Hanffasern als Gitarrenbau-Material

Bestehen Gitarren bald aus Hanffasern? Der Industriedesigner Jakob Frank, Absolvent der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim, hat für seine Abschlussarbeit mit der Naturfaser experimentiert und einen neuen Gitarrentyp entworfen.

Gitarre aus Hanffasern (Bild: Hochschule Pforzheim)

Bei dem Protoypen wird der Corpus aus einem Fasergemisch hergestellt, das ausschliesslich aus Hanffasern und Wasser besteht. Durch die Verdunstung wird das Material so fest wie Hartholz, allerdings setzt beim Trocknen ein extremer Schrumpfungsprozess ein. Dabei entstehen Verformungen, die es schwierig machen, konkave Flächen und Körper zu erzeugen. Frank passte die Silhouette der Gitarre dementsprechend immer wieder an.

Das Instrument verfügt über ein spezifisches Klangbild und soll laut der Mitteilung der Hochschule Pforzheim mit herkömmlichen Gitarren durchaus konkurrieren.

Frank will den Prototypen weiter perfektionieren und eine überarbeitete Version der Gitarre neu produzieren. Zusammen mit Wirtschaftsfachleuten prüft der Industriedesigner überdies die kommerzielle Nutzbarkeit des Konzeptes. Die «canna guitar» könnte aufgrund der neuartigen und unkonventionellen Konstruktion vor allem für Gitarrenliebhaber, Sammler und experimentierfreudige Spieler interessant sein.

Chappuis mit Thomanern und Bach in Ostasien

Die Schweizer Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis geht im März 2016 mit dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Thomaner-Kinderchor auf
Asientournee: In Hongkong, Shanghai, Tokyo, Kawasaki und Seoul singt sie die Altpartie in Bachs Matthäuspassion.

Marie-Claude Chappuis. Foto: zvg

Für die Schweizer Sängerin bedeute es «eine grosse Ehre und ein Privileg von einem der bedeutendsten Orchester weltweit für diese internationale Tournee eingeladen zu werden», schreibt ihr Sekretariat. Sie wird in den Konzerten die Arien und Rezitative für Alt der Passion gestalten. Anschliessend an die Tournee wird das Werk dann traditionsgemäss am Gründonnerstag und Karfreitag in der Thomaskirche in Leipzig aufgeführt.

Die in Fribourg geborene Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis hat in ihrer Heimatstadt bei Tiny Westendorp, am Mozarteum Salz­burg bei Bre­da Zako­tnik und bei Margreet Honig studiert. Von 1999 bis 2003 war sie Ensemblemitglied des Landestheaters in Innsbruck in der Intendanz von Brigitte Fassbaender. Im Jahre 2001 gründete sie das Festival du Lied in Fribourg, dessen künstlerische Leiterin sie ist.

Bühnenverein bekämpft geplantes Vertragsrecht

Das von der Bundesregierung geplante neue Urhebervertragsrecht stösst auf heftige Kritik des Deutschen Bühnenvereins. Auf Unverständnis stösst namentlich die Möglichkeit von Autoren und Komponisten, nach fünf Jahren den Verlag zu wechseln.

Foto: Susanne Schmich/pixelio.de

Nach dem Gesetzentwurf entfällt die Übertragung der Aufführungsrechte seitens des Verlages an das Theater, wenn beispielsweise der Autor eines Stückes oder der Komponist einer Oper den jeweiligen Verlag verlässt, weil ihm ein anderer Verlag bessere Konditionen anbietet.

Im Repertoirebetrieb der Stadttheater bleiben Werke aber oft über mehrere Spielzeiten auf dem Spielplan. Auch nach vielen Jahren kann es zu einer Wiederaufnahme einer Produktion kommen. Die Aufführungsverträge mit den Verlagen sehen meist entsprechende Optionen für spätere Spielzeiten vor. Bei einem Verlagswechsel könnte diese Option nicht mehr erfüllt werden.

Einem weiteren Angebot einer Produktion im Spielplan beziehungsweise einer späteren Wiederaufnahme würde so die urheberrechtliche Grundlage entzogen, schreibt der Bühnenverein. Diese Situation könnte sogar kurz vor einer Premiere eintreten, wenn ein Urheber dem Verlag wegen des Ablaufs der 5-Jahres-Frist genau zu diesem Zeitpunkt die Rechte entzieht. Die wirtschaftlichen Risiken, die daraus für das Theater resultieren, seien unübersehbar.

Für problematisch hält der Bühnenverein auch Regelungen, die den Rechteinhabern umfangreiche Auskunftsansprüche einräumen. Beispielsweise bei DVD-Produktionen entstehe in der täglichen Praxis ein erheblicher Verwaltungsaufwand, da jeder einzelne an der Inszenierung beteiligte darstellende Künstler – einschliesslich Chor und Orchester – Auskunftsansprüche über Verkaufszahlen und andere Daten habe.

Ebenso kompliziert sei die im Gesetz vorgesehene Aufteilung von Vergütungsansprüchen auf unterschiedliche Rechtenutzungen. Dies erschwere die im Bereich des Theaters bei einer Aufzeichnung übliche Pauschalabgeltung, die auch von den darstellenden Künstlern bevorzugt würde. Der Bühnenverein fordert die Bundesregierung auf, den Gesetzentwurf zurückzuziehen, nachdem dieser in den vergangenen Wochen auch bei Autoren und Verlagen auf erhebliche Kritik gestossen ist.
 

Preissegen beim Kiefer-Hablitzel-Wettbewerb

Im Rahmen des Musikwettbewerbs der Kiefer Hablitzel Stiftung (KHS), der Ernst von Göhner Stiftung (EGS), des Schweizerischen Tonkünstlervereins (STV) und der Collard-Stiftung sind dieses Jahr gleich zehn Preise vergeben worden. Bislang noch wenig Resonanz hat der wieder durchgeführte Kompositionswettbewerb gefunden.

Lisa Wyss, Saxofon. Foto: Ula Wiznerowicz (Straight Line Photos)

Wie der Schweizerische Tonkünstlerverein schreibt, haben die Vorspiele 2016 vom 8. bis 12. Februar in den Räumlichkeiten der Hochschule der Künste Bern HKB stattgefunden. 82 junge Instrumentalistinnen und Instrumentalisten sowie Sängerinnen und Sänger sind dazu eingeladen worden. Insgesamt sind 125’000 Franken vergeben worden.

Fünf erste Preise ex aequo (je 15’000 Franken) gingen an Arata Yumi, Violine; Leonor Dill (Prix Collard), Klavier; Stefanie Mirwald, Akkordeon; Alice Rossi, Sopran und Lisa Wyss, Saxophon.

Fünf zweite Preise ex aequo (je 10’000 Franken) gingen an Carlota Cáseres, Schlagzeug; Chiara Enderle, Violoncello; Joachim Müller-Crepon, Violoncello; Céline Pasche, Blockflöte und Sara Zazo Romero, Saxophon.

Auf Wunsch des STV ist die Kategorie «Komponist» wieder in den jährlich stattfindenden Interpretationswettbewerb Kiefer-Hablitzel aufgenommen worden. Verlangt waren Werke für Soloklavier ohne jegliche Elektronik und ohne Präparation. Dieses Jahr seien allerdings nur äusserst wenige Werke eingetroffen. Drei von ihnen verdienten einen Studienpreis, seien aber noch nicht ganz ausreichend für einen Kompositionspreis, schreibt der STV.

Freiburger Hochschulen kooperieren

Im süddeutschen Freiburg erhalten die Hochschule für Musik, die Pädagogische Hochschule und die Albert-Ludwigs-Universität zusammen zwei Millionen Euro, um in den kommenden fünf Jahren das Lehramtsstudium im Fach Musik neu auszurichten.

Eingang der Musikhochschule. Foto: Joergens.mi/Wikipedia

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg fördert den gemeinsamen Antrag der drei Freiburger Hochschulen im Rahmen eines Programms zur Lehrerbildung in Baden-Württemberg. Die Kooperation findet unter dem Dach des Freiburg Advanced Center of Education (FACE) statt, das die Universität und die PH im vergangenen Jahr zusammen gegründet haben.

Ziel der Kooperation sei, schreibt die Freiburger Musikhochschule, «ein neues, professionsorientiertes Profil für die Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer im Fach Musik». Aufbau und Inhalte der Bachelor- und Masterstudiengänge sollen Fachwissenschaft, künstlerisches Fach, Musikdidaktik und Bildungswissenschaft möglichst eng miteinander verbinden.

Schlüsselthemen sind unter anderem Inklusion, Interkulturalität, populäre Musik sowie Musizieren, Improvisieren und Musik erfinden im Unterricht. Zudem beteiligt sich das Institut für Musikermedizin des Universitätsklinikums Freiburg daran, Lehrangebote zum Umgang mit der eigenen Stimme zu entwickeln.

 

Deutsche Musikkritik würdigt Luzerner Sinfonieorchester

Das Luzerner Sinfonieorchester wird für eine Einspielung von Werken Henri Duttileux‘ und Debussys mit dem Quartalspreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Foto: ©Christian Flierl

Das Konzert «Tout un monde lointain» von Henri Dutilleux, komponiert zwischen 1967 und 1970, sei längst zu einem Klassiker der Moderne geworden, es liege schon in mehreren, teils höchst prominent besetzten Aufnahmen vor, heisst es in der Begründung, die Michael Stegemann für die Jury verfasst hat. Was laut der Begründung die Einspielung des Luzerner Sinfoneiorchesters (LSO)  mit der Cellistin Emmanuelle Bertrand massgeblich auszeichnet, ist ihre zutiefst poetische und im schönsten Sinne des Wortes «sprechende» Interpretation.

Die Bezüge zu den titelgebenden Versen von Charles Baudelaire seien hier als eine Art «Klangrede» der rote Faden, der ausgelegt werde, wozu das Luzerner Sinfonieorchester unter James Gaffigan alle übrigen Farben beisteuere, die das Werk entfalte. Dazu stellt die Programmauswahl Dutilleux in den Kontext von Debussy.

2015 hat der Schweizer Musikrat (SMR) zum ersten Mal einen nationalen Tag der Musik organisiert. Auch dieses Jahr soll ein solcher stattfinden. Am 21. Juni sind lokale Veranstaltungen geplant.

Höhepunkt des Tages der Musik soll ein Open-air-Abschlusskonzert mit Schweizer Musikgrössen verschiedener Richtungen auf dem Bundeshausplatz in Bern werden.

Um Musik für alle erlebbar zu machen, fordert der Schweizer Musikrat alle auf, die in irgendeiner Art und Weise mit Musik zu tun haben, am 21. Juni 2016 aktiv zu werden. Unter dem Label «Tag der Musik» können Konzerte auf dem Dorfplatz, Vereinsfeste für Mitglieder und Fans, ein Tag der Offenen Tür eines Notengeschäfts, eine spontane Feier für Freunde und Bekannte und vieles mehr realisiert werden.

Der Tag der Musik – oder das Fête de la musique, wie es in den französischsprachigen Gebieten heisst – geht auf die Initiative des früheren französischen Kulturministers Jack Lang zurück und wird jedes Jahr am 21. Juni gefeiert. In Frankreich, Deutschland und weiteren europäischen Ländern sowie in der Romandie ist der TdM/FdM längst fester Bestandteil im Jahreskalender.

Mehr Infos: www.musikrat.ch/tag-der-musik

Ein Orchester aus Führungspersönlichkeiten

Die Orpheum Stiftung gründet ein «Orpheum Supporters Orchestra» – ein Projektorchester, formiert aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Forschung, Kultur und Wissenschaft, die in ihrer Freizeit ein Orchesterinstrument auf höchstem Niveau spielen.

Howard Griffiths. Foto: zvg

Die Musikerinnen und Musiker des Orpheum Supporters Orchestra können im professionellen Rahmen Meisterwerke konzertreif erarbeiten und mit jungen Solisten auftreten. Dabei ergeben sich auch Gelegenheiten für Pflege und Ausbau des persönlichen Netzwerkes. Das Projekt soll die Orpheum Stiftung bei gesellschaftlichen Meinungsführern bekannter machen und neue Beziehungen zu Förderern und Gönnern aufzubauen.

Die Mitwirkenden des Orpheum Supporter Orchestras werden eingeladen, einen Unterstützungsbeitrag an das Projekt zu leisten. Diese Einnahmen sind Teil des Projektbudgets.

Das Orpheum Supporter Orchestra konzertiert am Mittwoch, 20. April 2016 in der Tonhalle Zürich, mit Werken von Mozart, Sarasate und Bizet. Solistinnen sind die ehemalige Orpheum-Solistin Claire Huangi, die junge Orpheum-Solistin Aurelia Shimkus und SRF-Kulturchefin Nathalie Wappler (Klaviere) sowie Elin Kolev (Violine). Es dirigiert Howard Griffiths.
 

Führungskrise beim Orchestre de la Suisse romande

Das Orchestre de la Suisse romande (OSR) und sein Orchesterdirektor Henk Swinnen trennen sich in gegenseitigem Einvernehmen. Zudem ist bekannt geworden, dass der Amtsantritt von Jonathan Nott beim OSR noch nicht definitiv geregelt ist.

Das OSR in Santa Barbara, USA-Tournee vom Februar 2015. Foto: zvg

Laut «Journal de Genève» hüllt sich die OSR-Stiftung zu den Gründen des Abgangs Swinnens in Schweigen. Es sei deshalb auch unklar, ob Swinnen das Orchester freiwillig oder unfreiwillg verlässt.

Das Ensemble ist zur Zeit überdies ohne Chefdirigenten. Das OSR soll erst in einigen Monaten einen neuen Chefdirigenten erhalten: Vorgesehen ist, dass Jonathan Nott per Januar 2017 offiziell auf Neeme Järvi folgt, der das Amt 2015 abgegeben hat.

Wie das OSR selber mitteilt, ist der Vertrag mit Nott noch nicht unterzeichnet. Die OSR-Stiftungspräsidentin Florence Notter und die Vizepräsidentin Sylvie Buhagiar werden nach London reisen, um «die Situation zu bereinigen».

Mirga Gražinytė-Tyla nach Birmingham berufen

Mirga Gražinytė-Tyla, die 2013/14 bei Konzert Theater Bern als Erste Kapellmeisterin amtete, setzt ihre steile Karriere fort: Nach dem Engagement in Salzburg wird sie nun Musikalische Leiterin des City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO).

Foto: City of Birmingham Symphony Orchestra

Das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) gibt bekannt, dass die litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla ab September 2016 für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren als 12. Music Director des Orchesters ernannt wird. Sie tritt die Nachfolge von Andris Nelsons an, der das Orchester von 2008 bis 2015 leitete.

Als Kind einer Musikerfamilie in Vilnius, Litauen geboren, studierte Mirga Gražinytė-Tyla zunächst Chor- und Orchesterdirigieren an der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst in Österreich. Anschliessend vertiefte sie ihre Studien am Konservatorium in Bologna, an der Musikhochschule Leipzig und an der Zürcher Hochschule der Künste.

Zur Saison 2011/12 wurde sie für zwei Spielzeiten als 2. Kapellmeisterin beim Theater und Orchester Heidelberg verpflichtet, wechselte dann 2013/14 als 1. Kapellmeisterin an das Konzert Theater Bern. Im Frühjahr 2014 wurde sie ab 2015/16 zur neuen Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters  ernannt.

 

Musiker als Motiv des Musiktheaters

Die Oldenburger Musikwissenschaftlerin Anna Langenbruch ist zum Aufbau einer Nachwuchsforschungsgruppe zum Thema «Musikgeschichte auf der Bühne» in das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden.

Roberto Saccà als Palestrina, Hamburgische Staatsoper 2011 (s. unten). Foto: Jörg Landsberg, Bremen,SMPV

Die fünfjährige Förderung in Höhe von 1,1 Millionen Euro ermöglichen es Langenbruch und ihrer Gruppe, zu untersuchen, wie «im Musiktheater – zum Beispiel in Opern, Operetten und Musicals – die musikalische Vergangenheit konstruiert wird».

Es gebe, erläutert Langenbruch, hunderte Stücke, die sich mit historischen Musikerinnen und Musikern beschäftigten. Oft träten sie darin selbst als Bühnenfiguren auf. Musikgeschichte werde so selbst zum ästhetischen Ereignis. Die Wissenschaftlerin interessiert, wie diese Art der Wissensproduktion funktioniert, wie also Wissen über Musik im Medium der Musik entsteht.

Foto: Szenenbild aus der Oper «Palestrina» von Hans Pfitzner: Roberto Saccà als Palestrina, umgeben von den toten Meistern der Tonkunst im 1. Akt. Aufführung der Hamburgischen Staatsoper 2011. Foto: Jörg Landsberg, Bremen. Quelle: wikimedia commons
 

Gemalte Musik

Die Ausstellung in Aarau stellt das Verhältnis des konstruktiv-konkreten Künstlers Camille Graeser zur Musik ins Zentrum. Sie ist vom 30. Januar bis 10. April 2016 zu sehen und wird von musikalischen Veranstaltungen umrahmt.

Ausstellungsansicht. Foto: Timo Ullmann,SMPV

Die Arbeiten des gebürtigen Schweizers Camille Graeser (1892–1980) wirken mal streng geometrisch, mal erscheinen sie als ein tanzendes Gefüge bewegter Bildelemente. Mit der Ausstellung Camille Graeser und die Musik rückt ein wichtiger, bisher wenig erforschter Aspekt im Schaffen des Künstlers in den Blick: Camille Graesers Verhältnis zur Musik. Im Fokus der Ausstellung stehen die zwischen 1946 und 1955 entstandenen ‚Loxodromischen Kompositionen’1. Die rund 70-teilige Werkgruppe zeigt den Einfluss, den musikalische Rhythmen und Klangmuster auf das bildnerische Schaffen von Camille Graeser ausübten.

Der in Carouge bei Genf geborene Camille Graeser (1892–1980) gilt als wichtiger Wegbereiter der konstruktiv-konkreten Kunst der Nachkriegszeit. 1933 emigriert er von Stuttgart nach Zürich, wobei er sich als ehemaliger Möbeldesigner, Grafiker und Innenarchitekt gänzlich der bildenden Kunst verschreibt. Als konkreter Künstler pflegt Camille Graeser eine nüchterne Formensprache, die auf erzählerische Inhalte verzichtet. Im Gegensatz zu seinen Weggefährten Max Bill und Richard Paul Lohse, die einen streng theoretischen Ansatz verfolgen, wählt Graeser eine freiere und poetischere Herangehensweise, indem er das Schaffen von Bildern mit dem virtuosen Komponieren von Musik vergleicht. Seine ersten Überlegungen zur Analogie von Kunst und Musik macht er in den Vorlesungen von Adolf Hölzel an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Des Weiteren dienen ihm Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge, die freie Tonalität Paul Hindemiths, wie auch die Zwölftontechnik Arnold Schönbergs als Inspiration, konkrete Kunst kompositionell neu zu denken.

Zwischen 1946 und 1955 entsteht die Werkgruppe der Loxodromischen Kompositionen. In ihnen fügen sich geometrische Formen, rhythmisierte Winkel- und Balkenkonstruktionen zu dynamischen Kompositionen. Titel wie Sinfonie der Farbe oder Zarte Fuge in Rot-Grün-Schwarz verdeutlichen den Bezug zur Musik. Für seinen virtuosen Umgang mit Farbe, Form und Material schöpft Graeser nicht zuletzt aus seiner medial vielseitigen Erfahrung als Innenarchitekt, Möbeldesigner und Werbegrafiker.

Image
Camille Graeser, Sinfonie der Farbe, 1946/50
Camille Graeser Stiftung, Zürich. Foto: © Camille Graeser Stiftung, Zürich / ProLitteris, Zürich

Die Ausstellung Camille Graeser und die Musik, 30. Januar bis 10. April 2016, ist eine Kooperation zwischen der Camille Graeser Stiftung, dem Kunstmuseum Stuttgart und dem Aargauer Kunsthaus. Zu sehen sind rund 70 Gemälde, Zeichnungen und Ideenskizzen.

 

Als Leserin und Leser der Schweizer Musikzeitung gratis in die Ausstellung von Camille Graeser!

Kanton Wallis fördert Partizipations-Projekte

Mit dem Ziel, die kulturelle Teilhabe zu fördern, unterstützt der Kanton Wallis Projekte, welche Kulturschaffende und Publikum in einem gemeinsamen Schaffensprozess vereinen.

Foto: www.helenesouza.com/pixelio.de

Im Rahmen der Initiative «Kulturelle Vielfalt in den Regionen» der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia wird in einem gemeinsamen Projekt mit dem Titel «Art en partage – kulturelle Teilhabe» eine Projektausschreibung lanciert. Damit werden künstlerische Produktionen gefördert, die zwischen einer bestehenden oder eigens gebildeten Personengruppe und professionellen Kulturschaffenden entstehen. Ein Kulturvermittler kann bei der Projektentwicklung unterstützend mitwirken.

Mit der Initiative sollen unter anderem der Zugang zum zeitgenössischen Schaffen durch den persönlichen Kontakt mit Kulturschaffenden ermöglicht und «das Potenzial gemeinsamer Schaffensprozesse für die Ergründung gesellschaftlicher Problemstellungen» genutzt werden.

Eine Einladung zum Einreichen von Projekten läuft bis am 15. April 2016. Die unterstützten Projekte sollten bis am 31. Oktober 2017 realisiert werden.  Die Teilnahmebedingungen sind auf der Website der Dienststelle für Kultur ersichtlich: www.vs.ch/kultur > Subventionsmöglichkeiten > Art en partage – kulturelle Teilhabe

 

Eine Reise auf den Klangbögen der Musik

«Musik ist unglaublich vielseitig. Musik ist Therapie, Musik ist Wissenschaft, Musik sind auch die ewigen Gesetze der Natur und des Universums. Musik durchdringt die Materie.» Yehudi Menuhin

Foto: Stefan Kubli,Foto: zVg/Lassalle-Haus,Foto: Manuela Burkart/Lassalle-Haus,SMPV

Bestimmt haben Sie das auch schon erlebt: Sie hören ein Musikstück, eine Melodie, und auf einmal geht das Herz auf – Sie könnten jauchzen vor Glück. Oder aber Sie kommen wütend nach Hause, weil etwas gründlich schiefgelaufen ist und greifen instinktiv nach der CD, die Ihnen Luft verschafft.

Musik trifft mitten ins Herz, ohne Umwege über den Intellekt. Als einziger unserer Sinne ist der Hörsinn direkt mit dem limbischen System verbunden, dem Gefühlszentrum im Gehirn. Und so tritt Musik unmittelbar in Resonanz mit unseren Stimmungen, kann diese vertiefen oder verändern. Vor allem aber ist Musik einer der sichersten Türöffner zu den Bereichen des Unbewussten, sie löst Blockaden oder Widerstände und ermöglicht uns den Zugang zu verborgenen Ressourcen.

Musik als Ratgeberin
Machen Sie einen Selbstversuch! Steht etwa eine Entscheidung bevor, mit der Sie sich schwer tun, könnten Sie folgendes ausprobieren: Führen Sie sich als erstes die Situation vor Augen, um die es geht. Was steht auf dem Spiel? Welche Alternativen stehen zur Verfügung? Legen Sie dann Ein Heldenleben, Des Helden Weltflucht und Vollendung von Richard Strauss ein, so dass Sie nur noch den Knopf drücken müssen, um die Musik abzuspielen. Legen Sie sich hin, entspannen Sie sich und führen Sie sich die Frage vor Augen, zu der Sie eine Antwort suchen. Dann suchen Sie in Gedanken einen Weg, gehen zu einer Weggabelung, lassen die Musik auf sich wirken – welche Bilder, Symbole, Gefühle tauchen auf? Wohin führt Sie der Weg? Was verändert sich? Lassen Sie sich nach dem letzten Takt des Stücks noch etwas Zeit, um die Eindrücke zu verarbeiten.

Image
Anna Röcker

Als ich bei meinem ersten Kurs mit Musiktherapeutin Anna Röcker im Lassalle-Haus genau dieses Stück hörte und damit «auf Reise» ging, wusste ich nicht gleich nach dem Ausklingen der Musik, welches jetzt die richtige Entscheidung wäre. Aber anhand der Bilder und Stimmungen, die während meiner Musikreise aufgetreten sind, habe ich gespürt, welcher Weg besser passt, auch erkannt, welche Widerstände da sind, die meine Wahl erschwerten. Ich kann nur sagen: Es kam gut, ich konnte etwas loslassen, eine Aktivität aufgeben, die viel Zeit und Energie in Anspruch nahm und mit der ich doch nie ganz zufrieden war.  

Tod des Schweizer Flötisten Aurèle Nicolet

Der legendäre Schweizer Flötist Aurèle Nicolet ist laut einer Meldung des Westschweizer Radio und Fernsehens im Alter von 90 Jahren verstorben.

Der 1926 in Neuenburg geborene Nicolet studierte am Konservatorium in Zürich bei André Jaunet Flöte sowie bei Willy Burkhard Theorie und Tonsatz und bildete sich am Pariser Konservatorium bei Marcel Moyse und Yvonne Drappier weiter. Er wurde von Wilhelm Furtwängler als Soloflötist zu den Berliner Philharmonikern geholt, wo er von 1950 bis 1959 aktiv war. Namhafte Komponisten, darunter Toru Takemitsu, Rudolf Kelterborn und György Ligeti schrieben für ihn Werke.

Von 1952 bis 1965 war Nicolet Professor an der Hochschule der Künste in Berlin und von 1965 bis 1981 Leiter der Meisterklasse in Freiburg. Mit einer eigenen Schule für Flötisten prägte er als herausragender Pädagoge und Interpret für sein Instrument Generationen.

get_footer();