
Johann Nepomuk Hummel (1778–1837) schrieb sein Konzert für Trompete und Orchester in E-Dur für Anton Weidinger (1766–1852), den Wiener Klappentrompetenvirtuosen, für den auch Joseph Haydn im Jahre 1796 sein Trompetenkonzert in Es-Dur schrieb. Die Uraufführung fand am 1. Januar 1804 am kaiserlichen Hof in Wien statt. Das Originalmanuskript liegt in der British Library, London.
Das vorliegende Faksimile zeigt die ganze Partitur in gut lesbarer Handschrift. Der Herausgeber Edward H. Tarr kommt durch Schriftvergleiche zum Schluss, dass es sich um die autografe Handschrift des Komponisten handeln muss, obwohl die Partitur in mehreren Arbeitsschritten entstand. Die Solostimme wurde in einer anderen Schriftfarbe notiert und ist an manchen Stellen mit Melodievarianten überkritzelt (Vereinfachungen des Solisten?). Mehrere Sprünge sind eingezeichnet, an zwei Stellen sogar mit eingeklebten Einlageblättern realisiert.
In Tarrs kritischem Kommentar (dt./frz./engl.) werden die Änderungsvorschläge untersucht und können in der Solostimme direkt mit dem Original verglichen werden. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Klappentrompete, dem ursprünglichen Forschungsprojekt und -objekt. Die meisten der heute noch vorhandenen ca. 150 Originalinstrumente sind linksgriffig und mit 5 Klappen ausgestattet – leider ist keines von Weidinger erhalten geblieben. Somit bleiben viele Fragen zur historischen Aufführungspraxis mit diesem Instrument Spekulation und dem Tüfteln jener Trompeter überlassen, die sich auf das Spiel mit der Klappentrompete einlassen.
Johann Nepomuk Hummel, Concerto a Tromba principale 1803, Facsimile, (= HKB Historic Brass Series 4), TP 306, Fr. 85.00, Editions Bim, Vuarmarens 2012
id., Einführung, Historische Betrachtung, Analyse, Kritischer Kommentar, Original-Solostimme, von Edward H. Tarr; deutsch TP 306d; französisch TP 306f; englisch TP 306e; je Fr. 22.00, Editions Bim, Vuarmarens 2012
Improvisation, Jazz und Klezmer
Eine besonders gelungene Einführung in die Jazzimprovisation, nun auch für Tenorsaxofon; Klezmer für zwei und ein gut angeleiteter Einstieg in den Jazz.
Charlier und Sourisses führen in die Improvisation ein
Das herausragende Heft, Initiation et perfectionnement à l’improvisation, das bisher nur für Altsaxofon erhältlich war, gibt es neu auch als Ausgabe für das Tenorinstrument. Es enthält zehn Stücke über geläufige Akkordfolgen (Blues, Anatole/Turnaround), Standards (Doxy, So What …), aber auch einen Bossa Nova, eine Batucada, ein modales Stück mit «keltischen» Anklängen, das an Jan Garbarek erinnert u. a. Etwas sperrig im Umgang ist das erste Stück, das formal recht anspruchsvoll auf wechselnden ionischen Tonleitern basiert. Davon soll man sich jedoch nicht abhalten lassen, weiter einzutauchen, denn die übrigen Themen sind eingängig und von einer grossartigen Rhythmusgruppe unterstützt: die beiden Autoren, André Charlier und Benoît Sourisse, komplettiert mit Jean-Michel Charbonnel am Bass.
Das Konzept ist nicht neu, aber mit gutem Notensatz hervorragend umgesetzt. Zu jedem Stück liefern die Autoren einige präzise Erläuterungen (viersprachig) zur Improvisation, die den Schülerinnen und Schülern Hinweise auf stilistische und harmonische Gegebenheiten vermitteln. Die Tempi sind moderat, die notierten Soli nicht zu schwer – bevor Stéphane Guillaume am Tenorsax zeigt, wie er spielen würde, wenn es sich nicht um eine pädagogische Publikation handeln würde. Die Play-along-Versionen bieten jeweils ca. 5 Minuten Zeit, Eigenes auszuprobieren.
Les cahiers Charlier Sourisse, Initiation et perfectionnement à l’improvisation, pour saxophone ténor, livre avec CD, AL 30544 (livre) + 30545 (CD), ca. € 17.75 + 7.95, Alphonse Leduc, Paris 2012
Klezmer entdecken mit zwei Saxofonen in zwei gleichwertigen Stimmen.
Die Klezmerduos aus der World-Music-Reihe der Universal Edition sind eine echte Bereicherung des Saxofon-Repertoires. Neun traditionelle und vier musikalisch gleichwertige Neukompositionen des Herausgebers Michael Lösch warten darauf, von spielfreudigen Schülerinnen und Schülern ab mittlerem Spielniveau entdeckt zu werden. Für die Qualität der Bearbeitungen spricht, dass die zweite Stimme in jeder Beziehung ebenso interessant wie die erste ist. Einmal ist sie lebendige, rhythmische Basslinie, dann wieder parallele Unter- oder Oberstimme, aber nie in einem Register, das der Spritzigkeit der Musik hinderlich wäre. Das gilt erfreulicherweise auch für die beigelegte Tenorsax-Stimme. Schwer sind die Duos nicht, sie machen aber nur dann wirklich Spass, wenn man die angegebenen Tempi annähernd erreicht, ohne überfordert zu werden.
Michael Lösch, Klezmer Saxophone Duets (AA / AT), UE 33062, € 17.50, Universal Edition, Wien 2012
Gute angeleiteter Einstieg in den Jazz mit «anpassungsfähiger» Begleit-CD.
Die zehn Stücke bieten Schülerinnen und Schülern, welche die Grundlagen des Saxofonspiels erlernt haben, Übungsmaterial zum Einstieg in den Jazz. Die Phrasierung ist genau notiert, die Tonarten sind einfach, der Tonumfang bequem, und die Begleit-CD stellt bis zu drei verschiedene Tempi zur Verfügung, was ermöglicht, die Stücke auf verschiedenen technischen Niveaus zu spielen. Harmonischer Hintergrund der Stücke sind einerseits bekannte Jazz-Standards, andererseits teilweise mit Zitaten angereicherte Bluesformen.
Der Sound des Saxofons auf der CD ist leicht und etwas unterkühlt, die Rhythmusgruppe ohne Schlagzeug nicht laut, aber präzise und leicht verständlich. Allenfalls ist an der Begleitband hörbar, dass der Autor die Stücke, wie im Vorwort erwähnt, ursprünglich für Flöte geschrieben hat.
Tilmann Dehnhard, Easy Jazz Studies, für Altsaxofon, UE 35262, mit CD, € 17.50, Universal Edition, Wien 2012
Sturm und Drang aus Genf
CD-Rezension: Hier wird keine musikhistorische Leiche exhumiert. Die Musik von Gaspard Fritz pulsiert und begeistert.
Thomas Meyer
- 13. Mai 2013
Jean-Etienne Liotard, Bildnis der Maria Adelaide von Frankreich in türkischem Gewand, 1753. Ausschnitt aus dem CD-Cover
«Er ist ein hagerer alter Mann, mit dem ich bald bekannt ward. Er war so gefällig, mir eins von seinen Solos vorzuspielen, welches zwar sehr schwer, aber dennoch gefällig war. Ungeachtet er an die siebzig Jahre sein muss, so spielt er doch mit ebensoviel Eifer als ein Jüngling von fünfundzwanzig.» Der berühmte englische Musikreisende Charles Burney erzählt hier von seinem Besuch 1770 bei einem grossen Schweizer Komponisten (wenn man Genf als zugewandten Ort zur Eidgenossenschaft zählen mag): bei Gaspard Fritz (1716–1783), den es bei uns immer noch ein wenig zu entdecken gilt. Fritz erhalte sich gut in der Übung, schrieb schon Burney, «ungeachtet er so wenig Gelegenheit hat, seine Talente zu zeigen und gehörig dafür belohnt zu werden». Die heimische Musikgeschichtsschreibung hat ihn zwar durchaus gewürdigt; Hermann Scherchen setzte sich einst für ihn ein, in Noteneditionen und Aufnahmen. Die Konzertveranstalter vernachlässigen ihn aber eher, dabei ist seine Musik durchaus bemerkenswert. Burney hat ihn treffend beschrieben: diesen Eifer wie von einem Jüngling (auch wenn Fritz da erst 54 war). Auch Händel soll seine Musik gelobt haben.
Die neue Aufnahme von fünf Sinfonien aus den Opera 1 und 6 bestätigt dieses Urteil – und nicht nur deshalb, weil das Orchester La Stagione Frankfurt unter der Leitung von Michael Schneider mit Schwung ans Werk geht. Vom ersten Ton an wird deutlich: Mit einem biederen helvetischen Kleinmeister haben wir es hier nicht zu tun. Diese Musik pulsiert lebhaft, stürmt und drängt, arbeitet mit Kontrasten und kann im nächsten Moment verliebt ein Detail umschwärmen. Es sind schönste Zeugnisse eines musikalischen Stils, der die Gemüter direkt ansprechen wollte: durch Unmittelbarkeit, Klarheit, Vielfalt und Spontaneität des Ausdrucks. Nichts dabei wirkt gekünstelt, kein Gran Fett ist daran, man hört dem jederzeit gern zu und hat dabei nie den Eindruck, hier werde bloss wieder mal eine musikhistorische Leiche exhumiert. Fritzens Musik lebt und fetzt!
Gaspard Fritz: 5 Sinfonias (op. 1 Nr. 5 & 6, op. 6 Nr. 3, 5, 6). La Stagione Frankfurt; Leitung Michael Schneider; cpo 777 696-2
Versteckte Schönheit
An diese Klanggestalt der «Kunst der Fuge» muss man sich erst gewöhnen. Der Gewinn ist dann aber umso grösser.
Torsten Möller
- 13. Mai 2013
Titelseite von Bachs autografem Manuskript, angeschriben von Johann Christoph Altnickol: «Die / Kunst der Fuga / di Sig.o Joh. Seb. Bach. / (in eigenhändigen Partitur)», 1742. Staatsbibliothek zu Berlin
Es fragt sich, was öfter vorkommt: Sind es Einspielungen der Kunst der Fuge oder ihre Charakterisierung als abstrakte Musik, die der Aufführung gar nicht bedarf? Eine «diskografische Lücke» schliessen Johann Sonnleitner und Stefan Müller an den Clavichorden mit ihrer Aufnahme gewiss nicht. Aber sie gewinnen der Kunst der Fuge einen anderen Ton ab als zahlreiche, schon existierende Orgel-, Klavier-, Saxofon- oder Gitarrenbearbeitungen.
Sehr nobel klingen die bachschen Canons, Contrapuncti und Spiegelfugen auf den Nachbauten der Clavichorde Johann Heinrich Silbermanns (1727–1799). Der Kammerton liegt bei 392 Hertz; gewählt wurde die so genannte Neidhardt-Stimmung «für eine grosse Stadt» von 1724. Gewöhnungsbedürftig ist das daraus resultierende, etwas gedeckte Klangbild. Aber es ist eben auch ungeheuer subtil. Leicht fällt das Verfolgen der Stimmen, unterstützt wird es durch moderate Tempi. Das schlichte Karton-Gewand und das zurückhaltende Design entsprechen einer Produktion, die ihre Schönheit erst nach und nach, am Ende aber sehr kräftig entfaltet. Bachs rätselhaft-sperrigem «Glasperlenspiel» (Hermann Hesse) wird das mehr als gerecht. Denn auch die Kraft der Kunst der Fuge liegt bekanntlich in der Tiefe, in einer hochgeistigen Konstruktion, die besondere Interpretationskunst fordert. Stefan Müller und Johann Sonnleitner bringen sie offensichtlich mit.
Johann Sebastian Bach: Die Kunst der Fuge. Johann Sonnleitner und Stefan Müller, Clavichorde. www.contrapunctus.ch
Schoeck-Oper unter der Lupe
Im Zusammenhang mit dem Projekt « ‹Das Schloss Dürande› von Othmar Schoeck – Szenarien zu einer interpretierenden Restaurierung» wurde eine Disseration zur Librettistik ausgeschrieben.
PM/SMZ
- 12. Mai 2013
Laut einer Mitteilung der Hochschule der Künste Bern wird unter der Leitung von Thomas Gartmann untersucht, wo und wie sich eine NS-Kontaminierung bemerkbar macht: im Libretto von Hermann Burte wie im Umfeld von Entstehungs-, Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte.
Eine künstlerische Perspektive erprobt dazu, wie weit das Werk neu geschaffen werden kann und muss, mit einer teilweisen Neutextierung durch Francesco Micieli, in stärkerer Anlehnung an die Vorlage Eichendorffs und unter grösstmöglicher Beibehaltung der von Schoeck mitgeprägten dramaturgischen Struktur, sowie einer musikalische Neufassung von Teilen des Werkes mit vorab instrumentatorischen Retuschen durch Mario Venzago.
Telegramm Hermann Görings vom 14. April 1943 an Heinz Tietjen, Intendant der Staatsoper Unter den Linden. Hier gelangte das Werk am 1. April zur Uraufführung. Das Telegramm des Reichsmarschalls führte zur Absetzung der Oper (Quelle: Programmheft Staatsoper Berlin 1993)
Meier Präsident der FH-Rektorenkonferenz
Thomas D. Meier, Rektor der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Vertreter der Zürcher Fachhochschule (ZFH) in der Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz (KFH), löst Marc-André Berclaz (HESSO) als Präsident des Gremiums ab. Das Vizepräsidium geht von Rudolf Gerber an Franco Gervasoni.
PM/Codex flores
- 10. Mai 2013
Thomas D. Meier, geboren 1958, steht seit 2009 der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) als Rektor vor. Vor seinem Wechsel an die ZHdK hatte er die Position als Direktor des Museums für Kommunikation in Bern inne (1996), anschliessend (2003) amtete er als Direktor der Hochschule der Künste der Berner Fachhochschule (BFH) und gleichzeitig zwischen 2008 und 2009 als Vizerektor.
Der 1967 geborene Franco Gervason ist Direktor der Scuola Universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) Er übernimmt das Amt von Rudolf Gerber, Rektor der BFH, der in den Ruhestand tritt.
Die neue Crew übernehme die KFH-Spitze in einer bildungspolitisch herausfordernden Phase, in der es darum gehe, die neue Gesetzgebung zur Hochschulförderung und Koordination umzusetzen, schreibt die KFH.
Bilder zur Musik von Morton Feldman
In einem Workshop an der Design-Hochschule in Genf habe Studenten Videos zur Musik von Morton Feldman geschaffen.
pd/SMZ
- 09. Mai 2013
Der Pianist Ivan Ilić wurde im Frühjahr dieses Jahres von der Haute école d’art et de design de Genève eingeladen, während einer Woche mit den Studentinnen und Studenten Videos zu kreieren. Dabei sollten die künftigen Designer die Musik Morton Feldmans kennenlernen und Bilder dazu schaffen: Auszug aus Feldmans Palais de Mari. Klavier Ivan Ilić, Video Stefan Botez
Akkordeon — raus aus den gängigen Schubladen
Trügt der Eindruck oder ist das Akkordeon wirklich auf dem Vormarsch? Wir schauen uns in den Musikschulen um, hören von einem Quartett, das grosse Repertoirewerke für Streicher und Akkordeon neu «serviert»; und Sofia Gubaidulina, die das osteuropäische Bajan in die Neue Musik geholt hat, darf natürlich auch nicht fehlen.
SMZ
- 09. Mai 2013
Foto: Kaspar Ruoff
Trügt der Eindruck oder ist das Akkordeon wirklich auf dem Vormarsch? Wir schauen uns in den Musikschulen um, hören von einem Quartett, das grosse Repertoirewerke für Streicher und Akkordeon neu «serviert»; und Sofia Gubaidulina, die das osteuropäische Bajan in die Neue Musik geholt hat, darf natürlich auch nicht fehlen.
Focus
Nicht nur Schneewalzer An Musik- und Hochschulen ist das Akkordeon auf dem Vormarsch.
Der Klang des leidenden Menschen Sofia Gubaidulina hat eine Renaissance des Akkordeons in der Neuen Musik eingeleitet. «Der Weg aus der Sackgasse» für Elsbeth Moser.
L’accordéon au Chili : instrument phare de la cueca Un intérêt retrouvé pour le folklore remet l’instrument au goût du jour.
Sans sourdine, mais avec accordéon Un ensemble instrumental hors du commun : nonSordino !
La fisarmonica come incarnazione del contemporaneo Il percorso attraverso i generi di Danilo Boggini
und ausserdem
RESONANCE
L’improvisation, une question de responsabilité et d’engagement. Interview avec Jonas Kocher
Schlagen – Sprechen – Zeichnen Schweizer Komponisten bereicherten die Berliner Maerzmusik mit physischer Unmittelbarkeit.
Schweizer Jazzpreise: wirkungsvolles Engagement Förderpreis Credit Suisse und Jazzpreis der Zürcher Kantonalbank
Ein Sprungbrett – auch ins Ausland m4music ist zum wichtigsten Treffpunkt der Schweizer Musikbranche geworden.
Tools, Tricks und theoretische Hintergründe Die Weiterbildung in Rock und Pop an der Hochschule der Künste Bern
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen das Schulfach Musik Eine Ausstellung im Berner Schulmuseum in Köniz
Talentschmiede in den Alpen Ein neues Modell der Nachwuchsförderung im Umfeld des Festivals Interlaken Classics
Rezensionen Unterrichtsliteratur
FINALE
Gestreng und offen Rätsel von Thomas Meyer
Ungeliebt, aber überall dabei
Übersetzung Pia Schwab
Jean-Damien Humair
- 09. Mai 2013
Übersetzung Pia Schwab
Wenn wir Akkordeon hören, denken wir nicht nur an ein Instrument. Verschiedene, oft negativ besetzte Bedeutungen schwingen mit. So hat man ihm eine ganze Menge, meist wenig schmeichelhafter Übernamen verpasst: Maurer-, Schiffer- oder Arme-Leute-Klavier, um die Distanz zu einem richtigen Klavier deutlich zu machen, Heimatluftkompressor, um es in eine bestimmt «Musikecke» zu stellen, oder gar Quetschkommode. Es ist der Prügelknabe unter den Instrumenten.
Seltsam ist dann aber, dass dieses ungeliebte Akkordeon überall zu finden ist: in den schottischen Jigs, den Tänzen der rumänischen Fahrenden, dem argentinischen Tango, der französischen Musette und in einer ganzen Bandbreite von schweizerischer Volksmusik.
Das Akkordeon ist einfach zu transportieren und kam so mit Soldaten und Seeleuten rasch um die ganze Welt. Zudem kann es ein ganzes Orchester ersetzen. Vielleicht wurde es darum von anderen Musikern schief angeschaut: Im 19. Jahrhundert verloren viele Dorforchester durch das aufkommende Akkordeon ihre Arbeit. Es konnte eine Festgesellschaft ganz allein unterhalten, ganz ähnlich wie das heute ein DJ tut.
Vermutlich war es auch die Allgegenwärtigkeit, die schliesslich zur Ablehnung des Akkordeons führte. In meiner Kindheit war es ohne Frage zum Instrument geworden, das unsere Eltern hörten (ob sie nun Jodel- oder Jacques-Brel-Fans waren). Und wir Jungen mieden es aus Prinzip. Heute ist das zum Glück anders. Heute ist das Akkordeon wieder ins Zentrum des Interesses gerückt: in der neuen Volksmusik, aber auch in der Avantgarde.
Die «Handorgel» ist kein «Klavier zweiter Klasse», es ist ein unglaublich ausdrucksstarkes Instrument, das einen Ton unendlich lange aushalten kann und jederzeit dessen Intensität, Timbre und Vibrato kontrollieren kann. Und es ist ein vielfältiges Instrument, das je nach Gegend unterschiedliche Ausprägungen kennt. Willkommen also in der Welt des Akkordeons und des Schwyzerörgeli (von dem ich schon immer geträumt habe, es einmal bei Scrabble legen zu können).
Herzlich Ihr
Jean-Damien Humair
Hohe Auszeichnungen für Zürcher Tanzstudierende
Die 15-Jährige Lou Spichtig, Absolventin der Tanz Akademie Zürich, die zur Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) gehört. hat am Youth America Grand Prix in ihrer Alterskategorie die Goldmedaille gewonnen. Grosse Erfolge haben auch weitere Zürcher Studierende erzielt.
PM/Codex flores
- 08. Mai 2013
Lou Spichtig ist überdies der Outstanding Artist Award des Dance Magazine Europe verliehen worden. Sie studiert seit 2008 an der Tanz Akademie Zürich und ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden.
Zwei weitere ZHdK-Studierende haben in New York brilliert. Der 19-jährige Leonardo Basilio hat für seine Darbietung eine Silbermedaille gewonnen, die 17-jährige Maiko Tsutsui hat den Einzug ins Finale geschafft und den vierten Platz erreicht.
Der Youth America Grand Prix wurde 1999 von zwei ehemaligen Tänzern des Bolschoi-Balletts ins Leben gerufen und dient seither als Sprungbrett für angehende klassische professionelle Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt.
Die Solo-Variationen der Ausgezeichneten werden an der Galavorstellung Fussspuren IX der Tanz Akademie Zürich im Schauspielhaus Zürich, Pfauen, am 18. (ausverkauft) und 20. Mai präsentiert.