Kompositionen von Fred Stocker digitalisiert

Im Auftrag der Karl-Lamperti-Stiftung werden in Zusammenarbeit mit dem Haus der Volksmusik die Werke des Lachner Komponisten Fred Stocker erfasst. Einige sind bereits digital greifbar.

Fred Stocker wird 2017 mit dem päpstlichen Orden geehrt. Foto: zVg

Alfred Stocker wurde 1928 in Savoyen geboren. Er ist der Neffe des legendären Volksmusikanten Stocker Sepp (1898-1949). Wie das Haus für Volksmusik schreibt, wirkte Stocker ab 1963 in Lachen als Pädagoge, Chorleiter und Organist. Viele Jahre lang habe er das dortige Dorfleben aktiv mitgeprägt und musikalisch bereichert. Für sein vielseitiges Schaffen wurde er 1989 mit dem Anerkennungspreis des Kanton Schwyz und 2017 mit der päpstlichen Benemerenti-Medaille ausgezeichnet.

Auf der Website des Hauses der Volksmusik in Altdorf erhält man nun in der Rubrik «Gesamtwerke» Einblick in sein Schaffen. Eine Biografie ergänzt die 143 bereits digital erfassten und öffentlich als PDF zugänglichen Werke von momentan Adoro te über das Lachner-Lied bis zu Zu Gott allein ist stille meine Seele. Die Sammlung soll weiter ausgebaut werden. Ergänzende Informationen zu Fred Stocker oder einzelne Werken sind willkommen. Wer Fred Stockers Werke öffentlich aufführt, muss dies in den Suisa-Listen angeben.
 

Eröffnung der Tonhalle Zürich verschoben

Die Bauarbeiten bei der Instandsetzung von Kongresshaus und Tonhalle laufen weiter. Die Corona-bedingten Schutzmassnahmen verzögern jedoch den Baufortschritt. Der Eröffnungstermin von Kongresshaus und Tonhalle wird wegen des erhöhten Terminrisikos von März auf September 2021 verschoben.

Architektin Boesch und Paavo Jaervi bei einer früheren Besichtigung. Foto:Alberto Venzago

Die vom Bund verordneten Massnahmen und die ausserordentliche Lage wirken sich auf den Bauablauf aus, schreibt die Stadt Zürich: Der Bauprozess und die Materiallieferungen seien beeinträchtigt. Am ursprünglich angesetzten Eröffnungstermin vom März 2021 festzuhalten sei unter den gegebenen Umständen für die Betreiberinnen ein zu grosses Risiko.

Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich wird die Saison 2020/2021 statt in der Tonhalle am See in der Tonhalle Maag durchführen und plant entsprechend um.

Es sei aktuell schwer einschätzbar, wann sich die Lieferketten stabilisieren werden und welche Langzeitfolgen die Massnahmen auf das Terminprogramm haben. Nicht zuletzt, weil die Lockerungen des Bundes schrittweise und mit Vorbehalt vollzogen werden. Die Bauherrschaft strebe weiterhin eine möglichst rasche Fertigstellung an.
 

Neues Datum für das EJCF

Dem Organisationsteam ist es gelungen, das 12. EJCF auf die Auffahrtstage 2021 (12. bis 16. Mai) zu verschieben. Drei weitere Festivals, die meisten der eingeladenen Chöre sowie gegen 100 Kooperationspartner und -partnerinnen ermöglichen dies dank ihrer Flexibilität.

EJCF 2018: Chœur d’Enfants Sotto Voce, Frankreich Foto: Guido Schärli

Die 12. Ausgabe des Europäischen Jugendchor Festivals Basel (EJCF) hätte über die diesjährigen Auffahrtstage stattfinden sollen. Covid-19 machte einen Strich durch die Rechnung und der EJCF-Vorstand hat das Festival Mitte März abgesagt. Man hatte zunächst nicht damit gerechnet, dass die 12. Ausgabe verschoben werden könnte. Dies wurde nun doch möglich, weil sich, wie das Festival schreibt, gleich mehrere Festivals solidarisch zeigten und ihre Anlässe auf neue Termine setzten oder neue Kooperationen eingingen. So werde das Schweizerische Kinder- und Jugendchorfestival vom Mai 2021 auf Mai 2022 verschoben und finde gleichzeitig mit dem Schweizer Gesangsfestival (Festival der Chöre 20. bis 28. Mai 2022 in Gossau) statt. Das Treffen der Schweizer Chorleiterinnen und -leiter finde 2021 im Rahmen des EJCF statt, geplant war es während des Kirchenklangfestes Cantars (März bis Juni 2021). Einige Konzertveranstalter hätten Termine verschoben, mitarbeitende Organisationen und Freiwillige ihre Unterstützung für 2021 zugesichert. Bis auf vier der für 2020 eingeladenen Chöre könnten alle auch nächstes Jahr teilnehmen.

Ausserdem sei das EJCF nicht ganz gestrichen: Das Schweizer Radio werde Aufnahmen vergangener Festivals senden, die Recycling-Aktion von ungebrauchten Werbematerialien laufe weiter und ab 10. Mai würden auf der Website des Festivals Aktivitäten verkündet, «die nun als Amuse bouche eines EJCF 2021 verstanden werden können.»

Streichquartett Nr. 13

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Streichquartett Nr. 13 in B-Dur.

Als Ignaz Schuppanzigh im April 1823 nach Wien zurückkehrte, bemerkte er schon während seines ersten Besuchs bei Beethoven: «Auf dem Lande werde ich ihn besuchen, da wollen wir zusammen ein neues Quartett komponieren.» Den entscheidenden Anstoss für die Komposition einer ganzen Reihe von Streichquartetten dürfte jedoch ein Brief von Fürst Nikolai Galitzin gegeben haben, in dem dieser gleich um «un, deux ou trois nouveaux Quatuors» bat. Doch schon die Uraufführung des ersten aus dieser Reihe am 6. März 1825 (Es-Dur op. 127) verlief enttäuschend – und machte deutlich, dass Beethoven mit seinen späten Streichquartetten weit in die Zukunft schaute. Bemerkenswert ist hierfür ein Kommentar über die Anforderungen des Werkes, den Schuppanzigh im Zuge einer Aussprache in ein Konversationsheft des tauben Komponisten eintrug: «Mechanische Schwierigkeiten sind ja nicht darinn, nur die Originalität macht es schwer, welche man im ersten Augenblik nicht fassen kann.»

Beethoven selbst war sich des interpretatorischen wie intellektuellen Anspruchs durchaus bewusst. In einem Skizzenbuch findet sich der auf den Kopfsatz des Streichquartetts B-Dur op. 130 abzielende Plan: «letztes Quartett für Galitzin mit einer ernsthaften und schwergängigen Einleitung». Am Ende wurde das Adagio dann doch nicht so gewichtig, dafür aber erscheint es mit dem nachfolgenden Allegro kontrastierend verzahnt. Dem an dritter Stelle stehenden Andante wie auch der berühmten Cavatina (5. Satz) geht dann jeweils ein knapp gefasstes Scherzo voraus. Den Abschluss bildete ursprünglich die später durch ein Rondo-Finale ersetzte und separat gedruckte «Grosse Fuge». Die konzeptionell in sich geschlossene ursprüngliche Fassung der Komposition bezeichnete Anton Schindler in seiner Beethoven-Biografie (3. Auflage von 1860) wenig verständlich als «Monstrum aller Quartett-Musik».

Dass Komponist und Publikum neue Werke mitunter unterschiedlich wahrnehmen, ist nicht erst ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. So erinnerte sich Karl Holz, Secundarius im Schuppanzigh-Quartett, an die Uraufführung von Opus 130 am 21. März 1826: «Die Produktion Aufführung war nie im Beisein Beethovens. Das Publikum war nach Umständen begeistert, erstaunt, oder fragend, doch aus Ehrfurcht nie absprechend. Es begriff – oder es begriff auch nicht. Bei der 1. Produktion des B Dur Quartetts, als noch die Fuge das Finale bildete, mußten die kleinen Zwischensätze in B Moll und G Dur, auf stürmisches Verlangen, wiederholt werden …. Die Fuge ging unverstanden vorüber. Beethoven erwartete mich nach der Uraufführung im nächstgelegenen Gasthause. Ich erzählte ihm, daß die beiden Stücke wiederholt werden müssen recte: mussten. Ja! sagte er hierauf ärgerlich, diese Leckerbissen! Warum nicht die Fuge?» Hervorhebungen im Original


Hören Sie rein!

Von Musik freigesetzte Energien

Forscher des Dresdner Fraunhofer-Institutes für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM haben die Instrumente der Berliner Philharmoniker nach dem Spielen mit einer Wärmebildkamera abgelichtet.

Thermobild von Violinen/Bratschen (Bild: Heribert Schindler Fraunhofer IFAM Dresden),SMPV

Mittels Infrarotstrahlung erfasste die Wärmebildkamera die Oberflächentemperatur von Instrumenten vor, während und nach einem Konzert. Die dabei entstandenen Thermogramme zeigen eindrucksvoll und zum Teil auch überraschend, welche Temperaturen an welchen Stellen der Instrumente entstehen. Diese kommen durch Berührungen, Druck oder Atemluft zustande. Beispielsweise durch Auflegen einer Violine auf die Schulter, das Bespielen einer Pauke oder das Halten des Taktstocks.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IFAM Dresden fanden heraus, dass sich die Instrumente beim Spielen um bis zu 10 Grad erwärmen. Dies hängt natürlich auch vom Material ab. Blechblasinstrumente nehmen Wärme schneller auf, geben sie aber auch rascher wieder ab. Holzblasinstrumente dagegen nehmen Wärme langsamer auf, halten diese dafür aber länger. So erwärmt sich beispielsweise das Mundstück einer Trompete auf bis zu 30 °C, das Griffbrett einer Violine nur auf bis zu 25 °C im Verhältnis zur Raumtemperatur von 20 °C.

Mehr Infos:

Musik in Zeiten von Corona

Ein internationales Forschungsprojekt untersucht die Auswirkungen der Corona-Krise auf unser Musikverhalten.

Foto: Fixelgraphy on Unsplash (s. unten),SMPV

Am 20. April fiel der Startschuss für die Online-Umfrage des internationalen Forschungsprojekts «Music Use in the Time of Corona». Die weltweiten Entwicklungen möchten Melanie Wald-Fuhrmann, Lauren Fink (beide Frankfurt a.M.), Niels Chr. Hansen (Aarhus), Lindsay Warrenburg (Boston), Claire Howlin (Dublin), und Will Randall (Jyväskylä) dokumentieren und auswerten.

Inspiriert durch sich gerade viral verbreitende Videos mit Hashtags wie #coronasongs, #quarantunes oder #covidance, konzipierten die Forscher eine Online-Studie, die nach dem persönlichen Musizieren und Musikhören vor und während der Krise fragt. Im Detail geht es dabei um die technischen Formate, mit denen Musik gehört wird, Formen des Musizierens allein und mit anderen, Situationen, in denen man Musik hört, sowie um die Gründe und Motivationen fürs Musikhören und -machen.

Mehr Infos:
http://ww2.unipark.de/uc/musicandcorona

Heri wechselt von Basel nach Luzern

Felix Heri übernimmt zum 1. Juni die Leitung der Lucerne Festival Academy und Alumni. Heri wechselt zum Festival von der Basel Sinfonietta, dort war er seit 2012 tätig, seit 2013 als Geschäftsführer.

Felix Heri (Foto: Gregor_Brändli)

Die Lucerne Festival Academy wurde 2004 von Pierre Boulez und Festival-Intendant Michael Haefliger gegründet. Jeden Sommer arbeiten junge Orchestermusiker, Dirigenten und Komponisten aus der ganzen Welt mit renommierten Komponisten und Dirigenten der Neue Musik-Szene an zeitgenössischen Partituren und Klassikern der Moderne.

Künstlerischer Leiter der Akademie ist seit 2016 der Komponist Wolfgang Rihm. Die Lucerne Festival Alumni sind ein stetig wachsendes Netzwerk von über 1ʼ200 ehemaligen Teilnehmern der Lucerne Festival Academy. Sie sind nicht nur während des Sommers in Luzern präsent, sondern fungieren auch als internationale Botschafter von Lucerne Festival und treten in verschiedenen Ländern auf.

Felix Heri wurde 1986 in Deitingen/Solothurn geboren und studierte zunächst Klarinette an der Hochschule Luzern, anschliessend absolvierte er den Studiengang Kulturmanagement an der Universität Basel.

«Close Distance statt Cultural distancing»

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat die Ausschreibung «Close Distance» gestartet. Damit will sie zu neuartigen Produktionen anregen, die kreativ mit den derzeitigen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens umgehen. Bewerben kann man sich bis auf Weiteres über myprohelvetia.

Ausschnitt aus dem Signet von «Close Distance». Bild: Mirjana Farkas/Pro Helvetia

Die Covid-19-Pandemie sei eine aussergewöhnliche und für viele Menschen existenzielle Situation und verlange nach neuen, kreativen Lösungen, schreibt Pro Helvetia. Kunst- und Kulturschaffende sollten trotz Mobilitätsbeschränkungen weiter zusammenarbeiten können und ihre Arbeiten trotz Versammlungsverboten ein zahlungswilliges Publikum finden. «Cultural distancing» sei keine Option und so sei die Kultur aufgefordert, mit Distanz innovativ umzugehen.

Mit der Ausschreibung «Close Distance» wolle Pro Helvetia «Kulturschaffende und Kulturinstitutionen dazu ermutigen, mobilitätsunabhängige Formen der Zusammenarbeit sowie neue Formen der Öffentlichkeit zu initiieren oder bestehende Formate zu intensivieren – sowohl innerhalb der Schweiz wie auch gemeinsam mit internationalen Partnern. Von besonderem Interesse sind dabei experimentelle künstlerische Kollaborationen, neue Reflexionsformate, internationale Vernetzungen und Partnerschaften sowie Plattformen.» Gesucht seien neue Formate, «die auch über die Corona-Krise hinaus Bestand haben und physische Mobilität nicht mehr zur zwingenden Voraussetzung von Kulturproduktion und -rezeption machen», sagt Seraina Rohrer, Bereichsleiterin Innovation & Gesellschaft bei Pro Helvetia. Unterstützt werden sowohl digitale wie analoge Projekte in allen von Pro Helvetia unterstützten künstlerischen Bereichen/Disziplinen.
 

Voraussetzungen

Das Vorhaben muss einen Bezug zur Schweiz haben, von gesamtschweizerischem Interesse sein und eine klare Wirkungsabsicht verfolgen und umsetzen. Es muss durch hohe kulturelle und fachliche Originalität und Qualität überzeugen, nach professionellen Standards umgesetzt werden und die Kapazität aufweisen, künstlerische und soziale Distanzen zu überschreiten.

Maximal kann ein Projekt mit 50 000 Franken unterstützt werden. Die Gesuche werden laufend überprüft, ein Entscheid wird innerhalb von drei Wochen gefällt. Weitere Details zur Eingabe finden sich auf:

Solothurner Hilfen für die Kultur

Der Solothurner Regierungsrat hat die Umsetzung der bundesrätlichen Covid-19-Verordnung zur Kultur beschlossen. Ab sofort können Kulturunternehmen und Kulturschaffende beim Kanton zusätzliche finanzielle Hilfen beantragen.

Wendeltreppe im Rathaus Solothurn. Foto: WikimediaCommons, Nachweis siehe unten

Der Solothurner Regierungsrat hat die konkrete Umsetzung der Massnahmen beschlossen und eine Unterstützungshilfe mit einem Kostendach von maximal 3,48 Mio. Franken genehmigt. Konkret können nicht gewinnorientierte Kulturunternehmen, die ihren Sitz im Kanton Solothurn haben, beim Kanton rückzahlbare zinslose Darlehen beantragen, um ihre Liquidität zu sichern. Selbständige Kulturschaffende mit Wohnsitz im Kanton Solothurn und Kulturunternehmen mit Sitz im Kanton Solothurn können Ausfallentschädigungen beantragen.

Die Unterstützungsmassnahmen sind subsidiär zu allen anderen staatlichen Leistungen in Zusammenhang mit der Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus (Kurzarbeitsentschädigung; Arbeitslosenentschädigung; Erwerbsausfallentschädigung; Soforthilfe an Kulturschaffende, Überbrückungsfonds Kanton Solothurn). Sie decken damit den Schaden, für den keine anderweitige staatliche Ersatzleistung erfolgt und der nicht durch eine Privatversicherung gedeckt ist. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es deshalb schwierig zu prognostizieren, inwiefern diese Form der Unterstützung und entsprechend die finanziellen Mittel im Kanton Solothurn genutzt werden.

Ab sofort können nun Anträge für zusätzliche Unterstützungsbeiträge, wenn möglich, bis Donnerstag, 30. April 2020, jedoch spätestens bis Mittwoch, 20. Mai 2020, eingereicht werden. Die entsprechenden Gesuchsformulare und Merkblätter werden unter https://corona.so.ch/bildung-kultur/kultur-und-sport aufgeschaltet.
 

Bildnachweis

Von Gestumblindi – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79125276

Sonate für Horn und Klavier

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonate für Horn und Klavier F-Dur.

Für jeden Hornisten ist diese Sonate auch heute noch eine Herausforderung, ganz gleich, welches Instrument angesetzt wird. So ist der Tonvorrat des Waldhorns rein bautechnisch auf die Naturtonreihe beschränkt, was musikalisch weder eine durchgehende diatonische noch eine chromatische Linie ermöglichte. Vor der späteren Einführung der mechanischen Ventile (von denen Johannes Brahms übrigens kein grosser Freund war) konnte diese Beschränkung nur durch die sogenannte Stopftechnik weitgehend aufgehoben werden – eine Technik, bei der die Hand im Trichter je nach Lage und Form Einfluss auf die Tonhöhe nimmt. Nur wenige herausragende Musiker waren in der Lage, die damit einhergehende charakteristische Veränderung des Klanges (nämlich von strahlend offen zu eng gestopft) hinreichend auszugleichen. Zu diesen zählte der in Böhmen geborene Wenzel Stich (1746–1803), der sich italianisierend auch Giovanni Punto nannte. Er hatte Beethoven zur Mitwirkung in einer Akademie am 18. April 1800 im Hofburgtheater gewinnen können, doch die dafür abgesprochene Komposition wurde erst im allerletzten Moment fertig. In seiner wohl anekdotisch gesteigerten Erinnerung formuliert es Ferdinand Ries so: «Die Composition der meisten Werke, die Beethoven zu einer bestimmten Zeit fertig haben sollte, verschob er fast immer bis zum letzten Augenblick. … Den Tag vor der Aufführung begann Beethoven die Arbeit und beim Concerte war sie fertig.»

Ob aus diesem Grund der mittlere langsame Satz (Poco adagio, quasi andante) nur einen vergleichsweise geringen Umfang aufweist und eher die Funktion einer Einleitung zum abschliessenden Rondo hat? Dass Beethoven mit den klanglichen Möglichkeiten des Horns bewusst gespielt und die Komposition Stich/Punto vermutlich geradezu auf den Leib geschrieben hat, zeigt schon der Beginn des ersten Satzes. Hier eröffnet das Horn mit einem Signal aus der Naturtonreihe. Die Übernahme des engschrittigen gesanglichen Hauptthemas ist aber auf einem ventillosen Instrument ohne Anwendung einer ausgefeilten Stopftechnik nicht denkbar. Für den heutigen Musiker, der meist auf dem technisch ausgeklügelten und klanglich ausgeglichenen Ventilhorn spielt, erwächst daraus die Herausforderung, etwas von dieser ausdrucksstarken, differenzierten Klanglichkeit lebendig zu halten.


Hören Sie rein!


Baselbiet unterstützt Kulturunternehmen

Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat Beschlüsse zur Umsetzung der Covid-Verordnung Kultur des Bundesrats gefasst. Ab sofort können Kulturschaffende und Kulturunternehmen beim Kanton Gesuche für Ausfallentschädigungen und Darlehen stellen.

Kulturhaus in Liestal. Foto: I, Parpan05 – Nachweis siehe unten

Für die Massnahmen im Kulturbereich stellt der Bundesrat finanzielle Mittel im Umfang von 280 Millionen Franken zur Verfügung. Gemäss Verteilschlüssel des Bundes werden dem Kanton Basel-Landschaft 4,051 Millionen Franken zugesprochen. Dies unter der Voraussetzung, dass der Kanton Mittel in derselben Höhe bereitstellt. Im Baselbiet stehen somit insgesamt 8,102 Millionen Franken bereit.

Nicht gewinnorientierte Kulturunternehmen und gewinnorientierte Kulturunternehmen ohne Unternehmens-Identifikationsnummer (UID) sowie Kulturschaffende können auf Gesuch Ausfallentschädigungen von maximal 80 Prozent des finanziellen Schadens erhalten, welcher mit der Absage oder der Verschiebung von Veranstaltungen und Projekten oder mit Betriebsschliessungen verbunden ist und durch staatliche Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus verursacht wurde. Die Umsetzung der Massnahmen und die Gesuchsbearbeitung geschehen in enger partnerschaftlicher Koordination mit dem Kanton Basel-Stadt. Dies gilt insbesondere bei Gesuchen, welche mit den bikantonalen Fachausschüssen BS/BL in Verbindung stehen.

Für nicht gewinnorientierte Kulturunternehmen sieht der Bundesrat ferner rückzahlbare zinslose Darlehen zur Sicherstellung der Liquidität vor, sofern diese infolge staatlicher Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gefährdet ist. Die Darlehen belaufen sich auf höchstens 30 Prozent der Erträge des Kulturunternehmens, abzüglich Subventionen der öffentlichen Hand. Sie können nach einem vorgängigen Beratungsgespräch mittels Gesuch bei kulturelles.bl beantragt werden.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Verleihung der Kulturpreise 2020 des Kantons Basel-Landschaft verschoben. Die Kulturpreisverleihung wird zu einem späteren Zeitpunkt in anderer Form durchgeführt. Kulturelles.bl wird zu gegebener Zeit informieren. Die Kulturpreisverleihung 2021 findet – wie für dieses Jahr vorgesehen – in Oltingen statt.

Mehr Infos: www.kulturelles.bl.ch/corona
 

Bildnachweis

Von I, Parpan05, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74697182

Die digitalen Kanäle rücken in den Fokus

Angesichts der Corona-Krise musste auch m4music abgesagt werden, sogar die Pläne für eine digitale Teilausgabe. Dennoch oder gerade deshalb will sich das Popmusikfestival in den kommenden Monaten für die Schweizer Musikszene einsetzen.

Solche Menschenansammlungen sind derzeit unmöglich. Foto: Pressebild m4music

Bekanntermassen hat das Corona-Virus das öffentliche Kulturleben in der Schweiz nahezu zum Erliegen gebracht. Dem Musikfestival des Migros-Kulturprozents m4music hat die Pandemie sogar zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zwei Wochen vor Beginn wurde bekannt, dass die 23. Ausgabe, ursprünglich geplant vom 19. bis 21. März, aufgrund behördlicher Vorgaben abgesagt werden muss. «Eine Durchführung ist nicht zu verantworten», war der Medienmitteilung zu entnehmen.

Planung im Rhythmus der Ereignisse

Völlig geschlagen geben wollten sich die Macherinnen und Macher zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Folgerichtig verkündete man: «Aus m4music 2020 wird m4music 2.0.» Statt ein dreitägiges Festival für 6000 Besucherinnen und Besucher wurde nun ein Livestream für die Daheimgebliebenen geplant. Angedacht war ein Mix aus Musik, Paneldiskussionen und der sogenannten Demotape Clinic – dem Nachwuchswettbewerb für Schweizer Popmusik. Bereits elf Tage später war auch dieses Vorhaben bereits Geschichte. «In Anbetracht der aktuellen Situation und der neusten Vorgaben des Bundesrates ist die Durchführung einer Veranstaltung wie des Streaming-Festivals m4music 2.0, für das über 50 Mitarbeitende und Gäste aus verschiedenen Teilen der Schweiz anreisen würden, nicht zu verantworten», liess die Festivalleitung verlauten.

Deswegen klein beizugeben stand für m4music aber nicht zur Diskussion. Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee versprach: «Allen Umständen zum Trotz wollen wir der Schweizer Popmusik eine Plattform bieten und in den kommenden Wochen auf unseren digitalen Kanälen eigens produzierte Inhalte für Musikfans und Professionals zur Verfügung stellen.» Tatsächlich kam es am 21. März – dem ursprünglichen Festivalsamstag – zu einem ersten Online-Panel unter dem Titel Totalausfall – Die Musikszene in Zeiten des Corona-Virus. Rund 350 Teilnehmende hätten die Diskussion auf Facebook oder Zoom live verfolgt und die Klickzahlen der Aufzeichnung auf Youtube würden laufend steigen, erklärt Philipp Schnyder auf Anfrage. «Damit dürfen wir zufrieden sein.»

Aktualität bestimmt die Diskussionsthemen

Auf die Auswirkungen der Festivalabsage angesprochen, erläutert er: «Das m4music ist der wichtigste Treffpunkt für die Schweizer Indie-Musikszene. Dementsprechend schmerzhaft war der Schritt.» Aber man müsse sich gleichzeitig darüber im Klaren sein, dass für die Vertreter der hiesigen Musikszene aktuell andere Fragen im Vordergrund stünden. Folgerichtig widmete sich das oben genannte und nach wie vor auf Youtube präsente Online-Panel bewusst auch diesen Problemen. Diskutiert wurde etwa die existenzielle Not, in die Musikschaffende bei ausbleibenden Gagen geraten und immer mehr Clubs und Festivals angesichts des Veranstaltungsverbots.

Doch zurück zum m4music: Laut Schnyder sei man momentan noch damit beschäftigt, die finanziellen Auswirkungen der Festivalabsage zu analysieren. Es handle sich um einen aufwendigen Prozess, der zudem juristische Abklärungen erfordere. «Dabei ist es nicht das Ansinnen von m4music und dem Migros-Kulturprozent, finanziell möglichst gut wegzukommen.» Eine Haltung, die das Festival einnehmen kann, weil es trotz Absage grundsätzlich nicht in Frage gestellt wird. «Wir sind sehr gut positioniert und gehen davon aus, dass das m4music im kommenden Jahr wieder stattfinden wird», erklärt Schnyder. Eine Verschiebung des diesjährigen Festivals – etwa in den Herbst – wurde nicht in Erwägung gezogen. «Das wäre zu kostspielig gewesen», so der Festivalleiter.

Weitere Panels und Demotape Clinic online

Klar sei, dass man auch ohne m4music 2020 der Schweizer Musikszene behilflich sein wolle. «Derzeit sind wir noch am Überlegen, wie wir uns positionieren wollen, um die einheimische Szene bestmöglich zu unterstützen», berichtet Schnyder. Weil das Schweizer Radio und Fernsehen bereits mit allerlei Streams aktiv ist, plant m4music, sich anderweitig zu engagieren. So wird sich das nächste Online-Panel am 16. April 2020 des Themas Multikulti würkli(ch)? – Über Migration, Kultur und Diversität annehmen. Im Fokus der Diskussionsrunde steht die Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft von Migration geprägt ist. Doch obschon mehr als 50 Prozent der 15- bis 35-Jährigen in der Schweiz einen Migrationshintergrund haben, lässt sich dies beispielsweise in den Feuilletons kaum erkennen. Was zur Frage führt, warum hierzulande die multikulturelle Musikszene nicht stärker im Rampenlicht steht.

Ebenfalls noch im April wird die Demotape Clinic erstmals digital durchgeführt. Die vier Kategoriensieger und der Gewinner des Demo of the Year werden am 28. April online verkündigt. Und im Hintergrund beginnen bald wieder die Vorbereitungen fürs m4music 2021, wie Philipp Schnyder weiss: «Wir starten schon jetzt wieder mit dem Booking!»

Solidaritätsfonds für junge Musikerinnen und Musiker

Die Musikhochschule der italienischen Schweiz, das Conservatorio della Svizzera italiana, will mit einem Unterstützungsfonds Studierenden in finanzieller Notlage helfen.

Foto: SMZ

Ende März hat die Stiftung Conservatorio della Svizzera italiana einen Solidaritätsfonds geschaffen, um Studierenden der Musikhochschule der italienischen Schweiz, die wegen der wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Pandemie in schwere finanzielle Not geraten sind, schnell und effizient zu unterstützen. Wie die Stiftung schreibt, könnten betroffene Studierende sofort ein Not-Stipendium beantragen. Nach einer Überprüfung der Konditionen und der finanziellen Bedürftigkeit werde ein Unterstützungsbeitrag direkt auf das Konto der Studierenden überwiesen.

Die Anation sämtlicher Konzerte und Veranstaltungen habe den Studierenden eine wichtige, wenn nicht gar ihre einzige Erwerbsquelle entzogen. Darüber hinaus habe die weitgehende Stilllegung der Wirtschaft sie nicht nur ihrer Nebenerwerbsmöglichkeiten, sondern häufig auch der familiären Unterstützung beraubt.

Die Präsidentin des Stiftungsrates, Ina Piattini Pelloni, appelliert an die Solidarität mit den jungen Studierenden. Christoph Brenner, Generaldirektor des Conservatorio della Svizzera italiana, ist davon überzeugt, dass der Schutz und die Unterstützung der musikalischen Talente es erlauben wird, «schnell zur Normalität zurückzukehren – dann, wenn wir Kunst und Kultur, insbesondere die Musik, besonders nötig haben werden.»

Die Initiative habe innert weniger Tage bereits 61 710 Franken mobilisiert.

Update 30.4.2020:
Die Stiftung gab am 29. April 2020 bekannt, dass innerhalb dreier Wochen bereits über 100’000 Franken mobilisiert werden konnten und bereits 60 Notstipendien zur Verfügung gestellt wurden.

Spendenkonto

Banca dello Stato del Canton Ticino, 6501 Bellinzona
Fondazione Conservatorio della Svizzera italiana
Fondo di solidarietà
IBAN: CH60 0076 4372 7664 Y000 5
BIC: BSCTCH22XXX
Clearing: 00764
CCP: 65-433-5

Für weitere Informationen:
www.conservatorio.ch/it/fondazione/sostienici
Tel. +41 (0)91 960 23 67

Verlegerische Kunst

Der Branchenpreis für Notenausgaben und Musikbücher von herausragender Qualität wurde bereits zum 29. Mal vergeben.

Mitglieder der Jury 2020 (v.li.): Bert Odenthal, Susanne Funk, Mario Müller, Jan Sören Fölster. Foto: DMV,SMPV

Der Deutsche Musikverleger-Verband e.V. (DMV) ehrte in diesem Jahr neun Publikationen mit dem Gütesiegel «Best Edition». Die vierköpfige Jury (Jan Sören Fölster, Kirchenmusiker, Berlin, Susanne Funk, Kulturkaufhaus Dussmann, Berlin, Mario Müller, Bundesverband Freier Musikschulen, Bonn und Bert Odenthal, Grafikdesigner, Berlin) hatte insgesamt 81 Einsendungen aus der ganzen Bandbreite an Publikationen deutscher Musikverlage zu bewerten. Alle eingereichten Werke wurden nach folgenden Kriterien beurteilt:

  1. Editorischer Gesamteindruck
  2. Besondere verlegerische oder wissenschaftliche Leistung oder Idee
  3. Korrektheit und Qualität des Notenbildes (Stich, Typie, elektronischer Notensatz, Kalligrafie)
  4. Grafische Gestaltung
  5. Bei digitalen Einreichungen: Nutzerfreundlichkeit, Innovation, Barrierefreiheit
  6. Druck, Papier, Einband

Die Verleihung der Auszeichnungen war im Rahmen der Internationalen Musikmesse in Frankfurt geplant, die abgesagt werden musste. «Gerade in der jetzigen Zeit, in der viele Musikverlage aufgrund der Corona-Krise um ihre Existenz kämpfen, ist es wichtig zu zeigen, wie hochwertig ihre Noten-und Musikausgaben in Inhalt und Form sind», erklärte Clemens Scheuch, Vizepräsident und Vorsitzender des Ausschusses für E-Musik im DMV.
 

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Preisträger 2020:

«Christus am Ölberge»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Oratorium «Christus am Ölberge»

Gross besetzte Vokalmusik wird bei Beethoven oft auf nur wenige Werke reduziert. Das Finale der Neunten ist in aller Munde und Ohren. Die Missa solemnis darf getrost als Opus magnum durchgehen, in dessen Schatten steht dann schon die Messe C-Dur. Aber ein Oratorium, noch dazu zur Karwoche? Tatsächlich ist Christus am Ölberge op. 85, Beethovens einziger Beitrag zu dieser Gattung, nahezu vollständig aus dem Repertoire verschwunden. Vielleicht war es auch eher der Zufall, der Beethoven zu dieser Komposition verleitete. Anfang 1803 hatte er von Emanuel Schikaneder den Auftrag bekommen, für das Theater an der Wien eine Oper zu schreiben. Und es wurde ihm zugesichert, dass er mit den Musikern auch Konzerte zum eigenen Vorteil durchführen könne, das erste am 5. April 1803, dem Dienstag der Karwoche.

Beethoven hatte seine beiden ersten Sinfonien und das dritte Klavierkonzert auf das Programm gesetzt. Mehr oder weniger kurzfristig entstand zudem dem Kirchenjahr entsprechend das Oratorium. Seine spätere Behauptung, es sei in «14 Tägen» niedergeschrieben worden, ist cum grano salis zu nehmen. Erste Skizzen stammen vom Februar des Jahres. Vor allem aber verstand Beethoven das Oratorium offenbar als Schritt auf dem Weg zur Oper: dramaturgisch wie musikalisch.

Christus am Ölberge wurde erfolgreich aufgeführt. Das von Franz Xaver Huber (1755–1814) stammende Libretto erwies sich allerdings ausserhalb Wiens als problematisch, so dass es bei der Drucklegung (Breitkopf & Härtel, Leipzig 1811) zu eigenmächtigen Veränderungen des Verlags kam. Beethoven erfuhr davon erst in den Korrekturfahnen – zu spät, um noch Grundsätzliches in seinem Sinne klären zu können, auch wenn er zugeben musste: «der text ist äußerst schlecht in der alten Bedeutung von ‹schlicht›, aber hat man auch sich einmal aus einem schlechten schlichten text ein ganzes gedacht, so ist es schwer durch einzelne Änderungen zu vermeiden, daß eben dieses nicht gestört werde

Vor allem bezog er sich auf den Chor der Krieger, der etwas seltsam anmutet: «Wir haben ihn gesehn, / Nach jenem Berge gehen, / Schlagt links den Weg nur ein, / Er muß ganz nahe seyn!» Sinn machen solche Verse allein vor dem Hintergrund der Wiener Aufführungstradition, die offenbar auch ein szenisches Konzept umfasste. Jedenfalls finden sich in gleich mehreren Textbüchern der Zeit entsprechende Hinweise wie «Christus. Er kniet in einiger Entfernung von den schlafenden Jüngern», «Christus erhebt sich», «Paulus zieht das Schwert», «Chor der Kriegsknechte, indem sie Christum anführen». Hier lohnt es sich besonders, auf den Notentext der aktuellen Gesamtausgabe zurückzugreifen (auch als Studienpartitur bei Henle erhältlich). Und wer sich erst einmal von der sinfonischen Introduktion (beginnend in es-Moll!) gefangen nehmen lässt, der wird wohl gerne neugierig weiterhören …

Angaben zur Studienpartitur:
Ludwig van Beethoven. Christus am Ölberge op. 85, herausgegeben von Anja Mühlenweg (Studien-Edition), Henle-Verlag München, 255 Seiten (HN 9311)


Hören Sie rein!

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