Some like it hot

Drei Hefte, die Saxofonistinnen und Saxofonisten den Weg von der Klassik zum Jazz ebnen oder umgekehrt.

Foto: Kevin Maillefer / unsplash.com

Jazzinspirierte Kompositionen haben im Repertoire der klassischen Saxofonvirtuosen und Lehrenden an Musikschulen allgemein einen besonderen Stellenwert, bilden sie doch eine vermittelnde Brücke zwischen zwei Welten, die unvereinbar scheinen und es für einzelne Musikerinnen und Musiker bezüglich ihrer stilistischen Eigenheiten und der ästhetischen Praxis definitiv auch sind. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, den Blick in Nachbars Garten zu wagen, wo ihn ungewohntes Terrain wahrscheinlich letzten Endes musikalisch beflügeln wird – viele Saxofonistinnen und Saxofonisten haben diesen Schritt mit Leichtigkeit genommen und leben das Profil Klassik in enger Anlehnung an das Profil Jazz und umgekehrt.

Vielleicht war Billy Barton, Saxofonist der Londoner Savoy Orpheans Band, einer der Ersten, dem dieser Schritt dank der Uraufführung der Hot-Sonate von Erwin Schulhoff 1930 gelungen ist. Viel aufschlussreiches Hintergrundwissen und Vermutungen, die zu musikwissenschaftlichen Forschungen anregen, finden sich dazu im Vorwort der Urtext-Ausgabe des Henle Verlags. Darüber hinaus macht diese Edition in Ossia-Systemen die originale Saxofonstimme der Uraufführung zugänglich. Dies ist vor allem ein Gewinn im hohen Register (b2) und ein Anreiz für Studierende und Schüler der Oberstufe, sich mit Altissimo-Tönen zu befassen.Image

Billy Wilders «some like it hot» trifft wohl auch auf Jeremy Norris zu. Seine Jazz-Suite wagt sich im Register sogar ins c3 hoch! Auch seine musikalische Sprache ist von synkopischen Rhythmen und vom Blues inspirierten Harmonien und Melodien charakterisiert. Dass die Spielenden das typische Jazz-Merkmal Swing verinnerlicht haben, ist in dieser Komposition eine unverzichtbare Voraussetzung, wogegen sich bei Schulhoff eher die Strukturen der klassischen Sonatenform als Lernfeld anbieten. Beiden Werken eigen ist das Festhalten der Jazz-Idiome durch Notation. Bei Norris ist das Aufs-Papier-Bringen ein unverkrampfter, spielerischer und soweit als möglich spontaner Prozess. Diese Herangehensweise ist auf jeden Fall ein «Brückenangebot», das Saxofonisten mit klassischer Schulung die Berührung mit der Stilistik des Jazz auf hohem Niveau ermöglicht. Die eher «Some-like-it-cool-Haltung» dieser Sprache kommt insbesondere auf dem Youtube-Video von Jeremy Norris und Fabio Calzavara zum Ausdruck: Hier trifft die Unbefangenheit für einen Moment auf das altbekannte Klischee des Saxofons als Symbolträger für erotische Anspielungen. Es ist den Interpreten überlassen, wie viel Inspiration und Spass sie daraus gewinnen.Image

Einen ebenso erfrischenden Zugang zur Musik haben die beiden Musiker und Komponisten Klaus Dickbauer und Martin Gasselsberger. Ihre leichten bis mittelschweren Songs für Altsaxofon und Klavier sind für jeden Unterricht eine gelungene Bereicherung. Entsprechend dem Tagebuchgedanken im Albumtitel My Song Diary sind alle Stücke von unterschiedlicher Alltagsatmosphäre und erhalten durch Variationen bei Taktarten, Grooves, Instrumentierung, Arrangement etc. ihre abwechslungsreichen Schattierungen. Dies alles belegt die subtil produzierte Begleit-CD. Also ein Muss für den jugendlichen Musikgeschmack; wobei zu beachten ist, dass an Musikschulen die Schülerinnen und Schüler primär ihre aktuellen «Pop-Hits» nachspielen möchten und My Song Diary nicht zuletzt wegen harmonischen und kompositorischen Feinheiten nicht immer leicht zugänglich ist. Diese reizvollen Widerstände gilt es, musikpädagogisch zu begleiten.

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Erwin Schulhoff: Hot-Sonate für Altsaxofon und Klavier, hg. von Frank Lunte, HN 1369, € 17.00, G. Henle, München

Jeremy Norris: Jazz Suite für Altsaxofon (Klarinette) und Klavier, ED 21923, € 24.50, Schott, Mainz

Klaus Dickbauer, Martin Gasselsberger: My Song Diary, 12 leichte bis mittelschwere Stücke für Altsaxofon, mit CD: UE 38045, € 16.95; Klavierbegleitung: UE 38046, € 9.95; Universal Edition, Wien

Bizarre Kämpfe

Zwei Werke von Jorge E. López legt das Collegium Novum Zürich unter der Leitung von Jonathan Stockhammer als Ersteinspielungen vor.

Ausschnitt aus dem CD-Cover

In der Tat denkt man an Kämpfe, wenn man diese kraftvolle und oft rabiate Musik hört. Zwei grosse Werke bietet die bei Neos erschienene CD: das Ensemblestück mit eben jenem Titel Kampfhandlungen/Traumhandlungen op. 11 (1995/98) und eine Kammersymphonie «A végső Tavasz» op. 23 (2009/2011). Beide sind kaum auf einen Nenner zu bringen. Ein rituell-ernster Ton ist zwar stets präsent, doch Jorge E. López pflegt dabei ein ungeheuer flexibles Komponieren.

Die Kammersymphonie unterstreicht López‘ ästhetische Haltung: «Ich habe mich nie mit dem Begriff ‹Neue Musik› identifiziert. Eher trieb mich von Anfang an, dass es darum geht, das Uralte präsent zu machen. Ich suche nicht das Neue, sondern suche eher das Verdrängte.» Es kommt zu aberwitzigen Referenzen an Gustav Mahler, an Beethoven und an Gustav Holst. Mit manieristischer Artistik gelingt López ein bizarrer, ja fantastischer Wurf.

Das Collegium Novum Zürich unter der Leitung von Jonathan Stockhammer spielt sehr akkurat, mit viel Aufmerksamkeit fürs Detail, zugleich an entsprechenden Stellen kraftvoll. Die vom ungarischen Dichter Endre Ady stammenden Zeilen singt Leslie Leon in der Kammersymphonie expressiv, vermag aber auch zum ironisch distanzierten Ton zu wechseln. Eine furiose Aufnahmequalität des Schweizer Radios SRF und ein informativer, gut lesbarer Booklet-Text von Jens Schubbe runden den herausragenden Eindruck ab.

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Jorge E. López: Kampfhandlungen/Traumhandlungen op. 11 / Zweite Kammersymphonie «A végső Tavasz» op. 23. Leslie Leon, Sopran; Collegium Novum Zürich; Jonathan Stockhammer, Leitung. Neos 11912

Gezupft und angeschlagen statt gesungen

Auf Harfe und Klavier spielt das Duo Praxedis Stücke von Carl Rütti. Sowohl die originalen Kompositionen wie die Arrangements von Chorwerken zeichnen sich durch ein breites Stimmungsspektrum aus.

Duo Praxedis. Foto: zVg

Das Duo Praxedis vereint die Harfe mit dem Klavier. Die beiden Interpretinnen Praxedis Hug-Rütti (Harfe) und Praxedis Geneviève Hug (Klavier) widmen ihre neuste CD dem Komponisten Carl Rütti, der seinen 70. Geburtstag feiern kann. Dabei handelt es sich nicht nur um eine «familiäre» Geste für den Bruder und Onkel, sondern um ein interessantes und musikalisch engagiertes Gemeinschaftswerk.

Carl Rütti hat sich als Komponist international profiliert. Sein Schaffen hat er zwar auf alle musikalischen Bereiche ausser der Oper ausgedehnt, im Zentrum stehen jedoch vielstimmige, technisch anspruchsvolle und klanglich raffinierte Werke für britische Spitzenchöre. Seit einem Studienaufenthalt in London ist Rütti mit der dortigen Chorszene eng verbunden, oft schreibt er in deren Auftrag.

Rütti war als vielseitiger Pianist auch ein gefragter Klavierpädagoge am Zürcher Konservatorium und wirkt als Organist in Oberägeri. Als Komponist hat er so viele Anfragen, dass er auswählen kann. Kein Wunder, denn seine Musik ist tonal und doch modern, rhythmisch raffiniert, hat Drive und Poesie, und sie klingt gut. Für sein umfassendes künstlerisches Schaffen erhielt Rütti 2005 den Anerkennungspreis des Kantons Zug und 2015 die Orlando-di-Lasso-Medaille.

Zu seinem runden Geburtstag sind oratorische Konzerte mit verschiedenen Uraufführungen in Zug, Zürich, Basel, Deutschland, Schweden und Grossbritannien angesagt. Dazu kommt die Präsentation der aktuellen CD. Die eingespielten Stücke sind hauptsächlich Arrangements seiner Chorwerke. Ungewohnte Besetzungen, wie hier Harfe und Klavier, interessieren Rütti seit jeher. Mit subtilem Gespür versteht er es, den gezupften und den angeschlagenen Saitenklang raffiniert zu verbinden. Das Booklet offenbart noch eine weitere, «geistliche» Inspirationsquelle Rüttis: die Dichterin und Nonne Silja Walter (1919–2011), von der er vieles vertont hat. Ihre Gedichte sind abgedruckt, obwohl die Stücke ja nicht gesungen werden. Ein anderer «geistlicher» Dichter seines Geschmacks ist der Pfarrer Ulrich Knellwolf.

Überraschend ist, dass diese Arrangements die Beschränkung auf die Kleinbesetzung Harfe und Klavier kaum vermuten lassen. Rüttis breites Spektrum von Stimmungen und Tonfarben weiss die Harfenistin Praxedis Hug-Rütti etwa im ihr gewidmeten Harfenbüchlein mit sicherem Gespür auszuloten. Auch im Einbezug des Klaviers, von Rütti sorgfältig und sparsam gehandhabt, zeigt sich durch das empfindsame Spiel der Pianistin seine poetische Kraft. Ein ansprechendes Geburtstagsgeschenk, auch für Harfen-Fans.

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Duo Praxedis – Carl Rütti: Works for Harp and Piano. Praxedis Hug-Rütti, Harfe; Praxedis Geneviève Hug, Klavier. Ars Produktion ARS 38 557

Wenn sich die Stimme verknotet

Schreckgespenst jeder Sängerin sind Knötchen auf den Stimmlippen. Eine Operation ist aber nur in wenigen Fällen notwendig.

Salome Zwicky — Sie stehen für Ungewissheit, Absagen, Timeout, Neuorientierung und Existenzangst. Oft stellt sich nicht nur die Frage, ob falsch gearbeitet wurde, auch Selbstvorwürfe und Schuldgefühle können die Folge sein. Meistens sind junge Sängerinnen in Ausbildung oder am Karriereanfang betroffen. Männer haben keine Knötchen, längere Stimmlippen scheinen immun zu sein.

Knötchen entstehen durch jede ungünstige Form der Stimmproduktion – nicht nur beim Singen. Es handelt sich um Verdickungen der Schleimhaut im mittleren Abschnitt der Stimmlippen durch ungünstige Phonation – daher der Fachbegriff Phonationsverdickungen.

Die Luft fliesst durch die geschlossenen Stimmlippen und erzeugt an deren Kante eine Schwingung. Der Luftstrom reibt und saugt an der Schleimhaut, am ausgeprägtesten in der Mitte der Stimmlippen. Zum eigenen Schutz verdickt sich die über-strapazierte Schleimhaut, ähnlich wie die Haut an Händen oder Füssen unter Druck und Reibung Schwielen hervorbringt. Die Verdickung an den Stimmlippen verschlechtert aber die Schwingungseigenschaften, so dass noch mehr ungünstiger Druck nötig ist für die Phonation – ein Teufelskreis entsteht.

Nicht jede knötchenartige Veränderung ist eine Phonationsverdickung. Echte Knötchen sind symmetrisch, also auf beiden Stimmlippen etwa gleich ausgebildet. Bei knötchenartigem Befund an nur einer Stimmlippe handelt es sich ziemlich sicher um eine andere Veränderung, zum Beispiel um Polypen oder Zysten. Diese verschwinden im Unterschied zu Knötchen auch dann nicht, wenn die Stimme geschont wird. Echte Knötchen können unter einer ein- bis zweiwöchigen Stimmruhe (nur leises, anstrengungsloses Sprechen, kein Singen mit Vollstimme) hingegen kleiner werden oder verschwinden. Nur löst diese vorübergehende Vorsicht das Problem nicht, die Verdickungen werden unter steigender Belastung erneut entstehen. Es ist wichtig, die eigentliche Ursache anzugehen.

Wenn echte Knötchen gefunden werden, stellt sich demnach zuerst die Frage nach der Ursache, und daraus wird die Form der Therapie abgeleitet. Das schädliche «zu viel» an den Stimmlippen setzt sich zusammen aus der mechanisch wirkenden Kraft und einem Zeitfaktor. Das heisst, es kommt darauf an, wie man Töne produziert (muskuläres Gleichgewicht, subglottischer Druck), aber auch wie oft, beziehungsweise wie lange man so singt. Sollten per Zufall Knötchen festgestellt werden, ist es wichtig zu wissen, dass sie nur bei gleichzeitiger Stimmstörung behandelt werden müssen. Manche Sängerinnen singen problemlos mit Ansätzen von Knötchen.

Der Therapieansatz ist immer ähnlich. Vereinfacht ausgedrückt muss gelernt werden, Töne – vor allem laute oder hohe Töne – mit Resonanz anstatt Druck erklingen zu lassen. Die Kraft zum Singen muss aus einer guten Atem- und Körpertechnik geschöpft werden und nicht mittels Kehlkopfmuskulatur erzeugt. Dasselbe Prin-zip gilt beim Sprechen im Alltag, im Klassenzimmer sowie auf der Bühne und wird auch in der Sprecherziehung, Gesangspädagogik oder Stimmtherapie (Logopädie) verfolgt. Atemführung, Stütze und Randstimmtraining entlasten den Kehlkopf. Bewährte Hilfsmittel sind LaxVox oder – ganz neu – die StimmMaske nach Doctor Vox. Bei manchen Sängerinnen müssen einzelne Bereiche der Gesangstechnik umgestellt werden. Das braucht Zeit, ist aber für das wei-tere Reüssieren im Beruf essentiell. Die operative Entfernung der Knötchen ist nur in wenigen Fällen notwendig und nur bei gleichzeitiger Korrektur der fehlerhaften Stimm-gebung sinnvoll.

Phonationsverdickungen sind nichts Schlimmes. Sie zeigen, dass die Art der Stimmbelastung in eine Sackgasse geführt hat, und sind ein Warnsignal für die Betroffenen, den Umgang mit ihrer Stimme zu überdenken und zu optimieren. Die Mühe lohnt sich. Das wichtige Zusammenwirken von Therapie und Pädagogik bietet die Chance, die eigene Stimme tiefgreifender kennenzulernen und dadurch Achtsamkeit und gesundes technisches Fundament zu erwerben. Es wird sich im wahrsten Sinne des Wortes «der Knoten lösen».

Salome Zwicky

… vom SingStimmZentrumZürich (www.sszz.ch) ist Fachärztin ORL mit Spezialgebiet Phoniatrie.

MKZ-Förderpreis Pop/Rock/Jazz verliehen

Elektro-Gitarrist und Sänger Dan Hunziker gewinnt den diesjährigen Finalwettbewerb von Musikschule Konservatorium Zürich. Der 20-jährige Aargauer erhält 3000 Franken.

Dan Hunziker (Bild: zVg)

Mit seiner Interpretation von Bluesrock-Klassikern wie «I Don’t Need No Doctor» und «Shame» sowie seiner Eigenkomposition «Wasting Time», wo er auch als Sänger auftrat, überzeugte Hunziker die Jury. Andrea F.G. Raschèr, Präsident der Förderstiftung MKZ, glaubte gar «einen jungen Jeff Beck» gehört zu haben. Dan Hunziker studiert im Pre-College von MKZ mit dem Ziel, in nicht allzu ferner Zukunft als Gitarrenlehrer seine Freude an der Musik und sein Wissen weiterzugeben.

Die Förderpreise MKZ werden jährlich für eine «herausragende künstlerische Leistung» verliehen und sind mit je 3000 Franken Preisgeld dotiert. Dieses von der Förderstiftung MKZ gestellte Preisgeld ist an einen musikalischen Verwendungszweck gebunden (Meisterkurse, CD-Produktionen oder ähnliches).
 

Duo Butterland wird ausgezeichnet

Das diesjährige Stipendium «Ici & Ailleurs 2019», das im Kanton Bern von der französischsprachigen Kommission für allgemeine kulturelle Fragen vergeben wird, geht an das Duo Butterland der Autorin Regina Dürig und des Elektromusikers Christian Müller.

Duo Butterland: Regina Dürig und Christian Müller (Foto: Arnold Haberl)

Die Autorin Regina Dürig und der Musiker Christian Müller arbeiten seit 2010 als Duo Butterland im Bereich Stories & Sound zusammen. Die Werke von Butterland haben meist skulpturalen Charakter und sind formal zwischen Liveperformance, Poetic Noise, Hörspiel und räumlicher Installation einzuordnen. Ihre Formate legen einen besonderen Fokus auf die Begegnung und den Austausch mit dem Publikum.

Das Duo greift Lieblingsthemata der französischen Philosophin, Linguistin und Feministin Luce Irigaray auf und möchte mit künstlerischen Mitteln, die von ihr inspirierten Begegnungen mit anderen hinterfragen. Ausgehend von ihren Texten und Begegnungen entsteht ein Epilog zu dritt, in dem Christian Müller mit musikalischen Strategien (Komposition, Aufnahmen) und Regina Dürig mit poetischem Zugriff arbeitet.

Mit dem Stipendium, das mit 20 000 Franken dotiert ist, unterstützt die französischsprachige Kommission für allgemeine kulturelle Fragen des Kantons Bern Künstlerinnen und Künstler bei der Erarbeitung eines gemeinsamen Projekts zwischen dem französischsprachigen Teil des Kantons Bern und einer anderen Region. Von den 13 eingegangenen Dossiers hat sich die Jury für das Projekt von Butterland entschieden.

Das Stipendium wird heuer zum dritten Mal vergeben. Das erste Stipendium ging an die Gestaltungskünstlerin Mingjun Luo, das zweite an den Musiker und Bildhauer Laurent Güdel. Die nächste Wettbewerbsausschreibung erfolgt im Frühling 2020.

Unbekannter Gast am Genfersee

Irische Abstammung, amerikanische Staatsbürgerschaft, deutsche Ausbildung, geprägt von Schumann und jahrelang in der Schweiz zu Hause: Diese CD macht mit Swan Hennessy bekannt.

RTÉ-Contempo-Quartett. Foto: zVg

Einige namhafte Komponisten – man denke etwa an Brahms, Strawinsky, Wagner oder Liszt – wurden durch längere oder kürzere Aufenthalte in der Schweiz zu bedeutenden Werken angeregt. Nicht so der in Paris ansässige amerikanische Komponist Swan Hennessy, der kriegsbedingt von 1915 bis 1919 in Veytaux am Genfersee lebte. Aus nicht näher bekannten Gründen entstand in den fünf Jahren kein einziges Werk.

Hennessys Werk wird erst seit einigen Jahren vermehrt zur Kenntnis genommen. In Illinois in den USA 1866 als Sohn eines irischen Auswanderers geboren, studierte er in Stuttgart. Kein Wunder, dass seine frühen Kompositionen von der deutschen Musik, insbesondere von Schumann, geprägt sind. Seine Übersiedlung nach Paris fällt mit einer Hinwendung zum musikalischen Impressionismus und zur Musik Debussys und Ravels zusammen, ab 1900 kommt ein Interesse an irischer und keltischer Musik hinzu.

Werke «im irischen Stil» machen einen wichtigen Teil von Hennessys Œuvre aus, das bis zu seinem Tod 1929 auf über 80 Werke mit Opuszahlen anwuchs. Sein Schaffen ist ausschliesslich der Klavier-, Vokal- und Kammermusik gewidmet. In ganz Europa, aber besonders in Irland wurden seine Kompositionen sehr positiv aufgenommen. Anders als andere Komponisten arbeitete Hennessy nicht mit Zitaten irischer Volksmusik, sondern eignete sich deren melodische und rhythmische Besonderheiten an.

Die Initiative, eine CD mit sämtlichen Streichquartetten und dem Streichtrio Swan Hennessys aufzunehmen, ist sehr lobenswert. Unter dem Label des irischen Radios RTÉ erschienen und vom ausgezeichneten hauseigenen RTÉ Contempo Quartet interpretiert, trägt diese Aufnahme dazu bei, Interesse für einen komplett vergessenen Komponisten zu wecken. Die Mitglieder des Streichquartetts, dem man mit Freude zuhört, kennen sich seit ihrer Schulzeit in Bukarest. Seit Jahren ist das Ensemble im irischen Galway beheimatet und hat sich sowohl mit Aufführungen des traditionellen Repertoires als auch mit Uraufführungen von zeitgenössischer irischer Musik einen Namen gemacht.

Besonders berührend ist Hennessys zweites Quartett op. 49 von 1920, das an Terence MacSwiney, den Lord Mayor of Cork, erinnern soll, der im gleichen Jahr in einem englischen Gefängnis nach einem Hungerstreik starb und so zu einem Märtyrer der irischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.

Dass Hennessy kein Freund der atonalen Musik und der Avantgarde im Allgemeinen war, ist seinen Kompositionen anzuhören. Sein Ziel war es, eine pan-keltische Musik zu schaffen, die sich auf die Traditionen Irlands, Schottlands und der Bretagne bezieht. Seine von einer milden Melancholie durchzogenen Streichquartette, denen extreme dynamische Kontraste und übersteigerte Emotionen fehlen, sind gute Beispiele dafür. Das RTÉ Contempo Quartet trifft ihren Tonfall perfekt und überzeugt durch nuancierte und klangschöne Interpretationen.

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Swan Hennessy: Complete String Quartets 1–4, Sérénade & String Trio. RTÉ Contempo Quartet (Bogdan Sofei und Ingrid Nicola, Violinen ; Andreea Banciu, Viola; Adrian Mantu, Violoncello). RTÉ lyric fm CD 159

Karriere-Ratgeber für Sängerinnen und Sänger

Vor allem die praktischen Tipps und die Breite der angesprochenen Themen machen den Wert dieses «Coaches» in Buchform aus.

Foto: Te NGuyen / Unsplash

Die Jazz-, Pop- und Rocksängerin LeeZa Nail hat ihre Erfahrungen als Sängerin zu einem Ratgeber zusammengestellt, der jungen Talenten helfen soll, die eigene Karriere an die Hand zu nehmen. Werden in den Kapiteln 1 bis 4 Musiktheorie, Gesangstechnik und Atemübungen in einer derartigen Schnellbleiche skizziert, dass sie eigentlich überflüssig wären, so präsentiert der zweite Teil des Buches Interessantes, Fundiertes und Praxisnahes, erfrischend und sinnvoll zusammengestellt: Wie erfindet man sich selbst? Das nötige Equipment und die Entwicklung einer «Eigenmarke» sind ebenso wichtig wie Selbst- und Zeitmanagement. Marketing, Werbung, Imagebildung und Outfit gehören dazu wie Lampenfieberbewältigung, Auswendiglernen, Organisation und Kommunikation, Webseite, Social Media und Flyer. Und nicht zuletzt muss der Businessplan stimmen: Versicherungen, Altersvorsorge und Nebenjobs sind zu planen. Entspannungs-, Bewegungs- und Ernährungstipps ergänzen die Vielfalt der angesprochenen Bereiche.

Die Infos sind mit Anekdoten und Wissenswertem aus der Praxis gespickt, eingefügte Interviews von Berufsmusikerinnen und -musikern geben Einblicke in den konkreten Berufsalltag und machen das Buch zu einer originellen und vielseitigen Lektüre vor allem für Berufsanfänger.

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LeeZa Nail: The Singer’s Coach. Der Karriere-Ratgeber, 160 S., € 18.95, Alfred Music, Köln 2019, ISBN 978-3947998081

Satirischer Blick auf die Musik und ihre Wissenschaft

Mechthild von Schoenebeck als Herausgeberin und ihre Mitautoren betrachten die Musik und ihre Wissenschaft mit anarchischem Witz.

Richard Strauss dirigiert. Zeitungskarrikatur von 1916. Quelle Byronmercury / wikimedia commons CC BY-SA 4.0

Mit dem Witz ist es manchmal eine ernste Sache. Denn während beispielsweise ein Physiker auch mal unterhaltsam mit seinem Gegenstand jongliert (die zugrunde liegenden Gesetze sind nun eben in Stein gemeisselt), gehört das humorvolle Spiel unter Geisteswissenschaftlern zu den schwierigsten Übungen überhaupt – ist dazu doch auch ein Stück gesunden Abstands und die Reflexion des eigenen Tuns und Handelns notwendig. Und so wird zwischen vorwitziger Korrektheit und unterhaltsamem Blödsinn höherer Ordnung meist nicht unterschieden. Dabei haben im Bereich der Musikgeschichte so herausragende «Komponistenpersönlichkeiten» wie PDQ Bach, Otto Jägermeier oder Giovanni Francesco Bicchini längst gezeigt, dass man zum Lachen nicht in den Keller gehen muss. Schon Max Steinitzer veröffentlichte 1910 den schönen Titel: Straussiana und Andres. Ein Büchlein musikalischen Humors meist mit und selten ohne, ernsthaft für und scherzhaft gegen Dr. Richard Strauss (kein Fake!).

Und nun sind also lustvolle Beiträge unter dem Titel Stichnoten erschienen. Wie es der Untertitel verheisst, findet man Erstaunliches, Ergötzliches und Erschröckliches – vom kulinarischen Werkstattbericht des (fiktiven) Sonderforschungsbereiches «Musik und Ernährung» über Stationen aus dem Leben des Musikologen Dr. Gundolf Stellmacher oder einem Beitrag über «Neue Deutsche Minne» bis hin zur Göttlichen Tirade. Ein intellektueller Höhepunkt stellt hier fraglos die Namenserweiterung zu Dmitri Schostrakowitrullala dar, später die Dortmunder Kücheninstallation Ein Amerikaner in Paris. Allzu billige Geschichten über ein gewisses Saiteninstrument in Altlage wird man hier hingegen nicht finden. Und das ist gut so.

Stichnoten. Erstaunliches, Ergötzliches und Erschröckliches aus der Welt der Musik, hg. von Mechthild von Schoenebeck, 168 S., € 29.90, Lit Verlag, Münster 2019, ISBN 978-3-643-14227-6

 

Moldau im Duett

Eine schöne Bearbeitung des sinfonischen Werks, die als kurze Einzelstücke oder zusammenhängende Konzertversion eingesetzt werden kann.

Die Warme Moldau, einer der beiden Quellflüsse. Foto: Ivo Lukačovič / wikimedia commons

Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um eine Bearbeitung der schönsten Motive aus der Moldau für zwei Querflöten. Die Tondichtung ist Teil des sinfonischen Zyklus Mein Vaterland von Bedřich Smetana. Auch im Original beginnt die Moldau mit zwei Querflöten, die die sprudelnden Quellen symbolisieren, aus denen dann der grosse Strom entsteht. Zunächst wechseln sich die beiden Instrumente mit den Melodieabschnitten ab, bis dann die erste Stimme die grosse Kantilene spielt. Im zweiten Teil «Wälder – Jagd» imitieren die Flöten wirkungsvoll das markante, punktierte Horn-Motiv, das klanglich in Terzen und Sexten geführt wird. Auch die «Bauernhochzeit» nähert sich durch die dichte Setzweise der Sechzehntel dem Original. «Mondschein – Nymphenreigen» orientiert sich am Anfang ebenfalls am originalen Satz, wobei die Bearbeiterin Jennifer Seubel empfiehlt, bei den vielen Sechzehnteln auch mal einen für die Atmung auszulassen. Im fünften Teil «Der breite Strom der Moldau – Vyšehrad-Motiv» nennt sie als Alternative, einzelne Stellen eine Oktave tiefer zu spielen.

Das thematische Geschehen spielt sich weitgehend in der ersten Stimme ab, sodass sich anbietet, zwischen den Sätzen die Stimmen zu tauschen, dies vor allem, weil die zweite Stimme, die die Begleitstimmen des Orchesters ersetzt, eine Herausforderung darstellt. Die Autorin schlägt vor, die Teile entweder als kurze abgeschlossene Stücke oder im Zusammenhang als Konzertversion zu interpretieren. Diese schöne Bearbeitung ist eine Bereicherung des Duo-Repertoires und auch gut mit fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern spielbar.

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Bedřich Smetana: Moldau, für zwei Querflöten arrangiert von Jennifer Seubel, BA 10929, € 13.95, Bärenreiter, Kassel 

Etüden als Miniaturen

30 originelle Etüden, die 30 verschiedene technische Probleme angehen helfen und erst noch gut klingen.

Ausschnitt aus dem Titelblatt der «Moderní Klavírní Etudy»

Was mir gefällt an diesen Etüden: Sie sind kurz und bündig, greifen jedoch tief. Tief, sowohl vom Musikalischen her als auch im Hinblick auf die technischen Aufgaben und die Fertigkeit im Notenlesen. Ich spreche von den Moderní Klavírní Etudy des tschechischen Komponisten Jakub Metelka. Die Stücke bewegen sich durch alle Dur- und Molltonarten und beschäftigen sich je Etüde mit einem konkreten technischen Aspekt. Beispielsweise musikalische Verzierungen, Glissandi, Terz- und Sextintervalle, Polyrhythmik, Arpeggien, weite Lageverschiebungen. Trotz dieser klaren Absichten des Komponisten gelingt es ihm, sehr poetische und ansprechende Musik zu schreiben, fern schablonenhafter Abarbeitung technischer Muster.

Vom Schwierigkeitsgrad her bewegen sich die Miniaturen auf der Mittelstufe, und je nach Tempo und Qualitätsansprüchen werden sie doch recht knifflig. Im Klavierunterricht gezielt als «Etüde» eingesetzt, kann ich mir vorstellen, dass diese Stücke durchaus auch fortgeschritteneren Schülerinnen und Schülern Spass machen können. Als besonders wertvoll erachte ich auch die Beschäftigung mit Tonarten mit vielen Vorzeichen und damit verbunden das Lesen von Zusammenhängen sowie die Schulung des Gehörs.

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Jakub Metelka: Moderne Klavieretüden, BA 11559, mp3-Dateien online, € 13.50, Bärenreiter, Prag 2019

30-Jahre-Jubiläum und Buchvernissage

Viele hundert Kinder und Jugendliche haben in der lizenzierten Oltner Niederlassung der Pariser Agostini Drum School ihre ersten Beats getrommelt und sind zum Teil bis zum Profi avanciert.

Noby Lehmann mit zwei Studenten der Profi-Abteilung. Foto: Agostini Drum School Olten,SMPV

Viele Drummer wurden in der Profi-Abteilung (Berufsschule) zu professionellen Schlagzeuglehrerinnen und -lehrern ausgebildet. Und einige aufstrebende Grössen wie Philipp Schmid (Art o Nice), Flavio Mezzodi (Krokus, Stefanie Heinzmann), Alain Ackermann (Eluveitie) oder Giuseppe Urso (Florian Ast) haben bei der Agostini Drum School in Olten die Grundlagen für ihren Erfolg am Schlagzeug gelegt.

Am Tag der offenen Tür vom Samstag, 7. Dezember 2019, 10.30 bis zirka 15 Uhr, wird das dreissigjährige Bestehen der Schlagzeugschule in der Rötzmatt 10 gefeiert und die Neuauflage des Lehrbuchs The Drummer II lanciert. Der Gründer und Leiter der Agostini Drum School in Olten, der Schlagzeuglehrer Noby Lehmann, hat seine langjährige Erfahrung in dieses Lehrmittel für Fortgeschrittene eingearbeitet.

Interessierte, Freunde und Fans sind herzlich willkommen.
 

Mahler-Lieder neu erlebt

Lisa Batiashvili und Ronald Kornfeil haben fünf bekannte Lieder für Violine und Klavier gesetzt.

Ging heut morgen übers Feld … Foto: Tanguy Sauvin / unsplash.com

Wenn wir Mahler-Lieder, die wir so gut vom Hören kennen, dank der Bearbeitung von Ronald Kornfeil und Lisa Batiashvili selber spielen können, dringt der Reichtum der harmonischen und ausdrucksmässigen Mittel dieser Kompositionsweise richtig ins Bewusstsein und lässt uns tief eintauchen in die Gefühlswelt der Lieder. Die Gesangspartien sind geschickt auf die beiden Instrumente verteilt, die Orchesterpartien durchsichtig reduziert auf das Wesentliche, so dass sich eine runde Darstellung ergibt. Schade, dass im Heft die Texte nicht abgedruckt sind. Es wäre sogar wünschenswert, wenn die Worte in der Partitur bei den entsprechenden Noten stünden. Wer sich das mühsam mit Hilfe der Originalfassungen zusammenstellt, vermag die Lieder farbiger zu gestalten.

Enthalten sind: Erinnerung, Frühlingsmorgen, Ging heut morgen übers Feld, Das irdische Leben, Urlicht.

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Gustav Mahler: Ging heut morgen übers Feld, Fünf ausgewählte Lieder für Violine und Klavier arrangiert von Lisa Batiashvili, UE 36432, € 21.95, Universal Edition, Wien

Pro Helvetia öffnet die Türen

Zur Schlüsselübergabe und Einweihung des Hauses am Hirschengraben 22 lädt die Pro Helvetia am 6. Dezember zu einem Tag der offenen Tür ein.

Der Pro-Helvetia-Hauptsitz am Hirschengraben 22 in Zürich. Foto: Maya Wipf

Wie Pro Helvetia mitteilt, stammt der älteste Teil des denkmalgeschützten Baus aus dem Jahr 1725. Die Schweizer Kulturstiftung hat hier bereits seit 80 Jahren ihren Hauptsitz. Nach dem Umbau könne die Pro Helvetia nun «sämtliche Arbeitsplätze im selben Gebäudekomplex konzentrieren. Damit wird der Standort der Stiftung langfristig gesichert, was sowohl dieser als auch der Stadt ein Anliegen war.»

Am 6. Dezember findet um 14 Uhr zunächst die offizielle Einweihung samt Schlüsselübergabe statt. Danach bietet das offene Haus Einblick in die Räumlichkeiten mit verschiedenen Präsentationen und Kinderprogramm.

 

Weitere Informationen
 

https://prohelvetia.ch

Neues Verständnis für Konzertbearbeitungen

Andrea Wiesli hat in ihrer Dissertation die Schubert-Transkriptionen Franz Liszts einer umsichtigen Analyse unterzogen.

Pianistin und Autorin Andrea Wiesli. Foto: Sir Robin Photography

Mit ihrer Dissertation über die Schubert-Transkriptionen von Franz Liszt schuf die Schweizer Pianistin und Musikwissenschaftlerin Andrea Wiesli ein längst fälliges Plädoyer für virtuose Liedbearbeitungen. In elf Kapiteln von «Liszts Wege zu Schubert» über «Die Liedtranskription als neue Gattung» und «Schuberts Liederzyklen neu komponiert» bis zu «‹Mehr geträumt als betont› – Ästhetik und Dramaturgie des Schubert-Bildes bei Liszt» geht die Autorin hauptsächlich auf die pianistische Verwandlung von Schuberts Liedern in wegweisende Transkriptionen ein, um auch die Problematik von hinzukomponierten Ergänzungen einzubeziehen.

Im Zentrum der zahlreichen Werkbetrachtungen stehen als «Höhepunkte der frühen Schubert-Rezeption» die 1838 mit Abweichungen in Wien und Paris veröffentlichten 12 Lieder von Franz Schubert. Sie enthalten nebst den Melodien Auf dem Wasser zu singen und Rastlose Liebe auch so populäre wie etwa den Erlkönig oder Gretchen am Spinnrad. Wie prägend Form, Harmonik und Ästhetik des Wiener Vorbildes auf den Mitbegründer der Neudeutschen Schule einwirkten, erläutert sie in detailreichen, sprachlich brillanten Analysen dieser vielfach aufgelegten Transkriptionen. Auch der Exkurs zu den fast zeitgleich entstandenen Liedbearbeitungen von Stephen Heller oder die Darstellung der von Liszt orchestrierten Wandererfantasie als Klavierkonzert bereiten über die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus grosses Lesevergnügen.

Mit vergleichenden Notenzitaten geht Andrea Wiesli auch auf Liszt als eigenwilligen Herausgeber von Schuberts Klaviermusik, auf die orchestrierten Lieder und den ungarischen Ton bei beiden Komponisten ein. Sie weist mit ihrer fundamentalen Veröffentlichung erstmals umfassend nach, dass sich Liszts vielseitige Auseinandersetzung mit Schubert wie ein roter Faden durch sein Leben und Schaffen zieht. Wie die Autorin schreibt, gelang Liszt «ein Mittelweg zwischen Texttreue und Verselbständigung, der die Bearbeitung dem Original als ebenbürtiges Kunstwerk zur Seite stellte».

Sorgfältig recherchierte Daten der lisztschen Schubert-Rezeption während den Wiener Konzertreisen von 1838 bis 1846, ein Musikalienverzeichnis mit Druckplattennummern und eine umfangreiche Bibliografie runden die mit vielen Notenbeispielen grafisch subtil gestaltete Publikation ab.

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Andrea Wiesli: «Es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort». Die Schubert-Transkriptionen Franz Liszts, 328 S., zahlr. Notenbsp., € 60.00, Franz-Steiner-Verlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-515-12137-8

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