Höhepunkt für den Blasmusiknachwuchs

Am 15. und 16. Juni trafen sich in Zug über 5000 junge Musikerinnen und Musiker zum Wettspiel in Zug. Bundespräsident Ueli Maurer ehrte die Schweizer Meister.

Foto: zvg

Das Schweizer Jugendmusikfest findet alle fünf Jahre statt und bildet einen Höhepunkt im Tätigkeitsprogramm des Schweizer Jugendmusikverbandes, kurz jugendmusik.ch. Als Mitglied des Schweizer Blasmusikverbandes und als Trägermitglied von jugend+musik ist jugendmusik.ch ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Jugendmusizieren ganz allgemein und der Blasmusik.
Am Wochenende vom 15. und 16. Juni traten in Zug 112 Jugendmusiken mit über 5000 Kindern und Jugendlichen in den Kategorien Parademusik, Hallenshow, Tabouren, Perkussion, Brass Band und Harmonie auf. Es wurden 15 Schweizer Meister gekürt, die im Finale am Sonntagnachmittag in der Zuger Bossard Arena von Bundespräsident Ueli Maurer geehrt wurden.
Das Unterhaltungsprogramm hatte zum Ziel, Generationen zu verbinden. Unter anderem führten unter der Leitung von Mario Venuti die Kadettenmusik, Stadtmusik und Harmoniemusik der Stadt Zug gemeinsam Mathias Rüeggs Die Geschichte vom Piccolo und den hundert Tuben auf.

Schweizer Meister in den jeweiligen Kategorien sind:

Parademusik Small: BML Talents (Bürgermusik Luzern)
Parademusik Medium: Liberty Brass Band Junior
Parademusik Large: Knabenmusik der Stadt St. Gallen
Parademusik Evolutionen: Jugendmusik Kreuzlingen

Hallenshow: Tambouren Knabenmusik der Stadt St. Gallen
Tambouren S1J: Knabenmusik der Stadt St. Gallen
Tambouren S2J: Windband Biberist
Tambouren S3J: Jugendmusik Ringgenberg-Goldswil
Perkussion: Stadtjugendmusik Zürich

Brass Band Mittelstufe: Future Band
Brass Band Höchststufe: BML Talents (Luzern)

Harmonie Unterstufe: Jugendmusik Frauenfeld
Harmonie Mittelstufe: Jugendmusik Sursee
Harmonie Oberstufe: Jugendblasorchester der Stadt Luzern
Harmonie Höchststufe: Jugendmusik Kreuzlingen

www.jugendmusikfest.ch
 

Roland Inauen, der bisherige Leiter des Kulturamtes des Kantons Appenzell I. Rh., ist an der Landsgemeinde zum Landammann gewählt worden. Die Standeskommission hat die 54-jährige Ottilia Dörig-Heim zur Nachfolgerin im Kulturamt ernannt. Sie nimmt ihre Tätigkeit per sofort auf.

Die gebürtige Appenzellerin Ottilia Dörig-Heim ist im Jahr 2000 in den Schulrat Appenzell gewählt worden und hat von 2006 bis 2012 als Schulpräsidentin der Schulgemeinde Appenzell geamtet. Seit 2012 ist sie Vertreterin Innerrhodens im Stiftungsrat der heilpädagogischen Schule Roth-Haus in Teufen. Sie ist ausserdem seit siebzehn Jahren als Biologieassistentin am Gymnasium St. Antonius in Appenzell tätig. Ottilia Dörig-Heim ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern.

Das Kulturamt koordiniert die Kulturförderung und Kulturpflege des Kantons Appenzell I.Rh. Ihm obliegen weiter die Fachstellen für Denkmalpflege und Archäologie sowie die Führung des Sekretariats der Innerrhoder Kunststiftung und der Herausgabekommission Innerrhoder Schriften.

Einen wichtigen Stellenwert nimmt die Vernetzung mit den Kulturverantwortlichen der anderen Kantone und jenen des benachbarten Auslands ein. Die Stelle umfasst ein Pensum von 40 Prozent.

Dem in «argovia philharmonic» umbenannten Aargauer Symphonie-Orchester hat der Regierungsrat für die Projekte der kommenden Saison 1,065 Million Franken aus dem Swisslos-Fonds zugesprochen.

Mit der Beitragssprechung für die geplanten Musikprojekte bekräftigt der Regierungsrat die Positionierung des Orchesters als «Institution von mindestens kantonaler Bedeutung».

Die Regierung honoriere damit das unter der Ägide des neuen Geschäftsführers Christian Weidmann entwickelte Programm, das durch neue Konzertformen das Orchester mittelfristig zu dem «aller Aargauer» machen wolle und das zugleich auch ausserkantonal für den Kulturkanton werbe, schreibt der Kanton.

Neben den klassischen fünf Konzertzyklen in verschiedenen Aargauer Orten, den Tonhallen-Gastspielen, dem Meisterkurs Dirigieren, den Schulhaus-Konzerten und den Schülerworkshops sind für die Saison 2013/14 signifikant mehr Musikvermittlungs-Veranstaltungen geplant: so eine Kinderoper in Baden, ein Lounge-Konzert in der Schachenhalle wie auch Auftritte an ungewöhnlichen Orten (wie den Meyerschen Stollen in Aarau).

 

Die Stadt Zürich verleiht den mit 50’000 Franken dotierten Kunstpreis 2013 dem Dirigenten Nello Santi. Der Kunstförderer Henry F. Levy erhält die Auszeichnung für allgemeine kulturelle Verdienste, die mit 15’000 Franken honoriert wird.

Der italienische Dirigent Nello Santi ist der Stadt Zürich, in der er seit Jahrzehnten wohnt, und dem Zürcher Opernhaus eng verbunden. insbesondere seine Verdi- und Puccini-Dirigate setzten Massstäbe, schreibt die Stadt in ihrer Würdigung des Preisträgers.

Von 1958 bis 1969 war Santi Musikdirektor des Zürcher Opernhauses, wo er noch heute regelmässig dirigiert. Seit Volkmar Andreae (bis 1949 Dirigent des Tonhalle Orchesters) habe es keinen anderen Dirigenten gegeben, der Zürich über einen so grossen Zeitraum und mit derartiger Ausstrahlung geprägt habe, so die Stadt weiter.

Der 1927 in Köln geborene Henry F. Levy engagiert sich seit über dreissig Jahren in der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler in Zürich. In London lernte er Organisationen kennen, die günstige Räume an junge Künstlerinnen und Künstler vermieteten.

Dieses Konzept importierte er nach Zürich: Seit 1983 stellt die von ihm gegründete Stiftung «BINZ39» Ateliers und Ausstellungsräume in Zürcher Industriegebäuden zur Verfügung.

Schweiz ehrt portugiesische Musikwissenschaftlerin

Die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft (SMG) ehrt mit dem mit 10’000 Franken dotierten Glarean-Preis für Musikforschung Salwa El-Shawan Castelo-Branco, die Direktorin des Instituts für Musikethnologie der Universidade Nova de Lisboa, Portugal.

Glarean, der Namensgeber des Preises; Zeichnung: Hans Holbein d. J.; Donaulustig, wikimedia commons,SMPV

Salwa El-Shawan Castelo-Branco war langjährige Präsidentin der Portugiesischen Gesellschaft für Musikwissenschaft (1992-2006), sowie von 1997-2001 und seit 2009 erneut Vize-Präsidentin des International Council for Traditional Music (UNESCO).

Ihre wissenschaftliche Forschung und der Fokus ihrer zahlreichen Publikationen gelten vorwiegend den Musiktraditionen Portugals und des Mittleren Ostens. Aktuelle Forschungsprojekte leitet sie über portugiesischen Jazz und zu keltischen Einflüssen auf die Musik Galiziens und Nordportugals. Zu ihren neuesten Publikationen gehören unter anderem die vierbändige Enciclopédia da Música em Portugal no Século XX (2010), Music and Conflict (2010) und Traditional Arts in Southern Arabia: Music and Society Sohar, Sultante of Oman (2009).

Der Glarean-Preis wird seit 2007 alle zwei Jahre an Wissenschaftler verliehen, die sich durch ein herausragendes OEuvre auf dem Gebiet der europäischen  Musikgeschichtsschreibung auszeichnen und deren Forschungstätigkeit Fragen der Publikation und Distribution von Musik angemessen berücksichtigt.

Finanziert wird der Glarean-Preis aus Geldmitteln, welche die Basler
Musikhistorikerin Marta Walter (1896–1961) der SMG testamentarisch vermacht hat. Bisherige Glarean-Preisträger sind Karol Berger (Stanford), Martin Staehelin (Göttingen) und Reinhard Strohm (Oxford).

Das Legat erlaubte überdies die Schaffung des ebenfalls mit 10’000 Franken dotierten Jacques-Handschin-Preises, der die Förderung junger Forscher zum Ziel hat. Bisherige Preisträger sind Giovanni Zanovello (Bloomington) und Bruno Forment (Brüssel). Die Verleihung dieses Nachwuchspreises erfolgt im nächsten Jahr.

Verleihung des diesjährigen Glarean-Preises:
Donnerstag, 5. Dezember 2013 in Bern, 18.15 Uhr
Hauptgebäude der Universität Bern (Kuppelraum Nr. 501), Hochschulstr. 4, 3012 Bern
 

Ein Grossteil der freiberuflichen Musiklehrer der Berliner Musikschulen haben sich laut der deutschen Gewerkschaft ver.di geweigert, «aufgezwungene neue Honorarverträge» zu unterschreiben. Nun kommt es offenbar zur Massenentlassung.

Aufgrund einer neuen «Honorarordnung» des Senats sähen sich die Bezirke zu dieser Massnahme gezwungen und suchten «bereits fieberhaft am Markt nach neuen Lehrkräften für den Herbst», so ver.di weiter.

Das Land zerstöre so über Jahrzehnte gewachsene Teams an den Musikschulen, schreibt die Gewerkschaft weiter. Der Vorgang sei «ungeheuerlich und ohne Beispiel in der Geschichte der Deutschen Musikschulen». Am kommenden Freitag will die ver.di-Fachgruppe Musik gemeinsam mit der Berliner Landeslehrervertretung gegen die Entlassungen demonstrieren.

Laut der «Berliner Zeitung» sollen die freiberuflichen Musikschullehrer künftig kein monatliches Pauschalhonorar mehr erhalten, sondern jede Unterrichtsstunde einzeln abrechnen müssen. Einnahmen in den Ferien würden entfallen. Das Jahresbruttohonorar eines Berliner Musikschullehrers beträgt rund 12’500 Euro.

Erneuert werden müssen die Honorarverträge, weil die Deutsche Rentenversicherung bei vielen Lehrern Scheinselbständigkeit diagnostiziert haben. Die Pädagogen lebten nur von Einnahmen aus der Musikschultätigkeit. Das Land Berlin muss deshalb Sozialleistungen nachzahlen.

Schweizer Erstaufführung eines Staempfli-Konzerts

Ein ungewöhnliches Schweizer Programm: Nebst Dvořáks Symphonie «Aus der neuen Welt» präsentiert das Berner Symphonieorchester (BSO) in seinem 13. Symphoniekonzert Schoecks Violinkonzert und die Schweizer Erstaufführung des 1933 entstandenen 2. Klavierkonzerts von Edward Staempfli.

Kultur-Casino Bern, Foto: baikonur, wikimedia commons

Mit dem BSO (Leitung Mario Venzago) spielt der 1986 in Ostwestfalen geborene Pianist Moritz Ernst das Klavierkonzert, das 80 Jahre auf seine Schweizer Erstaufführung hat warten müssen. Schoecks Violinkonzert wird von Bettina Boller interpretiert.

Dass der Berner Komponist Edward Staempfli in Vergessenheit geraten sei, habe nichts mit der Qualität seiner Werke zu tun, eher gehöre er der falschen Generation an, schreibt das BSO: einerseits zu jung, als dass er sich bei Kriegsausbruch bereits einen Namen gemacht hätte, andererseits zu alt, um nach Kriegsende neu anfangen zu können. Einer seiner späten Entdecker ist der junge Pianist Moritz Ernst.

Der in Bern geborene Edward Staempfli (1908 bis 2002) war vor allem in der Zeit zwischen 1939 bis 1951 national präsent. Seine Ballette wurden in Bern und Basel aufgeführt. An den Festkonzerten des Schweizerischen Tonkünstlervereins standen sie regelmässig auf dem Programm. Uraufführungen waren im Radio zu hören.

Infos:
22. und 23. Juni 2013, Kultur-Casino Bern.
Details: www.konzerttheaterbern.ch

Bislang unbekannte Handschrift Bachs entdeckt

Der Bach-Forscher Peter Wollny hat im Schütz-Haus Weissenfels eine unbekannte Handschrift Johann Sebastian Bachs entdeckt. Die um 1740 entstandene Abschrift einer Messe Gasparinis bietet Einblicke in Bachs Beschäftigung mit dem Stile antico.

Heinrich-Schütz-Haus, Weissenfels; Foto: Wilhelmy, wikimedia commons,SMPV

Die Quelle enthalte eindeutige Indizien dafür, dass Bach Gasparinis Werk in den beiden Leipziger Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai mehrfach aufgeführt habe, schreibt das Bach-Archiv Leipzig. Die Handschrift wird bis zum 14. Juli 2013 im Schütz-Haus Weissenfels ausgestellt.

Francesco Gasparini schuf Opern, Kammerkantaten und Kirchenstücke. Als eines seiner berühmtesten Werke gilt die 1705 in Venedig entstandene «Missa canonica» für vierstimmigen Chor und Basso continuo, die der aufgefundenen Abschrift zugrundeliegt.

Die Weissenfelser Handschrift umfasst insgesamt 13 Stimmhefte (4 Singstimmen, 4 Stimmen für Streicher und Oboen, 4 Stimmen für Zink und Posaunen sowie eine Orgelstimme).

Der Stimmensatz belegt, dass Bach die reine Vokalbesetzung des Originals gemäss der in Leipzig üblichen Praxis um Streich- und Blasinstrumente erweiterte und sich bei seiner Aufführung auf die Teile Kyrie und Gloria beschränkte.

CISAC besetzt Präsidentenamt mit Jean-Michel Jarre neu

CISAC, der Dachverband der Urheberrechtsgesellschaften, hat an einem Treffen in New York mit dem französischen Komponisten Jean-Michel Jarre einen neuen Präsidenten gewählt. Jarre folgt auf Robin Gibb, der 2012 im Amt verstorben ist.

Jean-Michel Jarre in Mailand 2008, Foto: Daniele Dalledonne, Trento, wikimedia commons

Der französische Komponist Jean-Michel Jarre gilt als Pionier der elektronischen Musik. Er hat mit Pierre Schaeffer in der GRM (Gruppe für Musikforschung) gearbeitet und 1976 mit dem Album «Oxygene» den weltweiten Durchbruch geschafft.

Neben seinen Aktivitäten als Komponist, ist Jean Michel Jarre UNESCO-Sprecher und -Botschafter sowie Sprecher der IFPI, und er hat die Lobby für Internet-Urheberrechts-Gesetzgebung vor dem Europäischen Parlament angeführt.

Die CISAC (Confédération Internationale des Sociétés d’Auteurs et Compositeurs) vereint als globale Nicht-Regierungs-Organisation 231 Autorenverbände und Vereinigungen aus 121 Ländern. Sie repräsentiert nach eigenen Angaben mehr als 3 Millionen Urheber und Verleger aus allen künstlerischen Sparten. 2011 nahmen die Mitglieder der CISAC weltweit 10,3 Milliarden Dollar ein. Aus der Schweiz sind neben der SUISA auch ProLitteris, SSA und SUISSIMAGE CISAC-Mitglieder.
 

Wagner in der Fabrik und im Hotel

Am 29. Juni finden in der alten Zementfabrik und im Hotel Waldstätterhof drei kurze Konzerte mit Werken von Richard Wagner und andern Komponisten statt.

Foto: SMZ

Schon während seines Exils in Zürich (1850 bis 1858) und nicht erst zur Zeit seines späteren Aufenthaltes im Haus Tribschen bei Luzern (1866 bis 1872) führten Richard Wagners Wege nach Brunnen am Vierwaldstättersee. Pläne für eine Festspielbühne auf dem See fielen jedoch rasch heftigen Föhnstürmen zum Opfer, die in dieser Gegend keine Seltenheit sind.

Klassik 3x anders lautet nun der Untertitel des Musikfestes Brunnen, das am 29. Juni in unkonventionellem Rahmen Wagners Musik ins Zentrum stellt. Es beginnt nachmittags mit einer Einführung in der alten Zementfabrik. Es folgen drei je 45 Minuten dauernde Konzerte: zwei in der Zementfabrik und eines zum Ausklang im Hotel Waldstätterhof. Auf dem Programm stehen Kammermusik und sinfonische Werke von Wagner, Richard Strauss, Mendelssohn, Rossini und Mozart. Es spielen viele in der Schweiz und international wirkende Musikerinnen und Musiker sowie das Lucerne Chamber Brass.

Weitere Informationen und genaues Programm: www.musikfest-brunnen.ch
 

Erster Moods Jazz & Blues Award vergeben

Gewinner des ersten, mit 25’000 Franken dotierten Moods Jazz & Blues Award sind der Trompeter Matthias Spillmann und seine Formation Mats-up. Den zweiten Preis (10’000 Franken) hat das Winterthurer Ensemble Keller’s 10 zugesprochen erhalten. Der dritte Preis geht an die finnische Gruppe Tube Factory von Pekka Pylkkanens.

Mats-up. Foto: Cortis & Sonderegger

Der mit insgesamt 40’000 Franken dotierte Award richtet sich an Bands und Musiker aus der Schweiz und/oder Finnland, «die schon länger im Geschäft sind und sich dank dem Preisgeld dem Fortgang ihrer musikalischen Karriere widmen können».

Mit dem Preis hat der Zürcher Jazzclub Moods laut eigenen Worten einen Musikpreis ins Leben gerufen, der das Qualitäts-Gütesiegel des Jazzclubs trage. Er wird von einer Stiftung mit finnischem Hintergrund finanziert.

Der Moods Jazz & Blues Award unterstützt Musiker ab 35 Jahren — professionelle Musiker, die an vielen Nachwuchswettbewerben nicht mehr teilnehmen können.

Der SJMW ist angekommen

Der Schweizerische Jugendmusikwettbewerb wird übernächstes Jahr 40. Bereits heute kann man sagen: Die Veranstaltung hat sich in jeder Hinsicht prächtig entwickelt. Ergebnisse und Eindrücke des jüngsten Klassikfinales Anfang Mai in Bern.

Foto: Niklaus Rüegg,Niklaus Rüegg

Eine breite Einbettung, gute Akzeptanz, ein zeitgemässer Medienauftritt mit neuer Webseite und Facebook-Profil, ausreichende Finanzen, die erfolgreiche Lancierung des Rock/Pop-Jazz-Wettbewerbs, ein hohes Niveau – der Schweizerische Jugendmusikwettbewerb ist dort angekommen, wo er immer schon hin wollte. Er ist ein nicht mehr wegzudenkender Leuchtturm der musikalischen Spitzenförderung und fest im Bewusstsein aller Anspruchsgruppen verankert. Der im Jahr 2012 zum ersten Mal ausgetragene Wettbewerb Pop/Rock und Jazz ist hervorragend angekommen. Ende August findet das zweite Finale wiederum im Moods in Zürich statt. Über die Hälfte der Finalisten in der Sparte Jazz haben interessanterweise bereits einmal am Klassikwettbewerb teilgenommen.

Solide Finanzierung
Sicher muss jedes Jahr wieder für die Finanzierung gearbeitet werden. Private Sponsoren, auch Hauptsponsoren, schliessen ihre Verträge auf ein bis drei Jahre ab. Auch die «Öffentliche Hand» kann keine Dauerfinanzierung garantieren, das ist bekannt. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass jeweils ein ausreichendes Polster zustande kommt, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zu den Unterstützern gesellte sich jüngst neben den Kantonen auch der Bund. Gemäss der Kulturbotschaft des Bundes für die Jahre 2012 – 2015 gehört der SJMW zu den Institutionen, die für eine Subventionierung in Frage kommen. Für 2012 wurde bereits ein namhafter Betrag gesprochen; bis vorerst 2015 wird das mit grosser Wahrscheinlichkeit auch wieder so sein. Das Gesamtbudget des SJMW ist mit 680 000 Franken relativ bescheiden. Es ist bewundernswert, dass mit diesen Mitteln Jahr für Jahr so grossartige Veranstaltungen organisiert werden können.

Jugendchorgesang im Aufwind

Frei von Castingstress und Wettbewerbsdruck haben sich vom 10. bis 12. Mai 2013 in und um St. Gallen 50 Festivalchöre mit rund 1500 jungen Sängerinnen und Sängern aus der ganzen Schweiz zur grossen Gesangsparty getroffen. Weitere 650 Kinder nahmen am «SingplausCH» teil.

Foto: Niklaus Rüegg

Das Chorsingen ist im Kommen. Das demonstrierten über 2000 Kinder und Jugendliche am 4. Schweizer Kinder- und Jugendchorfestival (SKJF). Extra für das Festival wurde im Athletikzentrum ein gigantischer Konzertraum für 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer geschaffen. Dort fanden die beiden grossen Festivalkonzerte, der «SingplausCH» sowie die Eröffnungs- und Schlusskonzerte statt. Es gibt keine Aufnahmekriterien beim SKJF, bloss die Bedingung, dass alle Teilnehmenden drei Tage anwesend sind und sämtliche, dem jeweiligen Chor zugedachten Auftritte absolvieren. Das Fehlen einer Teilnahmebeschränkung hat dieses Jahr dazu geführt, dass 50 Chöre mit 1500 singenden Mitgliedern mit von der Partie waren. Vor zwei Jahren in Lausanne waren es noch 30. Dazu kamen in St. Gallen noch 650 Kinder, die mit ihren Chören am Freitag am fröhlichen «SingplausCH» teilnahmen.
Das Angebot der drei Tage war riesig. Auf 26 Plätzen, in Kirchen und Konzerträumen in und um St. Gallen fanden rund 60 Konzertveranstaltungen statt. Das Publikumsinteresse war trotz häufigen Regens gross. Weiterbildungsangebote für Chorleitende und Workshops rundeten das Angebot ab.

Defizite kommen nicht in Frage
Das SKJF verfolgt das Ziel, den Kinder- und Jugendgesang sowie Schweizer Chorkompositionen zu fördern. Die Gründungsversammlung war am 7. März 2006 in Zürich. Die Idee für das SKJF hatte Michael Gohl, der zu Beginn auch dem Vorstand «Verein Schweizer Kinder- und Jugendchor-Förderung SKJF» angehörte. Der Verein ist Mitglied der Schweizerischen Chorvereinigung SCV. Er gewährleistet die regelmässige Organisation des Festivals und fördert mit weiteren Projekten über die Sprachgrenzen hinweg die Vernetzung der Schweizer Kinder- und Jugendchöre. Im aktuellen Vereinsvorstand ist von der Gründungstruppe einzig Peter Daniels (Finanzen) übrig geblieben. Diese Kontinuität zahlt sich im wahrsten Sinne aus. Der ehemalige CEO und Hobbychorsänger kennt das Finanzierungsgeschäft aus dem Effeff und hat in all den Jahren ein nutzbringendes Beziehungsnetz aufgebaut. Trotzdem muss er «immer wieder von vorne anfangen». Schon vor Beginn des Festivals hat er seine Fühler nach den in Frage kommenden Geldgebern für das Festival 2015 in Disentis/Mustér ausgefahren: «Wir arbeiten nur mit Donatoren, wir machen kein Sponsoring. Donatoren – meist Stiftungen – geben Geld ohne Gegenleistung. Sponsoren hingegen wollen etwas verkaufen und das passt nicht zum Zweck der Kinder- und Jugendförderung». Daniels verfügt dieses Jahr über ein ansehnliches Budget von gut einer halben Million Franken. Defizite kommen nicht in Frage: «Es wird nur bestellt, was bezahlt werden kann».

Wenn das junge Publikum nicht ins Konzert kommt …

… kommt das Konzert zu ihm. Händels «Messiah» durchdringt und begeistert die Sekundarschule Oberwil/Biel-Benken.

Foto: zvg,SMPV

Allerorten suchen Veranstalter nach Konzertgästen, vor allem auch jüngeren. Der Studienchor Leimental hatte nun mit einer ganz einfachen Idee grossen Erfolg. Für die Aufführung von Georg Friedrich Händels Messiah hielt der Chor die Schlussproben in der Sekundarschule Oberwil/Biel-Benken (BL) ab: Da übte ein Trompeter im Entree, während gleichzeitig Schülerinnen an ihm vorbeigingen, als sei es das Normalste der Welt. Durch die Aulafenster sah man dem Orchester zu, quer über das Pausenareal ertönte schwach das Halleluja, tauchten Händels Arien die trüben Frühlingstage in etwas Wärme. Die Bedürfnisse der Schule und der Musiker fanden problemlos nebeneinander Platz. Und die interessierten Schülerinnen und Schüler erhielten «en passant» Einblick in den Probenalltag von Solisten und Orchester.

Für jene 7. Klasse, die mit ihrem Musiklehrer Daniel Vuilliomenet den Halleluja-Chor einstudiert hatte, wurden zwei Sonderproben angesetzt. Es war das erste Mal, dass sie sich an einem vierstimmigen Chorsatz versuchten. Der Komplexität wegen wurde oft zur laufenden CD geprobt. So gewannen die Kinder Sicherheit für die schwierigen Einsätze. An der ersten Probe mit Studienchorleiter Sebastian Goll stellten sie sich registergetrennt zu den erschienenen Mitgliedern des Chors. Ohne viel Federlesens wurde begonnen. Zwischendurch stellten Musiker des Barockorchesters L’arpa festante ihre Instrumente vor, die Barocktrompete, die Theorbe, das Cembalo, das Orgelpositiv, die Oboe meist auch mit einer Kostprobe aus der entsprechenden Literatur. Dann ging es wieder ans Halleluja. Um die Struktur des Stücks transparent zu machen, liess Sebastian Goll einzelne Instrumentengruppen allein spielen: Wo variieren die Motive, wo überlappen sie sich, wann tauchen sie erneut auf? Der Einbezug von kurzweiligen, rhythmischen Elementen begleitete das Singen, machten Struktur und Dynamik des Halleluja für die Kinder körperlich erfahrbar. Sebastian Goll liess auch immer wieder Persönlichkeit und Leben Händels durch Anekdoten und Episoden farbig auferstehen.

In der zweiten Probe rief er nochmals die Bilder wach, die er choreografierend erarbeitet hatte. Verlangt waren gespreizte Arme zum Choreinsatz, sprechende Münder zu den leiseren Halleluja-Wiederholungen. «Ihr dürft diese Bewegungen natürlich nicht am Konzert machen, müsst sie aber im Herzen tragen und man soll euch die Freude ansehen, muss spüren, dass ihr diese Musik lebt!» Auch einige Gemeindepolitikerinnen waren erschienen. Eine meinte nachher, sie habe tatsächlich gespürt wie die Musik von innen heraus gekommen sei; fantastisch diese fröhlichen Gesichter, der Spass an der Musik.
Während dreier Tage lag Musik in der Luft der Sekundarschule und brachte vielfältige und positive Erfahrungen. Eine Mutter mailte: «Die gemeinsame Arbeit an diesem grossen, schönen Projekt motiviert und freut unseren Sohn enorm. Das Konzert ist momentan zuhause omnipräsent.» Dass schliesslich auch das Publikum in ungeahntem Mass in den Musiksaal des Basler Stadtcasinos strömte, sei nur nebenbei erwähnt …

Bildlegende
«Halleluja»: Die Struktur der Musik körperlich erfahren
 

Wie das Hirn verschiedene Melodien lernen kann

Johanni Brea, Walter Senn und Jean-Pascal Pfister vom Institut für Physiologie der Universität Bern schlagen im «Journal of Neuroscience» ein mathematisches Modell vor, das die sogenannte Hebb’sche Lernregel zur Programmierung von Nervenverbindungen im Hirn erweitert.

Nervenzelle unterm Mikroskop. Foto: Fanny Castets/WikiCommons,SMPV

Ausgangspunkt der Theorie der Berner Forscher ist eine Unterscheidung von Vorder- und Hintergrund-Neuronen. Die Vordergrund-Neuronen repräsentieren die Aktivierungsmuster, die durch eine Sequenz vorgegeben sind, im Falle einer Melodie durch auditive neuronale Vordergrund-Aktivität. Während sich die Sequenz in den Vordergrund-Neuronen abspielt, sind in einer anfänglich zufälligen Reihenfolge auch Hintergrund-Neuronen aktiv. Diese lernen, die Abfolge der Vordergrund-Aktivität zu unterstützen.

Nach der Hebb’schen Regel werden Verbindungen von unmittelbar nacheinander aktivierten Nervenzellen gestärkt («Fire together, wire together»). Die synaptischen Verbindungen zu den Hintergrund-Neuronen dürfen aber gerade nicht dieser Regel folgend angepasst werden, da sich sonst die zunächst zufälligen und womöglich falschen Abfolgen in den Hintergrund-Neuronen «einbrennen».

«Gemäss unserem Modell werden die synaptischen Veränderungen durch ein Signal moduliert, das die Wirkung der Hintergrund- auf die Vordergrund-Aktivität abschätzt», erklärt Letztautor Jean-Pascal Pfister: Falls sich die aktuelle Hintergrund-Aktivität unterstützend auswirkt, wird die ursprüngliche Hebb’sche Lernregel angewandt – andernfalls wird das Vorzeichen der Lernregel umgekehrt und die Verbindung von sequenziell aktivierten Neuronen geschwächt.

«Im Falle der Melodie bedeutet dies, dass innerhalb der Pause diejenige Hintergrund-Aktivität unterdrückt wird, die eine frühzeitige oder falsche Fortsetzung der Melodie auslösen würde», fügt Pfister hinzu.

Das Modell der Berner Forschenden macht experimentell direkt testbare Voraussagen. Wie genau übergeordnete Signal die synaptischen Verbindungen anpassen, könne dadurch experimentell festgestellt werden, so Pfister weiter.

Originalartikel:
Johanni Brea, Walter Senn und Jean-Pascal Pfister: Matching storage and recall in sequence learning with spiking neural networks. The Journal of Neuroscience, June, 5 June 2013, 33(23): 9565-9575; doi: 10.1523/​JNEUROSCI.4098-12.2013
 

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