Nahezu unendliche Musikmassen

Das deutsche Computermagazin Chip hat neun Streamingdienste auf Kosten, Soundqualität und Benutzerfreundlichkeit getestet.

Aboservices und werbefinanzierte Musik-Streamingdienste liegen im Trend. Bis 2017 erwartet das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers einen Anstieg der Umsätze von derzeit 70 auf rund 125 Millionen Euro. Kein musikalisches Wunder. Denn Kunden profitieren bei Flatrates von einem fast unerschöpflichem Reservoir an Songs für wenig Geld. Chip hat neun Dienste verglichen und neben Marktführer Spotify auch Ampya, Deezer, Google Play Musik, Juke, Napster, Rdio, Simfy und Sony Music Unlimited unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Unterschiede beim Angebot gibt es kaum. In puncto Kosten, Soundqualität und Benutzerfreundlichkeit bestehen jedoch deutliche Differenzen.

Quantität und Qualität
Nach eigenen Angaben greifen die Streamingdienste auf einen Standardkatalog von rund 20 Millionen Titeln zurück. Anbieter wie Juke und Deezer haben mit 25 beziehungsweise 30 Millionen Songs sogar weitaus mehr Lieder im Portfolio. Die Anzahl der verfügbaren Menge ist aber noch kein Qualitätsmerkmal. Der vermeintliche Mehrwert entpuppt sich oftmals als Tracksammlung wenig bekannter Künstler. Dazu kommt, dass bei Spotify und Co. nicht wirklich alle Bands vertreten sind: Einige etablierte Gruppen trotzen der Vermarktung durch Streaming-Plattformen nach wie vor.

In welchem Format gesendet wird (üblicherweise MP3, AAC oder Ogg Vorbis), entzieht sich der Entscheidung des Kunden. Unterschiede stellten die Experten von Chip auch in der Bitrate fest, die letztlich über die Soundqualität entscheidet. So bieten Deezer, Google Play Music, Juke, Music Unlimited, Simfy und Spotify eine maximale Bitrate von 320 KBit/s. Das entspricht im Grunde CD-Qualität. Auf mobilen Geräten ist diese Datenmenge häufig reduziert, wobei die meisten Dienste eine Anpassung in den Einstellungen bis zur Hi-Fi-Qualität erlauben.

Testen, teilen, zahlen
Alle Streamingdienste bieten eine kostenlose Testphase an. User müssen sich dafür mit einer E-Mail-Adresse anmelden. Bei Ampya, Deezer, Juke Rdio und Spotify ist das auch über das Facebook-Konto möglich. Lieblingshits lassen sich so mit anderen Usern aus der Freundesliste teilen. Spotify hat dieses System besonders stark ausgebaut: Anwender sehen direkt im Player, wer was gehört hat und können diese Songs ebenfalls abspielen. Nach der Testphase muss sich der Kunde für einen Tarif entscheiden. Die Preise für den stationären Gebrauch auf dem PC liegen bei knapp fünf Euro pro Monat. Simfy ist mit 4,49 Euro der günstigste Dienst, Napster repräsentiert mit 7,95 Euro das obere Ende. Premiumtarife von rund zehn Euro monatlich schließen die mobile Nutzung auf Smartphone, iPod und Tablet ein. Eine werbefinanzierte, kostenlose Nutzung bieten derzeit nur Ampya, Spotify und Deezer an, letztgenannter aber maximal für ein Jahr. Der Haken: Werbeintervalle unterschiedlicher Länge trüben einen ungestörten Dauergenuss.

Den gesamten Testbericht mit weiteren Informationen zur Benutzerführung und zu Features wie Webplayer und Apps finden sich in der Ausgabe 09/2014 von Chip, die im Handel sowie im Chip Kiosk erhältlich ist

Schweizer Tanznetzwerk expandiert Richtung Jura

Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) ist von Reso (Réseau Danse Suisse/Tanznetzwerk Schweiz) als Mitglied aufgenommen worden.

Tanzproduktion Accords des TOBS. Foto: Filip Vanzieleghem

Reso ist ein Netzwerk aus Organisationen aus dem Bereich des professionellen Tanzschaffens und setzt sich als Verein organisiert für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Tanz ein, kämpft für mehr Anerkennung der Sparte im kulturpolitischen Kontext und setzt gemeinsam mit den Förderinstanzen die Vision einer koordinierten, umfassenden Tanzförderung um.

Die Aufnahme von TOBS könne, so die Bieler laut ihrer Medienmitteilung, auch als Bestätigung dafür angesehen werden, dass sich die noch junge Tanzsparte ihres Hauses bereits einen festen Platz in der Schweizer Tanz-Szene habe erobern können.

Als nächste Tanzproduktionen stehen bei Theater Orchester Biel Solothurn «Rising» von und mit Aakash Odedra (10./11. April in Solothurn – im Rahmen des Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps) sowie «TraumRaum» von Anja Gysin (10./12. Juni in Solothurn und 16. Juni in Biel) auf dem Programm.

Exil und Migration in der Musikkultur

Das Musikfestival «Szenenwechsel» der Hochschule Luzern präsentiert Werke mit Bezug zu politischen, wirtschaftlichen oder privaten Exil-Erfahrungen. Parallel dazu wird das Internationale Symposium «Exile and Emigration in Music Culture» veranstaltet.

Foto: Rike/pixelio.de

Das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Symposium «öffnet die Perspektive auf sämtliche Situationen, in denen Personen aus politischen, religiösen und wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat entweder physisch oder im Sinne einer inneren Emigration verlassen und lädt zur Diskussion über neueste Erkenntnisse zur musikalischen Exil- und Emigrationsforschung».

Das Festival findet vom 24. bis 29. Januar 2016 in Luzern statt. Erstmals geben dabei die Junge Philharmonie Zentralschweiz und das Luzerner Sinfonieorchester ein gemeinsames Konzert.

Das Festival und insbesondere ein Sinfoniekonzert vom 27. Januar sind dem Dirigenten Israel Yinon (1956–2015) gewidmet, der am letztjährigen Festival während der Aufführung der «Alpensinfonie» mit der Jungen Philharmonie Zentralschweiz unerwartet verstorben ist. «Die Thematik des Exils, der Emigration stand dem Weltbürger nahe und beschäftigte ihn immer wieder», so Musikhochschul-Direktor Michael Kaufmann.

Mehr Infos: www.hslu.ch/szenenwechsel

«Le chiese di Assisi» von Walter Furrer

Heinz-Roland Schneeberger führte die Komposition «Le chiese di Assisi, nove visioni musicali per organo» am 13. Juli 1973 erstmals vollständig auf. Eine Begegnung.

Heinz-Roland Schneeberger und Beatrice Wolf-Furrer. Foto: Beat Sieber

1973 hielt Walter Furrer (1902–1978) den tiefen Eindruck, den die neun Kirchen der umbrischen Stadt Assisi in ihm ausgelöst hatten, in der Komposition Le chiese di Assisi, nove visioni musicali per organo fest. Obwohl die Orgel nicht sein hauptsächliches Medium war, griff er, sobald es um die musikalische Umsetzung ausgeprägt spiritualistischer Erlebnisse ging, unweigerlich zu diesem Instrument.

Da ich mich seit 2014 intensiv um die Wiederbelebung des – von der Burgerbibliothek Bern verwalteten – Furrerschen Oeuvres bemühe, sind mir auch Kontakte mit Musikern wichtig, die meinen Vater noch gekannt haben. Von dem Organisten Heinz-Roland Schneeberger wusste ich, dass er noch lebte, doch gelang es mir zunächst nicht, ihn ausfindig zu machen, auch im Internet war er nicht präsent. Schliesslich erfuhr ich aus Fachkreisen, dass er sich in der Altersresidenz Bellevue-Park in Thun aufhalte.

Und so kam es am Samstagnachmittag, dem 5. Dezember 2015, in der eleganten Lounge des Bellevue-Parks zu einer persönlichen Unterhaltung. Unterstützt wurde ich dabei von Beat Sieber, dem Geschäftsführer des Berner Kammerorchesters und Sekretär des im Juli 2015 gegründeten Fördervereins Komponist Walter Furrer, der das Gespräch fotografisch und filmisch festhielt und sich auch mit einigen Fragen daran beteiligte.

Während des knapp einstündigen Gesprächs erfuhr ich einige wichtige Details. Der Organist, 1928 geboren, liess sich am Seminar Muristalden zum Primarlehrer ausbilden und war bis zu seiner Pensionierung 1993 an verschiedenen Schulen in der Schweiz tätig, die wichtigsten Stationen waren St. Moritz und Herisau.

Als Fünfzehnjähriger kam er erstmals mit dem Instrument in Kontakt, dem er ein Leben lang treu bleiben sollte. Am Seminar, in dem, wie damals üblich, auch Gottesdienste mit musikalischer Umrahmung stattfanden, erhielt er seinen ersten Unterricht. Später setzte er am Konservatorium Zürich seine Orgelstudien fort, wo der damalige Fraumünster-Organist Heinrich Funk sein Lehrer war, und bei Heinrich Gurtner, dem langjährigen Organisten des Berner Münsters, erwarb er schliesslich das Konzertdiplom. In der Folge entfaltete er, neben dem pädagogischen Brotberuf, eine rege Konzerttätigkeit als Organist in der ganzen Schweiz und teilweise auch im Ausland.

Heinz-Roland Schneeberger. Foto: Beat Sieber

Zurück zu Walter Furrer: In den sechziger Jahren lernte er durch seine zweite Ehefrau, die Sopranistin Margreth Furrer-Vogt, Heinz-Roland Schneeberger kennen, der zum Hauptinterpreten seiner Orgelkompositionen wurde. Sie hatte schon längere Zeit mit Schneeberger zusammengearbeitet und sich dabei insbesondere mit Kompositionen von Hans Studer profiliert. Walter Furrer war vom Orgelspiel Schneebergers begeistert und machte ihn mit seinem eingangs erwähnten Werk Le chiese di Assisi, nove visioni musicali per organo bekannt.

Am 13. Juli 1973 hob Heinz-Roland Schneeberger in der Lausanner Kathedrale den gesamten Chiese-Zyklus aus der Taufe. Am 2. August des gleichen Jahres brachte er ihn in der St. Baafskathedraal in Gent (Belgien) im Rahmen eines grossen Orgelkonzerts, bei dem, wie sich der Organist noch genau erinnert, auch das Ehepaar Furrer-Vogt anwesend war. 1974 und 1975 folgten Aufführngen im Berner Münster sowie in der Kathedrale Chur, wobei nur Teile der Chiese-Komposition dargeboten wurden. Nach dem gleichen Prinzip verfuhr Schneeberger auch in den USA, wo er im Oktober 1980, also gut zweieinhalb Jahre nach Walter Furrers Tod, an vier Aufführungsorten jeweils die auf die Kirchen Santa Chiara und San Rufino bezogenen visioni spielte.

Dieser Kontakt war, wie der Organist berichtet, im Engadin durch einen guten Bekannten, den nach Amerika ausgewanderten Schweizer Organisten Frank Herand, zustande gekommen. Dieser organisierte die vier Konzerte, und zwar unter folgenden zwei Bedingungen: Es sollte «kein Bach» gespielt und ein zeitgenössischer Schweizer Komponist vorgestellt werden. So kam es, dass die beiden genannten visioni auch in überseeischem Gebiet erklangen.

Es sei noch erwähnt, dass Heinz-Roland Schneeberger auch den 142. Psalm für Sopran und Orgel, den Walter Furrer 1967 unter dem Eindruck des Sechs-Tage-Krieges schrieb, zusammen mit Margreth Furrer-Vogt gestaltete. Er erinnere sich noch genau an das Konzert, das am 28. August 1970 in der Schlosskirche Interlaken stattfand und dem Komponisten wie den Interpreten viel Anerkennung einbrachte.

Wie Walter Furrer als Mensch auf ihn gewirkt habe, fragte ich abschliessend den Organisten. Impulsiv und ungeduldig sei er gewesen, antwortete Herr Schneeberger, und beim Orgelspiel habe er ihn durch hörbare Reaktionen bisweilen etwas gestört. Aber im grossen Ganzen habe er ihn gemocht.

Vielen Dank, lieber Herr Schneeberger, dass Sie dieses Gespräch ermöglicht haben.

Walter Furrer

Furrer wurde am 28. Juli 1902 in Plauen im Vogtland geboren. Seine Eltern waren der Schweizer Ingenieur Adolf Furrer und Martha Furrer-Riedel, die älteste Tochter des Lehrers und vogtländischen Mundartdichters Louis Riedel.

Walter Furrer. Foto: zVg

Artikel in der Schweizer Musikzeitung

Meine Studienjahre in Paris (SMZ November 2014)
Autobiografische Aufzeichnungen von Walter Furrer

«Ausgezeichnet, aber er übt zuviel» (SMZ 11/2014, S. 5 f., PDF)
Beatrice Wolf-Furrers Zusammenfassung von Walter Furrers autobiografischen Aufzeichnungen «Meine Studienjahre in Paris»

Ein zu Unrecht vergessener Komponist (SMZ Januar/Februar 2016, Print, PDF)
Notiz zu Leben und Werk Walter Furrers (1902-1978), eines zu Unrecht vergessenen Schweizer Komponisten von Beatrice Wolf-Furrer

Heinz-Roland Schneeberger erinnert sich an Walter Furrer (SMZ Januar 2016, Web)
von Beatrice Wolf-Furrer

Klaus Cornell und Walter Kläy erinnern sich (SMZ Mai 2016, Web)
von Beatrice Wolf-Furrer

Walter Furrer und Antony Morf (SMZ Januar 2017, Web)
von Beatrice Wolf-Furrer

Das Walter-Furrer-«Revival» (SMZ Februar 2021, Web)
Konzerte, Aufnahmen und Publikationen der letzten Jahre
von Beatrice Wolf-Furrer

 

Links

Website Walter Furrer

Wikipedia

https://neo.mx3.ch/walterfurrer

«Weltgrösste Gemeinschaftskomposition»

125 der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten und Komponistinnen haben auf Initiative des Forums Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML] gemeinsam das Werk «Party Pieces» geschrieben.

In der Ausstellung der Partituren (Bild: FMZL)

Die «Party Pieces» sind laut den Initianten die grösste Gemeinschaftskomposition der Welt und «ein aufsehenerregendes Beispiel künstlerischen Networkings über alle Landesgrenzen hinweg». Nach der Uraufführung in New York findet die europäische Erstaufführung dieser musikalischen Gesamtschau heutiger Kompositionstechniken am 20. Januar in Leipzig statt.

Initiiert und koordiniert durch das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML], haben alle der beteiligten Künstlerinnen und Künstler gemeinsam ein strenges Konzept umgesetzt, das von einem vierköpfigen Kuratorium entwickelt worden ist. Die Reihenfolge ist in über 1000 Münzwürfen (basierend auf dem altchinesischen Orakelbuch «I Ging» – John Cage lässt grüssen) festgelegt worden.

Alle Beteiligten haben handschriftlich ein Werk von fünf Takten (maximal eine Minute) für ein zehnköpfiges Ensemble verfasst. Der jeweilig letzte Takt ist an den nächsten oder die nächste auf der Liste weitergeschickt worden. Das Werk wanderte also 125 mal um die Welt.

Die 125 Originalmanuskripte sind reproduziert und in einer limitierten, handgefertigten, mittlerweile mehrfach ausgezeichneten Box publiziert worden.

Wettbewerbskommission büsst Klavierhändler

Die Schweizer Wettbewerbskommission (WEKO) sanktioniert Musik Hug und die AKHZ Management AG (ehemals Krompholz AG) mit Bussen von insgesamt 528‘000 Franken. Die beiden Händler von Flügeln und Klavieren haben mit horizontalen Preisabsprachen gegen das Kartellgesetz verstossen.

Foto: Lukas/pixelio.de

In ihrem Entscheid stellte die WEKO fest, dass Musik Hug und Krompholz  untereinander Listenpreise und Rabatte für Flügel und Klaviere der Hersteller Steinway & Sons und Grotrian-Steinweg vereinbarten. Zwar hat auch die La Bottega del Pianoforte SA ihre Preise in unzulässiger Weise auf diese Absprache abgestimmt. Da diese ihren Kartellrechtsverstoss jedoch als erstes Unternehmen angezeigt hatte, wird ihr die Sanktion erlassen.

Die Hersteller Steinway & Sons sowie Grotrian-Steinweg gaben ihrerseits keine Mindest- oder Festpreise vor, unterstützten die Abreden der Händler aber durch das Drucken der vereinbarten Listenpreise. Diese beiden Firmen haben sich in einvernehmlichen Regelungen verpflichtet, derartige Verhaltensweisen in Zukunft zu unterlassen.

Die Untersuchung wurde am 28. November 2012 aufgrund einer Anfrage des Hochbauamtes des Kantons Zürich eröffnet. Die damals im Raum stehenden möglichen Kartellrechtsverstösse im Zusammenhang mit dem Beschaffungsverfahren für Flügel und Klaviere für die Zürcher Hochschule der Künste in der ehemaligen Toni-Molkerei haben sich nicht bestätigt. Die Untersuchung förderte hingegen die oben erwähnte umfassende Abrede von Listenpreisen und Rabatten zwischen den genannten Händlern zu Tage.

Der Entscheid der WEKO kann an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden.

Chur ruft Talentklassen ins Leben

Im November 2015 hat der Churer Gemeinderat grünes Licht zu städtischen Talentklassen für musisch und sportlich begabte Jugendliche der Real- und Sekundarstufe gegeben. Im Schuljahr 2016/17 wird das Konzept erstmals umgesetzt.

Jugendliche auf dem Churer Stadtplatz. Foto: Mor – flickr

Das Führen von Talentklassen erlaubt es sportlich und musikalisch begabten Jugendlichen, sich in einem förderorientierten Umfeld in Schule und Talentbereich möglichst positiv und erfolgreich zu entwickeln, heisst es in der Botschaft des Gemeinderates. Die Churer Klassen ergänzen die bereits bestehenden Angebote in Ilanz, St Moritz-Champfèr und Davos.

Die Nachfrage nach dem Zusatzangebot Musik sei wesentlich kleiner als dasjenige für den Sport, heisst es in der Botschaft weiter. Nur wenige Jugendliche besuchten im letzten Jahr den Musikbereich der Scoula Sportiva St. Moritz-Champfèr oder der Talentschule Ilanz. Im Engadin waren es ein Knabe von 22 Jugendlichen, in Ilanz drei Mädchen von 32 Schülerinnen und Schülern.

Im aktuellen Schuljahr 2015/2016 sind in St. Moritz-Champfèr vier, in Ilanz zwei und in Davos (Neueröffnung der Talentschule) keine Schülerinnen und Schüler mit dem Talentbereich Musik eingetreten. Zurzeit werden von den in Graubünden geschulten 96 Talenten acht im Musikbereich gefördert. In Chur wird nicht zuletzt aufgrund des umfassenden Angebots der Musikschule mit einem grösseren Anteil von fünf bis acht Musikerinnen oder Musikern pro Jahrgang gerechnet.

 

Tod des Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez

Der eng mit dem Lucerne Festival verbundene französische Komponist und Dirigent Pierre Boulez ist laut Angaben seiner Familie gestern Nacht in Baden-Baden im Alter von 90 Jahren verstorben.

Boulez 2007 im Kreis des Lucerne Festival Academy Orchestra (Foto: Lucerne Festival/Priska Ketterer)

Historisch betrachtet, verdanke Luzern die Bekanntschaft mit Pierre Boulez seinem grössten Freund und Förderer Paul Sacher, schreibt Lucerne-Festival-Intendant Michael Haefliger in einer ersten Würdigung. Als Mitglied der damaligen Programmkommission habe Sacher bereits in den 1960er Jahren Boulez als Dirigenten empfohlen. In einem Gesprächskonzert stellte er den Komponisten 1983 dem Luzerner Publikum vor, nachdem Boulez erstmals 1975 mit dem New York Philharmonic in zwei Konzerten hier gastiert hatte.

Lucerne Festival, so Haefliger weiter, danke Pierre Boulez «für seinen unschätzbaren Beitrag zur Weiterentwicklung eines Festivals, in dessen Herzen das Engagement für die Musikergeneration von morgen und die Musik unserer Zeit eine bestimmende Rolle spielt und spielen wird».

Der 1925 in Montbrison geborene Pierre Boulez studierte bei Olivier Messiaen und René Leibowitz. Mit Douze Notations (1945) und zwei Klaviersonaten (1946/48) trat er erstmals als Komponist in Erscheinung; seinen weltweiten Ruf festigte vor allem die Uraufführung der Kammerkantate Le Marteau sans Maître (1955) in Baden-Baden.

Als Dirigent war er Musikalischer Leiter des BBC Symphony Orchestra (1960–72) und des New York Philharmonic (1971–75). Anschliessend war er von 1976 bis 1991 als Leiter des von ihm gegründeten IRCAM, des Forschungsinstituts für zeitgenössische Musik am Centre Pompidou, und des Ensemble intercontemporain in Paris tätig.

2003 begründete er die Lucerne Festival Academy. Pierre Boulez war Träger des Siemens-Musikpreises, des «Praemium Imperiale», des Theodor-W.-Adorno-Preises, des «Polar Music Prize», des «Kyoto Prize» und des Adenauer-de Gaulle-Preises.

Berner Exekutive verabschiedet Kulturstrategie

Der Gemeinderat der Stadt Bern (die Exekutive) hat vier Grundprinzipien der künftigen Kulturstrategie verabschiedet. Es sind dies die Bekenntnisse zur Kulturstadt Bern, zur Vielfalt der kulturellen Akteure, zur Kultur als öffentliches Interesse und zu Partnerschaft und Dialog.

Franziska Teuscher, Reto Nause, Alexander Tschäppät, Ursula Wyss, Alexandre Schmidt. Foto: Stadt Bern

Im September 2015 sind die Arbeiten an der gesamtstädtischen Kulturstrategie aufgenommen und ein partizipativer Prozess lanciert worden. Die von der Stadtregierung verabschiedeten Grundprinzipien schaffen die politische und inhaltliche Basis für das erste Berner Kulturforum, das am 18. Januar 2016 durchgeführt wird.

Im Workshop werden Handlungsfelder, die sich aus den Grundprinzipien ableiten lassen, vorgestellt, diskutiert und entsprechende Ziele definiert. Die Projektleitung wird daraus, unterstützt von Expertengruppe und Projektgruppe, einen Massnahmenplan erarbeiten, der am zweiten Kulturforum im Frühsommer 2016 zur Diskussion gestellt wird.

«Ausgehend von einem breit gefassten Kulturbegriff», schreibt die Stadt, bekenne sich der Gemeinderat «mit den vier Grundprinzipien der künftigen Kulturstrategie zur Kulturstadt Bern, zur Vielfalt der kulturellen Akteure, zur Kultur als öffentliches Interesse und zu Partnerschaft und Dialog».

Mehr Infos: www.bern.ch/kulturstrategie
 

Musikunterricht fördert den schulischen Erfolg

Ein Studie der portugiesischen Escola Superior de Educação de Coimbra stützt die Vermutung, dass zwischen Musikunterricht und schulischem Erfolg ein Zusammenhang besteht. Fragen bleiben zu den konkreten Wirkmechanismen.

Jugendliche in der Freizeit. Foto: Photocapy, flickr,SMPV

Für die Studie haben die Erziehungswissenschaftler Carlos dos Santos-Luiz, Lisete Mónico, Leandro S. Almeida und Daniela Coimbra die schulischen Leistungen von insgesamt 110 Schülerinnen und Schülern mit und ohne Musikbildung untersucht. Weitere untersuchte Faktoren waren der sozioökonomische Status, die Intelligenz, die Motivation und frühere Schulerfolge. Untersucht wurden die Gruppen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren und drei Jahre später. 

Dabei zeigte sich, dass die musikalisch Geschulten signifikant besser abschnitten. Besonders deutlich war dies mit Blick auf den Sprachunterricht (Portugiesisch) und die Naturwissenschaften der Fall. Der Effekt blieb überdies stabil, wenn besondere Merkmale des sozioökonomischen Status, der Intelligenz und der Motivation eingerechnet wurden.  

Originalartikel: C dos Santos-Luiz, L S. M. Mónico, L S. Almeida et al., «Exploring the long-term associations between adolescents’ music training and academic achievement», Musicae Scientiae, 31. Dezember 2015, msx.sagepub.com

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