Die Freiburger Staatsrätin Isabelle Chassot wird die neue Direktorin des Bundesamtes für Kultur (BAK). Der Bundesrat hat die Freiburgerin zur Nachfolgerin von Jean-Frédéric Jauslin ernannt.

Jauslin nimmt im September die Funktionen als Botschafter der Unesco und der Frankophonie in Paris auf. Isabelle Chassot tritt ihr Amt im November 2013 an. Interimistisch übernimmt der stellvertretende Direktor Yves Fischer die Leitung des Amtes.

Isabelle Chassot (48) ist seit 2002 Staatsrätin des Kantons Freiburg, wo sie der Direktion für Erziehung, Kultur und Sport vorsteht. Seit 2006 ist sie Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK. In dieser Funktion beteiligte sie sich von Anfang an am Nationalen Kulturdialog.

Isabelle Chassot war vor ihrer Wahl in die freiburgische Regierung persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Arnold Koller und von Bundesrätin Ruth Metzler.

Der Regierungsrat des Kantons Aargau hat ein Gesuch der Schweizerischen Akademie für Musik und Musikpädagogik über einen Beitrag von insgesamt 260‘000 Franken aus dem Swisslos-Fonds bewilligt.

Der Beitrag dient dem Aufbau eines Masterstudiums in Musik, von dem eine vielversprechende Ausstrahlung im Kanton Aargau erwartet werden dürfe, schreibt der Aargauer Regierungsrat. Beim geplanten Masterstudiengang handelt es sich um ein gegenüber den Studiengängen der Musikhochschule der FHNW komplementäres Nischenangebot.

Die Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik SAMP mit Sitz in Aarau stellt in der ganzen Schweiz ein Angebot an vollwertigen musikalischen und musikpädagogischen Berufsstudien in Klassik und Jazz & Popularmusik bereit.

Durch die SAMP werden die bisherigen SMPV-Studiengänge Lehrdiplom und Konzertdiplom im Auftrag des SMPV geführt. Zugleich sind in Kooperation mit der Kalaidos Fachhochschule neue Studiengänge im Angebot und in Planung. Der Bachelor of Arts in Musik steht interessierten Studierenden bereits seit Herbst 2010 offen.

Hohe Auszeichnungen für Zürcher Tanzstudierende

Die 15-Jährige Lou Spichtig, Absolventin der Tanz Akademie Zürich, die zur Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) gehört. hat am Youth America Grand Prix in ihrer Alterskategorie die Goldmedaille gewonnen. Grosse Erfolge haben auch weitere Zürcher Studierende erzielt.

Lou Spichtig ist überdies der Outstanding Artist Award des Dance Magazine Europe verliehen worden. Sie studiert seit 2008 an der Tanz Akademie Zürich und ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden.

Zwei weitere ZHdK-Studierende haben in New York brilliert. Der 19-jährige Leonardo Basilio hat für seine Darbietung eine Silbermedaille gewonnen, die 17-jährige Maiko Tsutsui hat den Einzug ins Finale geschafft und den vierten Platz erreicht.

Der Youth America Grand Prix wurde 1999 von zwei ehemaligen Tänzern des Bolschoi-Balletts ins Leben gerufen und dient seither als Sprungbrett für angehende klassische professionelle Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt.

Die Solo-Variationen der Ausgezeichneten werden an der Galavorstellung Fussspuren IX der Tanz Akademie Zürich im Schauspielhaus Zürich, Pfauen, am 18. (ausverkauft) und 20. Mai präsentiert.
 

Friedl-Wald-Stipendien vergeben

Der Saxophonist Lino Blöchlinger und der Posaunist Maro Widmer – beide Studierende der Berner Hochschule der Künste (HKB) – erhalten ein Stipendium der Friedl-Wald-Stiftung in der Höhe von je 14’000 Franken.

Lino Blöchlinger ist Absolvent eines Bachelor-Lehrganges Jazz, Maro Widmer strebt einen Master-Abschluss C&T Jazz Composition & Arrangement an.

Die Basler Friedl-Wald-Stiftung unterstützt förderungsbedürftige und förderungswürdige Schweizer Theater- und Musikschaffende, die das 26. Altersjahr noch nicht vollendet haben. Die Stifterin Friedl Wenner-Wald, war unter ihrem ledigen Namen Friedl Wald eine bekannte und beliebte Schauspielerin.

Heimische Acts nutzen internationale Plattform

Die Schweizer Acts Evelinn Trouble, Velvet Two Stripes und Peter Kernel haben die Gelegenheit, ihr Schaffen im Rahmen des bedeutenden Branchenfestivals The Great Escape im britischen Brighton Veranstaltern und Produzenten zu präsentieren.

Foto: Reto Schmid

The Great Escape gilt als einer der wichtigsten Umschlagplätze Europas für zeitgenössisches Musikschaffen. Besucht wird er sowohl vom breiten Publikum als auch von Talentscouts und weiteren Branchenprofis. Erwartet werden dieses Jahr 15’000 Besucher.

In Brighton werden im Rahmen des 2006 gegründeten Festivals 30 Lokale bespielt. Darüberhinaus werden Debatten, Workshops und Networking-Anlässe veranstaltet. Insgesamt treten 350 lokale und internationale Künstler auf. Der Anlass ist ausverkauft.

Die Schweizer Promotionsorganisation Swiss Muisc Export veranstaltet in Brighton in Zusammenarbeit mit der Fondation SUISA und Pro Helvetia zum ersten Mal einen eigenen Event, den Swiss Business Mixer. Die drei Schweizer Gruppen präsentieren sich sowohl im Rahmen dieses Anlasses als auch im offiziellen Festival-Programm.

Mehr Infos: mamacolive.com/thegreatescape
 

Politischer Pop made in Amerika

Ein Sammelband beleuchtet die wechselseitige Beziehung zwischen Popmusik und Politik, fokussiert dabei aber zu stark auf amerikanische Aspekte.

Ausschnitt aus dem Buchcover

Es sind wenige Wochen vergangen, als im Zusammenhang mit den deutschen Echo-Awards eine heftige Kontroverse entbrannte. Im Kreuzfeuer stand die Südtiroler Band Frei.Wild. Kritiker warfen der Rockgruppe vor, mit rechtsradikalem Gedankengut zu sympathisieren. Daraufhin entschlossen sich die Veranstalter, die Gruppe von der Preisverleihung wieder auszuladen. Man wolle verhindern, dass der Echo zum Schauplatz einer Debatte über die politische Gesinnung werde.

Dies nur eines von vielen Beispielen, in dem die Verbindung von Popmusik und Politik zum Tragen kommt. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen, angefangen bei politisierenden Musikern wie dem Brasilianer Gilberto Gil bis hin zu den Schnitzelbänken der Basler Fasnacht. Es überrascht, dass dieses scheinbar so präsente Themengebiet von der Wissenschaft bislang erst punktuell betrachtet wurde. Eben ist mit dem Sammelband A change is gonna come, herausgegeben vom deutschen Politikwissenschaftler Dietmar Schiller, einer der seltenen Beiträge in dieser Sparte erschienen.

In sowohl wissenschaftlichen als auch journalistischen Aufsätzen erkunden die Autoren und Autorinnen ganz unterschiedliche Facetten des beschriebenen Spannungsfeldes. Zum Thema gemacht werden der politische Erfolg von Protestkonzerten wie Live-Aid, die musikalische Verarbeitung von 9/11 oder das Verhältnis der Folkikone Woody Guthrie und dem Genre Punk. Die Beiträge zeigen auf, dass sich Musik nicht nur auf textlicher Ebene politisch manifestiert. So sind auch die körperlichen Darstellungsformen der weiblichen Vertreterinnen des Motown-Souls als politische Statements aufzufassen. Höhepunkt des Bandes ist eine politische Geschichte des Blues, die gleich zu Beginn mit dem Stereotyp des »melancholischen Blues« bricht und die gesellschaftspolitische Relevanz des Genres im Wandel der Jahrzehnte aufzeichnet.

Aus zwei Gründen kann der an sich spannende und immer wieder aufschlussreiche Band jedoch nicht überzeugen. Zum einen ist das Gefälle zwischen den einzelnen Beiträgen zu gross. Von einer abstrakten und komplexen wissenschaftlichen Sprache bis hin zum lockeren Studienbericht findet sich in dem Buch eine ganze Bandbreite sprachlicher Ausdrucksformen. Nicht alle Beiträge bringen neue Erkenntnisse zutage und immer wieder mangelt es an stichhaltigen Belegen in der Argumentationskette. Zum anderen erweckt sowohl der Titel – A change is gonna come: Popmusik und Politik – als auch die Einleitung eine ausgedehnte Abhandlung der Thematik. In letzterer wird von Pussy Riot in Russland über den Eurovision Song Contest in Baku bis hin zu Gaddafis Hofkonzerten von Usher, Nelly Furtado & Co. ein weiter Bogen gespannt. Die Aufsätze berichten in der Folge dann aber vorwiegend über die (afro)-amerikanische Popgeschichte, gleich drei Beiträge widmen sich der Country Music. Dadurch ergeben sich nicht nur inhaltliche Wiederholungen, es drängt sich auch die Frage auf, warum das Genre Hip-Hop nur durch Abwesenheit glänzt.

Omnipräsent ist der amtierende amerikanische Präsident. Ob Empfang für Blues-Musiker im Weissen Haus, Interview mit der Pop-Zeitschrift Rolling Stone oder persönliche iPod-Playlist: Die Lektüre des Buches macht klar, dass dieser Präsident die amerikanische Popkultur als Mittel seiner Politik einsetzt, wie kaum ein anderer zuvor. Das Titelbild zeigt das Konterfei Obamas in doppelter Ausführung und der Titel nimmt auf seine erste Rede als Präsident Bezug. Mit A change is gonna come zitierte Obama 2008 einen Protestsong des Soul-Sängers Sam Cooke.

Unter dem Strich verpasst es der Band leider, die mit dem Titel suggerierte, breite Darstellung der Thematik vorzulegen und wartet stattdessen mit interessanten, wenn nicht immer überzeugenden Aspekten aus der amerikanischen Popgeschichte auf. Gerade die eingangs erwähnten Beispiele zeigen aber, welche Dimensionen innerhalb des – vermutlich unerschöpflichen – Spannungsfeldes von Popmusik und Politik auch noch behandelt werden könnten.

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A change Is gonna come: Popmusik und Politik. Empirische Beiträge zu einer politikwissenschaftlichen Popmusikforschung, hg. von Dietmar Schiller, 338 S., Fr. 46.90, LIT-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-643-11429-7

Reichlich Grooves und Trommelübungen

Ein Schlagzeug-Lehrgang, der auch im Selbststudium erarbeitet werden kann.

Ausschnitt aus dem Heftcover

Der Autor des Modern Groove Drum Book, Timo Ickenroth, leitet seine eigene Schlagzeugschule namens New Groove Factory nahe Koblenz in Rheinland-Pfalz. In den einzelnen Kapiteln seines Lehrmittels erklärt er musikalische Begriffe und Notenwerte. Deren praktische Umsetzung bringt er in Form von Leseübungen für die Kleine Trommel sowie Grooves und Fills für das Drumset zu Papier. Nach und nach werden die Themen dann etwas umfassender: Rudiments, die Moeller-Technik, Ghostnotes, Sechsachteltakt, Triolen und Shuffles sowie lineare Fill-Ins finden Einzug in die folgenden Kapitel. In seinen nützlichen Tipps weist der Autor unter anderem auf das Üben mit Metronom, das laute Zählen, zweckmässige Handsätze und den Einsatz von Fussostinati hin. Diese Übehinweise sind ausführlich erklärt und nicht zu ausladend.

Timo Ickenroths Schlagzeug-Lehrgang beinhaltet überwiegend Grundrhythmen und Fill-Ins in den Stilen Rock und Pop. Selbstverständlich darf der Swingrhythmus nicht fehlen. Die Übungen in diesem Kapitel bauen auf Viertel- und Achtelnoten auf und erinnern an Altmeister Ted Reed. Das Modern Groove Drum Book besteht zu knapp einem Drittel aus Rudiments und Leseübungen für die Snaredrum. Diese sind zum Teil als ganzseitige Etüden ausgeführt und sollen nach gründlichem Studium auf das Set übertragen werden.

Das 240 Seiten starke Buch ist logisch aufgebaut und kann durchaus im Selbststudium verwendet werden. Zum Abschluss des Lehrgangs hat der Autor ein umfangreiches Literaturverzeichnis mit weiterführenden Studien angefügt.Image

Timo Ickenroth, Modern Groove Drum Book, Rock, Pop and Jazz, AMA 610431, mit CD, € 24.95, AMA-Verlag, Brühl 2011

Johannes Knapp wird künstlerischer Koordinator beim STV

Der Vorstand des Schweizerischen Tonkünstlerverein (STV) hat den deutschen Cellisten und Musikmanager Johannes Knapp zum neuen künstlerischen Koordinator des Vereins gewählt.

Der Vorstand habe mit Johannes Knapp «eine begeisterungsfähige und flexible Persönlichkeit ausgewählt, die ein grosses Interesse für zeitgenössische Musik» mitbringe, schreibt der STV.

Der 1990 in eine Musikfamilie in Erfurt hineingeborene Knapp hat an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt Philosophie und Musikwissenschaft und an der Hochschule für Musik Saar bei Ulrich Voss Violoncello studiert. An der Universität Saarbrücken hat er überdies Musikmanagement studiert.

Am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Saarbrücken hat Knapp als wissenschaftliche Hilfskraft gewirkt. Er war verantwortlich für die Redaktion der Abendprogramme der Salzburg Biennale 2013. Ausserdem hat er Rezensionen und Programmheftartikel verfasst.

Die St. Galler Regierung hält im Grundsatz an der aktuellen Förderpolitik fest. Die eingeleitete Entwicklung in der Kulturpolitik werde auch in Zeiten des Sparens vorangetrieben, versicherte Regierungsrat Martin Klöti anlässlich einer kantonalen Kulturkonferenz.

Weitergeführt werde die regionale Förderung, sei es im Rahmen von Südkultur, Thurkultur, Kultur Toggenburg oder der Rheintaler Kulturstiftung und auch weiteren noch aufzubauenden Kulturförderplattformen.

Die kantonalen Schwerpunkte bleiben das Schloss Werdenberg, das Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona, die Lokremise St.Gallen, sowie in Sachen Musik Konzert und Theater St.Gallen und das geplante Klanghaus Toggenburg.

Ein neuer Akzent ist in der Kulturvermittlung geplant. Als Beispiel dafür, dass sich die Kulturförderung ständig weiterentwickle, nannte der Departementsvorsteher Klöti laut einer Mitteilung des Kantons «die sehr erfolgreich entwickelte Filmförderung im vergangenen Jahr».

Im Zentrum der diesjährigen Kulturkonferenz stand der Austausch über die Chancen eines kreativen Umgangs mit Baukultur. Unter dem Titel «Spiel-Raum – Architektur als kulturelle Inszenierungsplattform» trafen sich rund 100 Kulturinteressierte aus dem ganzen Kanton in Murg.

Klingende Museen

Ende Mai und anfangs Juni bereichern musizierende Kinder und Jugendliche die kulturelle Vielfalt von 32 Museen im Kanton Zürich.

Vertonte Vitrinen 2010. Foto: VZM

Streicherklänge und Vogelgezwitscher im Besucherzentrum Sihlwald, Solisten, Kammermusikensembles oder Orchester im Museum Schloss Kyburg – 21 Zürcher Musikschulen bieten zusammen mit 32 Museen am 1.und 2. Juni 2013 (sowie 25. Mai und 7./8./9. Juni 2013) vielfältige Konzerte und musikalisch-kulturelle Veranstaltungen.

Wie der Verband Zürcher Musikschulen (VZM) und der Verein muse-um-zürich in einer Mitteilung schreiben, wird das Projekt «Klingende Museen» kantonsweit zum zweiten Mal durchgeführt. Oft finden sich in der Nähe eines Wohnortes interessante Raritäten aus Kunst und Kultur in kleineren und grösseren Museen. Sei es Historisches, Kunsthandwerk oder Bildende Kunst: Mit Musik aus allen Epochen und Stilrichtungen, gespielt von Kindern und Jugendlichen, werden Ausstellungsräume lebendig und laden zu ungewöhnlichen Kulturerlebnissen ein. Die mitwirkenden Museen aus dem Verein muse-um-zürich öffnen ihre Türen für alle, besonders auch für Familien.

Im Kanton Zürich besuchen zurzeit rund 66 500 Musikschülerinnen und -schüler den Instrumental- und Vokalunterricht, spielen oder singen in einem Ensemble mit oder besuchen die in die Volksschule integrierte Musikalische Grundausbildung. Das Wochenende der Klingenden Museen ist unter den etwa 3000 jährlichen Musikschulveranstaltungen ein besonderes Ereignis, indem sich die Lebendigkeit aktiven Musizierens mit der kulturellen Vielfalt der Museen verbindet.

Informationen zum detaillierten Programm unter:
www.klingende-museen.ch
www.vzm.ch
www.muse-um-zuerich.ch
 

Musikermigration der Frühneuzeit wird erforscht

Ein Forschungsprojekt, das sich mit Musikermigrationen in der Frühen Neuzeit zwischen Ost-, West- und Südeuropa beschäftigt, wird von der EU in den kommenden drei Jahren mit knapp einer Million Euro gefördert.

Europakarte von Gerhard Mercator, 1598, Tartu University Library/Wikimedia Commons,SMPV

Das Projekt hat zum Ziel, möglichst viele Informationen über die Migration von Musikern im 17. und 18. Jahrhundert zu sammeln und in einer Datenbank zusammenzuführen.

Informationen über einzelne Personen – darunter nicht nur Instrumentalisten, sondern ebenso Komponisten, Sänger, Musiktheoretiker und Musikverleger – sollen aber auch in einen grösseren Zusammenhang gebracht werden, um Migration und die Mobilität der frühen modernen Musiker als kulturelles Phänomen zu erfassen.

An dem Forschungsprojekt sind Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Forschergruppen in Berlin, Zagreb (Kroatien), Warschau (Polen) und Ljubljana (Slowenien) beteiligt. Es gehört zu 15 Projekten, die von insgesamt 593 Anträgen für eine EU-Förderung im Rahmen der Linie «HERA – Humanities in the European Research Area» ausgewählt worden sind.

Die Datenbank-Arbeiten werden auf einem Vorläuferprojekt zur Erfassung von Musikermigration (ANR-DFG-Projekt Musici) aufbauen.

Mehr Infos: www.musici.eu

Jahresbericht 2012 der Pro Helvetia

Mit der Unterstützung von rund 3000 Projekten ermöglichte die Schweizer Kulturstiftung Auftritte von Schweizer Künstlerinnen und Künstler rund um den Globus.

Bild: Aleksandar Mijatovic – Fotolia.com

Neben ihren Aktivitäten im Inland hat Pro Helvetia letztes Jahr Schweizer Kulturprojekte in 92 Ländern gefördert. Von den 34 Millionen Franken, die der Stiftung 2012 zur Verfügung standen, flossen 88,3 % direkt in die Kultur. Die administrativen Kosten konnten trotz steigenden Gesuchszahlen gesenkt werden. Insgesamt bearbeitete die Stiftung 3457 Anfragen, 1710 wurden bewilligt. Die Zustimmungsquote war mit 49,2 % etwas tiefer als im Vorjahr. 21,3 Mio. flossen in Projekte von Gesuchstellenden, 3,3 Mio in Projekte von Aussenstellen, 4,5 Mio. in Impuls- und Austauschprogramme und 0,9 Mio. in Kulturinformation.

Die Musik steht mit 5,5 Mio. Franken an dritter Stelle hinter den Visuellen Künsten mit 7.3 Mio. und Literatur und Gesellschaft mit 6,1 Mio. Es folgen Theater (3,9 Mio.), Tanz (3,8 Mio.) und Interdisziplinäres (3,4 Mio.). 993 Gesuche kamen aus der Musikwelt.

Ebenfalls im letzten Jahr entwickelte Pro Helvetia gemeinsam mit dem Verband Schweizerischer Berufsorchester die Grundlagen für eine verbesserte Förderung von grossen Orchestern.

Der französische Fernsehsender Mezzo wurde bei der Herstellung von Porträt-Dokumentationen über zehn Schweizer Komponisten unterstützt: Dieter Ammann, Oscar Bianchi, Xavier Dayer, Martin Jaggi, Daniel Ott, Michael Pelzel, Katharina Rosenberger, Annette Schmucki, Nadir Vassena, Michael Wertmüller. Die rund zehnminütigen Porträts sind auch auf der Website von Pro Helvetia zu sehen.

Alle 2012 unterstützten Projekte können alle in einer Online-Datenbank eingesehen werden, und zwar sind Empfänger, Betrag und Art des Projekts aufgeführt.

www.prohelvetia.ch

Der Kanton Schwyz ist am 6. Mai 2014 offizieller Gastkanton an der Vereidigung der päpstlichen Schweizergarde. Teil des Rahmenprogramms sind ein Musikkorps und ein Chor aus dem Kanton.

Mit der Vereidigungsfeier für die neuen Rekruten gedenkt die Schweizergarde jeweils am 6. Mai dem Sacco di Roma, der Plünderung Roms am 6. Mai 1527, bei der die Schweizergarde Papst Clemens VII verteidigt hatte.

Seit 2008 wählt die Schweizergarde jedes Jahr einen Gastkanton für diese Feierlichkeiten. 2014 ist dies der Kanton Schwyz zu, der mit einer offiziellen Delegation nach Rom reisen wird. Die Delegation wird angeführt vom Regierungsrat, der in corpore am Sacco die Roma teilnehmen wird.

Begleitet wird er von einem Musikkorps und einem Chor aus dem Kanton Schwyz. An der Teilnahme interessierte Musikvereine und Chöre können sich beim Regierungsrat bewerben.

Wagner? – Für Jugendliche!

Buchrezension: Keine Angst vor der ambivalenten Figur Wagners und seinem «grossformatigen» Musiktheater. Eine gekonnte Einführung.

Ausschnitt aus dem Buchcover

Richard Wagner hat viele Jahre seines Lebens in der Schweiz verbracht. Als Revolutionär flüchtete er 1849 von Dresden nach Zürich, wo er fast zehn Jahre lebte und immer wieder Gönner und Freunde aufsuchte. Von 1866 an wohnte er in Tribschen bei Luzern. Von dort zog er 1871 nach Bayreuth. Die Schweiz war also viel mehr als eine Durchgangsstation eines unruhigen Künstlers. Richard Wagner ist zwar ein «deutscher» Komponist, der aber der Schweiz viel zu verdanken hat. Und umgekehrt hat er viele Schweizer ausserordentlich fasziniert.

Das Schrifttum über Richard Wagner ist enorm: Biografien, Monografien, Brief- und Dokumentensammlungen, Hagiografien und Schmähschriften. Ist denn immer noch nicht alles gesagt? Offenbar ist Richard Wagner bei einer älteren Generation nach wie vor hoch aktuell. Doch wie sieht es wohl bei der Jugend aus, wie ist deren Verhältnis, deren Interesse an Leben und Werk eines grossen Musikers, der so viele Jahre in unserem Land gelebt hat?

Fragt man nach geeigneter Literatur, um jungen Menschen den Zugang zu Wagners Musik zu erleichtern, schrumpft das Riesenangebot sogleich empfindlich zusammen. Offenbar braucht es heute sowohl auf der Seite der Autoren wie auf jener der Verlage sehr viel Mut zu einem derartigen Unterfangen. Der Berliner Verlag Bloomsbury hat den Schritt gewagt. Mit Schönheit, Glanz und Wahn. Richard Wagner und die Magie der Musik ist es der Musiktheaterpädagogin Iris Winkler gelungen, eine echte Lücke zu füllen. Das Werk ist spannend, farbig und überrascht immer wieder mit humorvollen Sprachbildern und Erklärungen von Fachausdrücke wie «Kadenz», «mystischer Abgrund» oder «Wagnertuben». Ausserdem gelingt es der Autorin ganz besonders gut, sich in die Sprache Jugendlicher einzufühlen ohne sich anzubiedern. Hans Baltzer hat das Buch mit schönen, aussagestarken Illustrationen geschmückt.

Man nimmt den schmalen Band (167 Seiten) gerne zur Hand, blättert mit Vergnügen darin, freut sich an den vielen Illustrationen – und erlebt gleichzeitig die Inszenierung eines Opern- Dramas in fünf Akten. Sogar ein «Vorspiel» darf nicht fehlen: So hat die theatererfahrene Autorin das Leben Wagners gegliedert. Gekonnt sind die vielen Szenenwechsel in diesem rasanten Lebenslauf als «Verwandlungen» eingeblendet. Damit rollt Wagners Leben mit all seinen Verwerfungen vor den Augen des jungen Lesers, der jungen Leserin ab, als sässen sie selber in der Loge eines grossen Opernhauses.

Die Sprache Winklers ist wohltuend gradlinig und voll feinen Humors, der auch den erfahrenen Musikfreund zum Schmunzeln bringt. Geschickt vermeidet sie jegliche Wertung der Persönlichkeit Wagners. Er ist in ihrer Darstellung ein grosser Magier der Klänge und gleichzeitig ein hoch problematischer Mensch mit vielen Brüchen. Dem noch wenig Musikerfahrenen gibt die Autorin viele echte Hilfen an die Hand: Jeder Fachausdruck wird mit einfachen Worten erläutert, die Inhalte der Opern kurz und prägnant auf dunkler getöntem Hintergrund zusammengefasst und mit weiterführenden kleinen Kommentaren versehen. Notenbeispiele sind eingefügt und – als besondere Beigabe des Verlags – gibt es eine eigens für dieses Buch eingerichtete Website, auf welcher man sich die erwähnten Musikauszüge auch gleich anhören und Szenen aus den Opern anschauen kann! Eine Zeittafel fasst die wichtigsten Stationen kurz zusammen. Das gelungene Werk schliesst charmant mit «Tipps für einen guten Beginn».

So ist es wenig verwunderlich, wenn ein 13-jähriger Junge dazu meint:
«Ich habe das Buch gern gelesen und dafür nur drei Tage gebraucht. Das Buch ist seeeehr interessant und das romanhafte Erzählen mit Dialogen macht es spannend und toll zu lesen. Das Buch ist für mich ein Roman, ein Buch über Musik und die Oper, eine Lebensgeschichte, ein Geschichtsbuch – alles zugleich und nie verwirrend, denn es ist gut unterteilt, damit habe ich die Übersicht behalten können.
Ich konnte mich beim Lesen sehr gut in die damalige Zeit und manche Situationen im Leben von Richard Wagner hineinversetzen. Ich habe über vieles gestaunt: wie z.B. Wagner das Komponieren ‚erforscht‘ und die gesamte Partitur von Beethovens 9.Sinfonie per Hand abschreibt – echt verrückt und doch verständlich, wenn man sich für ein bestimmtes Thema eben richtig begeistert. Besonders gefallen hat mir, dass das Buch auch über seine Freunde, Begleiter und Vorbilder berichtet und man so fast nebenbei auch noch viel über andere große Musiker erfährt …
Das Buch ist besonders schön und abwechslungsreich illustriert. Beim Lesen habe ich mich einfach auf die nächste Seite gefreut! Einfach das Durchblättern des Buches machte mir schon Spaß und man kann gut auf einzelnen Seiten hängenbleiben …
Ich habe das Buch nun meiner Mutter empfohlen – sonst ist es immer umgekehrt!»

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Iris Winkler, Hans Baltzer, Schönheit, Glanz und Wahn – Richard Wagner und die Magie der Musik, ab 12 Jahren, 167 S., € 16.99, Bloomsbury (Ars Edition), Berlin 2012, ISBN 978-3-8270-5505-7

Schwer fassbare Innengründe

Ein Buch aus der Reihe «Sound Studies» fragt, wie wir im Alltag in Klänge eingebunden sind und welchen Einfluss sie auf unsere Entscheidungen haben.

Ausschnitt aus dem Buchcover

Die Biografie eines Komponisten, ein Buch über die Musikgeschichte der Romantik oder eines über neue Spieltechniken der Oboe wecken konkrete Erwartungshaltungen. Dann gibt es aber auch Bücher, und hierzu zählt der von Holger Schulze herausgegebene Sammelband Gespür – Empfindung – Kleine Wahrnehmungen, die ihren Inhalt nicht unmittelbar preisgeben, die sich etablierten Methoden und traditionell hermeneutischen Verfahren entziehen. Vorerst lautet also die Frage: Worüber schreiben die 15 Autoren des Sammelbandes eigentlich?

Grundsätzlich geht es um nichts weniger als um andere Wege und Formen der Erkenntnis, um die Rolle von Stimmungen oder von Empfindungen sowohl fürs alltägliche Dasein als auch fürs rationale Denken. Letzteres wird unisono relativiert. Hajo Eickhoff schreibt aber auch: «Entscheidungen nach Gespür haben gegenüber der Vernunft den Vorteil, dass sie schneller, sicherer und präziser getroffen werden.» (S. 33) Solche Worte klingen einleuchtend. Wem sich das nicht erschliesst, der findet auf mehr als 260 Seiten immer wieder Belege. Das Kleinkind mit einem angeborenen Herzfehler begibt sich, sobald das kleine Herzchen aus dem Takt gerät, instinktiv in die Hocke, um dessen Belastung zu reduzieren (Eickhoff, S. 29 f.). Susanne Nemmertz wiederum beschreibt sehr subjektiv, durchaus aber anschaulich die Auswahl eines geeigneten Biwakplatzes in den Bergen. Stimmungen und klangliche Atmosphären überwiegen gegenüber rationalen Erwägungen. Die erfahrene Bergsteigerin und Dozentin am Institut für Landschaftsarchitektur an der ETH Zürich lässt sich schliesslich an dem Ort nieder, der ihr der eigene ganzheitlich empfindende Körper nahelegt (S. 107).

Dem Klang komme in der Herstellung von Raum eine besondere Bedeutung zu, schreibt Nemmertz etwas lapidar am Ende ihres Aufsatzes. Daher überrascht es, wenn in einem Buch mit dem Untertitel «Klanganthropologische Studien» so wenig von der Wirkung des Akustischen auf den «Innengrund» (Ulrich Pothast, S. 81 f.) die Rede ist. Eine Erklärung mag sein, dass Begriffe wie Instinkt, Stimmung oder Gespür schwerlich zu differenzieren sind; verständlicherweise scheuen ganzheitlich denkende Wissenschaftler die Separierung unterschiedlicher Empfindungsformen. Warum es an konkreteren Informationen über den Einfluss von Grossstadtgeräuschen, von Meeresrauschen oder Instrumentalklängen mangelt, liegt aber auch an ganz elementaren methodischen Problemen. Unsere Sprache, auch dies thematisiert das Buch, ist am «rationalen Prinzip» geschult; Gespür, Empfindung, Instinkt hingegen sind begrifflich schwer zu fassen. Der richtige Ausdruck für solch «weiche Faktoren» ist in der heutigen Wissenschaftskultur weder akzeptiert noch gefunden. Ein Anfang aber ist mit solchen Büchern aus dem Umfeld der Cultural Studies gemacht.

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Gespür – Empfindung – Kleine Wahrnehmungen,
Klanganthropologische Studien, hg. von Holger Schulze, 268 S., kart., zahlr. Abb., mit CD-ROM, € 28.80, transcript-Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1316-2

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