Kulturdialog begrüsst Massnahmen-Verlängerung

Der Nationale Kulturdialog hat sich an seiner Sitzung vom 4. April 2022 zur Umsetzung der Covid-Unterstützungsmassnahmen im Kulturbereich ausgetauscht. Kantone, Städte und Gemeinden unterstützen die vom Bundesamt für Kultur vorgeschlagene Verlängerung der Ausfallentschädigungen bis Ende Juni 2022.

Foto: Alina Grubnyak/unsplash.com (s. unten)

Die Ausfallentschädigungen für Kulturunternehmen und Kulturschaffende sind laut der Medienmitteilung des Budes aktuell bis Ende April 2022 befristet. Nun sollen sie bis Ende Juni 2022 verlängert werden. Dazu hat die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats (WBK-N) den Bundesrat aufgefordert und das Bundesamt für Kultur (BAK) eine entsprechende Vorlage in die Konsultation gegeben.

Kantone, Städte und Gemeinden begrüssen die vorgeschlagene Verlängerung der Ausfallentschädigungen bis Ende Juni 2022. Sie weisen insbesondere darauf hin, dass der Kultursektor auch nach der Aufhebung der meisten Corona-Mass­nahmen vor grossen Herausforderungen steht. Bei einer erneuten Verschlechterung der Lage wäre die Wiederaufnahme von Massnahmen zu prüfen.

Bundesrat Berset informierte zudem über die Arbeiten zur Kulturbotschaft 2025–2028. Vorgesehen ist ein früher Einbezug der Fachebene der staatlichen Partner und der Kulturverbände.

Der Nationale Kulturdialog wurde 2011 ins Leben gerufen und vereinigt Vertreter der politischen Instanzen und der Kulturbeauftragten der Kantone, Städte, Gemeinden und des Bundes. Seine Arbeit basiert auf einer Vereinbarung aus dem Jahr 2011 und einem jeweils mehrjährigen Arbeitsprogramm. Die politischen Instanzen bilden das strategische Steuerungsorgan des Nationalen Kulturdialogs mit dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI), Vertretern der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), des Schweizerischen Städteverbands (SSV) und des Schweizerischen Gemeindeverbands (SGV).

Notleidenden in der Ukraine helfen

Die Schweizerische Gesellschaft für Neue Musik (ISCM Switzerland) lanciert einen Spendenaufruf zugunsten bedürftiger Musikerinnen und Musiker in der Ukraine.

Foto: zVg

Die ISCM Switzerland nimmt mit Entsetzen und Bestürzung die Invasion und den Krieg zur Kenntnis, die derzeit gegen die Ukraine geführt werden. Die International Society for Contemporary Music ISCM entstand vor 100 Jahren aus dem Wunsch heraus, durch musikalische Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch zu Frieden und Respekt in der Welt beizutragen. Die ISCM fürchtet um die Sicherheit ihrer Mitglieder in der Ukraine und hofft inständig, dass der Krieg schnell beendet werden kann. Die ISCM Switzerland hilft mit ihrer Spendenaktion bedürftigen Musikerinnen und Musikern in der Ukraine über die ukrainische ISCM-Schwester-Sektion (ISCM Ukraine). Die gesammelten Spenden werden vollumfänglich der ISCM Ukraine überwiesen, welche diese direkt bedürftigen Musikerinnen und Musikern zukommen lässt.

Link zum vollständigen Spendenaufruf:
http://iscm-switzerland.ch/PDF/iscmswitzerland_spendenaufruf_ukraine2022_d-f.pdf

Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik (International Society for Contemporary Music ISCM) wurde 1922 u.a. von den Komponisten Bartók, Schönberg, Berg, Webern, Strawinsky, Hindemith, Honegger in Salzburg gegründet und ist die älteste internationale Dachorganisation zur Förderung der Neuen Musik. Sie gilt als eine der bedeutendsten musikkulturellen Gesellschaften der Welt und organisiert seit 1923 die alljährlich in einem anderen Land stattfindenden Weltmusiktage, die ISCM World New Music Days. Die ISCM verfügt über 66 internationale Sektionen in 44 Ländern und wird seit 2019 von Glenda Keam (ISCM New Zealand) präsidiert.

Die Schweizer ISCM-Sektion (ISCM Switzerland / Schweizerische Gesellschaft für Neue Musik SGNM / Société Suisse de Musique Contemporaine SSMC), ebenfalls 1922 gegründet, ist eine der ältesten ISCM-Sektionen war in den letzten 100 Jahren sechsmal für die Austragung der ISCM-Weltmusiktage in der Schweiz besorgt: 1926, 1929, 1957, 1970, 1991 und 2004. Im aktuellen Vorstand walten David Rossel, Arturo Corrales, Antoine Fachard und Javier Hagen (Präsident).

http://iscm-switzerland.ch
http://iscm.org
 

Baubeginn für das Toggenburger Klanghaus

Diesen Monat beginnt das Hochbauamt des Kantons St. Gallen mit den Arbeiten für das Klanghaus Toggenburg. In einem ersten Schritt wird das bestehende Hotel Seegüetli abgebrochen.

Simulation des künftigen Klanghauses. Bild: nightnurse images, Zürich

Laut der Medienmitteilung des Kantons starten im Juni 2022 die Bauarbeiten für den Holzbau. Mit dem Klanghaus entsteht im Toggenburg ein musikalisches und architektonisches Zentrum für die Naturtonmusik.

Bereits im Sommer 2021 erfolgten die ersten Arbeiten für das Bauvorhaben. So verlegte der Kanton einen Teil der Vorderen Schwendistrasse. Nun können die Arbeiten für das Gebäude starten. In einem ersten Schritt bricht der Kanton das Hotel Seegüetli ab. Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit soll das Gebäude Ende 2024 der Stiftung Klangwelt Toggenburg übergeben werden.

Der Holzbau umfasst vier akustisch einzigartige Klangräume. Zudem gibt es zwei Aussenbühnen für Musikexperimente im Freien. Das Klanghaus wird im Vergleich zum Hotel weiter entfernt vom See gebaut. Mit dem Abbruch des Hotels und aufgrund der besonderen Architektur des Klanghauses wird das Landschaftsschutzgebiet am Schwendisee deutlich aufgewertet.

Als Klangwerkstatt steht das Klanghaus sowohl professionellen Musikerinnen und Musikern als auch Laien für Proben, Kurse, Workshops und Symposien zur Verfügung. Es ist zudem in ein touristisches Gesamtkonzept eingebunden. Die Gesamtkosten für den Bau betragen 23,3 Millionen Franken. Davon finanziert die Klangwelt Toggenburg 1 Million Franken. Für den Kanton verbleiben Kosten von 22,3 Millionen Franken. Die Stiftung Klangwelt Toggenburg wird das Klanghaus betreiben.

Erinnerung

Von Bibliotheken als Toren zu früheren Zeiten über musikalische «Souvenirs» bis hin zum Zusammenspiel zwischen Gedächtnis und Musik

Von Bibliotheken als Toren zu früheren Zeiten über musikalische «Souvenirs» bis hin zum Zusammenspiel zwischen Gedächtnis und Musik

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Focus

De mémoire morte à mémoire vive
Muriel Brandt et Nicolas Ducimetière à la Fondation Martin Bodmer. Interview

Souvenir de …
Musikalische Erinnerungsstücke

Erinnern in 4½ Kapiteln
Die Vergangenheit ist überall

Quand la mémoire fige de nouveaux classicismes
Massimo Lonardi et François Court ravivent la mémoire de musiques dʼautrefois

Der Soundtrack unseres Lebens
Über das Zusammenspiel von Musik und Erinnerungen
Englischer Originalartikel:
The soundtracks of our lives
The partnership between music and our memories

La RMS parle du thème de ce numéro à la radio : Espace 2,
Pavillon Suisse, 29 mars, de 20h à 22h30 (à environ 22h; 2:17)

… und ausserdem

RESONANCE

Un ambassadeur du cor des Alpes nous quitte — Jozsef Molnar

O Herr, schläfst Du? — «Musik in finsteren Zeiten 1914–1943», Konzert des Männerchors Zürich

Von der Jazzszene, für die Jazzszene — Swiss Jazz Days 2022

Von der Angst und der menschlichen Wärme — Dialogues des Carmélites

Nägelis Protegé, von Webers Bergkamerad — Anton Liste

Nochmals Tempofragen — Jean-Claude Zehnder, Richard Erig, Bernhard Ruchti

Clavardons… — Philippe Nantermod et Vincent Salvadé

Radio Francesco — des esclaves/von Sklaven

Carte blanche für Katrin Spelinova

CAMPUS

Wer lernt wo Musik? — Studie «Musiklernen Schweiz»

Les conférences-ateliers de l’HEMU — l’exemple de la forme sonate

Das mittelalterliche Rabab — Forschungsprojekt an der HKB

SERVICE

Passeurs de jazz — UpJazz à Marly

Nachrichten, Linkempfehlungen — brèves, liens recommandés

FINALE


Rätsel
— Thomas Meyer sucht


Reihe 9

Seit Januar 2017 setzt sich Michael Kube für uns immer am 9. des Monats in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb.

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Kategorien

Akzeptanz von Hörhilfen

In einer gross angelegten Umfrage zur Hörgesundheit ermittelt der Oldenburger Audiologe Kai Siedenburg, welche Einstellungen Musizierende zu Hörhifen, Gehörschutz und zur Gefahr von Hörschädigungen haben.

Foto: Mark Paton/unsplash.com (s. unten),SMPV

Unter professionellen Musikerinnen und Musikern sind Hörprobleme weit verbreitet. Studien zufolge ist etwa ein Drittel aller Orchestermusikerinnen und -musiker von Störungen wie Schwerhörigkeit oder Tinnitus betroffen. Wie verbreitet Gehörschutz und Hörgeräte unter den Profis, aber auch bei Mitgliedern von Laien-Chören und -Orchestern sind und welche Einstellungen die Musizierenden zur Gefahr von Hörschädigungen haben, untersucht ein Team um den Oldenburger Hörforscher Kai Siedenburg jetzt in einer gross angelegten Online-Studie.

Die Forschenden führen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Orchestervereinigung und dem Deutschen Chorverband eine Befragung durch und wollen damit erstmals eine Bestandsaufnahme zu Fragen rund um das Thema Hörgesundheit bei Musikerinnen und Musikern durchführen. Die Mittel für die Studie stammen aus einem Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung, mit dem Siedenburgs Arbeitsgruppe Musikwahrnehmung und -verarbeitung im Department für Medizinische Physik und Akustik der Universität Oldenburg gefördert wird.

Mehr Infos:
http://uol.de/musik-wahrnehmung
 

Wissensportal zum Musikleben

Das Deutsche Musikinformationszentrum (miz), eine Einrichtung des Deutschen Musikrates, hat seine Webportal grundlegend neu gestaltet und zu einem umfassenden Informationsportal ausgebaut.

Screenshot

Zugegriffen werden kann auf über 10’000 Musikinstitutionen, statistische Daten, interaktive Karten, Beiträge und vertiefende Analysen zum Musikleben. Thematisch deckt das miz alle zentralen Bereiche ab – von der musikalischen Bildung und Ausbildung über das Amateurmusizieren und die professionelle Musikausübung bis zur Musikwirtschaft.

Tutorials zur Musikrecherche und zum Urheberrecht unterstützen Informationssuchende bei konkreten Fragestellungen in der musikalischen Praxis. Kalendarien zu Fortbildungen, Tagungen und ausgeschriebenen Fördermassnahmen bündeln deutschlandweit Angebote.

Unterstützt wurde das Projekt mit einer Sonderförderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) sowie dem Musikverlag Hal Leonard Europe.

Link: www.miz.org

 

Richard Strauss und die Blockflöte

Der 19-Jährige legte seiner «Fantasie» für Sopranblockflöte, Fagott und Gitarre (Klavier) ein berühmtes Thema von Paisiello zugrunde.

Richard Strauss 1886. Foto: Autor unbekannt / wikimedia commons

Salome, Elektra, Zarathustra, Till Eulenspiegel … Denkt man an Richard Strauss, so verbindet man seinen Namen wohl mit Opern, Tondichtungen oder seinem Liedschaffen. Aber eine originale Komposition mit Blockflöte von 1883?

Strauss‘ Jugendwerke sind auch heute noch weitgehend unbekannt. Auf der letzten Seite des Partiturautografs zu dieser Fantasie findet sich der Hinweis auf den Anlass zur Komposition: «O lass mich nicht zu lange schwitzen, denn ein Strauss ist kein Genuss. Vorstehende Fantasie comp. und geschrieben v. Richard Strauss für Fagott und Kreuzertrompete wurde aufgeführt, Ordensfest 1883 von Weschitz und [unleserlich].» Beim Orden handelt es sich um den geselligen Münchner Harbni-Orden wider den tierischen Ernst, für den Strauss bereits im Jahr zuvor ein Gelegenheitswerk geschrieben hatte.

Die Besetzungsangabe in der autografen Partitur lautet Fagotto, Mundflöte (in der Einzelstimme: Maulflöte) und Guitarre. Dass Strauss mit Mundflöte ein Blockflöteninstrument gemeint hat, wurde, nach Recherchen von Franz Trenner und Peter Thalheimer, letztendlich von Nikolaj Tarasov bestätigt. Für die heutige Praxis wird eine Sopranblockflöte in c empfohlen. Obwohl die Partitur mit «Guitarre» überschrieben ist, wurde sie von Strauss als Klavierstimme auf zwei Systemen notiert, für die vorliegende Ausgabe aber zusätzlich auch für Gitarre eingerichtet.

Die Fantasie des 19-jährigen Komponisten basiert auf dem berühmten Thema «Nel cor più non mi sento» aus der Oper La Molinara von Giovanni Paisiello und reiht sich ein in ein Dutzend anderer Kompositionen über das gleiche Thema beispielsweise von Beethoven, Sor, Hummel oder Paganini. Nach einer kurzen Einleitung und dem auf beide Melodieinstrumente verteilten Thema folgen je eine Variation für Blockflöte und Fagott und ein virtuoses Finale. Strauss‘ kompositorischer Schalk blitzt nicht nur beim plötzlich zu singenden Ton in der Flötenstimme durch. Mit dieser vierminütigen Fantasie wurde die spärliche Blockflöten-Originalliteratur des 19. Jahrhunderts um ein heiteres Werk für eine überaus reizvolle Besetzung erweitert.

Image

Richard Strauss: Fantasie über ein Thema von Giovanni Paisiello, für Sopranblockflöte, Fagott und Gitarre (Klavier), hg. von Peter Thalheimer, Erstausgabe, EW 1129, € 14.80, Edition Walhall, Magdeburg

Seltene Besetzung

Vermutlich war Louis François Dauprats Sonate für Horn und Harfe für den didaktischen Einsatz vorgesehen.

Foto: rubchikovaa/depositphotos.com

Louis François Dauprat (1781–1868) war als Orchesterhornist und Hornlehrer in Paris tätig und einer der wichtigsten Naturhornisten jener Zeit. Ausserdem komponierte er zahlreiche Werke, meist zu Studienzwecken für seine Schüler, darunter sechs Hornkonzerte und Kammermusik für Horn und Hornensemble. Von musikgeschichtlichem Interesse dürfte sein Sextett op. 10 sein, in welchem jeder der sechs Hornspieler in verschiedenen Stimmungen, also jeder mit einem anderen Stimmbogen spielt. Die reichhaltige Sammlung von Musik für Horn und Bläserkammermusik in der Edition Kunzelmann erhält durch die von Simon Scheiwiller liebevoll betreute Ausgabe der Sonate für Horn und Harfe op. 3 willkommenen Zuwachs.

Image

Louis François Dauprat : Sonate pour cor et harpe op.3, hg. von Simon Scheiwiller, GM-1962, Fr. 23.00, Edition Kunzelmann, Adliswil

Konstanz am Opernhaus Zürich

Matthias Schulz, der designierte Intendant der Oper Zürich verlängert die Verträge der künftigen Ballettdirektorin Cathy Marston und der amtierenden Operndirektorin Annette Weber über 2025 hinaus.

Opernhaus Zürich, Hauptbühne. Foto: Dominic Büttner

Anette Weber leitet seit Beginn der laufenden Spielzeit die Opernsparte des  Zürcher Opernhausus. Zuvor war sie als Casting-Direktorin der Staatsoper Hamburg und an der Semperoper Dresden tätig.

Beim Ballett Zürich steht die Spielzeit 22/23 für eine künstlerische Zäsur: Ballettdirektor Christian Spuck geht in seine letzte Spielzeit. Nachfolgerin Cathy Marston zeigt bereits eine erste Neuproduktion. In den vier Premieren und vier Wiederaufnahmen werden insgesamt 14 Choreografien — darunter fünf Uraufführungen — präsentiert.

Schulz wechselt von der Berliner Staatsoper Unter den Linden nach Zürich. Zuvor war er bei den Salzburger Festspielen und als Künstlerischer Leiter und Kaufmännischer Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum Salzburg tätig. 2015 wurde er zum designierten Intendanten der Berliner Staatsoper ernannt. Am Opernhaus Zürich folgt er 2025 auf Intendant Homoki, der den Posten auf eigenen Wunsch abgibt.

Ecole classique

Paolo Crivellaro legt mit seinem Buch die Grundlage für eine stilistisch adäquate Auseinandersetzung mit der französischen Orgelschule von Beginn des 17. bis Mitte 18. Jahrhunderts.

Paolo Crivellaro. Foto: zVg

Bereits 2015 hatte Paolo Crivellaro, Professor für Orgel an der Universität der Künste Berlin, mit seinem Buch Die Norddeutsche Orgelschule (Carus) ein Standardwerk vorgelegt, das eine umfassende Sammlung kommentierter Quellen zu Aufführungspraxis und Instrumentarium dieser Orgellandschaft bietet. Nun erscheint ein vergleichbares Werk, in dessen Zentrum die französische Ecole classique steht.

Nach einem ersten Überblick über das Repertoire, die Quellen und den liturgischen Kontext der Musik von Beginn des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wird das spezifische Instrument im Detail beschrieben, bevor anhand von Registrierungshinweisen die charakteristischen Mélanges der französischen Schule besprochen und mit zahlreichen Zitaten und Notenbeispielen illustriert werden. Kapitel über die schwierige Frage der Inégalité, zu Tempo, Ornamentik und Fingersetzung ergänzen die Fülle von Informationen um jene Aspekte der historisch informierten Aufführungspraxis, die gerade in dieser extrem «kodifizierten» und ein grosses Hintergrundwissen voraussetzenden Musik zentral sind. Crivellaro gelingt es, diese Themenbereiche in übersichtlicher Darstellung anhand kommentierter, im Originalwortlaut und in deutscher Übersetzung vorliegender Quellen zu beleuchten und den aktuellen Forschungsstand knapp zusammenzufassen; die umfangreiche Bibliografie gibt darüber Auskunft und liefert Hinweise auf vertiefende Lektüre. Kurzporträts der 25 wichtigsten Komponisten (von Eustache du Caurroy bis Claude-Bénigne Balbastre) und ihrer Werke runden das Buch ab.

Da Crivellaro weitgehend auf «Wertung» der Quellen oder auf konkrete interpretatorische Hinweise zu einzelnen Werken verzichtet, entbindet sein Handbuch nicht davon, sich am Instrument in die Musik einzulesen, Dinge auszuprobieren und sich an diese Klangsprache buchstäblich «heranzutasten», legt aber für die stilistisch adäquate Auseinandersetzung mit diesem Repertoire ein hervorragendes Fundament, das sicher Massstäbe setzen und besonders nicht-französischsprachigen Lesenden – das Buch ist auch in einer englischen und einer italienischen Übersetzung erhältlich – von grösstem Nutzen sein wird.

Image

Paolo Crivellaro: Orgel & Interpretation – die französische Ecole classique, 358 S., € 45.95, Blockwerk Editiones, 2021, ISBN 978-3-9821872-0-4

Erinnerung

Von Bibliotheken als Toren zu früheren Zeiten über musikalische «Souvenirs» bis hin zum Zusammenspiel zwischen Gedächtnis und Musik

Titelbild: neidhart-grafik.ch
Erinnerung

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Als Komponist noch zu entdecken

Christoph Keller hat die Klaviermusik von Erich Schmid in zwei Bänden herausgebracht.

Foto: Dolo Iglesias/unsplash.com

Der älteren Generation muss man den Dirigenten Erich Schmid wohl nicht vorstellen. Als Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich und des Radio-Orchesters Beromünster hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg über viele Jahre eine zentrale Position im Schweizer Musikleben inne. Und zwischen 1968 und 1978 war er vermehrt auch als Gastdirigent bei verschiedenen englischen Orchestern tätig.

Dass Schmid, zumindest in den Dreissigerjahren, auch ein fruchtbarer Komponist war, dürfte weniger bekannt sein. Eine 2013 bei ZHdK-Records veröffentlichte CD-Box bietet da einen guten Einstieg in die Musik dieses Vielbeschäftigten (ZHdK-Records 30/2013). Vor Kurzem nun hat der Pianist Christoph Keller Erich Schmids Klaviermusik in zwei Heften bei Boosey & Hawkes/Bote & Bock herausgebracht.

Schon die frühe Kleine Musik für Klavier von 1926 verrät einiges über Schmids kompositorische Potenzial. Zwei der drei kurzen Stücke sind mit viel jugendlichem Schwung und Schalk dahingeschrieben, während das mittlere (langsam und ausdrucksvoll) eine erstaunliche lyrische Begabung offenbart. Mit den Drei Klavierstücken von 1929 wagt Schmid dann den Schritt in die freie Atonalität.

«Also ich komponiere … Klavierstücke, die ich nicht spielen kann», schrieb er darüber an seinen Freund Erich Itor Kahn. Tatsächlich sind die drei durchwegs faszinierenden Klangskizzen pianistisch nicht einfach zu realisieren; kleinere Hände werden auf grosse Schwierigkeiten treffen.

Die folgenden Sechs Stücke für Klavier op. 6 stehen dann ganz klar unter dem Einfluss von Schmids berühmtem Kompositionslehrer Arnold Schönberg. Einerseits ist zu bewundern, wie souverän der 25-jährige Schüler bereits die Zwölftontechnik beherrscht, andererseits steht das Handwerkliche doch sehr im Vordergrund. Der Komponist entgeht dabei nicht gewissen Stereotypen (wie z. B. der Vorliebe für absteigende Phrasen).

Die 1941 entstandenen Splitter zeigen wiederum einen ganz anderen Schmid: Ein Marsch, ein Walzer und ein Foxtrott kontrastieren mit Liedbearbeitungen und einer zauberhaften Berceuse. «Mit ihrer vergleichsweise leichten Spielbarkeit eignen sich die Stücke für die Einführung in ein Klavierschaffen, das in weiten Teilen noch der Entdeckung harrt», schreibt Herausgeber Christoph Keller zu Recht über diese Splitter.

Und wer sich intensiver mit Erich Schmid und seinem Wirken befassen möchte, ist mit den beiden Heften sehr gut bedient. Denn nebst einem ausführlichen kritischen Bericht, Werkbesprechungen und Faksimiles enthalten sie auch eine lesenswerte Biografie.

Image

Erich Schmid: Klavierwerke 1 und 2, hg. von Christoph Keller, Werke 1, BB 3545; Werke 2, BB 3546; je € 55.00; Boosey & Hawkes / Bote & Bock, Berlin (Schott, Mainz) 

The soundtracks of our lives

The partnership between music and our memories.

Foto: David Matos/unsplash.com

We often donʼt think about the nature of our «memory» unless we are directly confronted with how much we rely on it for our knowledge and sense of identity. The experience of intensely cramming for a test but then blanking in an exam, the awful anticipatory grief of losing a loved one to dementia, or the sudden impact of a traumatic brain injury are all examples that demonstrate how important, yet vulnerable our memories can be in relating to ourselves and the world around us. Yet, when we think about the soundtracks of our lives, music provides a potent connector to our solo, scholarly and social selves. In this article, I share an overview of the ways in which music is connected to our short term, working, and long term memory.

Short term memory

Starting (perhaps) at the beginning, our short term memory (STM) is the key to understanding how we learn. STM lasts approximately 20-30 seconds and is quite limited in capacity. Studies show an average of only 7 ± 2 items can be maintained as we try to take in new information.

In psychological testing verbal tasks such as the forwards digit span test can help us understand if there might a problem with auditory STM. Digit span tests involve asking a person to repeat a sequence of numbers (digits) that increases until the limits of correct recall are reached. In the forward test, the same order is requested (e.g., 2, 7, 4, 9), whereas with backwards test, the correct reverse order is required (i.e., 9, 4, 7, 2). This may be important for example, when considering how a child with special educational needs may use music to help with learning (e.g. using short repetitive musical phrases to aid memory).

Working memory

A seemingly similar task, the backwards digit span test, can help us understand if there is a problem with working, rather than STM. Working memory does overlap with STM. But, as the name implies, it is more focused on manipulation of information and is important for problem solving (e.g., doing mental arithmetic). Working memory therefore requires some elements of recall from previously encoded information.

In terms of music, auditory information is thought to be processed via a phonological loop (a sort of internal recording). The phonological loop can be further divided into two parts: the «inner voice» responsible for verbal rehearsal and the «inner ear» responsible for speech-based storage. The ability to access these memory mechanisms are important in music, such as finding the right pitch to sing, or when transposing notes from one key to another. Understanding how auditory processing difficulties can be connected to developmental conditions (e.g., ADHD, dyslexia) can be an essential part of working out which type of musicing to use therapeutically.

Long term memory

In order to transfer information from short to long term memory we need to replay and process what the new information means in relation to older information. This way, we retain whatʼs important (and lots that doesnʼt always seem to be!), and (hopefully) recall pertinent memories as necessary. Retention requires encoding via mechanisms such as repetition (rote learning), chunking (collecting smaller «bite size» pieces of information together), and association (mnemonics). Some conditions such as sleep help, whereas other conditions (i.e., attentional interference) can hinder the process of memorisation.

Music and lifespan

So how can music help, and when do we need to take care in case it doesnʼt?
If we think about our lifespan development, it is easy to see how music plays a part.

In the womb, we hear the sounds of our primary caregivers. And, once born, babies show preference for familiar vocalisations (and even content) compared to novel stimuli. As babies, we quickly learn that our vocalisations are the key to our needs being met. The way we communicate with babies (known as «Motherese») typically involves sing-song phrases such as «Hello beautiful baby!» that are paired with a smile. In relation to music and memory, at this stage, there are (at least) two cognitive mechanisms developing: statistical auditory learning and reward based associations.

Statistical auditory learning

Statistical learning is often studied in terms of language acquisition, but itʼs also the start of our musical enculturation – the effect whereby mere exposure internalises the melodies, harmonies and rhythms of our cultures. The first song many of us learn for example, helps us learn the letters of the alphabet (explicit long term memory), but we are also implicitly internalising musical structures using mechanisms such as repetition, rhyming, chunking and mnemonics:

ABCDEFG…HIJK – LMNOP…QRSTUVW…

Through the correct performance of nursery rhymes, we reinforce positive behaviours with praise and applause. A somewhat potent cocktail for those of us who are musically minded!

Musical training in childhood has been associated with differential brain development and accelerated learning (especially literacy and second language acquisition). However, studies have also shown that sound and music can interfere with memorisation. Such interference seems to be particularly associated with lyrical rather than instrumental music, possible due to a dual-attention effect that favours familiar rather than novel semantic encoding. So, quiet places such as libraries are essential to help us learn, and it seems best to stick to instrumental music whilst studying.

The playlist of life

By this stage in life (adolescence), we are intensely developing our identities. «Who we are» involves music as part of our cultural practice, but also as part of the instinct to connect to others. Whilst some music lovers may painstakingly curate the tracks of their lives specifically to belong or rebel (thinks mods and rockers), and musicians must learn a repertoire many will never forget. Even the musically unengaged cannot completely close their ears to the sounds of their time and place.

All of the major events in our lives are accompanied by songs, whether its weddings or funerals, first dates or new-found freedom, major sporting or a national event. Soundtracks associated with event help form autobiographical memories, in particular between the ages of 10 and 30 years old. This period of potent musical memories (known as the «reminiscence bump») is also one of the keys to also understanding how music can help later in life.

Many of us have a time travel song. Mine is Come On Eileen by Dexys Midnight Runners. It takes me back to the moment of my first kiss at the school disco. It still makes me feel that strange mixture of hope and heartbreak as only bittersweet songs can do. And Iʼm sure if Iʼm lucky enough to live a long life, one day Iʼll hear that song on the radio, and it will bring a sparkle to my eyes. Such music evoked autobiographical memories (or MEAMs) are the basis of projects like Playlists for Life which have shown how music can be used as a non-pharmacological therapy to help people who are otherwise non-responsive to reconnect, not only to themselves, but also to their families and loved ones.

Whole brain involvement

The way the brain processes music is a whole brain phenomenon; music activates the auditory, motor and limbic areas. Music also triggers activity in prefrontal cortex – which is the last area affected by Alzheimerʼs disease, and why MEAMs are believed to be important for dementia care. But this is not the only condition of memory loss for which music is important. People who have suffered concussion or strokes that have left them with expressive aphasia (1) (the inability to express language) are often still able to sing songs they know. There are various therapeutic methods that co-opt aspects of singing to help rehabilitation to speech.

However, music and memory are not always happy bedfellows as anyone who has had an annoying earworm will know! Musical memory can be experienced in extremes as seen in musical savants. Or not at all as seen in those with either congenital or acquired amusia. This is a condition that effects 1% of the worldʼs population that not only involves the lack of ability to process pitch, but also lack of ability to remember musical phrases. So, itʼs important to think about how music and memory works so that we can understand how best to make the most of those mechanisms in terms of individual therapeutic music-based applications that can harness the soundtracks of our lives.

Footnote
1 Expressive (or non-fluent) aphasia is a specific type resultant of damage to the language dominant Broca’s area in left hemisphere of the brain.

Useful References

Bigand, E., & Tillmann, B. (2022). Near and far transfer: Is music special? Memory & Cognition, 50(2), 339–347. https://doi.org/10.3758/s13421-021-01226-6

Belfi, A. M., & Jakubowski, K. (2021). Music and Autobiographical Memory. Music & Science, 4, 20592043211047123. https://doi.org/10.1177/20592043211047123

Garrido, S., Markwell, H., Andreallo, F., & Hatcher, D. (2021). Benefits, challenges and solutions for implementing personalised music playlist programs in residential aged care in Australia. Journal of Multidisciplinary Healthcare, 14, 1193. https://doi.org/10.2147/JMDH.S293764

Leggieri, M., Thaut, M. H., Fornazzari, L., Schweizer, T. A., Barfett, J., Munoz, D. G., & Fischer, C. E. (2019). Music intervention approaches for Alzheimerʼs disease: A review of the literature. Frontiers in neuroscience, 13, 132. https://doi.org/10.3389/fnins.2019.00132

Miller, G. A. (1956). The magical number seven plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. Psychological review, 63(2),81–97.

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Dawn Rose
… is a music psychologist working as a Senior Researcher at the Lucerne University of Applied Arts and Sciences in Switzerland.

On the necessity of art for peace

The Conference of Swiss High Schools of Music supports efforts to restore peace in Europe and positions itself with regard to its levers of action to contribute to it.

Antoine Gilliéron — The war that has been taking place in Ukraine since the end of February has touched the hearts of the HEMs of our country as well as questioning culture and training spaces in their universalist but also sometimes political vocations. How can we contribute to peace today, perhaps even more than in normal times, as tertiary music education institutions?

Commitment and intangible principles

The eight high schools of music that make up CHEMS have taken a firm stand against the war in Ukraine (cf. Weiterführende Informationen) and, while clearly distinguishing individuals from the political regime, adhere to measures aimed at cutting ties with artists representing the current Russian political power as well as to question or even interrupt the cooperation in force with the Russian universities and conservatories which publicly displayed their support for the war at the beginning of March, which is deeply incompatible with the values ​​defended by the conference. Very attached to pacifism, to the rapprochement between peoples through music as well as to the principles of non-discrimination, solidarity and tolerance, the CHEMS affirms its desire to welcome Ukrainian artists fleeing their country but also musicians. Russians and Belarusians in its teaching and student body, even when these people are unable to publicly display their disapproval of the military invasion. Thus, it is crucial for the conference to emphasize the need to differentiate between individuals and regime, to highlight the freedom of art and research as well as the importance of maintaining the possibilities of travel and visas for all people with a nationality that is affected in one way or another by this war. The conference also takes a worried look at attempts to cancel culture and rejects with all its might attempts to suppress from the programs the masterpieces of Russian music which are also part of our exceptionally rich musical heritage.

Des liens historiques aux enjeux actuels

Ainsi, de l’Histoire de la musique à celle des écoles instrumentales russes, en passant par les partenariats et relations historiques que nos écoles entretiennent avec la Russie, la Biélorussie ou l’Ukraine, la réflexion pousse à jeter un regard plus large sur les relations culturelles qui unissent ces pays au nôtre. Au-delà de cette mise en perspective, les initiatives mises en place concrètement pour améliorer la situation au sein de nos écoles et plus largement à l’international font florès. Qu’il s’agisse des concerts pour la paix, de récoltes de fonds à destination d’œuvres caritatives ou d’entraides, de l’usage du Softpower que constitue la culture en affichant par exemple son soutien à l’Ukraine sur différents canaux de communication, de la mobilisation d’une part pour aider les étudiant.es de nos insti-tutions (au niveau financier et psychologique) mais aussi pour accueillir des étudiant.es ukrainien.nes qui s’éloignent de la guerre afin de leur offrir une continuité dans leurs études (avec notamment les systèmes Erasmus, Horizon académique ou Scholars at risk), les Hautes Écoles de Musique Suisses – en plus d’envoyer un message de solidarité pour la communauté touchée par cette guerre et d’unité envers toutes et tous – contribuent fortement à mettre en lumière la nécessité de l’art pour parvenir à la construction collective si précieuse que constitue la paix.

Vierstimmige Theologie

Thomas Daniel unterteilt in seiner Neuausgabe der bachschen Choralsätze erstmals klar zwischen gesicherter und zweifelhafter Autorschaft.

Bach-Fenster in der Thomas-Kirche Leipzig (Ausschnitt). Foto: hdamke/depositphotos.com

Die Choräle von Johann Sebastian Bach sind nicht nur Studienobjekt oder Lehrstück, sondern repräsentieren die einzigartige Verbindung von Theologie und Musik. Ihre Funktion ist das Gebet, die Reflexion, der Kommentar oder das Bekenntnis. Schon zu Bachs Lebzeiten begannen seine Choräle ein Eigenleben zu führen und wurden gesammelt. Und als nach dem Tod auch seine Musik verstummte, bewahrten sie der Nachwelt sein Andenken.

Der Musikwissenschaftler Thomas Daniel, ein bekannter Bach-Spezialist, hat bei Breitkopf & Härtel Sämtliche Choralsätze als Urtext-Ausgabe aller vierstimmigen Choräle von Johann Sebastian Bach herausgegeben. Dazu wurden die Choräle in zwei Teile etwa gleichen Umfangs unterteilt: Die Choräle aus den Kantaten, Motetten und Passionen, die gesichert von Bach stammen, finden sich im ersten Teil, während der zweite Teil Choräle aus späteren Quellen und Drucken enthält. Durch das Heranziehen neuer Quellen werden die authentischen Choräle erstmals sauber von den Chorälen mit zum Teil zweifelhafter Autorschaft getrennt. Die Ausgabe enthält neben einem informativen Vorwort und einer separaten Einführung zur Edition für beide Teile auch erstmals Einzelanmerkungen zu jedem Choral, die direkt im Notenteil abgedruckt sind. Zusätzlich gibt es hilfreiche Register, mit denen sich die Sätze nach Textanfang, BWV-Nummer sowie Melodiekomponist und Textdichter suchen lassen.

Eine sehr empfehlenswerte Neuausgabe, die in keinem Notenschrank fehlen sollte.

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Johann Sebastian Bach: Sämtliche Choralsätze für vierstimmigen gemischten Chor, hg. von Thomas Daniel, Chorpartitur, ChB 5377, € 24.90, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

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