Nahezu unendliche Musikmassen

Das deutsche Computermagazin Chip hat neun Streamingdienste auf Kosten, Soundqualität und Benutzerfreundlichkeit getestet.

Aboservices und werbefinanzierte Musik-Streamingdienste liegen im Trend. Bis 2017 erwartet das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers einen Anstieg der Umsätze von derzeit 70 auf rund 125 Millionen Euro. Kein musikalisches Wunder. Denn Kunden profitieren bei Flatrates von einem fast unerschöpflichem Reservoir an Songs für wenig Geld. Chip hat neun Dienste verglichen und neben Marktführer Spotify auch Ampya, Deezer, Google Play Musik, Juke, Napster, Rdio, Simfy und Sony Music Unlimited unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Unterschiede beim Angebot gibt es kaum. In puncto Kosten, Soundqualität und Benutzerfreundlichkeit bestehen jedoch deutliche Differenzen.

Quantität und Qualität
Nach eigenen Angaben greifen die Streamingdienste auf einen Standardkatalog von rund 20 Millionen Titeln zurück. Anbieter wie Juke und Deezer haben mit 25 beziehungsweise 30 Millionen Songs sogar weitaus mehr Lieder im Portfolio. Die Anzahl der verfügbaren Menge ist aber noch kein Qualitätsmerkmal. Der vermeintliche Mehrwert entpuppt sich oftmals als Tracksammlung wenig bekannter Künstler. Dazu kommt, dass bei Spotify und Co. nicht wirklich alle Bands vertreten sind: Einige etablierte Gruppen trotzen der Vermarktung durch Streaming-Plattformen nach wie vor.

In welchem Format gesendet wird (üblicherweise MP3, AAC oder Ogg Vorbis), entzieht sich der Entscheidung des Kunden. Unterschiede stellten die Experten von Chip auch in der Bitrate fest, die letztlich über die Soundqualität entscheidet. So bieten Deezer, Google Play Music, Juke, Music Unlimited, Simfy und Spotify eine maximale Bitrate von 320 KBit/s. Das entspricht im Grunde CD-Qualität. Auf mobilen Geräten ist diese Datenmenge häufig reduziert, wobei die meisten Dienste eine Anpassung in den Einstellungen bis zur Hi-Fi-Qualität erlauben.

Testen, teilen, zahlen
Alle Streamingdienste bieten eine kostenlose Testphase an. User müssen sich dafür mit einer E-Mail-Adresse anmelden. Bei Ampya, Deezer, Juke Rdio und Spotify ist das auch über das Facebook-Konto möglich. Lieblingshits lassen sich so mit anderen Usern aus der Freundesliste teilen. Spotify hat dieses System besonders stark ausgebaut: Anwender sehen direkt im Player, wer was gehört hat und können diese Songs ebenfalls abspielen. Nach der Testphase muss sich der Kunde für einen Tarif entscheiden. Die Preise für den stationären Gebrauch auf dem PC liegen bei knapp fünf Euro pro Monat. Simfy ist mit 4,49 Euro der günstigste Dienst, Napster repräsentiert mit 7,95 Euro das obere Ende. Premiumtarife von rund zehn Euro monatlich schließen die mobile Nutzung auf Smartphone, iPod und Tablet ein. Eine werbefinanzierte, kostenlose Nutzung bieten derzeit nur Ampya, Spotify und Deezer an, letztgenannter aber maximal für ein Jahr. Der Haken: Werbeintervalle unterschiedlicher Länge trüben einen ungestörten Dauergenuss.

Den gesamten Testbericht mit weiteren Informationen zur Benutzerführung und zu Features wie Webplayer und Apps finden sich in der Ausgabe 09/2014 von Chip, die im Handel sowie im Chip Kiosk erhältlich ist

Schweizer Tanznetzwerk expandiert Richtung Jura

Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) ist von Reso (Réseau Danse Suisse/Tanznetzwerk Schweiz) als Mitglied aufgenommen worden.

Tanzproduktion Accords des TOBS. Foto: Filip Vanzieleghem

Reso ist ein Netzwerk aus Organisationen aus dem Bereich des professionellen Tanzschaffens und setzt sich als Verein organisiert für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Tanz ein, kämpft für mehr Anerkennung der Sparte im kulturpolitischen Kontext und setzt gemeinsam mit den Förderinstanzen die Vision einer koordinierten, umfassenden Tanzförderung um.

Die Aufnahme von TOBS könne, so die Bieler laut ihrer Medienmitteilung, auch als Bestätigung dafür angesehen werden, dass sich die noch junge Tanzsparte ihres Hauses bereits einen festen Platz in der Schweizer Tanz-Szene habe erobern können.

Als nächste Tanzproduktionen stehen bei Theater Orchester Biel Solothurn «Rising» von und mit Aakash Odedra (10./11. April in Solothurn – im Rahmen des Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps) sowie «TraumRaum» von Anja Gysin (10./12. Juni in Solothurn und 16. Juni in Biel) auf dem Programm.

Exil und Migration in der Musikkultur

Das Musikfestival «Szenenwechsel» der Hochschule Luzern präsentiert Werke mit Bezug zu politischen, wirtschaftlichen oder privaten Exil-Erfahrungen. Parallel dazu wird das Internationale Symposium «Exile and Emigration in Music Culture» veranstaltet.

Foto: Rike/pixelio.de

Das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Symposium «öffnet die Perspektive auf sämtliche Situationen, in denen Personen aus politischen, religiösen und wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat entweder physisch oder im Sinne einer inneren Emigration verlassen und lädt zur Diskussion über neueste Erkenntnisse zur musikalischen Exil- und Emigrationsforschung».

Das Festival findet vom 24. bis 29. Januar 2016 in Luzern statt. Erstmals geben dabei die Junge Philharmonie Zentralschweiz und das Luzerner Sinfonieorchester ein gemeinsames Konzert.

Das Festival und insbesondere ein Sinfoniekonzert vom 27. Januar sind dem Dirigenten Israel Yinon (1956–2015) gewidmet, der am letztjährigen Festival während der Aufführung der «Alpensinfonie» mit der Jungen Philharmonie Zentralschweiz unerwartet verstorben ist. «Die Thematik des Exils, der Emigration stand dem Weltbürger nahe und beschäftigte ihn immer wieder», so Musikhochschul-Direktor Michael Kaufmann.

Mehr Infos: www.hslu.ch/szenenwechsel

«Weltgrösste Gemeinschaftskomposition»

125 der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten und Komponistinnen haben auf Initiative des Forums Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML] gemeinsam das Werk «Party Pieces» geschrieben.

In der Ausstellung der Partituren (Bild: FMZL)

Die «Party Pieces» sind laut den Initianten die grösste Gemeinschaftskomposition der Welt und «ein aufsehenerregendes Beispiel künstlerischen Networkings über alle Landesgrenzen hinweg». Nach der Uraufführung in New York findet die europäische Erstaufführung dieser musikalischen Gesamtschau heutiger Kompositionstechniken am 20. Januar in Leipzig statt.

Initiiert und koordiniert durch das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML], haben alle der beteiligten Künstlerinnen und Künstler gemeinsam ein strenges Konzept umgesetzt, das von einem vierköpfigen Kuratorium entwickelt worden ist. Die Reihenfolge ist in über 1000 Münzwürfen (basierend auf dem altchinesischen Orakelbuch «I Ging» – John Cage lässt grüssen) festgelegt worden.

Alle Beteiligten haben handschriftlich ein Werk von fünf Takten (maximal eine Minute) für ein zehnköpfiges Ensemble verfasst. Der jeweilig letzte Takt ist an den nächsten oder die nächste auf der Liste weitergeschickt worden. Das Werk wanderte also 125 mal um die Welt.

Die 125 Originalmanuskripte sind reproduziert und in einer limitierten, handgefertigten, mittlerweile mehrfach ausgezeichneten Box publiziert worden.

Wettbewerbskommission büsst Klavierhändler

Die Schweizer Wettbewerbskommission (WEKO) sanktioniert Musik Hug und die AKHZ Management AG (ehemals Krompholz AG) mit Bussen von insgesamt 528‘000 Franken. Die beiden Händler von Flügeln und Klavieren haben mit horizontalen Preisabsprachen gegen das Kartellgesetz verstossen.

Foto: Lukas/pixelio.de

In ihrem Entscheid stellte die WEKO fest, dass Musik Hug und Krompholz  untereinander Listenpreise und Rabatte für Flügel und Klaviere der Hersteller Steinway & Sons und Grotrian-Steinweg vereinbarten. Zwar hat auch die La Bottega del Pianoforte SA ihre Preise in unzulässiger Weise auf diese Absprache abgestimmt. Da diese ihren Kartellrechtsverstoss jedoch als erstes Unternehmen angezeigt hatte, wird ihr die Sanktion erlassen.

Die Hersteller Steinway & Sons sowie Grotrian-Steinweg gaben ihrerseits keine Mindest- oder Festpreise vor, unterstützten die Abreden der Händler aber durch das Drucken der vereinbarten Listenpreise. Diese beiden Firmen haben sich in einvernehmlichen Regelungen verpflichtet, derartige Verhaltensweisen in Zukunft zu unterlassen.

Die Untersuchung wurde am 28. November 2012 aufgrund einer Anfrage des Hochbauamtes des Kantons Zürich eröffnet. Die damals im Raum stehenden möglichen Kartellrechtsverstösse im Zusammenhang mit dem Beschaffungsverfahren für Flügel und Klaviere für die Zürcher Hochschule der Künste in der ehemaligen Toni-Molkerei haben sich nicht bestätigt. Die Untersuchung förderte hingegen die oben erwähnte umfassende Abrede von Listenpreisen und Rabatten zwischen den genannten Händlern zu Tage.

Der Entscheid der WEKO kann an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden.

Tod des Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez

Der eng mit dem Lucerne Festival verbundene französische Komponist und Dirigent Pierre Boulez ist laut Angaben seiner Familie gestern Nacht in Baden-Baden im Alter von 90 Jahren verstorben.

Boulez 2007 im Kreis des Lucerne Festival Academy Orchestra (Foto: Lucerne Festival/Priska Ketterer)

Historisch betrachtet, verdanke Luzern die Bekanntschaft mit Pierre Boulez seinem grössten Freund und Förderer Paul Sacher, schreibt Lucerne-Festival-Intendant Michael Haefliger in einer ersten Würdigung. Als Mitglied der damaligen Programmkommission habe Sacher bereits in den 1960er Jahren Boulez als Dirigenten empfohlen. In einem Gesprächskonzert stellte er den Komponisten 1983 dem Luzerner Publikum vor, nachdem Boulez erstmals 1975 mit dem New York Philharmonic in zwei Konzerten hier gastiert hatte.

Lucerne Festival, so Haefliger weiter, danke Pierre Boulez «für seinen unschätzbaren Beitrag zur Weiterentwicklung eines Festivals, in dessen Herzen das Engagement für die Musikergeneration von morgen und die Musik unserer Zeit eine bestimmende Rolle spielt und spielen wird».

Der 1925 in Montbrison geborene Pierre Boulez studierte bei Olivier Messiaen und René Leibowitz. Mit Douze Notations (1945) und zwei Klaviersonaten (1946/48) trat er erstmals als Komponist in Erscheinung; seinen weltweiten Ruf festigte vor allem die Uraufführung der Kammerkantate Le Marteau sans Maître (1955) in Baden-Baden.

Als Dirigent war er Musikalischer Leiter des BBC Symphony Orchestra (1960–72) und des New York Philharmonic (1971–75). Anschliessend war er von 1976 bis 1991 als Leiter des von ihm gegründeten IRCAM, des Forschungsinstituts für zeitgenössische Musik am Centre Pompidou, und des Ensemble intercontemporain in Paris tätig.

2003 begründete er die Lucerne Festival Academy. Pierre Boulez war Träger des Siemens-Musikpreises, des «Praemium Imperiale», des Theodor-W.-Adorno-Preises, des «Polar Music Prize», des «Kyoto Prize» und des Adenauer-de Gaulle-Preises.

Chur ruft Talentklassen ins Leben

Im November 2015 hat der Churer Gemeinderat grünes Licht zu städtischen Talentklassen für musisch und sportlich begabte Jugendliche der Real- und Sekundarstufe gegeben. Im Schuljahr 2016/17 wird das Konzept erstmals umgesetzt.

Jugendliche auf dem Churer Stadtplatz. Foto: Mor – flickr

Das Führen von Talentklassen erlaubt es sportlich und musikalisch begabten Jugendlichen, sich in einem förderorientierten Umfeld in Schule und Talentbereich möglichst positiv und erfolgreich zu entwickeln, heisst es in der Botschaft des Gemeinderates. Die Churer Klassen ergänzen die bereits bestehenden Angebote in Ilanz, St Moritz-Champfèr und Davos.

Die Nachfrage nach dem Zusatzangebot Musik sei wesentlich kleiner als dasjenige für den Sport, heisst es in der Botschaft weiter. Nur wenige Jugendliche besuchten im letzten Jahr den Musikbereich der Scoula Sportiva St. Moritz-Champfèr oder der Talentschule Ilanz. Im Engadin waren es ein Knabe von 22 Jugendlichen, in Ilanz drei Mädchen von 32 Schülerinnen und Schülern.

Im aktuellen Schuljahr 2015/2016 sind in St. Moritz-Champfèr vier, in Ilanz zwei und in Davos (Neueröffnung der Talentschule) keine Schülerinnen und Schüler mit dem Talentbereich Musik eingetreten. Zurzeit werden von den in Graubünden geschulten 96 Talenten acht im Musikbereich gefördert. In Chur wird nicht zuletzt aufgrund des umfassenden Angebots der Musikschule mit einem grösseren Anteil von fünf bis acht Musikerinnen oder Musikern pro Jahrgang gerechnet.

 

Berner Exekutive verabschiedet Kulturstrategie

Der Gemeinderat der Stadt Bern (die Exekutive) hat vier Grundprinzipien der künftigen Kulturstrategie verabschiedet. Es sind dies die Bekenntnisse zur Kulturstadt Bern, zur Vielfalt der kulturellen Akteure, zur Kultur als öffentliches Interesse und zu Partnerschaft und Dialog.

Franziska Teuscher, Reto Nause, Alexander Tschäppät, Ursula Wyss, Alexandre Schmidt. Foto: Stadt Bern

Im September 2015 sind die Arbeiten an der gesamtstädtischen Kulturstrategie aufgenommen und ein partizipativer Prozess lanciert worden. Die von der Stadtregierung verabschiedeten Grundprinzipien schaffen die politische und inhaltliche Basis für das erste Berner Kulturforum, das am 18. Januar 2016 durchgeführt wird.

Im Workshop werden Handlungsfelder, die sich aus den Grundprinzipien ableiten lassen, vorgestellt, diskutiert und entsprechende Ziele definiert. Die Projektleitung wird daraus, unterstützt von Expertengruppe und Projektgruppe, einen Massnahmenplan erarbeiten, der am zweiten Kulturforum im Frühsommer 2016 zur Diskussion gestellt wird.

«Ausgehend von einem breit gefassten Kulturbegriff», schreibt die Stadt, bekenne sich der Gemeinderat «mit den vier Grundprinzipien der künftigen Kulturstrategie zur Kulturstadt Bern, zur Vielfalt der kulturellen Akteure, zur Kultur als öffentliches Interesse und zu Partnerschaft und Dialog».

Mehr Infos: www.bern.ch/kulturstrategie
 

Musikunterricht fördert den schulischen Erfolg

Ein Studie der portugiesischen Escola Superior de Educação de Coimbra stützt die Vermutung, dass zwischen Musikunterricht und schulischem Erfolg ein Zusammenhang besteht. Fragen bleiben zu den konkreten Wirkmechanismen.

Jugendliche in der Freizeit. Foto: Photocapy, flickr,SMPV

Für die Studie haben die Erziehungswissenschaftler Carlos dos Santos-Luiz, Lisete Mónico, Leandro S. Almeida und Daniela Coimbra die schulischen Leistungen von insgesamt 110 Schülerinnen und Schülern mit und ohne Musikbildung untersucht. Weitere untersuchte Faktoren waren der sozioökonomische Status, die Intelligenz, die Motivation und frühere Schulerfolge. Untersucht wurden die Gruppen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren und drei Jahre später. 

Dabei zeigte sich, dass die musikalisch Geschulten signifikant besser abschnitten. Besonders deutlich war dies mit Blick auf den Sprachunterricht (Portugiesisch) und die Naturwissenschaften der Fall. Der Effekt blieb überdies stabil, wenn besondere Merkmale des sozioökonomischen Status, der Intelligenz und der Motivation eingerechnet wurden.  

Originalartikel: C dos Santos-Luiz, L S. M. Mónico, L S. Almeida et al., «Exploring the long-term associations between adolescents’ music training and academic achievement», Musicae Scientiae, 31. Dezember 2015, msx.sagepub.com

Erstes Berner Kulturforum im Januar 2016

Am 1. Berner Kulturforum» werden am 18. Januar 2016 «erste Handlungsfelder der zukünftigen Strategie» der städtischen Kulturpolitik präsentiert und diskutiert – Resultate der Arbeit einer neu konstituierten Expertengruppe.

Stellwerk Bern. Foto: Eisenbahnfreunde.ch

Nach der internen Überarbeitung der Handlungsfelder werden am «2. Berner Kulturforum» im Frühsommer 2016 Ziele und Massnahmen präsentiert und verhandelt. Am Ende einer neuerlichen Überarbeitung steht im Herbst 2016 die abschliessende Informationsveranstaltung zur gesamtstädtischen Kulturstrategie. Dieses Leitbild schafft die Grundlagen für die zukünftige Kulturpolitik der Stadt Bern.

In der Expertengruppe haben laut einer Meidenmitteilung der Stadt folgende Fachpersonen Einsitz genommen: Monika Bandi, Rahel Bucher, Patrizia Crivelli, Dagmar Kopse, Myriam Prongué, Hans Rudolf Reust, Urs Rietmann, Christoph Ris, Fabian Schmid und Lejla Sukaj. Gemeinsam decken sie unter anderem die Themenfelder Kulturproduktion (Institutionen und freie Szene), kulturelle Teilhabe, inklusive Kultur, Kulturvermittlung, kulturelle Bildung und Ausbildung, kulturelles Erbe, Kreativwirtschaft, Laienkultur, Quartierkultur und Tourismus ab.

Salzburger Böhm-Saal wird mit Erläuterungstafel versehen

Wie der österreichische «Kurier» schreibt, wird der Karl-Böhm-Saal im Salzburger Festspielbezirk mit einer Erläuterungstafel versehen – mit Hinweisen zur Rolle des Dirigenten während der Nazi-Zeit.

Ehemalige kleine Winterreitschule, heute Karl-Böhm-Saal. Foto: Andreas Praefcke, wikimedia commons

Laut «Kurier» ist Böhm 1934 an der Semperoper auf Fürsprache Hitlers Nachfolger des von den Nazis vertriebenen Fritz Busch geworden. 1938, kurz nach dem «Anschluss» Österreichs, dirigierte Böhm im Wiener Konzerthaus. Er begrüsste das Publikum dabei freiwillig mit dem Hitlergruss und liess das Horst-Wessel-Lied spielen. 1943 wurde er auf Wunsch Hitlers Direktor der Staatsoper. Die Alliierten belegten Böhm nach dem Krieg mit einem Auftrittsverbot, das erst 1947 aufgehoben wurde.

Wegen Böhms «aussergewöhnlichen künstlerischen Verdiensten» will das Festspieldirektorium den Böhm-Saal nicht umbenennen.  Auf der Tafel, auf die man sich nun geeinigt hat, soll auf eine Internetadresse verwiesen werden, «wo in Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: ein grosser Künstler, aber politisch fatal Irrender».

Der Deutsche Kulturrat zieht Bilanz

Im zu Ende gehenden Jahr 2015 waren in der europäischen Kulturpolitik die Freihandelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA) die beherrschenden kulturpolitischen Themen. Aber auch der Urheberschutz steht vor Herausforderungen.

Foto: tarudeone/pixelio.de

Die Bundesregierung habe 2015 ihre Haltung aufgegeben, die Gefahren für den Kulturbereich durch TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) und CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) generell zu bestreiten und im Oktober ein eigenes Papier zur Gefahrenlage vorgelegt, schreibt der Deutsche Kulturrat.

Der Deutsche Bundestag hat zudem Ende dieses Jahres ein umfangreiches, mehrjähriges Kulturinvestitionsprogramm beschlossen. Allein für das kommende Jahr (2016) sollen rund 120 Millionen Euro zusätzlich an Kulturfördermitteln des Bundes zur Verfügung gestellt werden. Für die nächsten Jahre sind insgesamt 740 Millionen Euro an zusätzlichen Kulturinvestitionen geplant.

Stellung genommen hat der Kulturrat auch zum Entwurf eines «Gesetzes zur verbesserten Durchsetzung des Anspruchs der Urheber und ausübenden Künstler auf angemessene Vergütung». Er sieht es als selbstverständlich an, dass Urhebern eine angemessene Vergütung ihrer Leistungen und ihrer Rechte zusteht. Auch eine Pauschalzahlung könne gegebenenfalls angemessen sein.

Laut seinem Geschäftsführer Olaf Zimmermann hat der Deutsche Kulturrat 2015  kulturpolitisch einiges bewegt. Bei den Diskussionen über TTIP, CETA würden nun auch die Gefahren für den Kultur- und Medienbereich öffentlich breit diskutiert und von der Bundesregierung nicht mehr ignoriert.

Schaffhausen erneuert Kultur-Leistungsverträge

Stadt und Kanton Schaffhausen haben die Leistungsvereinbarungen mit acht der wichtigsten Leistungserbringer der freien Kulturszene erneuert. Die Vertragspartner sind unter anderen das Schaffhauser Jazzfestival, der Verein Kultur im Kammgarn und der Tap Tab Musikverein.

Urs Roellin. Foto: Francesca Pfeffer

Die bisherigen Leistungsvereinbarungen hätten sich bewährt, schreibt der Kanton in einer Mitteilung. Bei den erneuerten Leistungsvereinbarungen handelt es sich denn auch um bereits seit mehreren Jahren bestehende Verträge. Sie gelten von 2016 bis 2020, mit dem Verein Kultur im Kammgarn und dem Tap Tab Musikverein von 2016 bis 2018.

Die unveränderten jährlichen Unterstützungsbeiträge von Kanton und Stadt Schaffhausen zusammen belaufen sich für das Schaffhauser Jazzfestival auf 132’000 Franken, für den Verein Kultur im Kammgarn auf 150’000 Franken, für das Schauwerk auf 84’000 Franken, für das Theater Sgaramusch auf 73’000 Franken, für das Sommertheater auf 35’000 Franken, für den jugendclub momoll Theater auf 33’000 Franken und für den Tap Tab Musikverein auf 30’000 Franken.

Der Beitrag des Kantons an den Verein Vebikus Kunsthalle Schaffhausen wird auf 70’000 Franken pro Jahr erhöht. Nach dem Wegzug der Hallen für Neue Kunst sei es wichtig, den Bereich der zeitgenössischen Kunst in einem bereits etablierten Umfeld zu stärken, schreibt der Kanton. Dazu sei es notwendig, dass sich der Vebikus-Ausstellungsraum neu als Kunsthalle positionieren und sein Programm ausweiten und profilieren kann.

Prachtchorbuch Albrechts V. im Internet

Nach aufwändiger Restaurierung und Digitalisierung ist ein von Hans Mielich prachtvoll illuminiertes Chorbuch Albrechts V. mit Motetten von Cipriano de Rore online abrufbar. Einer der bedeutendsten musikalischen Schätze der Bayerischen Staatsbibliothek wird so weltweit greifbar.

Das Chorbuch Albrechts V. wird gescannt. (Bild: Bayerische Staatsbibliothek),SMPV

Das grossformatige und schwere Chorbuch mit seinem Prachteinband kann nur mit äusserster Vorsicht geöffnet werden und gehört zu den kostbarsten Schätzen der Bayerischen Staatsbibliothek. Es war für die Öffentlichkeit deshalb kaum zugänglich. Experten am Scanzentrum des Münchener Digitalisierungszentrums haben es nun aber über mehrere Wochen hinweg mit hochspezialisierter Fototechnik gescannt und bearbeitet. Die Bilder können online abgerufen und unabhängig von Ort und Zeit für detaillierte Forschung genutzt werden.

Das Chorbuch wurde im Jahr 1559 im Auftrag Herzog Albrechts V. (1528-1579) für die Schatzkammer des bayerischen Herrscherhauses fertiggestellt. Es enthält 26 vier- bis achtstimmige Motetten des niederländischen Komponisten Cipriano de Rore (1516-1565).  Es ist als Prachtkodex mit reicher Buchmalerei in beispielloser Qualität: Neben detailreichen Bildschmuck zu Beginn jeder Motette sind acht ganzseitige Miniaturen des Malers Hans Mielich (1516-1573) in der Handschrift enthalten.

Bevor das Digitalisat angefertigt werden konnte, wurde das Werk am Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung der Bayerischen Staatsbibliothek über ein Jahr hinweg aufwändig restauriert. Die Miniaturen im Chorbuch wiesen zahlreiche verlustgefährdete Stellen der Malschicht auf. Sie wurden unter dem Mikroskop bei zwanzigfacher Vergrösserung mit einer speziellen wässrigen Hausenblasenlösung gefestigt.

Die Erfahrungen aus Restaurierung und Digitalisierung mit dem Buch kommen nun den Spitzenstücken der herzoglichen Sammlung, den von Hans Mielich illuminierten Chorbüchern mit Busspsalmen von Orlando di Lasso, zugute. Die beiden Bände werden in den kommenden eineinhalb Jahren restauriert und digitalisiert.

Das Prachtchorbuch Albrechts V. in den Digitalen Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek:
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00103729/image_1

Film zum Prachtchorbuch Albrechts V.:
https://www.youtube.com/user/BayStaatsbibliothek

Musik bedeutet Hoffnung für depressive Jugendliche

Die SRH Hochschule und das Universitätsklinikum Heidelberg untersuchen mit einer Pilotstudie, wie eine neue Form der Musiktherapie bei depressiven Jugendlichen erfolgreich eingesetzt werden kann.

Foto: Christa El Kashef/pixelio.de,SMPV

Im Rahmen des Projektes «Wired by Music» wollen Franz Resch von Seiten der Heidelberger Uni und Thomas Hillecke als Vertreter der SRH Kinder und Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren begleiten, die an einer depressiven Episode oder einer chronischen Depression leiden und bereits in ärztlicher oder psychotherapeutischer Behandlung sind. Sie erhalten zwölf kostenlose Musiktherapie-Einzelsitzungen in der Ambulanz auf dem Campus der SRH Hochschule Heidelberg.

Achtsames Hören der «eigenen» Musik und das Erstellen individueller Playlists für mobile Abspielgeräte, mit denen sich die Jugendlichen in verschiedenen Situationen selbst helfen können, seien ein Teil der Therapie, heisst es in der entsprechenden Medienmitteilung. Die jungen Menschen nähern sich musikalisch ihren Emotionen und vertonen sie in gemeinsamen Improvisationen. Klavier, Gitarre und Percussion-Instrumente stehen dafür bereit. Auch musikalische Rollenspiele oder therapeutisches Songwriting sind möglich.
 

get_footer();