Das Hackbrett in der Schweiz

Bilder, Diskografie, Literatur und Links

Appenzeller Hackbrett erbaut von Johann Fuchs, Appenzell 1990. Foto: Badri Redha © Freilichtmuseum Ballenberg

Die folgende Bildstrecke ergänzt den Artikel von Brigitte Bachmann-Geiser Hackbrett in der Schweiz, der in der Schweizer Musikzeitung 5/2014 erschienen ist.

Die Bilder stammen aus dem Archiv von Brigitte Bachmann-Geiser, das sie in 40 Jahren Forschungsarbeit aufgebaut hat. Die Bilder dürfen nicht kopiert werden. Wer sich für einzelne Abbildungen interessiert, möge sich direkt an die Besitzer der Bilder oder an contact@musikzeitung.ch wenden.

 

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Diskografie

Hackbrett und Zithern in der Schweiz. Historische Aufnahmen (MGB 6258)

Oberwalliser Spillit (MGB 9704/9602/9202)

Heinz Holliger, Alb-Chehr. Geischter- und Älplermusig fer d Oberwalliser Spillit
(ECM New Series 1540)

Das neue Appenzeller Original Streichmusik Projekt (MGB CD 6174)

Noldi Alder mit Klangcombi. Hommage an die Streichmusik Alder zum 125-Jahr-Jubiläum (MGB-NV 12)

Töbi Tobler, Tell-Musik (MGS-NV 6)

Geschwister Küng (MGS-NV 18)

Paul Huber, Konzert für Hackbrett und Streichorchester (MH CD 1032)

Renato Grisoni, Suite lirica per salterio e organo (LP ZYT 274)

Karl-Heinz Schickhaus, Concerto per salterio (Werke von Leopold Mozart, Paolo Salunini, Niccolò Jommelli), Naxos CD 2205

Literaturhinweise/littérature

Brigitte Bachmann-Geiser: Volksmusik und Volksmusikinstrumente in der Kunstmusik der Schweiz unter besonderer Berücksichtigung des Hackbretts. In: Volksmusik in den Alpen. Interkulturelle Horizonte und Crossovers, hg. von Thomas Nussbaumer, Verlag Mueller-Speiser, Anif 2006, S. 207-223

Antoine-Elisée Cherbuliez: Quelques observations sur le «psalterion» (tympanon) populaire suisse «Hackbrett». In: Journal of the International Folk Music Council. Vol. 12, 1960, S. 23-27

Margret Engeler: Das Beziehungsfeld zwischen Volksmusik, Volksmusiker und Volksmusikpflege am Beispiel der Appenzeller Streichmusik, Verlag Schläpfer, Herisau/Trogen 1984

Brigitte Geiser: Das Hackbrett in der Schweiz, Visp 1973 (Schriften des Stockalper-Archivs in Brig 25)

Paul M. Gifford: The hammered dulcimer, Scarecow Press, Lanham Md., 2001

Christoph Pfändler: Das Schweizer Hackbrett heute und morgen. In: Bulletin. Publikationsorgan der GVS/SMPS und der CH-EM, 2013, S. 33-38 (gekürzte Fassung der Bachelor-Arbeit von C. P., Hochschule Luzern-Musik)

Amadé Salzmann: Das Hackbrett im Wallis. Instrumentenbau und Spielanleitung, Visp 1988

Karl-Heinz Schickhaus: Das Hackbrett. Geschichte und Geschichten, Tympanon St Oswald, 2001

Yvonne Schmid: Ein sensationeller Fund im Heimatmuseum. In: Davoser-Revue 88, 2013, S.8 13

Matthias Weidmann: Hackbrettschule. Lehrgang für das Appenzeller Hackbrett, Zentrum für Appenzeller Volksmusik, Gonten 2009; 2/2010

Links 

Résumé français

Le hackbrett en Suisse

Résumé français de l’article « Das Hackbrett in der Schweiz ».

Hackbrett appenzellois construit par Johann Fuchs, Appenzell, 1990. Photo : Badri Redha © Freilichtmuseum Ballenberg

Les cordes longues produisent un son plus grave que les courtes: ce principe physique explique la forme trapézoïdale de la caisse de résonnance du hackbrett. Pour pouvoir produire plus d’une note par corde, des chevalets sont disposées sur l’instrument qui divisent les cordes en segments. Depuis le 19e siècle, le hackbrett est équipé d’au moins deux de ces chevalets. On frappe les cordes avec de petits marteaux, très fins dans les cantons autour du Säntis, plus massifs et en forme de S en Valais.

Le hackbrett appenzellois d’aujourd’hui possède 125 cordes, regroupées en 25 chœurs de 5 cordes accordées à la même hauteur. En Valais, on utilise une barre pour hausser un chœur d’un demi-ton, si bien que l’instrument est plus petit et doté de moins de cordes.

Répandu dans de nombreux pays du monde entier, le hackbrett est apprécié surtout en Asie et en Europe de l’est. On ne sait pas d’où vient le hackbrett suisse, peut-être a-t-il été importé par des musiciens itinérants autrichiens. En 1447, son nom est mentionné pour la première fois, dans un rapport de police de la ville de Zurich, un individu jouant du hackbrett ayant été puni pour tapage nocturne. La première illustration de l’instrument figure dans un manuscrit de 1494 conservé par le couvent d’Einsiedeln. D’autres images apparaissent également dans différents documents et traités de musique dès le début du 16e siècle. En 2012, on a découvert à Davos un hackbrett daté de 1644. L’instrument figure aussi sur quelques tableaux et, dès la fin du 19e siècle, sur des photos. Certaines représentent des musiciennes de rues jouant de cet instrument à Grindelwald, parmi elles la légendaire Hackbrett-Anni: Anna Bühlmann-Schlunegger (1811-1897).

Si les joueurs de hackbrett de Suisse orientale furent étonnés de découvrir leurs homologues valaisans lors d’un tournoi à Brigue en 1973, ils furent réellement fascinés en 2001 quand Johannes Fuchs fit venir en Appenzell la Cimbalom World Association, avec une centaine d’hackbrettistes du monde entier.

Le hackbrett se joue seul, comme c’est souvent le cas en Appenzell, ou au sein de groupes généralement constitués de deux violons, d’une contrebasse et soit d’un violoncelle, d’un accordéon ou d’un piano. En Valais, il se joue comme instrument accompagnateur et quelquefois à quatre mains.

Le mouvement folk des années 1970 a popularisé le hackbrett dans les villes. Depuis 1989, il est enseigné au Conservatoire de Berne.

Le hackbrett est demandé comme instrument de concert dans des compositions par Heinz Holliger, Jürg Wyttenbach, Urs Flück, Urs Graf, Renato Grisoni, Robert Wenger, Paul Huber und Rolf Liebermann.

Artikel auf Deutsch

Die Internationale Musische Tagung (IMTA) öffnet in Kreuzlingen ihre Türen. Während eines ganzen Tages gewähren die Thurgauer Schulen vom Kindergarten bis zur Hochschule auf dem Campus Bildung einen Einblick in ihr kreatives Schaffen.

SMPV

Seit 1957 organisiert jeweils ein Kanton beziehungsweise ein Schulamt rund um den Bodensee die IMTA. Über 2000 Schulkinder, Studierende und Lehrpersonen vom Kindergarten bis zur Hochschule aus allen Gebieten des Kantons Thurgau zeigen am Mittwoch, 14. Mai, ab 9 Uhr ihr musisches Schaffen in den Bereichen Gestalten/Kunst, Musik, Sport/Tanz sowie Sprache/Theater.

Das OK erwartet ungefähr 5000 Besucherinnen und Besucher aus dem gesamten Bodenseeraum. Die Bevölkerung ist zu allen Darbietungen herzlich eingeladen.

Detaillierte Informationen und Programm unter: www.imta-bodensee.com

Mehrere Auszeichnungen für Jazz-Repräsentanten der HKB

Andreas Schaerer, Dozent der HKB (Hochschule der Künste Bern) hat mit seiner Band Hildegard lernt fliegen den diesjährigen BMW Welt Jazz Award gewonnen, und gleich vier HKB-Jazzstudierende sind von der Friedl Wald Stiftung ausgezeichnet worden.

Foto: Reto Andreoli

Das Schweizer Sextett Hildegard Lernt Fliegen setzte sich in München im Finale gegen das niederländische Trio Tin Men and the Telephone durch. Es erhält neben der Auszeichnung ein Preisgeld in Höhe von 10’000 Euro; der zweite Platz ist mit 5000 Euro dotiert.

Vier Stipendien der Friedl Wald Stiftung in der Höhe von je 14’000 Franken gehen dieses Jahr an Studierende der HKB Jazz. Ausgezeichnet worden sind Marena Whitcher, (Gesang), Michael Haudenschild (Piano), Benjamin Muralt (E-Bass) und Valentin von Fischer (Kontrabass).

Theater Orchester Biel Solothurn geht auf Reisen

Die Bieler Inszenierung von «Die Entführung aus dem Serail» ist ans Birgitta Festival nach Estland eingeladen worden, und «Figaro¿» von Christian Henking und Raphael Urweider wird in Budapest zu sehen sein.

Szenenbild auf «Figaro¿». Foto: Sabine Burger

«Die Entführung aus dem Serail» ist zurzeit im Stadttheater Biel und in der Rythalle Solothurn zu sehen. Am Birgitta Festival werden die TOBS-Sängerinnen und -Sänger, sowie der Chor des Theater Orchester Biel Solothurn am 14. August 2014 Mozarts Meisterwerk dem estnischen Publikum in der aussergewöhnlichen Atmosphäre des mittelalterlichen Pirita-Klosters in Tallinn präsentieren.

Ein weiteres internationales Gastspiel wird TOBS im Herbst bestreiten: Im Rahmen des Armel Opera Festival in Ungarn wird am 10. Oktober 2014 die in Biel uraufgeführte Oper «Figaro¿» von Christian Henking und Raphael Urweider in der Franz-Liszt-Musikakademie (Liszt Ferenc Zeneművészeti Egyetem) in Budapest gespielt.

Den unerfahrenen Sängern sei Dank

Barbarinos Motettenbuch erlaubt seltene Einblicke in die Aufführungspraxis am Beginn des 17. Jahrhunderts.

Mit und ohne Verzierungen. Foto: eyetronic / fotolia.com

Bartolomeo Barbarino, von dem keine genauen Lebensdaten bekannt sind, schuf am Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert geistliche und weltliche Vokalmusik. Mit der Neuausgabe seiner Motetten erscheint bei der Edition Walhall ein aussergewöhnliches Dokument von hohem musikgeschichtlichem Interesse.

Barbarino war sowohl als Sänger(er bezeichnete seine eigene Stimme als «heiser und dünn») als auch als Komponist tätig und war von den Neuerungen des Recitar cantando, Caccini folgend, sehr angetan.

1614 erscheint sein Secondo libro delli motetti da cantarsi a una voce sola o in soprano o in tenore in Venedig. In einem Widmungsbrief beklagt sich Barbarino über Sänger, die «keine Erfahrung im Anwenden der Passagien» hätten, und er bietet somit seine Monodien in zweifacher Ausführung an: einfach und verziert. Jede Motette im Secondo libro erscheint in zwei Versionen, vom Komponisten selbst genauestens ausgearbeitet. Diese editorische Besonderheit vermittelt uns konkret, wie eine Melodie verziert wurde. Eine weitere Besonderheit ist das völlige Fehlen jeglicher Bezifferung des Generalbasses.
Barbarino sucht mit seiner Musik stets eine expressive Textdeutung, die er mit Hilfe von Elementen der Figurenlehre, lombardischen Rhythmen und chromatischen Bewegungen auszudrücken sucht, um das Pathos besonderer Wörter wie Angst, Elend, Schmachten oder Süsse zu unterstreichen.

Ist die Sammlung ursprünglich für Sopran oder Tenor gedacht, können sich jedoch die Mezzosoprane und Baritone freuen: Die Monodien sind durchwegs mittellagig, ohne nennenswerte Spitzentöne und selbst in den Verzierungen für eine mittlere Stimme bequem zu singen. Man braucht allerdings, wenn man den verzierten Versionen folgen will, eine recht geläufige Gurgel. Die einfache und die verzierte Fassung sind direkt übereinandergedruckt, sodass man auch zwischen den beiden Versionen springen kann.

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Bartolomeo Barbarino, Il secondo libro delli motetti, für Sopran (Mezzo) oder Tenor [c’–f’’] & B. c., in zwei Bänden hg. von Jolando Scarpa; Band 1, EW 891; Band 2, EW 894; je € 28.50, Edition Walhall, Magdeburg 2013

Transkriptionen für Bach-Romantiker

Stücke für alle möglichen Besetzungen bis hin zur Orgel sind hier für Gitarre eingerichtet.

Foto: snvv / fotolia.com

Die 27 Bach-Transkriptionen für klassische Gitarre von Martin Hegel sind eine Best-of-Sammlung mit einigen der berühmtesten Melodien und Stücke des alten Meisters. Das reicht vom Air aus der Suite Nr. 3 für Orchester bis zum Choralvorspiel In dulci jubilo BWV 751. Der Schwerpunkt liegt naturgemäss auf Bearbeitungen von Sätzen für Cembalo (Clavier) oder andere Soloinstrumente. Dazu gehören etwa Ausschnitte aus den Goldberg-Variationen und dem Wohltemperierten Klavier, zudem sieben Stücke aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach. Auch die Cellosuiten und die Sonaten und Partiten für Violine solo sind vertreten. Die einzigen Stücke für Laute bzw. Lautenwerk sind die Ohrwurm-Bourrée in e-Moll aus der ersten Lautensuite sowie das singuläre Präludium in d-Moll BWV 999 (original c-Moll) – beide mit bemerkenswerten Fingersätzen.

Selbst die Orgel kommt zum Zuge: Nicht nur mit dem für die Gitarre geeigneten, erwähnten Choralvorspiel, sondern auch mit den ersten drei Minuten der gewaltigen Toccata in d-Moll BWV 565, transponiert nach e-Moll. Es ist schon grundsätzlich ein ziemlich mutiges Unterfangen, die zahlreichen Register der Königin der Instrumente auf die sechs Saiten der Gitarre zu übertragen – erst recht mit einem Stück, dessen Originalklang so stark im kollektiven Musikliebhaber-Bewusstsein verankert ist, dass er sich beim Spielen oder Zuhören auch beim besten Willen nicht wegdenken lässt. Aber, so der Herausgeber Martin Hegel, Bachs Musik «ist so genial und klar strukturiert, dass sie auf jedem Instrument einfach gut klingt».

Hegels Bearbeitungen sind schlank gehalten, mit einleuchtenden Fingersätzen, fast keinen Bindungen und so gesehen durchaus stilgerecht. Puristen werden sich für das Heft zwar weniger interessieren, aber für unbelastete, Gitarre spielende Bach-Fans hat es einiges zu bieten. Die Ausgabe ist zweckmässig und sorgfältig gestaltet. Eine CD mit Einspielungen durch den Herausgeber ist separat erhältlich.

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Bach for Guitar, 27 Transkriptionen für Gitarre arr. von Martin Hegel, ED 21601, € 14.99, Schott, Mainz 2013

Beethovens Neunte per App

Vier Einspielungen, der Blick ins Orchester und in die Partitur – die Rundum-Vorstellung für Tablet oder Handy.

Herbert von Karajan. Videostill

Unerschöpflich ist das Archiv der schon lange von der Universal übernommenen Deutschen Grammophon (DG). Und diese Unmengen von Aufnahmen scheinen auch den jüngsten Medienwechsel zu überstehen. Denn nachdem die LP auf das Abstellgleis geschoben wurde, die CD ihre besten Zeiten hinter sich hat und die DVD/Blu-ray im Musikbereich ohnehin nur marginale Anteile generierte, kommen nun die synthetischen, alles zusammen- und umfassenden virtuellen Formate. Und wie bei der CD ist es einmal mehr Beethovens Neunte Sinfonie, die sich als Mass aller Dinge per App die Welt der Klassischen Musik erobern soll …

So jedenfalls scheint es, wenn man sich das «Spielzeug» heruntergeladen hat. Vier grosse Einspielungen stehen als klingende Interpretationsgeschichte zur Auswahl: Fricsay (1958), Karajan (1963), Bernstein (1979, auch als Video) und Gardiner (1992). Da kann man munter hin und her zappen, ein grafisch animiertes Aktionsmodell des Orchesters blinken lassen, die Partitur mitlesen (entweder eine Kopistenabschrift von 1825, die ohne Seitenwender durchlaufende Bärenreiter-Ausgabe oder ein daraus generiertes Particell).

Soweit so gut, und nach einer Phase der Probierens und mancher Detailstudie landet die App dann eben doch in der Ecke. Warum? Sie ist zum einen auf ein einziges Werk begrenzt und in sich abgeschlossen, erlaubt keine eigenen Einträge – und geht letztlich doch nicht in die Tiefe. Das liegt auch an der von David Owen Norris erzählten «Story», und zwar sowohl was den Hintergrund angeht (grafisch nur als «Bleiwüste» aufgearbeitet) als auch die jeden Takt der Musik begleitenden, zwischen Analyse und Hermeneutik changierenden Erläuterungen: «Ein Moment lang wieder sanft: ein Blick zurück … und dann mit dem Kopf voran … bevor es entweder zurück an die Startlinie geht … oder weiter zum nächsten spannenden Ereignis.» Da ist dann nurmehr für ein Sprichwort Platz: Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich.

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Beethovens 9. Symphonie, App für iPad / iPhone (deutsche Version) von Touch Press LLP, Full Experience iPad Fr. 14.00; iPhone Fr. 6.00

Demo-Video

Bach-Quellen in Weimar wiederentdeckt

Im Thüringischen Landesmusikarchiv Weimar ist eine seit fünfzig Jahren verschollene Bach-Quelle aus dem Jahr 1772 wiederentdeckt worden: Das Herthum’sche Choralbuch enthält die älteste Quelle zu Johann Sebastian Bachs vierstimmigem Orgelstück «Auf meinen lieben Gott».

Foto: Hochschularchiv | Thüringisches Landesmusikarchiv

Zuletzt war das Choralbuch 1964 bei einer Ausstellung im Rahmen des damaligen Bachfests in Weimar gezeigt worden und galt seitdem als verschollen. Im Herthum’schen Choralbuch sind Werke für Tasteninstrumente des 18. Jahrhunderts für den kantoralen Gebrauch versammelt, darunter auch Stücke Georg Philipp Telemanns.

Bei Katalogisierungsarbeiten im Thüringischen Landesmusikarchiv ist an der Weimarer Musikhochschule überdies eine vollständige Partiturabschrift von Bachs Weihnachtsoratorium entdeckt worden, bei der es sich möglicherweise um eine bislang nur in alten Verkaufskatalogen erwähnte Handschrift handelt, die aus dem Nachlass des bekannten Bach-Forschers Franz Hauser (1794-1870) stammen könnte.
 

Musiker hören im Alter schlechter als Nichtmusiker

Ein Team rund um den Bremer Sozialmediziner Wolfgang Ahrens hat Millionen von Krankheitsmeldungen von Versicherungen ausgezählt und kommt zum Schluss, dass Musiker überdurchschnittlich an lärminduzierten Hörverlusten leiden.

Foto: ramstock – Fotolia.com,SMPV

Laut dem Team ist das Risiko für Musiker 3,51 mal höher als für den Durchschnittsbürger. Berücksichtigt wurden rund drei Millionen Meldungen. Unter den Betroffenen fanden sich 0,07 Prozent Berufsmusiker, insgesamt 2227 Personen.

Es handelt sich um die grösste zum Thema je durchgeführte Erhebung. Sie macht deutlich, dass die Risiken für Musiker an Hörverlust oder Tinnitus zu erkranken weitaus höher sind als bisher vermutet.

Originalartikel:
oem.bmj.com/content/early/2014/03/28/oemed-2014-102172.abstract?sid=71fe1a7f-873b-4abb-ab1c-a38473cc34b4

Schweizer Musikhauptstadt Berlin?

Diskutiert wurde an der 17. Ausgabe von M4Music auch darüber, wie Schweizer Musiker im Ausland ihr Geld verdienen.

Angesichts stetig sinkender Tonträgereinnahmen hat das Live-Geschäft für Musiker an Bedeutung gewonnen. Doch von Konzerten in der Heimat kann kein Schweizer Popmusiker leben. Folgerichtig wurde deshalb am M4Music an zwei Panels diskutiert, ob der Standort Berlin für sie zum Sprungbrett für eine internationale Karriere werden kann.

Berlin hat Sogwirkung, wie Katja Lucker, Musikbeauftragte des Landes Berlin, weiss. Auch die Norddeutsche ist eine Zugezogene. «Berlin ist eine unglaublich vielfältige Stadt, in der man noch zu Preisen leben kann, die okay sind», sagte Lucker im Einleitungsgespräch zum m4music-Panel Berlin – Die neue Schweizer Musikhauptstadt?

Ueli Häfliger, Musikchef bei FluxFM, erklärte, er habe sich vor vielen Jahren vorgenommen, mal Musikchef einer Berliner Radiostation zu werden. «Für diesen Traum bin ich dann ausgewandert.» Auch wenn das für ihn bedeutete, sich über einen längeren Zeitraum mit Nebenjobs über Wasser zu halten. Und was war nötig, damit er seine Ambition verwirklichen konnte? «Viel Drive», so der Zentralschweizer.

Auch Tobias Jundt, Sänger des Kollektivs Bonaparte, pries die Vorzüge der deutschen Hauptstadt: «In Berlin kann man international tätig sein, ohne den Ort je zu verlassen.» Aber natürlich müsse man sich bemühen, seinen Platz in der Metropole zu finden. Jundts Methode: Er streifte durch Berlin, auf der Suche nach einem Ort, der ihm zusagte. Gesagt, getan – und spontan am favorisierten Haus geklingelt. Und zwar mit Erfolg: Der Berner erhielt einen Mietvertrag.

Im Gegensatz zu Tobias Jundt vermag Eveline Fink, DJ und Co-Founderin von Enough Music, noch nicht ganz von ihrer Musikbusiness-Tätigkeit zu leben. «Mich hat die Leichtigkeit der Stadt gepackt», schwärmt sie, gibt aber auch zu, dass sie zu Beginn ihrer Berlin-Zeit doch erhebliche Mühe mit dem rauen Umgangston der Einwohner hatte. «Schön, dass Berlin ganz schön hässlich sein kann», ergänzte Tobias Jundt.

Jazzmusiker Stefan Rusconi nannte einen ganz einfachen Grund für seinen Umzug nach Berlin: «Mir hat es in Zürich nicht mehr so gepasst.» Deshalb lebt er nun in der deutschen Hauptstadt, geht – zur Inspiration – viel spazieren und hat sich sein eigenes Studio aufgebaut. Doch längst nicht alle tun sich so – verhältnismässig – leicht. Katja Lucker betonte denn auch: «Berlin ist nicht zuletzt eine Bühne des Scheiterns.» Viele kommen in die Stadt, Erfolg haben nur die wenigsten.

Neue Exportstrategien

Kurz bevor der international bekannte Musikmanager Tim Renner Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin wurde, nahm er an mehreren Panelgesprächen teil, etwa zum Thema Exportstrategien für Indie-Labels, Artist-Managements und DIY-Bands. Als Vertreter der Jury, die den Preis für die Labelförderung von Migros-Kulturprozent vergab, sagte Renner: «Ein Label sollte immer über eine klar erkennbare Identität verfügen.» Ausserdem habe die Jury darauf geachtet, ob ein Label in seiner Arbeit den Medienwandel reflektiere und ob so etwas wie eine Exportstrategie erkennbar sei.

Oliver Jmfeld von YES Music, seit 1989 Manager von DJ Bobo, erzählte von den Anfängen seines Unternehmens und davon, wie er und sein Klient zunächst unter britischer Musikflagge gesegelt seien. «Damals wie heute wartet niemand auf eine Band oder ein Label aus der Schweiz.» DJ Bobo hätte vor zehn Jahren noch 70% seines Umsatzes via Tonträger generiert, heute würden diese bloss noch 10% ausmachen. «Der Rest setzt sich aus Konzerteinnahmen, der Marke DJ Bobo und Nebengeschäften zusammen.»

Auf die Frage von Moderator Jean Zuber, Managing Director von Swiss Music Export, was junge Labels bieten müssten, um sich im Markt zu behaupten, sagten sowohl Jmfeld wie auch René Renner, Director von Metropolis Artist Management: «Sie müssen über einen sehr langen Atem verfügen.»

Das 18. M4Music wird vom 26. bis zum 28. März 2015 durchgeführt.

www.m4music.ch

Der erste Teil des Berichtes über m4music von Markus Ganz wurde in der Schweizer Musikzeitung 5/2014 gedruckt, ebenso sein Kommentar zum Urheberrecht.

Blicke auf die Schweizer Alte-Musik-Szene

Das Festival Alte Musik Zürich lies die Vielfalt der hiesigen Ensembles und Solisten aufscheinen und ermöglichte die Begegnung mit tonangebenden Exponenten.

Coro della Radiotelevisione Svizzera. Foto: retedue.rsi.ch

Den Titel des angekündigten Werks haben wohl die wenigsten Freundinnen und Freunde der Alten Musik schon gehört: Fontana d’Israel – Israelis Brünnlein. Das Werk stammt vom Leipziger Thomaskantor Johann Hermann Schein, der es dort im Jahr 1623 drucken liess. Es handelt sich um eine Sammlung mit vorwiegend fünfstimmigen Kompositionen für Vokalensemble und Generalbass. Die Texte stammen aus dem Alten Testament, hauptsächlich aus den Psalmen, und formulieren in einer bilderreichen Sprache Weisheiten zu Leben und Tod, zum Verhältnis des Menschen zu Gott. Stilistisch bewegt sich der Zyklus zwischen der Madrigal- und der Motettentradition.

Emotionale Deutung
Den Staub vom altehrwürdigen Werk geblasen haben Gli Angeli Genève unter der Leitung ihres Gründers Stephan MacLeod. In der Zürcher Kirche St. Peter realisierte das Ensemble eine zündende Interpretation des – leicht gekürzten – Zyklus. MacLeod, der selber Bass sang, bildete zusammen mit den Sopranistinnen Dorothee Mields und Monika Mauch sowie den Tenören Robert Getchell und Georg Poplutz ein sehr aussagekräftiges Quintett, das von der Harfenistin Giovanna Pessi, der Cellistin Hager Hanana und dem Organisten François Guerrier auf seiner Truhenorgel klanglich eingebettet wurde. Alle fünf Sänger sind anerkannte Spezialisten für Alte Musik und kultivierten einen geraden, aber emotional durchdrungenen Klang. Hervorragend war die Textgestaltung, die sowohl den Sinn wie auch die Stimmung dieser Bibeltexte erfasste. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten, heisst das dritte der 26 Stücke. Die expressiven chromatischen Linien bei den «Tränen» und die hüpfenden Rhythmen bei den «Freuden» verdeutlichten diesen Inhalt ganz unmittelbar. Gli Angeli Genève sind wahrlich kein blutleeres Ensemble, ihre von Herzen kommende Gestaltung, die auch gerne mit kräftigen Farben operiert, löste beim Publikum grosse Begeisterung aus.

Verein Jazzschule Luzern ehrt Fischermanns Orchestra

Zum zweiten Mal hat der Verein Jazzschule Luzern, der den Grundstein für das heutige Institut Jazz der Hochschule Luzern legte, einen Jazzpreis verliehen: Die mit 10’000 Franken dotierte Auszeichnung ist dem Luzerner Fischermanns Orchestra zugesprochen worden.

Foto: Priska Ketterer

Das Fischermanns Orchestra wird von Thomas Reist geleitet und gehört zu den raren Innerschweizer Grossformationen. Es existiert seit 2007 und tourt in ganz Europa. Die Musik des Ensembles wird laut Eigencharakterisierung «durch seine Musiker geprägt, die ihre bis nach Südamerika und Afrika reichenden Erfahrungen verarbeiten und dabei auch mit zeitgenössischen Formen der Improvisation experimentieren».

Vergeben hat den Preis eine vierköpfige Fachjury unter der Leitung von Hans-Peter Pfammatter, Pianist und Dozent an der Hochschule Luzern. 

Der Verein Jazz Schule Luzern (VJSL) hat den Jazzpreis Luzern im Jahr 2012 anlässlich seines 40. Geburtstag ins Leben gerufen. Er ehrt damit jeweils ein innovatives und kreatives Projekt, eine Organisation, ein Label, eine Band oder Einzelmusiker mit Bezug zur Region Luzern.

Forum Musik und Alter

Musikalisches Lernen im Alter hat eigene Gesetze, die in der Forschung bereits gut beschrieben sind. An einer wissenschaftlichen Veranstaltung an der Hochschule der Künste Bern (HKB) wurden Grundzüge aufgezeigt.

© olly – Fotolia.com

Das Forum «Perspektiven musikalischen Lernens und Lehrens im Alter» am 29. März in Bern war die Auftaktveranstaltung für den an der HKB angebotenen CAS «Musikalisches Lernen im Alter», der im Herbst 2014 in die zweite Runde geht. In der Dichte der vermittelten Informationen hatte dieser Crashkurs selbst schon einen hohen Weiterbildungswert.
Neueren Forschungen gemäss ist eine neuronale Plastizität bis ins hohe Alter gegeben. Mit Gehirnscannern kann dies heute zweifelsfrei bewiesen werden. Das lange geltende Vorurteil, wonach ältere Menschen nichts Neues mehr lernen könnten, ist somit nachhaltig entkräftet. Das gilt besonders auch für das Erlernen eines Instrumentes. Die Nachfrage im Unterrichtssegment 50plus steigt und demografische Daten legen die Vermutung nahe, dass es sich dabei um einen Wachstumsmarkt handeln dürfte – Gründe genug, sich wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen.

Es ist nie zu spät
«Lebenslanges Lernen ist möglich», das betonten die beiden Gastgeberinnen Regula Stibi, Leiterin der Abteilung Weiterbildung an der HKB, und Corinne Holtz, Studiengangsleiterin CAS «Musikalisches Lernen im Alter». Sie durften eine interessierte und engagierte Teilnehmerschar sowie vier Gäste begrüssen.
Eckhart Altenmüller, Professor für Musikphysiologe an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, erklärte die Wirkung von Musik auf das Gehirn und belegte diese mit Bildern von gescannten Gehirnen. Fängt der Mensch an zu musizieren, findet ziemlich bald eine Neuvernetzung von bisher nicht verbundenen Hirnregionen statt und die Nervenstränge vergrössern sich. Die Stimulation des Hörzentrums bei musikalischen Tätigkeiten hat erwiesenermassen positive Auswirkungen auf die emotionale und soziale Kompetenz, den Spracherwerb und die kognitiven Prozesse. Das gilt auch für die älteren und hochaltrigen Menschen. Zudem wird dem regelmässigen Musizieren eine heilende oder präventive Wirkung zugesprochen: Musikmachen ermöglicht unter anderem den Aufbau einer «kognitiven Reserve», die eine eventuelle Demenzerkrankung signifikant hinausschieben kann. Das Gehirn schrumpft zwar im Alter, doch bewahrt es die Fähigkeit, sich durch Neuvernetzungen anzupassen, verloren gegangene Fähigkeiten zu kompensieren und neue Strategien zu finden. Das kommt vor allem bei komplexen Berufen wie bei Lehrern, Therapeuten, Musikern und Ärzten zum Tragen.

Shakuhachi – die Bambusflöte aus Japan

Vor mehr als dreissig Jahren hat Andreas Gutzwiller als erster die Bambusflöte Shakuhachi und ihre Tradition von Japan nach Europa gebracht. Seit acht Jahren macht der Verein Chikuyusha.ch diese Musik in der Schweiz bekannt.

Foto: Wolfgang Hessler,SMPV

Die Wurzeln der Shakuhachi sind unbekannt Das Instrument stammt aus China und gelangte, Legenden zufolge, im 13. oder 14. Jahrhundert nach Japan, wo es zunächst von lose organisierten Bettelmönchen gespielt wurde. Nach den Wirren der Bürgerkriege Ende des 16. Jahrhunderts formierten sich diese Mönche zu einem Orden, der seinen Ursprung auf den chinesischen Zenmeister Fuke zurückführt und dessen Wahrzeichen die Shakuhachi wird. In der Folge tritt jedoch eine singuläre Entwicklung ein insofern, als sich die Fuke-Mönche intensiv um das Instrument bemühen und eine einzigartige Form meditativer Praxis schaffen, in deren Zentrum Atem und Ton stehen. Da der Atem bei Meditationsübungen von zentraler Bedeutung ist, dient das Spielen der Shakuhachi dazu, den Atem zu lenken und zu kontrollieren. In diesem Geist wird die Musik gespielt. Durch diese Praxis entstand eine sehr komplexe Musik, die jedoch als «geistige Übung in Tönen» galt. Deshalb wurde sie auch nicht in Konzerten gespielt und Aussenstehende dürften die Stücke («Honkyoku» – die «eigentliche Musik») nie zu Gehör bekommen haben. Was so in der Abgeschlossenheit von der Gesellschaft entstand, war eine ganz eigentümliche Musik, der zwar japanische Skalen, Rhythmen und Formen zugrunde lagen, die aber seltsam umgewandelt und ins Extrem gesteigert erschien: eine Musik, die nur dem Atem und den reichen klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes verpflichtet war und die keinerlei Rücksichten auf den Geschmack eines ohnehin nicht vorhandenen Publikums zu nehmen hatte – in anderen Worten eine wahrhaft absolute Musik.

Immer wieder werden die Unterschiede zwischen den Ländern Asiens und dem Westen hervorgehoben, und sie manifestieren sich natürlich auch in der Musik. Aber so verschieden die Voraussetzungen, unter welchen Musik entsteht, auch sein mögen, und so anders und fremdartig die Kompositionen dann ausfallen – Honkyoku können für sich selbst stehen, und es kann für jeden Musiker, der sein Metier ernsthaft betreibt, nur eine Bereicherung sein, die ausgespurten Wege zu verlassen und sich auf neues Terrain zu wagen. Wenn er dann zurückschaut, wird sein Blick neu und frisch sein.

Vor mehr als dreissig Jahren hat Andreas Gutzwiller als erster die Tradition der Bambusflöte Shakuhachi von Japan nach Europa gebracht und begonnen, am Institut für aussereuropäische Musik an der Musikakademie Basel zu unterrichten. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass inzwischen fünf seiner Schüler in Basel, Zürich und Luzern diese Arbeit weiterführen. Dazu wurde vor acht Jahren der Verein Chikuyusha.ch Shakuhachi Gesellschaft Schweiz (www.chikuyusha.ch) gegründet, um die verschiedenen Traditionen im Spielen dieses Instrumentes zusammenzufassen (Genf ist als Unterrichtsort dazugekommen), die Kontakte der Spieler untereinander zu beleben und Kurse anzubieten, die den Instrumentalunterricht ergänzen und das Zusammenspiel mit den Saiteninstrumenten Shamisen und Koto zu fördern. Somit bietet sich eine konkrete Möglichkeit, über die Musik Japans nicht nur zu lesen und sie allenfalls zu hören, sondern selbst zum Instrument zu greifen und kennenzulernen.

 

www.chikuyusha.ch
Die Website des Vereins Shakuhachi Gesellschaft Schweiz – chikuyusha.ch vermittelt grundlegendes Wissen über das Instrument, über seine Geschichte und Musik, informiert über die Lehrerinnen und Lehrer, über Veranstaltungen wie Konzerte und Workshops und gibt einen Abriss der Geschichte der Shakuhachi in der Schweiz; Links zur International Shakuhachi Society und zur European Shakuhachi Society sowie zum Stammhaus unserer Tradition in Tokyo ergänzen den Einblick.

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