Konzert Theater Bern zählt mehr Eintritte

Konzert Theater Bern (KTB) hat laut eigenen Angaben in der Saison 2014/15 die Gesamtzuschauerzahl im Vergleich zur Vorjahressaison um rund sieben Prozent gesteigert: Insgesamt konnten 149‘948 Eintritte gezählt werden, rund 9000 mehr als in der Spielzeit 2013/14.

Foto: Annette Boutellier

In der Saison 2014/15 wurden von KTB 417 Vorstellungen und 53 auswärtige Gastspiele gegeben (Vorjahressaison: 389/36). Den signifikantesten Anstieg der Besucherzahlen konnte das Musiktheater verzeichnen: 40‘886 Zuschauer wurden hier gezählt (2013/14: 31‘315). Publikumszuwachs vermeldet auch das Schauspiel. Die Publikumszahlen des Berner Symphonieorchesters und des Tanzes blieben laut der Medienmitteilung im Berichtszeitraum gegenüber der Vorjahressaison stabil.

Die Rechnung schliesst mit einem buchhalterischen Überschuss in Höhe von rund 33‘000 Franken ab. Die Einnahmen sind gegenüber der Vorjahressaison leicht gesunken – von 5,7 Millionen in 2013/14 auf rund 5,5 Millionen Franken in 2014/15. Ein Rückgang, der insbesondere der sanierungsbedingt kurzen Spieldauer im Stadttheater geschuldet ist.  Aufgrund der Stadttheater-Sanierung und der bevorstehenden Sanierung des Kultur Casino rechnet KTB frühestens ab Saison 2019/2020 wieder mit einem normalen Betrieb.

 

Foto: Herzog Blaubarts Burg, Grosse Halle der Reitschule, Spielzeit 2014/15, Claude Eichenberger (Judith), Pavel Shmulevich (Herzog Blaubart)

Revision des Bündner Kulturförderungsgesetzes

Das Kulturförderungsgesetz des Kantons Graubbünden steht vor einer Totalrevision. Neben einer kulturpolitischen Neupositionierung spielen dabei auch neue Strukturen aufgrund der Gebietsreform eine Rolle. Regionen sollen verpflichtet werden, ein flächendeckendes Angebot an Sing- und Musikschulen zu führen.

Graues Haus in Chur, Sitz der Bündner Regierung. Foto: Bravuogn, Wikimedia commons

Im Zuge der Totalrevision des Wirtschaftsentwicklungsgesetzes und der Schaffung eines Gesetzes zur Sportförderung sollen auch Fragen zur Reorganisation und Neupositionierung der kantonalen Kulturförderung untersucht werden. Zu klären sind dabei mögliche Schwerpunkte der Kulturförderung (professionelle Kultur, Amateurkultur), die Schnittstellen zur Wirtschaftsförderung sowie die Zuständigkeiten und die Wahl der kantonalen Kulturförderungskommission.

Die aktuelle Kulturförderung des Kantons Graubünden basiert auf dem Gesetz über die Förderung der Kultur vom 28. September 1997 und der Verordnung zum Gesetz über die Förderung der Kultur vom 12. Januar 1998. Das Kulturförderungsgesetz sowie die darauf basierende Verordnung haben sich als Grundlagen der kantonalen Kulturförderung bis heute in vielen Bereichen bewährt. Neu wird vorgesehen, die Unterstützung des professionellen Kulturschaffens explizit in die Zielsetzungen des Gesetzes aufzunehmen. Der Entwurf sieht überdies vor, dass die Regionen verpflichtet werden, ein flächendeckendes Angebot an Sing- und Musikschulen zu führen.

Das Gesetz soll spätestens auf den 1. Januar 2018 in Kraft treten. Die Regierung des Kantons Graubünden schickt nun einen Entwurf in die Vernehmlassung. Die Vernehmlassung dauert bis am 15. April 2016. Die Unterlagen dazu sind abrufbar im Internet unter www.gr.ch.

 

Neuer MKZ-Direktor heisst Erich Zumstein

Der Zürcher Stadtrat hat Erich Zumstein als Nachfolger von Cristina Hospenthal zum neuen Direktor von Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) gewählt. Der Amtsantritt erfolgt per 1. August 2016.

Foto: zvg

Erich Zumstein, der zur Zeit als Rektor der Bezirksschulen Schwyz amtet, arbeitet seit 1982 als Lehrperson auf unterschiedlichsten Stufen, darunter auch als Musiklehrer, und leitet seit über zwanzig Jahren Musik- und Volksschulen in den Kantonen Luzern und Schwyz.

Erich Zumstein absolvierte eine umfassende Kaderausbildung, ist ausgebildeter Personal-Fachmann und hat einen MBA-Abschluss. Er nimmt seit 2005 oberste Führungsverantwortung wahr. Seit 2011 arbeitet Zumstein als Rektor der Bezirksschulen Schwyz und ist dort verantwortlich für 230 Mitarbeitende und 1800 Schülerinnen und Schüler.

Die amtierende MKZ-Direktorin, Cristina Hospenthal, tritt per 31. August 2016 in den Ruhestand; Erich Zumstein nimmt seine Tätigkeit am 1. August 2016 auf. Musikschule Konservatorium Zürich ist mit über 22’000 Schülerinnen und Schülern die grösste Musikschule der Schweiz. Bei MKZ arbeiten über 600 diplomierte Musiklehrerinnen und Musiklehrer. Sieben Musikschulen verteilen ihren Unterricht auf annähernd hundert Schulhäuser innerhalb der Stadt Zürich.

 

 

Zürcher Festspielpreis 2016 geht an Sophie Hunger

Die Schweizer Sängerin, Songwriterin, Filmkomponistin und Texterin Sophie Hunger wird 2016 mit dem mit 50‘000 Franken dotierten Zürcher Festspielpreis ausgezeichnet.

Foto: Wikipedia/Thomas Springer

Die Künstlerische Kommission der Festspiele Zürich verleiht den vom Bär-Kaelin Fonds ermöglichten Preis zum zehnten Mal. Barbara Frey, Mitglied der Kommission und Intendantin am Schauspielhaus Zürich, charakterisiert die Sängerin als «grossartige, sensible Künstlerin», deren Musik durch eine «höchst eigenwillige Mischung aus Verspieltheit, geballter Kraft, Witz und Melancholie» geprägt werde.

Der Preis würdigt «Sophie Hungers herausragende Leistungen in der Zürcher Musikszene und weit darüber hinaus». Die Zürcherin, die heute in Berlin lebt, hat von hier aus ihre ersten Schritte in die Musikwelt gewagt. Besonders wichtig sei dabei der Zürcher Musikklub Helsinki gewesen, einer der ersten Klubs in Zürich, wo es jeden Abend Livebands gab.

Die Preisverleihung findet im Rahmen der zwanzigsten Festspiele Zürich statt, die sich vom 3. bis 26. Juni 2016 hundert Jahre nach der Gründung der Dada-Bewegung auf die Spuren des Mythos Dada begeben. Am Anlass im Schauspielhaus Zürich wird Sophie Hunger einen musikalischen und multimedialen Rückblick auf ihre Musiklaufbahn geben.

 

Weiterbildung mit Kalaidos

Die Kalaidos Musikhochschule gewährt Anfang Januar im Konservatorium Winterthur Einblick in ihre neuen Studiengänge .

Bild: Ulrich Forchner,SMPV

Nichts ist unmöglich – dank der Nachdiplomstudiengänge an der Kalaidos Musikhochschule. Am 9. Januar 2016 präsentiert die Hochschule von 13 Uhr bis 16 Uhr einige ihrer neuen Studiengänge: Musikjournalismus, Musik – Psyche – Körper, Komponieren für Kinder, Zeitgenössische Improvisation, Musik und Forschung, Dirigieren und Organisieren, Indische Rhythmik, Musik und Management.

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen. Dozierende sowie der Rektor der Hochschule, Frank-Thomas Mitschke, stehen für Fragen zur Verfügung.

Adresse: Konservatorium Winterthur, Tössertobelstrasse 1

www.kalaidos-music.ch
 

Ober-Gerwern-Masterpreis erstmals verliehen

Für Studierende der Hochschule der Künste Bern HKB ist zum ersten Mal der mit 20’000 Franken dotierte «Ober-Gerwern-Masterpreis» ausgeschrieben worden. Gewonnen hat ihn eine Abschlussarbeit zur Konservierung und Restaurierung von Notenrollenpapieren.

Welte-Cottage-Abspielvorrichtung. Museum für Musikautomaten, Seewen SO

Der Preis wird für eine oder mehrere herausragende Masterarbeiten vergeben, die an der Hochschule der Künste Bern HKB eingereicht werden. Aus 14 Anwärterinnen und Anwärtern, deren Masterarbeit mit einer Note über 5,5 bewertet worden waren, wählte eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Gesellschaft und der HKB nun erstmals fünf Arbeiten aus, die als preiswürdig in die engere Wahl kamen.

Zugesprochen worden ist der Preis schliesslich Yasmine Sarah Kerber, Master of Arts in Conservation-Restoration, für ihre hervorragende Abschlussarbeit zum Thema «Perforierte Notenrollenpapiere als Toninformationsträger mechanischer Musikinstrumente – Konservierung und Restaurierung».

Die Arbeit zeichne sich durch eine sehr sorgfältige, inhaltlich und formal vorbildliche Ausführung aus, schreibt die Gesellschaft. Das  Masterprojekt verbinde interdisziplinär Aspekte der Interpretationsforschung mit dem Kerngebiet der technologischen Erschliessung und Konservierungsforschung zu den Notenrollen und ihren Spezialpapieren.

Die Gesellschaft zu Ober-Gerwern ist eine der 13 Bernischen Zünfte und Gesellschaften. Sie ist eine aus der Gerberzunft entstandene Gesellschaft der Burgergemeinde Bern.

Musik in Österreichs Kindergärten unter Druck

Unter dem Titel «Entlastung in der Ausbildung – Profilschärfung» wird derzeit im österreichischen BMBF (Bundesministerium für Bildung und Frauen) der Lehrplan für die BAKIP (Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik) neu gestaltet. Der Österreichische Musikrat (ÖMR) ist alarmiert.

Foto: Dieter Schütz/pixelio.de

«Nach der Marginalisierung der Musikausbildung für Volksschullehrerinnen und Volksschullehrer» drohten nun auch empfindliche Verschlechterungen in der Ausbildung für Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen, schreibt der ÖMR in einer Stellungnahme. «In einer Nacht- und Nebelaktion» sei ohne Einbeziehung der Betroffenen beschlossen worden, so der ÖMR weiter, dass in der Instrumentalausbildung (bisher ein Melodie- und ein Begleitinstrument) ein Instrument gestrichen werde. Das bedeute drei Stunden weniger musikalische Praxis. Zusätzlich solle eine weitere Stunde Musikerziehung entfallen.

In der künftigen Eignungsprüfung angehender Fachkräfte muss künftig kein Lied mehr vorgesungen werden. Es müssen bloss noch Motive nachgesungen werden. Auch im bildnerischen Bereich wird gekürzt.

Der ÖMR und die AGMÖ (Arbeitsgemeinschaft Musikerziehung Österreich) setzen sich  für den Ausbau oder zumindest die Beibehaltung des bisherigen Stundenausmasses für den musikalischen Bereich ein und fordern eine Diskussion mit den Verantwortlichen über Wert und Aufgabe von Musik und Kunst in der Kindergarten- und Hortpädagogik.
 

Schwyz schickt Opilik nach New York

2017 gewähren die Kantone Zug, Schwyz und Uri vier Kunstschaffenden einen Aufenthalt im Atelier der Zentralschweizer Kantone in New York, darunter auch der Sängerin und Musikvermittlerin Lydia Opilik.

Foto: zvg

Lydia Opilik ist in Schwyz aufgewachsen und verfügt über eine breite musikalische Ausbildung: 2007 schloss sie ihre Studien an der Musikhochschule Luzern mit dem Lehrdiplom auf der Geige ab; danach studierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste (2009 Konzertdiplom Gesang) und am «Conservatorium van Amsterdam» mit dem Hauptfach Oper. Seit kurzem belegt sie an der Universität Luzern Kulturwissenschaften.

Der breite Rucksack soll ihr ermöglichen, sich selber in der Tätigkeit als Künstlerin, Musikerin und Vermittlerin besser verstehen und verwirklichen zu können. Daneben ist sie als Lehrerin tätig und pflegt sie als Sängerin und Geigerin eine rege Konzerttätigkeit. Zusammen mit Kollegen ist sie Initiantin des Zentralschweizer Projekts Kulturschock, das klassische Musik für ein neues, insbesondere jüngeres Publikum erschliessen will.

New York ist für Lydia Opilik eine grosse Chance, sich musikalisch weiterzuentwickeln und sich inspirieren zu lassen – insbesondere auch im Bereich der Musikvermittlung. Die Young Peoples Concert der New York Philharmonic ist eine der ältesten Konzertreihen für den Publikumsnachwuchs. Ihren Machern will sie über die Schultern schauen und daneben das bereits bestehende Netz nutzen, um mit den besten Gesangslehrern und Korrepetitoren zu arbeiten.

Der Kanton Zug betreibt seit Beginn des Jahres 2000 zusammen mit dem Kanton Schwyz ein Wohnatelier für Kunstschaffende in New York, an welchem auch die Kantone Uri, Obwalden und Nidwalden beteiligt sind. Das aus dem Lotteriefonds finanzierte Stipendium beinhaltet die unentgeltliche Benützung des Wohnateliers sowie einen Beitrag an die Lebenskosten. In den Genuss des je viermonatigen Atelierstipendiums kommen zur Zeit neben Lydia Opilik die bildende Künstlerin Patricia Jacomella Bonola (ZG) sowie die beiden bildenden Künstler Luca Schenardi und Lina Müller (Uri).
 

Opfer übermächtiger Mütter

Im Rahmen einer sechsteiligen Tournee zeigte der Luzerner Komponist Thomas K.J. Mejer sein Musiktheater «Macula matris» in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz– gezwungenermassen allerdings in einer problematischen reduzierten Fassung.

Das Ensemble Phoenix spielte unter der Leitung von Jürg Henneberger. Foto: zVg

Eigentlich war ja alles ganz anders gedacht: Für eine weite (Industrie-)Halle hatte der Luzerner Komponist und Saxofonist Thomas K.J. Mejer sein 1995/96 komponiertes rund siebzigminütiges Musiktheater Macula Matris konzipiert. Das Publikum sollte sich frei zwischen sieben Stationen bewegen, an denen jeweils ein Musiker und ein Tänzer agieren und ein Sprechtext zu hören sein sollten. Das war finanziell nicht zu realisieren. Jetzt, zwanzig Jahre nach der Entstehung, wurde das Werk konzertant an diversen Orten in der Suisse Romande und der deutschsprachigen Schweiz aufgeführt – mit einem Abstecher ins badische Freiburg. Der vorliegende Bericht basiert auf dem Gastspiel in der Basler Gare du Nord vom 5. Dezember 2015. Auf die ursprünglich beabsichtigte räumliche Wirkung musste dabei fast ganz verzichtet werden. Einzig die Sprechstimmen sind aus Lautsprechern rund um das Publikum zu hören; die Musiker sitzen nebeneinander vor einer Video-Leinwand, auf der die Tänzer zu sehen sind.

Der Stücktitel Macula Matris (Muttermal) meint hier nicht das körperliche Merkmal, sondern die Prägung jedes Menschen durch seine Mutter, die der Psychoanalytiker C. G. Jung, auf den sich Mejer explizit bezieht, als «Mutterkomplex» bezeichnet hat. Jung unterscheidet verschiedene Ausprägungen dieses Komplexes, und Mejers Auswahl literarischer Texte folgt dieser jungschen Typologie. Es geht um eine erwachsene Frau, die in der totalen Kontrolle durch ihre Mutter seelisch verkümmert, um ein homosexuelles Muttersöhnchen, einen Frauenhelden, eine Nymphomanin; Erotik und Sexualität sind also wesentliche Themen des Stücks. Diese inhaltlichen Angaben entstammen einem nachträglichen Mail des Komponisten; in der Aufführung sind die Texte nur teilweise zu verstehen, oft werden sie geflüstert oder unhörbar mit den Lippen geformt. Während sie in der ursprünglich vorgesehenen Halle nebeneinander herlaufen würden, so dass man immerhin einem einzelnen folgen könnte, überlagern sie sich hier und werden zum diffusen sprachlichen Rauschen. Im sonst vollmundigen Programmheft sind sie nicht abgedruckt, ja noch nicht einmal nachgewiesen. Damit ist das im selben Heft angekündigte «Spiel um Geist, Körper und Seele, um Ursache und Wirkung, um Ausdruck und Analyse» vom Publikum zu einem wesentlichen Teil nicht nachzuvollziehen. Sinnvoll ist das nicht.

Text, Musiker und Tänzer sind jeweils Aspekte einer einzigen Figur, die isoliert von den anderen in sich selbst gefangen ist. Das findet seinen Ausdruck in der Musik und in der Choreografie von Angelika Ächter. Die Partitur für Flöte(n), Klarinette, Fagott (auch Kontrafagott), Posaune, Harfe, Cello und Schlagzeug gibt jedem Instrumentalisten ein enges Repertoire von Klanggesten, die er quasi manisch wiederholt. In der Weite eines Raums, in dem sich für die Zuhörenden bei jedem Schritt das Klangbild verändert, fächert sich diese Musik immer wieder anders auf. Auf dem Podium der Gare du Nord summierten sich die sieben Solopartien zu einem beim ersten Hören weitgehend einheitlichen Klangbrei fast ohne Höhepunkte und ohne Kontraste, die hätten Spannung schaffen können. Ein wilder Paukenwirbel, ein lautstarker Ausbruch des Kontrafagotts, ein aparter kurzer Dialog von Harfe und Xylophon weckten hier und da die Aufmerksamkeit. Auch die Zuordnung der Instrumente zu den Texten und den Tänzern war nicht auszumachen. Da half auch das engagierte Spiel des von Jürg Henneberger einstudierten Basler Ensembles Phoenix nicht weiter. Es hätte sich unbedingt gelohnt die veränderte akustische Situation zu akzeptieren und die Partitur auf dieser Basis neu zu fassen.

Eine solche Neufassung ist dafür bei der Choreografie gelungen. Analog zu den Musikern lässt Ächter die Tänzer markante Körperbewegungen repetieren. Der Videokünstler Stefan Bischoff hat ihre Arbeit zur Grundlage eines eigenständigen Kunstwerks aus hochästhetischen Bildern gemacht. In weichen Beige- und Brauntönen, die an alte Illustrierten-Fotos erinnern, lässt er die Tänzer wie aus dem Nichts erscheinen, lässt sie nebeneinander agieren, überlagert ihre Bewegungen, blendet sie langsam wieder aus. Er zeigt die fast nackten Körper den Texten entsprechend als Objekte der Begierde. Da lässt ein Mann seine kräftige Rückenmuskulatur spielen, ein anderer streicht sich selbstverliebt über Gesicht und Oberkörper, eine Frau lässt ihre wohlgeformten Brüste vibrieren und spielt mit ihrem langen Haar. Dabei sind die vier Frauen und drei Männer klar den vier Sprecherinnen und drei Sprechern zugeordnet. So ist Bischoffs Film der beste Teil eines sehr ambitionierten, aber in der halbherzigen Umsetzung nicht überzeugenden Projekts.

Trailer zur Produktion: www.maculamatris.com/trailer.html

Christoph Croisé spielt in Altdorf

Der Cellist Christoph Croisé begeistert in New York, München, St. Petersburg, Berlin, Genf, Zürich, Luzern … Am 1. Januar 2016 spielt er in Altdorf.

Christoph Croisé. Foto: Stefan Della Pietra,SMPV

«Croisé ist, ich wage das hohe Wort, ein Sensibilist auf seinem Instrument: einer, der das emotionale Auskosten liebt, der gerne empfindsame Töne verströmt», schreibt Mario Gerteis. Er sei ein Sänger auf vier Saiten. Der Münchner Merkur meint: «Der international bekannte Schweizer Cellist Christoph Croisé entführte die Zuhörer auf eine musikalische Reise. Mit einzigartigen Klängen und einer grossen Fingerfertigkeit schien er in seinem Instrument völlig aufzugehen.»

Christoph Croisé, geboren 1993, gab bereits mit 17 Jahren sein Debut in der Carnegie Hall New York. Weitere Auftritte führten ihn in die Tonhalle Zürich, das Wiener Konzerthaus, die Residenz in München, die Capella in St. Petersburg und die Philharmonie in Baku. Am 27. August dieses Jahres gab er sein Debut am Lucerne Festival. Am 1. Januar 2016, 18.00 Uhr, ist er im Theater(uri) in Altdorf zu hören, begleitet vom Collegium Musicum Basel unter der Leitung von Kevin Griffiths.
 

Ein Markt für experimentelle Musik

Neue Musik ertönt am 10. und 11. Dezember in der Berner Dampfzentrale in unkonventionellen Gefässen. Gleichzeitig wird PAKT vorgestellt, ein neues Netzwerk für neue Musik.

Von Johannes Kreidler wird u.a. «Fremdarbeit» gegeben. Foto: Esther Kochte

«Am 10. /11. Dezember 2015 wird die Dampfzentrale zum Schauplatz eines aussergewöhnlichen Marktes. Persönlichkeiten der zeitgenössischen und experimentellen Musik aus Bern, internationale Grössen sowie Studierende und Wirtschaftsmanager werden sich dort an zwei Abenden zwischen einem neugierigen Publikum von nah und fern tummeln. Alle 15 Programmpunkte dieser beiden Tage haben eines gemeinsam: Sie lassen sämtliche mit den üblichen Konzertritualen verbundene Konventionen weit hinter sich und bieten neuartige Zugänge zur Musik unserer Zeit. Das Programm ist in Kooperation mit Dampfzentrale, HKB, PAKT – das neue musik netzwerk und WIM entstanden und versteht sich als Fortsetzung des Neue Musik Gipfels 2014, mit dem die Szene schon damals für Aufsehen sorgte.

Nicht alles käuflich, aber alles hörenswert
Am Donnerstag (10. Dezember) etwa experimentiert eine Schulklasse mit Geldklängen und Wirtschaftsleute beschäftigen sich mit John Cage, bevor sich am Abend Musiker von künstlerisch hohem Marktwert die Klinke in die Hand geben: Nate Wooley aus den USA wird mit fünf hiesigen Musikern zusammenspannen und das Duo Butterland aus Biel wird einen musikalischen Basar veranstalten.

Den Auftakt am Freitag (11. Dezember) machen Richard Haynes und das Ensemble Proton mit einer Komposition für Autos des Fluxus-Künstlers George Brecht, hier in einer Adaption für Fahrräder. Der Berliner Grenzgänger Stefan Roszak wird gemeinsam mit HKB-Studierenden bizarre selbstgebaute Saiteninstrumente versteigern. Des Weiteren stehen ein Flashmob und Louis Andriessens «Workers Union» auf dem Programm, gespielt von Musikerinnen und Musikern aus sogenannten Drittstaaten.

Stoff zum Nachdenken liefern wird auch Johannes Kreidler, der für seine bilderstarke, bisweilen verstörende Aktions- und Medienkunst berühmt ist. Den krönenden Abschluss macht Zimoun als Associated Artist Musik der Dampfzentrale, bevor DJ Peter Kraut den Abend ausklingen lässt.

Erfolgreich im Weiterbildungsmarkt

Das Nachdiplomstudium «Master of Advanced Studies in Musikmanagement» (MAS) an der Hochschule der Künste in Bern feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen – keine Selbstverständlichkeit in dem umkämpften Bereich.

In «Murmelgruppen» bereiteten die Teilnehmenden Fragen an die Referenten vor. Foto: Niklaus Rüegg

Regula Stibi, Leiterin der Weiterbildung an der HKB, brachte die erstaunliche Entwicklung der Nachdiplom-Masters auf den Punkt: «Vor zehn Jahren bedeutete der Begriff MAS noch so viel wie ein spanisches Feriendorf.» Heute sind CAS und MAS geläufige Begriffe und für ein berufliches Fortkommen fast schon unverzichtbar geworden.

Mit Freude begrüsste der Leiter des Studiengangs, Felix Bamert, am 27. November, zusammen mit Senior Assistent Christian Schütz ein zahlreiches Publikum zu einem Jubiläumssymposium mit interessanten Inputreferaten und vierzehn parallel geführten, thematisch breit gefächerten Workshops, die meisten geleitet von ehemaligen Studierenden.

Seit 2001 ist der Akkordeonist Bamert an der HKB als Dozent für Pädagogik und Didaktik tätig. 2003 wurde er Leiter des Studiengangs Master of Arts in Music Pedagogy und ab 2004 zeichnet er verantwortlich für Konzeption, Aufbau und Leitung des Masters of Advanced Studies in Musikmanagement. Bamert ist auch Vorstandsmitglied im Verband Musikschulen Schweiz (VMS).

Praxisbezogenes Angebot
In seinem Grusswort sprach der Direktor der HKB Thomas Beck von einem «eisigen Wind» auf dem Weiterbildungsmarkt. Es sei schon bemerkenswert, wenn ein Studiengang sich so lange halten könne. Für Beck gibt es einige gute Gründe für diesen Etappenerfolg: Der MAS Musikmanagement sei mehr als ein ökonomisches Produkt, es handle sich um ein gut strukturiertes Angebot, welches sich am Berufsalltag orientiere. Entscheidend für die fortwährende Attraktivität des Studienganges sind sicher auch die hochkarätigen Dozierenden und vor allem auch die Kooperation mit dem Verband Musikschulen Schweiz. Der viersemestrige MAS umfasst die vier Certificates of Advanced Studies (CAS) Selbstmanagement, Leadership, Konzept- und Projektdesign und Praktika. Die Kurse wurden in den zehn vergangenen Jahren von insgesamt 151 Studierenden besucht. Auf Grund von eingereichten Abschlussarbeiten und Prüfungen wurden 38 Master-Titel verliehen. Mit drei der vier CAS bekommt man das VMS-Schulleiterdiplom. Bisher brachte die HKB 103 ausgebildete Musikschulleiterinnen und -leiter hervor.

Baugesuch für Musikhochschule Luzern eingereicht

Ein ins Auge gefasster zentraler Standort für sämtliche Institute und Einrichtungen der Hochschule Luzern – Musik ist ein Schritt weiter: Bei der Gemeinde Kriens ist ein Baugesuch für den Neubau eingereicht worden.

Der geplante Neubau (Visualisierung von Enzmann Fischer & Büro Konstrukt AG)

Die heute auf vier Standorte in der Stadt Luzern verteilten Institute der Hochschule Luzern – Musik (Jazz, Klassik, Neue Musik und Musikpädagogik) werden zukünftig unter einem Dach vereint. Im neuen Gebäude sind ab 2019 sämtliche Unterrichts- und Übungsräume, Bibliothek, öffentliche Konzertsäle wie auch die Arbeitsplätze der Direktion, Administration und Forschung untergebracht. Der Baubeginn erfolgt voraussichtlich im Herbst 2016.

Die Realisierung kostet rund 70 Millionen Franken. Sie wird auf der Basis eines privaten Investorenmodells finanziert – mit der Luzerner Pensionskasse als Investorin und der Hochschule Luzern als Nutzerin. Mit dem Neubau wird nicht nur die Nutzung von hochschulinternen Synergien gefördert, gleichzeitig kann auch die Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Luzerner Sinfonieorchester, der städtischen Musikschule, dem Luzerner Theater, dem Lucerne Festival und der Kulturwerkstatt Südpol durch die räumliche Nähe in Luzern Süd intensiviert werden.

Orchester.ch nimmt Orchestre de Chambre de Genève auf

Orchester.ch, die Vereinigung der Schweizer Berufsorchester, hat mit dem Orchestre de Chambre de Genève ein vierzehntes Mitglied. Es ist neben dem Orchestre de Chambre de Lausanne und dem Orchestre de la Suisse Romande das dritte aus der Romandie.

Foto: Gregory Batardon

Das Orchestre de Chambre de Genève (L‘OCG) wurde im Jahr 1992 gegründet. Seit September 2013 ist der niederländische Dirigent Arie van Beek künstlerischer und musikalischer Leiter. Nach der Umwandlung im Jahr 2008 zu einer Stiftung des Privatrechts wurden mehrere Jahre der künstlerischen und administrativen Festigung gewidmet. Die Aufnahme des Orchesters bei orchester.ch ist nun ein weiterer Schritt zur Institutionalisierung.

Orchester.ch vertritt die Interessen seiner Mitglieder «in Bezug auf die Erfüllung ihrer vielfältigen Aufgaben als Musikinstitution sowie auf ihre Tätigkeit als Orchesterträger und Konzertveranstalter». Er setzt sich ein «für die Bewahrung von Berufsorchestern im heutigen Sinne und für deren Entwicklung zur Sicherstellung einer hochwertigen Orchesterkultur in der Schweiz».

Nationalfonds rettet Hörforschung

Der Schweizeirische Nationalfonds (SNF) kompensiert europäische Gelder für Forschungen zum auditiven Cortex, die gestrichen worden sind, weil die Schweiz nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auf den Status eines Drittlandes zurückgestuft worden ist.

Tania Rinaldi Barkat (Foto: Universität Basel),SMPV

Tania Rinaldi Barkat, seit 2015 Assistenzprofessorin für Neurophysiologie am Departement Biomedizin der Univesität Basel, erhält vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) eine Kompensation für einen ERC Starting Grant. Der Beitrag ist im Rahmen eines Teilprogramms des Europäischen Programms für Forschung & Innovation (Horizon 2020) 2014 bewilligt worden, hat aber beim Wechsel Rinaldi Barkats von der Universität Kopenhagen nach Basel nicht transferiert werden können, da die Schweiz zum massgebenden Zeitpunkt den Status eines Drittlandes innehatte.

Im Interesse des Forschungsplatzes Schweiz springt nun der SNF ein und wird für die rund 1,5 Millionen Euro aufkommen, die der Forscherin vom ERC ursprünglich zugesagt worden waren.

In ihrem Forschungsvorhaben möchte die Neurophysiologin untersuchen, wie es das Gehirn anstellt, verschiedene Arten von Klängen zu verstehen. Dabei steht die Entwicklung des auditiven Cortex im Zentrum, eines Hirnareals, das der Verarbeitung von akustischen Reizen dient. Ziel des Projekts ist insbesondere, besser zu verstehen, welche Funktionen die einzelnen neuronalen Schaltkreise ausüben.
 

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