Solothurner Kunstpreis geht an Urs Joseph Flury

Der Solothurner Regierungsrat ehrt den Komponisten, Musiker und Dirigenten Urs Joseph Flury mit dem Kunstpreis 2016. Acht weitere Kulturschaffende werden mit Fachpreisen ausgezeichnet, die Kulturvermittlerin Johanna Borner erhält den Anerkennungspreis 2016.

Urs Joseph Flury (Bild: Webseite Urs Joseph Flury)

Urs Joseph Flury präge die Kulturlandschaft Solothurns seit Jahrzehnten in herausragender und vielfältiger Weise, schreibt der Kanton. Als Geiger und als Dirigent widmet der Biberister sich besonders den Werken von Solothurner Komponisten. Das umfangreiche Werkverzeichnis des Komponisten Urs Joseph Flury umfasst neben Kammermusik- und Orchesterwerken auch Instrumentalkonzerte, Lieder, Chorwerke und kirchliche Messen. Während Jahrzehnten wirkte Urs Joseph Flury an Schulen als Musiklehrer und als Musikwissenschaftler ist er ein profunder Kenner der Musikgeschichte und Schweizer Musikszene.

Die Sopranistin Stephanie Bühlmann und der Musiker Stefan Feingold erhalten Fachpreise, ebenso Markus Egli, Kulturvermittler (Preis für Kulturvermittlung), Stefan Jaeggi (Preis für Fotografie), Das narrativistische Literaturmagazin (Preis für Literatur), Fraenzi Neuhaus (Preis für dreidimensionales Schaffen),  Marcel Peltier (Preis für Malerei) und Katharina Rupp (Preis für Theater).

Die Kulturvermittlerin Johanna Borner aus Günsberg wird für ihr Engagement mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Der Kunstpreis ist mit 20‘000 Franken dotiert, die Fachpreise sowie der Anerkennungspreise mit je 10‘000 Franken.

Alberik Zwyssig Preis ausgeschrieben

Die Stiftung Zwyssighaus in Bauen (Kanton Uri) betreut das Erbe von Pater Alberik Zwyssig, dem Schöpfer des Schweizer Psalms. Sie schreibt zum dritten Mal einen Kompositionswettbewerb aus.

Bauen/UR mit der Iddakirche und dem Zwyssighaus (ganz links). Foto: Andreas Faessler/wikimedia

Die Ausschreibung richtet sich an Schweizer Komponisten und Komponistinnen und an solche, welche in der Schweiz die Niederlassungsbewilligung besitzen. Gesucht sind Werke für Chor, die ein leistungsfähiger Laienchor bewältigen kann. Zusätzlich sind maximal vier Vokal-Solisten (unterschiedliche Stimmlage) oder höchstens vier Instrumental-Solisten möglich. Das eingereichte Werk soll einen geistlichen Text in einer der vier schweizerischen Landessprachen als Grundlage haben.

Der Preis ist mit insgesamt 15’000 Franken dotiert, aufgeteilt auf drei Preisträger. Die prämierten Werke werden anlässlich der Preisverleihung im Herbst 2018 uraufgeführt. Eingabeschluss ist der 30. April 2017. Die Jury setzt sich zusammen aus Rainer Held (Vorsitz), Hans Zihlmann und Patrick Secchiari.

Mehr Infos: xaver.faessler@bluewin.ch

Heinz Holliger mit Zwickauer Schumann-Preis geehrt

Der Schweizer Komponist und Oboist Heinz Holliger wird für seine «jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Schumannschen Werk» von der Stadt Zwickau mit dem mit 10’000 Euro dotierten Robert-Schumann-Preis ausgezeichnet.

Foto: Priska Ketterer / Schott Music

Prägend für Holligers Schumann-Begeisterung war laut der Stadt Zwickau ein Konzert, in dem er im Alter von 15 Jahren Hansheinz Schneeberger (Zwickauer Schumann-Preisträger von 1995) mit Schumanns 2. Violinsonate hörte. Bereits 1979 entstand seine erste Schumann-Einspielung, in der er gemeinsam mit Alfred Brendel (Zwickauer Schumann-Preisträger von 2002) nicht nur die Oboen-Romanzen op. 94, sondern auch andere Schumannsche Duowerke einspielte.

Der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau wird seit 1964 von der Stadt verliehen. Holliger ist der erste Bläser, dem er zugesprochen wird. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Daniel Barenboim, Elliot Gardiner, András Schiff oder Mitsuko Shirai. Die Preisverleihung wird am Freitag, dem 20. Januar 2017, um 19.30 Uhr im Robert-Schumann-Haus Zwickau stattfinden.
 

Vielfalt kulturellen Ausdrucks in der Schweiz

Der Bundesrat hat den zweiten Staatenbericht der Schweiz zur Umsetzung der Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen verabschiedet. Der Bericht nennt Projekte wie die Plattform «Helvetiarockt» für Musikerinnen.

Kaleidoskop. Foto: Christian Kadluba/flickr.com

Der Bericht umfasst die Periode 2012 bis 2016, zeigt Best-Practice-Beispiele in der Förderung der Vielfalt auf und nennt künftige Herausforderungen. Die nächste Bilanz ist für 2020 vorgesehen. Im Fokus stehen insbesondere die Digitalisierung, die Achtung von Grundrechten, die kulturelle Teilhabe von Frauen und Jugendlichen sowie Projekte im Bereich der internationalen Zusammenarbeit und der nachhaltigen Entwicklung.

Der Bericht nennt Projekte wie die Plattform «Helvetiarockt» für Musikerinnen oder die «Jugendkulturpauschale» des Kantons Basel-Stadt, die Projekte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 30 Jahre unterstützt. Der Bericht präsentiert auch die Aktivitäten der Stiftung Hirondelle, die sich für die Medienfreiheit in Krisengebieten einsetzt, oder das Programm «Kulturprozent», dank dem 1 Prozent im Budget der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA für Kunst und Kultur eingesetzt werden kann.

Webseite des Berichts:
www.bak.admin.ch/themen/04118/04119/05716/index.html?lang=de

Mehr Kultur für Freiburgs Schulen

Die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport (EKSD) des Kantons Freiburg hat ein neues Kulturvermittlungsprogramm für Schülerinnen und Schüler obligatorischer Schulen vorgestellt.

Lichtkunst «Brillant par Tradition» in Fribourg.Foto: Daniel Bolloff/flickr.com,SMPV

Das Programm verstärkt laut der Medienmitteilung des Kantons einerseits bereits bestehende Angebote und führt gleichzeitig ein neues Konzept zur Kulturvermittlung in der Schule ein. Das Programm Kultur & Schule bietet allen Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, während des Schuljahres zu vergünstigten Tarifen an einer professionellen Kulturveranstaltung teilzunehmen.

Eine Website soll als Schaufenster für die kulturellen Angebote und als Austauschplattform zwischen Schulen und Kulturveranstaltern dienen. Dazu hat der Kanton einen Projektaufruf lanciert.

Mit einem Jahresbudget von rund einer Million Franken (rund 6 Millionen über einen Zeitraum von 5 Jahren) wird das Programm vom Staat mitfinanziert und von drei externen Partnern unterstützt: Die Freiburger Kantonalbank beteiligt sich mit der Unterstützung des Festivals Kultur & Schule FKB, die Loterie Romande führt die Finanzhilfe weiter, die sie seit mehreren Jahren für die kulturellen Angebote für Jugendliche gewährt, und die Freiburgischen Verkehrsbetriebe übernehmen Transportkosten.
 

Pluralismus statt Abgrenzung!

Ein Sammelband stellt musiksoziologische Ansätze vor.

Foto: Till Westermayer/flickr.com

Es gab Zeiten, da konzentrierte sich Musikwissenschaft auf Biografik und Werkanalysen. Erst in den 1970er-Jahren erweiterte sich die Methodik. Salopp gesagt: Das «Drumherum» wurde wichtiger. Dazu zählten institutionelle Gegebenheiten, rezeptionsästhetische Überlegungen, das kulturelle Umfeld, in dem Musik gedeiht, auch das Weiterdenken jener Ansätze, die wesentlich von Theodor W. Adorno ausgingen. Unter den Vorzeichen allgemeiner Spezialisierung verwundert es nicht, dass es bald zur Abspaltung diverser Forschungsbereiche kam: Heute gibt es die Musikpsychologie, die empirische Musikwissenschaft, die systematische Musikwissenschaft, die Musikanthropologie, und eben die Musiksoziologie.

Der im Laaber-Verlag erschienene Band Musiksoziologie beansprucht keine Klärung der Frage, was Musiksoziologie bedeutet. Gleich im Vorwort stellt der Herausgeber Volker Kalisch klar, Musiksoziologie verfüge nicht über «die einzigartige Fragestellung, das leitende Interesse, die entscheidende Erkenntnisabsicht, über die sie von anderen wissenschaftlichen Disziplinen und Fächern unterscheidende Methode, über die kennzeichnende Strategie der Vermittlung oder über das klärende Darstellungs- und Bezeichnungssystem» (S. 10). Bei solch rigidem Singularverzicht bleibt keine andere Lösung, als eine Bestandesaufnahme in Form diverser Forschungszweige zu liefern. 20 Autoren tun just dies. Es geht um spitzfindig-wissenschaftstheoretische Fragen wie die Unterscheidung von Musiksoziologie und Soziologie der Musik, um das Wesen musikalischer Rituale, um Einblicke in Interaktionsmuster und Kommunikationsstrukturen. Kurz: Die Definition des Fachs geschieht im Sinne des amerikanischen Ethnologen Clifford Geertz: durch die Verfeinerung eines Diskurses, durch die Darstellung ausgewählter Themenfelder, die zumindest ein Bild davon evozieren können, was Musiksoziologie heisst oder besser: heissen könnte.

Dass dieses Bild am Ende der Lektüre vage bleibt, hat zwei Gründe: Wie in jeder Humanwissenschaft sind die Dinge nicht so auf den Punkt zu bringen wie in den Naturwissenschaften oder im Fall der motivisch-thematischen Analyse einer Bach-Fuge. Hinzu kommt, dass die recht junge Disziplin Musiksoziologie noch auf der Suche nach Grundlagen ist. Für jede Untersuchung müssen erst Kriterien gebildet werden, wobei bemerkenswert ist, dass methodische Anleihen beim ungleich etablierteren Fach Soziologie dürftig ausfallen. Positiver zu vermerken sind Untersuchungen, die bisher nicht ins Blickfeld der «klassischen» Musikwissenschaft gerieten. Obgleich Musik – weltweit – unlösbar mit Ritualen verbunden ist, stand die «klassische» Musikwissenschaft der schwierigen Materie sprachlos gegenüber, während Raimund Vogel, Eckhard Roch und Wolfgang Fuhrmann im Sammelband überzeugende Zugänge offerieren. Der globale Zugang der Autoren mit deutlichen Bezügen zur Musikethnologie und -anthroposophie ist lobenswert – und rechtfertigt zumindest die Existenz der Musiksoziologie, die sich einfach als anbaufähige Disziplin verstehen könnte. Der Musikwissenschaft als Ganzes könnte sehr zu Gute kommen, wenn sich ihre Teildisziplinen im Sinne eines Methodenpluralismus ergänzen. Fatal jedenfalls wären weitere – im Band durchaus anklingende – Grabenkämpfe. Sie würden das ohnehin schon darbende Fach Musikwissenschaft als Ganzes weiter schwächen.

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Musiksoziologie, hg. von Volker Kalisch, (=Kompendien Musik Bd. 8), 303 S., 15 Abb., € 29.80, Laaber-Verlag 2016, ISBN 978–3–89007–728–4

Musik-Akademie Basel vor Jubiläumsjahr

Mit dem Schul- und Studienbetrieb, den umfassenden Sanierungsarbeiten und den Vorbereitungen zum 150-Jahr-Jubiläum hat auf dem Campus der Musik-Akademie Basel ein intensives Schul- und Studienjahr begonnen.

Die Musik-Akademie Basel vor den Umbauarbeiten am Grossen Saal (Bild Eleni Kougionis)

In den kommenden Monaten erarbeiten die Schlagzeuglehrpersonen der Musikschule ein Programm für 100 Schlagzeuge, gespielt von Schülern, Schülerinnen und Lehrpersonen der Musikschule. Für die Kinder- und Jugendchöre wird ein Musiktheater komponiert, das in der Ziegelhof-Brauerei in Liestal zur Aufführung gelangt.

Unter zahlreichen zum Jubiläumsjahr in Auftrag gegebenen Werken wird es auch ein neues Werk von Rudolf Kelterborn geben, das vom Orchester der Hochschule für Musik FHNW uraufgeführt werden wird: «Musica Profana». Für die Vera Oeri-Bibliothek ist eine Ausstellung in Vorbereitung, welche Parallelen in der Entwicklung der Musik-Akademie und der Zeitgeschichte beleuchtet.

Bis zum  Sommer 2017 soll der grosse Konzertsaal der Akademie, der momentan umfassend renoviert wird, wieder bespielbar sein. Gefeiert wird das Jubiläum schliesslich vom 23. September 2017.

Kinos sind in Zürich beliebter als Konzertsäle

94 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher sind mit dem kulturellen Angebot ihrer Stadt voll oder eher zufrieden. Verglichen mit dem Kanton und der Schweiz schwingt die Limmatstadt obenaus. Kinos werden aber häufiger besucht als Theater und Konzerte.

Toni Areal, ZHAW/ZHdK. Foto: Tom Malavoda/flickr.com

Von den 15- bis 24-Jährigen gehen laut der Medienmitteilung der Stadt fast alle mindestens einmal im Jahr ins Kino (97 Prozent). Mindestens vier bis sechs Mal pro Jahr ins Kino gehen 30 Prozent dieser Altersklasse und 15 Prozent an ein Konzert. Von den 65-Jährigen und Älteren besuchen fast die Hälfte (48 Prozent) mindestens einmal im Jahr eine Kinovorführung. Bei dieser Altersklasse werden Konzerte häufiger besucht: 65 Prozent gehen an mindestens ein Konzert im Jahr.

Das kulturelle Angebot in der Stadt Zürich wird generell sehr geschätzt. 94 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind mit dem Angebot voll oder eher zufrieden. Im Vergleich mit dem Kanton Zürich (91 Prozent), der Schweiz (86 Prozent) und den ländlichen (83 Prozent) und städtischen (88 Prozent) Gebieten der Schweiz ist die Zufriedenheit in der Stadt Zürich am höchsten.

68 Prozent der Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher würden gerne häufiger an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen. Dieser Wunsch ist in allen Alterskategorien vorhanden. Die 15- bis 24-Jährigen geben als häufigsten Hinderungsgrund an, keine oder eher keine Zeit dafür zu haben (58 Prozent). Weniger ein Hinderungsgrund scheint das Geld zu sein: Nur 33 Prozent geben fehlende finanzielle Mittel als Hemmnis an. Bei den 65-jährigen und älteren Einwohnerinnen und Einwohnern ist es weniger die fehlende Zeit (20 Prozent), sondern es sind häufiger die fehlenden finanziellen Mittel (36 Prozent), die einem häufigeren Kulturgenuss entgegenstehen.

Stadt Bern vergibt Werkstipendien

Die Musikkommission der Stadt Bern schreibt für das Jahr 2017 Werkstipendien aus. Sie sind für die Entwicklung von Profis aller Stilrichtungen bestimmt, die in den Bereichen Songwriting, Improvisation, Komposition, Arrangement, Interpretation und Klangkunst tätig sind.

Foto: kookykrys/flickr.com

Die Werkstipendien sollen laut der Mitteiluing der Stadt «die Vielfalt und Qualität in Bern produzierter Musik fördern». Unterstützt werden zum Beispiel Recherchen und Vorarbeiten zu einem bestimmten Thema, die Entwicklung von Projekten und Projektentwürfen oder die Fortführung und Fertigstellung begonnener Arbeiten. Die Stipendien sollen die Empfängerinnen und Empfänger in die Lage versetzen, sich für die Dauer der Förderung mit weniger finanziellem Druck auf eine bestimmte musikalische Arbeit zu konzentrieren.

Bei der Antragstellung muss ein deutlicher Bezug zur Musikszene der Stadt Bern er­kennbar sein. Es werden Musikerinnen und Musiker, Bands und Ensembles unter­stützt, die eine mehrjährige künstlerische Tätigkeit auf ihrem Gebiet vorweisen können. Kriterien für die Vergabe sind in erster Linie Qualität, Eigenständigkeit, Gestaltungs­kraft und Kontinuität des Schaffens.

Die Musikkommission setzt eine Kredittranche von 60‘000 Franken für diese Förderung ein. Sie entscheidet nach Sichtung der Eingaben, wie viele Werkstipendien in welcher Höhe vergeben werden.

Anträge können bis 31. Oktober 2016 in 9-facher Ausführung mit 9 Deckblättern bei Kultur Stadt Bern, Effingerstrasse 21, 3008 Bern, eingereicht werden.

Mehr Infos: www.bern.ch/projektbeitraege
 

Grand Prix Musik für Sophie Hunger

Der mit 100’000 Franken dotierte Schweizer Grand Prix Musik 2016 geht an Sophie Hunger. Sie ist auf Empfehlung der Eidgenössischen Jury für Musik unter 15 Nominierten ausgewählt worden.

Sophie Hunger und Bundesrat Alain Berset. Foto: Lauren Pasche

Die 1983 geborene Popmusikerin Sophie Hunger veröffentlichte 2007 ihr erstes Album. Ein Jahr später spielte sie bereits am Montreux Jazz Festival. Sie komponiert und singt auf Schweizerdeutsch, Französisch und Englisch und hat mittlerweile weltweit ein Publikum für sich gewonnen.

Die fünfzehn Nominierten für den Schweizer Grand Prix Musik 2016 waren: Susanne Abbuehl (Luzern), Laurent Aubert (Genf), Sophie Hunger (Berlin / Zürich), Philippe Jordan (Paris / Wien), Tobias Jundt (Berlin), Peter Kernel (Barbara Lehnhoff & Aris Bassetti, Iseo), Matthieu Michel (Vevey), Fabian Müller (Zürich), Nadja Räss (Einsiedeln), Mathias Rüegg (Wien), Hansheinz Schneeberger (Basel), Colin Vallon (Vevey / Basel), Hans Wüthrich (Arlesheim), Lingling Yu (Puplinge) und Alfred Zimmerlin (Uster). Sie erhalten ein Preisgeld von je 25 000 Franken.

Das Bundesamt für Kultur BAK hat den Schweizer Grand Prix Musik zum dritten Mal verliehen. Die Auszeichnung hat zum Ziel, «herausragende Kreationen von einzelnen Musikschaffenden oder Gruppierungen zu würdigen». Auch dieses Jahr repräsentieren die fünfzehn Nominierten das gesamte Spektrum des Schweizer Musikschaffens.
 

Kanton Aargau unterstützt argovia philharmonic

Der Aargauer Regierungsrat spricht dem Orchester argovia philharmonic, dem Verein Kultur in der Futterfabrik KiFF, dem Künstlerhaus Boswil sowie Murikultur für die drei kommenden Jahre ein weiteres Mal Betriebsbeiträge zu.

argovia philharmonic. Foto: Priska Ketterer

Betriebsbeiträge erhalten argovia philharmonic (2017/18: 337’000 Franken jährlich und 2019: 390’000 Franken), Verein Kultur in der Futterfabrik KiFF (2017/18: 168’000 Franken jährlich, 2019: 195’000 Franken), das Künstlerhaus Boswil (2017/18: 295’000 Franken jährlich, 2019: 345’000 Franken) sowie Murikultur (2017/18: 126’000 Franken jährlich, 2019: 145’000 Franken). Die Beiträge gelten vorbehältlich der Genehmigung des jeweiligen Budgets durch den Grossen Rat.

Weitere Institutionen mit kantonalen Betriebsbeiträgen sind das internationale Festival für Animationsfilm Fantoche, das Museum Langmatt, das Schweizer Kindermuseum, das Stapferhaus Lenzburg sowie tanz&kunst Königsfelden.

Insgesamt werden neun Institutionen mit Beiträgen an die Betriebskosten unterstützt. Das Gesamtbudget dafür für die Jahre 2016 bis 2018 von 2,325 Millionen Franken auf 2,0 Millionen Franken gekürzt worden. Dies führe zu einer befristeten Kürzung sämtlicher Betriebsbeiträge an kulturelle Institutionen um rund 15 Prozent, schreibt der Kanton.

Ein Dorf «entdeckt» seinen Komponisten

Vom 1. bis 11. September empfing das Othmar-Schoeck-Festival in Brunnen Musikliebhaber und ausgewiesene Fachspezialisten. Hauptschauplatz der 35 Veranstaltungen waren das ehemalige Schoeck-Hotel Eden und die Schoeck-Villa mit dem Atelier.

Am rechten Bildrand: Nordseite der Schoeck-Villa. Foto: Katrin Spelinova

«Um ein Haar wäre Othmar Schoeck in der Region vergessen gegangen, gerade auch bei der jüngeren Generation. Das Festival hat dies erfolgreich verhindert.» Diese Worte begleiteten am Schlusskonzert die Übergabe des Anerkennungspreises des Bezirks Schwyz an das verantwortliche ehrenamtlich tätige Festival-Kuratorium. Damit wurde die Hoffnung vieler alter und neuer Schoeckfans aus Nah und Fern unterstrichen, das Festival möge der Othmar-Schoeck-Pflege in welcher Form auch immer neuen Elan verleihen. Wie vielfältig die Zugänge zu diesem Werk sind, zeigte das Festival beispielhaft, das in der Lokalpresse (Bote der Urschweiz) grossen Nachhall fand und im Eröffnungskonzert die Bühne einheimischen Ensembles überliess. Es gelangten dabei Werke zur Aufführung, die entweder für hiesige Musikvereine geschrieben wurden, einen inhaltlichen Lokalbezug aufweisen oder in Brunnen entstanden sind.

Umfeld

Den Rahmen bildete die Ausstellung in der Galerie am Leewasser über Leben und Werk von Schoecks Vater, dem Landschaftsmaler Alfred Schoeck (1841–1931). Sie war Ausgangspunkt auf der Reise zu Othmar Schoeck (1886–1957), denn die Originalschauplätze schoeckschen Lebens befinden sich in Sichtweite: das Hotel Waldstätterhof, wo Othmars Mutter aufgewachsen war, die Villa hoch über dem See und daneben das Hotel Eden, beides von Schoecks Vater erbaut, sowie See, Wald und Berge. Othmars sieben Grossneffen und -nichten scheuten sich nicht, die Türen der Villa Aussenstehenden zu öffnen. Es gab Führungen im Atelier, das wie eine Zeitkapsel erhalten geblieben ist.

Das Lwowski-Kronfoth-Musiktheaterkollektiv aus Berlin liess sich von Hotel, Haus und Garten sowie Anekdoten und Werken inspirieren. Daraus entstand die Performance Othmars Geisterhaus, die mit ihrer fantastischen Szenerie Schoecks Musik eine aussergewöhnliche Bühne bot.

Im Saal des Hotels Eden wurde das Erscheinen des neuen Schwyzer Heftes gefeiert, das den Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und Othmar Schoeck erstmals komplett vorlegt. Anderntags skizzierte Chris Walton Leben und Werk des Komponisten und riss damit das Publikum im vollbesetzten Eden-Saal zu Begeisterungsstürmen hin.

Musik

Die Ausschreibung eines internationalen Wettbewerbs für Liedduo war ein guter Schachzug, um das herausragende Liedschaffen Schoecks bekannter zu machen. 13 Ensembles haben je 12 bis 14 Lieder erarbeitet. Für die meisten dieser jungen Musikerinnen und Musiker war dies die erste Auseinandersetzung mit Schoecks Werk. Sofern sie dieses Repertoire weiter pflegen, werden einige von ihnen vielleicht zu einem schlichteren Auftritt und klareren Klangfarben finden, die den Zauber vieler Lieder erst ausmachen.

In weiteren Konzerten im Grand Palais und im Hotel Waldstätterhof war die erstaunliche Vielfalt von Schoecks Musik zu hören. Die Aufführung des Notturnos op. 47 aus dem Jahr 1933 durch das Merel-Quartett und Christian Hilz bildete dabei für viele den Höhepunkt.

Diskussion

Die Musikwissenschaft schliesslich bereicherte das Festival mit dem dreitägigen internationalen Symposium unter dem Titel «‹Als Schweizer bin ich neutral› – Schoecks Oper Das Schloss Dürande». Das Libretto nach der gleichnamigen Novelle von Eichendorff stammt von Hermann Burte. Es ist von zweifelhafter dichterischer Qualität und strotzt von braungefärbtem Inhalt. 1943 in Berlin uraufgeführt, wurde die Oper dort bald abgesetzt und in Zürich ein Misserfolg, der Schoecks Karriere schadete. Thomas Gartmann leitet an der Hochschule der Künste Bern (HKB) das seit dem 1. September 2013 vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Projekt «Das Schloss Dürande von Othmar Schoeck – Szenarien zu einer interpretierenden Restaurierung». In diesem Zusammenhang wurde Francesco Miecieli mit der Revision des Textes beauftragt – näher zu Eichendorff –, Mario Venzago zeichnet für musikalische Anpassungen der Singstimmen verantwortlich. Am Symposium wurden in einem Workshop Teile des Stücks in der Originalfassung sowie die entsprechenden revidierten Passagen vorgetragen. Dieses vergleichende Hören sprach für die Qualität der vorgenommenen Eingriffe.

Thomas Gartmann schätzte die direkte Auseinandersetzung mit dem Werk: «Die fruchtbaren Diskussionen, Einwände, Anregungen und Zustimmungen waren sehr wichtig: Einiges fliesst noch in unsere Darstellungen ein, Argumente müssen noch geschärft, Einsichten relativiert werden. Besonders wertvoll war der Workshop am Samstagnachmittag. Wichtig war hier vor allem die Erkenntnis, dass die neue Version sangbarer ist und auch die Haltung positiv beeinflusst. Das gibt auch Mut bei der Realisierung der geplanten Aufführung.»

Chris Walton, der dem Vorhaben ursprünglich skeptisch gegenüberstand, meinte nach Abschluss des Symposiums: «Ich bin inzwischen überzeugt, der Versuch lohnt sich, und der neue Text scheint gut. Wichtig für mich ist aber, dass der ganze Prozess offengelegt und diskutiert wird – wie am Symposium. Und ich bin der Meinung, ein Werk hat ein Eigenleben, nachdem es fertig geschrieben wurde. Das heisst, man sollte nicht davor zurückschrecken, das Werk zu ‹ent-burtefizieren›. Ich bleibe jedoch gegen jegliche Inszenierung mit dem Originaltext.»

Wirkung

Wer weiss, vielleicht vermochte das Brunner Festival in seiner ganzen Vielfalt die künstlerische und wissenschaftliche Rezeption des schoeckschen Œuvres zu durchlüften. Anregend war es auf jeden Fall. Für 2018 plant die HKB Publikationen, die an das Symposium anknüpfen sowie eine CD-Produktion der Neufassung von Das Schloss Dürande. Und auch das Kuratorium will am Ball bleiben – dort spricht man von einer Weiterentwicklung des «Labels Othmar Schoeck».

Dokumentation

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Nicht nur für Eingeweihte: Othmar Schoecks Musik darf nicht in der Versenkung verschwinden. Durch diese Tür gelangte man in den Eden-Saal, wo das Symposium und weitere Veranstaltungen stattfanden. Foto: Katrin Spelinova

Leipziger Musikwissenschaftler bündeln Kräfte

Die Universität Leipzig und die Hochschule für Musik und Theater «Felix Mendelssohn Bartholdy» (HMT) werden im Bereich der Musikwissenschaft zusammenarbeiten.

v.l.n.r.: Beate Schücking, Skadi Jennicke und Martin Kürschner (s. unten). Foto: Swen Reichold,SMPV

Beide Hochschulen werden ab dem Wintersemester 2016/17 ihre Studienangebote und Ressourcen miteinander vernetzen. In diesem Zusammenhang wurden bereits die Denominationen der in Kürze auszuschreibenden Professuren «Musiksoziologie und -philosophie» sowie «Musikgeschichte 19. bis 21. Jahrhundert» miteinander abgestimmt. Das Ziel ist die Verschmelzung beider Institute zu einem von beiden Kooperationspartnern gemeinsam getragenen Leipziger Zentrum für Musikwissenschaft.

Das musikwissenschaftliche Lehrangebot wird ab dem kommenden Wintersemester von beiden Hochschulen gemeinsam getragen. Die Immatrikulation von Studierenden erfolgt bei dem Kooperationspartner, bei dem der entsprechende Studiengang eingerichtet wurde. Zudem erfolgt eine Zweitimmatrikulation der Musikwissenschaftsstudierenden beim anderen Kooperationspartner.

Die Lehrenden erhalten Angehörigenstatus beim jeweiligen Kooperationspartner. Studierende der musikwissenschaftlichen Fächer erhalten Zugang zu fachnahen Veranstaltungen der jeweils anderen Hochschule wie etwa Praktika, studentischen Symposien, Sprachkursen. Geplant ist die Einführung eines gemeinsamen Masterstudiengangs mit variablen Schwerpunkten zum Wintersemester 2018/19.

Foto v.l.n.r.: Unirektorin Beate Schücking, Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke und HMT-Rektor Martin Kürschner

 

Streaming-Bezahlabos nehmen deutlich zu

Laut der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) nutzen mittlerweile 71 Prozent der Internetnutzer zwischen 16 und 64 Jahren legale Musikangebote im Netz. Dabei nimmt die Popularität bezahlter Abonnements offenbar zu.

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

Laut der Studie  streamt bei den 16-24-Jährigen insgesamt fast ein Drittel via Bezahlabo. Die ganz Jungen sind besonders musikaffin, 82 Prozent der 13- bis 15-Jährigen geben an, auf legale Musikangebote zuzugreifen, die Mehrheit ist darüber hinaus bereit, für Musik zu bezahlen.

Youtube bliebt allerdings der meistgenutzte Musikdienst: 82 Prozent der Youtube-Besucher nutzen den Dienst, um Musik zu hören. Dabei wird Youtube häufiger aufgesucht, um Musik abzuspielen, die man bereits kennt und weniger zum Neuentdecken.

Urheberrechtsverletzungen bleiben ein signifikantes Problem: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Internetnutzer hören illegale, respektive nicht-lizenzierte Musik. Das sogenannte Streamripping nimmt zu: Die Hälfte (49 Prozent) der 16-24-Jährigen nutzt Streamripper – Software, mit der Streams abgespeichert werden können –, um sich Musik herunterzuladen.

In die Untersuchung sind Daten aus 13 führenden Musikmärkten weltweit eingeflossen. Befragt wurden Internetnutzerinnen und -nutzer zwischen 16 und 64 Jahren. Die Studie wurde durchgeführt vom internationalen Marktforschungsinstitut Ipsos.

Erfolgsserie für Christoph Croisé

Der 22-jährige im Aargau wohnhafte Cellist reüssiert ausserordentlich oft auf internationalem Parkett. Im März 2017 wird er Schoecks Cellokonzert interpretieren.

Foto: Stefan Della Pietra

Im Mai gewann Christoph Croisé den ersten Preis an der Manhattan International Music Competition sowie den dritten im Musikwettbewerb Debut in der Berliner Philharmonie. Die Erfolgsserie setzte sich fort im Juli und August mit Gold an der Schoenfeld International String Competition in Harbin, China, und Bronze an der Carlos Prieto International Cello Competition in Morelia, Mexiko. Letzte Woche schliesslich gewann er zusammen mit der Pianistin Oxana Shevchenko den ersten Preis an der Salieri-Zinetti International Chamber Music Competition in Verona.

Im März 2017 wird Christoph Croisé in einer Konzerttournee durch die Nordschweiz (Basel, Baden, Zürich, Teufen) mit dem Kammerorchester I Tempi aus Basel das Cello-Konzert op. 61 von Othmar Schoeck spielen.

www.christophcroise.ch
www.itempi.com
 

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