Glarner Musiker am Sacco di Roma 2016

Der Kanton Glarus ist 2016 Gastkanton an der Vereidigung der Rekruten der
Schweizergarde. Über 300 Glarnerinnen und Glarner werden am 6. Mai 2016
der feierlichen Zeremonie im Herzen der Vatikanstadt beiwohnen, darunter einige Musikgruppen.

Hermann Mathis. Foto: © Günter Lade, Mathis Orgelbau

Eine extra gebildete Glarner Jungmusik und Sänger werden, etwa auf dem Cortile San Damaso und im Petersdom, bei verschiedenen Gelegenheiten ihr Können zum Besten geben. Als musikalische Koordinatoren amten Hermann Mathis, der mit seiner Näfelser Firma bereits eine Orgel für die Sixtinische Kapelle gebaut hat, und Lorenz Stöckli, Dirigent der regionalen Jungmusik Young Winds.

Der Glarnern Regierungsrat hat das Konzept für die Durchführung des Anlasses genehmigt und ein Budget von 180‘000 Franken bewilligt. Es beinhaltet neben der Musik weitere Aktivitäten, etwa zwei Apéros für hunderte Personen, die der Glarner Gastronom Claudio Keller in Zusammenarbeit mit seinem Zürcher Kollegen Daniel Pesaresi, durchführt. Der Regierungsrat möchte es der Glarner Bevölkerung ermöglichen, am Anlass teilzunehmen. Dazu wird in Kürze via Amtsblatt und Internet eine öffentliche Ausschreibung erfolgen.

Aargau richtet Kulturpolitik neu aus

Der Regierungsrat des Kantons Aargau beauftragt die Abteilung Kultur, zusammen mit dem Aargauer Kuratorium ein Kulturkonzept auszuarbeiten, das neben einer Bestandsaufnahme auch die Ziele und Schwerpunkte der kantonalen Kulturpolitik für die Jahre 2017 bis 2022 festlegt.

Foto: Andreas Hermsdorf/pixelio.de

Die Abteilung Kultur soll laut der Medienmitteilung des Kantons zusammen mit dem Aargauer Kuratorium in den kommenden Wochen die Aufgabe in Angriff nehmen. «In geeigneter Form» einbezogen werden die kulturellen Akteure und Interessenvertreter im Kanton. Mit Unterstützung externer Experten soll das Kulturkonzept bis im Dezember 2016 dem Regierungsrat zum Beschluss vorgelegt und im Frühjahr 2017 dem Grossen Rat zur Kenntnis gebracht werden. Der Kanton verfügt seit 2010 über ein eigenes Kulturgesetz.

Die bisherige Praxis soll «auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen, wie im Bereich der Digitalisierung und der demografischen Entwicklung, aber auch angesichts der finanzpolitischen Situation des Kantons» überprüft werden. Die Ziele und Handlungsfelder für die Jahre 2017 bis 2022 sollen «so ausgerichtet werden, dass die Ressourcen weiterhin nachhaltig und wirkungsorientiert eingesetzt werden können», schreibt der Kanton weiter.

Maria – greifbar und entrückt

In der frisch renovierten Klosterkirche wurden die Rheinauer Konzerte mit der Uraufführung von Ulrich Gassers Oratorium «Exvoto – ein Magnificat» Mitte Juni wieder aufgegriffen.

Deckengemälde in der Klosterkirche Rheinau. Foto: Klosterkirche Rheinau

Die Täfelchen entdeckt man nicht sogleich. Der Besucher ist zuerst einmal überwältigt von der barocken Pracht dieses Kirchenraumes, der seit der abgeschlossenen Renovation in den leuchtendsten Farben erstrahlt. Beim Rundgang findet man sie dann im linken Seitenschiff an einer Wand. Abgebildet ist meist der heilige Fintan, der im 9. Jahrhundert als Mönch im Kloster Rheinau lebte, begleitet von Texten wie diesem: «Herr Conrad Götz von Reinach Offizier bey der französischen Prinzen Armee ist den 18. December 1793 beym Volken-Bach mit seinem Pferd über den Berg hinabgestürzt; doch aber samt dem Pferd durch ein Wunderwerk vom heiligen Fintan unverletzt erhalten worden.»

Diese Votivtafeln, mit denen gläubige Christen in früheren Zeiten für die Errettung aus einer Notsituation dankten, führten zu einer der drei Grundideen, aus denen der in Rheinau wohnhafte Komponist Ulrich Gasser sein Oratorium Exvoto – ein Magnificat aufbaut. Die zweite Grundidee beruht – der Titel spricht es an – auf dem Lobgesang Marias. Gasser hat seine Komposition nämlich zur Wiedereröffnung der renovierten ehemaligen Klosterkirche Rheinau geschrieben. Und diese ist Maria geweiht, wie man aus den zahlreichen Mariendarstellungen im Kirchenraum unschwer erkennen kann. Das dritte Element stellt der Rosenkranz dar. Die heutzutage weitgehend verschwundene, aber in Rheinau immer noch gepflegte Gebetsform ist eine Art von Meditation, die das Leben Christi aus der Perspektive seiner Mutter Maria betrachtet. Dass der Protestant Ulrich Gasser in seinem Oratorium mit Heiligen- und Marienverehrung derart katholische Themen aufgreift, mag einigermassen erstaunen. Gegensteuer aus reformatorischem Blickwinkel geben da die Texte von Gassers Ehefrau Eva Tobler, die die traditionellen Gebete da und dort mit aktualisierenden Paraphrasen anreichern.

Klangzeitraum
Auch das musikalische Konzept des Oratoriums ist untrennbar mit den räumlichen Gegebenheiten der Klosterkirche verbunden. Die Uraufführung unter der Gesamtleitung von Peter Siegwart zeigte diesen Aspekt in eindrücklicher Weise. Beteiligt waren das von Siegwart geleitete Vokalensemble Zürich, der Bach-Chor Konstanz (Leitung: Claus G. Biegert), der Cäcilienchor Rheinau (Leitung: Gesuè Barbera), der Brass-Band-Posaunenchor Marthalen (Leitung: Daniel Jenzer) sowie ein Streichtrio, ein Horn, ein Glockenspiel, eine Harfe und drei Orgeln. Die grosse Orgel hinten auf der Empore und die Chororgel vorne steckten dabei nicht nur den Rahmen ab, sondern setzten sich in ihrer mitteltönigen Stimmung auch von den temperiert gestimmten Blasinstrumenten und den Chören ab. Ausgeklügelte räumliche Effekte ergaben sich insbesondere durch das Vokalensemble Zürich, das abwechselnd vor dem Hochaltar, vor dem Chorgitter, im Kirchenschiff, auf den Seitengalerien oder auf der Orgelempore zu hören war. Wechselnde Standorte nahmen auch das Streichtrio und einzelne Musiker der Brass-Band ein. Die räumliche Gestaltung verdeutlichte in nachvollziehbarer Weise die unterschiedlichen textlichen und formalen Teile des Oratoriums.
Ulrich Gasser breitet in seinem Werk, wie er selber sagt, einen «Klangzeitraum» aus, den die Hörer selber ausfüllen müssen. Seine Musik fliesst in gemächlichem Tempo dahin, wiederholt sich oft, hat einen statischen Charakter, bietet eine flache Spannungskurve und lädt so zur Meditation ein. Immer wieder sind schöne Durakkorde zu hören, die an den Strahlenkranz von Maria auf einem der Altarbilder erinnern. Den vertrauten Klängen stehen aber auch verfremdete gegenüber, die durch verschiedene «Modi» wie Pentatonik oder Zwölftonreihen entstehen. Der Wohlklang wird überdies durch die überlagerten Stimmungen gestört. So spiegelt Gasser in der Harmonik genau die Doppelgestalt Marias, die auch in den Texten des Werks aufscheint: Sie ist eine zugleich greifbare und doch unendlich entrückte Erscheinung.

Suisa verteilt erstmals Youtube-Einnahmen

Mit der Online-Abrechnung vom Juni 2015 verteilt die SUISA erstmals Einnahmen aus dem Vertrag mit Youtube. Abgerechnet werden die Einnahmen aus fünf Quartalen. Die Verteilsumme beträgt rund 300’000 Franken.

Grafik: vector_master, fotolia.com

Verteilt werden alle genutzten und identifizierbaren Werke, abhängig von der Klickrate. Der Vertrag zwischen Suisa und Youtube läuft gegenwärtig in seinem zweiten Jahr. Im Vertrag sind Nutzungen in 43 Ländern direkt lizenziert, wie der Suisa-Generaldirektor Andreas Wegelin im Blog der Gesellschaft schreibt.

Die Herausforderung bei der Verarbeitung der Nutzungsmeldungen von Youtube bestehe nicht nur aus der enormen Datenmenge, sondern auch in der Datenqualität vor allem des «User generated contents», so Wegelin weiter. Videos von privaten Benutzern würden kaum Angaben zum verwendeten Material enthalten.

Für die Abrechnungsperiode von 15 Monaten hat die Suisa Nutzungsmeldungen von Youtube verarbeitet mit rund 3,2 Millionen unterschiedlichen Videos, die gesamthaft 1,7 Milliarden Mal angeklickt wurden. Davon betreffen 590,2 Millionen Views das Repertoire, das von der Suisa abgerechnet wird.

Der Verteilungsbetrag pro Klick für die abgerechnete Periode beträgt 0,0008 Franken. Im Vergleich dazu kann die Suisa bei der ebenfalls jetzt stattfindenden zweiten Verteilung von Spotify-Einnahmen einen Betrag von durchschnittlich 0,0018 Franken pro Stream ausschütten, also mehr als doppelt so viel.

Jossi Wieler in Stuttgart ausgezeichnet

Jossi Wieler, der Schweizer Intendant der Stuttgarter Oper, ist mit dem mit 20’000 Euro dotierten Kulturpreis Baden-Württemberg 2015 ausgezeichnet worden.

Foto: Martin Sigmund

Mit Jossi Wieler werde eine Künstlerpersönlichkeit ausgezeichnet, die seit vielen Jahren dem Land durch ihre Arbeit auf das Engste verbunden sei, begründet Staatssekretär Jürgen Walter als Vorsitzender des Stiftungsrats den Entscheid.

Wieler gelinge es, in seinen Arbeiten das Gesellschaftliche und das Psychologische zu vereinen. Zudem sei er in seiner Arbeitsweise und seinem aufklärerischen Humanismus beispielgebend. Wieler, 1951 in Kreuzlingen geboren, ist seit 2011 Intendant an der Staatsoper Stuttgart.

Die im Jahr 2002 gegründete Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung vergibt den Kulturpreis alle zwei Jahre im thematischen Wechsel. Er ist mit insgesamt 25’000 Euro dotiert und teilt sich in einen Haupt- und einen Förderpreis. Letzterer geht an den Verein Zeitraumexit aus Mannheim.

Eklat an der Musikhochschule Dresden

Der Hochschulrat der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden ist mit sofortiger Wirkung in corpore vom Amt zurückgetreten. In einem Schreiben an Eva-Maria Stange, die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, erklärt er sich.

Neuer Konzertsaal der Hochschule für Musik in Dresden. Foto: SchiDD, wikimedia commons

Grund für den Rücktritt: Der erweiterte Senat hat den Hochschulrat bei der Wahl des neuen Rektors der Musikhochschule übergangen und die bisherige Prorektorin für Lehre und Studium Judith Schinker gewählt. Favorit des Rates war der damalige Rektor Ekkehard Klemm.

Die deutlich unterschiedlichen Vorstellungen zur Weiterentwicklung der Schule zwischen Senat und Rat machten laut dem offenen Brief des Rates an die Staatsministerin Eva-Maria Stange «ein gedeihliches und unbelastetes Zusammenwirken unmöglich». Dem Hochschulrat gehörten Werner Barlmeyer (Vorsitzender), Olaf Bär, Wilfried Krätzschmar, Regine Lorenz und Jan Vogler an. Er wurde im Herbst 2014 für fünf Jahre berufen.

Damit kämpft nun auch eine deutsche Musikhochschule mit Nachfolge- und Strategieproblemen. Vergleichbare Wirren waren an den Musikhochschulen Wien und Graz zu beobachten. Bei diesen traten bereits gewählte Rektoren respektive Rektorinnen das Amt nicht an.

Jazz-Improvisationen mit Software analysiert

Mit Hilfe einer kostenlos offerierten Software von Weimarer und Jenaer Musikwissenschaftler lassen sich Personalstile von Jazzmusikern und Kennzeichen improvisatorischer Schaffensprozesse analysieren. In einer «Weimar Jazz Database» sind dazu mittlerweile knapp 300 Beispiele abgelegt.

Bild: ra2 studio – fotolia.com

Worin unterscheiden sich Swing-Soli von Bebop-Soli und die Improvisationen von Charlie Parker von jenen John Coltranes? Ist es die Linienführung, die rhythmische Gestaltung – oder vielleicht die Auswahl der Töne und Skalen? Wie funktioniert das überhaupt: Improvisieren? Diesen Fragen widmet sich seit Oktober 2012 das Jazzomat Research Project am gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, geleitet von Martin Pfleiderer und finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Zunächst wurde die Weimar Jazz Database mit inzwischen 299 Jazzsoli aufgebaut – beispielhaften Improvisationen aus acht Jahrzehnten Jazzgeschichte, die von Studierenden des Jazz- und des Musikwissenschaftsstudiengangs transkribiert worden sind. Parallel hierzu haben die Projektmitarbeiter Jakob Abesser und Klaus Frieler die frei verfügbare Analyse-Software MeloSpyGUI 1.0 entwickelt, die auch für Analysen anderer Musikrichtungen eingesetzt werden kann.

Mit ihr lassen sich per Knopfdruck Informationen über die in den Soli verwendeten Töne, Intervalle und Rhythmen und vieles mehr generieren oder gezielt Patterns in bestimmten Jazzsoli suchen. Dies wiederum ermöglicht detaillierte Beschreibungen der Personalstile von Jazzmusikern und erlaubt übergreifende Schlussfolgerungen zu improvisatorischen Schaffensprozessen.

Die Analysesoftware MeloSpyGUI 1.0 und die Weimar Jazz Database können über die Projekt-Website kostenlos heruntergeladen werden. Dort finden sich auch umfangreiche Dokumentationen und Tutorials zur Software und deren Einsatzmöglichkeiten. Ausserdem werden zu jedem Jazzsolo der Weimar Jazz Database Informationen und erste Analyseergebnisse präsentiert; zudem können dort die Transkriptionen als Midi-Version angehört und heruntergeladen werden.

Webseite: jazzomat.hfm-weimar.de
 

Kantons Wallis fördert Pascal Viglino

Der Unterwalliser Schriftsteller Jean-Marc Lovay erhält den mit 20’000 Franken dotierten Walliser Kulturpreis 2015. Die Förderpreise (je 10’000 Franken) gehen an die Tänzerin Cosima Grand, die Videokünstlerin Malika Pellicioli und den Musiker Pascal Viglino.

Pascal Viglino. Foto: zvg

Pascal Viglino studierte klassische und zeitgenössische Perkussion, Komposition und Musiktheater an den Hochschulen von Genf, London, Barcelona, Berlin und Bern. Von 2000 bis 2006 war er Mitglied des Verbier Festival Orchestra. Regelmässig arbeitet er mit Sinfonieorchestern und Ensembles für Zeitgenössische Musik in Genf, Zürich Opernhaus, Barcelona, Brasilien, Bern, Lissabon und Basel zusammen.

Zum fünften Mal in Folge wird vom Kanton Wallis auch ein Spezialpreis für die Förderung der Kultur vergeben, und zwar an die Stiftung Bretz-Héritier in Savièse. Die Kulturpreisträger wurden vom Staatsrat auf Vorschlag des Kulturrats bestimmt.

Die Entstehung des Walliser Kulturpreises geht auf das Jahr 1980 zurück. Damals hat der Staatsrat entschieden, jedes Jahr einem Walliser Künstler oder einem im Wallis wohnhaften Kunstschaffenden den Walliser Kulturpreis zu übergeben. Die Auszeichnung würdigt die Karriere eines Künstlers oder einer Künstlerin.

Die 1982 ins Leben gerufenen Förderpreise richten sich an junge talentierte Künstlerinnen und Künstler, die an einem Wendepunkt ihrer Karriere stehen. Dieser Schaffensbeitrag soll einerseits eine Anerkennung für ihr Schaffen, anderseits aber auch ein Anreiz sein, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Der seit 2011 vergebene Spezialpreis ist für eine Person oder eine Gruppe bestimmt, die sich mehrheitlich im Hintergrund für die Entwicklung und Förderung der Kultur im Wallis engagiert.

Stiftung Nico Kaufmann prämiert Fatima Dunn

Fatima Dunn ist die Gewinnerin des Stipendiums, das die Stiftung Nico Kaufmann im vergangenen Jahr im Bereich Kleinkunst ausgeschrieben hat. Die Cellistin, Komponistin und Sängerin erhält für ihr Multimediaprojekt «Landfall» einen Unterstützungsbeitrag von 15’000 Franken.

Foto: zvg

Die 1983 in Zürich geborene Performerin Fatima Dunn studierte zeitgenössischen Gesang am Winterthurer Institut für aktuelle Musik WIAM. Anschliessend absolvierte sie ein Master-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste in Komposition für Film, Theater und Medien. Seit ihrem Abschluss im Sommer 2013 ist sie als freischaffende Performerin und Sängerin sowie als Theatermusikerin und Filmkomponistin verschiedentlich in Erscheinung getreten.

Zusammen mit der Video-Künstlerin Mirjam von Ow hat Fatima Dunn unter dem Titel «Landfall» eine cineastische Live-Performance verwirklicht, in der Gesang, Violoncello, Elektronik und die grossflächig projizierte Bildwelt eine poetische Reise gestalten. Die «künstlerische Vielseitigkeit, gepaart mit einer hochprofessionellen Umsetzung» hat die Jury der Stiftung Nico Kaufmann bewogen, das Stipendium Dunn zuzusprechen.

Die vom Präsidialdepartment der Stadt Zürich verwaltete Stiftung Nico Kaufmann richtet jährlich ein Stipendium zugunsten von Musikerinnen und Musikern aus, die im Ausschreibungsjahr das 35. Altersjahr noch nicht erreicht haben und in der Schweiz domiziliert sind. Stiftungspräsidentin ist die Stadtpräsidentin. In der Jury für die aktuelle Stipendienvergabe hatten der Direktor des Departements Musik der Zürcher Hochschule der Künste, Michael Eidenbenz, die Liedermacherin Véronique Müller sowie der Kabarettist Joachim Rittmeyer Einsitz.
 

Quoten für heimische Musik in Österreich

Der ORF hat sich mit den Musikschaffenden Österreichs geeinigt: Unter anderem soll auf dem öffentlich-rechtlichen Jugendsender Ö3 der Anteil österreichischer Musik auf 15 Prozent steigen und eine wöchentliche Show mit dem Fokus auf heimischen Künstlern starten.

Foto: I-vista/pixelio.de

Wie der ORF-Pulikumsrat schreibt sollen ein bereits bestehendes Abkommen mit der österreichischen Musikwirtschaft freiwillig verlängert werden. Der ORF-Generaldirektor  Alexander Wrabetz bekennt sich dabei österreichweit zu 30 Prozent österreichischen Musikanteil und 15 Prozent auf Ö3. Zudem will der ORF mit 100’000 Euro jährlich in den österreichischen Musikfonds zurückkehren, den nationalen Musikpreis Amadeus wieder übernehmen und auf Ö3 eine wöchentliche Scoutsendung österreichischer Talente bringen.

In der Schweiz haben die SRG und die Musikvertreter eine Charta der Schweizer Musik abgeschlossen. Darin verpflichtet sich die SRG, in ihren Programmen einen bestimmten Anteil an Schweizer Produktionen (zum Beispiel Produktionen von neuen Talenten) auszustrahlen. Bei diesem Anteil handelt es sich um einen dynamischen Richtwert, der jedes Jahr neu festgelegt wird.

Strikte Auslegung des Laizismus in Genf

Die Stadtgenfer Schulbehörde verhindert, dass fünf- bis siebenjährige Primarschüler in einer Aufführung von Brittens Noah’s Flood mitwirken. Die Aufführung verletzt nach Auffassung der Behörde die laizistische Verfassung.

Keilschrifttafel des Gilgamesch-Epos mit der Sintflutgeschichte, Britisches Museum. Foto: Timo Roller

Die Direction de l’enseignement obligatoire (DGO), die offensichtlich streng gegen Aktivitäten vorgehen will, die mutmasslich gegen die laizistischen Grundprinzipien der Stadt verstossen, verhindert damit ein Projekt des Genfer Kammerorchesters.

Der Entscheid hat international Kopfschütteln provoziert. So schreibt etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung, nun gerate «Genf unvermittelt in den Ruf, mit dem Laizismus noch pingeliger und fanatischer umzugehen als die Franzosen». Und die Wiener Zeitung spricht von einem «missionarischen Atheismus». Zumal die Flutgeschichte «ein mythisches Menschheitserbe» und nicht an eine einzige Religion gebunden sei.

Sänger sind Schauspieler

Der Meisterkurs Chor von Paul Phoenix im Künstlerhaus Boswil ist einzigartig in der Schweiz. Er bringt Chören bei, unter sich und mit dem Publikum zu kommunizieren.

Paul Phoenix ist ein bekannter britischer Tenor. Bis vor vier Jahren war er Mitglied der King’s Singers aus Cambridge. Die sechs Sänger dieses Vokalensembles sind nicht nur durch die ganze Welt getourt, sie haben mit ihren originellen Crossover-Programmen auch schon mehrere Grammy-Awards gewonnen. Mit dem berühmten Ensemble gastierte Phoenix zweimal in Boswil. Seit er nicht mehr mitsingt, konzentriert er sich auf seine pädagogische Tätigkeit und tritt als begehrter Performance Coach sogar in China auf. Seinen Meisterkurs Chor hat er vor vier Jahren speziell für Boswil entwickelt, er nennt ihn lieber Performance Coaching. Gleichzeitig gründete er die Purple Vocals, einen «Vocal Coaching Service», der auch online Coaching über Skype anbietet: www.purplevocals.com

Am Wochenende vom 8. bis 10. Mai war Phoenix nun bereits zum vierten Mal für einen Meisterkurs in Boswil. Der Kammerchor C21 unter der Leitung von Michael Schraner und das Vokalensemble Cantemus unter der Leitung von Judith Flury liessen sich beraten, ein spannender Lernprozess, der zu einem inspirierten Schlusskonzert führte. «Ich finde, das Künstlerhaus ist mit seiner familiären Atmosphäre ein idealer Ort für einen Chorkurs», meint Phoenix im Gespräch, «hier kann man zusammen arbeiten, essen, Zeit verbringen, und es braucht keine besonderen Instrumente, es ist eigentlich ganz einfach, wir singen zusammen. Das heisst: zusammen atmen, auf Details achten, dynamisch arbeiten.»

Verstehen, erzählen, strahlen

Das Besondere an diesem Meisterkurs ist, dass er nicht von einem Chordirigenten gegeben wird, sondern eben von einem Sänger. Was muss man sich unter Performance Coaching vorstellen? Bedeutet das mehr Show, pfiffige Kleidung, spezielle Chor-Aufstellungen? Paul Phoenix geht es nicht um Show, wie ich bei einem Kursbesuch am Samstagmorgen feststellen konnte, ihm geht es um eine bessere Kommunikation mit dem Publikum. Meist spiele sich alles nur zwischen Choristen und Dirigentin ab, das Publikum werde vergessen.

Das Vokalensemble Cantemus von Judith Flury wird in einer Woche in zwei Konzerten ein originelles Shakespeare-Programm präsentieren, der Chor ist top vorbereitet, es geht in diesem Kurs um den letzten, den Meister-Schliff. Die englische Sprache ist nicht einfach zu singen, vor allem das «th» darf nicht zu einem «t» werden. Three words heisst eine Ballade von Juhani Komulainen: ein sehr ruhiges, klanglich schillerndes Stück Musik. «Ihr singt das wie ein Madrigal in der Kirche. Ich vermisse eure Leidenschaft», greift Phoenix ein, «versteht ihr, was ihr singt? Das ist ein Liebeslied, das zwischen Leidenschaft und Resignation schwankt.»

Phoenix liest den Text vor, rezitiert ihn fast so, als würde er ihn singen, die three words sind: I love you. Und tatsächlich, die 24 Sängerinnen und Sänger beginnen zu erzählen. Sie lösen sich vom Notentext, werden freier, der weiche Chorklang gewinnt an Bedeutung und Kontur. «Weshalb schaut ihr alle so ernst drein?», meint Phoenix in seiner sympathisch humorvollen Art und zieht eine Grimasse. «Lächeln, die Augen müssen strahlen, fühlt euch wohl, habt Vertrauen!»

Tempo, Kommunikation

Es ist sehr schwer, im Chor ruhig liegende Klänge zu singen, ohne intuitiv langsamer zu werden. «Ihr verliert so an Spannkraft, der Ausdruck verschwimmt. Achtet gut darauf, dass ihr im Tempo bleibt.» Und siehe da, trotz Piano und liegendem Klang hört man den Sängern plötzlich gespannt zu. Dann fordert Phoenix die Dirigentin Flury auf, sich ganz hinten in den Saal zu stellen und den Chor von dort aus zu dirigieren. Das wirkt, sie singen deutlich spürbar in den Saal hinaus.

Nicht nur die Sängerinnen und Sänger, auch die beiden Dirigenten bekommen einige Tipps: «Ihr steht üblicherweise ja mit dem Rücken zum Publikum. Wendet euch auch mal um, sprecht mit dem Publikum, begrüsst es und sagt lieber ein paar Sätze zu den Stücken, als dass ihr Programmtexte schreibt. Das wirkt enorm.» Und dann das Intonieren: ab Stimmgabel und vorsingen, oder lieber am Klavier? Phoenix rät zu einer kleinen Mundharmonika oder Stimmpfeife, das sei sicherer als das Singen, man gebe sich so auch keine Blösse.

Sommets Musicaux prämieren Harfenistinnen

Die 15. Ausgabe der Sommets Musicaux de Gstaad hat Anaïs Gaudemard mit dem Prix Thierry Scherz der Stiftung Pro Scientia et Arte und Coline Jaget mit dem Prix André Hoffmann ausgezeichnet.

Anaïs Gaudemard. Foto: Sommets Musicaux

Anaïs Gaudemard hat nach einem Diplom in Harfe und Klavier am Konservatorium von Marseille bei Fabrice Pierre in Lyon studiert. Beim internationalen Harfenwettbewerb in Israel gewann sie 2012 den Spezialpreis für die beste Interpretation von «The Crown of Ariadne» von Murray Schafer. Erste Preise erhielt sie beim Torneo Internazionale die Musica in Rom 2012, beim Festival Musical d’Automne des Jeunes Interprètes und beim Franz Josef Reinl-Wettbewerb in München.

Coline Jaget wurde zunächst von ihrer Mutter Helvia Briggen, der Soloharfenistin bei den Nizza Philharmonikern, unterrichtet. 2003 trat sie am Konservatorium von Nizza in die Klasse von Michèle Vuillaume ein. Sie erlangte dort 2009 ihr Diplom mit Bestnote und Auszeichnung. Am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse trat sie in der Folge in die Klasse von Isabelle Moretti ein. Gegenwärtig absolviert sie das letzte Jahr des Masterstudiums.

Der Prix Thierry Scherz würdigt den Mitbegründer und ehemaligen künstlerischen Leiter des Festivals Sommets Musicaux de Gstaad. Er ermöglicht dem Preisträger eine erste CD-Aufnahme mit Orchester und garantiert deren Verbreitung. So hat Anaïs Gaudemard die Gelegenheit, an der Seite des Orchestre de l’Opéra de Rouen Haute Normandie unter der Leitung von Léo Hussain eine CD mit Werken von Nicolai von Wilm, Alberto Ginastera und Einojuhani Rautavaara einzuspielen.

Der mit 5000 Franken dotierte Prix André Hoffmann belohnt die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werks. Dieses Jahr handelte es sich um ein Werk des Komponisten in residence der Sommets Musicaux, Ivan Fedele, interpretiert von Coline Jaget.

Suisa hat 2014 ihre Einnahmen erneut gesteigert

Die Suisa (Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik) hat 2014 die Einnahmen aus Urheberrechten erneut gesteigert. Insgesamt betrugen die Urheberrechtseinnahmen 141,3 Millionen Franken, 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bild: Robson/pixelio.de

Inklusive Nebeneinnahmen von 10,3 Millionen Franken lag der Gesamtumsatz bei 151,6 Millionen Franken. (Vorjahr: 144,9 Millionen Franken). Der Verwaltungsaufwand lag im Jahr 2014 bei 28,1 Millionen Franken, der durchschnittliche Kostenabzug ist damit auf 12,3 Prozent leicht gesenkt worden (Vorjahr: 12,47 Prozent).

Zum Anstieg beigetragen haben laut der offiziellen Medienmitteilung der Genossenschaft auch Entwicklungen im digitalen Bereich: Mehreinnahmen aus dem Tarif für die Vergütungen auf Smartphones, steigende Einnahmen aus dem Onlinebereich und die starke Verbreitung von digitalem und zeitversetztem Fernsehen. Vor allem im Online-Bereich bestehe aber weiterhin Handlungsbedarf, damit Rechteinhaber von Musik gerecht vergütet werden.

Dank einer im Juli 2014 erzielten Vereinbarung für die Nutzung privat kopierter Musik auf Smartphones erhielten die Künstler Vergütungen mehrerer Jahre. Die rückwirkenden Zahlungen der Hersteller und Importeure von Smartphones für die Jahre 2010 bis 2014 führten zu Mehreinnahmen von rund 3,6 Millionen Franken. Stark gewachsen ist auch der Online-Bereich. 2014 wuchsen die Urheberrechtseinnahmen aus Download und Streaming um 32 Prozent und betrugen 6,1 Millionen Franken. (Vorjahr: 4,6 Millionen Franken).

Die Zunahme beim Download hängt allerdings nur bedingt mit einer erhöhten Nachfrage nach Download-Angeboten zusammen. Da die Suisa im Online-Bereich Lizenzen für ganz Europa erteilt, stammt die Zunahme vor allem aus der Zunahme der Lizenzierungsgebiete. Beim Streaming haben sich die Urheberrechtseinnahmen von 315‘000 Franken auf 1,5 Millionen Franken beinahe verfünffacht.

Ein Reglement für die Berner Kulturförderung

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat das Organisationsreglement des Gemeindeverbands für die Kulturförderung in der Region Biel/Bienne – Seeland – Berner Jura verabschiedet.

Blick von Twann über den Bielersee und das Seeland. Foto: Roland Zumbühl, picswiss

Der nordbernische Gemeindeverband dient den Gemeinden als Entscheidungsplattform für den Abschluss von Leistungsverträgen mit den Kulturinstitutionen von regionaler Bedeutung. Das Organisationsreglement trage «den speziellen Verhältnissen dieses Kantonsteils sowie der Zweisprachigkeit Rechnung», schreibt der Kanton und sehe  namentlich Teilregionen vor.

Da das Reglement nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von den Gemeinden erlassen wurde, hat dies gemäss Kulturförderungsgesetz der Kanton übernommen. Das Reglement wird am 20. Juni 2015 in Kraft treten und die konstituierende Versammlung des Gemeindeverbands für die Kulturförderung wird am 23. Juni 2015 stattfinden.

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