Konzertreihe rund um die wohl älteste Orgel

Die spätgotische Orgel von 1435 steht im Zentrum einer Reihe von sechs Konzerten, die vom 4. Juli bis zum 8. August wöchentlich samstags sattfinden.

Die Orgel der Basilique de Valère in Sitten. Foto: Berra39, wikimedia commons,SMPV

In den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Orgel in der Basilika von Valère in Sitten (Wallis), diese möglicherweise älteste Orgel der Welt, von Maurice Wenger wieder ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Nach der Restaurierung fand ab 1969 jährlich das Festival für alte Orgel (Festival international de l’orgue ancien et de la musique ancienne) statt. Nach 45 Jahren hat Maurice Wenger nun die Leitung in jüngere Hände übergeben; unter Véronique Dubuis findet im Juli und August die 46. Ausgabe statt.

Das als «mythisch» bezeichnete Instrument zieht Organisten aus aller Welt an, die es gerne einmal spielen möchten. Andererseits ist das Repertoire für ein so aussergewöhnliches Instrument eng limitiert, so dass die Gestaltung eines variierten Programms für sechs Abende eine Herausforderung darstellt. In diesem Jahr steht das Schlusskonzert im Zeichen der Feierlichkeiten zur 200jährigen Zugehörigkeit des Wallis zur Eidgenossenschaft. Neben traditionellen Volksweisen spielt Annerös Hulliger auch eine eigens für den Anlass geschaffene Komposition von Jean-François Michel: Valeria.

Programm und Vorverkauf: orgueancien-valere.ch/

Zeit und Raum kunstvoll inszeniert

Ende Juni wurde das Konzept der 1. Biennale «ZeitRäume Basel» vorgestellt. Vom 10. bis 13. September sollen neue Klänge spezielle Räume beider Basel in ungewöhnliche Musikorte verwandeln.

Rheindüker. Foto: Anna Katharina Scheidegger,SMPV

Schon öfter gab es in Basel originelle Festivals mit Neuer Musik. So etwa den grandiosen «Europäischen Musikmonat 2001» oder Gidon Kremers «Les Muséiques», ein Festival, das hauptsächlich in Museen spielte. Nun haben sich Baselland und Baselstadt auf Initiative von Beat Gysin zusammengetan, um die «einheimische» Biennale ZeitRäume Basel zu realisieren. Gysin präsidiert den Verein Zeiträume, der das Festival verantwortet. An der Pressekonferenz vom 23. Juni in Laufen präsentierte Festivalintendant Bernhard Günther das vielfältige und spannende Programm

Das Konzept ist bestechend: Neue Musik erobert neue Räume und ein neues Publikum. Es überzeugt auch vom Qualitätsanspruch her. Namhafte Komponisten schreiben Stücke für unkonventionelle Konzerträume, wobei die Räume in die Kompositionen einbezogen werden. Und verschiedene Schulklassen und Musikschulen von Stadt und Land sowie Studierende der Musik-Akademie sind originell in die Produktionen eingebunden.

Insgesamt bespielen rund 1000 Beteiligte die beiden Basel, es werden an den vier Festivaltagen über 20 Innen- und Aussenräume akustisch ausgeleuchtet, darunter das Basler Münster inklusive Kreuzgang und Vorplatz, die historische Innenstadt von Laufenburg, das Volkshaus, die Bahnhofshalle Badischer Bahnhof, das Staatsarchiv, eine offene Halle im Rheinhafenareal, der Lachsländerhof, die Alte Aula im Naturhistorischen Museum und das Stadtcasino.

Besonders auffällig an dieser ersten Biennale ist die Durchmischung von Profis mit Laien, von internationalen Grössen und einheimischen Kräften. So findet man international führende Komponisten wie Georg Friedrich Haas, Dieter Schnebel, James Clarke, Karlheinz Stockhausen ebenso in den Programmen wie die Schweizer Künstler Beat Furrer, Daniel Ott und Edu Haubensak. Veranstalter wie das Sinfonieorchester Basel sind für einmal beteiligt an pädagogischen Konzepten für Grundschülerinnen und -schüler, Musikstudentinnen und -studenten. Dieses Miteinander, das sich an den unkonventionellsten Orten Basels klingend offenbaren wird, dürfte dem Festival einen grandiosen Sog geben.

Ein wichtiger Bestandteil dieses Musikfestivals sind die verschiedenen Klanginstallationen. So zeigt etwa das Schweizerische Architekturmuseum ab dem 4. September die Ausstellung Der Klang der Architektur. Der in Berlin lebende Komponist Peter Ablinger entwickelt dafür mit dem Elektronischen Studio der Musik-Akademie Basel in den Ausstellungsräumen ein speziell auf die Ohren zugeschnittenes Konzept.

Im Hinterhof der Musik-Akademie kann man Walter Fähndrichs Musik-Installation Sunset erleben, die den Innenhof in subtil auf den Ort abgestimmte Klangfarben taucht. Unbequeme Musik gibt es auf dem Theaterplatz mit einem «begehbaren Hörstück» von Peter Ablinger, das aus den Klängen der Stadt ein inszeniertes Erlebnis macht. Oder dann der geheimnisvolle Tunnel Spiral im Tunnel des Parkhauses City, in welchem junge Komponistinnen und Komponisten aus Basel eine interaktive Klanginstallation einrichten.

So werden die sonst oft als elitär geltenden Exponentinnen und Exponenten der Neuen Musik Alltagsräume erobern, wie an der Pressekonferenz in Laufen vier Schüler Alltagsgegenstände bespielten. Auf einem Wassereimer hockend machten sie orange Plastikeimer mit Holzschlägeln zu Schlagzeugen, eine dramaturgisch und konzentrationsmässig beeindruckende Leistung.

An der Biennale selbst werden unter der Leitung von Sylwia Zytynska zirka 300 Schülerinnen und Schüler mitmachen, die nicht nur das hübsche «Stetli» von Laufen akustisch besetzen, sondern auch die Freiestrasse in der Stadt Basel. Der anwesende Stadtpräsident Alexander Imhof zeigte berechtigten Stolz auf die Musikbegeisterung in den Laufener Schulen.

www.zeitraeumebasel.com

Schaffhausen fördert Spiele mit Klischees

Die Musiker Roman Mäder, dessen Texte mit US-Klischees spielen, und Luca Ramella, er parodiert italienische Popmusik, werden vom Kanton Schaffhausen mit Förderbeiträgen ausgezeichnet.

Larry Bang Bang-Plakat von Roman Maeder, zvg

Der 1974 geborene Musiker Roman Mäder erhält – als Kunstfigur Cowboy Larry Bang Bang – einen Förderbeitrag in der Höhe von 20’000 Franken zur Realisierung eines Tonträgers, dessen Texte mit US-Klischees spielen. Der 1978 geborene Luca Ramella erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 17’000 Franken zur Realisierung eines Projekts als Parodie auf die italienische Popmusik.

Kanton und Stadt Schaffhausen verleihen seit 14 Jahren Förderbeiträge an Schaffhauser Kulturschaffende. Der Gesamtbetrag, der zur Vergabe zur Verfügung steht, beläuft sich auf 110’000 Franken. Die Bewerbungen werden von einem unabhängigen Fachkuratorium beurteilt und juriert. Die Förderbeiträge gehen in diesem Jahr überdies an den Schriftsteller Donat Blum (Literatur, 15’000 Franken), die Künstlerinnen Maya Bringolf und Corinne Gisel (je 20’000 Franken) sowie Edit Oderbolz (18’000 Franken). Auf Antrag des Kuratoriums gehen die Atelierstipendien 2016 an die Künstlerinnen Nora Dal Cero und Alexandra Meyer.

tanzen

Verschiedene Facetten des Tanzens: Ein Musik-Tanz-Projekt im Jura, doppelter Tanzboden bei Schostakowitsch, tanzende Derwische und ein Gespräch über den Volkstanz.

tanzen

Verschiedene Facetten des Tanzens: Ein Musik-Tanz-Projekt im Jura, doppelter Tanzboden bei Schostakowitsch, tanzende Derwische und ein Gespräch über den Volkstanz.

Focus

Musique et danse associées sur scène
par l’association Musique-Danse-Projets

Doppelter Tanzboden bei Schostakowitsch
Parodistische und groteske Elemente in Ballettmusiken

Unir l’humain à Dieu
Le rôle mystique de la musique et de la danse des derviches tourneurs

Lust oder Choreografie?
Der Volkstanzexperte Johannes Schmid-Kunz im Gespräch

 

… und ausserdem

RESONANCE

Le festival de Verbier soigne la relève — avec son programme éducatif

Tanzgesänge an mythischem Ort — Sibil.la in Königsfelden

Maria – greifbar und entrückt — Exvoto in der Klosterkirche Rheinau

(Wahl-)Freiheit, die ich meine — Notensatz mit restriktionsfreier Software

Carte blanche mit Michael Kube

Rezensionen — Neuerscheinungen

CAMPUS

Gesundheit im Orchester — Studie der HSLU bei Philharmonia Zürich

Eloge de la fausse note — la philosophie de Marc Vella, pianiste nomade

Sänger sind Schauspieler — Meisterkurs von Paul Phoenix in Boswil

Rezensionen — Neuerscheinungen

klaxon Kinderseite 

FINALE


Rätsel
 — Pia Schwab sucht

 

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(Wahl-)Freiheit, die ich meine …

Das nicht kommerzielle Notenschreibprogramm «MuseScore» und das ebenfalls frei zugängliche Notensatz-System «Lilypond» sind prüfenswerte Alternativen zu den kommerziellen Angeboten. Eine Vertiefung des Themas «Notenschreiben auf dem Computer» und eine Replik auf das Interview mit Marcel Vonesch in der Schweizer Musikzeitung 6/2015.

Foto: Denys Rudyi – Fotolia.com
(Wahl-)Freiheit, die ich meine ...

Das nicht kommerzielle Notenschreibprogramm «MuseScore» und das ebenfalls frei zugängliche Notensatz-System «Lilypond» sind prüfenswerte Alternativen zu den kommerziellen Angeboten. Eine Vertiefung des Themas «Notenschreiben auf dem Computer» und eine Replik auf das Interview mit Marcel Vonesch in der Schweizer Musikzeitung 6/2015.

Musik und Computer – das ist ein ebenso brisantes Themenfeld wie ein recht umkämpfter Markt. Ein Markt zudem mit speziellen Bedingungen: Der Kundenkreis der Musiker ist normalerweise nicht übermässig technik-affin, er hat zu Recht kein gesteigertes Interesse daran, für Tage und Wochen die Steinway- mit der Laptop-Klaviatur zu vertauschen. Er möchte schlicht ein handliches Werkzeug, das ihm die effektive Erledigung seiner Aufgaben erlaubt – was in technischer Hinsicht dann wiederum sehr anspruchsvoll ist.

Die Aufgabenstellungen sind zudem von Person zu Person so radikal unterschiedlich wie die Arbeitsgebiete und Arbeitsweisen. Die berühmte Mund-Propaganda hilft dem Anfänger da wenig: Das Anpreisen irgendeiner favorisierten Softwarelösung hat etwa den gleichen Informationsgehalt wie die begeisterte Mitteilung, das blutdrucksenkende Medikament XY habe im eigenen Fall wunderbare Erfolge erzielt.

Was hingegen helfen könnte, eine begründete Auswahl zu treffen, wären konkrete Hintergrundinformationen. Dass ich glaube, hier einige Anmerkungen beitragen zu können, erklärt sich aus meiner beruflichen Bandbreite: Ich habe seit Beginn der 90er-Jahre als konzertierender Musiker, Musikpädagoge und Ensembleleiter, aber vor allem als Musikwissenschaftler und als Gestalter von Musikbüchern mit unterschiedlichster musikorientierter Software intensiv gearbeitet, zudem unter diversen Betriebssystemen.

Für die Bewältigung der breit gefächerten Aufgaben war ich geradezu gezwungen, mir kontinuierlich einen kritischen Überblick über die jeweils aktuellen Lösungen der Software-Entwicklung zu verschaffen. Dazu gehörte natürlich auch die Arbeit mit Produkten wie Sibelius, Finale, Capella oder ihren weniger berühmten Kollegen. Dazu gehörte aber auch die Kenntnis und Nutzung freier Software (dazu gleich mehr). Welcher Handwerker würde ernstlich auf eine Ausstattung setzen, die ihm in einem einzigen «Super-Multifunktions-Allround-Werkzeug» die Bewältigung aller Aufgaben vom Rasenmähen übers Tapetenablösen bis zur Altbausanierung verspräche? …

Frei und gratis ist nicht dasselbe

Um ein häufiges und verhängnisvolles Missverständnis gleich vorneweg zu korrigieren: «Freie Software» hat sachlich sehr wenig mit «Gratissoftware» zu tun. «Frei» wird hier im Sinne von «freier Rede» gebraucht, nicht von «Freibier». Freie Software unterliegt einer Lizenz, die es jedermann erlaubt, sie mehr oder weniger nach Belieben zu benutzen (zu verändern, umzuarbeiten, sie gesamt oder in Teilen anderswo einzubauen, sie aber auch zu verschenken, für die Ausbildung zu nutzen, ihre Funktionsweise zu studieren, sie in Geräte einzubauen etc.). Das Attribut «frei» bezieht sich dabei vor allem auf den «Quelltext», also die vom Programmierer geschriebene Konstruktionsanleitung, mit der schliesslich die fertige Programmdatei automatisiert hergestellt («kompiliert») wird. Ein relativ belangloser Nebeneffekt ist, dass es naturgemäss kaum sinnvoll ist, ohnehin frei verfügbare Software zu verkaufen …

Ein Programm hingegen wie etwa der bekannte Adobe-Reader ist zwar kostenlos, jedoch keineswegs «frei» – es ist «proprietär». Das heisst, nur der Eigentümer – die Firma Adobe – hat Zugriff auf den Quelltext, nur er kann deshalb diese Software verändern. Der fertige Adobe-Reader kann lediglich kopiert werden, so, wie er ist. Um ihn z.B. an ein Betriebssystem-Update anzupassen, bedarf es bereits unabdingbar des Quelltextes. (Nebenbei kann auch niemand aus dem fertigen Programm ohne Weiteres ersehen, ob es ausser den offensichtlichen noch unerwünschte Funktionen besitzt – Stichwort «Schad-Software»).

Die landläufige Idee, freie Software sei die Domäne von gelangweilten Hobby-Entwicklern mit dem Drang zur Selbstdarstellung, die zeitweilig mal bei einem Projekt mitmachen, um dann in «richtigen Software-Firmen» ihre eigentliche Lebensaufgabe zu finden, ist eine lustige Karikatur – mehr nicht.

Copyright-freie Software ist vielmehr eine technische Notwendigkeit in der Entwicklung jedweder Form von moderner Software. Seit Beginn der 90er-Jahre besteht Software praktisch immer aus einer Vielzahl einzelner Module, die zum Teil in vielen Programmen enthalten sind, da sie identische Funktionen zur Verfügung stellen. Wäre qualitativ hochwertige Software grundsätzlich copyright-belastet, müsste die Entwicklung jedes neuen Programms praktisch bei Null beginnen – was jeder Software-Entwicklung ein rasches Ende bereiten würde. Insofern besteht auch der Quelltext praktisch aller Kauf-Programme – Notensatz- oder andere musikalische Programme machen da keine Ausnahme – zu einem gewissen Teil aus freiem Software-Code. Nicht ohne Grund sponsert etwa die Firma Microsoft freie Software-Projekte mit respektablen Summen.

Abgesehen davon gibt es grosse Bereiche, in denen unablässig Software produziert wird, ohne dass irgendwelche Verkaufsinteressen bestehen: Universitäten erstellen Spezialsoftware für unterschiedlichste Fachgebiete, Studenten, Doktoranden und Habilitanden realisieren fortlaufend Software-Projekte. Rechenzentren, Forschungszentren und moderne Filmstudios könnten ohne hochflexible und transparente freie Software nicht arbeiten, sie steuern regelmässig Module und Fehlerkorrekturen zu freien Software-Projekten bei. All diese Software steht naturgemäss frei zur Verfügung – und ist, ach ja, auch gratis …

Allein die Offenheit des Quelltextes ist es, die eine gemeinsame Entwicklung in zum Teil weltweiten Entwickler-«Communities» erlaubt. Organisiert wird sie auf Internet-Entwicklungsplattformen und gesteuert durch (frei verfügbare) hochspezialisierte Datenbanksysteme. So werden Qualität und Kompatibilität der Beiträge sichergestellt und dem verantwortlichen Haupt-«Maintainer» eine effektive Kontrolle ermöglicht. Nicht anders arbeiten auch kommerzielle Software-Firmen.

Die oft kolportierte Idee übrigens, freie Software sei in Ermangelung der ordnenden Hand einer Firma eine notwendigerweise kurzlebige Sache, ist eine recht laienhafte (wenn auch von den Werbetrommlern der Softwarebranche immer wieder gern benutzte) Vorstellung, die mit der Realität nichts zu tun hat. Heute weiss jeder Facebook-Nutzer, dass Dinge, die einmal in die unendlichen Weiten des World Wide Web eingetaucht sind, schier nicht mehr zu beseitigen sind – das gilt auch für Quelltext. Das «Verfallsdatum» freier, kollaborativer Projekte ist tendenziell sogar langfristiger als das vieler proprietärer Angebote – logisch, sie können nicht von einer kollabierenden Firma in den Abgrund gerissen werden und sind nicht an einzelne Personen gebunden. Projekte wie das professionelle Textsatzsystem Latex, das freie Betriebssystem FreeBSD (das im Herzen aller Apple-Computer seinen Dienst verrichtet) oder der Verschlüsselungs-Standard PGP existieren seit der Frühzeit der Computerentwicklung, den 70er- und frühen 80er-Jahren.

Dass auf diese freie, «kollaborative» Weise natürlich auch musikbezogene Software entsteht, die der proprietären absolut ebenbürtig ist, kann also kaum noch verwundern. Der wesentliche Unterschied zu proprietärer Software ist, dass diese Projekte naturgemäss über keinen Werbe-Etat verfügen.

WYSIWYG und WYGIWYM

Niemand redet gern über seine Grenzen – da machen die Hersteller von Musik-Software keine Ausnahme. Eine solche, quasi naturgegebene Grenze bildet für Notenschreibprogramme das «WYSIWYG»-Prinzip: What You See Is What You Get (Was du siehst, ist das, was du bekommst). Jede Änderung soll mit allen ihren Auswirkungen auf den Rest des Dokumentes unmittelbar auf dem Bildschirm angezeigt werden. Um bei einem Notenschreibprogramm die Tastaturangaben einigermassen verzögerungsfrei wiederzugeben, muss das gesamte Dokument viele Male pro Sekunde durchgerechnet und neu auf dem Bildschirm dargestellt werden. Das heisst: Dem Prozessor stehen zum Setzen des Dokumentes nur Sekundenbruchteile zur Verfügung.

Nun ist qualitativ hochwertiger Notensatz eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Die Organisation der Details einer Partitur bedingt ungleich aufwendigere Mechanismen: Die Elemente sind nicht wie bei einem Textprogramm (Word o. ä.) ausschliesslich zeilenweise angeordnet, sondern sie stehen kreuz und quer über die Seitenfläche hinweg in komplexen Wechselbeziehungen. Der damit anfallende Rechenaufwand fordert auch aktuelle Prozessoren schon bei kleinen Notensätzen mehrere Sekunden lang, einige Minuten sind bei grösseren Arbeiten keine Seltenheit. Würde ein WYSIWYG-Programm tatsächlich Notensatz auf dem Niveau des klassischen Notenstiches versuchen, spränge nach jedem Tastendruck oder Mausklick der Bildschirminhalt für die besagte Zeit wild hin und her, der Notentext wäre währenddessen unzugänglich, bis das neue Satzbild endlich «stünde». Keine Frage also, dass Software wie Finale, Sibelius, Capella oder MuseScore hier einen anderen Weg gehen muss: sie muss es bei einer relativ groben Schätzung belassen und wie Textprogramme praktisch ausschliesslich zeilenweise arbeiten (mit Nachlässigkeiten, an die wir uns leider durch die Allgegenwart dieser Drucke gewöhnt haben). Die ausgefeilte Grafik der verwendeten Zeichen und eine sorgsame Auswahl der eingegangenen Kompromisse sorgt zwar vordergründig für ein ästhetisches Bild. Genau besehen ist aber z. B. die Platzausnutzung stets deutlich schlechter als bei tatsächlich hochwertigem Notensatz. Meiner Erfahrung nach entsprechen 6 Handsatz-Seiten bei gleicher Zeichengrösse zwischen 8 und 12 Seiten eines beliebigen WYSIWYG-Satzes. Das heisst: Es gibt deutlich mehr und schlechter positionierte Wendestellen, eine weniger lesefreundliche Verteilung der Partiturdetails auf der Seite, dazu eine Vielzahl mikro-typografischer Sünden, die man meist erst im direkten Vergleich mit handgesetzten «Originalen» bemerkt. Wohlgemerkt: Dabei geht es nicht um Ästhetik, sondern vor allem um Lesbarkeit und damit z. B. um die Reduzierung von Fehlerquellen bei der Aufführung!

Es ist leider nicht beides gleichzeitig zu haben: WYSIWYG-Geschwindigkeit und professionelles Layout (so nachdrücklich die Software-Werbung das auch behaupten mag). Das Notensatz-System Lilypond (wie auch das verwandte, weniger verbreitete System MusiXTeX) muss deshalb einen völlig anderen Weg gehen, um dem klassischen Standard des Notenstichs wenigstens nahezukommen: Die Noteneingabe erfolgt zunächst in Form einer Art To-Do-Liste, einer schlichten Textdatei, anhand derer das Programm später das fertige Satzbild berechnet – unter Anwendung der typografischen Regeln des klassischen Notenstiches. Diese Liste wird auf Knopfdruck in ein beliebiges geeignetes Ausgabeformat wie etwa .pdf umgewandelt (was dann jeweils eine Kaffeepause lang dauert). Dieser Lösungsansatz wird gemeinhin mit «WYGIWYM» bezeichnet: What You Get Is What You Meant – du bekommst, was du gemeint hast. Das Resultat ist in der Tat ein praktisch makelloses Satzbild, gleichzeitig ein minimaler Umfang der Partituren. Interessanterweise sinkt mit Lilypond-Material tatsächlich die Fehlerquote der Ensembles, die ich damit ausstatte – der besseren Lesbarkeit wegen.

Allerdings bedingt die hohe typografische Qualität der Lilypond-Sätze einigen Einarbeitungsaufwand – die Einstiegshürde entspricht meiner Erfahrung nach etwa dem, was Sibelius oder Finale zu Beginn erfordern. Aber keine Angst: Da Lilypond von Musikern für Musiker entwickelt wird, entspricht die Denkweise hinter dem Programm im Grunde den gewohnten musikalischen Konzepten. Und da Lilypond im musikwissenschaftlichen Umfeld eine grosse Bedeutung hat, ist kaum ein Sonderfall denkbar, für den nicht bereits Lösungen entwickelt worden sind. Für den Einsteiger gibt es eine methodisch sehr gut gemachte Serie von Lern-Videos, die die ersten Schritte erleichtern (youtube: lilypond tutorial 1 bis 25), dazu ein einführendes Lern-Handbuch sowie ein Nachschlagewerk für Spezialfälle (s. für alle Informationen lilypond.org). Eine ziemlich raffiniert gestaltete Eingabe-Oberfläche namens Frescobaldi erleichtert die Arbeit zusätzlich entscheidend. Komplizierte und umfangreiche Partituren erfordern trotzdem gelegentlich eine langwierige Fehlerkorrektur. Dafür sind Textunterlegung, Druck von Einzelstimmen oder Auszügen und Ausgabe in alle irgendwie sinnvollen Formate unübertroffen elegant gelöst (und, für den Satzprofi, eine direkte Zusammenarbeit mit dem Satzsystem Latex vorgesehen). Darüber hinaus ist eine Reihe von Funktionen verfügbar, die mit WYSIWYG-Programmen kaum umzusetzen wären. Da Lilypond-Dateien simple Text-Dateien sind, belegen auch grosse Werke nur wenige Kilobyte, und es ist völlig egal, unter welchem Betriebssystem und mit welchem Texteditor sie bearbeitet werden (was auf Wunsch alle Hilfsmittel des gewohnten Textprogramms für die Arbeit an Lilypond-Dokumenten verfügbar macht).

Intuitive Bedienung

Um nicht unnötig mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen, benutze ich parallel als «musikalischen Notizblock» MuseScore, ein ebenfalls freies (WYSIWYG)-Programm, das sich in seiner aktuellen Version im Funktionsumfang und Satzbild von den aktuellen Versionen von Sibelius und Finale allenfalls marginal unterscheidet (Download und alle nötigen Infos: musescore.org – wo es ebenfalls eine Reihe sehr hilfreicher Einführungsvideos gibt). Abgesehen von allen satztechnischen Manipulationen und weitestgehender Anpassbarkeit aller Partiturdetails, wie sie auch die kommerziellen Programme bieten, erlaubt das freie MuseScore selbstverständlich den Import einer breiten Palette von Formaten – 22 an der Zahl, inklusive einiger proprietärer Formate, dazu eine (experimentelle) Scan-Funktion zum Einlesen von Notentext und Rück-Übersetzung von pdf-Dateien in bearbeitbare/abspielbare Notensatzdateien. Für die Weiterverarbeitung vorgegebener Midi-Dateien (etwa aus dem Petrucci-Project IMSLP oder verwandten Portalen) gibt es also keinen Unterschied zu proprietären Programmen. Der Start gelingt durch den pragmatischen Aufbau und umfangreiche Layout-Vorlagen erfahrungsgemäss ohne allzu viel Schweisstropfen und Frustrationen.

Über das freie Standard-Format .xml ist der Austausch mit Finale-, Sibelius-, Capella-, Forte- oder Ouverture-Benutzern ebenso problemlos, wie es der Austausch dieser proprietären Programme untereinander ist, und der Export in alle üblichen Sound- und Grafik-Formate ist in gleicher Weise möglich wie das bequeme Einspielen per Keyboard – um nur die wichtigsten Details zu nennen.

Was die Klangausgabe (Sequenzer-Funktion) angeht, so unterscheiden sich die Möglichkeiten nicht merklich: Instrumental- und Vokalklänge sind den Notensystemen beliebig zuzuordnen und per Klick zu wechseln, die verwendeten Klangpakete (Soundfonts) sind mit einem Mausklick beliebig austauschbar, alle Klänge sind hinsichtlich Lautstärke, Raumakustik und Intonation nach Belieben zu verändern, für Übezwecke ist ein Metronom automatisch zuschaltbar, Dynamik und alle gängigen Wiederholungszeichen werden ebenso wiedergegeben wie verschiedene rhythmische Inegalisierungen oder Effekte wie Streichertremolos. Die Ausgabe als Midi- oder Audio-Datei bzw. als beliebige Grafik erlaubt dann die nahtlose Weiterbearbeitung mit beliebigen Programmen. Für Sonderwünsche und pädagogische Zwecke steht, wie bei den anderen Programmen auch, eine stetig wachsende Sammlung von Hilfsfunktionen (Plug-ins) zur Verfügung. Für die Bearbeitung auf mehreren Computern oder die Arbeit in Gruppen steht ein Online-Speicher zur Verfügung.

Speziell interessant (z. B. für meine editorische Arbeit) ist jedoch die enge Anbindung an Lilypond: MuseScore-Dateien lassen sich nach Lilypond exportieren und dort weiterverarbeiten, so dass mit vertretbarem Nachbearbeitungsaufwand «der Batzen und das Weggli» zu haben sind: intuitive, unkomplizierte Noteneingabe plus flexible Soundausgabe (MuseScore), anschliessend perfekte Satzqualität (Lilypond).

Dank der freien Lizenz beider Systeme ist es also keine Frage des Geldbeutels, sondern einzig und allein des Interesses, ob man mit Notenschreiben à la MuseScore – Sibelius – Finale – Capella auskommt, oder ob man für hochwertigen Notensatz den intellektuellen Aufwand von Lilypond/Frescobaldi treiben möchte.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet …

Eine Gefahr, der nicht allein Sibelius-, Finale- oder Capella-Benutzer ausgesetzt sind, darf abschliessend auf keinen Fall unerwähnt bleiben. Wer durch Copyright «geschützte» Programme benutzt, geht ungewollt das Risiko ein, dass bei einem Ende der Versorgung mit Updates sein Programm nicht mehr installierbar ist. Spätestens nach einem Versionssprung des Betriebssystems ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass ein Update notwendig wird. Fehlt dies, etwa, weil die Herstellerfirma nicht mehr existiert oder die Produktion umgestellt hat, ist eine Installation nicht mehr möglich. Damit sind alle Daten, die mit diesem Programm erstellt wurden, nicht mehr zugänglich: sie können ja logischerweise von anderen Programmen nicht gelesen oder bearbeitet werden. Der gängige Name für diesen Sachverhalt ist Vendor-lock-in (Anbieter-Verkettung). Vendor-lock-in ist alles andere als eine theoretische Gefahr: Es hat mir in der Arbeit mit proprietärer Software mehrfach den irreparablen Verlust ansehnlicher Teile meiner Arbeit beschert, und inzwischen bedrohen die Folgen des Vendor-lock-in weite Bereiche der öffentlichen Verwaltung.

Nun zeigt bereits ein erster kurzer Blick in Wikipedia, dass die Herstellerfirmen der beiden Platzhirsche Sibelius (Avid Technology, Inc./USA) und Finale (Hersteller: MakeMusic/USA) seit etwa 2012 in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken. Es gibt also heute keinerlei Garantie dafür, dass die Programme nach durchaus denkbaren Umstrukturierungen oder einem (Teil-)Verkauf weiterentwickelt werden – Notenschreib-Software ist leider bei hohem Entwicklungs-Aufwand ein relativ unrentables Nischenprodukt. Da der Quellcode dieser Programme aber natürlich dem Copyright unterliegt, ist er im negativen Fall unausweichlich verloren.

Doch derart pessimistisch muss man nicht einmal denken: Es genügt schon, künftig auf das Programm eines anderen Herstellers umzusteigen, um nach einiger Zeit bei den eigenen, älteren Partituren vor verschlossenen Türen zu stehen.

Sollten hingegen die Hauptentwickler eines freien Programms ihre Arbeit beenden, so ändert sich – gar nichts. Der Quellcode steht weiterhin auf einer der freien Plattformen bereit und kann von der interessierten Community problemlos aktualisiert und weiterentwickelt werden (was die fast ausnahmslose Regel ist). Für den hypothetischen Fall, dass mit einem Schlag weltweit alles Interesse an einer Software enden sollte, bliebe immer noch die letzte Version des Quellcodes abrufbar, damit ist das Programm prinzipiell jederzeit wiederherzustellen. Ausserdem kann der unverschlüsselte Text freier Notendateien jederzeit von anderen Programmen gelesen oder konvertiert werden.

Conclusio

Es geht mir nun keinesfalls darum, irgendjemanden zu restriktionsfreier Software zu «bekehren» – was hätte ich auch davon? Ich bin lediglich der Auffassung, dass zu jeder mündigen Entscheidung die Kenntnis aller wesentlichen Faktoren gehört. Der Blick durch die Werbebrille der Industrie ist da im besten Falle eine der möglichen Perspektiven, und begeisterte Empfehlungen von Kollegen sagen mehr über deren Bedürfnisse aus als über die eigenen.

Aus den dargestellten Sachverhalten ergeben sich aber einige Konsequenzen und Überlegungen:

  • Wer als Anfänger auf der Suche nach einem geeigneten Notenschreibprogramm (nicht: Notensatzprogramm!) ist, sollte es vernünftigerweise zunächst mit dem freien MuseScore versuchen (das auch, anders als die proprietären Schwesterprogramme, für alle gängigen Betriebssysteme erhältlich ist). Eventuell sollte er für eigentlichen Noten-Satz das Gespann MuseScore und Lilypond/Frescobaldi hin und wieder ausprobieren. Sollte er dann tatsächlich noch für ihn wichtige Funktionen vermissen, steht ihm der Griff zu proprietären Lösungen immer noch frei. Aber er weiss in diesem Falle sehr viel genauer, was er will und braucht. Und er hat die Sicherheit, später jederzeit auf seine bereits erstellten Dokumente zugreifen zu können.
  • Es bleibt natürlich jedermann unbenommen, sich ein prestigeträchtiges Kaufprogramm anzuschaffen und sich an einer aufwendig animierten, durchgestylten Bedienungsoberfläche zu erfreuen. Wer allerdings mit Schülern, Studenten, Kursteilnehmern oder anderen Lernenden arbeitet, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er es verantworten kann, durch die Verpflichtung zu teurer kommerzieller Software unwillkürlich soziale Selektion zu betreiben, während faktisch gleichwertige freie Lösungen zur Verfügung stehen. Ist es zudem korrekt, Schüler oder Studenten durch die Entscheidung für ein Kaufprogramm in die dauernde Abhängigkeit von kostenpflichtigen Updates zu führen, ohne die ihnen über kurz oder lang der Zugriff auf die eigenen Arbeiten versperrt wäre?
  • Wäre der Grund für die Favorisierung kommerzieller Programme die beliebte Formel «Das machen eben alle!» (neudeutsch: «Das ist halt der Standard!») oder, schlimmer: die Unkenntnis von Alternativen, so spräche dies für alles andere als für Sorgfalt und Berufsethos …

Voilà: Die Informationen liegen auf der Strasse (des Internets). «Tolle lege» – «Nimm und lies!», sagt Augustinus.
Moderner gesagt: Googelt und informiert euch!

Kontakt: joerg.fiedler@bluewin.ch

Vertiefende Informationen


Musescore:
https://musescore.org
Musescore liegt aktuell in Version 2.0 in Versionen für alle gängigen Betriebssysteme vor. Die homepage bietet einführende Videos an, dazu ein Handbuch als pdf-download sowie ein 387 Seiten starkes Lehrwerk als kostenpflichtiges Buch.

 

Lilypond: http://lilypond.org
Lilypond liegt ebenfalls für alle gängigen Betriebs-Systeme vor. Die aktuelle Version ist 2.18.2

http://www.lilypond.org/manuals.de.html
bietet neben einem Einführungs-Handbuch, einer Referenz und einem Entwickler-Handbuch auch eine umfassende Sammlung von «Schnipseln», kleinen Satzbeispielen für unterschiedlichste Problemlösungen, dazu vertiefende Texte über die Hintergründe der Noten-Typografie.

 

Lilypond-Tutorial
unter diesem Suchbegriff auf youtube

 

Weniger gängige freie Musiksoftware-Entwicklungen versammelt:
http://icking-music-archive.org/software/htdocs/index.html

 

Grundlegende Infos zum Thema freie Software
(Stichworte für Wikipedia – die bereits selber ein Beispiel für freie Software darstellt!):
Vergleich von BSD-Betriebssystemen
GNU General Public License
BSD-Lizenz
Freie Software
Open Source

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Eine neue Schweizer Musikgeschichte

Angelo Garovi betrachtet in seinem Buch die Musik im Gebiet der heutigen Schweiz von der Spätantike bis in die Gegenwart.

Ausschnitt aus dem Buchcover

Wer hat an der Expo 1964 die Sinfonie für 156 Büromaschinen komponiert? Welche Kompositionen hat Igor Strawinsky am Genfersee geschrieben? Gab es nur in den Klöstern komponierende Frauen? Und was ist das Besondere an der Musik Arthur Honeggers?

Als Antoine-Elisée Cherbuliez, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Zürich, 1932 die erste Musikgeschichte der Schweiz schrieb, gehörte Arthur Honegger noch zu den «jungen» Komponisten. Seither hat es keine selbständige Publikation zur schweizerischen Musikgeschichte mehr gegeben. Angelo Garovi betrachtet nun in zahlreichen knappen Kapiteln musikalische Themenkreise auf schweizerischem Territorium. Er beginnt bei der spätrömischen Wasserorgel von Avenches, thematisiert neben vielem anderen die Musik an den grossen Klöstern St. Gallen und Engelberg sowie am Konzil von Basel, spricht über liturgische Spiele im Spätmittelalter und die Festspielkultur im 19.und 20. Jahrhundert, über Minnesang und Kuhreihen, den Genfer Psalter und Glareans Dodekachordon. Auch die Schweiz als Gast- und Inspirationsland berühmter Musiker aus umliegenden Ländern spielt eine Rolle.

Angelo Garovi (*1944 in Sarnen) studierte Germanistik, Geschichte, Musikgeschichte und Orgel sowie Komposition bei Mauricio Kagel. Garovi war Musikkritiker in Luzern, Musikredaktor am Schweizer Radio SRF in Bern, Staatsarchivar des Kantons Obwalden und Professor für Deutsche Philologie an der Universität Basel. Er hatte Lehraufträge an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland.

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Angelo Garovi, Musikgeschichte der Schweiz, mit Namensregister der Komponisten, 160 Seiten, illustriert, broschiert, Fr. 19.90, Stämpfli, Bern 2015, ISBN 978-3-7272-1448-6

Rezension von Brigitte Bachmann-Geiser

Grünes Licht für das Klanghaus Toggenburg

Die St. Galler Regierung hat die Botschaft für den Bau des Klanghauses Toggenburg verabschiedet. Sie beantragt dem Kantonsrat einen Kredit von 19,3 Millionen Franken für die Klangwerkstatt oberhalb von Unterwasser. Das Parlament wird das Geschäft voraussichtlich in der Novembersession beraten.

Simulation «Klanghaus in der Landschaft»: nightnurse images, Zürich

Das geplante Klanghaus soll den Kursort Seegüetli oberhalb von Unterwasser ersetzen, ein Angebot der Klangwelt Toggenburg schaffen und zum musikalischen und architektonischen Zentrum für Naturtonmusik werden. Als Klangwerkstatt mit einzigartiger Akustik soll das Klanghaus sowohl professionelle Musikerinnen und Musiker als auch Laien für Proben, Kurse, Forschung und Experimente anziehen.

Das Raumprogramm des Klanghauses Toggenburg umfasst vier akustisch spezielle Klangräume, die wie ein Instrument gestimmt werden können. Das Gebäude ist als integrale Holzkonstruktion geplant. Der Kanton plant als Bauherr das Klanghaus. Als Betreiber des Klanghauses ist die Klangwelt Toggenburg vorgesehen.

Die Gesamtkosten für den Bau des Klanghauses einschliesslich aller Vorbereitungsarbeiten belaufen sich auf 24,3 Millionen Franken. Davon werden 5 Millionen Franken durch Stiftungen und Gönner finanziert und vor Baubeginn rechtlich verbindlich sichergestellt. Für den Kanton verbleibt ein Kreditbedarf von 19,3 Millionen Franken. Entsprechend untersteht der Kantonsratsbeschluss dem obligatorischen Finanzreferendum. 

Das Projekt Klanghaus der Arbeitsgemeinschaft Meili, Peter Architekten und Staufer & Hasler Architekten stösst auch auf Interesse bei Privaten, bei möglichen Gönnerinnen und Gönnern sowie bei Stiftungen. Ein massgeblicher Teil der privaten Drittmittel sei  bereits zugesichert oder in Aussicht gestellt, schreibt der Kanton. Das Bauvorhaben werde erst in Angriff genommen, wenn die Mitfinanzierung im Umfang von 5 Millionen Franken durch private Geldgeber gesichert sei. 

Nach der Zuleitung der Botschaft an den Kantonsrat wird in der Septembersession die vorberatende Kommission bestellt. Die erste Lesung im Kantonsrat findet voraussichtlich in der Novembersession 2015 statt, die zweite Lesung in der Februarsession 2016. Stimmt der Kantonsrat dem Projekt zu, ist im Jahr 2016 die Volksabstimmung geplant. Bei einer Zustimmung durch den Souverän könnte im Jahr 2018 mit dem Bau begonnen werden.

 

Wie spielte man das?

Ausgehend von historischen Aussagen erläutert Paolo Crivellaro die historische Aufführungspraxis norddeutscher Barockmusik für Orgel.

Foto: karrenbrock.de/pixelio.de

Das Repertoire der Norddeutschen Orgelschule scheint in den letzten Jahren Gegenstand erhöhten Interesses zu sein. Neben einer Fülle an wissenschaftlichen Notenausgaben – zum Teil sogar in fast parallel erscheinenden Neuausgaben derselben Musik (z.B. für Buxtehude, Tunder oder Weckmann) – sind auch diverse Fachbücher der theoretischen Erschliessung dieser Musik gewidmet. Nach Jon Laukviks Orgelschule zur historischen Aufführungspraxis (Barock und Klassik, Carus 60.002; Romantik, Carus 60.004; Moderne, Carus 60.006) und Klaus Beckmanns enzyklopädischer Darstellung Die Norddeutsche Schule (2 Bände, Schott ED 9869 und 20088) legt Paolo Crivellaro, Professor für Orgel an der Universität der Künste Berlin, nun ein Buch vor, das sich, so der Klappentext, an den praktischen Organisten wendet, der «mit historischem Bewusstsein» spielen möchte.

Die rund 200-seitige Darstellung – mit gegen 1000 (!) Fussnoten – streift übersichtlich angeordnet alle wesentlichen Aspekte der Aufführungspraxis norddeutscher Barockmusik, so z. B. ihre stilistische Einordnung, die Quellenlage, die wichtigsten Gattungen, instrumentale Gegebenheiten und wichtige Orgelbauer, aber auch Fragen zu Tempo, Ornamentik, Registrierpraxis etc. Crivellaro stützt sich dabei in erster Linie auf historische Zitate, die er kommentiert; mit zahlreichen Verweisen auf ihre (zum Teil durchaus widersprüchliche) Deutung in der neueren Sekundärliteratur vermittelt der Autor zudem eine wertvolle Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstands und gibt zahlreiche Anregungen zu vertiefender Lektüre in Gebieten, wo sein Buch zwangsläufig nur knappe Hinweise geben kann. Die «objektive», auf Wertungen grösstenteils verzichtende Haltung Crivellaros regt hier zu aktivem Mitdenken an und lässt dem Leser Raum, sich eine eigene Meinung zu bilden. Biografische Notizen zu den 15 wichtigsten Komponisten der Norddeutschen Schule mit Werkübersicht und – besonders hilfreich – Angaben zu den Instrumenten an ihren Wirkungsorten runden die Darstellung ab.

Ganz konkrete Interpretationshinweise wie bei Laukvik oder analytische Angaben zu wichtigen Werken, wie sie Beckmann liefert, sind im vorliegenden Buch nur wenige zu finden; gelegentlich wäre man auch dankbar gewesen für illustrierende Notenbeispiele zu einzelnen Problemstellungen, wenn man bei der Lektüre nicht gerade die entsprechenden Notenausgaben in Griffnähe hat, um die praktische Umsetzung überprüfen zu können. Auch hier gibt die Bibliografie aber wertvolle Hinweise zum Publikationsstand bis 2010. Paolo Crivellaros Buch bietet also eine Vielzahl von Informationen für eine stilistisch adäquate Auseinandersetzung mit diesem Repertoire, verpflichtet den an dieser Musik interessierten Leser aber auch zu viel Eigeninitiative in seiner noch weiterführenden Beschäftigung mit norddeutscher Barockmusik. Die Türen dazu stehen dank diesem ausgezeichneten Buch weit offen!

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Paolo Crivellaro, Die Norddeutsche Orgelschule. Aufführungspraxis nach historischen Zitaten – Repertoire – Instrumente, 208 S., € 68.00, Carus-Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-89948-212-6

Gabi Gans grüsst Günter Geier

Keine Melodie ohne Worte! Im neuen Unterrichtswerk «Alles Gitarre!» von Burkhard Wolters ist jedes Stück mit einem passenden Text versehen.

Ausschnitt aus dem Titelbild

Das grosszügig gestaltete Heft richtet sich an junge Primarschulkinder im Einzel- oder Gruppenunterricht. Die meisten Liedtexte stammen – selbst bei bekannten Volksweisen – vom Autor selbst und beziehen sich in irgendeiner Form auf den musikalischen Inhalt. So gefallen sich Gabi Gans und Günter Geier auf der g-Saite, während Doris Dackel auf der d-Saite dauernd an den dicken Dieter Dachs denkt. Alle Melodien wollen also nicht nur gespielt, sondern auch gesungen werden.

Für fast alle Stücke steht jeweils eine ganze Seite zur Verfügung, sodass trotz grafischen Hilfen, mehrstimmigen Arrangements, zusätzlichen Lehrer-Begleitstimmen und farbigen Illustrationen die Übersicht immer gewahrt bleibt. Jeder Gitarrensaite ist eine bestimmte Farbe zugeordnet. (Im Unterricht können parallel dazu entsprechende Leuchtstifte eingesetzt werden.) Mit grosser Sorgfalt und didaktisch durchdacht werden die Kinder mit ihrem Instrument in die Welt der Töne, des Rhythmus und der Liedbegleitung eingeführt. Nach einer ersten Phase des Daumenspiels auf den Tönen g–d‘ wird der angelegte Wechselschlag gezeigt. Als Begleitung dienen reduzierte Akkorde, die mit dem Zeigefinger auf den drei Melodiesaiten geschlagen werden. Daumen und Wechselschlag werden zu nicht-gleichzeitigem zweistimmigem Anschlag kombiniert, und ebenfalls im Wechsel mit dem Daumen – als Pendelanschlag – wird der «freie» Anschlag des Zeigefingers vorgestellt.

Die relativ rasche Einführung verschiedener Anschlagstechniken eröffnet verschiedene Kombinationsmöglichkeiten im Zusammenspiel der Gruppe. Aber auch für den Einzelunterricht bietet der Band attraktives Material. Die Reihenfolge der zu lernenden Töne folgt keinem bestimmten Schema, sondern ist pragmatisch auf die Eigenheiten des Gitarrengriffbretts abgestimmt. So lernen die Schülerinnen und Schüler zwar das dis‘ und das gis‘ kennen, dafür fehlen einige tiefere Stammtöne; ein passender Anschlusslehrgang eines anderen Autors dürfte gar nicht so leicht zu finden sein. Wir warten deshalb gespannt auf einen zweiten Band!

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Burkhard Wolters, Alles Gitarre! Schule für Gruppen- und Einzelunterricht; ohne CD: ED 21710, € 14.00; mit CD: ED 21710-50, € 19.50; Schott, Mainz 2014

Kneipp-Kur mit Tuba

Ein jazziges Stück für die solistisch eingesetzte Tuba in Begleitung einer überaus bemerkenswerten weiteren Besetzung.

Foto: Elsa/pixelio.de

«Die Tubisten spielen in den Niederungen der Musik, in Tonkatakomben, (…) sie sind halbblinde Tonwichte, sie sind die Bergmänner der Musik, der Fussabtreter des Orchesters.» Mit diesen Worten begann der deutsche Kabarettist Olaf Schubert seine humorvolle Präsentation des Echo-Klassik-Preisträgers 2013, des jungen Tubisten Andreas Martin Hofmeir, anlässlich des Konzertes zur Verleihung des benannten Preises im Berliner Konzerthaus. Der exzentrische Hofmeir, der wie die fast gleichaltrige Patricia Kopatchinskaja barfuss spielt, ist der typische Anti-Star, einer, der alles aufzumischen versucht, in allen Musik-Genres dabei ist und sich daher in keine Schublade stecken lässt: Orchestermusiker, Kammermusiker, Volksmusiker, Popmusiker, Kabarettist, Dozent am Mozarteum Salzburg. Also doch ein Star!

Die Kunst braucht solche Zugpferde, damit Neues entstehen kann. Und wenn einer dies für die «Bergmänner der Musik» in Angriff nehmen kann, dann Hofmeir. So erstaunt es nicht, dass dieser Ausnahmekünstler seinen ungarischen Tuba-Kollegen und Komponistenfreund Roland Szentpali gebeten hat, ein Werk für ihn zu schreiben, um Literatur für sein verkanntes Soloinstrument zu generieren. Szentpali, nur ein Jahr älter als Hofmeir, legte 2014 ein Werk in kurioser Besetzung vor – passend zum Kuriosum Hofmeir –, mit dem er Olaf Schubert Lügen straft: die Chill Fantasy für Tuba, Klavier, Schlagzeug und Streichquintett. Hier wird dem Solisten alles abverlangt, und die Tuba entpuppt sich als ein höchst akrobatisches, agiles und zu unglaublich hohen Tönen fähiges Soloinstrument. Die jazzige Grundausrichtung des Stücks wird durch die Möglichkeit zur freien Improvisation (für Tuba und Klavier) über Jazzharmonien unterstützt, wobei der Komponist für «Nicht-Jazzer» jeweils eine auskomponierte Version anbietet. Ein Solostück für Tuba also, das nur in seiner Dreisätzigkeit einer gewissen Klassiknorm entspricht, ansonsten wohl eher als musikalische Kneipp-Kur zu verstehen bzw. zu geniessen ist – barfuss natürlich!

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Roland Szentpali: Chill Fantasy for tuba, piano, drum set and string quintet, TU185; Partitur und Stimmen Fr. 78.00; Orchesterpartitur Fr. 42.00; Editions Bim, Vuarmarens 2015

Aus dem Vollen geschöpft

Eigentlich war eine kreative Pause geplant gewesen. Doch mit «Supermoon» veröffentlicht Sophie Hunger bereits wieder ein neues Studioalbum, das von souveräner Ausdruckssicherheit geprägt ist.

Sophie Hunger. Foto: zvg

Auf Supermoon präsentiert sich Sophie Hunger als eine Musikerin, die sich gefunden hat – im Spannungsfeld zwischen Singer-Songwriter-Tradition, Impulsen aus Jazz und Elektronik sowie eigenwilligen Texten, die immer noch von zentraler Bedeutung sind. Dies zeigt sich besonders gut im Titelsong, wo sie mit akustischer Gitarre und sinnierendem Gesang zunächst geradezu klassisch wirkt. Ein pulsierender Beat, flirrende Hintergrund-Sounds und subtile Effekte bringen nicht nur eine zeitgemässe Komponente, sondern auch eine latente Unruhe in ein trügerisch entspanntes Wechselspiel zwischen dunklen und hellen Stimmungen.

Der Folk-Einschlag dieses Songs verweist auf den Ort des Entstehens in Kalifornien. Auf dem CD-Cover sieht man denn auch ein psychedelisch verfremdetes Bild von Sophie Hunger mit Gitarre, als wäre sie eine Westcoast-Folksängerin ums Jahr 1970. Als Feedback auf die Flower-Power-Zeit könnte man auch das Stück Love Is Not The Answer betrachten, dessen Titel man als Umkehrung des bis heute immer wieder strapazierten Slogans verstehen kann. Der Humor kommt besonders deutlich im dazugehörigen Videoclip zur Geltung, der in einem Blumenmassaker endet. Vor allem musikalisch witzig ist das Stück Superman Woman, das sich als regelrechtes stilistisches Potpourri entpuppt.

Die meisten Songs sind jedoch von Nachdenklichkeit geprägt, eine Eigenheit, die in Die ganze Welt durch die Wahl von Hochdeutsch noch verstärkt wird. «Ich schaue CNN, geköpfte Kurden und einen Weltrekord im Spurten», singt sie mit ätzender Lakonie. Dies ist die einzige Stelle des Albums, an der Sophie Hunger dann ins Deklamieren verfällt, was in einigen früheren Stücken manieriert wirkte (und wohl auch viel zu ihrer polarisierenden Wirkung beitrug): «Uhhh, ich bin so auf-ge-klääärt!» Und das passt in diesem Zusammenhang auch, gerade im Wechselspiel mit hingebungsvollem «duuu-u-u-u-uuu»-Gesang, dem jegliche Gefühligkeit abgeht. Sophie Hunger beeindruckt zu einem guten Teil, weil sie eine Meisterin der Phrasierung ist – nicht nur hier.

Wie Stephan Eicher pflegt auch Sophie Hunger die Mehrsprachigkeit und vergessenes Liedgut. Bei La Chanson d’Hélène handelt es sich um ein wehmütiges Liebeslied, das als Duett von Romy Schneider und Michel Piccoli bekannt wurde. Sophie Hunger interpretiert es zusammen mit dem ehemaligen Fussballer und Schauspieler Eric Cantona fast so rätselhaft-poetisch. Besonders eindringlich ist aber einmal mehr ein Mundartlied geraten. In Heicho thematisiert Sophie Hunger ihr Leben zwischen Heimatgefühl und Rastlosigkeit. «Aber i chume sicher hei cho stärbe», resümiert sie trocken.

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Sophie Hunger: Supermoon. Caroline/Universal. Informationen, Videos und Musikausschnitte: www.sophiehunger.com

 

Raritäten aus Polen

Kostproben aus der Entwicklung des polnischen Klavierliedes vorgestellt von der Mezzosopranistin Bernadeta Sonnleitner und dem Pianisten Jakub Tchorzewski.

Andrzej Panufnik (links) and Witold Lutosławski (rechts), 1990.

Obschon sich zahlreiche Meisterwerke darunter befinden, gingen nur ganz wenige polnische Kunstlieder ins Weltrepertoire ein. Was einer grossen Verbreitung im Wege stand, waren nebst Vorurteilen das Fehlen von international erfolgreichen Sängerinnen und Sängern sowie sprachliche Schwierigkeiten. Mit ihren vielen Zisch- und Nasallauten hat es die polnische Sprache nicht leicht, Interpreten zu gewinnen, denen zungenbrecherische Fähigkeiten ebenso zugemutet werden können wie Verständnis für eine spezielle, vorwiegend slawisch geprägte Klang- und Ausdruckswelt.

Umso dankbarer muss man der an der Frédéric Chopin-Musikakademie in Warschau und an der Berner Hochschule der Künste ausgebildeten Mezzosopranistin Bernadeta Sonnleitner und dem polnischen Pianisten Jakub Tchorzewski für eine mit Ersteinspielungen gespickte CD sein, die mit repräsentativen Kostproben von sechs bedeutenden Komponisten aus Polen bekannt macht. Bei Stanisław Moniuszko, der rund 300 Lieder schuf und als «polnischer Schubert» gilt, mag die Auswahl dermassen delikat gewesen sein, dass er schliesslich wegfiel. Chopin führt an dessen Stelle die Romantiker an, deren letzter Vertreter Mieczysław Karłowicz (1876–1909) mit durchwegs ausdrucksvollen Liedern aus Opus 3 hervorsticht.

In den Drei Fragmenten (Jan Kasprowicz) op. 5 von Karol Szymanowski steigert sich die Sängerin in opernhaftes Pathos. Weniger Vibrato wäre auch bei Roman Palester, in der Vokalise Dreamscape von Andrzej Panufnik und in Lutosławskis glasklaren Fünf Liedern nach Gedichten von Kazimira Iłłakowicz wünschenswert gewesen. Beide Interpreten schöpfen den emotionalen und geistigen Gehalt der stilistisch sehr unterschiedlichen Lieder aber mit hörbarem Engagement voll aus. Nebst dem polnischen Originaltext enthält das Booklet Übersetzungen ins Englische und Italienische.

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Polish Music – Songs. Chopin, Karłowicz, Szymanowski, Palester, Lutosławski, Panufnik. Bernadeta Sonnleitner, Mezzsosopran; Jakub Tchorzewski, Klavier. Acte Préalable APO 337

Neue Mitglieder im Vorstand der Suisa

An der Generalversammlung der Schweizer Urheberrechtsgesellschaft Suisa in Freiburg sind Marie Louise Werth und Zeno Gabaglio in den Vorstand der Gesellschaft gewählt worden. Sie ersetzen Monika Kaelin und Massimiliano Pani, die aus dem Vorstand ausgeschieden sind.

Foto: Robert Huber

Die 1963 geborene Marie Louise Werth studierte am Konservatorium Zürich Klavier und Orgel. Mit der Gruppe Furbaz gewann sie 1989 den nationalen Concours Eurovision de la Chanson. 1992 startete sie eine Solokarriere. Seit dem Comeback der Furbaz 2004 bestreitet sie jährlich exklusiv mit der Gruppe eine Weihnachtstournee.

2014 gewann diese nach 25 Jahren erneut den Prix Walo als «Publikumslieblinge für ausserordentliche Leistungen in 2013». Von 1993 bis 2015 war Marie Louise Werth Mitglied der Verteilungs- und Werkkommission der Suisa.

Der 1979 geborene Zeno Gabaglio hat Philosophie studiert und ein Diplom
in Cello und einen Master in Improvisation abgeschlossen. Aus seiner Feder stammen die Filmmusiken zu rund 20 europäischen Filmen, die bei wichtigen internationalen Festivals ausgezeichnet wurden. Weiter hat er mannigfach Musik fürs Theater geschaffen. Im Verlauf seiner Karriere arbeitete er mit Musikern wie Bugge Wesseltoft, Michel Godard, Villi Hermann, Frankie Hi NRG, Teho Teardo, Vinko Globokar, Peter Kernel und René Burri.

Zeno Gabaglio ist seit jeher auch als Kritiker und Promoter neuer Musik in der italienischen Schweiz aktiv. Zudem ist er Mitglied in der Jury des Schweizer Musikpreises und der kantonalen Subkommission der Musik.

Demotape Clinic 2015: die CD

m4music hat die Compilation «The Best of Demotape Clinic 2015» mit den verheissungsvollsten 14 Demos des diesjährigen Newcomer-Wettbewerbs veröffentlicht.

Gewinner 2015 mit Philipp Schnyder von Wartensee, Festivalleiter m4music. Foto: Alessandro Della Bella,SMPV

Die Demotape Clinic ist der etablierteste Wettbewerb für Schweizer Nachwuchsmusiker. Für die 17. Ausgabe haben Newcomer aus der ganzen Schweiz 681 Songs aus den Kategorien Pop, Rock, Urban und Electronic eingereicht. Eine Jury hörte sich sämtliche Songs an und präsentierte die besten am 27. und 28. März 2015 am m4music, dem Popmusikfestival des Migros-Kulturprozent. Branchenprofis kommentierten die Tracks öffentlich vor dem Festivalpublikum und gaben den Bands wertvolle Tipps.

Die spannendsten Demos, darunter auch die Gewinner der Fondation-Suisa-Awards, sind zum zehnten Mal auf einer Compilation vereint: The Best of Demotape Clinic 2015. m4music-Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee freut sich über die CD: «Ich bin überzeugt, dass wir auch dieses Jahr wieder einige Talente aufgespürt haben, die noch viel von sich hören machen werden. Gleichzeitig zeigt die Compilation, wie vielfältig und aktiv die Schweizer Popmusikszene aufgestellt ist.»

Mit Manoir, dem ersten Track auf der Compilation, hat FlexFab in der Kategorie Electronic sowie den Hauptpreis «Demo of the Year 2015» gewonnen. Nach einigen Auftritten in Belgien wird der 25-jährige Neuenburger am diesjährigen Paléo-Festival in Nyon spielen. Ebenfalls aus der Westschweiz stammen The Chikitas aus Genf, die sich den Preis in der Kategorie Rock sichern konnten und zurzeit in Los Angeles an ihrem neuen Album feilen. Der Gewinner in der Kategorie Pop, Don’t Kill the Beast, ist kein gänzlich Unbekannter in der Schweizer Musikszene: Der Bassist der Basler Band Sheila She Loves You hat für sein Soloprojekt unter anderem in Paris mit dem Musiker Marcello Giuliani zusammengearbeitet, der auch schon für namhafte Künstler wie The Young Gods oder Sophie Hunger produziert hat. Im Gegensatz dazu stehen die vergleichsweise jungen Musiker der Band Pedestrians aus Baden: Alle um die zwanzig Jahre alt, gewannen die Aargauer in der Kategorie Urban und damit die zweite Auszeichnung nach dem bandXaargau-Wettbewerb.

Unter www.m4music.ch/de/demotape-clinic kann die Compilation als Stream angehört werden. Zudem erscheint sie in einer limitierten Auflage von 4500 Stück als CD, die an die wichtigsten Entscheidungsträger der Schweizer Musikszene geht. Die CD gelangt nicht in den Verkauf, kann jedoch online kostenlos bestellt werden (solange Vorrat).

Die nächste Ausgabe von m4music findet vom 14. bis 16. April 2016 in Zürich und Lausanne statt.

Schott Music lanciert Open-Access-Plattform

Die Unternehmensgruppe Schott Music startet in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Musikforschung (GfM) und der Verlagsdienstleisterin tredition GmbH eine Open-Access-Plattform für Musikwissenschaft.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de,SMPV

Autoren, Institutionen und Herausgebern musikwissenschaftlicher Publikationen soll mit der Plattform «eine schnelle und transparente Veröffentlichung von Büchern und Aufsätzen ermöglicht» werden, schreibt Schott Music.

Sämtliche Texte, die über die Plattform mit Namen «Schott Campus» publiziert werden, sind im Open-Access-Modus, das heisst frei, zugänglich. Zugleich werden vom Verlag Bücher im gesamten deutschen und internationalen Buchmarkt als Paperback, Hardcover und E-Book zum Kauf angeboten sowie für Bibliotheken verfügbar sein. Für die Plattform nutzt Schott Music die Vertriebs- und Technologie-Infrastruktur des Verlagsdienstleisters tredition.

Jede Publikation durchläuft einen mehrstufigen Qualitätssicherungsprozess, der gemeinsam mit der GfM entwickelt worden ist. Zum Start der Plattform bietet Schott Music ausgewählte Texte aus seinem Programm an. Die GfM, die Schott Music bei dem Aufbau der Plattform unterstützt hat, plant die Publikation einer eigenen Schriftenreihe über Schott Campus

Laut Peter Hanser-Strecker, Verleger und Vorsitzender der Geschäftsführung von Schott Music, soll mit dem Angebot «eine zeitgemässe Form des Publizierens» möglich werden  und ein «hohes Mass an Selbstständigkeit bei gewohnt hoher Verlagsqualität» garantiert sein.

Mehr Infos: www.schott-campus.com

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