BAK präsentiert aktualisierte Übersicht der Kulturstatistiken

Das Bundesamt für Kultur BAK veröffentlicht eine aktualisierte Übersicht der Kulturstatistiken, zusammengefasst in der Taschenstatistik Kultur in der Schweiz, die 2014 erschienen ist. Zusätzlich gibt es neue statistische Daten zur Kulturfinanzierung.

Bild: BAK

Kulturstatistiken geben einen Einblick in die Kulturlandschaft und zeigen Veränderungen auf. Sie liefern Grundlagen für politische Entscheide und verdeutlichen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Kultur.

Mit seiner Taschenstatistik Kultur stellt das Bundesamt für Kultur in knapper und übersichtlicher Form statistische Informationen zur Kultur und Kulturwirtschaft in der Schweiz zur Verfügung. Die Broschüre ist in den vier Landessprachen erhältlich. Sie erscheint 2015 zum zweiten Mal und soll laufend weiterentwickelt werden.

Neue statistische Daten präsenteirt das BAK zur Kulturfinanzierung durch Gemeinden, Kantone und Bund sowie zum Kulturangebot und -publikum in den Bereichen Film und Kino, Museen, Theater und Bibliotheken.

Download der Statistik: www.bak.admin.ch/themen/04110/index.html?lang=de

 

Daniel Ott Mitglied der Akademie der Künste

Der Schweizer Pianist und Komponist Daniel Ott, unter anderem Gründer des Festivals Neue Musik Rümlingen, ist in die Deutsche Akademie der Künste aufgenommen worden.

Foto: zvg

Ott ist seit 2005 Professor für Komposition und Experimentelles Musiktheater an der Universität der Künste Berlin. 2016 übernimmt er gemeinsam mit Manos Tsangaris die Künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Internationales Festival für neues Musiktheater.

Insgesamt hat die Akademie der Künste 13 neue Mitglieder aufgenommen. In der Sektion Musik sind dies neben Ott Philippe Manoury und Helmut Zapf. In die Sektion Literatur wurden gewählt: Jenny Erpenbeck, Günter Kunert, Reiner Kunze, Marie-Luise Scherer und Kathrin Schmidt. Neue Mitglieder der Sektion Darstellende Kunst sind Boris Charmatz, Mark Lammert, Eva Mattes, Thomas Quasthoff und Krzysztof Warlikowski. Die Akademie der Künste zählt nun in ihren sechs Kunstsektionen insgesamt 414 Mitglieder.

Aus für Interjurassische Kulturkommission

Die Regierungen der Kantone Jura und Bern haben beschlossen, eine interkantonale Vereinbarung aufzuheben, die als rechtliche Basis für die gemeinsame interjurassische Kulturkommission diente.

Karte: Bundesamt für Statistik

Die gemeinsame Kulturkommission war für die Kulturpolitik in der Region zuständig und hat in den vergangenen zehn Jahren insbesondere Weiterbildungs-Stipendien an französischsprachige Kulturschaffende aus der Region vergeben. Die Kommission wird ihre Tätigkeit auf Ende August 2015 einstellen. Ihre Aufgaben übernehmen die besonderen interjurassischen Kulturkommissionen.

Die Kommission wurde 2005 von den Kantonen Bern und Jura gegründet, um «kulturelle Aktivitäten mit interjurassischer Ausstrahlung zu fördern». Die Kommission befasste sich namentlich mit Fragen, die ihr von beiden Kantonen im Nachgang zu Resolutionen der Interjurassischen Versammlung unterbreitet wurden. Im Weiteren hat sie die Entwicklung und Unterstützung der gemeinsamen Kulturinstitutionen evaluiert, Möglichkeiten für den Bau neuer kultureller Infrastrukturen untersucht und Weiterbildungs-Stipendien an Kulturschaffende aus der Region vergeben. Schliesslich diente die Kommission den politischen Behörden als beratendes Organ.

Für die Regierungen der Kantone Bern und Jura hat die interjurassische Kulturkommission zur kulturellen Annäherung der beiden Regionen beigetragen. Sie verdanken das Engagement der Kommissionsmitglieder. In den Jahren 2013 und 2014 haben die Kantone Bern und Jura gemeinsam neue Aufgaben für die Kommission gesucht. Als Folge von politischen Entscheiden in beiden Kantonen konnten konkrete Projekte allerdings nicht umgesetzt werden.

Das Ergebnis der regionalen Abstimmung vom 24. November 2013 im Berner Jura zum Einleiten eines Verfahrens zur Gründung eines neuen, aus dem Berner Jura und dem Kanton Jura bestehenden Kantons, hat die jurassische Kantonsregierung bewogen, auf die gemeinsame Kulturkommission zu verzichten. Am 16. Juni 2015 hat der Regierungsrat des Kantons Jura die Vereinbarung über die gemeinsame Kulturkommission gekündigt. Die bernische Kantonsregierung fasste den entsprechenden Beschluss am 1. Juli 2015.

Die interkantonale Kommission der szenischen Künste und die interkantonale Literaturkommission sind von diesem Entscheid nicht betroffen. Sie stehen mit ihrem Expertenwissen weiterhin beiden Kantonen zur Verfügung. Die laufenden Geschäfte werden von den Kulturämtern beider Kantone übernommen.
 

Kanton Glarus auf dem Weg zu einem Kulturkonzept

Der Regierungsrat des Kantons Glarus hat die Erarbeitung eines Kulturkonzepts 2018 des Kantons genehmigt – unter der Voraussetzung, dass das finanzielle Engagement des Kantons gleich bleibt. Für die Erarbeitung wird ein Rahmenkredit von 100‘000 Franken bewilligt.

Ernst Ludwig Kirchner, Am Waldrand (1935/36, Ausschnitt), Sammlung Kunsthaus Glarus. wiki commons

Für das Thema Kultur ist auf kantonaler Ebene die Hauptabteilung Kultur des Departements Bildung und Kultur (DBK) verantwortlich. Zahlreiche kulturelle Institutionen mit und ohne finanzielle Beteiligung des Kantons beziehungsweise der Gemeinden tragen zur Vielfalt des kulturellen Lebens im Kanton Glarus bei. In den drei Gemeinden sei die organisatorische Verankerung des Themas Kultur aber unterschiedlich, schreibt der Regierungsrat.

Im Rahmen einer Effizienzanalyse der kantonalen Verwaltung sei festgestellt worden, dass das Thema Kultur auf der strategischen Ebene kaum verankert sei und dass die Gesetzgebung dem Kanton und den Gemeinden einen grossen Gestaltungsspielraum gewähre, schreibt der Regierungsrat weiter. Daher ist die Erarbeitung eines Kulturkonzepts als Departementsziel in das aktuelle Legislaturprogramm aufgenommen worden.

Das Kulturkonzept soll unter Einbezug eines externen Experten in einem breit abgestützten Prozess erarbeitet werden – gemeinsam mit den Gemeinden, den politischen Parteien, den Tourismusverantwortlichen und den Akteuren des kulturellen Lebens. Es soll die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Bedeutung der Kultur im Kanton klären, das Thema Kultur auf der strategischen und gesetzlichen Ebene stärker verankern, Rollen und Zusammenarbeit der zahlreichen Akteure im Bereich Kultur klären sowie die operative Umsetzung auf kantonaler Ebene aufzeigen.

Bieler Schubertiade auf der Suche nach Freiwilligen

Die Schubertiade 2015 bietet rund 150 Konzerte, die in 14 Sälen der Stadt stattfinden. Um diese Veranstaltung ideal zu betreuen, suchen die Stadt Biel und das Organisationskomitee noch 70 Freiwillige.

Foto: Heinz Windler, Biel

Die Freiwilligen können als Gegenleistung für ihre Arbeit gratis die Konzerte besuchen und werden ans Abschlussessen vom Sonntag 6. September eingeladen. Informationen zum Programm sowie zu den zahlreichen Einsatzmöglichkeiten finden sich auf der offiziellen Webseite www.schubertiade.ch, wo Freiwillige sich einschreiben können.

Die Schubertiade des öffentlich-rechtlichen Radiosenders Espace 2 fand zum ersten Mal 1978 statt. Es handelt sich um ein festliches, volksnahes Klassikfestival, das alle zwei Jahre in einer anderen Schweizer Stadt organisiert wird. Für die 19. Ausgabe am 5. und 6. September 2015 wurde die Stadt Biel auserkoren.

In der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz werden 1500 Musiker und 150 Konzerte an etwa 15 Standorten im Herzen der Stadt gegeben.

 

Vogellaute können Sprachcharakter haben

Laut Evolutionsbiologen der Universität Zürich gleicht das Gezwitscher des Rotscheitelsäblers im australischen Outback der Art, wie Menschen sinnvolle Wörter bilden. Er kann seine Laute neu ordnen, um eine andere Bedeutung zu vermitteln.

Rotscheitelsäbler (Bild: Aviceda/Wikipdia),SMPV

Die Forscher bemerkten, dass der Rotscheitelsäbler, der im australischen Outback lebt, bei bestimmten Verhaltensmustern zwei unterschiedliche Laute «A» und «B» in verschiedenen Anordnungen nutzt. Beim Fliegen produziert der Vogel einen Flugruf «AB», beim Füttern der Jungen im Nest gibt er dagegen die Aufforderungsrufe «BAB» von sich.

Als die Forscher die Laute zurück spielten, konnten die Vögel die verschiedenen Rufarten unterscheiden. Sie blickten in die Nester, wenn sie den Aufforderungsruf zum Füttern hörten und suchten nach ankommenden Vögeln, wenn sie einen Flugruf hörten.

Diese Beobachtungen weisen laut Sabrina Engesser, Evolutionsbiologin an der Universität Zürich, darauf hin, dass die beiden Rufe aus einer Neuanordnung derselben Laute erzeugt wurden. Sie gehen davon aus, dass beim Rotscheitelsäbler das erste Lautelement «B» offensichtlich die Bedeutung zwischen Flug- und Aufforderungsvokalisierung unterscheidet, ähnlich wie «mein» und «ein» im Deutschen, wo das «m» das bedeutungsunterscheidende Element oder Phonem darstellt.

Frühere Studien wiesen darauf hin, dass Vögel verschiedene Laute als Teil eines komplexen Liedes aneinanderreihen können. Doch mangelt es diesen Liedern im Allgemeinen an einer spezifischen Bedeutung und die veränderte Lautanordnung in einem Lied scheint die Botschaft insgesamt nicht zu verändern. Im Gegensatz zu den meisten Singvögeln singen Rotscheitelsäbler nicht. Stattdessen zeichnet sich ihr umfassendes stimmliches Repertoire durch einzelne Rufe aus, die aus kleineren, akustisch getrennten einzelnen Lauten bestehen.

Originalartikel: Engesser S, Crane JMS, Savage JL, Russell AF, Townsend SW. Experimental Evidence for Phonemic Contrasts in a Nonhuman Vocal System. PLoS Biol 13(6). Doi:10.1371/journal.pbio.1002171
 

Thurgauer Kulturpreis 2015 geht an Mathias Zogg

Der diesjährige Thurgauer Kulturpreis wird an den Sänger, Dirigenten und Komponisten Mathias Zogg verliehen. Mit dem Preis, der mit 20’000 Franken dotiert ist, würdigt der Regierungsrat die Verdienste des Preisträgers im Bereich des Jodelns.

Mathias Zogg (Bild: zvg, Kanton Thurgau)

Mathias Zogg widme sich seit über 50 Jahren dem Jodeln – als Sänger, Dirigent, Lehrer und ab 1968 auch als Komponist, schreibt der Kanton Thurgau. Inzwischen seien es um die hundert Kompositionen, die bei den Jodelchören in der ganzen Schweiz sehr beliebt seien.

Der Durchbruch gelang Zogg 1980 mit seinem Jodellied «Kamerade», das eines der bekanntesten Schweizer Jodellieder ist und während Jahren eines der meistgesungenen Jodellieder der Schweiz war. Mit seinem Engagement als Dirigent verschiedener Ostschweizer Chöre und als Juror an regionalen sowie eidgenössischen Jodlerfesten habe Mathias Zogg für die Jodlerszene im Kanton Thurgau und der gesamten Schweiz einen wichtigen Beitrag geleistet, so der Kanton weiter.

Mathias Zogg wurde am 12. Januar 1939 in Chur geboren und verbrachte seine Jugendzeit in Tamins. Nachdem er kurze Zeit im Baselbiet wohnhaft war und auch dort das Jodeln pflegte, zog er 1967 mit seiner Frau Heidi nach St. Pelagiberg, wo er bis heute wohnt. 1980 überraschte er am Jodlerfest in Gossau mit seinem Jodellied «Kamerade». Die Komposition wurde von der Suisa während zwölf Jahren ohne Unterbruch als das meistgesungene Jodellied nominiert. Aus Anlass des 75-Jahr-Jubiläums des Nordostschweizerischen Jodlerverbands gewann er 2007 den entsprechenden Kompositionswettbewerb. Zusammen mit seiner Frau verlegt er seine Werke im Eigenverlag «Bärgröseli».

 

Bolton Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel

Ivor Bolton wird Musikdirektor und Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel. Er wird das Orchester bereits in der kommenden Saison als designierter Chef dirigieren. Der Vertrag läuft vorerst bis Ende der Spielzeit 2019/2020.

Ivor Bolton (Bild: Ben Wright)

Bolton wurde 2004 Chefdirigent des Mozarteumorchesters Salzburg, das er nach 14 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit Ende der kommenden Saison verlassen wird. Ab September 2015 wird er die Position des Musikdirektors am Teatro Real in Madrid übernehmen. Er wird ausserdem regelmässig zu Festivals wie der Glyndebourne Festival Opera, den BBC Proms oder dem Festival d‘ Aix-en-Provence eingeladen.

Der polnische Dirigent Michał Nesterowicz – er hat 2008 den europäischen Dirigentenwettbewerb des Cadaqués Orchesters gewonnen – wird 1. Gastdirigent des Orchesters. In Basel wird er sich laut der Mitteilung des Orchesters künftig verstärkt dem osteuropäischen Repertoire und der Musik der Moderne widmen.
 

Neue Erkenntnisse zu Bach-Porträts

Drei Bach-Porträts, eines im Besitz eines Sammlers aus Dortmund und zwei aus den Beständen des Bachhauses Eisenach, sind mit neueren Methoden präziser datiert worden. Dabei sind Fragen offengeblieben.

(Bild: ISAS/Dr. Alex von Bohlen),SMPV

Der Physiker Alex von Bohlen, der am ISAS (Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften) in Dortmund arbeitet, ist bekannt für Analysen von Kunstwerken, für die er vorzugsweise auf die Röntgenspektroskopie zurückgreift. Er ist als Experte hinzugezogen worden, um drei Porträts von Johann Sebastian Bach zu untersuchen. Eines davon gehört einem Sammler aus Dortmund, die beiden anderen steuerte das Bachhaus Eisenach bei.

Die Besitzer wollten wissen, ob ihre Bilder echt sind und die Datierung stimmt. Deshalb wurden die Porträts untersucht, um festzustellen, ob die Pigmente ihrer Farbstoffe in die jeweilige Epoche passen. Ergebnis: Die Farbzusammensetzung der beiden Eisenacher Bilder deutet auf deren Entstehung im 18. beziehungsweise 19. Jahrhundert hin. Im Bild des Dortmunder Sammlers fanden von Bohlen und seine Kollegen allerdings grössere Anteile von Pigmenten, die nicht so richtig zu Farben aus dem 18. Jahrhundert passen.

Die Wissenschaftler warnen allerdings vor voreiligen Schlüssen: Das Porträt könnte einfach an einigen Stellen restauriert worden sein. Deshalb soll es nun grossflächig analysiert werden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Pigment Lithopone, eine Verbindung aus Bariumsulfat und Zinksulfid, die im 18. Jahrhundert noch nicht verwendet wurde. Weitere Untersuchungen sollen nun mehr Klarheit schaffen.

Von Pacific 231 bis Hunkeler

Die «Swiss Film Music Anthology 1923–2012» bietet erstmals einen umfangreichen historischen Überblick über die Entwicklung der Schweizer Filmmusik aller Gattungen.

Foto: Grey59/pixelio.de,SMPV

Die Anthologie hat die Form einer Box mit drei Audio-CDs: Schweizer Filmmusik beginnend bei Arthur Honeggers Kompositionen für Pacific 231 (1924), La roue (1923), Napoléon (1927) über Ausschnitte aus den Sound-Tracks von Romeo und Julia auf dem Dorfe (Jack Trommer, 1941), Uli der Knecht (Robert Blum, 1954), Jean Luc persécuté (Guy Bovet, 1966), Steppenwolf (George Gruntz, 1974), Höhenfeuer (Mario Beretta, 1985), Der Kongress der Pinguine (Bruno Spörri, 1993) bis zu Der Verdingbub (Ben Jeger, 2011) und Hunkeler und die Augen des Ödipus (Christine Aufderhaar, 2012).

Eine DVD mit musikalisch bemerkenswerten Kurzfilmen, auch Werbefilmen, von 1934-2011 und ein Buch, das die Geschichte der Schweizer Filmmusik von den Anfängen im Stummfilm bis zu aktuellen Beispielen erzählt, runden die Publikation ab.

Die Anthologie, herausgegeben von der Fondation Suisa unter der künstlerischen Leitung von Musik- und Medienwissenschaftler Mathias Spohr, zeugt vom enormen Reichtum an hochstehender Filmmusik in der Schweiz.

Die Swiss Film Music Anthology 1923–2012 ist im Buch- und CD-Handel erhältlich oder über: www.swissfilmmusic.ch

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Box mit drei Audio-CDs, einer DVD und einem Buch, herausgegeben von Mathias Spohr, in deutscher, französischer, italienischer und englischer Sprache, gebunden, 400 S., Fr. 69.00, Chronos Verlag, Zürich 2015,
ISBN 978-3-0340-1265-2

 

Auf der Suche nach Universalien der Musik

Eine Forschergruppe um Patrick Savage von der Universität der Künste in Tokio hat mehrere hundert Musikaufnahmen aus aller Welt analysiert, um allen gemeinsame Strukturmerkmale festzumachen. Die Resultate sind nicht uninteressant, aber doch eher unentschieden.

Foto: Christa Laage/pixelio.de,SMPV

Musik wird gerne als eine universale Sprache charakterisiert. Bislang ist es jedoch nicht gelungen, in der Musik eindeutige Universalien, also Merkmale, die jeder musikalischen Äusserung in gleicher Art eigen sind, festzumachen. Das Team hat eine weitere Probe aufs Exempel gemacht – mit einer statistischen Analyse von 304 Musikaufnahmen aus aller Welt.

Wie die Autoren schreiben, konnten dabei keine absoluten Universalien festgestellt werden. Allerdings lassen sich statistische Allgemeinheiten angeben, die in allen Beispielen aus insgesamt neun berücksichtigten Weltregionen konsistent sind. Insgesamt identifizieren die Autoren dazu 18 individuelle Eigenschaften und 10 Eigenschaften, die in der Regel miteinander verbunden werden.

Die Eigenschaften umfassen Merkmale der Tonhöhenorganisation und der rhythmischen Struktur, aber auch Aufführungsmerkmale und soziale Kennzeichen. Am ähnlichsten erwiesen sich dabei die Funktionen von Musik als Mittel zur Koordination und zur Stärkung des Zusammenhalts von Gruppen.

Die Autoren der Studie betrachten ihre Resultate als einen guten Ausgangspunkt für weitere Forschungen zum Verständnis des Phänomens Musik unter Berücksichtigung globaler Kulturen.

Originalartikel:
http://www.pnas.org/content/early/2015/06/23/1414495112.abstract?sid=67c8f410-732c-4448-9502-f7b3db999d0a

Chorprobe zum Mitnehmen

Ein neues elektronisches Hilfsmittel zur effektiven, individuellen Probenvorbereitung für Chorsängerinnen und -sänger. Vorerst wurden die ganz grossen Werke der Chorliteratur aufbereitet.

Foto: zvg,SMPV

Für ein gutes Proben- und Konzerterlebnis müssen Chorsänger ihre Stimmen üben. Die App «carus music» bietet nun einen neuen Zugang zum Kennenlernen, Erlernen und Üben von Chormusik – mit und ohne Notenkenntnisse. 

Die grossen Werke der Chorliteratur, die im Carus-Verlag sowohl als Aufnahme wie als Notenausgabe vorliegen, wurden für mobile Endgeräte optimiert: Die aufbereiteten Urtext-Noten der Carus-Klavierauszüge sind mit den Einspielungen synchronisiert.

Die Navigation funktioniert intuitiv: Jeder Takt kann direkt angewählt werden, ein synchron zur Musik durchlaufender Marker erleichtert die Orientierung, das Umblättern erfolgt nach Belieben entweder automatisch oder manuell. Als besonderes Feature bietet «carus music» einen Coach zum Erlernen der eigenen Chor-Stimme: Ist der Coach aktiviert, wird die jeweilige Chor-Stimme von einem Klavier mitgespielt und deutlich hervorgehoben – wie in der Chorprobe. Gleichzeitig üben die Sängerinnen und Sänger ihre Stimme im Gesamtklang von Chor und Instrumenten – wie im Konzert. Im Slow-Modus steht der Coach auch in reduziertem Tempo zur Verfügung; schnelle und schwierige Passagen können so leichter geübt werden.

Ab sofort ist «carus music» mit einer ersten Auswahl bedeutender Werke der Chorliteratur erhältlich. Die Werkliste wird kontinuierlich erweitert. Die App ist kostenlos, die Werke werden via In-App-Kauf erworben und stehen nach dem Download offline zur Verfügung. Zum Testen gibt es jeweils einen Chorsatz pro Werk kostenlos. 

Werkliste, Tutorial und Dowloadmöglichkeiten: www.carus-music.com/

Aufgrund grosser Nachfrage bietet Carus das Konzept nun auch auf CD an. Die Werkliste wird auch da kontinuierlich erweitert.

Die Martinů-Gesamtausgabe geht an den Start

Der Bärenreiter-Verlag hat mit der Veröffentlichung des Gesamtwerks von Bohuslav Martinů (1890–1959) begonnen. Die Ausgabe soll bei ihrem Abschluss etwa hundert Bände umfassen.

Bohuslav Martinů 1945 in Boston. Bild: zvg,SMPV

Bohuslav Martinů, der seine letzten Lebensjahre in der Schweiz verbrachte und in Liestal starb, war einer der fruchtbarsten und vielseitigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein breites, viele Gattungen umfassendes Schaffen enthält etwa dreissig Opern und Ballette, Lieder, Chorwerke, Kantaten, ein Oratorium, Symphonien, zahlreiche Orchesterwerke für grosse und kleinere Besetzung, mehr als dreissig Solokonzerte, an die hundert Kammermusikwerke in vielfältigen Besetzungen sowie eine Reihe von Werken für Soloinstrumente.

Aus dem Prag des frühen 20. Jahrhunderts, das noch unter einem starken Einfluss der österreichisch-deutschen Spätromantik stand, zog Martinů 1923 nach Paris und studierte Komposition bei Albert Roussel. Mit seinem symphonischen Rondo Halftime (1924), schloss er sich dezidiert der neoklassizistischen Avantgarde seiner Zeit an; die Werke aus der zweiten Hälfte der 1920er Jahre stehen vermehrt unter dem Einfluss des Jazz. In den 1930er Jahren reicherte Martinů seine Kompositionen mit lyrischen Elementen, insbesondere aus tschechischen und mährischen Volksliedern, an und entwickelte seinen konzertanten Stil weiter, der in seinem Doppelkonzert für zwei Streichorchester, Klavier und Pauken (1938), kulminierte.

Nachdem die deutschen Truppen in Frankreich einmarschiert waren, emigrierte Martinů nach Amerika. Das neue Umfeld ermöglichte es dem Komponisten, sich als Symphoniker voll zu entfalten. Die fünf zwischen 1942 und 1946 entstandenen Symphonien bestechen durch ihre ungezwungene melodische Einfallskraft, ihre rhythmische Frische und durchgeformten Konzeptionen. In den 1950er-Jahren gelang Martinů eine originelle Synthese der verschiedenen Stile seiner kompositorischen Entwicklung. Insbesondere nach seiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1953 wurden seine Werke zunehmend vom Neo-Impressionismus geprägt.

Die Bohuslav Martinů Complete Edition ist ein gross angelegtes musikwissenschaftliches Projekt. Unter der Federführung des Bohuslav Martinů Institute werden die Werke in allen Fassungen und Bearbeitungen sowie neu entdeckte und bislang unveröffentlichte Kompositionen in wissenschaftlich-kritischen Ausgaben zugänglich gemacht.  

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Die ersten Bände:

Series VI/2/1: The Epic of Gilgamesh, H 351, hg. von Aleš Březina, BA 10571, € 390.00, Bärenreiter, 2015

Series II/1/4: Symphony No. 4, H 305, hg. von Sharon Andrea Choa, BA 10572, € 335.00, Bärenreiter 2015

 

In Bern kommt’s im Herbst zum «Urknall»

Das Musikfestival Bern lädt vom 3. bis 13. September zur Begegnung von Naturwissenschaft und Musik: Martin Jaggis «Planck» etwa greift auf Daten zur kosmischen Hintergrundstrahlung zurück, um fünf Ensembles der freien Szene zu einem Klangkörper zu fusionieren. Und «Rosetta» verfolgt die Suche nach dem Ursprung des Weltalls, von Multiversen und Higgs-Teilchen.

Artists in Residence Ensemble This I Ensemble That (Bild: Rahel Kohler)

Der Programmaufbau des diesjährigen Berner Musikfestivals spielt unter dem Motto «Urknall» mit den heute gängigen kosmologischen Bildern des Big Bang und der Cosmic Expansion: Nachdem an den drei ersten Tagen des Festivals die geballte Energie in verschiedenen Programmen explodiert, so verhalten sich die Konzerte und Performances der zweiten Festivalwoche dazu wie die Bildung von einzelnen Galaxien und Sternen. 

Artists in Residence sind der Schlagzeuger Brian Archinal und das Ensemble This I Ensemble That. Der aus Denver, Colorado (USA) stammende Archinal hat sich seit seinem Abschluss an der Musikhochschule Basel als Solist und Dozent etabliert. Seit 2014 unterrichtet er Schlagzeug an der Hochschule der Künste Bern. Dort entsteht unter seiner Leitung ein Ausbildungsgang für experimentelle Interpretationsformen. 

Teil der «Urknall»-Konzertreihe ist auch das Mad Scientist Festival – ein internationales Festival für neue Showformate und Kunstprojekte rund um Wissenschaft und Forschung. In Anlehnung an den riesigen Teilchenbeschleuniger im Genfer Kernforschungszentrum Cern wird ein lokaler Club für zehn Tage zu einem «Collider» umgebaut, in dem Urknallforschung auf spielerische Weise fassbar wird, mit Gesprächen und Installationen, einem besonderen Bar-Angebot und einer «Scientific Arcade».

Mehr Infos: www.musikfestivalbern.ch
 

Raphael Jost gewinnt Swiss Jazz Award 2015

Raphael Jost und seine Band Lots Of Horns sind die Gewinner der 9. Ausgabe des Swiss Jazz Awards. Das Finale fand am Sonntagabend im Rahmen des Festivals Jazz Ascona in Ascona statt.

Raphael Jost und Lots of Horns (Bild: zvg)

Im Finale fanden sich überdies das Beat Baumli & Jürg Morgenthaler Trio und die Gruppe Piri Piri. Die drei Bands traten nacheinander in halbstündigen Sets auf. Entschieden haben Publikum und Jury, zu der dieses Jahr erstmals auch Pepe Lienhard gehörte. Raphael Jost und seine Mitmusiker überzeugten laut der Mitteilung des Jazzfestivals mit hervorragendem Zusammenspiel, starker Bühnenpräsenz und abwechslungsreichen Programm.

Die Gewinner erhalten neben dem Award Gelegenheit zu Auftritten an Schweizer Festivals und in Jazz Clubs, unter anderem am Festival da Jazz in St. Moritz am 9. August 2015 und am Jazz Ascona 2016. Ermöglicht werden diese von den Organisatoren des Swiss Jazz Awards, dem SRF-Sender Radio Swiss Jazz und dem Festival Jazz Ascona, mit Unterstützung vom Migros-Kulturprozent und den teilnehmenden Jazz Clubs.

Der Swiss Jazz Award wird seit neun Jahren jährlich vergeben. Informationen zu den Gewinnern der letzten Jahre sowie zum Preis allgemein unter www.swissjazzaward.ch.

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