900presente führte «The Key to Songs» auf
Das am Conservatorio della Svizzera italiana beheimatete Ensemble 900presente führte am 26. März in Lugano und am 27. Mai in Florenz im Rahmen des «Maggio Elettrico» Morton Subotnicks «The Key to Songs» auf. Der Komponist war zu Gast und beantwortete ausführlich einige Fragen zu diesem 1985 entstandenen Werk und zur zeitgenössischen elektronischen Musik (in Englisch).

Where did the inspiration for your piece «The Key to Songs» come from?
That was more than 30 years ago; at that time, from the late ‘70s until the ’80s, ballet companies were doing my music. Every piece I wrote that was recorded was done by ballet companies all over the world. I loved seeing them, and I wanted to write a piece for ballet, but they never commissioned any, because they just took my music after I wrote it and danced to it. So I decided that I would write an imaginary ballet. I got a book by Max Ernst, one of the collage books, Une Semaine de Bonté (1933) and I took pictures from it. It was like photographs of a dancer flying through the air.
It was a surreal book, so there were very strange, surreal poems underneath each of the pictures.
I imagined what the ballet would have been like before and after he was up in the air and I made the music and my own choreography.
One of the pictures in Ernst’s book was called The Key to Songs, and it had nothing but little dots, no words. To me «The Key to Songs» was Schubert. So I picked a fragment by a Schubert song, you hear it, the strings play it often, and it gradually turns into something else. And I used that for the title The Key to Songs.
The funny thing is that once recorded it became a ballet! (smiling). 3 or 4 companies were dancing to that. I eventually wrote 3 imaginary ballets and they got all choreographed!
Vereinte Herzensprojekte
Martin Studer war mit dem Wiener Pianisten Paul Badura-Skoda und dem Duo Praxedis auf Tournee und brachte seine Version von Schuberts «Unvollendeter» erstmals zu Gehör.

Für den Dirigenten und Musikpädagogen Martin Studer ist Musik eine «Lebensschule». Das gilt vor allem für die Arbeit mit dem Neuen Zürcher Orchester, das er vor 25 Jahren gegründet hat. Der Wiener Pianist Paul Badura-Skoda war auf jeden Fall begeistert von der Frische der jungen Musikerinnen und Musiker in diesem Klangkörper, der sein eigenes Spiel als Solist beflügelte. Auch das Duo Praxedis sprüht vor Ideen, wenn hier Mutter und Tochter auf Harfe und Klavier neues Repertoire für diese Besetzung erschliessen. Jeder trug eigene Herzensanliegen in eine von Studer initiierte gemeinsame Konzerttournee nach Graz, Wien, Bern, Zürich und Zug.
Zu diesem Anlass hatte Studer sein Neues Zürcher Orchester mit den hoch motivierten Laien im Alumni-Orchester der Universität Bern vereint, mit dem Ziel, aus Profis und begeisterungsfähigen Laien ein produktives Ganzes zu formen und damit ein intensives Gemeinschaftserlebnis zu ermöglichen. Die Rechnung ging auf und sorgte – nicht nur im Wiener Musikverein – für Beifallsstürme! Schon Bedřich Smetanas sinfonische Dichtung Die Moldau verdeutlichte zum Auftakt alle Qualitäten dieser Konstellation: Nicht um aalglatte Perfektion geht es, dafür umso mehr um Emotion.
Produktives Miteinander
Paul Badura-Skoda spielte Mozarts c-Moll-Klavierkonzert KV 491 zum ersten Mal in den Fünfzigerjahren ein und seither mehrmals wieder. Also brachte der bald 90-jährige Pianist eines seiner Lieblingswerke in dieses grosse Ganze ein. Noch beim letzten Probendurchlauf gibt er vom Flügel aus klare Anweisungen an das Orchester – etwa, wo sich die Holzbläser noch stärker an die melodischen Linien des Klaviers anschmiegen können. Soviel produktives Miteinander macht den Weg frei für die Magie des Augenblicks! Aus grosser Dramatik heraus erhebt Badura-Skoda seine Stimme auf dem Bösendorfer. Das wirkt charismatisch und eindringlich, zugleich tief in sich ruhend. Gerade dieses Klavierkonzert in einer solchen Interpretation zeigt, dass Mozarts Musik viel reicher als einfach nur «schön» ist. Für den grossen Applaus bedankt sich Badura-Skoda mit dem fragil-verspielten Adagio für Glasharmonika.
Praxedis Genviève Hug und Praxedis Hug-Rütti sind auf Harfe und Klavier so symbiotisch aufeinander eingeschworen, wie es ihrer verwandtschaftlichen Bindung entspricht. Die Produktivität der beiden ist überbordend und ihre natürliche Begeisterung versprüht ansteckenden Charme. Für dieses Konzertprogramm haben sie das Doppelkonzert des heute wenig bekannten britischen Frühromantikers Elias Parish Alvars mit neuem Leben erfüllt. Kaum eine andere Musik könnte Mozarts Gestus treffender und leichtfüssiger weitertragen. Nicht so ambivalent und tiefschürfend wie Badura-Skoda, dafür lichtdurchflutet und phasenweise auch sehr walzerselig kommunizieren die Praxedis-Damen mit Studers Orchester.
Weiterdenken und weitergeben
Aber dies ist der ambitionierten Vorhaben noch nicht genug! Martin Studer hat schon sehr lange Franz Schuberts Sinfonie h-Moll, die sogenannte Unvollendete, erforscht. Seine Liebe zu den aufwühlenden Melodien nährte den Wunsch, Schuberts spätes Meisterwerk aus seinem unvollständigen Status zu erlösen. Also hat er nach akribischer Analysearbeit das vorhandene Material weitergedacht. Daraus entstanden schliesslich ein neuer dritter Satz und ein ebensolches Finale. Das Resultat wirkt auch bei kritischem Hinhören wie aus einem Guss. Denn eins war Studer besonders wichtig: voller Respekt vor Schuberts Tonsprache und keine «Einmischung» mit eigenen Ideen. Der Dirigent und Arrangeur bekräftigte im Gespräch: «Ich habe es überall so gemacht, wie ich denke, dass es Schubert gemacht hätte.»
Studers Dirigat stachelt im Wiener Musikverein sämtliche Beteiligten dieser Uraufführung zur Höchstform an. Zuverlässig nehmen die dunklen Emotionen gefangen und bauen sich erschütternde Steigerungen auf. Inmitten dieser ganzen Zerrissenheit lebt aber sehr viel Zartheit – und für sie ist nicht technische Perfektion, sondern Einfühlung die Basis.
Im Pausengespräch meinte Badura-Skoda, der im Oktober seinen 90. Geburtstag feiern wird, dass erfahrene Musiker den vielen jüngeren «Kollegen» einen reichen Schatz weitergeben könnten: «Die Fackel muss weiter brennen!»
Genfs Kulturwirtschaft unter der Lupe
Die Haute École de Gestion de Genève hat im Auftrag der Behörden die Bedeutung der Kreativ- und Kulturwirtschaft Genfs unter die Lupe genommen. Sie hat einen überdurchschnittlichen Anteil an der Wirtschaft der Stadt.

Laut der Studie «Le ‚poids‘ de l’économie créative et culturelle à Genève» arbeiten in Genf von den insgesamt rund 320’000 wirtschaftlich Tätigen 6,2 Prozent in Kultur- und Kreativwirtschaft (KKV). In Zürich sind es 7,4 Prozent, im Schweizer Durchschnitt 5,4 Prozent.
Spezifische Stärken hat Genf im Kunsthandwerk, speziell in der Schmuck- und Kleiderbranche. Gegenüber Zürich ist die Bedeutung der Musik in der Rhonestadt hingegen geringer. Dies trifft auch auf Design, Architektur und Computergames-Branche zu. In Genf sind etwas weniger als 10 Prozent der KKV in der Musikbranche tätig, in Zürich sind es rund 12 Prozent, gesamtschweizerisch rund 15 Prozent.
Die öffentlichen Genfer Pro-Kopf-Ausgaben von 817 Franken für Kultur sind schweizweit die zweithöchsten. Nur in Basel sind sie mit 998 Franken höher. Im Kanton Zürich belaufen sie sich auf 336 Franken.
Männerstimmen Basel räumen in Polen Preise ab
Am grössten Chorwettbewerb von Polen sind den Männerstimmen Basel der Grand Prix als bester Chor des Festivals, der erste Preis in der Kategorie der Männerchöre und der zweite Platz in der Kategorie Geistliche Musik zugesprochen worden.

Der Basler Chor trug beim Chorwettbewerb Cracovia Cantans Stücke von Francis Poulenc, Pavel Chesnokov und dem Basler Hans Huber vor. Die Jury bestand aus Romuald Twardowski und Paweł Łukaszewski aus Polen, Ko Matsushita aus Japan, Javier Busto aus Spanien und Rihards Dubra aus Lettland. Am Wettbewerb teilgenommen haben 40 Chöre aus der ganzen Welt.
Die Männerstimmen Basel sind 2008 von ehemaligen Sängern der Knabenkantorei Basel gegründet worden und werden dirigert von Oliver Rudin und David Rossel. Das Ensemble pflegt Werke aus Renaissance und Romantik, Volksliedgut und zeitgenössische Literatur. Viele der 30 Sänger haben eine Vergangenheit in Kinder- und Jugendchören oder befinden sich in einer Musikausbildung.
Treffen der Hochschulstudios für elektronische Musik
23 Hochschulen und Studios aus Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich und den Niederlanden treffen sich diese Woche in Karlsruhe zur Konferenz «next_generation 7.0 Sensorik». Es ist das grösste biennale Treffen der Hochschulstudios für elektronische Musik.

Das Treffen vom 14. bis 18. Juni im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) bietet dem Nachwuchs eine Plattform, kompositorische Neuentwicklungen zu präsentieren. An fünf Tagen präsentiert es ein umfassendes Programm mit Konzerten, Vorträgen und Installationen aus den Bereichen Fixed Media, Raummusik und Live-Elektronik – und damit eine repräsentative Übersicht über das aktuelle kreative Schaffen der kommenden Komponierendengeneration.
An den Nachmittagen und Abenden des Festivals erwartet die Teilnehmenden ein
Konzertprogramm. Ab dem zweiten Festivaltag wird in Vorträgen über aktuelle Entwicklungen nachgedacht. Ganztägig können auf dem Vorplatz des ZKM
Kompositionen für den Klangpavillon gehört werden. Zugleich sind zahlreiche Installationen an verschiedenen Orten innerhalb des ZKM zu erleben.
Mehr Infos: zkm.de/event/2017/06/nextgeneration-70
Europäisches Zentrum für arabische Musik in Berlin
Berlin soll zum wichtigsten Ort für Musik aus dem Orient in Europa werden. Daniel Barenboim will dazu seine für sein West Eastern Divan Orchestra gegründete Akademie ausbauen.

Wie das deutsche Kulturinformationszentrum (KIZ) schreibt, soll der Pierre Boulez Saal neben der Staatsoper Unter den Linden, der nach Plänen des Architekten Frank Gehry gebaut worden ist, zum Herzstück des Zentrums werden.
Als Vorbild für das Begegnungszentrum denkt Barenboim «an die Konferenz für arabische Musik, an der 1932 in Kairo auch europäische Komponisten wie Béla Bártok und Paul Hindemith teilnahmen», schreibt das KIZ. In der kommenden Spielzeit sollen neben Kammermusikensembles auch Musiker aus Nahost und Asien auftreten.
Der neue Konzertsaal bietet mit seiner elliptischen Form und dem flexiblen Bühnenaufbau vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und Platz für rund 700 Besucher. Für die Akustik des Saales ist der für seine Expertise bekannte japanische Akustiker Yasuhisa Toyota verantwortlich. Sowohl Frank Gehry als auch Yasuhisa Toyota haben ihre Arbeiten der Barenboim-Said-Akademie großzügig zum Geschenk gemacht und auf ein Honorar verzichtet.
Zürich beherbergt das sechste Welt Jugendmusik Festival
Vom 6. bis 10. Juli 2017 findet in Zürich zum 6. Mal das Welt Jugendmusik Festival (WJMF) statt – mit so viel Teilnehmenden wie nie zuvor: 3700 Jugendliche und über 80 Orchester aus der ganzen Welt.

Die über 80 teilnehmenden Orchester stammen aus 12 verschiedenen Ländern, unter anderem Japan, China, den Niederlanden, Deutschland, Österreich, Bulgarien, Ungarn und der Schweiz. Die Orchester messen sich in den Kategorien Konzert, Parademusik, Show, Perkussion und Big Band. Dabei werden sie von Experten aus Kanada, Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz bewertet.
Am 6. Juli 2017 zeigen im Theater 11 das Nationale Jugendblasorchester und das Symphonische Blasorchester der Schweizer Armee, auf welchem Niveau in der Schweiz musiziert wird. Zum Auftakt des Festivalweekends marschieren die rund 3700 teilnehmenden Jugendlichen am Freitagabend, 7. Juli 2017, mit ihren Nationenfahnen ins Hallenstadion ein. Am Samstagvormittag, 8. Juli 2017, ziehen die über 80 Jugendorchester aus aller Welt in einem grossen Festumzug durch die Zürcher Altstadt.
Zentraler Festplatz des Festivals ist der Münsterhof, wo es über das ganze Wochenende eine Chilbi gibt. Zudem finden hier und an vielen weiteren Plätzen in der Stadt die Gratis- Konzerte «Young talents on stage» der internationalen Jugendorchester statt. Zu Ende geht das Festival am Sonntagnachmittag, 9. Juli 2017, im Hallenstadion mit der Schlussfeier inklusive der mit Spannung erwarteten Rangverkündigung.
Rund 400 freiwillige Helferinnen und Helfer ermöglichen die Durchführung des Grossanlasses.Zum WJMF trafen sich erstmals 1985 Musikerinnen und Musiker zwischen 9 und 25 Jahren. In den vergangenen 30 Jahren haben sich so bereits 170 Orchester aus 40 Ländern zu einem musikalischen Wettstreit getroffen.
Info: www.wjmf.ch
Kanton Luzern unterstützt zwei Musikprojekte
Zwölf Eingaben gab es beim Kanton Luzern für selektive Produktionsförderung in der Sparte Musik. Zugesprochen worden sind sie Schnellertollermeier und Pink Spider.

Das Trio Schnellertollermeier (Andreas Schnellmann, Manuel Troller, David Meier) erhält für sein Projekt «Rights» im September 2017 Fördermittel im Umfang von 30’000 Franken. Pink Spider (Valerie Koloszar und Daniel Wehrlin) für «Shakery Bakery», das im März 2018 realisiert werden soll, 20’000 Franken.
Der Kanton Luzern fördert «ausgewiesene Kulturschaffende durch regelmässige Ausschreibungen der selektiven Förderung». In den Sparten Freie und Angewandte Kunst werden Werkbeiträge, in den übrigen Sparten Beiträge der selektiven Produktionsförderung vergeben.
Die Musik-Jury besteht aus Sascha Armbruster (Musiker, Dozent HSLU Musik, Allschwil), Thomas Gisler (Luzern), Franziska Schläpfer (Musikerin, Zürich), Fabienne Schmuki (Geschäftsführerin Irascible Music, Zürich) und Anna Balbi (Fachverantwortliche Kulturförderung Kanton Luzern).
Luzerner Sinfonieorchester baut Probenhaus
Das Luzerner Sinfonieorchester will auf dem Südpol-Areal ein eigenes Probenhaus erstellen. Es soll Probenmöglichkeiten für die Musiker und ihre Kammermusik-Ensembles sowie ein Zentrum für Kinder- und Jugendprojekte umfassen.

Hauptnutzer des Hauses wird das Luzerner Sinfonieorchester. Daneben soll es auch von anderen Institutionen aus dem Luzerner Musikleben genutzt werden können. Mit dem «Blasorchester Stadtmusik Luzern» werden bereits entsprechende Gespräche geführt.
Auf dem Südpol-Areal entsteht in der nächsten Zeit neben der schon vorhandenen Musikschule sowie dem Kulturzentrum Südpol auch die neue Musikhochschule. Zusammen mit den dort untergebrachten Räumlichkeiten des Luzerner Theaters entsteht so ein ganzer Musikcampus.
Das Haus soll laut der Mitteilung des Orchesters grossmehrheitlich von privaten Geldgebern finanziert werden. Die Stiftung für das Luzerner Sinfonieorchester verpflichtet sich, einen Teil der Betriebskosten zu übernehmen. Der Rest der Betriebskosten wird durch Vermietungen an den Trägerverein Luzerner Sinfonieorchester sowie an die weiteren Nutzer finanziert.
Im Dezember 2016 ist zum Haus ein Architektur-Wettbewerb durchgeführt worden. Darüber will das Orchester kommuniziert, wenn die Machbarkeit des Projektes realistisch ist. Das Bau-Projekt soll bis im Herbst 2017 im Detail ausgearbeitet werden, die Baueingabe soll bis Ende 2017 erfolgen. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2018 vorgesehen, es wird mit einer Bauzeit von rund einem Jahr gerechnet.
Interkulturelles Kindermusik-Projekt Beyond Cultures
Ein Jahr lang haben 30 Kinder mit Migrationshintergrund in Zürich ein Programm erarbeitet, das nun in der Aula Rämibühl der Öffentlichkeit vorgestellt wird: Musik aus Spanien, Türkei, Burkina Faso, Schweiz und dem Balkan. Das Projekt soll den kulturellen Austausch fördern.

Die Idee für das Projekt hatten der Schweizer Kinderpsychiater Heinz Stefan Hertzka und der Blasmusiker Sandro Friedrich. Am Gypsy Festival kam Christian Fotsch mit Kindern aus dem Chor Children Beyond in Kontakt. Dieser hatte gemeinsam mit Tina Turner, der Erlenbacherin Regula Curti und der Samstagerin Dechen Shak-Dagsay eine CD mit gesungenen Gebeten und Mantras aus verschiedenen Religionen aufgenommen.
Die 30 Kinder und Jugendliche haben einmal wöchentlich in fünf Gruppen geübt. Am Samstag, 1. Juli, zeigen sie in Zürich gemeinsam mit den Leiterinnen und Leitern, was sie gelernt haben. Jede Gruppe hat sich der Musik und teilweise auch dem Tanz einer Kultur verschrieben: der spanischen, der schweizerischen, alevitischen, afrikanischen und jener aus dem Balkan. Mehrmals haben sie sich getroffen und gemeinsam musiziert und getanzt – auch einmal über die Kulturgrenzen hinaus.
«Viele zugewanderte Kinder fallen kulturell zwischen Stuhl und Bank», erklärt Projektleiter Christian Fotsch, «sie finden keinen Zugang zur Kultur ihres Heimatlandes, aber auch nicht richtig zu jener der Schweiz.» Das Projekt soll den 7- bis 16-Jährigen diesen Zugang ermöglichen, integrativ wirken und zugleich den Austausch fördern. «In der spanischen Gruppe beispielsweise musizieren nicht nur spanische Kinder», sagt Fotsch. Gewisse Instrumente seien jedoch vorgegeben: In der spanischen Gruppe muss die Flamenco-Gitarre vorhanden sein, in der Schweizer Gruppe das Akkordeon.
Die Kosten für « Beyond Cultures» trägt die Erlenbacher Stiftung Beyond Fondation von Beat und Regula Curti, die Kinder können die Stunden kostenlos besuchen. Momentan proben die fünf Gruppen in Zürich, Olten, Genf, Bern und in Windisch.
Mehr Infos: www.beyondcultures.ch
Stefan Keller kommt in die Brunner Schoeck-Villa
Der in Berlin wohnhafte Schweizer Komponist hat das «Artist in Residence» Stipendium der Stiftung «Auslandschweizerplatz» und des Othmar Schoeck Festivals gewonnen. Er wird im Sommer einen Monat lang in Brunnen arbeiten.

Für das Stipendium konnte man sich bis am 13. April bewerben (die SMZ hat berichtet). Die Jury hat sich für den 1974 in Zürich geborenen Stefan Keller entschieden.
Wie die Stiftung mitteilt, wird Stefan Keller vom 20. August bis 17. September in der Brunner Schoeck-Villa wohnen und komponieren. Es soll ein Lied mit Klavier- oder Orchesterbegleitung entstehen. Interessierte können mit dem Künstler in mehreren Kurzveranstaltungen, umrahmt von einem Eröffnungsabend und einem Schlussanlass, in Kontakt kommen.
Stefan Keller: www.stefankeller-komponist.de
Simon Gaudenz wird GMD in Jena
Simon Gaudenz wird ab der Spielzeit 2018/19 neuer Generalmusikdirektor der Jenaer Philharmonie. Das Jenaer Orchester wählte den Schweizer mit grosser Mehrheit zum Nachfolger von Marc Tardue.

Wie die Jenaer Philharmonie mitteilt, hat sich Gaudenz gegen weit über 100 Mitbewerber durchgesetzt. Er überzeugte «die Jenaer Musiker mit seinen fachlichen Qualitäten, seinen musikalischen Vorstellungen und Ideen sowie seiner Ausstrahlung als Mensch und Künstler». In der kommenden Spielzeit werde er bereits in sechs Konzerten am Jenaer Pult zu erleben sein
Simon Gaudenz ist seit 2012 Chefdirigent des Kammerorchesters Hamburger Camerata und seit 2010 erster Gastdirigent des Odense Symphony Orchestra. Von 2004 bis 2011 war er Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Collegium Musicum Basel. Davor leitete er vier Jahre lang die camerata variabile basel.
Die Jenaer Philharmonie ist das grösste Konzertorchester Thüringens und einziges mit drei zugehörigen Chören, dem Philharmonischen Chor, dem Jenaer Madrigalkreis sowie dem Knabenchor. Es wurde 1934 als Städtisches Sinfonieorchester anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt gegründet und ist seither eine feste Grösse im Kulturleben in Stadt und Land.
Simon Gaudenz: www.simongaudenz.com
Uni Zürich sucht Studienteilnehmer
Für eine Studie der Universität Zürich zur Verarbeitung von Musik und Tönen im Gehirn werden Musikerinnen und Musiker mit absolutem Gehör und Synästheten gesucht.

Im Rahmen von mehreren Studien untersuchen die Zürcher Forscher mittels Elektroenzephalographie (EEG) sowie Magnetresonanztomographie (MRT), ob und in welchem Ausmass Menschen mit absolutem Gehör und/oder einer Ton-Farb-Synästhesie bei grundlegenden auditorischen Prozessen – zum Beispiel dem Hören von einzelnen Tönen oder ganzen Musikstücken – dieselben strukturellen und funktionellen Netzwerke im Gehirn nutzen wie Menschen ohne diese Fähigkeiten.
Die Teilnahme wird vergütet. Alle weiteren Informationen sind auf der Webseite www.musikundgehirn.ch zu finden.
Reizvolle Mozart-Variationen
Mozarts Klaviervariationen des bekannten französischen Liedes liegen hier in einer gelungenen Bearbeitung für zwei Flöten vor.

Wolfgang Amadeus Mozart komponierte die Klaviervariationen Ah! vous dirai-je, Maman K 300e (265) im Jahr 1778 als Ariette avec variations pour le clavecin ou Pianoforte anlässlich einer Konzertreise nach Paris. Von bekannten Opern Mozarts wie Die Zauberflöte, Don Giovanni und Die Hochzeit des Figaro wurden bereits um 1800 Bearbeitungen für zwei Flöten gemacht. So liegt es auf der Hand, auch diese bekannten Klaviervariationen für diese Besetzung zu arrangieren. Die hier vorliegende Bearbeitung von Peter Kolman bemüht sich, weitgehend am Original zu bleiben, und findet elegante Lösungen, um den meist mehrstimmigen Klavierpart zu reduzieren.
Bei Thema und Variation 1 werden die Stimmen auf die erste und zweite Flöte aufgeteilt. Variation 3 übernimmt die Randstimmen und lässt die Mittelstimmen aus. In Variation 6 hat der Herausgeber auf die akkordische Aussetzung in der rechten Hand verzichtet und die linke Hand oktaviert. In der 7. Variation wurden die Klavierstimmen übernommen. Die Moll-Variation 8 und Variation 9 sind wesentlich weniger dicht gesetzt als im Original. Allerdings gibt es auch Passagen in Variation 10 und 12, die so oktaviert sind, dass die Oberstimme das viergestrichene a und c erreicht, was untypisch für die Flötenkompositionen von Mozart ist und bezüglich der Stimmführung möglichweise stilgerechter hätte gelöst werden können. Das Adagio, Variation 11, klingt mit der kantablen Melodie in der ersten Flöte äusserst reizvoll.
Peter Kolman empfiehlt für die Wiedergabe einen Tausch der Stimmen in jeder Variation, besonders wenn beide Spieler über gleiche spieltechnische Fähigkeiten verfügen. Insgesamt lässt sich das Arrangement durchaus mit anderen Duett-Bearbeitungen von bekannten Werken Mozarts messen und ist eine Bereicherung der Duettliteratur für Querflöte.
Wolfgang Amadeus Mozart: Variationen über das französische Lied «Ah! vous dirai-je, Maman» für 2 Flöten KV 300e (265), für 2 Flöten bearbeitet von Peter Kolman, UE 17297, € 11.95, Universal Edition, Wien 2016
Classical:NEXT in Rotterdam
Das diesjährige internationale Branchentreffen für den Klassiksektor in Rotterdam brachte wiederum rund 1200 Teilnehmende aus 45 Ländern im Kulturzentrum De Doelen in Rotterdam zusammen.

An vier Tagen wurde in Panels diskutiert, an Foren abgestimmt und in Netzwerktreffen zusammengesessen. Showcases brachten neue Musikprojekte aus Klassik, Indie, Crossover und weiteren Musikfeldern auf die Bühne und an die Agenturen.
Wie steht es um die Zukunftsfähigkeit des Sektors? Welche Trends gilt es nicht zu verschlafen? Wie kann das Publikum von morgen und übermorgen identifiziert, angesprochen und einbezogen werden? Ist Streaming der letzte Schrei? Gibt es eine Zukunft im Musikjournalismus? Wie divers ist der Musiksektor in der Realität? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für europäische Kooperationsprojekte? Diese und viele andere Themen wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert.
Die Schweizer Musikszene war am Gemeinschaftsstand der Fondation Suisa vertreten, eine Gelegenheit, von der noch viel stärker Gebrauch gemacht werden könnte, sind die Konditionen doch vergleichsweise niedrig und die Betreuung äusserst professionell und sympathisch.
Wie in den Vorjahren war die Vokalszene wiederum unterdurchschnittlich anwesend, sowohl bei Promotoren wie auch bei den vorgestellten Musikprojekten. Dies ist umso erstaunlicher, als dass es sich bei dem Bereich vokales und chorisches Musizieren um einen Wachstumsmarkt handelt. Immerhin wurde ein Workshop vom Tenso-Netzwerk (The European network for professional chamber choirs) mitveranstaltet («Conneting People – Choral Music and More»), an welchem das bemerkenswerte Votum fiel: «Chormusik ist die Sinfonik des 21. Jahrhunderts.»
Die nächste Ausgabe des Branchentreffs findet vom 16. bis 19. Mai 2018 in Rotterdam statt.
Classical:NEXT Rotterdam: www.classicalnext.com